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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Didaktik für das Fach Französisch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,0, Technische Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Um eine angemessene Einordnung des Stückes vornehmen zu können, skizziert diese Arbeit zunächst Molières Leben. Durch die Offenlegung seiner Vita erhält man einen Eindruck über seine Vorstellung von einer gelungen Theaterinszenierung und seine Auffassung von gesellschaftlich, aktuellen Themen. Anschließend werden die „Querelles de Tartuffe“ der Jahre 1664- 1669 dargestellt, da die Nebenschauplätze des Stückes, also die Kämpfe der Kirche und der Kritiker mit dem Werk Molières, erheblich sind für die Entwicklung des „Tartuffes“, als auch für die Persönlichkeitsentwicklung Molières. Daran anschließend stellt diese Facharbeit die Sprachentwicklung im Frankreich des 17. Jahrhunderts dar und versucht einen Bezug herzustellen, inwieweit die Spracheingriffe (Sprachpurismus; „doctrine classique“) sich auf die Federführung Molières bemerkbar machten und in welcher Weise sie im Werk „Le Tartuffe“ zum Ausdruck kamen. Im Hauptteil befasst sich die Arbeit mit der textimmanenten Analyse des „Tartuffe“ und versucht Auffälligkeiten im Sprachgebrauch aufzudecken und herauszustellen. Eine zentrale Frage wird sein, wie Molière es vermochte, anhand der Sprache „Tartuffe“ der Heuchelei zu überführen und die Familie Orgons blenden zu lassen. Des Weiteren werden bestimmte Charakteristika in der Sprachverwendung in Molières Werken herausgestellt und versucht einzuordnen. So findet man in etlichen Textstellen Beispiele, die auf eine spezielle Fachkenntnis einer Materie (Fachsprache der Medizin, der Theologie und der Rechtswissenschaft) rückschließen lassen. Da die Verwendung von Fachsprachen im Zuge der Neugestaltungen verpönt war, ist es auffällig wie häufig er gerade diese „Sprachverbote“ in seine Werke mit einfließen ließ. Abschließend wird die Frage diskutiert, wie es Molière vermochte, entgegen den Sprachreformen und der Ausübung des Sprachpurismus, seinen Sprachstil gegen seine Widersacher zu verteidigen und durchzusetzen und ob er gerade durch diese Sprachverwendung seine Kritiker polarisieren wollte.
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Veröffentlichungsjahr: 2009
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Technische Universität Berlin Institut für Romanische Linguistik
HS: Sprachauffassungen im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts WS 2005/ 2006
Molière: „Le Tartuffe ou L´Imposteur“-
Leben, Werk und Spracheinordnung der Komödie
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„Le Tartuffe ou L´Imposteur“ ist mit Sicherheit das umkämpfteste Werk Molières, das nicht nur die Gesellschaft, die Kirche und den Hof in heftige Diskussionen versetzte, gar spaltete, sondern auch die Persönlichkeit Molières zutiefst veränderte. Die „Querelles de Tartuffe“, also die Kämpfe und Aufführungsprobleme um das Stück erstrecken sich über einen Zeitraum von 5 Jahren(1664- 1669). In diesen Jahren sah sich Molière der Kritik der Kirche, des Hofes und verschiedener Religionsverbände, wie das der „Compagnie du Saint- Sacrement“ ausgesetzt, fand aber auch Unterstützung und Zuspruch in seinem Handeln von Louis XIV., König von Frankreich in den Jahren 1643- 1715. In dem Stück „Le Tartuffe ou L´Imposteur“ erreicht die Politisierung der Komödie ihren Höhepunkt und lässt den Einfluss des Theaters auf die Gesellschaft erahnen. In dem Stück setzt sich Molière mit einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung auseinander, nämlich mit den Gefahren, die der zunehmende Einfluss orthodoxer religiöser Kreise sowohl für die Freiheit des Individuums als auch für die Gesellschaft insgesamt mit sich brachte. Er moniert die falsche Frömmigkeit, die sich wie eine Seuche über das Land legte und Ausdruck fand, in den sog. „directeur de conscience“, die unter heuchlerischen Vorgaben sich in die Häuser reicher, bürgerlicher Familien einschlichen, um ihre Irrlehren zu verbreiten und um sich finanziell zu bereichern.