Liebe ganz unerwartet (Vier Hochzeiten und ein Fiasko 1) - Bella Andre - kostenlos E-Book

Liebe ganz unerwartet (Vier Hochzeiten und ein Fiasko 1) E-Book

Bella Andre

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Beschreibung

Nachdem Julie Delgado ihr Restaurant schließen muss, findet sie vorübergehend Arbeit als Köchin beim Rose Chalet, einem exklusiven Hochzeitsveranstalter in San Francisco. Ihr Plan ist es, das nächste Brautpaar so mit ihrer Kochkunst zu beeindrucken, dass die Besitzerin des Chalets sie dauerhaft einstellen wird. Aber als der Bruder des Bräutigams zu einem ersten Testessen auftaucht, wird ihr klar, dass das Schicksal andere Pläne mit ihr hat. Andrew Kyle ist nicht nur Gourmetkoch und der Moderator von "Edgy Eats — Essen ohne Grenzen" beim Kochsender Cuisine Channel, sondern es war auch ausgerechnet seine Kritik, die Julies Restaurant endgültig in den Ruin trieb. Als er Julie im Rose Chalet trifft, ist er davon überzeugt, dass sie es auf keinen Fall wagen wird, irgendein Risiko einzugehen. Dennoch brennt er darauf, derjenige zu sein, der ihre tief verborgenen Leidenschaften weckt. Doch trotz der Anziehungskraft, die unbestreitbar zwischen ihnen besteht — und der Tatsache, dass er tatsächlich als Einziger an sie zu glauben scheint —, fragt Julie sich, ob sie es sich wirklich leisten kann, ein so großes Risiko einzugehen, sowohl was das Kochen angeht, ihre Karriere — oder ihr Herz …. "VIER HOCHZEITEN UND EIN FIASKO" Liebe ganz unerwartet Mit der Liebe flirten Schon mal was von Liebe gehört? Kennst du die Regeln der Liebe? Gib dich der Liebe hin "MARRIED IN MALIBU" Wellen der Gefühle Die Sommerhochzeit Braut ohne Schuhe Hochzeit im Mondschein "Liebesgeschichten von Walker Island" Für immer deine Liebe Diese Liebe ist wie keine Liebe aus heiterem Himmel Alles aus Liebe Für immer in Liebe vereint

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Liebe ganz unerwartet

„Vier Hochzeiten und ein Fiasko“, Band 1

Lucy Kevin

Inhaltsverzeichnis

Bucheinband

Titelseite

Copyright

Über das Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Epilog

Alle Bücher von Bella Andre in deutscher Sprache

Über die Autorin

Liebe ganz unerwartet

© 2020 Bella Andre / Lucy Kevin

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Nachdem Julie Delgado ihr Restaurant schließen muss, findet sie vorübergehend Arbeit als Köchin beim Rose Chalet, einem exklusiven Hochzeitsveranstalter in San Francisco. Ihr Plan ist es, das nächste Brautpaar so mit ihrer Kochkunst zu beeindrucken, dass die Besitzerin des Chalets sie dauerhaft einstellen wird. Aber als der Bruder des Bräutigams zu einem ersten Testessen auftaucht, wird ihr klar, dass das Schicksal andere Pläne mit ihr hat.

Andrew Kyle ist nicht nur Gourmetkoch und der Moderator von „Edgy Eats—Essen ohne Grenzen“ beim Kochsender Cuisine Channel, sondern es war auch ausgerechnet seine Kritik, die Julies Restaurant endgültig in den Ruin trieb. Als er Julie im Rose Chalet trifft, ist er davon überzeugt, dass sie es auf keinen Fall wagen wird, irgendein Risiko einzugehen. Dennoch brennt er darauf, derjenige zu sein, der ihre tief verborgenen Leidenschaften weckt.

Doch trotz der Anziehungskraft, die unbestreitbar zwischen ihnen besteht—und der Tatsache, dass er tatsächlich als Einziger an sie zu glauben scheint—, fragt Julie sich, ob sie es sich wirklich leisten kann, ein so großes Risiko einzugehen, sowohl was das Kochen angeht, ihre Karriere—oder ihr Herz ….

KAPITEL 1

Delgado’s: 2 von 5 Sternen

Wenn ich in einem Restaurant esse, erwarte ich, dass der erste Gang—eine Bisque aus Meeresfrüchten—einwandfrei zubereitet ist. Ich erwarte, dass die Poularde perfekt gegrillt ist, die hausgemachte Eiscreme aromatisch und kalt und das Personal freundlich. All diese Erwartungen wurden auch von diesem Neuling in der Szene von San Francisco erfüllt.

Leider reicht es auf diesem Niveau nicht, Erwartungen zu erfüllen. Das tun selbst Fast-Food-Restaurants und Gastronomieketten. Ein Restaurant sollte mehr bieten als langweiliges Essen. Für einen besonderen Abend muss man ein kulinarisches Gesamterlebnis schaffen, das zeigt, dass der Besitzer Leidenschaft für das Essen empfindet, das serviert wird.

Genau diese Leidenschaft habe ich im Delgado’s vermisst, und den vielen leeren Plätzen nach zu urteilen, ging es den anderen Gästen genauso.

Vielleicht wird die Besitzerin irgendwann in der Zukunft ihr offensichtliches Können mit einem einfallsreicheren Menü unter Beweis stellen, aber so wie es im Moment aussieht, sollte man Delgado’s meiden.

Nicht empfehlenswert.

– Andrew Kyle, Moderator von „Edgy Eats—Essen ohne Grenzen“ und Restaurantkritiker von SF Online

* * *

„Mach schon, Julie. Wenn du dich nicht beeilst, kommst du noch zu spät. Du weißt, ich …“

„… bin nie zu spät gekommen“, beendete Julie den Satz. „Ja, Tante Evie, ich weiß. Aber ich treffe heute neue Kunden im Rose Chalet. Sehe ich ordentlich aus?“

Ihre Tante war schon über sechzig, mit grauem Haar und einem leicht krummen Rücken, der von zu vielen über dem Herd gebeugt stehenden Jahren zeugte. Aber sie sah immer noch gut für ihr Alter aus und hatte auch immer noch dieselbe pragmatische Art, mit ihr umzugehen, die sie schon gehabt hatte, als Julie noch ein Kind gewesen war.

Auch wenn Julie inzwischen achtundzwanzig war, zögerte ihre Tante nicht, ihr ein bisschen verschmierte Mascara von der Wange zu wischen. „Du siehst bezaubernd aus, Schatz.“

„Wirklich?“

Sie überprüfte ihr Aussehen ein weiteres Mal in dem Spiegel neben der Tür. Heute musste alles perfekt sein. Normalerweise band sie ihr dunkles Haar zurück, wenn sie kochte, aber heute hatte sie es offen gelassen. Sie wusste, dass sie bei Leuten, die sie noch nicht kannten, einen besseren ersten Eindruck machte, wenn es ihr um die Schultern fiel. Sie beschloss an diesem wichtigen Tag einen marineblauen Pullover mit einer einfachen, dunklen Hose zu kombinieren, weil das praktisch genug war, um darin zu kochen, sie aber dennoch verantwortungsbewusst aussehen ließ.

Tante Evie nickte. „Natürlich. Auch wenn es dir nicht schaden würde, ein paar Pfund zuzunehmen. Wer hat schon je von einer dünnen Köchin gehört?“

„Das von der Frau, die nicht einmal im Traum daran denken würde, ihre zwei Fitnesskurse die Woche zu verpassen“, entgegnete Julie. Sie blickte wieder in den Spiegel und strich sich mit einer Hand über das Haar. „Sollte ich vielleicht lieber …“

„Ich werde hier nicht länger herumstehen und dir Komplimente machen. Du solltest schon längst auf dem Weg zur Arbeit sein“, sagte Tante Evie. „Du hast gefrühstückt, oder?“

„Ich schnapp mir später was“, versprach Julie.

„Wahrscheinlich von einem dieser Imbisswagen, die du so liebst“, brummelte ihre Tante.

Julie drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Wange und lief zu dem Auto, das sie sich geliehen hatte. Ihr Mustang war genau wie ihre Wohnung sehr schnell verschwunden, als es daran ging, die Schulden zu begleichen, nachdem sie ihr Restaurant hatte schließen müssen.

Sie schlängelte sich durch den dichten Verkehr und hoffte, nicht in eine Kontrolle zu geraten, da sie die Geschwindigkeitsbeschränkung leider vollkommen ignorieren musste, um es noch halbwegs rechtzeitig zu schaffen. Wie Tante Evie so richtig bemerkt hatte: Sie war während der ganzen Zeit, die sie im Rose Chalet gearbeitet hatte, kein einziges Mal zu spät gekommen, und da Julie nun den alten Job ihrer Tante machte …

Tatsächlich half sie nur aus. Rose Martin, die Besitzerin des Chalets, hatte ihr das ganz deutlich gesagt. Rose brauchte sie nur für die eine Hochzeit, bis sie jemanden fand, der dauerhaft die Zubereitung des Essens für das Rose Chalet übernehmen würde.

Julie konnte sich nicht leisten, dass etwas schief ging. Nicht, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance haben wollte, diesen einmaligen Einsatz als Aushilfsköchin zu einer festen Anstellung zu machen.

Als sie einige Minuten später aus dem Wagen stieg, musste sie zugeben, dass das Rose Chalet ein wunderschöner Arbeitsplatz war. Das Gebäude hatte eine kultivierte, altmodische Eleganz, und die Grünflächen um es herum waren perfekt gepflegt. Es verkörperte genau das, was die Leute ihrer Meinung nach von einem Ort für ihre Hochzeit erwarteten: ein kleines Stück vom Paradies mitten in der Großstadt.

Im Moment ging es in der Rezeption allerdings ein wenig chaotisch zu. Rose, makellos und wunderschön wie immer, das rote Haar sorgfältig frisiert, das zart gemusterte Kleid perfekt auf ihren Typ abgestimmt, stand am Fuß einer Trittleiter, während RJ, der Hausmeister und Gärtner, damit beschäftigt war, hoch oben an der Wand ein Stück beschädigte Holzverzierung zu ersetzen. Da er sowohl muskulös als auch sehr attraktiv war, konnte Julie sich gut vorstellen, dass sich so manche Frau nicht beschwert hätte, ihm die Leiter zu halten—oder auch alles andere, was er gerne gehalten haben wollte—, aber offensichtlich gehörte Rose nicht zu diesen Frauen.

„Könnten Sie sich ein bisschen beeilen, RJ?“

RJ schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Ich würde mich beeilen, aber ich weiß, dass Sie es nicht ertragen könnten, wenn ich hier herunterfiele und mir den Hals bräche. Halten Sie sie bitte noch ein paar Sekunden fest, Boss.“

Julie war sich nicht sicher, ob Rose kurz davor war zu schreien oder zu lachen. Keine Frage, RJ war sehr charmant. Aber sie wusste, dass sie es niemals gewagt hätte, so mit Rose zu sprechen.

„Einige sehr wichtige potenzielle Kunden kommen heute, und ich muss sicher sein, dass alles bereit für sie ist.“ Rose brach ab und sah zu Julie hinüber. „Oh, gut. Sie sind endlich da.“ Sie zog mit ihrer freien Hand ein Handy heraus und blätterte durch ihren Kalender. „Das glückliche Paar wird heute Nachmittag erwartet. Bis dahin müssen Sie Kostproben aller Gerichte und ein vollständiges Menü vorbereitet haben, während ich noch die ganzen übrigen Muster, das Budget und ungefähr ein Dutzend andere Dinge koordinieren muss, bevor ich mich mit Donovan zum Mittagessen treffe.“

„Es wird alles rechtzeitig fertig sein“, versprach Julie. „Warum halte ich nicht einfach die Leiter, und Sie können sich dann weiter um Ihre Aufgaben kümmern?“

Rose sah RJ einen Moment lang an, bevor sie nickte. „Danke.“

Julie nahm ihren Platz an der Leiter ein, während Rose davoneilte. Sie schien es eigentlich immer eilig zu haben.

„Also“, sagte sie zu RJ, nachdem Rose verschwunden war, „wer ist Donovan?“

„Roses Verlobter. Ein Schönheitschirurg. Hören Sie, ich hatte Rose nur die Leiter halten lassen, damit sie mal eine Pause macht. Sie ist schon seit Tagesanbruch unablässig hier zu Gange. Aber ich vermute, Sie haben eigentlich wichtigere Dinge zu tun, als herumzustehen und mir bei der Arbeit zuzusehen.“

Er hatte recht. Sie musste beispielsweise ein gesamtes Menü kochen. Das meiste davon konnte sie ohnehin erst am frühen Nachmittag zubereiten. Das war eben die Sache beim Kochen: Sie konnte vorbereiten, so viel sie wollte, es endete doch immer damit, dass sie versuchte, fünf Sachen gleichzeitig zu machen, während sie durch die Küche wirbelte, um alles rechtzeitig fertig zu bekommen.

Es hatte eine Zeit gegeben, zu der sie dieses Gefühl gemocht hatte. Nein, sie hatte es geliebt, den Rausch, mit Zutaten zu arbeiten, die sie mit Hitze und Gewürzen, mit verschiedenen Kombinationen und ausgefallener Präsentation verändern konnte.

Aber alles, was sie im Moment wollte, war, sicher sein zu können, dass alles glatt lief, damit sie Rose beeindrucken konnte. Genug, um aus diesem Aushilfsjob eine Festanstellung zu machen.

„Ja, ich sollte vermutlich endlich anfangen“, sagte sie. „Ich will Rose um nichts in der Welt enttäuschen.“

RJ lächelte von seiner Leiter auf sie herunter. „Machen Sie sich um Rose keine Sorgen. Ihr Bellen ist schlimmer als ihr Beißen. Sie will nur, dass dieser besondere Tag für jeden …“

„Besonders wird?“, unterbrach Julie ihn mit einem eigenen Lächeln.

„Ich wollte eigentlich perfekt sagen. Viel Glück mit dem Menü.“

Während Julie zur Küche des Chalets hinüberging, hoffte sie, dass Glück nicht nötig sein würde.

Die Küche war groß und perfekt dazu geeignet, Essen für mehrere Hundert Hochzeitsgäste zuzubereiten. Sie war ein gutes Stück größer als die in ihrem alten Restaurant, aber jetzt in den frühen Morgenstunden so ruhig, wie es die im Delgado’s nie gewesen war. Julie hatte die Arbeit und das halbe Dutzend Menschen, das zusammen in ihrer quirligen Restaurantküche arbeitete, um hungrige Gäste zu füttern, geliebt.

Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte sich selbst versprochen, nicht mehr an die Vergangenheit zu denken. Im Rose Chalet zu arbeiten war ein neuer Anfang, ein Weg, aus Evies Gästezimmer ausziehen zu können und wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Sie konnte es sich nicht leisten, in Erinnerungen an das, was gewesen war, zu versinken. In Bedauern zu verfallen.

Sie zwang sich, sich wieder auf die Hochzeit zu konzentrieren, für die sie kochen sollte. Das Menü selbst war ziemlich unkompliziert. Bei einem Hochzeitspaar, bei dem Verwandte aus allen Teilen des Landes anreisten, wollte schließlich niemand riskieren, dass es einem der Gäste nicht schmeckte. Sie hatte für den ersten Gang Meeresfrüchte und einen Salat ausgewählt. Danach gab es entweder Ente in Pflaumensauce oder Pasta mit Pesto, gefolgt von einer Auswahl kleiner Törtchen, die gut mit der Hochzeitstorte harmonieren würden, ohne sie in den Schatten zu stellen.

Gegen Mittag hatte sie die meisten Vorbereitungen erledigt. Sie bereitete den Teig für die Mini-Törtchen, die sie zur Verkostung ausgesucht hatte, und stellte ihn zum Ruhen in die begehbare Kühlkammer. Die Ente schmorte langsam vor sich hin, da konnte kaum etwas schiefgehen. Das Gemüse und die Zutaten für die Sauce waren fertig. Die Pasta konnte sie erst direkt vor dem Servieren zubereiten, und der Fisch und die Jakobsmuscheln waren bereit für ihren Einsatz. Nun konnte sie nur noch auf diese manischen letzten zwanzig Minuten warten, was bedeutete, dass jetzt der beste Zeitpunkt war, sich um ihr eigenes Mittagessen zu kümmern.

Julie liebte die neuen, modernen Imbisswagen, die seit einiger Zeit in zunehmendem Maße die Straßen der Stadt säumten. In den vergangenen paar Jahren schienen sie wie Pilze aus dem Boden geschossen zu sein, servierten alle nur denkbaren Arten von Essen von fetttriefendem Fastfood bis hin zu edler Gourmetküche, traditionell amerikanisch oder ganz international. Sie hatte immer genau gewusst, wo die besten Wagen im Umkreis von zwanzig Gehminuten vom Delgado’s standen, und wenn sie auch die Gegend um das Rose Chalet nicht wirklich kannte, dachte sie doch, dass sie, wenn sie schnell war, recht gute Chancen hatte, einen der besseren zu finden.

Sie trat genau zur rechten Zeit aus der Tür, um Rose mit ihrer eigenen Mittagsverabredung weggehen zu sehen, einem blonden, unglaublich gut aussehenden Mann, dessen Wagen praktisch „erfolgreicher Chirurg“ schrie.

Kein Wunder, dass Rose so darauf bedacht war, trotz der ganzen Arbeit ihr Date einzuhalten, dachte Julie. Es war Gott weiß lange genug her, dass sie selbst mit einem Mann ausgegangen war.

Zum Glück hatte sie keine Zeit, über das klägliche Nichtvorhandensein ihres Liebeslebens nachzudenken. Nicht, wenn jeder ihrer Gedanken darauf ausgerichtet sein musste, in wenigen Stunden Roses Kunden unglaublich zu beeindrucken.

Fünf Minuten später fand sie einen Wagen, der die besten Falafel verkaufte, die sie seit langem gegessen hatte. Sie genoss es, auf einer Bank in einem nahe gelegenen Park zu sitzen und über die Bucht von San Francisco zu blicken. Dennoch ließ sie sich nicht viel Zeit mit dem Essen, und als sie eine halbe Stunde später ins Rose Chalet zurückkehrte, war sie überrascht, als sie sah, dass Rose ebenfalls schon von ihrem Mittagessen mit dem Chirurgen zurückkam.

Wenn das ihre typische Geschwindigkeit war, war es kein Wunder, dass RJ einen Trick benutzen musste, um sie mal ein paar Minuten lang stillstehen zu lassen.

RJ arbeitete mit hochgekrempelten Ärmeln an den Umrandungen einiger Blumenbeete und nickte ihnen zur Begrüßung zu. „Wie war das Mittagessen?“

„Sehr gut, danke“, sagte Julie.

Statt ihm zu antworten, wandte Rose sich ihr zu. „Unsere Gäste werden gleich hier sein, Julie. Ist das Essen so weit?“

„Es ist alles vorbereitet“, antwortete Julie. „Ich muss nur noch die letzten Details fertig machen, wenn die Braut und der Bräutigam eintreffen.“

Rose nickte, offensichtlich dabei, Punkte auf einer langen mentalen Checkliste abzuhaken. „Ich rufe Sie in dem Moment, in dem sie ankommen, auf Ihrem Handy an, und von da aus machen wir weiter. Oh, und könnten Sie sicherstellen, dass im Speisesaal alles vorbereitet ist? Ich habe mir vorhin alles angesehen, aber …“

In der Zwischenzeit könnte ein kleiner Tornado zugeschlagen haben?

Julie verbannte den bissigen Gedanken schnell wieder. Rose hatte recht—an ihrem Hochzeitstag sollte für Braut und Bräutigam alles perfekt sein.

Nachdem sie nachgesehen hatte, dass im Speisesaal tatsächlich alles perfekt war, machte sie sich auf den Weg in die Küche. Sie war beinahe an der Schwingtür angekommen, als ihr mit einem plötzlich aufflackernden Gefühl der Panik einfiel, dass sie die Ente vergessen hatte. Wie gut, dass sie sich mit dem Mittagessen so beeilt hatte!

Sie war gerade dabei, den Vogel aus dem Ofen zu ziehen, und das möglichst, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen, als Rose sie auf ihrem Handy anrief. Julie nahm ab und erinnerte sich gerade noch daran, „Hallo“ zu murmeln, während sie die Ente tranchierte und mit einem lauten Seufzer der Erleichterung feststellte, dass alles gut gegangen war.

Aber genau deshalb brauchte sie auch etwas länger, als eigentlich nötig gewesen wäre, bis zu ihr durchdrang, was Rose ihr gerade sagte. „Sie sind schon da?“

„Er ist schon da“, korrigierte Rose sie.

„Die Braut hat den Bräutigam allein hergeschickt?“ Julie konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Welche Braut wollte denn nicht bei der Planung ihrer eigenen Hochzeit dabei sein?

„Nein, es ist der Bruder des Bräutigams“, sagte Rose. „Wir werden in etwa einer Viertelstunde im Speisesaal sein.“

Der Bruder des Bräutigams?

Julie verdrängte die Frage, während sie schnell die letzten Handgriffe am Essen vollführte. Als sie fertig war, balancierte sie die Teller, so gut sie konnte, den kurzen Gang zum Speisesaal herunter.

Rose und der Bruder des Bräutigams kamen gerade herein, und Julie erhaschte einen kurzen Blick auf einen gut angezogenen, dunkelhaarigen Mann Anfang dreißig. Sie beugte sich für einige Augenblicke über die Teller, um sicherzugehen, dass es keine Saucen- oder Gewürzreste auf den Rändern gab.

„Das ist Julie, die sich bei der Hochzeit Ihres Bruders um das Essen kümmern wird. Julie, darf ich Ihnen Andrew vorstellen?“

Sie blickte hoch, ihr freundlichstes Lächeln auf den Lippen. Sie sah dunkle, attraktive Gesichtszüge mit einem ganz leichten Bartschatten, Grübchen und einen athletischen Körper, der in einem gut geschnittenen Anzug perfekt zur Geltung kam. Normalerweise wäre ihr Lächeln in weiblicher Anerkennung noch ein wenig breiter geworden.

Stattdessen gefror es ihr auf den Lippen, und es bedurfte all ihrer Selbstbeherrschung, es überhaupt beizubehalten.

Sie erkannte diese Züge. Tatsächlich wäre es schwierig gewesen, das nicht zu tun, wo sie sie so lange angestarrt hatte. Schließlich war es das Gesicht, das sie aus dem Cuisine Channel anstrahlte. Es waren die Züge des Mannes, den praktisch jeder Koch fürchtete, in seinem Restaurant zu haben.

Und es waren auch genau die perfekten Züge, die sie von über der Restaurantkritik angeschaut hatten, die ihr Leben ruiniert hatte.

„Sie sind Andrew Kyle.“

„Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Julie.“

Natürlich musste sie seine ausgestreckte Hand nehmen. Sie konnte den Bruder eines potenziellen Kunden nicht einfach ignorieren, vor allem nicht, wenn Rose daneben stand.

Das war allerdings keine Entschuldigung dafür, dass ihr sofort auffiel, wie stark seine Hände waren, die Handflächen und Finger leicht vernarbt von alten Verbrennungen und Schnitten, die keiner, der mit Kochen seinen Lebensunterhalt verdiente, vermeiden konnte.

„Arbeiten Sie schon lange hier?“, fragte er.

Wie sollte sie das beantworten? „Seit Ihre Zwei-Sterne-Kritik mein Leben ruiniert hat“ schien nicht ganz passend. Genauso wenig wie die Stummfilmversion: ihm einfach einen Teller Salat über den Kopf zu kippen.

Schließlich entschied sie sich für ein unverbindliches: „Nein, noch nicht sehr lange.“

„Julie hat freundlicherweise zugestimmt, uns bei dieser Hochzeit zur Seite zu stehen, jetzt, da ihre Tante nicht mehr bei uns arbeitet“, fügte Rose hinzu, offensichtlich bemüht, Julies Mangel an sozialem Geschick auszugleichen.

Es gelang ihr zu nicken. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden“, sagte sie. „Ich muss zurück in die Küche, um die Hauptgänge fertig zu machen. Bitte probieren Sie doch in der Zwischenzeit die Vorspeise. Ich hoffe, sie schmeckt Ihnen.“

Leider war die Chance, dass Andrew Kyle etwas schmeckte, was sie gekocht hatte, so gering, dass man sie vermutlich mit der Lupe suchen musste.

Zurück in der Küche lehnte Julie sich mit dem Rücken gegen die Tür und atmete einmal tief durch. Sie stellte fest, dass das Schlimmste nicht war, von Andrews Auftauchen an ihrem neuen Arbeitsplatz überrascht zu werden.

Das Schlimmste war, dass er sie nicht einmal erkannt hatte.

Doch als sie daran dachte, wie viel Arbeit sie noch mit den Hauptgängen und Desserts vor sich hatte, wurde ihr plötzlich klar, dass das Allerschlimmste wäre, einem der bekanntesten Star-Köche der Westküste unfertiges Essen servieren zu müssen.

Er würde dann nicht nur wissen, dass er recht gehabt hatte, ihre Kochkunst als unterdurchschnittlich zu bezeichnen, sondern Rose würde sie ohne Zweifel auch sofort feuern.

KAPITEL 2

Es kostete Julie einige Mühe, sich darauf zu konzentrieren, den Rest des Menüs fertig zu machen. Sie musste die ganze Zeit daran denken, dass da draußen Andrew Kyle saß und vermutlich genau jetzt Rose gerade erzählte, wie fürchterlich das Essen war. Und sie würde natürlich auf ihn hören, denn was sollte sie im Angesicht dieses Dreifachschlags—Star-Koch, Bruder des Bräutigams und großartige Grübchen—auch sonst tun?

Vergiss die Grübchen, befahl Julie sich selbst. Denk lieber daran, was er dir angetan hat.

Es wäre allerdings auch ziemlich schwierig gewesen, das zu vergessen. Eine schlechte Kritik vom berühmtesten Fernsehkoch der Stadt, und ihr Restaurant hatte keine Chance mehr gehabt. Das magere Rinnsal neuer Gäste, von dem sie sich erhofft hatte, es werde sich zu einem Strom verbreitern, war komplett ausgetrocknet. Ihr gesamter Traum verabschiedete sich innerhalb weniger Wochen, und alles Dank dieses Mannes, der gerade ihren Meeresfrüchteteller kostete.

Nun, sie würde ihn auf keinen Fall auch diesen Traum ruinieren lassen. Was aber leider auch bedeutete, dass sie nichts Fürchterliches mit seinem Essen anstellen konnte, selbst wenn ein kleiner Teil von ihr sich nach Rache sehnte.

Die beste Rache wäre allerdings tatsächlich, ihm zu zeigen, wie sehr er sich getäuscht hatte. Was sie jetzt also tun musste, war, das beste Essen ihres Lebens zuzubereiten und ihn zu zwingen, sein Urteil zu revidieren.

Ganz einfach.

Aber wenn es so einfach war, warum zitterten dann ihre Hände, während sie die Ente tranchierte? Sie musste sich konzentrieren, ganz ruhig bleiben und …

„Alles in Ordnung?“

Julie zuckte beim Klang von Andrews Stimme so sehr zusammen, dass sie sich beinahe in den Finger geschnitten hätte.

Was machte er in ihrer Küche? War ihm endlich klar geworden, wer sie war? War er gekommen, um sich an ihrem Elend zu weiden?

Oder vielleicht, um sich für das, was er getan hatte, zu entschuldigen?

Da ihr bewusst war, dass alles, was sie ihm wirklich sagen wollte, dafür gesorgt hätte, dass Rose sie sofort entließ, meinte sie nur: „Ich bin mir nicht sicher, ob Sie hier sein sollten.“

„Nein, das geht schon in Ordnung …“

„Julie“, erinnerte sie ihn, als hätte Rose ihm ihren Namen nicht erst wenige Minuten zuvor genannt. „Julie Delgado.“

War da ein kleines Flackern von Wiedererkennen in seinen Augen? Erinnerte er sich doch vage an ihren Namen?

Aber warum sollte er? Er war ein berühmter Koch. Sie war ein Niemand, die ihr eigenes Restaurant verloren hatte und nun für einen Apfel und ein Ei für einen Hochzeitsveranstalter kochte.

„Ich habe natürlich Rose gefragt, ob es in Ordnung ist, in die Küche zu gehen, um mir anzusehen, wo möglicherweise das Essen für die Hochzeit zubereitet wird.“

„Möglicherweise?“

„Mein Bruder und seine Verlobte verdienen das Beste. Ich habe versprochen, mir alles genau und mit den Augen eines Kochs anzusehen. Darum würde ich es auch zu schätzen wissen, wenn Sie die Desserts zusammen mit den Hauptgängen herausbringen würden und dann bei uns blieben, um alles zu besprechen.“ Er schenkte ihr eines seiner brillant strahlenden Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass wir zwei sehr viel zu besprechen haben werden.“

Für einen kurzen Moment fragte sich Julie, ob er von seiner Kritik ihres Restaurants sprach, aber diese verdammten Grübchen verwandelten ihr Gehirn dermaßen in Brei, dass sie gerade noch ein ersticktes „Werden wir das?“ herausbrachte.

„Natürlich“, antwortete er mit einem weiteren Lächeln.

Oh mein Gott, nach allem, was er ihr angetan hatte, flirtete er tatsächlich mit ihr?

Sie konnte sich gerade noch zurückhalten und heldenhaft dem Impuls widerstehen, ihm den nächstbesten Gegenstand auf den Kopf zu schlagen, aber auch nur, weil das gerade der Topf mit der leise vor sich hinreduzierenden Pflaumensauce war. Was für ein arroganter …

Wieder zwang sie sich, tief durchzuatmen. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie offensichtlich nicht wichtig genug war, dass der große Star sich an sie erinnerte. Warum also sollte er nicht seinen Charme an ihr ausprobieren, mit dem er ja auch alle anderen so mühelos umgarnte?

„Natürlich bringe ich gerne alles zusammen heraus“, sagte sie, wenn auch nur, weil das der schnellste Weg schien, ihn wieder loszuwerden. „Geben Sie mir ein, zwei Minuten.“