Lehrplan Klavier -  - E-Book

Lehrplan Klavier E-Book

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Beschreibung

Der VdM legt eine neue Generation an Lehrplänen vor und gibt damit sowohl Lehrenden wie Lernenden einen aktuellen Leitfaden für erfolgreichen Instrumentalunterricht. Motivierender Unterricht und motiviertes Lernen erfordern eine zeitgemäße Pädagogik wie auch eine systematische Erschließung des Repertoires. Deshalb enthalten die neuen Lehrpläne im ersten Teil völlig neue und umfangreiche pädagogische Grundlagen und Einführungen zur Unterrichtsmethodik des jeweiligen Instruments mit speziellen Hinweisen zum Üben, zu Vorspiel und Konzert und zur Leistungsförderung. Neu ist der Unterrichtsplan in Form einer mehrseitigen Tabelle, der Spieltechnik, Musiklehre und Musizieren nach Inhalt und Methodik über die Unterrichtsstufen hinweg aufschlüsselt. Das Literaturverzeichnis ist übersichtlicher gestaltet und bezieht neben den geschichtlichen Epochen erstmals den Stilbereich Jazz/Rock/Pop als eigene Kategorie mit ein. Verzeichnisse von Verlagen, elektronischen Medien, Zeitschriften und Verbänden runden die Lehrpläne ab. Eröffnet wird die neue Reihe durch den Lehrplan Klavier, der mit seinem erweiterten Kapitel "Pädagogische Grundlagen" ausführlich auch auf neue Stichworte wie Musik und Körper, Neue Musik, Vom-Blatt-Spiel, Liedspiel oder Improvisation eingeht. Der Lehrplan Klavier ist die Grundlage für erfolgreichen Klavierunterricht. - Der offizielle Leitfaden des VdM - Zuverlässige Orientierung im Instrumentalunterricht - Erweiterte pädagogische Grundlagen und methodische Einführungen - Aktualisierte Literaturliste mit besonderer Berücksichtigung von Jazz/Rock/Pop - Literatur nach Schwierigkeitsgrad und Epochen sortiert - Übersichtlicheres Layout, größerer Umfang, größeres Format (17 x 24 cm), farbiges Cover

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Lehrplan

KLAVIER

Herausgegeben vom

Verband deutscher Musikschulen

Gustav Bosse Verlag, Kassel

Die Lehrpläne des Verbandes deutscher Musikschulen erscheinen exklusiv im Gustav Bosse Verlag, Kassel.

Mitglieder der Lehrplankommission: Prof. Bettina Bruhn, Prof. Sibylle Cada, Sigrid Naumann, Thomas Peter-Horas, Frauke Uerlichs, Prof. Dr. Herbert Wiedemann, Leitung: Klaus-Jürgen Weber, Koordination für den VdM: Frank Hartmann, Mitarbeit: Dr. Claudia Krischke Umschlagentwurf: Cornelius Uerlichs, Foto: Annika Feuss

Herausgegeben vom Verband deutscher Musikschulen e.V.

eBook-Version 2019

3. Auflage 2017

© Copyright 2009 by Gustav Bosse GmbH & Co. KG, Kassel

ISBN 978-3-7649-7013-0

DBE 111-07

www.bosse-verlag.de

eBook-Produktion: readbox publishing GmbH, Dortmund

Inhalt

ALLGEMEINER TEIL

Aufgaben und Struktur der Musikschule

Die Stufen und ihre Lernziele

Das Instrumental- oder Vokalfach

Lehrpläne und Unterrichtsgestaltung

Das Instrument

Zur Geschichte des Klaviers

Das Digitalpiano

Instrumentenauswahl

Pflege und Wartung

Musizierformen(Einsatzmöglichkeiten)

PÄDAGOGISCHE GRUNDLAGEN

Das Klavier im Unterricht

Grundgedanken zum Unterrichtsbeginn

Unterrichts-/Sozialformen

Grundsätzliche inhaltliche Überlegungen

Klavierspezifische Lerninhalte

Unterrichtsplanung

Kriterien zur Auswahl einer Klavierschule

Klavierunterricht mit Erwachsenen

Lernfelder

Körper und Instrument

Neue Musik

Vom-Blatt-Spiel

Zusammenspiel mit anderen Instrumenten

Musiklehre / Gehörbildung

Liedspiel

Improvisation

Jazz, Rock und Pop auf dem Klavier

Elektronische Medien

Üben

Vorspiel- und Konzertgestaltung

Besondere Leistungsförderung

Vorbereitung auf Wettbewerbe

Studienvorbereitung

UNTERRICHTSPLAN

orientierungsstufe

Unterstufe I

Unterstufe II

Mittelstufe I

Mittelstufe II

Oberstufe

LITERATURVERZEICHNIS

Schulen und Unterrichtswerke

Schulen

Ergänzende Materialien

Liedersammlungen

Vom-Blatt-Spiel

Erstes Zusammenspiel

Spieltechnik, Übungen, Etüden

Spiel-Literatur

Zweihändig

Vierhändig

Drei- bis sechshändig

Zwei Klaviere zu vier Händen

Zwei Klaviere zu acht Händen

Klavierkonzerte

Schriften / Fachliteratur / Medien

Schriften und Fachliteratur

Elektronische Medien

Verlage

Zeitschriften, Periodika

Verbände, Organisationen, Institutionen

ALLGEMEINER TEIL

Aufgaben und Struktur der Musikschule

Die Musikschule hat die Aufgabe, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Musik vertraut zu machen und sie zu eigenem Musizieren anzuregen. Durch qualifizierten Fachunterricht schafft sie die Grundlage für eine lebenslange Beschäftigung mit Musik. Darüber hinaus bietet sie ihren SchülerInnen in jeder Altersstufe und auf jedem Leistungsstand Möglichkeiten zum gemeinschaftlichen Musizieren in der Musikschule, in der allgemeinbildenden Schule, in der Familie oder in den vielfältigen Formen des Laienmusizierens.

Im Rahmen der Ausbildung der SchülerInnen in der Musikschule ist es daher wichtig, neben dem Instrumental- oder Vokalfach ein Ensemble- oder Ergänzungsfach zu besuchen, in dem die gewonnenen Kenntnisse und Fertigkeiten eingesetzt, erweitert und vertieft werden. Besonders begabte SchülerInnen erhalten eine spezielle Förderung, die auch die Vorbereitung auf ein musikalisches Berufsstudium umfassen kann.

Musikschulen öffnen sich den Impulsen, die von ausländischen Mitbürgern und ihren vielfältigen kulturellen Hintergründen ausgehen, und bieten Möglichkeiten der Begegnung verschiedener Musikkulturen. Der VdM hat in Modellprojekten besondere Lehr- und Lernmaterialien für das interkulturelle Musiklernen entwickelt und erprobt. Spezielle Angebote ermöglichen Menschen mit Behinderung die Teilnahme am Unterricht in der Musikschule. Für sozial Benachteiligte wird der Zugang zur Musikschule durch niedrigere Unterrichtsgebühren erleichtert.

Musikschulen sind öffentliche Bildungseinrichtungen mit einer sorgfältig abgestimmten Konzeption und Struktur. Der Unterricht der Musikschulen ist in vier Stufen gegliedert. Er wird je nach Fach und Stufe sowie nach pädagogischen Erwägungen als Klassen-, Gruppen- oder Einzelunterricht erteilt.

Dieser Strukturplan ist aufgrund eines Beschlusses der Mitgliederversammlung von 1969 (Überarbeitung 1998 und 2009) in dieser aktualisierten Fassung für alle Musikschulen des VdM verbindlich. Auf ihm bauen die Lehrpläne auf, die als Rahmenlehrpläne die Inhalte und Lernziele des Unterrichts an Musikschulen formulieren und damit den Lehrkräften eine Orientierung geben, ohne die Freiheit der Methode einzuschränken. Wesentliches Kennzeichen der Arbeit einer Musikschule ist die sorgfältige Abstimmung der praktischen, theoretischen, der allgemein-musikalischen und der speziellen instrumentalen bzw. vokalen Ausbildung.

Erst ein mehrjähriger kontinuierlicher Unterricht kann SchülerInnen in die Lage versetzen, ihre individuellen musikalischen Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln und das aktive Musizieren als bedeutsam für ihr Leben wahrzunehmen.

Bei jeweils entsprechendem Einstiegsalter sollen die SchülerInnen zunächst Unterricht in einem der Elementarfächer (Eltern-Kind-Gruppen, Musikalische Früherziehung MFE oder Musikalische Grundausbildung MGA, Elementare Musikpädagogik in der Kindergarteneinrichtung) erhalten, um so durch das Kennenlernen elementarer Musikpraxis den Zugang zu zielgerichtetem und nachhaltigem Musikunterricht zu erlangen. Instrumental- und Vokalfächer stehen dann im Mittelpunkt des weiterführenden Unterrichts der Musikschule, der sich – nach Abschluss der Elementar/Grundstufe – in Unter-, Mittel- und Oberstufe gliedert. Mit einem breiten Fächerspektrum gibt die Musikschule ihren SchülerInnen die Möglichkeit, eine eigene musikalische Ausdrucksweise mit einem Instrument oder der Stimme zu erlernen.

Integraler Bestandteil des Unterrichtskonzepts der Musikschule sind neben den Instrumental- und Vokalfächern die Ensemblefächer – und zwar in allen Leistungsstufen. Das Zusammenspiel muss in seinen Techniken und Regeln ebenso erlernt und geübt werden wie das Instrumentalspiel und Singen selbst. Erst die Befähigung dazu ermöglicht eine eigenständige Beteiligung am aktiven Musikleben. Im gemeinsamen Musizieren werden kommunikative und soziale Kräfte, die zum Wesen der Musik gehören, erlebbar, wirksam und lernbar. Eine Vielzahl vokaler und instrumentaler Ensembles unterschiedlicher Besetzungen und stilistischer Prägung gehört zum verbindlichen Unterrichtsangebot der Musikschule.

Kontinuierlich angebotene Ergänzungsfächer erweitern das Musikschulangebot. Insbesondere das Fach Hörerziehung / Musiklehre soll im Rahmen der Musikschulausbildung belegt werden; daneben sind beispielsweise Musikgeschichte, Akustik / Instrumentenkunde, Komposition oder Korrepetition denkbar. Zusätzlich zum Instrumental- oder Gesangsunterricht, aber auch unabhängig davon können weitere Ergänzungsfächer wie Musik und Bewegung, Tanz, Musiktheater / darstellendes Spiel oder Rhythmik gewählt werden.

Projekte unterschiedlichster Art sind zusätzliche musikpädagogische Angebote einer Musikschule. Sie sind zeitlich begrenzt und zumeist inhaltlich abgeschlossen. Mit Kursen, Workshops, Exkursionen, Kooperationen und anderen geeigneten Organisationsformen eröffnen sie einen Raum für besondere Aktivitäten der Musikschule. Sie ermöglichen ein flexibles Eingehen auf Nachfragen nach speziellen, fachlich geleiteten Angeboten, antworten auf besondere Interessen der SchülerInnen und eröffnen die Chance, weitere Zielgruppen zu gewinnen und neue Konzepte zu erproben. Projekte sind eine praktikable Ebene für Kooperationen mit Partnern der Musikschule, mit denen musikalische Kräfte und andere Ressourcen zusammengeführt werden können.

Schließlich gehören Veranstaltungen zum pädagogischen Auftrag und zum spezifischen Erscheinungsbild einer Musikschule. Vorspiele und Konzerte sind für SchülerInnen ein motivierendes Übe- und Probenziel. Die Auftrittserfahrung ist ein wesentlicher Bestandteil des Lernens und Musizierens, wendet sich Musik doch als künstlerische Kommunikation an ein Publikum. Durch öffentliche Veranstaltungen – auch gemeinsam mit Kooperationspartnern – gibt die Musikschule Einblick in ihre Arbeit und Beweise für ihre Qualität und trägt aktiv zum Musikleben ihres Gemeinwesens bei.

Die Stufen und ihre Lernziele

Elementarstufe/Grundstufe

Angebote der Elementarstufe/Grundstufe können ohne besondere Voraussetzungen besucht werden. Hier steht die prägende und lernende Begegnung mit den elementaren musikalischen Erlebnis- und Ausdrucksweisen im Mittelpunkt: die Schulung des Hörens, der Umgang mit der Stimme und das Singen, die Erfahrung von Rhythmus als Musik und Bewegung, erstes Spiel mit einfachen Instrumenten, Grundkenntnisse der Musiklehre und das Kennenlernen verschiedener Instrumente. Auf diese Weise fördert der Unterricht individuelle musikalische Fähigkeiten und schafft die Grundlagen für weitere musikalische Entwicklung; darüber hinaus dient er der Begabungsfindung. Die Musikschule gewährleistet dabei eine fachkompetente pädagogische Betreuung und Beratung.

Das Regelangebot der Musikschulen umfasst die Musikalische Früherziehung (Eintrittsalter 4 Jahre) und alternativ dazu die Musikalische Grundausbildung (Eintrittsalter 6 Jahre). Der Unterricht ist in der Regel zweijährig und wird in Klassen von 8–12 Kindern erteilt.

Außerdem kann die Musikschule weitere Grundfächer für bestimmte Zielgruppen anbieten, wie z. B. Musikalische Bildung von Anfang an für Eltern-Kind-Gruppen mit Babys oder Kleinkindern, MFE in Kindertagesstätten, MGA für Erwachsene u. a. Als Übergang zwischen Grund- und Unterstufe können Orientierungs-Angebote eingerichtet werden, in denen einzelne Instrumente erprobt und persönliche Neigungen und Begabungen festgestellt werden können.

Unter-, Mittel- und Oberstufe

Die der Elementarstufe/Grundstufe nachfolgenden Stufen sind inhaltlich so konzipiert, dass leistungsfähige und leistungsbereite SchülerInnen die empfohlenen Lernziele jeder Stufe in jeweils etwa 4 Jahren erreichen können. Unterstufe und Mittelstufe sind in jeweils zwei zweijährige Teile gegliedert. Die außerordentliche Streubreite musikalischer Begabungen und Interessen führt im Einzelfall zu nicht unerheblichen Abweichungen von diesem Zeitrahmen. Wichtigstes Ziel muss es sein, die Inhalte der einzelnen Stufen so zu vermitteln, dass sie in jedem Stadium zu einem sinnhaften, als persönlich bedeutsam erlebten Musizieren führen und zugleich eine musikalisch und instrumental tragfähige Basis für die weitere Entwicklung schaffen.

Unterstufe Das erste Begreifen des Instruments, die Erkundung seiner klanglichen Möglichkeiten und eine positive Grundhaltung schaffen die Basis für eine Einheit von Körper und Instrument, von Klangvorstellung und Technik. Wichtige Anknüpfungspunkte bilden Erkenntnisse und Erlebnisse aus der Grundstufe. Die technischen und gestalterischen Grundlagen des Umgangs mit dem Instrument oder der Stimme sollen so weit erarbeitet werden, dass die SchülerInnen einfache Stücke realisieren und musikalisch gestalten können. Improvisation und gemeinsames Musizieren gehören von Anfang an zur musikalischen Ausbildung. Zugleich sind Grundlagen der Musiklehre zu vermitteln, um die gespielte Literatur in formaler, harmonischer und struktureller Hinsicht verstehen und darstellen zu können.

Mittelstufe Ein gewachsenes musikalisches Vorstellungsvermögen erfordert eine entsprechende Weiterentwicklung der Technik. Diese ermöglicht den differenzierteren Umgang mit verschiedenen Epochen, Stilen und Formen der Musik. Im musikalischen Zusammenspiel ist bereits die Mitwirkung an größeren musikalischen Werken möglich. Unterricht in Theoriefächern fördert Reflexion und vertieft die Erkenntnis musikalischer Zusammenhänge. Die Mittelstufe befähigt zum selbstständigen Üben und zur aktiven Teilnahme am Musikleben.

Oberstufe Der Wunsch, anspruchsvolle Werke zu realisieren, motiviert bei besonderer Begabung und Leistungsbereitschaft dazu, die instrumentalen und gestalterischen Möglichkeiten zu perfektionieren. Die SchülerInnen der Oberstufe sind unverzichtbare Mitglieder in den Ensembles der Musikschule und übernehmen dabei auch solistische Partien.

Eine Studienvorbereitende Ausbildung (SVA) bieten Musikschulen als intensive Förderung besonders begabten und interessierten SchülerInnen, die ein musikalisches Berufsstudium (z. B. als Orchestermusiker/in, Musikpädagoge/-pädagogin, Kirchenmusiker/in, Tontechniker/in o. a.) an einer Musikhochschule oder einer anderen Ausbildungsstätte für Musikberufe anstreben.

Das Instrumental- oder Vokalfach

Wahl des Instrumental- oder Vokalfaches

Während des Unterrichts in der Grundstufe werden Eignung und Interesse der Kinder für einen nachfolgenden Instrumental- oder Vokalunterricht sorgfältig beobachtet. Besonders zu berücksichtigen ist bei der Instrumenteninformation und -beratung eine erkennbare Neigung des Kindes für ein bestimmtes Instrument, eine Instrumentengattung oder zum Singen.

Beginn, Unterrichtsform, Unterrichtsdauer

Der Instrumentalunterricht setzt in der Regel nach der Elementarstufe/Grundstufe ein. Durch die Entwicklungen im Bereich des Instrumentenbaus und durch das Entstehen entsprechender kindgemäßer Unterrichtskonzepte in den letzten Jahren ist ein früher Unterrichtsbeginn heute auf den meisten Instrumenten möglich und wünschenswert. Wo physiologische Gründe dagegen sprechen, sofort mit dem Wunschinstrument zu beginnen, sollte der Unterricht auf einem anderen Instrument vorangehen.

In Ausnahmefällen kann der Instrumentalunterricht schon parallel zum Unterricht in der Elementar/Grundstufe beginnen. Das Fach Gesang kann nach Abschluss der Grundstufe bereits durch die Teilnahme am Vorchor bzw. Kinderchor belegt werden; Gruppenunterricht im Fach Gesang – ausnahmsweise auch Einzelunterricht – ist ab etwa 11 Jahren möglich. Im Allgemeinen erhalten die SchülerInnen eine Wochenstunde Unterricht in einem Instrumental- oder Vokalfach (in der Regel 45 Minuten).

Der Unterricht wird als Gruppen- oder Einzelunterricht erteilt (Kombinationen beider Unterrichtsformen sind anzustreben) und möglichst von Anfang an mit einer oder zwei Wochenstunden im empfohlenen Ensemble- oder Ergänzungsfach begleitet.

Inhalte, Arbeitsweise, Arbeitsform

Wesentlich ist eine gezielte, auf die Individualität der SchülerInnen bezogene Stoffauswahl. Der Unterricht soll ihn/sie anleiten, selbstständig zu arbeiten und Neues zu lernen. Wichtig ist ein ständiges Zusammenwirken von solistischem und Zusammenspiel einerseits, von praktischem Musizieren und Verstehen des Gespielten (Hörerziehung) andererseits.

Um zu erreichen, dass die SchülerInnen von Anfang an auf der Grundlage einer inneren Klangvorstellung musizieren, ist dem Singen auch im Instrumentalunterricht ein wichtiger Stellenwert beizumessen. Notwendig ist die sorgfältige Wahl eines Schulwerks als allgemeiner Leitfaden für den Unterricht.

Neben den traditionellen Inhalten haben die Neue Musik (20./21. Jhdt.) und auch Bereiche wie Jazz und Popularmusik ihren festen Platz im Musikschulunterricht gefunden. In diesen Stilrichtungen kommen dem Spiel nach Gehör und der Improvisation besondere Bedeutung zu, sie sind daher eine wichtige Ergänzung des traditionellen, auf Werkerarbeitung ausgerichteten Unterrichts. In einigen Lehrplänen finden sich spezielle instrumentaltechnische und stilistische Hinweise. Auch in den Literaturverzeichnissen gibt es entsprechende Ergänzungen.

→ Ausführlichere Informationen in den Lehrplänen Jazz und Jazzensemble und Keyboard.

Lehrpläne und Unterrichtsgestaltung

Lehrpläne

Die Lehrpläne konkretisieren die Lernziele der musikpädagogischen Arbeit in der Musikschule. Sie sollen die LehrerInnen zu planvoller, eigenschöpferischer Arbeit anregen. Grundsätzlich bleibt ihnen dabei Freiheit in der Methode. Auswahl und Aufteilung des Lehrstoffes sollen sich dabei an den Möglichkeiten der SchülerInnen – auch in der Gruppe – orientieren.

Von Anfang an wird eine integrierte Entwicklung von Technik und musikalischer Aussagefähigkeit angestrebt. Zusammenspiel in jeder Form ist so früh wie möglich zu pflegen. Blattspiel, Auswendigspiel und Improvisation sollen nicht vernachlässigt werden. Besondere Sorgfalt ist der Anleitung zum systematischen Üben zu widmen. Hier ist – vor allem bei jüngeren SchülerInnen – die Unterstützung der Eltern unerlässlich. In diesem Zusammenhang sei auf das Informationsblatt des VdM Empfehlungen für das instrumentale Üben der Schüler hingewiesen.

Unterrichtsgestaltung

Es ist wichtig, den Anfangsunterricht auf einer breiten musikalischen Erfahrungs- und Erlebnisbasis aufzubauen. Dazu gehört neben Übungen und Liedern in den jeweils instrumentenspezifischen Tonräumen (z. B. Quinträume am Klavier) auch ein experimenteller Umgang mit dem Instrument: Improvisierend werden die Möglichkeiten der Klangerzeugung erkundet. Dabei ist, beispielsweise durch bildhafte Vergleiche, für anregende musikalische Zielvorstellungen zu sorgen, an denen sich die SchülerInnen mit ihrem Spiel orientieren können.

Der Beginn des Unterrichts sollte ohne Noten erfolgen, damit die SchülerInnen sich zunächst voll auf das Hören konzentrieren können. Der traditionelle Weg – Melodien und Lieder in begrenzten Tonräumen nach Gehör spielen – setzt sich fort im Erlernen der Notenschrift. Dagegen können experimentell entwickelte Stücke und Klanggeschichten grafisch notiert werden. Dieser Zugang fördert zu einem frühen Zeitpunkt Offenheit und Neugier für neue Kompositionstechniken und Notationsweisen.

Entscheidend für den Lernerfolg ist in allen Stadien des Unterrichts, dass die LehrerInnen mit allen hierfür methodisch zur Verfügung stehenden Mitteln auch die Motivation der SchülerInnen fördern. Dazu sollte mit den SchülerInnen und ggf. den Eltern ein Konsens über Lernziele und Wege der Erarbeitung hergestellt werden. Je jünger die SchülerInnen sind, umso wichtiger ist es, dass die Aufgabenstellung in überschaubarer Zeit zum Erfolg führen kann. Der Wunsch, sich musikalisch auszudrücken, soll im Mittelpunkt stehen; im Unterricht ist stets für klare und umsetzbare musikalische Zielvorstellungen zu sorgen. Technische Fertigkeiten sollen nicht losgelöst von der Musik vermittelt werden, sondern immer in erkennbarem Zusammenhang mit anregender Spielliteratur stehen. Regelmäßiges Zusammenspiel (mit der Lehrerin/dem Lehrer, dem Gruppenpartner sowie im Ensemble), Vorspiele und die damit verbundenen Erfolgserlebnisse wirken ebenfalls motivationsfördernd. Als Ergänzung sollten die LehrerInnen für jede Schülerin und jeden Schüler ein Heft mit Arbeits- und Übungsanweisungen anlegen. Ebenso erweist sich die Führung eines Aufgabenheftes als notwendig und zweckmäßig.

Einzel- und Gruppenunterricht

Zur Frage der Unterrichtsgestaltung gehört auch die Wahl der geeigneten Unterrichtsform (Einzel- und/oder Gruppenunterricht). Gerade für den Beginn des Instrumentalspiels erweist sich die Gruppe in vielfacher Hinsicht als angemessene Form, da nicht nur jüngere SchülerInnen Gruppensituationen als anregend erleben. Die in der Gruppe gegebene Partnerschaft bietet die Möglichkeit gegenseitiger positiver Beeinflussung, aber auch gegenseitiger Kontrolle und schult so die Hör- und Beobachtungsfähigkeit. Improvisationsübungen und experimentelle Ansätze werden durch die Gruppenform begünstigt. Schließlich bietet die Gruppe vielfältige Möglichkeiten des (elementaren) Musizierens im Ensemble, auch mit chorischer Besetzung einzelner Stimmen. In der Praxis hat sich – je nach Instrument – die Zahl von 2 bis 4 SchülerInnen als besonders günstig erwiesen.

Sinnvoller Gruppenunterricht erfordert:

□ eine dem gemeinsamen Lernen zuträgliche Zusammensetzung der Gruppe nach Alter und Entwicklungsstand

□ die Möglichkeit zur Veränderung in der Zusammensetzung der Gruppe

□ die Möglichkeit zusätzlichen Einzelunterrichts nach Bedarf

Durch entsprechende Unterrichtsplanung, methodisch-didaktisches Wissen und sorgfältige Beobachtung der SchülerInnen muss die Lehrkraft dafür Sorge tragen, dass der Unterricht nicht zu verkapptem Einzelunterricht mit mehreren SchülerInnen gerät und dass die Vorteile der Dynamisierung durch die Gruppe sich nicht in hemmende Nachteile für den Einzelnen verkehren.

Neben dem Gruppenunterricht bleibt der Einzelunterricht unverzichtbare Unterrichtsform der Musikschularbeit. Das Ziel, die SchülerInnen zu ausdrucksstarkem und lebendigem Musizieren zu führen, erfordert ein intensives und psychologisch feinfühliges Eingehen auf ihre Persönlichkeit. Die außerordentlich enge Beziehung zwischen SchülerInnen und Lehrkräften kann eine große Vertrauensbasis schaffen und hat für viele Kinder und Jugendliche eine weit über das Fachliche hinausgehende Bedeutung.

Die jeweiligen Vorteile des Gruppen- und Einzelunterrichtes können auch durch entsprechende organisatorische Maßnahmen koordiniert werden und so zu optimalen Unterrichtsergebnissen führen.

Der Großgruppen- oder Klassenunterricht, wie er in der Zusammenarbeit mit Ganztagsschulen erforderlich sein kann (z. B. Bläser- und Streicherklassen, JeKi-Modell) erfordert eine besondere Ausbildung und Vorbereitung für diese Unterrichtsformen.

Elternmitarbeit

Für den Unterrichtserfolg ist, insbesondere bei jüngeren SchülerInnen, die Mitwirkung und Unterstützung der Eltern unabdingbar. Daher ist ein regelmäßiger Kontakt zwischen Eltern und Lehrkräften wichtig, um zu einer Übereinstimmung über Lernwege und Zielsetzungen zu kommen. Für die Lehrkraft ist es ebenfalls von Bedeutung, die Lebensumstände und das soziale Umfeld der SchülerInnen zu kennen, um ihr Unterrichtskonzept und ihre Leistungsanforderungen individuell zu gestalten.

Leistungs- und Zwischenprüfungen

SchülerInnen der Musikschule und ihre Eltern haben Anspruch auf eine qualifizierte und umfassende Beratung. Grundlage hierfür bildet eine regelmäßige Feststellung der Fortschritte als Bestandteil des pädagogischen Prozesses. Damit gründen die Empfehlungen der Musikschule auf der Einschätzung der Fachlehrkraft und dem Rat eines Teams erfahrener Kolleginnen und Kollegen.

Musizieren ohne Leistung ist ein Widerspruch in sich: Jedes Musizieren ist durch eine Reihe von unterschiedlichen (Leistungs-)Faktoren definiert.

Eine planvolle und vielseitige Ausbildung berücksichtigt auch, dass der Eigenanspruch auf Leistungsverbesserung der SchülerInnen durch die Rezeption von Konzerten und perfektionierten Tonträgern beeinflusst wird. Eingeschlossen ist auch die Vorbereitung auf Wettbewerbe (z. B. „Jugend musiziert“).

Der Strukturplan des VdM sieht motivierend gestaltete Leistungs- und Zwischenprüfungen in regelmäßigen Abständen vor, insbesondere beim Übergang von der Unter- zur Mittelstufe und von der Mittel- zur Oberstufe. Verschiedene Modelle werden vom VdM empfohlen (siehe „Empfehlungen zur Leistungsüberprüfung an Musikschulen“).

Studienvorbereitende Ausbildung

Für SchülerInnen mit besonderer Begabung und Leistungsbereitschaft bietet eine Anzahl von Musikschulen eine spezielle Studienvorbereitende Ausbildung (SVA) an. Sie kann mit der Mittelstufe einsetzen und ist mit besonderen Anforderungen und Fördermaßnahmen verbunden. Die SVA dient der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung an einer Ausbildungsstätte für Musikberufe (vgl. Richtlinien für eine Studienvorbereitende Ausbildung [SVA] als Abteilung an Musikschulen des VdM).

DAS INSTRUMENT

Zur Geschichte des Klaviers

Die Bezeichnung Klavier bzw. Clavier ist vom lateinischen Clavis