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Der Volksmund weiß es besser, als jeder Ratgeber es wissen könnte: Wenn das Leben dich nervt, streu Glitzer drauf. Oder, wenn es etwas schlimmer kommt: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limo daraus. In diesem Sinne, schmeißt eure Ratgeber in den Müll, habt euch lieb, so wie ihr seid und lebt den Moment. Wir haben nur ein einziges Leben. Und das ist schön - dass es einfach wird, davon war nie die Rede.
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wir leben jetzt und hier. Das ist wunderbar. Leider gibt es nicht jeden Tag aufs Neue nur schöne Tage und Augenblicke. Aber - macht nicht genau dieses das Leben aus? Mal ist es schön, überraschend, glücklich, himmelhochjauchzend - dann wieder ist es unerträglich, traurig, einsam oder einfach nur öde. Es ist das, was man Leben nennt - wie in meinen Geschichten. In der Lebenssumme am Ende hält es sich hoffentlich die Waage. Und mit etwas Glück neigt sich die Waage eher in Richtung Freude. Nach Regen folgt Sonnenschein, nach Sonnenschein folgt Regen. Mein Motto ist 'Der Weg ist das Ziel'. Und so meine ich das wortwörtlich. Carpe diem, genieße oder nutze den Tag so gut es geht. Jeden einzelnen Tag. Lebe jetzt.
Und auch in unseren dunkelsten Stunden sollten wir zuversichtlich sein, weil morgen wieder die Sonne aufgeht, weil ein neuer Tag beginnt, dass es ein besserer Tag wird. Lebenslust versus Lebensfrust macht das Leben aus - ein Leben an dem wir hängen, wenn es hart auf hart kommt.
Der Volksmund weiß es besser, als jeder Ratgeber es wissen könnte: Wenn das Leben dich nervt streu Glitzer drauf. Oder wenn es etwas schlimmer kommt: Wenn das Leben dir Zitronen gibt mach Limo daraus. In diesem Sinne, schmeißt eure Ratgeber in den Müll, habt euch lieb so wie ihr seid und lebt den Moment. Wir haben nur ein einziges Leben. Und das ist schön - dass es einfach wird, davon war nie die Rede.
Hinweis: Sollte sich jemand in meinen Erzählungen wiederfinden, oder sollte jemand die Situation ähnlich wie beschrieben erlebt haben, so ist das nur ein außergewöhnlicher Zufall und allenfalls verwunderlich, aber ganz sicher von mir nicht beabsichtigt. Ein bekannter Schlagersänger findet sich in einer meiner Geschichten wieder und auch ein Boxer. Die Geschichten um die bekannten Namen herum sind allerdings eine Ausgeburt meiner Phantasie. Außerdem kann es sein, dass jungen Lesern meine Prominenten auch schon überhaupt nicht mehr bekannt sind. Dagegen ist der kurze Tagebuchausschnitt in der Erzählung „Weltfrauentag" echt. Diese Frau hat glücklicherweise den Absprung gewagt und auch geschafft.
Leseempfehlung: Eine Geschichte täglich, sei sie kurz oder lang.
Alt werden ist nichts für Weicheier
Kein Plan B
Korrespondenz
Chance vertan
Bruno baggert noch
So ekelig
Ich habe mindestens drei davon
Apropos: Typisch deutsch
Nasenbluten
OK, Boomer!
Wie das Leben so spielt
Das stille Leiden der Introvertierten
Pech gehabt
Der Liebesbrief
Dumm gelaufen
Wandel
Weltfrauentag
Wann und wo?
Susis Auftritt
Lebenszeit
Elisabeth 1837-1898, Hommage auf unser aller Sissi
Heimlich
Eine wahre Begebenheit zur Sommerzeit
Weihnachten
Das hübsche Weihnachtswunder von Steilshoop
Sport ist Mord
Anna
Lokalreport
Wechsel
Papa ante Portas
Empört euch
Blick über die Schulter
Lebenslust
Du wirst in diese Welt hineingeboren, und alle freuen sich, obwohl schon bei deiner Geburt klar ist, dass dein Weg früher oder später unweigerlich ins Grab führt. Idealerweise später. Du wirst also groß, vielleicht auch stark, eventuell auch ganz ansehnlich, bis du mit zwanzig den Höhepunkt der körperlichen Vollkommenheit und Leistungsfähigkeit erreicht hast. Dann geht es aber schon bergab.
Voraussichtlich sechzig Jahre lang wird es körperlich nur noch bergab gehen, auch wenn du dich fühlst wie Herkules oder Aphrodite. Du bist Zugführer oder Friseurin, Chemiker, Sekretärin oder Maler. Du eignest dir gezwungenermaßen oder gar freiwillig von Kindesbeinen an ein enormes Wissen an, welches in einigen Jahrzehnten zu Staub zerfallen wird, wenn du es nicht rechtzeitig weitergegeben hast (was auch als der Sinn des Lebens ausgelegt werden kann, denn sonst würden wir ja heute noch in Höhlen sitzen).
Du alterst also so vor dich hin, und das Perfide ist, du selber merkst es gar nicht so sehr, außer, dass dir eines fernen Tages Namen nicht einfallen wollen, du deinen Autoschlüssel im Schuhschrank findest, dir morgens beim Aufstehen dies oder jenes wehtut. Und ganz untrüglich wirst du alt, wenn „Früher war alles besser" dein Lieblingssatz ist. Bald halten fliegende Mücken Freudentänze in den Augenlinsen, die in naher Zukunft zu einem dichten, nebeligen Schleier heranwachsen, und deine Arme werden seltsam kurz beim Lesen. Graue Haare sind dagegen das kleinere Problem. Denen rückt man erst mit einer Tönung in Eigenhaarfarbe zu Leibe, später mit der vollen Farbdröhnung. Noch später und schlussendlich lässt man sie grau, weil die Friseurkosten nur durch einen Nebenjob finanziert werden könnten.
Die anderen sehen, was du nicht sehen willst: Du bist alt. Auch wenn du selber noch immer von dir denkst, boah, ich habe mich echt gut gehalten. Bin immer noch ein steiler Zahn. Nein, bist du nicht. Schau dir mal deine Nachbarn, Schulfreunde oder Kindergartenlieben an.
Das mag jetzt ein Schock sein, aber das Unschmeichelhafte, was du von den anderen denkst, denken andere eben auch von dir.
Selig sind die Menschen die uneitel und realistisch daherkommen, denn glücklicherweise werden alle um einen herum auch alt. Panik ist da unangebracht, es wird nicht mehr besser.
Das Altern fängt vorsichtig schleichend an. Doch demnächst wird man froh sein zu wissen, was man in einem Zimmer will, wenn man es betritt. Der Pflegedienst wird dir morgens deine morschen Knochen sortieren, und du schwankst täglich neu zwischen einem Alter von zwanzig bis einhundertzwanzig. Deshalb ist der Spruch - man ist so alt, wie man sich fühlt - die blödeste Kalenderweisheit, die ich kenne.
Das erste Mal merkst du, dass du schon echt alt bist, ist, wenn du so mit Mitte dreißig mit deiner Patentochter in einen Club gehst. So heißt die Disco heute. Schon allein an dieser Begrifflichkeit merkt man wie uralt man ist. Früher fuhr einem da übrigens niemand hin, und es holte einem erst recht keiner ab. Man wusste seine Füße zu gebrauchen. Der kilometerlange Rückweg wurde sozusagen als Ausnüchterungszeit genutzt. Das ist heute natürlich anders. Taxi Mama, Taxi Papa oder Taxi Oma sind zur Stelle wenn das Smartphone bimmelt, auch nachts um drei.
Was meiner Meinung nach im fortgeschrittenen, aber noch frühen Alter geht sind Rockkonzerte. Rock ist die Musik der jungen Alten, nicht der alten Alten. Die hören Blasmusik. Ich fürchte, da komme ich auch noch hin. Beim Rockkonzert treffen bereits jetzt schon Krampfadern, Hörgeräte, Hängebusen und Bierbäuche aufeinander, ich will nicht wirklich wissen, wie sich das in zwanzig Jahren anfühlt.
Sicher waren wir in den 70ern schöner, doch Rockmusiker altern nie. Man fühlt sich dort gut aufgehoben und gleich wieder wie ein Teenager. Schaut euch mal Ozzy Osborne oder Mick Jagger an. Auf solchen Konzerten fühlt man sich selbst als 80-jähriger wie ein junger Gott.
Für Frauen gestaltet sich das Altern allgemein etwas schwieriger, wenn sie kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben. Es kommt die Zeit, da ist man für Männer Luft. Wirklich. Sie gucken einfach durch einen hindurch. Das ist erniedrigend. Aber selbst uralte Knacker glauben im Ernst, sie seien anziehend wie Semino Rossi oder der Bergdoktor.
Spätestens wenn Frau anfängt, ihre Klamotten per Katalog oder Internet zu bestellen, kann man davon ausgehen, dass der Lack ab ist, was diejenige auch weiß. Denn irgendetwas ist vielleicht zu eng geworden, die Hose oder die Umkleidekabine. Darum shoppen alternde Frauen in Fußgängerzonen vermehrt Schuhe, Tücher oder Handtaschen, die passen immer.
Frauen verzichten auch irgendwann auf die heißgeliebte Wimperntusche, weil die bei den altersbedingten Schlupflidern gerne auf denselben hängt anstatt auf den Wimpern. Der Lidstrich ist schon mit rund um die fünfzig den tränenden Augen anheimgefallen. Die Lesebrille vorm Kosmetikspiegel, 10fache Vergrößerung inklusive, offenbart schwarze Hexenhaare an Kinn und Oberlippe, die sich widerborstig gegen den Damenrasierer in zartem rosa wehren.
Aber liebe Männer, nicht frohlocken, denn ihr sucht euch irgendwann mit Begeisterung Plätze in der Nähe der Klos, dann wissen die Frauen auch Bescheid. Männer altern abrupt, aber körperlich raffiniert, das behauptet zumindest meine Freundin Karen. Irgendwann müssen auch Männer ihre Krähenfüße und tief eingegrabenen Nasolabialfalten mit Nivea Men zuspachteln, sagt sie. Das ist nicht sehr nett. Ich denke, Männer sind Frauen ein Stück weit voraus in der eigenen Körperwahrnehmung und akzeptieren sich unkompliziert einfach so, wie sie nun mal sind oder werden, auch wenn sie gegen die hundert gehen. Bei Frauen ist es dagegen seit je her schon ab den jungen Jahren Usus, Verschönerungsmaßnahmen zu ergreifen, um auch über die vierzig noch wahrgenommen zu werden. In der Hinsicht ist es wirklich noch nicht sehr weit gekommen mit der Geschlechtergleichheit. Männer altern relaxed so vor sich hin. Frauen gucken ständig in den Spiegel, um Restaurationsarbeit zu betreiben.
Wie einfach und schön wäre es, wenn nicht Jugend und Aussehen so viel mehr zählten als Humor, Stil, Intelligenz und Erfahrung. Und das selbstverständlich bei Frauen und Männern. Ich hoffe, die nachfolgende Generation ist schlauer und setzt andere Prioritäten.
Und lange, viel zu lange hängt man in einer verfahrenen Sandwich-Situation fest. Die erwachsenen Kinder brauchen einen öfter als man glaubte, aber auch die eigenen Eltern sind jetzt richtig alt. So um die sechzig ist man daher plötzlich wieder unglaublich gefragt. Es kommen viele Aufträge rein für die nächsten Wochen: Kannst du mir einen Kuchen backen, bitte? Wir wollen eine Woche nach Ibiza, können Lissy und Leo bei euch bleiben? Kannst du Thekendienst machen beim Wanderfest? Kannst du mich morgen zur Darmspiegelung fahren?
Plötzlich hat man so wenig Zeit, dass man selbst im Rentenalter erst nachmittags um fünf zum Einkaufen kommt. Das wiederum stört so manchen Jungspund, der da murmelt, die Alten sollten gefälligst morgens zum Aldi gehen, da hätten sie Zeit. Nein, habe ich nicht!
Weil du keinen Thekendienst beim Frühschoppen machen willst, und ich mir an deiner Stelle die Thrombosebeine in den Bauch stehe, du Schnösel!
Irgendwann als Boomer, alte Schachtel, alter Sack oder ähnliches beschimpft, begreifst du endlich, es gibt kein Zurück. Eigentlich wollte ich ja in Würde altern. Aber irgendwie fehlt mir die Gelassenheit in Anbetracht der arg verkürzen Lebenszeit.
Aber, ganz ehrlich, das Alter hat auch gute Seiten. Man fühlt sich nicht mehr für alles verantwortlich, dass Wort „Nein" geht viel leichter über die Lippen, vieles lässt einen relativ gelassen den Kopf schütteln, und manchmal rechnet man nach und denkt, mir egal, nach mir die Sintflut.
Und auch wenn man hautfarbene Unterwäsche, flache Treter und beige Hosen trägt, hat man die Kontrolle über sein Leben noch nicht verloren, man wird halt nur alt. Und es gibt bisher nur diesen einen Weg, länger zu leben als andere, und das ist, möglichst alt zu werden.
Keith Richards von den Rolling Stones hat folgende Weisheit auf Lager: Wenn du erst die Angst vor dem Alter überwunden hast, kannst du es genießen.
In diesem Sinne sollten wir jeden Tag leben, als wäre es der letzte. Das sollten übrigens auch Jüngere machen, denn ungewiss ist die Stunde des Todes. Und das hat mit dem Alter dann doch nicht mehr viel zu tun.
Penetrantes Türklingeln, mit abwechselnd energischen Hämmern gegen die Haustür, schmeißt Familie Schellkamp an diesem sonntäglichen frühen Morgen aus den warmen Federn. Als erster ist das Familienoberhaupt Christian wach genug und in der Lage, Richtung Haustür zu wanken, während nach und nach auch Ehefrau Mandy und die Zwillinge Kristin und Alena sich schlaftrunken am Geländer der Empore im ersten Stock festklammern. Selbst der ältere Berner Sennenhund steht nur kurz auf, um sich gleich wieder kommentarlos und gleichgültig auf die andere Seite zu betten. Noch immer und unerbittlich ertönt das Klingeln und das Klopfen, doch jetzt erweitert um ein lautes Rufen. „Hallo, hallo, hört mich den keiner! Das gibts doch nicht!" Erschrocken und plötzlich hellwach wechseln die Blicke der Familie hin und her. „Hallo! Ich muss mal aufs Klo. Aufmachen!", schallt es durch das bis dato ruhige Wohngebiet.
„Oh, nein...", flüstert Alena. Christian atmet tief durch und öffnet die Tür. „Hallo Annemarie, so früh schon wach?" Hinter seiner Schwiegermutter steht der Taxifahrer und hält einen riesigen Koffer parat. „Mein Schwiegersohn zahlt", wirft besagte Annemarie über die Schulter dem Fahrer zu, und gleichzeitig, „Mandy! Du musst mir helfen, ich kann gar nichts alleine, ich muss aufs Klo!" Annemarie drängt sich an Christian vorbei in die Diele, das rechte Bein steckt ab dem Knie abwärts in einer Plastikschale, die in einem dicken Klumpfuß endet, der linke Arm ist in einem 90°-Winkel in ein Gestell eingeschraubt, welches mindestens den doppelten Umfang seiner Schwiegermutter bemisst, und das heißt schon was.
Und wieder: „Mandy, du musst mir helfen, ich kann gar nichts alleine! Du musst mit aufs Klo!" Mandy schleicht die Treppe herunter. Entgeistert schaut sie ihre so rabiate, egoistische und herrische Mutter an. Die, die immer so selbständig ist und grundsätzlich Hilfe ablehnt. Die übrigens auch nichts und niemanden um sich herum leiden kann. Die, die jetzt ihre Tochter um Hilfe ruft, und in ihrer zugegeben misslichen Lage doch auf andere angewiesen ist. „Warum bist du nicht im Krankenhaus, Mutti?" „Da war ich, die haben mich rausgeschmissen, weil sie ein Bett brauchen. Ich bleibe jetzt hier!"
Mit diesen Worten strebt sie Richtung Klotür. „Kommst Du!" Mandy ergibt sich ihrem Schicksal. Zwischenzeitlich hat Christian den Taxifahrer entlohnt, den schweren Koffer ins Gästezimmer geschleppt und versucht, seiner Gedanken Herr zu werden. Was soll das bedeuten, ich bleibe jetzt hier? Das kommt gar nicht in Frage! Annemarie kann ihn nicht ausstehen, was auf Gegenseitigkeit beruht.
Derweil diskutieren die Zwillinge, wie wohl der heutige Tag und eventuell auch noch die nächsten Tage oder womöglich Wochen aussehen mögen, mit einer zurzeit schwer eingeschränkten Oma im Haus. Von Kristin kann diese jedenfalls nichts mehr erwarten. „Wenn die hierbleibt, ziehe ich zu Stella." Da ist Kristin ganz klar in ihrer Meinung. Seit Oma damals, statt Trost und Mitleid beim Tod von Schellkamps geliebter Bulldogge Dexter, nichts weiter beizutragen hatte als den Satz, "Dann habt ihr ja endlich wieder mehr Zeit", ist die Oma ganz weit in der Gunst der Zwillinge, und besonders bei Kristin, gesunken.
Die Familie versammelt sich am Küchentisch. Christian kocht schon mal Kaffee, setzt Wasser für die Sonntagseier auf, und Alena deckt den Tisch. Kristin grummelt vor sich hin. Oma und Mutter sind nun auch endlich im Bad fertig und erreichen die Küche, wo sich Annemarie mit staksigen Bewegungen Richtung Küchentisch vorarbeitet. Sie lässt sich auf den erstbesten Stuhl fallen. Mandy, hinter ihrer Mutter stehend, rollt mit den Augen und legt den Zeigefinger an die Lippen. Sie hofft inständig, dass ihre Familie friedlich bleibt. „Wollt ihr etwa im Schlafanzug frühstücken?"
Annemarie schaut von einem zum anderen. Kristin nickt lahm, und in typischer Teenagermanier: „Genau. Hast du was dagegen?", leiser fährt sie fort, „dann kannst du gern wieder abhauen." „Das hat es früher nicht gegeben." Annemarie kommt in Fahrt. „Da haben wir wie aus dem Ei gepellt am Frühstücktisch gesessen, und sind anschließend in die Kirche gegangen." Die Zwillinge rollen mit den Augen. „Soll ich dich nachher zum Gottesdienst fahren, Annemarie?"
Zur Schwiegermutter gewandt, bemüht sich Christian um gute Stimmung. „Nein, nicht nötig. Ich bin vor einem halben Jahr ausgetreten." „Was!", wirft Mandy ungläubig ein, „aber du hast doch so gern im Kirchenchor gesungen." „Ja, aber irgendwann muss es auch gut sein. Das können jetzt die Jüngeren machen. Ich denke jetzt erst mal an mich." „Also wie immer", flüstert Kristin ihrer Schwester zu. Beide kichern und ernten einen bösen Oma-Blick, immerhin kommentarlos.
Während Annemarie ihre umfangreiche Krankengeschichte vor der Familie zum Besten gibt, wählt Mandy im Schlafzimmer die Nummer ihres Chefs. Gottseidank ist er auf einer Messe und erreichbar. Sie wäre jetzt gerne an seiner Stelle. Als er sich meldet, erklärt Mandy ihm, dass sie die nächste Woche im Homeoffice arbeiten müsse. „Die drei Außentermine nehme ich wahr, aber sonst bin ich hier quasi angebunden. Vielleicht kann ich auch die Woche darauf noch nicht ins Büro, das klärt sich noch." Mandys Chef ist da sehr locker. „Kein Problem, mach wie du denkst, Mandy. Aber hattest du nicht für übernächste Woche Urlaub geplant? Da bist du doch eh nicht da."