Levanas Erwachen - Manfred Friebe - E-Book

Levanas Erwachen E-Book

Manfred Friebe

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Beschreibung

"Levanas Erwachen" ist eine faszinierende Erzählung, die in dem zauberhaften, von einem Zeitfluch befallenen Dorf Frostflocke spielt. Während die kalte Winternacht sich nähert und die Weihnachtszeit anbricht, liegt das Dorf in einem ewigen Bann, gefangen in einem zeitlosen Zustand. Die dunklen Mächte des Magiers Moros und seiner Verbündeten Nyx haben die Bewohner in endlose Stagnation versetzt, und nur das Geheimnis des Zeitkristalls kann sie erlösen. Im Zentrum dieser magischen Welt stehen die jungen Helden Elena, Lorin und Aeris, die sich auf eine mutige Reise begeben, um den Kristall zu finden und das Dorf zu retten. Ihre Suche führt sie zur geheimnisvollen Levana, einer tausendjährigen künstlichen Intelligenz, die tief in einer Höhle verborgen lebt und der Schlüssel zur Rettung Frostflockes ist. Die Geschichte ist ein Kaleidoskop aus Magie, Abenteuer und der Wärme der Weihnachtszeit, die einen starken Kontrast zur dunklen Bedrohung durch Moros und Nyx bildet. "Levanas Erwachen" ist eine inspirierende Erzählung über Mut, Freundschaft und den Kampf gegen die Dunkelheit, eingebettet in die gemütliche und hoffnungsvolle Atmosphäre von Weihnachten. Dieses Buch ist perfekt für alle, die sich nach einem magischen Weihnachtsabenteuer sehnen. Es verwebt die Faszination magischer Welten mit der herzlichen Stimmung der Festtage und schafft so ein unvergessliches Leseerlebnis für Jung und Alt. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der Magie und Weihnachtszauber Hand in Hand gehen, und erleben Sie ein Abenteuer, das Ihre Vorstellungskraft anregt und Ihr Herz erwärmt.

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Seitenzahl: 247

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Herzlicher Dank an meine Familie!

Ein ganz besonderes Dankeschön geht an meine Frau Karina. Durch ihren unerschütterlichen Glauben daran, dass ich ein Buch schreiben kann, und ihre Bereitschaft, zahlreiche Stunden auf mich zu verzichten, während ich in die Welten der Fantasie und Magie eintauchte, war dies erst möglich.

Ebenso danke ich meiner Tochter Taissia. Ihre aufmerksame Art, meinen ersten Entwürfen zu lauschen, und ihre zahlreichen wertvollen Anregungen haben das Buch maßgeblich bereichert.

Nicht zuletzt gebührt mein Dank meinem Sohn Maximilian. Seine lebendige Darstellung der physischen Auseinandersetzungen zwischen Gut und Böse hat einen Teil der Geschichte greifbar und lebendig werden lassen.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4:

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16:

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Ein letztes Geheimnis

Kapitel 1:

Frostflockes flüsternde Vorahnung

Man sagt, es gibt Orte auf der Welt, die so gut versteckt sind, dass nur diejenigen sie finden, die wirklich danach suchen. Einer dieser Orte könnte ganz in deiner Nähe sein, versteckt hinter dichten Wäldern oder hinter einem unscheinbaren Hügel. Ein solcher Ort ist Frostflocke.

Frostflocke liegt eingebettet in einem Tal, umgeben von schneebedeckten Bergen und dichten Tannenwäldern. Die schimmernden Lichter der Stadt reflektieren auf dem frisch gefallenen Schnee, der die Dächer der Fachwerkhäuser bedeckt. Die kopfsteingepflasterten Straßen schlängeln sich wie silberne Bänder durch die Stadt, vorbei an kleinen Läden, die mit handgefertigten Weihnachtsschmuck und -geschenken gefüllt sind. Bäckereien duft en nach frisch gebackenen Plätzchen und Lebkuchen, und aus den Cafés hört man das Lachen und fröhliche Gespräche der Bewohner.

In der Mitte des Marktplatzes, umgeben von bunten Ständen, die mit allem Möglichen von handgestrickten Schals bis hin zu Holzspielzeug gefüllt sind, steht ein großer, prächtig geschmückter Weihnachtsbaum. Seine Lichter funkeln wie Sterne, und die Spitze des Baumes erreicht fast den klaren, sternenhellen Himmel.

Tief im Herzen dieser idyllischen Stadt, in einer verwinkelten Gasse, die leicht von der Hauptstraße abzweigt, steht ein winziges, gemütliches Haus. Es gehört Lorin, dem Koboldkrieger und Spielzeugmacher. Die Außenwände des Hauses sind mit Efeu und Schnee bedeckt, und aus dem Schornstein steigt Rauch auf, der den Duft von Zimt und Apfel in die kalte Winterluft trägt.

Lorin ist für die Bewohner von Frostflocke kein Fremder. Er ist bekannt für seine Geschichten und Lieder, die er gerne am Lagerfeuer erzählt, wenn die Nächte am längsten sind. Er ist klein, etwa 90 cm groß, mit rötlich-braunem Haar, das in lockigen Strähnen über seine Schultern fällt, und lebhaft türkisen Augen, die stets neugierig die Welt beobachten. Trotz seiner kleinen Körpergröße ist er ein starker Kämpfer, geschickt im Umgang mit dem Schwert.

Er war gerade dabei, in seiner Werkstatt ein neues Spielzeug zu fertigen, als er die vertrauten Schritte seiner besten Freundin hörte.

Elena, die Tierfreundin mit einem umfangreichen Wissen in weißer Magie, trat in den kleinen Garten von Lorin. Ihre langen, schwarzen Haare wehten im Wind und ihre bernsteinfarbenen Augen, die meist voller Leben und Neugier waren, schienen heute besorgt.

Lorin öffnete die Tür und begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. „Elena! Was für eine Überraschung! Was bringt dich zu mir?“

Elena strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte in die tanzenden Flammen des Feuers. „Weißt du“, begann sie langsam, ihre Stimme leise und nachdenklich, „ich war heute im Wald, um Kräuter für meine Großmutter zu sammeln. Aber es war anders als sonst.“

Lorin lehnte sich vor und sah sie aufmerksam an, seine türkisen Augen erfüllt von Besorgnis. „Was meinst du damit?“

Elena zögerte einen Moment, dann antwortete sie: „Die Tiere im Wald sind heute seltsam unruhig. Die Vögel singen nicht wie gewohnt, und die Rehe halten sich zurück, als würden sie etwas fürchten. Es fühlt sich an, als würden sie eine Veränderung in der Luft spüren, eine Dunkelheit, die sich nähert.“

Lorin runzelte die Stirn. „Das klingt besorgniserregend. Die Tiere haben oft einen sechsten Sinn für solche Dinge. Hast du noch etwas Anderes bemerkt?“

Elena schüttelte den Kopf, während sie ihre Hände fest um die warme Tasse klammerte. „Nein, aber dieses Gefühl lässt mich nicht los. Es ist, als ob ein Sturm aufzieht, aber nicht in der Art, wie wir ihn kennen. Es ist ein Sturm der Dunkelheit und Kälte.“

Lorin nickte nachdenklich. „Wir sollten vorsichtig sein. Wenn die Tiere eine Bedrohung wahrnehmen, dann könnte etwas Böses bevorstehen. Aber egal was passiert, wir werden es gemeinsam durchstehen.“

Elena lächelte schwach und ergriff Lorins Hand. „Danke, dass du immer für mich da bist, Lorin. Wir werden herausfinden, was los ist und Frostflocke beschützen.“

Die beiden beschlossen, den Nachmittag gemeinsam zu verbringen und für einen Moment die seltsame Unruhe, die Frostflocke umgab, zu vergessen. Lorin, mit seiner gewohnten Sorgfalt, setzte Wasser auf und bereitete einen schokoladig-duft enden Kakao zu. Er schäumte die Milch auf, bis sie samtig war, und fügte eine großzügige Menge Marshmallows hinzu.

Elena, sich auf einem der bequemen Stühle niederlassend, begann von ihren neuesten Abenteuern im Wald zu erzählen. Sie schilderte, wie sie einem verschmitzten Eichhörnchen zusah, das versuchte, eine besonders große Nuss zu verstecken und dabei immer wieder ins Stolpern geriet. Lorin lachte herzlich und bemerkte, wie das Eichhörnchen ihn an einen alten Freund aus seiner Kindheit erinnerte.

Der Raum füllte sich mit dem sanft en Schein des Kaminfeuers und dem Klang ihres Lachens. Als der Kakao fertig gekocht war, tranken sie ihn schlückchenweise, wobei sie den süßen Geschmack und die Wärme genossen, die er ihnen brachte.

Später am Nachmittag breiteten sie Bastelmaterialien auf dem Tisch aus. Elena hatte einige Tannenzapfen gesammelt, die sie in glitzernde kleine Kunstwerke verwandeln wollten. Mit glitzernden Bändern, Farben und ein wenig Kreativität schufen sie Weihnachtsschmuck, der in den kommenden Festtagen ihre Häuser schmücken würde.

Während sie bastelten, nahmen die beiden jedes Detail ihrer Schöpfungen wahr. Lorin konzentrierte sich darauf, jeden Tannenzapfen mit einem präzisen Pinselstrich in Gold und Silber zu bemalen, während Elena geschickt glitzernde Bänder darum wickelte. Jedes Kunstwerk erzählte seine eigene kleine Geschichte, und sie waren so vertieft in ihre Arbeit, dass sie die Zeit völlig vergaßen.

Die Dunkelheit draußen legte sich wie ein weicher Mantel über die Stadt, und die beiden waren für eine Weile in einer Blase aus Wärme, Lachen und Kreativität gefangen. Das drohende Unheil, das sie zuvor gespürt hatten, schien in weite Ferne gerückt zu sein.

Als die Dämmerung hereinbrach, kroch ein weicher orangefarbener Schimmer durch die Fensterläden. Lorin zündete sorgfältig einige Kerzen an, deren Flammen im Takt der leisen Melodien tanzten, die aus einem alten, knarzenden Radio strömten. Die sanft en Klänge von Weihnachtsliedern erfüllten den Raum und hüllten die beiden in eine Decke der Nostalgie. Sie tauschten Geschichten über vergangene Weihnachten aus, schwelgten in Erinnerungen und planten gemeinsam, wie sie das diesjährige Fest zu einem ganz besonderen Erlebnis machen könnten.

Doch trotz dieser scheinbaren Ruhe konnte Elena ein unbestimmtes Gefühl der Unruhe nicht abschütteln. Es war, als ob ein leises Flüstern durch den Wind getragen wurde, eine Vorahnung dessen, was kommen könnte. Lorin, der ihre Stimmung spürte, legte tröstend seinen Arm um sie und flüsterte: „Was auch immer da draußen ist, wir werden es zusammen durchstehen.“

Das letzte Lied endete, und die beiden saßen da, in stiller Eintracht, während draußen die ersten Schneeflocken des Winters leise auf die Dächer fielen. Doch in der Stille dieser Nacht, fernab von ihrem gemütlichen Zufluchtsort, spürten die Tiere des Waldes eine sich nähernde Dunkelheit, die darauf wartete, die Harmonie von Frostflocke zu zerstören.

Kapitel 2

Der gestohlene Weihnachtszauber

In dem verschlafenen Dorf Frostflocke begrüßte der Morgen die Bewohner mit einer friedlichen Stille, die nur vom leisen Knirschen des Neuschnees unter den Füßen der Frühaufsteher durchbrochen wurde. Die Sonne streckte ihre ersten Strahlen aus, die sanft auf die schneebedeckten Dächer der charmanten Fachwerkhäuser fielen. Jeder Baum, jede Straßenecke, ja selbst die alten Steinbrunnen des Dorfes waren von einer hauchdünnen Schicht funkelnden Eiskristalls überzogen, der im Licht glitzerte.

Kinder, eingepackt in dicke Mäntel und Schals, machten sich bereit, den ersten Schnee des Tages zu genießen, während ihre Eltern in den Küchen heißen Kaffee und Tee zubereiteten. Doch trotz dieser idyllischen Szene, die wie aus einem Bilderbuch zu stammen schien, war den Bewohnern von Frostflocke bald klar, dass dieser Morgen anders war als die anderen. Es lag eine ungewöhnliche Stille in der Luft , eine Stille, die immer mehr um sich griff.

In der Mitte von Frostflocke, direkt am Marktplatz, stand die traditionsreiche Bäckerei Müller. Seit Generationen versorgte sie die Dorfbewohner mit den köstlichsten Backwaren, und besonders in der Weihnachtszeit war ihr Laden ein Magnet für alle, die den Geschmack von authentischem Weihnachtsgebäck liebten. Frau Müller, eine stämmige Frau mittleren Alters mit einer Vorliebe für farbenfrohe Schürzen, leitete den Betrieb mit Herzblut und Leidenschaft.

Auch an diesem Morgen öffnete Frau Müller, wie gewohnt, früh ihre Bäckerei. Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die Fenster, und sie freute sich auf den Duft von Zimtsternen, Vanillekipferln und frisch gebackenen Stollen, die in ihren Öfen backen sollten. Doch als sie die Tür zu ihrer Backstube aufschob, wurde sie von einer merkwürdigen Ruhe begrüßt. Verwundert blickte sie sich um. Die Öfen, die normalerweise zu dieser Stunde knisternd ihre Wärme ausstrahlten und das Herz der Bäckerei bildeten, waren kalt und stumm.

Ihr Blick wanderte zu den großen Teigschüsseln, die sie am Vorabend sorgfältig zubereitet und zum Gehen an einen warmen Ort gestellt hatte. Zu ihrem Entsetzen waren sie noch genauso so wie am Abend zuvor, der Teig hätte eigentlich aufgehen müssen.

Sie hörte die Tür der Backstube, und ihr Mann, Herr Müller, der Bäckermeister, trat ein. „Guten Morgen, Liebes“, grüßte er mit einem Lächeln, das jedoch schnell verschwand, als er den besorgten Ausdruck im Gesicht seiner Frau sah. „Was ist los? Warum sind die Öfen aus?“

„Nicht nur die Öfen sind aus ...“, Frau Müller deutete stumm auf die stehengebliebene Uhr über dem Tisch mit den Teigwaren und die rohen Teige darunter.

Herr Müller rieb sich nachdenklich das Kinn. „Das ist seltsam. Ich verstehe nicht, was hier vorgeht.“

Sie sahen sich an, und in diesem Moment ahnten beide, dass etwas Unverständliches in Frostflocke vor sich gingen. „Wir müssen herausfinden, was hier los ist“, sagte Frau Müller entschlossen, während sie ihren Mann an der Hand nahm.

Das Haus der Familie Becker, ein malerisches zweistöckiges Gebäude mit tiefroten Ziegeln und schneebedeckten Fensterläden, lag nur wenige Straßen von der Bäckerei Müller entfernt. Drinnen war es warm und gemütlich, und der Duft von Tannenzweigen und frisch gebackenen Plätzchen erfüllte die Räume.

Im Kinderzimmer, das mit funkelnden Lichterketten und buntem Weihnachtsschmuck dekoriert war, saßen die drei Kinder der Familie – Taissia, Maximilian und die kleine Anetta – auf dem Boden und starrten ungläubig auf ihren großen gemeinsamen Adventskalender, der an der Wand hing. Sie waren sich absolut sicher, dass sie bereits mehrere Türchen geöffnet hatten, und doch zeigte der Kalender, dass nur das erste Türchen geöffnet war.

„Das kann nicht sein“, murmelte Maximilian und kratzte sich verwundert den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass wir schon beim fünft en Türchen waren. Erinnerst du dich nicht, Taissia, wie du die Schokolade vom vierten Türchen geteilt hast?“

Taissia nickte zustimmend. „Ja, und Anetta hat das kleine Spielzeug aus dem dritten Türchen bekommen. Das hier macht keinen Sinn.“

Anetta, mit ihren großen blauen Augen, sah von einem Geschwister zum anderen und spürte, dass etwas nicht stimmte. „Mama!“, rief sie mit ihrer klaren, hohen Stimme.

Frau Becker, die gerade in der Küche beschäft igt war, kam eilig ins Kinderzimmer, als sie den besorgten Ruf ihrer jüngsten Tochter hörte. „Was ist denn los, Kinder?“, fragte sie, während sie den Raum betrat.

Die Kinder standen gespannt im Wohnzimmer und deuteten mit aufgeregten Fingern auf den Adventskalender an der Wand. Frau Becker, die gerade mit einer Tasse Tee in der Hand aus der Küche kam, bemerkte ihre Unruhe und folgte ihren Blicken.

„Das ist merkwürdig“, murmelte sie, während sie sich den Kalender genauer ansah. Mit einem leicht besorgten Ausdruck nahm sie den Kalender von der Wand und drehte ihn um, um zu sehen, ob sie dort eine Erklärung finden könnte. Aber da war nichts.

Plötzlich fiel ihr Blick auf die große Wanduhr über dem Kamin. Sie zeigte 00:00 Uhr an, obwohl es schon nach Mittag war. „Das kann nicht sein“, flüsterte sie und stellte ihre Tasse ab.

Sie eilte ins Schlafzimmer und sah nach dem Wecker auf ihrem Nachttisch. Auch dieser zeigte 00:00 Uhr an, das gleiche bei der Küchenuhr. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihr aus.

Frau Becker kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo die Kinder sie besorgt ansahen. „Alle Uhren im Haus sind stehen geblieben“, sagte sie mit belegter Stimme. „Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte.“

Sie nahm ihre Kinder bei der Hand, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg, um mit den anderen Bewohnern von Frostflocke zu sprechen.

Nicht weit weg vom Haus der Beckers stand Herr Schmidt, der alte Uhrmacher mit seinem grauen Bart und den feinen, aber gealterten Händen, vor seinem Geschäft , das seit Generationen im Herzen von Frostflocke lag. Er schaute durch die großen Schaufenster in sein kleines Reich, wo sich Wand- an Wanduhr reihte und jede einzelne Uhr zum Stillstand gekommen war. Das stetige Ticken, das sonst immer durch den Raum hallte, war verstummt und hinterließ eine beunruhigende Stille.

Verwirrt kratzte er sich den Kopf, während er langsam durch die Tür in den Laden trat. Das sanft e Klingeln der Ladentür meldete ihm sogleich den Eintritt eines Kunden. Es war Frau Weber, die vor einigen Tagen ihre alte Standuhr zur Reparatur gebracht hatte. „Herr Schmidt“, begann sie mit zittriger Stimme, „nicht nur meine Standuhr, auch alle anderen Uhren in meinem Haus sind stehengeblieben. Was ist nur los?“

Bevor Herr Schmidt antworten konnte, öffnete sich die Tür erneut und Herr Fischer, ein langjähriger Kunde, trat ein. „Es ist nicht nur bei Ihnen so, Frau Weber. Alle Uhren in meinem Haus haben ebenfalls aufgehört zu ticken.“

Herr Schmidt, normalerweise die Ruhe selbst, fühlte sich überwältigt und gestand: „So etwas habe ich in all meinen Jahren als Uhrmacher noch nie erlebt.“

Und es kam noch schlimmer: Der Marktplatz von Frostflocke hatte allen Glanz verloren. Die sonst so festliche Stimmung, die in dieser Jahreszeit über den Platz wehte, war verschwunden.

Die Stände, die normalerweise mit Weihnachtsdekorationen, handgemachten Spielzeugen und anderen festlichen Waren gefüllt waren, standen leer da. Kein Tannenzweig, keine Lichterkette und keine roten Schleifen waren zu sehen. Selbst der große Weihnachtsbaum, der jedes Jahr im Zentrum des Platzes aufgestellt wurde und mit bunten Kugeln und Sternen geschmückt war, stand kahl und ungeschmückt da.

Die Bewohner von Frostflocke, die sich normalerweise auf dem Marktplatz trafen, um gemeinsam die Vorfreude auf Weihnachten zu teilen, standen nun in kleinen Gruppen zusammen und blickten ratlos umher. Einige führten angeregte Diskussionen, andere schüttelten nur den Kopf in Unglauben.

Kinder, die erwartungsvoll zum Marktplatz gekommen waren, in der Hoffnung, ein neues Spielzeug oder eine Leckerei zu ergattern, klammerten sich nun enttäuscht an die Hände ihrer Eltern.

„Was ist hier passiert?“, fragte eine alte Dame und blickte besorgt auf den kahlen Baum. „Wo sind all die schönen Dekorationen geblieben?“

„Ich verstehe das nicht“, murmelte ein junger Vater, der mit seinen Kindern gekommen war. „Gestern war hier noch alles festlich geschmückt, und heute ist alles weg.“

Ein anderer Bewohner fügte hinzu: „Es ist, als hätte Weihnachten nie existiert.“

Immer mehr Dorfbewohner fanden sich auf dem Marktplatz ein. In kleinen Gruppen standen sie beisammen und tauschten sich flüsternd aus. Auch die Bäckerin und der Uhrmacher beteiligten sich an den Gesprächen.

„Bei uns ist nicht eine Backware aufgegangen“, sagte Frau Müller.

Der alte Uhrmacher, fügte hinzu: „Alle Uhren in meinem Geschäft stehen still. Es ist, als wäre die Zeit eingefroren.“

„Vielleicht ist es ein böser Zauber“, mutmaßte Frau Becker besorgt. „Ich habe Geschichten gehört, von alten Flüchen und dunklen Magiern, die ganze Dörfer verhexen können.“

Herr Meier, der Postbote, schüttelte den Kopf. „Das klingt zu fantastisch. Vielleicht gibt es eine wissenschaft -liche Erklärung. Eine Störung in der Zeit oder so etwas.“

Die Diskussionen wurden lebhafter, jeder hatte eine Theorie, und bald vermischten sich Spekulationen, Gerüchte und Aberglauben.

Inmitten des ganzen Trubels trat Bürgermeister Klein vor und hob die Hand, um Ruhe zu bitten. „Freunde“, begann er, „es ist offensichtlich, dass etwas Ungewöhnliches vor sich geht. Aber wir müssen zusammenhalten und nach einer Lösung suchen. Zwei Dinge sind klar: Weihnachten, unser geliebtes Fest, ist verschwunden und alle Uhren sind stehengeblieben. Frostflocke steht vor einem großen Rätsel!“

In einer Ecke des belebten Marktplatzes, etwas abseits vom Hauptgeschehen, standen Lorin und Elena. Mit besorgten Blicken beobachteten sie die verwirrten und besorgten Gesichter der Dorfbewohner.

Lorin blickte zu Elena und flüsterte: „Das ist wirklich beunruhigend, Elena. All diese Theorien und Vermutungen... Ich habe so etwas noch nie erlebt.“

Elena nickte. „Mir geht es genauso. Und ich habe das Gefühl, dass das, was ich gestern Morgen im Wald beobachtet habe, damit in Verbindung steht. Erinnerst du dich an das seltsame Verhalten der Tiere, von dem ich dir erzählt habe?“

Lorin schüttelte den Kopf. „Ja, es war, als ob sie eine drohende Gefahr spüren würden. Sie waren so unruhig.“

Elena blickte besorgt umher. „Wir müssen mehr darüber herauszufinden. Vielleicht gibt es Hinweise oder Anzeichen, die uns weiterhelfen könnten.“

Lorin stimmte zu. „Genau. Wir sollten uns mit einigen Dorfbewohnern unterhalten und herausfinden, ob sie noch andere ungewöhnliche Beobachtungen gemacht haben.“

Inmitten des Marktplatzgeschehens erkannten Lorin und Elena Herrn Schmidt, den alten Uhrmacher, der offensichtlich von einer Gruppe besorgter Bürger umgeben war. Sie entschieden sich, auf ihn zuzugehen und mehr zu erfahren.

Als sie näherkamen, hörten sie Herrn Schmidt sagen: „Es ist das Seltsamste, was ich je erlebt habe. Alle Uhren in meinem Geschäft haben zur exakt gleichen Zeit aufgehört zu ticken. Und nach dem, was ich gehört habe, ist es nicht nur bei mir so.“

Elena trat vor und sprach ihn direkt an. „Herr Schmidt, wir haben im Wald auch einige ungewöhnliche Dinge bemerkt. Die Tiere verhielten sich sehr merk würdig.“

Herr Schmidt sah die beiden nachdenklich an. „Das ist beunruhigend. Es muss eine Verbindung geben zwischen dem, was im Wald passiert, und dem, was hier im Dorf geschieht.“

Elena nickte. „Wir glauben das auch. Deshalb haben wir uns entschieden, tiefer in den Wald zu gehen und nach Antworten zu suchen.“

Herr Schmidt lächelte schwach. „Ihr seid mutige junge Leute. Passt gut auf euch auf. Wenn diese Ereignisse miteinander verbunden sind, könnte es gefährlich werden.“

Lorin erwiderte das Lächeln und versuchte dabei, zuversichtlich auszusehen. „Wir werden vorsichtig sein, versprochen.“

Kapitel 3

Der mächtige Zauberer und sein dunkler Fluch

Vor vielen, vielen Jahren, als der Himmel von Frostflocke stets in zarten Rosatönen erstrahlte und die Winterabende von einem warmen Schein erleuchtet wurden, tobte ein kleiner Junge mit dunklen, lockigen Haaren durch die schneebedeckten Straßen des Dorfes. Sein Name war Moros.

Der Dorfplatz war gefüllt mit Kindern, die Schneeballschlachten veranstalteten und Schneemänner bauten. Elena, ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, rief lachend: „Moros, du wirst mich nie fangen!“ Sie lief geschickt zwischen den Schneefiguren hindurch, ihre Lacher hallten durch die kalte Luft .

Moros, mit funkelnden Augen und einem verschmitzten Lächeln, antwortete: „Das werden wir ja sehen!“ und setzte zur Jagd an. Lorin, damals ein schüchterner kleiner Kobold mit einer Vorliebe für Spielzeuge, rief ihm zu: „Pass auf, wo du hintrittst, Moros! Du könntest einen meiner perfekten Schneemänner zerstören!“

Inmitten des Spiels, während Moros versuchte, Elena zu fangen, stolperte er und fiel direkt in einen von Lorins sorgfältig gestalteten Schneemännern. Schnee spritzte in alle Richtungen, und für einen Moment war alles still. Dann brach Lorin in ein herzliches Gelächter aus und sagte: „Ich habe dir doch gesagt, du sollst aufpassen!“

Elena half Moros auf die Beine und kicherte. „Vielleicht solltest du das nächste Mal besser zuhören!“ Moros, leicht verlegen, aber immer noch lachend, erwiderte: „Vielleicht sollte ich das.“

Die drei Kinder, in ihrer unschuldigen Freude und ihrem kindlichen Übermut, waren sich damals nicht bewusst, wie sehr sich die Dinge ändern würden. Sie konnten nicht wissen, dass diese Tage des Lachens und Spielens bald enden würden und dass Moros einen Weg einschlagen würde, der ihn weit von ihnen und dem Dorf Frostflocke entfernen würde.“Komm zurück, Moros! Es ist Zeit zum Abendessen!“, rief seine Mutter aus dem gemütlichen Haus. Der kleine Moros winkte den Kindern zum Abschied und rannte hinein, umarmte seine Mutter und erzählte ihr von seinen Abenteuern.

Doch trotz des friedlichen Anfangs ihrer Kindheit, sollten die Zeiten des unbeschwerten Glücks für Moros nicht ewig anhalten. Eine der längsten und kältesten Nächte in Frostflocke wurde von einem unheilvollen Orakel begleitet. Der Himmel war wolkenverhangen, und ein scharfer Wind zerrte an den Dachziegeln der Häuser.

Moros hatte sich in sein Bett gekuschelt, die warme Decke bis zu den Ohren gezogen, als er ein seltsames Knistern hörte. Es war ein Geräusch, das nicht zum beruhigenden Klang des Windes oder dem gelegentlichen Knarren des Holzes passte. Als er seine Augen öffnete, leuchtete ein unheilvolles orange-rotes Licht durch die Ritzen seiner Fensterläden.

Er sprang aus dem Bett, riss die Fensterläden auf und sein Herz erstarrte in seiner Brust. Flammen schossen aus dem Erdgeschoss seines Hauses empor, der Rauch verschleierte den Sternenhimmel. „Mama! Papa!“, schrie er in blinder Panik, während der beißende Rauch seine Lungen füllte. Er rannte zur Tür seines Zimmers, doch die Hitze, die ihm entgegenschlug, ließ ihn zurückweichen.

Durch das Fenster konnte er die Silhouetten der Dorfbewohner erkennen, die mit Eimern voll Wasser versuchten, das Feuer zu löschen. Doch der Wind fachte die Flammen nur noch weiter an. Lorin und Elena, von den Schreien geweckt, kamen hastig angerannt. Sie sahen Moros am Fenster und riefen ihm zu, er solle springen. Mit Tränen in den Augen und dem Gedanken an seine Eltern, die noch immer im Inneren des brennenden Hauses waren, sprang er schließlich, gefangen von Lorins ausgestreckten Armen.

Als die ersten Sonnenstrahlen den Himmel erhellten, war von Moros‘ Zuhause nicht mehr als ein rauchender Trümmerhaufen übrig. Die Gemeinde trauerte zunächst mit ihm, doch das Trauma dieser schrecklichen Nacht hatte sich in Moros‘ Seele eingebrannt. Er war nicht mehr der fröhliche Junge von einst. Ein Schatten legte sich über sein Herz und ließ ihn langsam, aber sicher, in die Traurigkeit abdrift en.

In den Tagen nach dem verheerenden Brand wurde Frostflocke von einer bedrückenden Stille ergriffen. Überall, wohin man blickte, gab es flüsternde Gruppen von Dorfbewohnern, die sich eifrig Geschichten erzählten und mit dem Finger auf Moros zeigten. In den schmalen Gassen, auf dem Marktplatz, sogar in der Kirche war das Tuscheln zu hören.

„Es war Moros‘ Schuld! Er hat mit Feuern gespielt!“, hörte man sie hinter vorgehaltener Hand sagen. „Das Kind ist verflucht!“, behauptete eine alte Frau mit scharfen Augen. Jeder schien eine Meinung zu haben, und jeder schien zu wissen, was genau passiert war.

Lorin und Elena waren zuerst unsicher, wie sie reagieren sollten. Sie erinnerten sich an den fröhlichen Jungen, mit dem sie gespielt hatten, und es fiel ihnen schwer zu glauben, dass er zu so etwas fähig war. Doch je mehr sie hörten und je mehr Menschen sie trafen, desto mehr begannen sie, den Gerüchten zu glauben.

Ein paar Tage später, als Moros durch das Dorf schlenderte, versuchte er, den Blicken und dem Getuschel zu entkommen, und begegnete dabei Lorin und Elena. Er lächelte schüchtern und trat auf sie zu. „Lorin, Elena, es ist gut, euch zu sehen“, sagte er mit zitternder Stimme.

Lorin sah zu Boden, während Elena zögerlich antwortete: „Moros... die Leute reden. Sie sagen, dass das Feuer... dass es deine Schuld war.“

Moros‘ Augen weiteten sich vor Schreck. „Ihr glaubt ihnen? Ihr glaubt, ich könnte meine eigenen Eltern verloren haben, weil ich mit Feuern gespielt habe?“

Lorin blickte auf und sagte leise: „Es sind nicht nur ein oder zwei Personen, Moros. Das ganze Dorf spricht davon. Kann es sein, dass...?“

„Nein!“, unterbrach ihn Moros energisch. „Ich würde so etwas nie tun. Aber ich sehe, wie ihr mich anschaut. Ihr glaubt ihnen.“

Elena schluckte. „Es ist schwer, Moros. Überall hören wir diese Geschichten. Wir wissen nicht, was wir glauben sollen.“

Moros‘ Augen füllten sich mit Tränen. „Ich dachte, ihr wärt meine Freunde. Ich dachte, ihr würdet an meiner Seite stehen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte davon, während Lorin und Elena ratlos und mit schwerem Herzen zurückblieben. Der Bruch zwischen ihnen war nun offensichtlich, und Moros fühlte sich in seiner Verbannung bestätigt.

Moros‘ Herz pochte heft ig in seiner Brust, während er durch die Straßen von Frostflocke rannte. Die Worte von Lorin und Elena hallten in seinen Ohren nach, und die Blicke der Dorfbewohner brannten in seinem Rücken. Jede Ecke, an der er vorbeikam, schien voller flüsternder Menschen zu sein, die mit Fingern auf ihn zeigten. Mit jedem Schritt wurde seine Verzweiflung größer, seine Wut intensiver.

Als er das Dorf hinter sich ließ, fand er sich auf einem schmalen Pfad wieder, der in den Wald führte. Anfangs war der Wald hell und freundlich, mit Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach brachen und den Boden in einem warmen, goldenen Licht badeten. Die Vögel zwitscherten fröhlich, und das Rascheln der Blätter unter seinen Füßen klang wie eine tröstende Melodie.

Doch je tiefer er in den Wald eindrang, desto düsterer und bedrohlicher wurde die Umgebung. Die Bäume ragten nun wie riesige, finstere Wächter über ihm auf, ihre Äste streckten sich aus wie krallende Hände. Der Pfad wurde schmaler und verschlungener, und das fröhliche Vogelgezwitscher wich dem unheimlichen Heulen des Windes.

Nach Stunden des ziellosen Umherirrens, als Moros fast die Hoffnung verloren hatte, stolperte er über eine Lichtung. In deren Mitte stand ein alter, verfallener Turm. Er war von dichten Dornenbüschen umgeben und ragte hoch in den Himmel hinauf, fast als würde er die Sterne berühren.

Moros trat näher und spürte sofort eine dunkle, mächtige Präsenz, die von dem Turm ausging. Er zögerte einen Moment, dann öffnete er vorsichtig die knarrende Tür und trat ein.

Im Inneren des Turms wurde die Dunkelheit von flackernden Kerzen erhellt. In der Mitte des Raumes befand sich ein alter, gesprungener Spiegel. Als Moros sich ihm näherte, sah er nicht sein eigenes Spiegelbild, sondern das einer dunklen, schattenhaft en Gestalt.

„Willkommen, Moros“, flüsterte die Gestalt mit einer tiefen, hallenden Stimme. „Ich habe auf dich gewartet.“

Moros zitterte. „Wer... was bist du?“

„Ich bin die Macht, die in diesem Turm wohnt“, antwortete die Gestalt. „Und ich kann dir die Kraft geben, dich an denen zu rächen, die dir Unrecht getan haben.“

Moros‘ Augen funkelten vor Wut und Verzweiflung. „Was muss ich tun?“

„Überlasse mir einfach dein Herz“, sagte die Gestalt, und plötzlich breitete sich ein dunkler Nebel im Raum aus, der Moros umhüllte und in sich aufzog.

Als der Nebel sich wieder verzog, war Moros verändert. Seine Augen leuchteten eisblau, und eine dunkle Energie durchströmte ihn. Er hatte die Macht erhalten, die er so sehr begehrte, aber der Preis war hoch. Er hatte seine Seele an die dunkle Macht im Turm verkauft . Er fühlte, wie die Dunkelheit in ihm wuchs, ihn veränderte, und sein einst reines Herz wurde von Hass und Rache verzehrt.

Die Zeit zog in einem zähen Fluss an Moros vorbei, wobei die Tage und Nächte in der Abgeschiedenheit des Turms zu verschwimmen schienen. Der Turm, der einst das Symbol seiner Macht und seines Stolzes war, wurde zu seiner Festung der Einsamkeit, umgeben von der dunklen Energie, die durch seine Adern pulsierte und ihn ständig an seinen Pakt erinnerte. Er verbrachte lange Stunden in den tiefen Gewölben des Turms, wo er alte Zauberbücher studierte und mit verbotenen Ritualen experimentierte. Mit jeder Beschwörung, jedem Fluch, den er ausprobierte, wuchs seine Macht exponentiell. Doch trotz seiner beeindruckenden Fähigkeiten spürte er eine ständige Leere in sich, die nur durch den Gedanken an Rache gelindert wurde.

Seine Erinnerungen an Frostflocke, an die vertrauten Gesichter und die Freuden seiner Kindheit, waren von bitteren Erinnerungen an Verrat und Verlust überschattet. In den seltenen Momenten der Ruhe sah er sich selbst als kleiner Junge, der lachend durch die schneebedeckten Straßen rannte.

Doch diese Bilder wurden schnell von dunklen Gedanken verdrängt, die von Rachegelüsten und der Sehnsucht nach Anerkennung geprägt waren. Er war entschlossen, dass die Bewohner von Frostflocke den Preis für ihre Ungerechtigkeit zahlen würden, und sein Herz wurde von einem unaufhörlichen Feuer der Vergeltung verzehrt.

Eines Abends, in einem düsteren Turmzimmer, beleuchtet nur durch das flackernde Licht einiger Kerzen, stand der erwachsene Moros vor einem massiven, verzierten Spiegel. Dieser Spiegel war kein gewöhnlicher; er zeigte ihm lebendige Bilder von Frostflocke. Er beobachtete, wie das Dorf in Vorfreude auf Weihnachten lebte. Das Lachen der Kinder, das Singen der Bewohner, all das störte ihn zutiefst.

Er spürte eine tiefe Bitterkeit in sich, erinnerte sich an die glücklichen Tage seiner Kindheit und an den schmerzhaft en Bruch mit seinen einstigen Freunden, Lorin und Elena. Seine Wut wuchs mit jeder Sekunde, und er schwor sich nochmal, dass er alles tun würde, um das Dorf zu zerstören und sich an denen zu rächen, die ihm Unrecht getan hatten.

Neben Moros, auf einer prachtvoll verzierten Konsole aus dunklem Holz, die mit filigranen Schnitzereien und edlen Steinen veredelt war, saß Kyro. Kyro war nicht irgendein Tier, er war ein magischer Drache von beeindruckender Schönheit, allerdings in Miniaturform. Sein schuppiger Körper schimmerte in einem metallischen Silber, das im Kerzenlicht funkelte. Seine Augen, funkelnd wie zwei Saphire, waren groß und ausdrucksvoll, und sie verrieten eine Tiefe von Weisheit und Intelligenz, die man bei einem solchen Wesen nicht erwarten würde. Seine kleinen, aber scharfen Krallen klammerten sich an den Rand der Konsole, während seine Flügel, die wie aus feinstem Silberdraht gewoben aussahen, sich leicht bewegten, als ob sie von einem unsichtbaren Windhauch gestreichelt würden.