Leni Behrendt Bestseller 49 – Liebesroman - Leni Behrendt - E-Book

Leni Behrendt Bestseller 49 – Liebesroman E-Book

Leni Behrendt

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Beschreibung

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Die Schreie wurden immer verzweifelter, immer tiefer kamen sie aus qualzerrissenem Herzen. Die Augen des gepeinigten jungen Weibes erstarrten vor Schmerz und Grauen. Wie lange sollte das noch so weitergehen: War es denn immer, immer noch nicht genug? Die schmerzverdunkelten Augen hingen an dem ernsten Antlitz des Arztes – bettelnd, flehend, hilfeheischend. Schon so viele Stunden hatte er sie vertröstet, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt. Jetzt zog der Arzt die Uhr, sah kühl und geschäftsmäßig darauf nieder. Allein das Zittern seiner Hand verriet, daß er nicht so ruhig war, wie er scheinen wollte. Als er sich langsam der Schwester zuwandte, erschien Graf Wildenried im Zimmer. Er trat an das Bett der Gattin, so ruhig und gleichmütig, als wäre er von Sorge unberührt. »Nun, Herr Doktor?« fragte der Mann. Als abermals ein qualvoller Schrei die Stille durchriß, hastete der Graf aus dem Zimmer. Der Arzt folgte ihm. »Herr Graf, lange kann es unmöglich so weitergehen. Die Kräfte der Frau Gräfin sind aufs äußerste erschöpft.« »Was nun?« »Ich muß zur Operation schreiten. Allein – der Fall ist sehr schwierig. Ich weiß nicht, ob das Kind zu retten sein wird.« »Das Kind muß unter allen Umständen lebend zur Welt kommen.

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Leni Behrendt Bestseller – 49 –

Müde gekämpft

Leni Behrendt

Die Schreie wurden immer verzweifelter, immer tiefer kamen sie aus qualzerrissenem Herzen. Die Augen des gepeinigten jungen Weibes erstarrten vor Schmerz und Grauen. Wie lange sollte das noch so weitergehen: War es denn immer, immer noch nicht genug?

Die schmerzverdunkelten Augen hingen an dem ernsten Antlitz des Arztes – bettelnd, flehend, hilfeheischend. Schon so viele Stunden hatte er sie vertröstet, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt.

Jetzt zog der Arzt die Uhr, sah kühl und geschäftsmäßig darauf nieder. Allein das Zittern seiner Hand verriet, daß er nicht so ruhig war, wie er scheinen wollte. Als er sich langsam der Schwester zuwandte, erschien Graf Wildenried im Zimmer. Er trat an das Bett der Gattin, so ruhig und gleichmütig, als wäre er von Sorge unberührt.

»Nun, Herr Doktor?« fragte der Mann. Als abermals ein qualvoller Schrei die Stille durchriß, hastete der Graf aus dem Zimmer. Der Arzt folgte ihm.

»Herr Graf, lange kann es unmöglich so weitergehen. Die Kräfte der Frau Gräfin sind aufs äußerste erschöpft.«

»Was nun?«

»Ich muß zur Operation schreiten. Allein – der Fall ist sehr schwierig. Ich weiß nicht, ob das Kind zu retten sein wird.«

»Das Kind muß unter allen Umständen lebend zur Welt kommen. Ich will nicht umsonst vier Jahre auf den Erben gewartet haben.«

»Na ja – und…«

»Was – und –?« unterbrach der Graf den Arzt unwillig. »Sie müssen eben zusehen, daß alles gut verläuft. Jedenfalls muß das Kind leben.«

»Ja – soll denn etwa die Mutter dabei geopfert werden?« fragte der Mann ratlos, dem Grafen dabei forschend ins Gesicht sehend, das jedoch auch bei dieser schwerwiegenden Frage finster und undurchdringlich blieb.

»Das habe ich nicht gesagt«, war die kalte Erwiderung.

Nun zog der Arzt die Schultern empor und ließ die Arme schlaff herunterhängen. »Dann gibt es nur noch ein – Entweder – Oder –«

»Sie sind mir doch als ungewöhnlich geschickter Arzt empfohlen worden, Herr Doktor?«

Der biß sich bei der Zurechtweisung auf die Lippen.

»Dieser Sache bin ich nicht gewachsen, Herr Graf. Daher bitte ich, eine Kapazität hinzuziehen zu wollen. Ich bin zwar nicht allwissend, aber soviel erkenne ich, daß die Sache sehr, sehr ernst steht.«

Einige Male durchschritt Wildenried das Zimmer mit langen Schritten, dann sagte er kurz: »Gut, ich werde den Arzt bestellen.«

»Der müßte aber bald erscheinen«, bemerkte Wißler frostig. »Denn in zwei Stunden könnte es zu spät sein.«

Damit fiel die Tür hinter ihm zu.

Soviel Wildenried sich auch bemühte, es war ihm nicht möglich, in so kurzer Zeit einen Arzt herbeizuschaffen. Als nun die Wartezeit abgelaufen war, übernahm Doktor Wißler allein die Operation, nachdem er den Grafen noch einmal sehr ernst und nachdrücklich auf jede Eventualität aufmerksam gemacht hatte.

Nach ungefähr einer Stunde stand er dann wieder vor Wildenried. »Ich gratuliere zur Tochter, Herr Graf!«

»Zur – T – och – ter…???«

»Ja – ein allerliebstes Komteßchen.«

Das schadenfrohe Lächeln, mit dem Doktor Wißler sich verbeugte, gab dem nach Fassung ringenden Vater sein Gleichgewicht wieder. Es klang ruhig und kühl, als er sich bedankte. Dann erkundigte er sich nach dem Ergehen seiner Frau, und da erstarb das Lächeln auf den Lippen des Arztes. Er hob wie hilflos die Schulter und schwieg.

»Darf ich sie sehen?«

»Noch ist die Frau Gräfin aus der Narkose nicht erwacht. Wenn es soweit ist, werde ich Bescheid sagen lassen.«

Nachdem der Arzt gegangen war, fiel der Gleichmut von dem Grafen ab. Erregt durchmaß er lange Zeit das Zimmer, bis er sich erschöpft in einen Sessel fallen ließ.

»Also eine Tochter –!« Er lachte auf, laut und hart. Eine Tochter, statt des so sehnlichst erhofften Sohnes und Erben! Wahrlich, eine niederschmetternde Enttäuschung für ihn. An eine solche Möglichkeit hatte er überhaupt nicht gedacht.

Damals, als das Majorat ihm so unerwartet zufiel, hatte er zu träumen geglaubt. Doch sehr bald wurde er aus diesen Träumen gerissen. Denn sein kinderloser Onkel hatte über seine Verhältnisse gelebt und sich um das Majorat kaum gekümmert. Also übernahm sein Erbe es in einem unglaublich verwahrlosten Zustand. Wildenried war durch die Entbehrungen einer sorgenvollen Jugend ernst und hart geworden, besaß dazu einen unbeugsamen Willen und einen fast krankhaften Ehrgeiz.