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Laura und Ben sind Zwillingsgeschwister und leben mit ihren Eltern auf einem Bauernhof mit vielen Tieren. Doch eines Tages verschwindet die Shetlandponystute Molly und ihr Fohlen bleibt alleine zurück. Zum Glück findet die Familie schnell eine Ersatzmutter für den kleinen Hengst und alles scheint gut. Doch mit der Zeit verschwinden weitere Tiere und Lauras und Bens Welt steht auf dem Kopf. Gelingt es den Zwillingen, das Geheimnis der verschwundenen Tiere zu lüften?
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Impressum
Lektorat: Kathrin Maeder
Umschlaggestaltung: Sarah Hunziker
Laura & Ben
Last Hope
(1. Band)
ISBN: 9783754623114
Sarah Hunziker
5213 Villnachern
Veröffentlicht über tolino media
Sarah Hunziker
Laura & Ben
Last Hope
"Ein spannendes Abenteuer, das viel Mut erfordert und Laura und Ben an ihre Grenzen bringt. Sie erkennen, wem sie vertrauen können und wer sie ohne Hemmungen hintergehen würde.“
Sarah Hunziker ist am 19. Juli 2005 in der Schweiz geboren und in Villnachern (AG) aufgewachsen. Schon von klein auf ist sie schreibbegeistert und verfasst alles von Kurzgeschichten bis zu Romanen.
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"Lesen konnte ich schon im Kindergarten. Da ich mich immer gefragt hatte, wo all diese Geschichten bloss herkommen, nahm ich wenige Jahre später einen Stift und ein Blatt Papier in die Hand und begann, selbst welche zu erschaffen."
Vorwort & Danksagung
Mit dem Schreiben begann ich schon in der ersten Klasse. Damals füllten meine Geschichten nur wenige Seiten. Ich hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, ein ganzes Buch zu schreiben. Doch lange hatte ich das Gefühl, dass das viel zu anspruchsvoll für mich sei.
Meine drei jüngeren Geschwister freuten sich schon früh an meinen Geschichten, sie schlugen mir mehrmals vor, dass ich ein Buch schreiben sollte. Eines Tages, mit 13 Jahren, nahm ich mir den Vorsatz, es endlich zu tun.
Von den teils verrückten Ideen meiner Geschwister wurde ich zu dieser Geschichte inspiriert.
Das Sprichwort „Aller Anfang ist schwer“ traf meine Situation genau, als ich mich das erste Mal an den Laptop setzte. Doch nach einigen Wochen fiel mir das Schreiben immer leichter.
Meine Deutschlehrerin an der Bezirksschule stellte mir eine Stunde in der Woche zur Verfügung, in der ich mich auf mein eigenes Schreibprojekt fokussieren konnte.
Kurz nachdem ich die erste Version fertiggestellt hatte, bot sich für mich eine perfekte Möglichkeit, um Rückmeldung von anderen einzuholen:
Wie jedes Jahr verbrachte ich die Skiferien in der Lenzerheide mit meinen Eltern, Geschwistern, Grosseltern, Tante, Onkel und Grosstante. Jeden Abend las ich einige Kapitel vor und bekam direkt Feedback und Gedanken zu hören, die ich nutzte, um den Text zu verbessern.
Mit damals 14 Jahren hielt ich also ein abgeschlossenes Manuskript in der Hand. Doch nun stellte sich die Frage, was ich damit anfangen sollte.
Schliesslich entschied ich mich, den Text an mehrere Verlage zu schicken. Nach einigen Monaten bekam ich Rück-meldungen, dass eine Veröffentlichung aufgrund meines Alters leider nicht möglich sei, doch dass ich auf keinen Fall mit dem Schreiben aufhören sollte. Bei anderen Verlagen schien eine Veröffentlichung nur mit einer hohen Kostenbeteiligung des Autors in Frage zu kommen.
Die weiteren Monate regte sich nicht viel. Ich glaubte nicht daran, dass mein Buch je veröffentlicht werden könnte.
Als ich im Januar 2021 auf das Self-Publishing Angebot von tolino media stiess, bot sich für mich die perfekte Möglichkeit. Bereits im Februar war mein Buch „Last Hope“ als E-Book in Orell Füssli und anderen Onlineshops erhältlich.
Im Herbst 2021 bekam ich ein lobendes Mail meiner ehemaligen Heilpädagogin der Primarschule Villnachern, welche mein E-Book gelesen hatte.
Ich wurde an meinen Wunsch, meine Geschichte auch als Printbuch zu veröffentlichen, erinnert und machte mich auf die Suche nach Self-Publishing Verlagen. Doch die meisten Angebote schienen aus meiner Sicht nicht seriös zu sein, oder verlangten eine hohe Kostenbeteiligung.
Wie es der Zufall wollte, erfuhr ich im Oktober 2021, nur wenige Wochen später, dass tolino media neu auch Printbücher veröffentlicht. Ich war begeistert und begann sofort, alles zu organisieren.
So liegt diese Geschichte von Laura & Ben nun als Buch vor Ihnen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Eintauchen in meine Geschichte und hoffe, dass Ihnen das Lesen genau so viel Freude bereitet, wie mir das Schreiben dieses Buches.
Ein grosser Dank geht an meine gesamte Familie, die mich inspiriert hat und mich nie aufgeben liess.
Ein ganz spezielles Dankeschön möchte ich an meine Grossmutter, Kathrin Maeder, aussprechen, die sich die Zeit genommen hat, das fertige Manuskript durchzulesen und orthografische Fehler zu korrigieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel Wo ist Molly? 11
2. Kapitel Last Hope 19
3. Kapitel Ersatzmutter 28
4. Kapitel Es gibt Besuch 36
5. Kapitel Wasseralarm 48
6. Kapitel Eine grosse Überraschung 55
7. Kapitel Der Fremde 64
8. Kapitel Molly und Merlin 72
9. Kapitel Keine Spur 81
10. Kapitel Alleine 86
11. Kapitel Tierische Hilfe 93
12. Kapitel Samira 98
13. Kapitel Eine Entdeckung 107
14. Kapitel Merlin 115
15. Kapitel Wieder Zuhause 122
16. Kapitel Der Dieb ist entlarvt 128
17. Kapitel Auf der Flucht 134
18. Kapitel Eine falsche Fährte 143
19. Kapitel Auf Verfolgungsjagd 151
20. Kapitel Hilfe naht 159
21. Kapitel Das grosse Festessen 166
22. Kapitel Das Urteil 175
23. Kapitel Erklärungen 181
24. Kapitel Pläne 186
1. Kapitel
Wo ist Molly?
«Hallo Mama», ertönte Lauras Stimme vom Flur. Ein dumpfes Geräusch liess erraten, dass sie ihre Schultasche wie immer in die Ecke warf. Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür wiederholt und Ben spazierte herein.
Seine Schultasche landete mit einem scheppernden Knall auf Lauras Schultasche.
«Ben! Da sind meine neuen Wachsmalstifte drin.», schrie sie ihn wütend an, nahm ihre Schultasche und verschwand. Schon im Flur roch es verführerisch nach Fischstäbchen. Laura trat in die Küche, wo ihre Mutter am Herd stand und mit einem Löffel den Spinat umrührte. Als sie ihre Schritte hörte, drehte sie sich zu ihr um.
«Hallo Laura», sagte sie lächelnd, «Wie war es in der Schule?»
Laura setzte sich müde auf einen Stuhl, der neben dem kleinen Holztisch in der Küche stand.
«Eigentlich ganz gut. Aber Ben hat meine Wachsmalstifte zerbrochen, als er seine Schultasche auf meine geworfen hat.», erzählte sie und strich sich eine Strähne ihres dunkelblonden Haares aus dem Gesicht. Ihre Mutter lächelte verschmitzt.
«Bist du sicher, dass er es war? Vielleicht sind sie schon kaputt gegangen, als du deine Schultasche hingeworfen hast.», sagte sie schulterzuckend und wandte sich wieder dem Spinat zu. Nach wenigen Sekunden bereute sie jedoch auch schon, was sie gesagt hatte. Laura stand wütend im Türrahmen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
«Das ist gar nicht wahr! Ben ist schuld!», schrie sie ohrenbetäubend laut und raste in ihr Zimmer hoch. Die Mutter seufzte tief und schüttelte ihren Kopf.
Nach einer Weile kam Ben in die Küche gelaufen und rümpfte seine Nase. Er schaute in die Pfanne, die immer noch auf dem Herd stand und entdeckte die grüne, blubbernde Substanz.
»Spinat, ekelhaft», würgte er hervor und entfernte sich schnell vom Topf.
«Ich esse heute nichts Mama.», sagte er knapp und verschwand ebenfalls in seinem Zimmer. Seine Mutter seufzte erneut und rief ihren Mann zu Tisch, der zuvor den Stall erledigt hatte.
«Wo sind denn die Kinder?», fragte er überrascht als er sich an den Tisch gesetzt hatte.
«Laura ist wütend auf Ben, weil er ihre Stifte kaputt gemacht hat und Ben isst nichts, weil es Spinat gibt.», erklärte sie ihm schulterzuckend und setzte sich ebenfalls hin. Lauras und Bens Vater hob vielsagend seine Augenbrauen, so dass sie fast seinen Haaransatz berührten und schöpfte sich dann etwas vom Spinat auf seinen Teller.
«Dann essen wir heute eben zu zweit.»
Am nächsten Morgen standen die Zwillingsgeschwister Ben und Laura früh auf. Schliesslich waren seit heute Sommerferien und sie wollten im Stall mithelfen. Die beiden wohnten mit ihren Eltern auf einem kleinen Bauernhof, der etwas abgelegen eines kleinen Dorfes lag, in dem sie die Schule besuchten. Auf ihrem Hof lebten momentan vier Shetlandponys, zehn Hühner, drei Hasen, zwei junge Katzen und die Hofhündin Samira.
Vor zwei Tagen hatte Molly, ein dunkelbraunes Pony, Nachwuchs bekommen. Laura und Ben waren bei der Geburt des Fohlens dabei gewesen und hatten ihrem Vater versprochen, sich um das Kleine zu kümmern. Aus diesem Grund hatten sie gestern Abend den Wecker auf sechs Uhr gestellt und schlüpften jetzt bereits in ihre Stallkleider.
Laura hatte ihren Vater dazu überredet, dass sie heute Morgen den Stall alleine ausmisten dürfen. Die beiden wurden in wenigen Tagen zwölf Jahre alt und konnten das mittlerweile schon sehr gut auch ohne ihren Vater.
Im Stall angekommen, begrüsste Laura als erstes ihr Lieblingspony Merlin, den süssen, aber auch sehr frechen, Schimmelwallach. Ben schlurfte zur Tür, die sich zwischen zwei Pferdeboxen verbarg, öffnete sie knarrend und verschwand im Türrahmen. Wenig später kam er mit zwei Heugabeln und einer Schubkarre wieder hervor und lief zu Laura hinüber, die Merlins Hals tätschelte. Ben streckte ihr eine Heugabel hin, die sie, nachdem er sie dazu aufgefordert hatte, in die Hand nahm.
«Mach du als erstes Mollys Box und schau wie es dem Fohlen geht.», schlug Laura ihm vor und begann, die Pferdeäpfel aus Merlins Box zu nehmen.
Ben schaute über die Boxenwand in Mollys Box. Das kleine Fohlen lag zusammengerollt in einer Ecke und rührte sich nicht. Ben schaute sich hilfesuchend um.
«Wo ist denn Molly?», fragte er, als er Molly nirgends in der Box entdeckt hatte. Das arme süsse Fohlen lag immer noch alleine in der Ecke. Schnell hatte Ben das Tor geöffnet und sich neben das Fohlen gekniet.
«Laura, hol Papa! Schnell!», rief er Laura verzweifelt zu. In seiner Stimme spiegelte sich die Angst, die er um Molly und das Fohlen hatte. Zuerst war sich Laura einen kurzen Moment nicht ganz schlüssig, ob seine Angst ernst gemeint war. Aber sie kannte ihren Bruder gut, und wusste, dass wenn er so klang, etwas nicht mehr in Ordnung war.
Ihr Vater schlief immer noch, als sie in sein Zimmer stürzte.
«Ben hat gesagt, du sollst sofort kommen.», sagte sie aufgeregt und rüttelte ihn wach, «Ich glaube, es ist etwas mit dem Fohlen passiert.»
Es dauerte eine Weile, bis er aus dem Bett war und sich einen dunkelblauen Pullover über den freien Oberkörper gezogen hatte. Nachdem er im Bad noch sein Gesicht gewaschen hatte, was Laura augenverdrehend zur Kenntnis genommen und ungeduldig vor der Tür gewartet hatte, hastete er seiner Tochter nach in den frisch nach Sommer riechenden Garten und weiter zum Stall.
Schon von weitem hörte man Bens Hilferufe. Jetzt bemerkte auch der Vater, dass es dringend war und er begann zu rennen.
Ben kniete schluchzend neben dem Fohlen. Er hatte seine Jacke ausgezogen und sie schützend über das kleine Ding gelegt. Als sein Vater zu ihm in die Box trat, stand er auf.
«Molly ist weg!», schniefte er und trat beiseite. Laura schlug sich die Hand vor den Mund und rannte zum Fohlen hin.
«Lebt es noch, Papa?», fragte sie ängstlich und strich ihm über die weichen Nüstern.
«Lass mich mal.»
Lauras und Bens Vater untersuchte das Fohlen. Mit seiner grossen Hand tastete er seinen Körper ab.
«Es lebt noch. Aber es ist sehr schwach, da es schon länger keine Milch mehr bekommen hat.», erklärte er seinen Kindern, die erleichtert aufatmeten.
«Was sollen wir jetzt machen?», fragte Laura hilfsbereit und schaute sich im Stall um, «Wenn wir ein anderes Pony mit einem Fohlen hätten, könnten wir ihm von dieser Muttermilch geben. Aber Molly war unsere einzige Ponymutter.»
Ihr Vater nickte und kratze sich an der Stirn. Für einen ganz kleinen Augenblick hob das kleine Pony den Kopf und öffnete seine schwarzen Kugelaugen. Aber dann sackte es auch schon wieder in sich zusammen und lag wie zuvor reglos im Stroh.
«Wisst ihr wirklich nicht, wo Molly ist?», fragte der Vater stirnrunzelnd, «Es kann ja nicht sein, dass sie einfach verschwunden ist. Aus der Box kommt sie auf keinen Fall alleine.» Ben schüttelte seufzend den Kopf.
«Nein, wir sind in den Stall gekommen und sie war weg. Vielleicht hat sie jemand in der Nacht geklaut.», antwortete Ben traurig. Über das Gesicht des Vaters huschte zum ersten Mal an diesem Morgen ein kleines Lächeln.
«Ben. Warum sollte uns denn jemand Molly stehlen?», grinste er und verfiel gleich wieder in einen ernsten Gesichtsausdruck, als er die verzweifelten Gesichter seiner Kinder sah.
«Wo soll sie denn sonst hin sein?», fragte Laura. Daraufhin zuckte er ahnungslos mit den Schultern und seufzte abermals.
«Ich weiss auch nicht, was wir im Moment unternehmen sollten. Ich will auf keinen Fall die Polizei rufen wegen einem Pony.»
Lauras Miene verfinsterte sich.
«Warum nicht? Vielleicht ist wirklich ein Tierdieb unterwegs!», sagte sie wütend, stapfte aus Mollys Box und lief zu Merlin hinüber, der sie wie immer wiehernd empfing.
«Es gibt keine Tierdiebe Laura.», versuchte Lauras Vater ihr zu erklären, «Das wichtigste jetzt ist, dass wir eine Ersatzmutter für das Fohlen finden, sonst lebt es nicht mehr lange.»
Und wieder kratzte er sich an der Stirn und seufzte jetzt sicher schon zum fünften Mal.
«Im Internet gibt es eine Website, auf der Anzeigen von Pferdemüttern sind, deren Fohlen gestorben sind. Man kann sich dort informieren, wenn man eine Mutter hat, die ihr Fohlen verstösst oder wie bei uns die Mutter fort ist.»
Bens Augen leuchteten auf. Er erhob sich und wandte sich zum Gehen.
«Ich kann auf meinem Laptop nachschauen, ob es gerade eine in unserer Nähe gibt.», schlug er vor und verschwand nach einem zustimmenden Nicken seines Vaters.
2. Kapitel
Last Hope
«Hast du schon ein Shetlandpony in unserer Nähe gefunden?», fragte Laura ihren Bruder, der schon den ganzen Tag nach einer Ersatzmutter für das Fohlen suchte.
Seine Zwillingsschwester stellte ihm einen Teller mit Marmeladenbroten hin.
«Das ist von Mama. Wir anderen haben schon zu Abend gegessen.»
Ben nahm den Teller gierig entgegen und biss in ein Brot hinein.
«Es gibt nicht so viele Shetlandponys, die ihr Fohlen verloren haben. Genau gesagt, sind es drei. Von anderen Pferderassen gibt es teilweise über fünfzig.», erklärte er schmatzend und nahm einen weiteren Bissen, «Von diesen dreien ist die nächste zwei Stunden Autofahrt entfernt.»
Laura setzte sich auf Bens Bett, das mit einem Bettanzug überzogen war, auf dem lauter Fussbälle zu sehen waren.
Auch an den Wänden hingen Poster seiner Lieblings Fussballmannschaft.
«Vielleicht können wir den Hof ja mal kontaktieren.», schlug Laura vor und strich mit der Hand über die Bettdecke. Die Fussbälle waren aufgedruckt, so dass man die Struktur spürte, wenn man mit der Hand darüberfuhr.
«Wir können Papa mal fragen.», sagte Ben und stand mühsam von seinem Bürostuhl auf. Er streckte sich ausgiebig, nahm seinen Laptop unter den Arm und verschwand im Flur. Schnell eilte ihm Laura nach, hinunter ins Wohnzimmer.
Ihre Eltern sassen auf der alten Ledercouch und tranken Kaffee.
Die Mutter sah auf, als sie sie kommen hörte und lächelte traurig. Ihr Vater starrte immer noch so gebannt auf sein Smartphone, als liefe auf dem Bildschirm das Finale der Eishockey Weltmeisterschaft. Er schaute nur kurz hoch, als seine Frau aufstand und zu Laura und Ben lief.
«Habt ihr eine Ersatzmutter gefunden?», fragte sie Ben und legte ihre Hand auf Lauras Schulter.
«Es gibt nur drei Shetlandponys. Die am wenigsten entfernte ist zwei Stunden Autofahrt weg.», erzählte Ben, setzte sich neben seinen Vater auf die Couch und zeigte seiner Mutter die Anzeige.
Laura stand immer noch unsicher im Gang und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Augenwinkel.
«Können wir trotz des langen Autofahrens mal dort anrufen?», fragte sie und lehnte sich an ihre Mutter, die sie darauf umarmte.
«Wir tun alles für das kleine Fohlen mein Schatz!», flüsterte sie ihr ins Ohr und küsste sie aufs Haar.
«John, würdest du bitte dein Handy weglegen!», befahl die Mutter ihrem Mann liebevoll, doch der strenge Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Er nickte und liess das Handy kurz danach in seiner Hosentasche verschwinden.
«Kannst du mal bei dieser Nummer anrufen und fragen, ob das Pony noch frei ist?», fragte sie ihn und streckte ihm Bens Laptop hin. Als der Vater suchend den Bildschirm nach einer Telefonnummer absuchte, kam ihm Ben zu Hilfe und wies ihn auf die Zahlenfolge, welche oben rechts verlinkt war, hin.
«Ach, wie konnte ich das nur übersehen!», lachte er und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
Dann holte er das Handy wieder hervor und tippte die Nummer ein.
Es dauerte eine Weile, bis jemand abnahm.
«Guten Abend hier ist John Hasler... Hallo Herr Meier. Wir haben ein drei Tage altes Fohlen einer Shetlandpony Stute, die seit heute Morgen verschwunden ist. Ich habe ihre Anzeige gesehen, dass sie eine Stute haben, die ihr Fohlen verloren hat, und wollte fragen, ob diese noch frei ist... Super... Okay, wann können wir sie abholen kommen?... Das ist ja perfekt!... Wir haben circa zwei Stunden... Perfekt, danke vielmals. Dann bis gleich!»
Der Vater legte glücklich auf und strahlte übers ganze Gesicht.
«Die Stute ist noch frei, wir können sie jetzt gleich abholen.», lächelte er und wollte schon aufstehen.
«Jetzt gleich?», fragte ihn seine Frau erstaunt und hielt ihn zurück.
«Ja, das ist doch super! Viel länger hätte das Fohlen nicht überlebt»
Die Mutter hob die Augenbrauen und zuckte mit den Schultern.
«Gut»
«Dürfen wir auch mitkommen?», fragte Ben.
«Klar! Nun kommt aber schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren!»
«Wie lange geht es noch?», fragte Laura, jetzt etwa schon zum zehnten Mal, mitten auf der Autobahn.
«Wir sind gleich da. Noch etwa zwanzig Minuten.», sagte ihr Vater nach einem kurzen Blick auf sein Navi.
Laura schaute wieder aus dem Fenster und beobachtete die Bäume und Häuser, die schnell an ihnen vorbeizogen.
Mit der Zeit verschwanden die Häuser und es traten vermehrt Bäume und Wiesen auf.
Plötzlich wurde der Wagen langsamer und kam schliesslich ganz zu stehen.
«Wir sind da!», ertönte Papas Stimme von vorne und eine Tür wurde auf- und kurz darauf wieder zugeschlagen.
Laura und Ben stiegen ebenfalls aus.