Lepusera - Nicole Hagenauer - E-Book

Lepusera E-Book

Nicole Hagenauer

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Beschreibung

Komm mit nach Lepusera! In einem verschlafenen Ort am Meer ist nicht viel los, davon sind jedenfalls die Schwestern Tilda und Lydia überzeugt und ziemlich gelangweilt. Doch eines Tages brennt Licht im Leuchtturm nebenan und ihr neuer Nachbar Lenny hat einige Geheimnisse, die nach und nach ans Licht kommen. Gemeinsam reisen sie ins Land der Hasen und erleben dort unvorstellbare Dinge. Ein fantastisches Kinderbuch ab 6 Jahren über Freundschaft und Zusammenhalt. Entdecke gemeinsam mit Tilda, Lydia und Lenny eine ganz neue Welt. Mit zahlreichen Schwarz-Weiß Bildern von der Autorin.

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Nicole Hagenauer schreibt und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von Hamburg. Eines Tages erzählte sie die Geschichte von „Lepusera“ und ihre Tochter bat sie ein Buch darüber zu schreiben. Von da an hakte sie jeden Tag nach, wann es endlich fertig sei.

Instagram: @nicole.hagenauer

Für Sina,

versprochen ist versprochen

und wird nicht gebrochen.

Tief unter der Erde liegt Lepusera.

Das Land der Hasen.

Und nur wenige Menschen wissen davon.

Inhaltsverzeichnis

LEPUSERA

1. Kapitel: Der Leuchtturm

2. Kapitel: Der Traktor

3. Kapitel: Der Ausflug

4. Kapitel: Hoch in der Luft

5. Kapitel: Die Marzipanfabrik

6. Kapitel: Basketball

7. Kapitel: Druckmittel

8. Kapitel: Der Inwentor

9. Kapitel Eingeschlossen

10. Kapitel: Die Ikseburg

11. Kapitel: Oswald Percalla

12. Kapitel: Erwischt

13. Kapitel: Die Heilerin

14. Kapitel: Verpatzte Rettung

15. Kapitel: Unerwartete Post

16.Kapitel: Rutschpartie

17. Kapitel: Reingelegt

Letztes Kapitel: Unsere Nachbarn sind Hasen

Liedtext & Noten: Lepusera

1. Kapitel Der Leuchtturm

In einem Ort am Meer stand ein Leuchtturm. Er befand sich oben auf einer Klippe, zu der eine Küstenstraße in Schlangenlinien hinaufführte. Vor vielen Jahren hatte er Schiffen und seinen Kapitänen den Weg gewiesen, aber diese herrlichen Zeiten waren längst vorbei. Seit langer Zeit stand er nun schon leer. Auf der Klippe gab es bloß ein weiteres Haus, in das vor ein paar Monaten, die Schwestern Lydia und Tilda Krabbenfänger mit ihren Eltern eingezogen waren. Matilda, die ältere der beiden, war elf Jahre alt und wurde von allen Tilda gerufen. Am liebsten trug sie geringelte Kleider und band sich ihre langen, lockigen Haare immer in einem Seitenzopf zusammen.

Lydia war ein Jahr jünger als ihre Schwester und mochte Kleidung mit Punkten. Ihre Haare waren dunkler und kürzer als Matildas, kinnlang mit einem Pony. Tilda sagte immer, sie sähe damit aus wie ein Playmobil-Männchen.

Bevor die beiden ans Meer gezogen waren, lebten sie in Hamburg. Sie vermissten die Stadt mit ihren vielen bunten Lichtern und ihre Freunde, die sie dort zurücklassen mussten. Sie sehnten sich sogar nach dem Straßenlärm zurück, denn hier am Meer, war das einzig Aufregende das passierte, die kreischenden Möwen zu beobachten oder wie hoch die Wellen schlugen.

Ihr neues zu Hause war früher einmal ein Bauernhof gewesen. Ihr Vater, der Architekt war, hatte das alte Reetdachhaus umbauen lassen, sodass nicht mehr viel an den Hof von damals erinnerte. Sicherlich sah nun alles deutlich schöner aus, aber die Ställe gab es nicht mehr. Dabei hätten Tilda und Lydia zu gerne Tiere gehabt. Am liebsten zwei Pferde, für jede von ihnen eins. Aber ihre Eltern meinten, dass es zu viel Arbeit machen würde. Die Schwestern konnten sehr hartnäckig sein und nervten ihre Eltern so lange, dass sie sich ein Haustier wünschten, bis es eines Tages endlich so weit war. Sie bekamen zwar kein Pferd, dafür aber einen Hund. Einen kleinen süßen Mops, den sie Nanu nannten.

Außer dem Leuchtturm, gab es nur Natur um sie herum. Die nächsten Häuser standen so weit entfernt, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen waren, höchstens mit dem Fernglas. Es gab keine Nachbarskinder, mit denen sie spielen konnten. Und wenn die Mädchen ihre neuen Klassenkameraden besuchen wollten, mussten ihr Vater oder ihre Mutter sie erst mit dem Auto zu ihnen fahren, denn selbst mit dem Fahrrad wäre es zu weit gewesen.

„Hier ist es voll öde! Wir wollen zurück nach Hamburg zu unseren Freunden!“, beklagten sie sich wieder einmal.

„Ihr seid doch Geschwister und könnt miteinander spielen!“ Verständnislos schüttelte ihr Vater den Kopf. „Ich hätte mich gefreut, wenn ich eine Schwester gehabt hätte“, sagte ihre Mutter, die ein Einzelkind war. Lydia verdrehte die Augen und äffte sie nach. „Jetzt reicht es aber!“ Mahnend hob Frau Krabbenfänger den Zeigefinger und wies die Mädchen an, das Zimmer zu verlassen. Traurig ließen die beiden die Köpfe hängen und gingen seufzend nach draußen. „Sie wollen es einfach nicht verstehen!“ Wütend kickte Lydia einen Stein mit der Fußspitze weg. Der Wind zerrte an ihren Haaren und die Wellen klatschten im ständigen Rhythmus an die Felsen. Hier gab es kein Einkaufszentrum, kein Kino, kein Stadtpark, kein gar nichts.

„Lass uns eine Runde mit Nanu gehen.“ Tilda machte den Hund los und sie gingen denselben Weg wie jeden Tag. Und wie immer begegnete ihnen niemand.

Ein paar Tage später machten sie ihren üblichen Spaziergang. Nanu hatte die Witterung eines Eichhörnchens aufgenommen und schnupperte aufgeregt an einem der Büsche. Hektisch wedelte er mit dem Schwanz und bellte laut, doch bevor er losrennen konnte, zog Lydia heftig an seiner Leine. „Bei Fuß!“, rief sie barsch und warf dem Hund einen bösen Blick zu.

„Du musst doch nicht so an ihm ziehen. Das tut ihm doch weh!“ Empört bückte Tilda sich zu dem kleinen Mops hinunter. Dieser rollte sich auf den Rücken und streckte seine vier Pfoten nach oben. Liebevoll tätschelte sie seinen Bauch.

Lydia hatte selbst gemerkt, dass sie zu ruppig mit ihm umgegangen war. Nun ging auch sie in die Hocke und strich über sein weiches Fell. Überglücklich grummelte Nanu und genoss die Liebkosungen seiner beiden Frauchen.

Nach einer Weile stützten die Mädchen sich mit den Handflächen auf den Knien ab und richteten sich wieder auf. Auch Nanu drehte sich zurück auf den Bauch und schüttelte sich sichtlich zufrieden. Als sie ihren Spaziergang fortsetzen wollten, blieben sie plötzlich wie angewurzelt stehen.

„Sieh mal! Da brennt Licht!“ Überrascht starrten sie auf das hell erleuchtete Fenster im Leuchtturm. „Vielleicht will nur jemand nach dem Rechten sehen?“, meinte Tilda und zuckte mit den Schultern. „Oder es wohnt jetzt jemand dort!“ Zappelig trat Lydia von einem Bein auf das andere.

Sie gingen weiter auf dem Kiesweg, die kleine Erhöhung zum Leuchtturm hinauf, um sich dort einmal umzusehen.

„Die Bretter sind weg!“, stellte Tilda mit weit aufgerissenen Augen fest. Tatsächlich waren die großen Holzbretter, die gestern noch vor die Tür genagelt waren und den Eingang versperrt hatten, verschwunden.

„Komm, wir klopfen mal!“ Tilda runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht.“ Doch Lydia war schon zum Eingang geflitzt und hob die Faust, um gegen die Tür zu hämmern. Poch. Poch. Poch.

„Hallo! Ist jemand zu Hause?“

Lydia zog die Augenbrauen zusammen und wich erschrocken zurück, als die Tür nach einem kurzen Augenblick geöffnet wurde.

Ein Junge, ungefähr in ihrem Alter mit hellbraunem wirrem Haar, trat auf die Türschwelle und stemmte die Hände in die Seiten. Über einem weißen T-Shirt trug er ein knallrotes Basketball-Trikot, mit der Nummer zehn darauf. Seine Füße steckten in riesigen weißen Turnschuhen, die aussahen wie kleine Boote. Auf seiner Schulter saß ein schwarzer Beo mit leuchtend gelbem Schnabel und krächzte laut: „Einbrecher – Alaaaarm!“

„Sei ruhig Käpt’n Niggel!“, wies er den Beo zurecht. Dieser verstummte und drehte beleidigt den Kopf zur Seite. Tilda und Lydia sahen ihn an, als wäre er eine Fata Morgana in der Wüste.

„Ich bin Lenny, Lenny Pfefferwind. Und das ist Käpt’n Niggel.“ Er deutete auf den Beo.

„Wollt ihr reinkommen?“ Lenny trat einen Schritt zurück und machte eine einladende Handbewegung. Lydia war die Erste, die sich wieder fing und stupste Tilda den Ellbogen in die Rippen.

„Ich bin Lydia und das ist meine Schwester Tilda. Eigentlich Matilda, aber Tilda mag sie lieber.“ Mit großen Schritten ging sie auf ihn zu und schüttelte kräftig seine Hand.

Lennys Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Er hatte eine Zahnlücke zwischen den Frontzähnen, die so groß war, dass er problemlos seine Zunge hindurchschieben konnte. Tilda nickte ihm zaghaft zu und knetete nervös ihre Hände. Nur zögernd trat sie ein.

„Wir sind gestern Nacht eingezogen und haben den Leuchtturm Schiffslicht getauft.“ Lenny schloss die Tür hinter sich.

„Das ist ein schöner Name für einen Leuchtturm“, bemerkte Tilda. Interessiert schauten die Mädchen sich um.

„Folgt mir. Folgt mir!“, keifte Käpt’n Niggel und plusterte sich gehörig auf. Tilda und Lydia tauschten einen raschen Blick miteinander und hoben beide die Schultern.

„Jetzt sei still, sonst kommst du in den Käfig!“

„Nichts darf man, gaaar nichts!“ Lenny schaute den Beo genervt an.

„Bin ja schon still.“ Demonstrativ schloss er den Schnabel.

„Hat er gerade mit den Augen gerollt?“, fragte Lydia erstaunt. „Er kann sich einfach nicht benehmen.“ Lenny wirkte etwas ärgerlich.

„Ich würde gerne etwas dazu sagen, aber ich darf ja nicht – sonst droht mir der Käääfig!“, krakeelte der Beo durch seinen zusammengepressten Schnabel hindurch.

„Das ist ja ein toller Vogel!“ Tilda klatschte begeistert in die Hände.

„Frechheit – bodenlose Frechheit – Vogel. Pah.“ Aufgebracht schlug Käpt’n Niggel mit den Flügeln und flog beleidigt davon.

„Er mag es nicht, wenn man ihn Vogel nennt. Auch wenn er kein Papagei ist, sondern ein Singvogel, sieht er sich eher als Sprachgenie im Federkleid“, erklärte Lenny.

„Okay.“ Verlegen schaute Tilda auf den Fußboden. „Der kriegt sich schon wieder ein und taucht schneller wieder auf als dir lieb ist.“

Erstaunt legten sie die Köpfe in den Nacken, denn vor ihnen stand eine waschechte Giraffe und reckte ihren langen Hals in den Turm hinauf. Kauend senkte sie den Kopf hinab und musterte sie neugierig.

„Kneif mich mal!“, forderte Lydia ihre Schwester auf. Als Tilda keine Anstalten machte es zu tun, kniff Lydia sich selbst in den Unterarm. So doll, dass ein roter Fleck auf ihrer Haut sichtbar wurde. Mehrmals schaute sie von dem Fleck zur Giraffe, hin und her, bis die Rötung wieder langsam verblasste. Angestrengt blinzelte sie ein paar mal.

„U-n-g-l-a-u-b-l-i-c-h!“

„Das ist Rosine!“ Die Giraffe beugte ihren langen Hals zu Lenny hinunter und ihre schwarze Zunge glitt über ihre Köpfe hinweg. Neugierig klimperte sie mit ihren langen, dunklen Wimpern.

„Ihr braucht keine Angst vor ihr zu haben. Sie ist wirklich sehr lieb.“ Lenny nahm Lydias Hand und ließ Rosine daran schnuppern. Tilda dagegen, lehnte dankend ab. Ihr war es nicht geheuer, einem so gewaltigen Tier derart nah zu sein.

„Rosine wohnt bei uns, seitdem sie ein Baby ist. Wir haben sie mit der Flasche aufgezogen. In unserem alten Haus hatten wir zwar hohe Decken, aber das reichte nicht für ihren langen Hals. Da musste sie sich immer bücken. Hier im Schiffslicht ist es perfekt für sie.“ Mit ihren zapfenartigen Hörnern schmiegte die Giraffe sich zufrieden an Lennys Schulter und ließ sich von ihm am Kopf kraulen. Begeistert verfolgten die Mädchen jede seiner Handbewegungen.

Ein süßlicher Duft waberte ihnen entgegen und Lydia sog den köstlichen Geruch tief in die Nase ein. „Backt ihr einen Kuchen?“

„Das, sind die weltbesten Kekse mit extra großen Schokoladenstücken. Mir nach!“ Lenny leckte sich genüsslich über die Lippen und ging voran.

Sie stiegen die Treppe hinauf, die zur Küche führte und hielten dabei den Blick auf den Giraffenhals gerichtet, den sie mehrmals umrundeten. Oben angekommen blieben die Mädchen wie versteinert stehen und beobachteten, wie eine braune Hasenfrau ein Blech Kekse aus einem dampfenden Ofen holte.

„Jetzt musst du mich mal kneifen!“, flüsterte Tilda ihrer Schwester zu. Daraufhin zwickte Lydia sie kräftig in den Arm. „Aua!“ Ärgerlich rieb Tilda sich über die schmerzende Stelle, kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Die Hasenfrau war immer noch da und lächelte sie aus grauen Augen freundlich an. Über ihrem dunkelblauen Kleid mit weißen Margeriten darauf, hatte sie eine rot-weiß karierte Schürze gebunden. „Wie schön! Wir haben Besuch!“, rief sie begeistert als sie die

Mädchen sah. Tilda und Lydia durchbohrten sie förmlich mit ihren Blicken. „Das dadadas ist ein Hase … und er, … äh … sie kann sprechen“, stotterte Tilda. Ungläubig schaute sie von der Hasenfrau zu Lydia. Hin und her.

Auch wenn ihre Kinnladen schon runtergeklappt waren, öffneten sich ihre Münder ein Stück weiter, als noch jemand die Treppe hinauf in die Küche kam. Ein Hasenmann. Er hielt eine grüne Glasflasche in der Pfote. Über seinem gestreiften Hemd trug er einen blauen Pullunder und eine knöchelfreie Hose. Durch seine Brillengläser musterte er sie neugierig. „Ihr müsst die Mädchen von nebenan sein. Es freut mich euch kennenzulernen.“ Der Hasenmann nickte ihnen zu und stellte die Flasche auf den Tisch.

Lenny räusperte sich. „Mein Vater ist ein berühmter Basketballspieler und hat in der Saison keine Zeit sich um mich zu kümmern; und meine Mutter ist Journalistin und ständig auf Reisen, deshalb wohne ich bei Herrn und Frau Wünsche.“

Die Hasenfrau wuschelte ihm durchs Haar und sah ihn liebevoll an. „Wenn seine Eltern arbeiten, passen wir immer auf ihn auf. Er ist ein guter Junge, unser Lenny.“ Anerkennend klopfte Herr Wünsche ihm auf die Schulter.

Die Schnauze in die Luft gereckt, tippelte Nanu wie ein aufgescheuchtes Huhn umher. Die vielen ungewohnten Gerüche schienen ihn zu verwirren. „Wollt ihr Kekse und Kakao?“ Frau Wünsche wischte ihre Pfoten an der Schürze ab.