Lebensfreu(n)de - Martin Wilfing - E-Book

Lebensfreu(n)de E-Book

Martin Wilfing

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Beschreibung

Sieben Freunde, sieben Persönlichkeiten, sieben Charaktere. Jeder hat seine Werte, seine Glaubenssätze, seine Netzwerke, seine Spiritualität, seine Visionen, Missionen und Ziele. Alle verschieden und alle faszinierend. Martin Wilfing ist ein wahrer Freund des Lebens. Er erzählt spielerisch und gleichzeitig tiefgründig über Leben, Liebe und Arbeit. Verschiedene Herausforderungen, verschiedene Vorgangsweisen, verschiedene Lösungen. Ganz ohne erhobenem Zeigefinger erhält die/der geneigte Leser*in Inspirationen, sowie kleine und große Weisheiten serviert. Einfach zugreifen, ausprobieren und sich überraschen lassen, welche Vielfalt das Leben bietet.

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Lebensfreu(n)de

1. Auflage, erschienen 8-2022

Umschlaggestaltung: Romeon Verlag

Text: Martin Wilfing

Layout: Romeon Verlag

ISBN: 978-3-96229-683-4

www.romeon-verlag.de

Copyright © Romeon Verlag, Jüchen

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Gewissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Martin Wilfing

Lebensfreu(n)de

Prolog

Nachdem ich international und national in unterschiedlichen Managementpositionen über viele Jahre hinweg tätig sein durfte, ist es mir ein Anliegen, ein paar Erkenntnisse, Erlebnisse und Erfahrungen zu Papier zu bringen. Es wäre mir die größte Freude, wenn das Eine oder Andere für dich ganz persönlich von Nutzen ist.

Dieses Buch soll ein kleiner Ratgeber sein, der keinen Anspruch auf allein seligmachende und vollständige Abhandlungen erhebt, sondern dazu dienen soll, dich bei deinen Management- und Lebensaufgaben ein wenig zu unterstützen.

Beginnen möchte ich mit ein paar Grundannahmen, die ich über die Jahre entwickelt und in der Praxis verfestigt habe, gefolgt von mehreren ganz konkreten Tipps, bezogen auf Situationen, die im Berufsleben von Managern immer wieder vorkommen. Begleiten werde ich die einzelnen Kapitel mit meinen persönlichen Erlebnissen, insbesondere mit guten Freunden, auf erzählerische Art und Weise. Lass dich mitnehmen auf interessante Begegnungen.

Ich hoffe, diese Mischung ist für dich inspirierend und vor allem in deiner täglichen Praxis brauchbar.

Der Einfachheit halber und wegen der besseren Lesbarkeit habe ich nicht gegendert und hoffe sehr, dass sowohl Leserinnen als auch Leser damit einverstanden sind. Selbstverständlich sind immer Frauen, Männer und Diverse gleichrangig gemeint.

Gleich eingangs möchte ich mich herzlich bei Roman Braun bedanken, bei dem ich eine langjährige Ausbildung genossen habe. Inspiriert hat mich auch Martin Seligman mit seinen Büchern und insbesondere Beiträgen zur positiven Psychologie. Auf beide Mentoren beziehe ich mich stellenweise in einzelnen Kapiteln.

Viel Spaß und viel Erfolg mit diesem Buch!

Freunde

Wie viele Freunde habe ich? Ab wann kann ich Bekannte »Freunde« nennen? Und warum sind mir Freunde überhaupt wichtig? Fragen, mit denen wir uns alle öfters beschäftigen sollten, könnte man meinen. »Stimmt schon«, sagt meine innere Stimme, »alle diese Fragen sind wichtig.« Aber trotzdem beschäftige ich meinen bewussten Verstand damit nicht oft. Ich überlasse die Antworten auf diese Fragen vertrauensvoll dem Teil meines Gehirnes, den man das »limbische System« nennt.

Dem Teil, wo unsere Emotionen, Gefühle, Kindheits- und Verhaltensmuster, Erinnerungen, Erfahrungen und unsere Glaubenssätze abgespeichert und gesteuert werden. Dahinter steckt die Überlegung, dass Entscheidungen von uns Menschen fast immer emotional getriggert werden. Nahezu gar nicht werden Entscheidungen rational ausgelöst, also von dem Teil unseres Gehirnes, den man »Neokortex« nennt. Man gibt sich nur nachher eine rationale Begründung für seine Bauchentscheidung.

Ich überlasse es daher meinen Gefühlen, ob ich Freundschaft empfinde ohne den Anspruch, diese Wahrnehmung zu begründen. Meine Gefühle liefern mir auch alle, manchmal wechselnden, Argumente, warum mir Freundschaft wichtig ist. Das setzt Vertrauen in mein limbisches System voraus. Vertrauen, das nicht jedem in die Wiege gelegt wird, sondern oft auch bewusst ganz persönliche und proaktive Erkenntnisschritte erfordert. Dieses Vertrauen in das eigene Unterbewusstsein auf- und auszubauen, kann mühsam sein, lohnt sich aber, nach meiner Erfahrung, immer.

Apropos Erfahrung: Sehr selten habe ich einen Freund gefunden, wenn ich einen gesucht habe. Fast immer sind Freundschaften nach mehr oder weniger zufälligen Begegnungen entstanden. Das hat mein Leben in dieser Hinsicht doch ziemlich vereinfacht.

Niko und ein bisschen Theresa

»Niko, ich möchte dich um etwas sehr Persönliches bitten«, sage ich zu einem meiner besten Freunde. »Schieß los, worum geht’s?«, fragt Niko ein wenig erstaunt über meine förmliche Ansprache. »Du weißt ja, ich werde heiraten. Das ist vielleicht das wichtigste Vorhaben für mich in den letzten Jahrzehnten. Und ich würde mich sehr freuen, wenn du dabei eine besondere Aufgabe übernimmst. Kurz gesagt: Ich bitte dich, mein Trauzeuge zu werden.«

Jetzt war es gesagt. Leicht habe ich es mir nicht gemacht. Nach reiflicher Überlegung war ich dann aber sicher, dass Niko der Richtige ist. Ich wäre ebenso stolz und dankbar gewesen, jeden anderen meiner wunderbaren Freunde für dieses wichtige Amt zu gewinnen. Aber mit Niko hatte ich bis dahin die meisten persönlichen Erlebnisse. Nach der Scheidung von seiner zweiten Frau, die ihm ziemlich zugesetzt hat, sind wir an vielen Abenden und Nächten durch die besten Weinlokale der Stadt gezogen. Top-Weine zu verkosten und gleichzeitig Gespräche zu führen, die teilweise sehr persönlicher und oft philosophischer Natur waren, ist uns beiden nach wie vor eine große Freude. Nicht selten dauern solche Abende bis nach der Sperrstunde.

»Mann, das ist der Hammer«, Niko ist sichtlich bewegt. »Ich freue mich riesig. Und natürlich bin ich sehr gerne dein Trauzeuge. Vielen Dank für dein Vertrauen, mein Freund.«

Meine Frau Theresa und ich haben nach 20-jähriger Beziehung und 10-jähriger Verlobungszeit geheiratet. »Darum prüfe, wer sich ewig bindet«, könnte man meinen. Bei uns war es aber keine Zeit der Prüfung, sondern eine Zeit der ständigen Weiterentwicklung unserer Beziehung. Von großartig bis wunderbar. Theresa ist ein Energiebündel mit strahlenden blauen Augen, dunkelblonden, kurz geschnittenen Haaren, starker Persönlichkeit, sehr rascher Auffassungsgabe und oft außerhalb des sogenannten »Mainstreams« unterwegs. Sie hat eine unwiderstehliche Art mit Menschen umzugehen und tatsächlich keine mir bekannten Feinde. Theresas Lachen spiegelt sich in ihrem ganzen Gesicht wider und man kann unmöglich nicht mitmachen mit ihrem Humor und ihrer Lebensfreude. Sie ist das, was man sehr hübsch nennt, eher klein und schlank und hat eine unwiderstehliche Figur. Aber das Beste, aus meiner Sicht, ist die Tatsache, dass sie sich ihre Kindheit erhalten hat. Das ist vor allem gut daran zu erkennen, dass sie mit ihrem ganzen Körper in der Lage ist, reine Freude zu zeigen.

Niko ist, so wie auch meine anderen Freunde, um die es in diesem Buch geht, mittleren Alters. Er ist schlank, mittelgroß und sein brünettes Haar ist bereits gelichtet. Kürzlich hat er seine Zähne restaurieren lassen und jetzt ist er, wie man so sagt, ein fescher Kerl. Er ist vielseitig interessiert, intelligent, humorvoll und beruflich als Geschäftsführer einer internationalen Spedition in Österreich, Ungarn und noch einigen anderen Ländern stark engagiert und ziemlich erfolgreich.

Vor ein paar Monaten habe ich gemeinsam mit Niko und Dieter ein Unternehmen gegründet, das mit Winzerchampagner handelt. Wir betreiben es neben unseren anderen beruflichen Verpflichtungen, wobei Dieter als Geschäftsführer agiert und damit natürlich die meiste Arbeit und auch Verantwortung übernimmt.

Was Niko besonders sympathisch macht, sind seine Empathie und sein ganz besonderes Einfühlungsvermögen. Das qualifiziert ihn auch als guten Ratgeber für nahezu jede Lebenssituation.

Er war zweimal verheiratet, hat zwei erwachsenen Kinder und hatte aktuell mehrere, teils länger andauernde Beziehungen und Lebensabschnittspartnerinnen. Heute ist er solo, aber platonisch oft mit Marie, seiner Ex, mit der er sich gut versteht, unterwegs. Die beiden haben ein gemeinsames Hobby: Motorradfahren. Er liebt schnelle Fortbewegungsmittel jeder Art. Niko hat insgesamt 3 Bikes, davon eine individuell designte Harley-Davidson. In den warmen Monaten des Jahres ist er, gemeinsam mit Marie und anderen Motorrad-Freaks, gerne mit diesem Höllengefährt auf Tour.

Letztes Jahr, im Spätsommer, passierte bei einer solchen Motorrad-Tour eine Katastrophe, die beinahe tödlich geendet hätte. Es war aber kein Unfall, wie man annehmen könnte, sondern eine Katastrophe ganz anderer Art.

Marie erzählt meiner Freundesrunde und mir, was passiert ist:

Es war ein traumhaft sonniges Wochenende Mitte Oktober. 23 Grad, wie gemacht für einen Ausritt auf unseren Bikes, gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar. Ein großartiges Gefühl von Freiheit und Lebenssinn beim Cruisen durch die wunderschöne Südsteiermark. Wir fuhren alle auf unseren eigenen Motorrädern, vorwiegend auf Landstraßen und vermieden Autobahnen und Schnellstraßen. Das tiefe Brummen der Motoren, das Vibrieren der Maschinen und ab und zu ein paar sportliche Kurven in adrenalinfördernden Schräglagen. Herrlich.

Mittags saßen wir im schattigen Garten eines urigen Gasthauses in einem kleinen Dorf an der Strecke. Schweinsbraten, Saft und Knödel, dazu naturtrüben Apfelsaft – niemals Alkohol beim Biken – und zum Abschluss selbstgemachter Apfelstrudel mit viel Staubzucker obendrauf. Ein original Biker-Menü; Herz, was willst du mehr?

Am Nachmittag legten wir eine kurze Rauchpause ein und ließen unsere Blicke über die Landschaft streifen. Der warme Wind, die Sonne auf unseren Gesichtern. Alles schien perfekt. Wir unterhielten uns über Motorräder, interessante Touren und andere gemeinsame Erlebnisse. Das Gespräch plätscherte dahin, bis Niko plötzlich sagte: »Komisch, mir ist ein wenig übel. Wahrscheinlich habe ich den Schweinsbraten zu gierig verschlungen. Na ja, wird schon wieder. Auf geht’s, wir haben noch drei Stunden bis zum Hotel, wo wir übernachten.«

Als wir abends dort ankamen, haben wir sofort die Zimmer bezogen und uns anschließend, so gegen 19.00 Uhr, im Speisesaal zum Abendessen getroffen. »Wie geht’s dir, Niko?«, wollte ich wissen, weil er seltsam still und zurückgezogen wirkte. »Ehrlich gesagt, nicht gut. Mir ist schlecht. Ich habe keinen Hunger. Es fühlt sich so an, als ob eine Zentnerlast auf meinem Brustkorb liegt.«

»Möchtest du aufs Zimmer gehen, dich hinlegen?«, wollte ich wissen.

»Ja, ich glaube schon.«

Die Treppe hinauf in den ersten Stock konnte Niko kaum bewältigen. Er war kurzatmig und jede Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Niko war bleich wie die Wand. Im Zimmer angekommen legte er sich sofort auf das Bett und wirkte apathisch. »Das gefällt mir gar nicht, ich rufe jetzt die Rettungan«, sagte ich hektisch. Ich bekam einen Anflug von Panik. Sohatte ich Niko noch nie gesehen.

Ich wählte den Rettungs-Notruf, die Verbindung war sofort da und ich schilderte dem Sanitäter Nikos Zustand. »Jetzt passen Sie genau auf, meine Dame. Das ist wichtig: Hat Ihr Freund starke, länger als 5 Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, manchmal ausstrahlend in den linken Arm oder in beide Arme, in Hals, Kiefer, den Schulterblättern, dem Oberbauch oder Nacken, Engegefühl, heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb?«

»Ja, vor allem Engegefühl und Druck im Brustkorb«, antwortete ich mit zitternder Stimme.

»Wir sind sofort da. Ihr Freund soll liegen bleiben, ruhig atmen und sich möglichst entspannen. Wir wollen nichts überstürzen, aber hier liegt ein Verdacht auf Herzinfarkt vor. Packen Sie ein paar Sachen zusammen, falls wir ihn ins Krankenhaus transportieren müssen.«

Oh mein Gott!, war alles, was ich denken konnte. Bitte nicht Niko, Bitte nicht, bitte, bitte, bitte …

Nach nicht einmal 10 Minuten hörte ich schon das Folgetonhorn des Rettungsautos. Es bremste mit quietschenden Reifen vor dem Hotel und dann trampelten Fußtritte im Laufschritt den Gang entlang. Ich öffnete die Tür und zwei Sanitäter stürmten in das Zimmer. Sofort schoben sie Niko das Kopfpolster unter den Oberkörper, um ihn aufrecht zu lagern und das Herz zu entlasten. Dann öffneten sie seinen Gürtel und die Hosenknöpfe und redeten beruhigend auf ihn ein: »Keine Sorge, wir sind da und es kann Ihnen nichts passieren. Wir messen jetzt Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung im Blut,dann führen wir Sie mit der Trage zum Rettungswagen. Dort machen wir gleich ein EKG und im Krankenhaus kümmern wir uns um Sie. Alles wird gut.«

Mit Blaulicht und Folgetonhorn ging es in das nächstgelegene Spital und nach einer Erstuntersuchung direkt mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik. Drei Stents später war Nikos Gesundheitszustand wiederhergestellt und er schickte bereits Selfies mit seinem geliebten Handy an seine Freunde und Familie.

Ich war immer dabei und wirklich beeindruckt, wie professionell und effizient die Ärzte und Sanitäter gearbeitet haben. Marie lächelt in Erinnerung an das glückliche Ende der Geschichte.

Seit einer mehrwöchigen Reha vor Weihnachten geht es Niko sogar besser als vor seinem Herzinfarkt. Zigaretten sind passé; Bewegung, Sport und bewusste Ernährung hat er sich fix vorgenommen. Niko hat den Warnschuss verstanden.

»Natürlich achte ich nach diesem Erlebnis viel genauer auf die Signale, die mir mein Körper immer schon laufend gesendet hat«, resümiert Niko seine Nahtoderfahrung. »Aber ich fokussiere mich bewusst nicht auf gelegentlich daraus resultierende Ängste, sondern auf die damit verbundenen Botschaften.« »Die da wären?«, will ich wissen. »Kurz gesagt, ich hinterfrage vieles, was bisher angeblich selbstverständlich war, und hinterfrage ebenso vieles, was ich bisher als wichtig eingestuft habe. Und je öfter ich das mache, umso öfter ergeben sich neue Sichtweisen auf meine Umwelt und auf mich.« Niko wirkt nachdenklich. »Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie sehr ich mit dieser Methode meine Befindlichkeit steuern kann, wenn du verstehst, was ich meine.«

Eine Zeitlang schweige ich, dann glaube ich, die Antwort zu wissen: »Wir Menschen sind zu einhundert Prozent verantwortlich für unsere Befindlichkeit. Also selbst- und nicht fremdbestimmt. Eigentlich eine gute Nachricht, wie ich finde.« Niko und ich hängen gemeinsam unseren Gedanken nach, so wie man es nur unter guten Freunden machen kann – eine Art nonverbale Kommunikation auf höherer Ebene.

»Stimmt das wirklich, Martin?«, fragt mich eine innere Stimme. »IMMER selbstbestimmt? Echt jetzt? Was ist mit äußeren Rahmenbedingungen, die du nicht selbst beeinflussen kannst? Armut, körperliche und/oder geistige Einschränkungen, Naturkatastrophen, Unfälle, Krieg, Mord, und Totschlag, Vergewaltigung, Überfälle, unheilbare Krankheiten.«

»Katastrophen dieser Art kommen vor und sind manchmal das, was man Schicksal nennt«, meldet sich eine andere innere Stimme zu Wort. Und weiter: »Aber Schicksal ist nicht das, was passiert, sondern wie man mit dem umgeht, was passiert. Zugegeben, manchmal folgt solchen Schicksalsschlägen eine Zeit der tiefen Trauer, Niedergeschlagenheit, Wut oder Verzweiflung. Das ist auch verständlich und sogar notwendig, damit das, worum es geht, seinen Stellenwert und seine Wertigkeit behalten kann. Trauer, Wut und Enttäuschung dürfen ihren Platz haben.

Danach aber hat uns Mutter Natur mit dem ausgestattet, was man Resilienz nennt, oder die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Diese Resilienz kann durch positive interne Kommunikation befeuert werden.

Besonders hilfreich dabei ist die ›Wofür ist das eine Gelegenheit‹-Frage, kurz WIDEG genannt. Anstatt das eigene Schicksal oft lebenslang zu bejammern, kann man sich stattdessen, nach einer angemessenen Zeit der Trauer, mit ›Hinzu-Fragen‹ beschäftigen, wie zum Beispiel: ›Wofür ist das eine Gelegenheit?‹ Daraus entstehen unter anderem immer wieder wunderbare Unterstützungsleistungen für andere Menschen, die ein vergleichbares Schicksal erfahren.

Was ich damit meine, ist, dass ich als selbst Betroffener anderen Schicksalsgenossen ein guter und glaubwürdiger Ratgeber sein kann, um mit der eigenen Katastrophe bestmöglich umzugehen. Das Phänomen dahinter ist, dass ich dann, wenn ich Unterstützung gebe, gleichzeitig auch selbst Unterstützung erhalte. Der Grund dafür ist, dass meine Gedanken dann, wenn ich anderen helfe, lösungs- und nicht problemfokussiert sind, auch für mich selbst.«

Dieter