Leben und Ängste junger New Yorker am Ende des 20. Jahrhunderts, dargestellt an McInerney, Bright Lights, Big City und Cirino, Name the Baby - Silvia Nulle - E-Book

Leben und Ängste junger New Yorker am Ende des 20. Jahrhunderts, dargestellt an McInerney, Bright Lights, Big City und Cirino, Name the Baby E-Book

Silvia Nulle

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Amerikanistik - Literatur, Note: 1,3, Universität Paderborn, Sprache: Deutsch, Abstract: Als ich durch das Seminar "L.A. in Fact and Fiction" im Wintersemester 2004/2005 erstmals mit der so genannten Bratpack-Literatur, in diesem Falle Bret Easton Ellis' Less than Zero, Bekanntschaft machte, war ich sowohl verstört als auch überwältigt von der schamlosen Darstellung dessen, was man im Roman über die Jugend, bzw. junge Erwachsene der achtziger Jahre erfuhr. Und so wurde mein Interesse an dieser Art Literatur geweckt, die von vielen Kritikern immer wieder verspottet und zerrissen wurde, meiner Meinung nach jedoch viel mehr zu bieten hatte, als viele behaupteten. Wahrscheinlich dadurch beeinflusst, dass ich mich altersmäßig nicht sehr von den Autoren und Protagonisten unterscheide, fand ich schnell Zugang zu dieser Art Roman, auch wenn die Handlungen an sich für mich - glücklicherweise völlig abwegig zu sein schienen. Somit fing ich an, mich näher mit dem Thema der jungen Erwachsenen in amerikanischen Großstädten zu beschäftigen, so dass ich schließlich auf die Romane Bright Lights, Big City von Jay McInerney und Name the Baby von Mark Cirino stieß, welche die Grundlage dieser Examensarbeit bilden. Die Auswahl dieser beiden Romane erklärt sich dadurch, dass sie thematisch sehr ähnlich sind: Beide Protagonisten leben in New York und geraten durch den Verlust einer geliebten Person in eine Identitätskrise, aus der sie nun auf ihre eigene Art und Weise einen Ausweg suchen und diesen am Ende auch zu finden scheinen. McInerneys Protagonist bleibt zudem namenlos, und auch den Namen von Cirinos Protagonisten erfährt man erst am Ende des Romans, so dass beide den Eindruck vermitteln, stellvertretend für eine jede Person ihrer Generation stehen zu können, und somit eine gewisse Identifikation und Authentizität gewährleistet wird. Interessant war für mich außerdem besonders der Zeitunterschied zwischen den Romanen: Während Bright Lights, Big City in den achtziger Jahren spielt, ist Name the Baby in den Neunzigern angesiedelt. Auffällig ist, dass sich einerseits das Umfeld der Protagonisten dementsprechend verändert, andererseits somit auch ihre Reaktion auf die Umwelt. Es stellt sich also die Frage, inwiefern sich das Leben eines jungen New Yorkers in den achtziger Jahren von dem in den neunziger Jahren unterscheidet, welche Probleme und Ängste ihn beschäftigen und wie er versucht, sie zu bewältigen.

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Veröffentlichungsjahr: 2006

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung.
2 Jay McInerney: Bright Lights, Big City (1984)
2.1 Hintergrund: Die USA der achtziger Jahre.
2.2 Kurzzusammenfassung des Romans und kritische Stimmen
2.3 Die Darstellung New York Citys
2.3.1 Die New Yorker Straße als Spiegel der Gesellschaft.
2.3.2 Greenwich Village vs. Upper East Side
2.3.3 New Yorker Tagesgeschehen als Spiegel der Seele.
2.4 Anonymität in der Großstadt
2.4.1 Die Rolle der Familie
2.4.2 Die Rolle der Frau.
2.5 Die Angst vor Fakten und Flucht in die Fiktion.
2.5.1 Drogenkonsum: Verdrängung der Realität
3 Mark Cirino: Name the Baby (1997)
3.1 Hintergrund: Die USA der 90er Jahre.
3.2 Kurzzusammenfassung des Romans und kritische Stimmen
3.3 New York City und die Vorstadt im Vergleich
3.3.1 Der Eindruck des Protagonisten von New York
3.3.2 Die Wahrnehmung der Heimatstadt in New Jersey
3.4 Anonymität in der Großstadt
3.4.1 Die Rolle der Familie
3.4.2 Die Rolle der Frau.
3.5 Die Angst vor dem eigenen 'Ich'
4 Schlussbetrachtung: Die Romane im Vergleich
5 Literaturverzeichnis.

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1 Einleitung

Als ich durch das Seminar "L.A. in Fact and Fiction" im Wintersemester 2004/2005 erstmals mit der so genannten Bratpack-Literatur, in diesem Falle Bret Easton Ellis'Less than Zero,Bekanntschaft machte, war ich sowohl verstört als auch überwältigt von der schamlosen Darstellung dessen, was man im Roman über die Jugend, bzw. junge Erwachsene der achtziger Jahre erfuhr. Und so wurde mein Interesse an dieser Art Literatur geweckt, die von vielen Kritikern immer wieder verspottet und zerrissen wurde, meiner Meinung nach jedoch viel mehr zu bieten hatte, als viele behaupteten. Wahrscheinlich dadurch beeinflusst, dass ich mich altersmäßig nicht sehr von den Autoren und Protagonisten unterscheide, fand ich schnell Zugang zu dieser Art Roman, auch wenn die Handlungen an sich für mich - glücklicherweisevöllig abwegig zu sein schienen. Somit fing ich an, mich näher mit dem Thema der jungen Erwachsenen in amerikanischen Großstädten zu beschäftigen, so dass ich schließlich auf die RomaneBright Lights, Big Cityvon Jay McInerney undName the Babyvon Mark Cirino stieß, welche die Grundlage dieser Examensarbeit bilden. Die Auswahl dieser beiden Romane erklärt sich dadurch, dass sie thematisch sehr ähnlich sind: Beide Protagonisten leben in New York und geraten durch den Verlust einer geliebten Person in eine Identitätskrise, aus der sie nun auf ihre eigene Art und Weise einen Ausweg suchen und diesen am Ende auch zu finden scheinen. McInerneys Protagonist bleibt zudem namenlos, und auch den Namen von Cirinos Protagonisten erfährt man erst am Ende des Romans, so dass beide den Eindruck vermitteln, stellvertretend für eine jede Person ihrer Generation stehen zu können, und somit eine gewisse Identifikation und Authentizität gewährleistet wird. Interessant war für mich außerdem besonders der Zeitunterschied zwischen den Romanen: WährendBright Lights, Big Cityin den achtziger Jahren spielt, istName the Babyin den Neunzigern angesiedelt. Auffällig ist, dass sich einerseits das Umfeld der Protagonisten dementsprechend verändert, andererseits somit auch ihre Reaktion auf die Umwelt. Es stellt sich also die Frage, inwiefern sich das Leben eines jungen New Yorkers in den achtziger Jahren von dem in den neunziger Jahren unterscheidet, welche Probleme und Ängste ihn beschäftigen und wie er versucht, sie zu bewältigen.

Das Thema der Arbeit führt dazu, dass die Kapitel nicht hierarchisch angeordnet sind, sondern sich gegenseitig ergänzen. Man kann nicht eindeutig getrennt auf das

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Leben und die Ängste der Protagonisten eingehen, denn durch verschiedenste Faktoren wird erst ein Gesamtbild möglich. Die Gliederung richtet sich somit nach unterschiedlichen Einflussquellen, die allesamt einen Einblick in die Gefühls- und Umwelt der Protagonisten bieten, so dass erst am Schluss der Analyse eine genaue Definition ihres Lebens und ihrer Ängste gegeben werden kann. Die Romane werden zudem zunächst getrennt voneinander anhand größtenteils identischer Kriterien untersucht, damit im Anschluss ein Vergleich angestellt werden kann. Um einen historischen Hintergrund zu gewährleisten, werden zunächst die wichtigsten politischen und populärkulturellen Ereignisse und Zustände der entsprechenden Dekade vorgestellt. Es wird deutlich werden, dass sowohl McInerney als auch Cirino besonders die kulturellen Aspekte berücksichtigt haben, denn ihre Beschreibung der Umgebung der Protagonisten deutet eindeutig darauf hin. Die Populärkultur dringt tief in das Leben der jungen Männer ein, ob sie sich doch wie die meisten ihrer Altersgenossen von ihr beeinflussen lassen, wird im Verlauf der Arbeit genauer untersucht werden.

Nach einer kurzen Zusammenfassung des entsprechenden Romans und die Reaktion der Kritiker auf diesen im jeweiligen Unterpunkt 2 wird dann zunächst darauf eingegangen, wie die Protagonisten New York wahrnehmen und was der Leser über die Stadt erfährt. Während bei McInerney vor allem die Symbolkraft der Orte und Geschehnisse von Bedeutung ist, kann man bei Cirino auch noch einen Vergleich New Yorks mit einer amerikanischen Kleinstadt anstellen, da der Protagonist vonName the Babyeinen Großteil des Romans dort verbringt. In beiden Romanen wird zudem deutlich, dass neben der bloßen Beschreibung der Aufenthaltsorte auch noch ein tiefer Einblick in das Empfinden der Protagonisten durch diese geboten wird. Anschließend wird die Position der Protagonisten in der Gesellschaft und ihr Sozialverhalten untersucht, wobei einerseits besonders auf die Familie, andererseits auf die Rolle der Frau in ihrem Leben eingegangen wird.

Im darauf folgenden Unterpunkt soll vor allem - teils rückblickend, teils durch neue Erkenntnisse - untersucht werden, wie sich die Angst der Protagonisten bemerkbar macht und wie sie mit ihrer Gesamtsituation umgehen. Hier soll in Bezug aufBright Lights, Big Citybesonders die Rolle der Drogen dargestellt werden, sowie der Einfluss dieses Rauschmittels auf den Protagonisten.

Im Anschluss an diese separate Untersuchung der Romane wird ein Vergleich dieser angestellt, welcher zugleich die Schlussbetrachtung darstellt. Überschneidungen und

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Unterschiede im Lebensstil der Protagonisten und in Bezug auf die Bewältigung ihrer Ängste werden an dieser Stelle resümiert und außerdem soll darauf eingegangen werden, ob man den 'typischen New Yorker' tatsächlich genau definieren kann.

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2 Jay McInerney:Bright Lights, Big City(1984)

2.1 Hintergrund: Die USA der achtziger Jahre

We've Got a Bigger Problem Now- Von diesem Song derDead Kennedysaus dem Jahre 1984 wird Ronald Reagan in seiner Rede zu Beginn seiner zweiten Amtszeit wohl nicht gesprochen haben, scheinen die Musiker doch genau das Gegenteil dessen auszudrücken, was Reagan nur ein Jahr später über das Amerika der 80er Jahre äußert. Während Reagan von einem Amerika voller Hoffnung, Großherzigkeit, Idealismus, wagemutigem Streben, Bescheidenheit und Fairness spricht - Grundideen, die denAmerican Dreamermöglichen -, beschreiben dieDead Kennedysdie Realität unter Reagan als unterdrückerisch und nahezu diktatorisch. Man könnte behaupten, dass dieDead Kennedysbloß die typisch jugendliche Auflehnung gegen das System, ein Streben nach punkrocktypischer Anarchie wiedergeben, jedoch lässt sich bei genauerer Betrachtung der Dekade auch ein wahrer Kern in ihrem Reagan-kritischen Lied feststellen. Nicht ohne Grund gibt es zahlreiche andere Lieder aus dieser Zeit, wie zum BeispielReagan SucksvonNoFXoderReagan's inder GruppeWasted Youth,die die Politik der Reagan-Administration scharf kritisieren. Es gilt zu untersuchen, inwiefern Reagans Politik das Leben der jungen Generation beeinflusste und wie die Widersprüchlichkeit in den Aussagen des Präsidenten und der Musiker über die USA der achtziger Jahre zu deuten ist. Denn genau diese Widersprüchlichkeit scheint die allgemeine Stimmung im Amerika der 80er Jahre widerzuspiegeln - wir befinden uns in einer Dekade voller "paradoxes and contradictions."3

1http://www.reaganlegacy.org/speeches/reagan.1.20.85.2nd.inaugural.htm (01.09.2005)

2http://www.deadkennedys.com/images/albums/psd/lyrics.htm (01.09.2005)

3Walter Grünzweig,Constructing the Eighties: Versions of an American Decade(Tübingen: Narr,

1992), S.14.

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Ronald Reagan - "The Greatest American!" So zumindest lautet das Ergebnis einer Umfrage unter den Zuschauern desDiscovery Channelim Juni diesen Jahres, genau ein Jahr nach dem Tod Reagans. Unumstritten ist wohl die Tatsache, dass er das Amerika der achtziger Jahre prägte wie kein anderer, ob dies jedoch unbedingt positiver Natur war, ist in Frage zu stellen. Die Meinungen über Reagans Politik gingen weit auseinander; trotz allem war er aber einer der wenigen Präsidenten, die volle acht Jahre an der Spitze Amerikas standen und auch heute noch positive Konnotationen bei der Mehrheit der Amerikaner, zumindest der derDiscovery Channel- Zuschauer, hervorrufen.4

Reagan wurde am 6.2.1911 in Tampico, Illinois, geboren und begann seine berufliche Laufbahn als Sportreporter, bevor er 1937 beiWarner Brothersals Schauspieler unter Vertrag genommen wurde. Bereits als Präsident der Filmschauspielergewerkschaft setzte er sich gegen den Kommunismus ein - ein Trend, den er auch als späterer Präsident der USA fortsetzen würde. Erst im Jahre 1962 trat Reagan den Republikanern bei, wurde 1967 Gouverneur von Kalifornien und, nach einer erfolglosen Bewerbung als Präsidentschaftskandidat seiner Partei 1976, im Jahre 1980 durch einen knappen Wahlsieg 40. Präsident der USA,5obwohl gerade er, der extrem rechts gerichtete Republikaner, nicht in das Bild der modernen und fortschrittlichen amerikanischen achtziger Jahre passte. In einem Zeitalter, das Grünzweig bestimmt sieht durch eine "postindustrial society,"6hatte Reagan im Folgenden die schwierige Aufgabe, denAmerican Dreamaufrecht zu erhalten. Bereits Ende der siebziger Jahre hatten sich die wirtschaftlichen Probleme der USA abgezeichnet, und die Mentalität der Amerikaner, die zuvor einen stetig steigenden Lebensstandard hatten erwarten können, wandelte sich.7Reagan hielt während seiner Amtszeit zwar Wahlversprechen wie die Senkung der hohen Inflationsrate, schlug jedoch zur Bekämpfung der Probleme des Landes einen höchst umstrittenen Kurs ein, aus dem sich negative Konsequenzen für einen Großteil der amerikanischen Bevölkerung ergaben. Was viele seiner Kritiker schon vor Reagans Amtsantritt fürchteten, schien sich zu bewahrheiten: Reagan schaffte in der Zeit von 1981-1989 über Jahre aufgebaute Sozialprogramme ab und schuf dadurch eine

4Vgl. http://www.reaganlegacy.org/pressreleases/pdf/pr-

Ronald%20Greatest%20American%206.27.05.pdf (01.09.2005)

5Vgl. Peter Schäfer,Die Präsidenten der USA im 20. Jahrhundert(Berlin: VEB, 1990), S. 340.

6Grünzweig,Constructing the Eighties,S. 14.

7Vgl. Bruce Kuhre, "The American Dream in Crisis," in: Walter Grünzweig et al, Hrsg.,

Constructing the Eighties: Versions of an American Decade(Tübingen: Narr, 1992), S. 34.

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deutlich getrennte amerikanische Gesellschaft, aus der diemiddle classzu verschwinden drohte. Seine Intention schien eindeutig zu sein, hatte er doch mit Politikern wie, unter anderen, Außenminister Alexander M. Haig, ehemals Präsident der United Technologies Corp., und seinem Nachfolger George P. Shultz, zuvor Präsident des multinationalen Baukonzerns Bechtel Powers Corp., Männer an seiner Seite, die allesamt ehemalige Wirtschaftsgrößen darstellten. Durch die Politik der Reagan-Administration wurden nun Monopol und Staat verknüpft, die Reichen noch reicher und die Armen einer hoffnungslosen Zukunft überlassen. Außenpolitisch kamen weitere Programme zum Tragen, die allesamt kritisch zu betrachten sind. So wurde der Kalte Krieg auf die Spitze getrieben, und spätestens mit dem Raketenabwehrsystem SDI (Space Defense Initiative) eskalierte das Wettrüsten zwischen der USA und der UdSSR - zu großen Teilen finanziert durch das Budget, das den Sozialprogrammen entzogen wurde. Die Wirtschaftssanktionen und militärischen Einsätze der USA in Honduras, Grenada, Nikaragua, Libyen, dem Iran und anderen Ländern zwischen 1981 und 1988 unterstützen das Bild des nach internationaler Macht strebenden Amerika noch, sollen hier jedoch nicht weiter behandelt werden.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie Ronald Reagan selbst denAmerican Dreamdefiniert - wohl kaum entsprechend seiner eigenen Aussagen wie die oben genannte. Für den Betrachter scheint derAmerican Dreamaus Reagans Sicht nur eines zu bedeuten: Macht. Finanzielle Macht für die Reichen, wirtschaftliche Macht für den Staat, militärische Macht über die restliche Welt. Er selbst symbolisiert die Paradoxe des Jahrzehnts: Einst Sinnbild der Moderne, war er doch Schauspieler zu einer Zeit, als das Fernsehen ein neues, fortschrittliches Medium darstellte, vertrat er nun einen höchst konservativen Standpunkt. Man könnte fast behaupten, dass sich seine Rolle als altmodischer, tugendhafter Westernheld im damals modernen und fortschrittlichen Medium des Films in seiner Rolle als Präsident widerspiegelt: Der altmodische, sich auf alte Werte berufende Präsident im modernen, fortschrittlichen Amerika der achtziger Jahre.

Nicht zuletzt aufgrund Reagans umstrittener Politik entwickelten sich unter der jungen Generation der Amerikaner in den 1980er Jahren neue Versionen desAmerican Dream.Ungefähr 100 Jahre nach der vollkommenen Erschließung des amerikanischen Westens war es plötzlich nicht mehr klar, ob "equality of

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opportunity, achievement, success, striving, hard work, and social advancement"8ein zufriedenstellendes Leben in der amerikanischen Gesellschaft ermöglichten. DerAmerican Dreamrutschte immer tiefer in einen Abgrund der Aussichtslosigkeit und wurde, wie Freese feststellt, zu einem "nightmare."9War zuvor noch die Hoffnung auf den Aufstieg in diemiddle classgegeben, musste man nun vielmehr fürchten, zu den vielen Amerikanern zu gehören, die täglich unter die Armutsgrenze rutschten. Interessant ist sicherlich die Frage, wie die junge Generation Amerikas die 1980er Jahre erlebte, mit einem Präsidenten, der er konservativer kaum hätte sein können. Wie bereits anhand der vielen Anti-Reagan-Lieder deutlich wird, bis heute in der Anzahl wohl nur durch Lieder gegen George W. Bush übertroffen, scheinen gerade die Jugend und junge Erwachsene nicht mit der Politik desGreatest Americaneinverstanden gewesen zu sein.

Doch es gab auch eine bestimmte soziale Gruppe unter den jungen Amerikanern, die im Zusammenhang dieser Arbeit von Bedeutung ist und genau in das Schema der Reagan-Politik passte: die Yuppies. Meist aus derupper-middle classstammend,10hatten sie nicht mit den Problemen des Großteils der Amerikaner in den achtziger Jahren zu kämpfen, spiegelten aber regelrecht die Widersprüchlichkeiten dieser Dekade wider: Teils konservativ, teils hip, aber stets auf den eigenen Vorteil bedacht, waren diese "young urban professionals"11diejenigen, die vor allem das Bild des jungen New Yorks der achtziger Jahre prägten.

Die Yuppies sind zwar in keinem Fall mit den oben genannten Musikern und ihrer Fangemeinde gleichzusetzen, gibt es doch sogar Punkrock-Gruppen, die sichYuppicide12nennen, hatten jedoch auf ihre ganz eigene Art und Weise unter zahlreichen Umständen jener Zeit zu leiden - hauptsächlich unter jenem, zur von Reagan begünstigten und von ihnen selbst geschaffenen "Me! Me! Me! Generation"13zu gehören. Nicht Armut oder Arbeitslosigkeit hatten einen Effekt auf diese soziale Gruppe, sondern ihr Gieren nach Prestige und Erfolg, und mit der Unterstützung durch Reagans Politik, die die höheren Schichten bevorzugte, hatten sie die Chance, ihren Status ins Unermessliche zu steigern.

8Howard L. Nixon II.,Sports and the American Dream(New York: Leisure Press, 1984), S.17.

9Peter Freese,'America': Dream or nightmare?(Essen: Die Blaue Eule, 1994), S.153.

10Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Yuppie (02.09.2005)

11Ebd.

12'Yuppicide' wird mit 'das Töten eines Yuppies' übersetzt. Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Yuppie

(02.09.2005)

13http://kclibrary.nhmccd.edu/decade80.html (30.08.2005)