Liebe wie von Zauberhand - Louisa Masters - E-Book

Liebe wie von Zauberhand E-Book

Louisa Masters

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Beschreibung

Die anderen halten mich für zuverlässig, aber langweilig. Und das ist mir nur recht, denn bloß weil ich gern plane und recherchiere, bin ich noch lang kein ungefährlicher Softie. Außerdem habe ich aus erster Hand erfahren, welchen Schaden ein chaotisches Leben anrichten kann. Umso beunruhigender ist es, als ein sexy Elf mir seine Verehrung erklärt und mich zu umwerben beginnt. Mich – den langweiligen David. Wie soll ich darauf reagieren? Caolan aus dem Weg zu gehen, ist keine Lösung, vor allem, weil wir zusammenarbeiten müssen. Ihm auf Dauer zu widerstehen, ist aber genauso schwierig, weil er liebenswert, kompetent und unglaublich schön ist. Er sieht etwas in mir, was niemand sonst sieht. Der Zeitpunkt für eine romantische Affäre könnte nicht ungünstiger sein, denn unsere Feinde bereiten sich auf einen Angriff vor. Wenn wir sie nicht aufhalten, steht die Welt vor dem Untergang – für Spontaneität ist da kein Platz. Warum nur gibt es keine Gebrauchsanweisung für weltvernichtende Katastrophen und Liebesbeziehungen mit sexy Elfen? Dies ist Davids Geschichte und der Abschlussband der Reihe.

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LOUISA MASTERS

LIEBE WIE VON ZAUBERHAND

TEUFEL SIND AUCH NUR MENSCHEN 4

Aus dem Englischen von Johanna Hofer von Lobenstein

Über das Buch

Die anderen halten mich für zuverlässig, aber langweilig. Und das ist mir nur recht, denn bloß weil ich gern plane und recherchiere, bin ich noch lang kein ungefährlicher Softie. Außerdem habe ich aus erster Hand erfahren, welchen Schaden ein chaotisches Leben anrichten kann. Umso beunruhigender ist es, als ein sexy Elf mir seine Verehrung erklärt und mich zu umwerben beginnt. Mich – den langweiligen David. Wie soll ich darauf reagieren?

Caolan aus dem Weg zu gehen, ist keine Lösung, vor allem, weil wir zusammenarbeiten müssen. Ihm auf Dauer zu widerstehen, ist aber genauso schwierig, weil er liebenswert, kompetent und unglaublich schön ist. Er sieht etwas in mir, was niemand sonst sieht.

Der Zeitpunkt für eine romantische Affäre könnte nicht ungünstiger sein, denn unsere Feinde bereiten sich auf einen Angriff vor. Wenn wir sie nicht aufhalten, steht die Welt vor dem Untergang – für Spontaneität ist da kein Platz. Warum nur gibt es keine Gebrauchsanweisung für weltvernichtende Katastrophen und Liebesbeziehungen mit sexy Elfen?

Über die Autorin

Louisa Masters hat früher mit dem Lesen von Liebesromanen angefangen, als nach Meinung ihrer Mutter gut für sie war. Während sich andere Teenager nachts aus dem Haus schlichen, schmuggelte Louisa tagsüber Liebesromane hinein. Als Erwachsene wollte sie erst einmal einen »vernünftigen« Beruf ergreifen und hat als Buchverkäuferin, im Personalwesen, im Ressourcenmanagement, in der Verwaltung und als Reisekauffrau gearbeitet. Inzwischen hat sie ihre Leidenschaft, das Lesen und Schreiben von Unterhaltungsromanen, zu ihrem Beruf gemacht.

Louisa führt eine lange Liste von Orten, die sie in Büchern entdeckt hat und gerne einmal besuchen möchte. Sie reist gern, um ihre Vorstellungskraft zu beflügeln, auch wenn sie sich niemals an den Jetlag gewöhnen wird. Ihr Zuhause ist Melbourne, und obwohl sie häufig über das australische Wetter jammert, ist sie insgeheim sicher, dass sie vermutlich niemals dort wegziehen wird.

Die englische Ausgabe erschien 2021 unter dem Titel »Sorcerers Always Satisfy« bei World of Words.

 

 

Deutsche Erstausgabe September 2022

 

© der Originalausgabe 2021: Louisa Masters

© Verlagsrechte für die deutschsprachige Ausgabe 2022:

Second Chances Verlag, Inh. Jeannette Bauroth

Hammergasse 7–9, 98587 Steinbach-Hallenberg

 

Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Wiedergabe in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

 

Umschlaggestaltung: Frauke Spanuth, Croco Designs

unter Verwendung von Motiven von elena.rudyk, lumikk555, korrakot sittivash, MiaStendal, escapejaja, Ron Dale

 

Lektorat: Annika Bührmann

Korrektorat: Isabel Wieja

Satz & Layout: Second Chances Verlag

 

ISBN: 978-3-948457-93-8

 

www.second-chances-verlag.de

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über die Autorin

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Weitere Bücher von Louisa Masters

KAPITEL 1

DAVID

Ich überfliege noch einmal meine Liste. Sieht so aus, als hätten wir alles besprochen, also erkundige ich mich: »Gibt es noch Fragen?«

Alle Mitglieder des Teams, das ich zusammengestellt habe, um die Migration zweier Spezies von einer Dimension zur anderen zu bewerkstelligen, lächeln und zucken die Achseln oder schütteln den Kopf. Ich hatte nichts anderes erwartet. Diese Leute sind absolute Profis. Man könnte jeden Einzelnen von ihnen mit nichts als einem Bleistift ausgestattet in einer wie auch immer gearteten Naturkatastrophe aussetzen, und innerhalb weniger Stunden wäre alles organisiert. Wenn sie außerdem Geld und Ressourcen zur Verfügung haben, gibt es nichts, was sie nicht können. Sie hatten gestern Abend einen einseitigen Lagebericht erhalten und sind heute Morgen mit umfangreichen Rechercheergebnissen zur Hand und bestens informiert zum Meeting erschienen. Ihre Fragen wurden gestellt und beantwortet. Ich habe keinen Zweifel daran, dass mich bei meiner Rückkehr umsetzbare Pläne und ein Zeitrahmen erwarten werden.

Ich bin so was von neidisch.

Eigentlich liebe ich solche Projekte über alles. Tausend Dinge organisieren, unendlich viele Details, nur begrenzte Zeit … immer her damit! Der Hintergrund dieser Aktion ist aber leider, dass es darum geht, die Vernichtung einer ehemals großen Zivilisation zu verhindern. Deshalb habe ich auch keine Muße, mich an der Aufgabe zu erfreuen, sondern überlasse die Knochenarbeit den vier unglaublich talentierten Kollegen, die mir gegenübersitzen.

»Super. Ich hoffe, dass ich noch heute weitere Informationen zu den Bedürfnissen der Geflüchteten habe. Die leite ich euch so schnell wie möglich weiter. Wenn wir Glück haben, kann ich sogar einen Spezies-Vertreter mitbringen. In meiner Abwesenheit werde ich keinen Zugriff auf meine Geräte haben, würde euch also bitten, alle Fragen an Sam zu richten und euch ansonsten in Geduld zu fassen.«

Alle stimmen nickend zu, dann löst sich die Sitzung auf und sie ziehen los, um sich um Wohnungen, Jobs und alles andere zu kümmern, was 200.000 Einwanderer brauchen werden, die wir vor den Menschen verstecken müssen.

Ich folge ihnen aus dem Konferenzraum und gehe schnellen Schrittes zu dem Gemeinschaftsbüro unseres Teams. Ich muss vor meiner Besprechung mit Percy noch kurz mit Sam und Noah sprechen, dann werde ich mich durch ein Portal in eine andere Dimension begeben und dort den König der Elfen treffen. Denn das ist jetzt mein Leben.

Kopfschüttelnd denke ich darüber nach, ob ich Zeit haben werde, etwas zu essen. Ich habe das Frühstück ausgelassen – was ganz allein meine eigene Schuld ist. Ich war in den letzten Wochen so beschäftigt, dass der Arbeitsweg – immerhin dreißig Minuten hin und zurück – mir viel zu viel wertvolle Zeit geraubt hätte. Also habe ich auf der sehr bequemen Couch in Percys Büro übernachtet. Leider bedeutet das auch, dass ich mir nicht einfach unterwegs etwas zu essen holen kann. Außerdem bin ich manchmal so in meine Arbeit vertieft, dass ich das Essen ganz vergesse.

»David!«

Aha, also keine Zeit zu essen.

Ich unterdrücke einen Seufzer, bleibe stehen und warte, bis mich Kirsch von der Sicherheitsabteilung eingeholt hat.

»Hast du einen Moment Zeit?«, fragt er.

»Sicher. Allerdings wirklich nur einen.«

Er liefert mir einen kurzen Bericht über die neuesten Versuche, unsere Sicherheitsmaßnahmen zu unterlaufen. Es ist erst etwas mehr als dreißig Stunden her, seit wir Näheres über die tatsächlichen Pläne der Schurken erfahren haben, aber in dieser Zeit haben sie gleich mehrfach zugeschlagen. Wir vermuten, dass sie die Migration aufzuhalten versuchen, denn wenn wir die Elfen und Drachen (ganz recht, ich sagte Drachen) erst hier haben, sind wir klar im Vorteil, obwohl wir noch nicht im Detail wissen, was die Gegner vorhaben.

»Wir halten uns gut«, sagt er abschließend. »Die Elfen haben uns sehr geholfen. Wir wussten ja gar nicht, dass wir uns gegen Elfenzauber verteidigen müssen, geschweige denn, dass so etwas überhaupt existiert. Deswegen hat unser System auch nicht gegriffen, weil wir gegen das Unbekannte nichts ausrichten konnten. Jetzt läuft alles wunderbar.«

»Das sind gute Nachrichten.« Das ist wirklich so. Ich bin schon seit etwa einem Jahr unterschwellig nervös wegen möglicher Sicherheitslücken – seit wir bemerkt haben, dass wir ein Leck im Haus hatten. Und was wir auch taten, es kam immer wieder vor. Jetzt ist uns klar, dass ein Hexer der Elfen die Schutzzauber unserer eigenen Zauberer veränderte – eine sehr ausgeklügelte Spionagemethode, die ich liebend gerne näher untersuchen würde, wenn ich dazu komme. Unsere neuen Verbündeten hatten die bösartigen Zauber schnell gefunden.

»Du … äh, gehst heute da rüber, richtig?«, fragt er, während er sich umsieht. Dieser Flur sollte sicher sein, aber wir versuchen, die ganze Sache mit der anderen Dimension noch nicht publik zu machen. Früher oder später wird es egal sein, denn sobald die Elfen und Drachen hier sind, wird dort nie wieder jemand hingehen. Wir wissen nicht genau, wann die gesamte Dimension kollabieren wird, die Elfen glauben allerdings, dass es nicht länger dauern kann als ein Jahr.

»Ja, etwa in einer Stunde«, bestätige ich. Ich versuche, zuversichtlich und selbstsicher zu klingen und nicht wie ein Kind, das nach Disney World darf. Aber kann man es mir wirklich verübeln, dass ich aufgeregt bin? Es ist eine andere Dimension, verdammt. Wie oft werde ich wohl Gelegenheit haben, eine andere Dimension zu sehen?

Wahrscheinlich nie wieder.

Der Nerd in mir kann es kaum erwarten.

»Mir gefällt das nicht«, gibt Kirsch zu. »Ich wollte, du würdest ein Team mitnehmen.«

»Was?« Ich blinzele überrascht. »Wozu sollte ich ein Team brauchen?«

»Personenschutz.« Das du Idiot klingt laut und deutlich mit durch.

»Ich bin Kampfzauberer«, erinnere ich ihn. »Normalerweise bin ich der Personenschutz.« Nicht, dass irgendjemand beschützt werden müsste. Ich treffe den Elfenkönig, um Pläne für die Rettung seines Volkes zu schmieden. Es ist ein friedliches Treffen auf höchster Ebene – das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich meinen Stift leer schreibe, weil ich mir zu viele Notizen machen muss.

Ich werde natürlich Reservestifte dabeihaben.

»Ach, stimmt ja. Das vergesse ich immer wieder. Ich schreibe noch einen Bericht«, verspricht er und geht dann seiner Wege. Ich bleibe leicht frustriert zurück. Nur weil ich gern recherchiere und plane, heißt das keineswegs, dass ich nicht der härteste und gefährlichste Kerl überhaupt bin. Ganz im Gegenteil – wenn überhaupt bin ich noch gefährlicher, weil ich Dinge weiß und organisiert bin. Ich bin beispielsweise einer der wenigen Kampfzauberer auf der Welt, denen die Zaubersprüche der Camaranth-Attentäter ein Begriff sind, einem längst ausgestorbenen Geheimbund von – Sie ahnen es bereits – Attentätern. Die meisten Leute wussten nicht mal, dass es sie gibt, als es sie gab. Heute, fast dreitausend Jahre später, sind sie so gut wie vergessen – nur Leute, die gerne recherchieren, kennen sie noch. Leute wie ich. Und das macht mich tödlich gefährlich …

… und gleichzeitig zu einem quengelnden Kleinkind, wenn man nach meinen Gedanken geht.

Ich zwinge mich, nicht mehr darüber nachzudenken, und laufe weiter in Richtung Büro. Wenn ich nicht als physische Bedrohung wahrgenommen werde, kann das für mich nur von Vorteil sein.

»… wichtig zu prüfen, dass es kein bizarres Balzverhalten gibt oder so. Was ist denn, wenn sie wie Giraffen gegenseitig ihren Urin beschnüffeln, um herauszufinden, ob sie zur Paarung bereit sind?«

Schon wieder? Ich bleibe im Türrahmen stehen. Das passiert viel zu häufig. Eine Weile hatte ich wirklich den Verdacht, dass sie eine Kamera im Flur angebracht hatten und mit Absicht so schräge Gespräche anfingen, wenn ich im Anmarsch war. Aber dann wurde mir klar, dass sie einfach so ticken. Meine engsten Freunde und Kollegen, die Leute, die mir den Rücken stärken und auf die ich mich selbst in den heikelsten Situationen verlasse, finden es ganz normal, über das Paarungsverhalten von Giraffen, die Rangordnung von besten Freunden oder Analkugeln zu diskutieren.

Ich verstehe es auch nicht. Und doch würde ich sie niemals ändern wollen.

»Alistair, du kriegst keine Giraffe als Haustier«, sage ich in so autoritärem Ton wie möglich. »Keine Giraffen.« Ich habe keine Ahnung, warum sie gerade über Giraffensex sprechen, aber es ist am besten, diese Dinge im Keim zu ersticken, bevor sie allen Ernstes anfangen, konkrete Pläne zu machen. Das weiß ich aus leidvoller Erfahrung.

Überraschenderweise zucken meine Kollegen, die sich dicht um Sams Schreibtisch gedrängt hatten, alle mehr oder weniger schuldbewusst zurück.

Oh-oh.

»Was geht hier vor?«, frage ich, gehe zu meinem Platz und fahre den Computer hoch.

»Nichts, gar nichts«, stottert Sam. »Wie kommst du darauf, dass hier etwas vorgeht? Nichts!«

Soso.

Ich schaue ihn an, und ihm muss klar sein, dass ich misstrauisch geworden bin. Wer wäre das nicht? Er nimmt einen Pappbecher von seinem Schreibtisch und reicht ihn mir. »Kaffee? Noch heiß. Und schau mal, Früchtetoast. Auch noch warm.« Er deutet mit der freien Hand auf eine Papiertüte mit dem Logo des Cafés an der Ecke. Ich liebe ihren Früchtetoast, und jetzt kann ich ihn schon riechen … genau wie die geschmolzene Butter, mit der er bestrichen ist.

Mein Magen knurrt.

»Danke«, sage ich. Ich versuche, nicht zu ausgehungert und beschämend dankbar zu klingen, als ich zu ihm rüber gehe und den Toast nehme. Ich will nicht, dass sie erraten, dass ich in Percys Büro übernachtet habe. »Was ist denn der Anlass?«

»Was meinst du?«, fragt Sam unschuldig – also gespielt unschuldig. Ich nehme einen Schluck Kaffee und unterdrücke ein Stöhnen.

»Du bringst doch normalerweise kein Frühstück mit.« Ich sehe mich um. Alle starren mich an. Ja, genau. Überhaupt nicht verdächtig, das Ganze. »Haben alle anderen schon gegessen? Wieso ist meins noch heiß?« Ist das ein Versuch, mich milde zu stimmen, damit sie Giraffen züchten können? Denn so schräg sich das auch anhört, das würde ich Alistair und Andrew durchaus zutrauen.

»Schmeckt’s?«, fragt Andrew seltsam bedacht. Wenn ich nicht wüsste, dass sie so etwas nie machen würden, würde ich mich fragen, ob sie mir irgendwas in den Kaffee getan haben.

Andererseits, es müssen ja nicht unbedingt Drogen sein. Ich starre den Becher einen Moment lang argwöhnisch an.

Hm. Egal? Schmeckt trotzdem.

»Ja, sicher. Schmeckt gut. Was ist hier eigentlich los?«

»Und der Toast?«, setzt Ellie nach. In ihren Augen blitzt der Schalk. »Du hast noch gar nicht probiert.«

Ja, okay. Das kann ich jetzt nicht weiter ignorieren. Ich stelle den Becher auf Sams Tisch und – ich schwöre – sie stöhnen im Chor auf. Selbst Gideon!

»Was habt ihr mit dem Essen gemacht?«, frage ich streng. »Und verarscht mich bloß nicht.«

»Wir haben gar nichts damit gemacht«, protestiert Alistair und schaut mich mit seinem besten Hundeblick an. Man würde denken, dass das bei einem ein Meter fünfundneunzig großen Mann lächerlich wirkt, aber er gelingt ihm jedes Mal. Es muss daran liegen, dass er ein Höllenhund ist.

»Warum starrt ihr mich dann alle an, als würde ich gleich den Zaubertrank für ewiges Leben zu mir nehmen? Und außerdem hat mir noch keiner geantwortet – was ist denn der Anlass?«

Und auf einmal wenden alle den Blick ab und Schweigen breitet sich aus.

Ich seufze.

»Also gut«, sagt Noah schließlich. »Sam hat dir kein Frühstück mitgebracht. Das war Caolan. Er hat auch eine Nachricht hinterlassen. Ich musste sie für ihn schreiben, weil der Übersetzungszauber beim Schreiben nicht funktioniert.« Er hebt ein zusammengefaltetes Stück Papier hoch. Mir entgeht nicht, dass Alistair und Andrew es beide anschauen, als sei es aus purem Gold. »Ich hab’s aber keinem von diesen Deppen gezeigt.«

Ich nehme das gefaltete Papier und starre es lange an, dann schiebe ich es in die Hosentasche. Wie kann das nur mein Leben sein?

Es ist eine ernst gemeinte Frage. Will die Magie mich auf die Probe stellen? Bin ich ihr irgendwie zu nahe getreten? Ich dachte eigentlich immer, ich sei ein ganz anständiger Kerl. Ich arbeite viel. Ich widme mein Leben der Sicherheit und dem Wohlergehen der Community. Aber irgendetwas muss ich angestellt haben, das der Magie missfallen hat, wenn sie mich so bestraft.

Es kann nichts sein, was ich in einem früheren Leben getan habe – ich habe eine Rückführung zu meinen früheren Leben gemacht und obwohl es heißt, dass Seelen unsterblich sind und nicht die Persönlichkeit, muss meine Seele ziemlich stur sein, denn ich war in meinen früheren Leben auch nicht anders als heute. Zuverlässig. Vernünftig. Oder, wie manche so etwas nennen, langweilig.

Das ist okay für mich. Langweilige Leute leben länger, und es ist weniger wahrscheinlich, dass mit Messern bewaffnete One-Night-Stands an ihrer Arbeitsstelle auftauchen und eine Szene machen, weil man sie ungerecht behandelt hat (*hust* Alistair *hust*). Ich habe meine Wohnung, meinen interessanten, hektischen Job und eine kleine Gruppe von Leuten, von denen ich weiß, dass sie für mich da sind, ob ich will oder nicht. Mein Leben war absolut geordnet – ganz nach meinem Geschmack.

Bis vor Kurzem jedenfalls. Bevor sich zum ersten Mal seit neuntausend Jahren Portale zwischen Dimensionen geöffnet haben und die Elfen hindurch kamen.

Also … ein Elf. Es ist nur der eine Elf, der bei mir das Bedürfnis auslöst, mich unter meinem Schreibtisch zu verstecken und zu hoffen, dass ich nicht entdeckt werde.

Caolan von Ebenkreis.

Es ist absurd. Ich bin ein 463 Jahre alter, hoch geschätzter Kampfzauberer mit einer großen Bandbreite von Spezialisierungen, außerdem gehöre ich zum leitenden Ermittlerteam des Community of Species Government. Ich bin einzig und allein dem Luzifer unterstellt. Man ordnet sich mir ganz selbstverständlich unter. Manche haben sogar Angst vor mir – das sind hauptsächlich die, die mich in der Vergangenheit verärgert haben. Mein ruhiges und verlässliches Wesen bedeutet noch lange nicht, dass ich nicht richtig Stunk machen kann, wenn ich will.

Aber dieser eine Elf versetzt mich in Angst und Schrecken.

Er behauptet, dass er mich liebt.

Also, bitte nicht falsch verstehen. Ich glaube nicht, dass ich nicht liebenswert bin. Das bin ich durchaus. Ich hatte auch schon Liebesbeziehungen. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich nicht in mich zu verlieben. Aber Caolan beharrt darauf, dass es auf den ersten Blick geschehen ist. Und das kann nicht stimmen. Wenn jemand sich im Sekundenbruchteil verliebt, entliebt er sich meist ebenso schnell wieder, sobald die erste Aufregung verflogen ist. Glauben Sie mir, ich habe auch damit Erfahrung, das Objekt nicht mehr ganz so aufregender »Liebe« zu sein. Aber Caolan hat vor meinem Chef und all meinen Kollegen – und manche von ihnen werden mich das nie vergessen lassen – erklärt, dass ich das schönste Wesen bin, das er je gesehen hat. Er starrt mich unentwegt an, und obwohl ich ihn seit kaum zwei Tagen kenne, ist er schon dreimal auf die Knie gesunken, um mir zu sagen, dass er vor dem Altar meiner Herrlichkeit kniet und mich anbetet.

Was zum Henker soll das eigentlich heißen?

Und jetzt bringt er mir anscheinend auch noch Geschenke.

Die ganze Situation wird dadurch verkompliziert, dass meine Freunde einen Riesenspaß daran haben und ihn ermutigen. Also, nur um das ins richtige Verhältnis zu setzen: Da sind Alistair und Elinor, die Höllenhunde sind – mehr muss man dazu nicht sagen, oder? –, Andrew, ein Vampir aus dem Mittelalter, der auf einer ausufernden Studentenparty überhaupt nicht fehl am Platz wäre; Sam, ein hoffnungsloser Romantiker, dessen furchterregender Partner Gideon sich alle Mühe gibt, ihm jeden Wunsch zu erfüllen; und Noah, ein zwanzigjähriger Mensch, der gerne mehr darüber erfahren möchte, wie Elfen einander umwerben, und mich seinem Interesse an Bildung opfert. Oh, und hatte ich vergessen, meinen Chef und langjährigen Freund Percy zu erwähnen, den Luzifer? Offiziell hat er Caolan mitgeteilt, dass es keine Beziehung zwischen uns geben kann, da wir beide Abgesandte unserer jeweiligen Völker sind; und doch scheint er dauernd Gründe zu finden, warum ich Caolan unbedingt treffen muss, oder er bittet Caolan zu Meetings dazu, in denen er eigentlich nichts verloren hat.

Es ist alles etwas verdächtig.

Und das Schlimmste? Das absolut Schlimmste daran?

Auf den ersten Blick erfüllt Caolan genau meine Checkliste. Auch die Punkte, von denen ich noch gar nichts wusste.

Sie sehen also, warum das alles eine ziemliche Katastrophe ist, nicht wahr? Wie soll ich die Migration seines Volkes zur Erde organisieren, meinen Teil dazu beitragen, Tish und Éibhear (unsere Bösewichte der Stunde) daran zu hindern, die Weltherrschaft an sich zu reißen, und gleichzeitig alles vor den Menschen geheim halten, wenn ich so von meinen Hormonen abgelenkt werde?

Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Moment, Moment. Das stimmt nicht. Das war noch gar nicht das Schlimmste. Das Allerschlimmste?

Elfen kennen keine Uhrzeiten.

Ich bin jemand, dessen Tagesplaner ordentlich in Viertelstunden-Abschnitte eingeteilt ist. Ich habe einen Zeitplan, nach dem mein ganzes Leben organisiert ist. Es ist einfacher, mit unvorhergesehenen Notfällen umzugehen, wenn man organisiert ist.

Elfen dagegen teilen den Tag in sechs Abschnitte: Morgen, Mittag, Nachmittag, Abend, Mitternacht und Nacht. Wie kann man einen vernünftigen Zeitplan einhalten, wenn man keine Termine machen kann? In den knapp zwei Tagen, die sie bereits hier sind, sind Caolan und die anderen beiden Elfen schon fast ein Dutzend Mal zu spät gekommen. Das macht mich wirklich mürbe. Tatsache ist, dass eines der Dinge auf meiner To-do-Liste heute eine Fahrt in ein Kaufhaus ist, wo ich ihnen Armbanduhren besorgen werde. Das ist das Einzige, was mich vielleicht davor bewahren könnte, den Verstand zu verlieren.

»David?«

Noahs Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe in sein fragendes Gesicht.

»Warum hat Caolan mir Kaffee und Toast gebracht?« Wenn man plötzlich in einer anderen Dimension lebt, in der man sich kaum auskennt, würde man dann automatisch wissen, dass Kaffee (oder die interdimensionale Entsprechung) das perfekte Mitbringsel ist?

Moment, nein, das ergibt keinen Sinn.

Ich nehme einen Schluck Kaffee. Davon brauche ich mehr.

»Weil er wollte, dass du ein ordentliches Frühstück bekommst?« Andrew hat dieses spitzbübische Funkeln in den Augen, das er immer dann bekommt, wenn er etwas angestellt hat.

»Weil er um dich wirbt!« Alistair klingt viel zu glücklich darüber.

»Aha. Aber wieso ausgerechnet Kaffee? Ein Latte mit zwei Espresso-Shots, genau mein Favorit? Und Früchtetoast, den ich ebenfalls liebe? Woher wusste er, dass er das besorgen soll? Und von wo? Und woher hat er das Geld, um Frühstück zu kaufen?«

Die verräterischen Schufte schweigen. Andrew schaut an die Decke. Ellie betrachtet ihre Fingernägel. Alistair reißt die Augen auf, so weit er kann. Er sieht jetzt eher schwachsinnig aus als unschuldig.

»Nun sei doch nicht so misstrauisch, David«, sagt Sam. Er klingt so schuldbewusst, dass ich erstaunt bin, dass er nicht auf die Knie fällt und dabei ein Geständnis aus ihm heraussprudelt. »Vielleicht hat er was gezaubert oder so.«

»Ein Zauberspruch für Geld?«, frage ich drohend.

»Das wäre kein schlechter Trick«, murmelt Gideon, und es klingt so absurd, wenn der Spross einer der reichsten Familien der Community so etwas sagt, dass wir uns alle zu ihm umdrehen.

»Dir reicht es wohl nicht, so viel Geld zu haben, dass du es buchstäblich als Klopapier verwenden könntest, ohne dass es dir je ausgeht?«, fragt Andrew. Gideon zeigt ihm den Stinkefinger.

»Lenk nicht ab«, sagt er. »David hat dich was gefragt.«

»Verräter!«, keucht Alistair. »Wie kannst du uns so über die Klinge springen lassen?«

»Das war jetzt echt gemein von dir«, sagt Sam zu seinem Freund. »Ich meine, ich liebe dich trotzdem, aber ich muss mir wirklich genauer überlegen, welche Geheimnisse ich dir verrate.«

»Du hast mir schon all deine Geheimnisse verraten. David ist schlau genug, die Antworten auf seine Fragen schon zu kennen. Ich habe nur den Teil übersprungen, in dem wir uns unschuldig stellen und alles abstreiten.« Er rückt Sams Tacker zurecht.

»Okay.« So kann es noch ewig weitergehen, wenn ich jetzt keinen Schlussstrich ziehe. »Tun wir doch einfach so, als hätte ich eine Viertelstunde – die keiner von uns heute übrig hat – damit zugebracht, euch die Wahrheit aus der Nase zu ziehen.« Ich gebe den Forderungen meines Magens nach, reiße die Papiertüte mit dem Früchtetoast auf und beiße einmal kräftig ab. Ja, was Besseres gibt es kaum. Ich schließe die Augen und unterdrücke ein Stöhnen.

»Waren wir standhaft bis zum Schluss?«, fragt Alistair. »Womit hast du uns am Ende gebrochen?«

»Und was noch wichtiger ist – würdest du gerne eine Weile mit deinem Toast alleine sein? Meine Güte, David, du solltest wirklich mal wieder Sex haben.«

Ich öffne die Augen und funkele Andrew böse an. Er grinst spöttisch zurück.

»Aber ist das nicht der Sinn der Übung?«, mischt sich Noah ungeduldig ein. »Andrew, jetzt hör mal auf, dich wie ein Idiot zu benehmen, damit wir David überzeugen können, dass es eine gute Idee ist.«

»Ja, Andrew, hör auf, ein Idiot zu sein«, wiederholt Alistair, der im Handumdrehen die Seiten wechselt. »Du bist Davids bester Freund für immer und ewig. Das heißt, dass du lieb zu ihm sein musst, während du zu seinem eigenen Wohl sein Leben manipulierst.«

Sam dreht sich mit seinem Bürostuhl um und sieht Alistair mit zusammengekniffenen Augen an. »Es sorgt mich wirklich, dass du der Meinung bist, es gehöre zu den Aufgaben eines BFF, das Leben des anderen zu manipulieren.«

Alistair verdreht die Augen. »Und doch hast du null Probleme damit gehabt, Caolan vorzuschlagen, dass er David Frühstück mitbringen soll.«

»Oh, Sam.« Ich richte meine Aufmerksamkeit auf ihn und schüttle den Kopf. Ehrlich gesagt genieße ich den Toast viel zu sehr, um wirklich verärgert zu sein. Ich meine, es wird natürlich schwieriger werden, Caolan auszureden, dass ich seine einzige große Liebe bin, wenn meine Freunde ihn ermutigen, aber es ist schwer, ihnen deswegen böse zu sein, dass sie ihm geraten haben, mir Toast und Kaffee mitzubringen.

»Wenigstens isst du auf diese Weise etwas«, entgegnet Sam. »Es ist nicht gesund, das Frühstück ausfallen zu lassen.«

Oh nein.

»Ich lasse das Frühstück nicht aus.« Ich schiebe das letzte Stück Toast in den Mund, für den Fall, dass er das als Aufforderung verstehen sollte, mir mein Essen wegzunehmen.

Elinor lacht laut auf. »Glaubst du im Ernst, wir wissen nicht, dass du in Percys Büro übernachtest?«

Mist. Ob sie es wirklich wissen? Oder klopfen sie nur auf den Busch?

»Seid nicht albern.« Ich winke ab, als sei der Gedanke allein schon absurd. »Ich habe ein sehr bequemes Bett zu Hause. Wieso sollte ich in Percys Büro schlafen?«

Sechs Augenpaare starren mich ungläubig an.

»Wir könnten darüber jetzt lange und lebhaft debattieren«, sagt Andrew, »was mir auch großen Spaß machen würde, aber wie du schon richtig gesagt hast, haben wir dafür heute keine Zeit. Hier ist also unsere Trumpfkarte: Wir haben eine Überwachungskamera in Percys Büro installiert, um dich auf frischer Tat zu ertappen.«

Hören Sie das? Das ist mein explodierender Kopf.

»Ihr habt eine Überwachungskamera in Percys Büro installiert? Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?« Ich liste gedanklich schon all die Probleme auf, die das nach sich ziehen könnte. »Habt ihr das wenigstens vorher mit Percy und der Sicherheitsabteilung abgeklärt?«

Gideon hält die offene Hand hoch und wackelt mit den Fingern. »Her mit der Kohle.« Andrew und Ellie überreichen ihm murrend Bargeld.

Ich schaue entgeistert zu Noah hinüber. »Frage ich besser gar nicht erst?«

»Sie dachten, du würdest dich darüber aufregen, dass wir dich beim Schlafen gefilmt haben. Gideon hat dagegengehalten, dass dir die Sicherheit wichtiger sein wird.«

»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, murmele ich kopfschüttelnd. »Doch, warte, ich weiß es. Montiert sofort diese Kamera ab. Wie lange hängt sie da schon? Ist euch gar nicht klar, wie viele geheime Informationen da drin besprochen werden?«

»Entspann dich«, sagt Ellie bestimmt. »Sie war nur eine Nacht da. Percy wusste davon und hat sie ausgeschaltet, als er heute Morgen ins Büro kam.« Sie zieht die Nase hoch. »Wir würden niemals ein Sicherheitsrisiko eingehen.« Irgendwie gelingt es ihr, beleidigt zu klingen, als wäre sie nicht Teil der blödesten, schwachsinnigsten Idee …

Obwohl, das stimmt nicht. Sie haben auch schon weit idiotischere Sachen angestellt.

Ich kippe den Rest Kaffee hinunter. Zum Glück ist er nicht mehr so heiß.

»Also gut. Ich habe die letzten Nächte auf Percys Couch übernachtet, um den Arbeitsweg zu sparen.«

»Du hättest bei uns übernachten können«, wirft Sam ein. »Es ist wesentlich näher als bis zu dir, und die Gästesuite ist komfortabler als Percys Büro.«

»Ihr habt schon einen Gast«, halte ich dagegen. Ich werde nicht mit Caolan ins Bett steigen – ich muss ihn nicht auch noch ermutigen. Wobei mir einfällt …

»Und jetzt noch mal zurück zu dieser Sache, dass ihr Caolan geraten habt, mir Frühstück zu holen.«

Alistair klatscht in die Hände. »Wir helfen ihm, um dich zu werben! Er wollte wissen, wie er dir am besten zeigen kann, wie viel du ihm bedeutest, da dich seine Liebeserklärungen ja vor Schreck davonlaufen lassen.«

Am liebsten würde ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen – die ist aber zu weit entfernt. »Ich bedeute ihm überhaupt nichts. Ich habe ihn erst vor zwei Tagen kennengelernt. Wir haben uns bisher kaum unterhalten, und nichts davon war persönlich.« Wenn man von den Liebeserklärungen absieht. »Er soll nicht um mich werben, und ihr solltet ihm verdammt noch mal nicht dabei helfen.« Ich halte inne, um durchzuatmen. Das war wohl etwas hitzig.

Meine Freunde starren mich an. Alistairs Augen weiten sich und über Andrews blödes Gesicht huscht ein beglücktes Grinsen.

»Bist du gerade laut geworden?«, fragt er. »Du bist laut geworden! Dir ist etwas so unter die Haut gegangen, dass du die Stimme erhoben hast. Caolan ist dir unter die Haut gegangen! Die Werberung funktioniert!«

Ernsthaft. Wie kann das nur mein Leben sein?

»Werberung ist kein Wort«, ist das Einzige, was mir einfällt.

Noah stöhnt. »Oh mein Gott, das wird sie doch nicht entmutigen, David. Das sind Haie, und du bist gerade mit einer offenen Wunde schwimmen gegangen.«

Was?

»Was?«, fragt Sam. Dann zuckt er die Achseln.

»Es war eine passende Analogie, fand ich.«

Mein Handy gibt einen sanften Ton von sich, der mich an die Besprechung mit Percy erinnert. »Das hier hat mich schon viel zu viel Zeit gekostet.« Verdammt. Ich muss auch noch mit Noah und Sam sprechen. Ich schaue sie an. »Habt ihr beiden hier alles im Griff? Braucht ihr noch etwas von mir?«

Sam nickt, und Noah schüttelt den Kopf. »Wir kommen zurecht«, sagt er beruhigend. »Eerika kommt heute wieder, also kannst du dem Migrationskomitee sagen, dass sie sich mit Fragen dazu, was die Elfen vielleicht brauchen, an mich wenden können. Ich weiß, dass es keine perfekte Lösung ist, aber bis es eine Verbindungsperson bei den Elfen gibt, ist es immerhin etwas.«

»Ja. Danke. Das ist eine gute Idee. Ich rufe …«

»Ich rufe sie an und sage Bescheid«, unterbricht mich Sam. »Wir werden schon die Stellung halten. Geh in dein Meeting. Ich brauche heute Abend eine halbe Stunde, um uns alle auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns austauschen und unsere Theorien durchsprechen. Das können wir beim Essen bei uns machen.«

»Warum?«, fragt Gideon. Sam sieht ihn nur an, und Gideon nickt. »In Ordnung.« Er klingt resigniert. Ich muss fast schmunzeln, habe aber Angst, dass sie das Meeting irgendwie gegen mich verwenden werden. Doch Sam hat schon recht – wir arbeiten am besten als Team, und dafür müssen wir zusammen sein.

»Gut. Setz es auf meinen Kalender. Und wehe, ich komme da hin und ihr habt euch alle verzogen und mich und Caolan zu einem romantischen Dinner für zwei alleine gelassen.«

»Oooooh«, sagt Alistair, und Sam wirft ihm einen Stift an den Kopf.

»Ich schwöre«, verspricht er mir. »Allerdings hätte ich es wahrscheinlich tatsächlich so gemacht, wenn ich selbst auf den Gedanken gekommen wäre. Aber wir müssen uns wirklich austauschen, also wird das warten müssen.«

Ich bin nicht ganz sicher, ob ich ihm über den Weg traue, aber dafür habe ich jetzt keine Zeit. »Okay. Ich bin wahrscheinlich den Großteil des Tages nicht zu erreichen, also leite ich meine Anrufe auf dich um.«

Er nickt. »Ich kümmer mich drum. Noah und ich haben das Büro im Griff. Entspann dich. Geh.«

Andrew lacht. »Als ob David sich je entspannen könnte. Das ist eines der Dinge, die wir so an ihm lieben.«

Ich mache mir nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass das überhaupt keinen Sinn ergibt, lasse den leeren Kaffeebecher in Sams Papierkorb fallen, zeige Andrew den Mittelfinger und mache mich auf den Weg zu Percy. Gideon und Alistair, die auch am Meeting teilnehmen, folgen mir.

»Bist du sauer?«, fragt Gideon leise. Na so was! Es ist ja nicht so, dass ihm alles gleichgültig wäre. Er ist sogar ein echt guter Freund. Aber er ist ein ruhiger, stoischer Freund, dem es am liebsten wäre, wenn wir alle weggehen würden. So etwas fragt er normalerweise nicht.

»Wieso sollte er sauer sein?«, will Alistair wissen. »Er lebt gerade die Handlung eines epischen Films. Ein tapferer Held, der für die Rettung der Welt und um die Liebe eines Elfen kämpft. Alle Fans von Herr der Ringe würden durchdrehen, wenn sie davon wüssten. Du hast deinen eigenen Legolas!«

Ich spüre einen stechenden Schmerz hinter meinem rechten Auge.

»Schnauze, Alistair«, grollt Gideon, dann murmelt er: »Soll ich mit Caolan reden?«

Ich bleibe mitten im Korridor stehen. Meine Kinnlade klappt nach unten und ich starre ihn an. Er zuckt verlegen die Achseln.

»Du müsstest dich trotzdem um den ganzen offiziellen Kram kümmern, aber ich könnte versuchen, diese ganzen Liebeserklärungen abzustellen. Und vielleicht könnte ich auch die Gedichte unterbinden.«

»Aber neiiiin! Doch nicht die Gedichte!«, jault Alistair.

Gedichte. Er hat Gedichte geschrieben?

Ich schüttele den Kopf, um den Gedanken zu verdrängen, und schaffe ein kleines Lächeln – für Gideon, nicht für Alistair. Der faselt immer noch etwas von der »einzigartigen Genialität elfischer Dichtkunst«.

»Lass erst mal gut sein. Wie du richtig sagst: Ich muss mich ja mit ihm in den offiziellen Angelegenheiten verständigen. Wenn es anfängt, aus dem Ruder zu laufen, werde ich mich melden.«

»Jederzeit«, antwortet er entschlossen. »Ich will nicht, dass du das Gefühl hast, wir stünden nicht hinter dir.«

»Natürlich stehen wir hinter dir«, sagt Alistair, der auf einmal ganz ernst geworden ist. »Wenn du wirklich ernsthaft willst, dass Caolan dich in Ruhe lässt, kann ich mit ihm reden. Wir sind jetzt Kumpel, er und ich. Außerdem wollen wir einfach nur, dass du glücklich bist. Du hast einen netten Mann verdient, der dich mit Aufmerksamkeit überhäuft und deine Zehen leckt.«

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was das heißen soll. Ist das etwas, was Caolan zu ihm gesagt hat, oder denkt Alistair sich diesen Kram aus dem Stegreif aus? Vielleicht ist es auch etwas, was er und seine bessere Hälfte Aidan gerne machen. Wer weiß das schon bei Alistair.

Also nicke ich nur. »Danke. Ich, äh, denke darüber nach und sage euch Bescheid.«

***

»Ich glaube, das war dann alles«, sage ich eine halbe Stunde später nach einem weiteren Blick auf meine Liste. Außer einem kurzen Lagebericht für Percy ging es hauptsächlich um meine Reise durch ein Portal. Percy wollte eigentlich selbst gehen, aber das haben wir einstimmig abgelehnt. Wir werden sicher nicht den Luzifer eine instabile Dimension, die sich gerade in ihre Bestandteile auflöst, betreten lassen. Also bin ich zum Gesandten erklärt worden, der zum König der Elfen reisen wird. Wobei der mit höchster Wahrscheinlichkeit mehr als begeistert sein wird, mich zu sehen. Schließlich bin ich buchstäblich da, um zu planen, wie wir sein Volk am besten vor dem Aussterben retten. Aber es ist der erste offizielle Kontakt zwischen unseren Dimensionen seit neuntausend Jahren, also ist es wichtig, dass ich es nicht vergeige. Insbesondere, da wir ganz vergessen hatten, dass die Elfen wirklich existieren und nicht nur ein Mythos sind. Vieles von dem, was Noah und Eerika mir gestern eingeschärft haben, betrifft die Etikette für das Treffen heute.

Aber das ist alles besprochen. Percy hat mir auch eine kurze Liste von Themen gegeben, die ich mit dem König ansprechen soll, und eine weitere mit Themen, bei denen ich für die zukünftigen Treffen vorfühlen soll. Gideon und Alistair hatten ebenfalls Listen für mich, die weniger die Diplomatie und mehr das Militär und den Geheimdienst betreffen. Sie wollen gerne so viele Krieger wie möglich hierherholen, bevor Tish und Éibhear das nächste Mal zuschlagen.

Also sollten wir jetzt so weit durch sein und müssen nur auf Caolan warten, der das Portal öffnen wird. Aber Gideon und Percy wechseln einen Blick. Einen von diesen Blicken. Der besagt, dass sie etwas hinter meinem Rücken besprochen haben, und nun finden, dass es an der Zeit ist, das auf mich loszulassen. Ich bin ein wenig überrascht – normalerweise bin ich derjenige, der mit Percy solche Blicke wechselt. Ich glaube nicht, dass er jemals etwas vor mir geheim gehalten hat, seit ich dem Team beigetreten bin.

»Nur eines noch«, sagt er auf seine besonnene, beruhigende Weise. Teilweise hat das mit seinem Amt als Luzifer zu tun; nicht viele wissen, dass er schon immer diese Gabe hatte, dass man sich in seiner Gegenwart einfach besser fühlt. Ich kannte ihn lange, bevor die Magie ihn zum Luzifer ernannt hat, und er war seit eh und je besser als jede Droge, die man kaufen kann. »Gideon wird dich begleiten.«

Ich denke schweigend darüber nach. »Okay. Warum denn?« Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin sehr froh, Gideon in unserem Team zu haben. Ich hatte schließlich selber vorgeschlagen, ihn zu rekrutieren. Er weiß viel, ist intelligent und zuverlässig – solange man nicht von ihm erwartet, das Team bei gesellschaftlichen Anlässen zu vertreten. Aber hierbei brauche ich seine Hilfe nicht, und außerdem wird er heute hier gebraucht.

Sie wechseln wieder einen Blick. Alistair fixiert die Tischplatte.

»Zu deiner Sicherheit«, sagt Gideon dann offen. »Wir haben Einspruch dagegen erhoben, dass Percy geht, weil wir nicht für seine Sicherheit garantieren können, und das Gleiche gilt auch für dich. Wir wären alle froh, wenn jemand anderer gehen könnte, aber wir haben niemanden, der die notwendigen Fähigkeiten besitzt und befugt wäre, an Percys Stelle die Verhandlungen zu führen.«

Dieser Tag läuft jetzt schon total aus dem Ruder, und es ist noch nicht mal zehn Uhr. Ich versuche, zu begreifen, was sie mir sagen.

»Ich weiß eure Sorge um mein Wohlergehen sehr zu schätzen«, beginne ich vorsichtig, aber dann lasse ich das mit der Diplomatie. Schließlich geht es um Gideon, und wir haben keine Zeit, um den heißen Brei herumzureden. »Ich kann auf mich aufpassen.«

»Das wissen wir«, sagt Percy. »Niemand zweifelt daran. Aber wenn etwas Schlimmes passiert, bist du in der Unterzahl. Wenn Gideon dabei ist, hast du wenigstens jemanden, der dir Rückendeckung geben kann.«

»Worum geht es hier eigentlich?«, frage ich. »Gideon wird heute hier gebraucht. Er muss mir nicht wie ein überqualifizierter Leibwächter nachlaufen. Wenn ihr wirklich um meine Sicherheit besorgt seid, dann nehme ich lieber jemanden von der Sicherheitsabteilung oder einen Spezialagenten mit. Gideon ist hier nicht abkömmlich – genauso wenig wie Alistair oder irgendjemand anderer aus dem Team«, füge ich noch hinzu, falls sie auf die schlaue Idee kommen sollten. Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen angesäuert, dass sie mich nicht in die Diskussionen einbezogen haben.

Percy zögert. »Es muss Gideon sein. Wenn es ernsthaft schieflaufen sollte, kann er dich da rausteleportieren. Wir haben keinen anderen Dämon mit solchen Kräften und der richtigen Sicherheitsfreigabe.«

Mich aus einer anderen Dimension teleportieren? Das ist zwar schon mal gemacht worden, aber es hat Noah fast das Leben gekostet. Außerdem ist er ein Mensch. Wir wissen nicht, ob Dämonen überhaupt dazu in der Lage sind, oder ob sie auf eine Dimension beschränkt sind. Und so etwas will man wahrhaftig nicht unter Druck ausprobieren – wegen der Lebensgefahr.

Ich reibe mir übers Gesicht. »Und ihr haltet das wirklich für eine gute Idee? Ernsthaft«, wiederhole ich. »Sagt mir jetzt bitte jemand, was hier wirklich los ist? Hat die Magie irgendwelche Probleme angedeutet? Ich verstehe nämlich nicht, wieso ihr Gideons Zeit so verschwendet und riskiert, uns potenziell beide zu verlieren, wenn etwas schiefgehen sollte.«

Percy und Gideon wechseln wieder einen Blick, und ich bin kurz davor, einen Tobsuchtsanfall zu bekommen.

»Ihr beiden geht das ganz falsch an«, sagt Alistair. Er beugt sich vor. »Ich übernehme das mal.«

Percy und Gideon sehen besorgt aus, aber Alistair fährt schon fort.

»Es ist so, David. Du bist der Vize von Percy, und es würden eine Menge Dinge voll in die Grütze gehen, wenn dir etwas zustoßen sollte. Das macht dich zu einer wertvollen Ressource und darum ist deine Sicherheit es wert, dass Gideon sich die Zeit nimmt und sich dem Risiko aussetzt. Wir hoffen ja alle, dass es nicht dazu kommen wird, weil Sam ihn mag und wir Sam bei guter Laune halten müssen und nicht riskieren können, dass er Trübsal bläst und so.«

Blöder Alistair und seine Witze. »Ich bin nicht Percys Vize«, setze ich an, aber Percy zieht eine Grimasse und ich unterbreche mich. »Was denn?«

Er zuckt die Achseln. »Ich wollte dich schon letztes Jahr überreden, die entsprechenden Papiere zu unterschreiben und es offiziell zu machen«, gesteht er. »Aber als wir auf dem Gelände der CCA waren, um Sam da rauszuholen, hat der eine Agent gesagt, dass du das Sagen hast, wenn ich nicht da bin – erinnerst du dich? Und du bist ausgerastet.«

»Also auf deine Art«, fügt Alistair hinzu. »Denn bei dir ist Ausrasten so, wie wenn jemand anderer leicht genervt ist.«

Ob es irgendwen stören würde, wenn ich ihm eine verpasse?

Von meinem Handy kommt das Signal, dass es Zeit ist, mit Caolan in seine Welt aufzubrechen. Ich stehe auf.

»Ich habe jetzt keine Zeit dafür. Es wird nichts schiefgehen und …«

»Hinsetzen«, befiehlt Percy, und es ist so ungewohnt, diesen Ton von ihm zu hören, dass ich meinen Hintern schon wieder auf den Stuhl gepflanzt habe, bevor ich es überhaupt richtig mitbekommen habe.

»Schau mal«, beginnt Gideon, »ob du es glaubst oder nicht – wir versuchen nicht, dir das Leben noch schwerer zu machen. Du bist inoffiziell schon ganz schön lange Percys Vize, knapp zehn Jahre etwa.« Er hebt die Hand, als ich zum Widerspruch ansetze. »Du willst jetzt sagen, dass wir doch ein Team und alle gleichberechtigt sind, aber das ist Blödsinn. Du bist der, der die Ansagen macht. Du weißt mehr über das CSG als jeder andere. Alle kommen erst mal zu dir, wenn sie ein Anliegen haben, von dem sie nicht sicher sind, ob sie damit an Percy herantreten sollen. Und du bist der Erste, an den wir uns wenden, wenn es ein größeres Problem gibt. Die Sache ist die: Es war bisher völlig okay, dass es inoffiziell war. Keiner von uns wollte die zusätzliche Verantwortung, und beim CSG wissen alle, wie die Dinge laufen. Niemand hat viel Wert darauf gelegt, was dein Titel ist.« Er unterbricht sich. »Wenn wir mehr Anstand hätten, hätten wir wahrscheinlich was zu dir gesagt, damit du ein höheres Gehalt aushandeln kannst.«

Das ist keine schlechte Idee. Obwohl mein momentanes Gehalt absolut ausreicht, um meine Bedürfnisse zu decken. Ich habe ja keine teuren Hobbys oder so – keine Zeit dafür.

»Aber jetzt stecken wir mitten in der Mutter aller Krisen«, fährt er fort. »Alles, was vorher auch so ging, muss jetzt offen angesprochen werden. Wenn die Situation außer Kontrolle gerät und Percy etwas zustößt, oder wenn wir ihn an einen geschützten Ort bringen müssen, muss es einen klaren Befehlsweg geben. Es kann nicht sein, dass die Leute sich fragen, wessen Befehle sie befolgen sollen – deine oder die von ihrem Speziesanführer oder wen auch immer sie als Autoritätsperson ansehen. Du musst es sein, und es muss offiziell gemacht werden.«

Da ist etwas dran. Wir mussten noch nie darüber nachdenken, weil seit Jahrhunderten alles glatt läuft. Niemand hat je versucht, unsere Realität auf den Kopf zu stellen. In einer solchen Krise stecken wir zum ersten Mal.

»Warum nicht du?« Oder irgendjemand anderer.

Eine Sekunde lang befürchte ich, dass er sich über den Tisch werfen und mir den Hals umdrehen wird. Gideon ist nicht besonders geduldig. Trotzdem, ein super Typ. Genau der Mann, den man an seiner Seite haben will, um gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen. Sein Blick alleine würde sie dazu bringen, ihre Vorhaben zu überdenken.

Alistair rettet mich vor der Hinrichtung durch den Dämon, indem er Gideon mutig – oder leichtsinnig? – die Hand auf den Arm legt, um ihn zurückzuhalten. »Wir brauchen ihn lebend, denk daran. Sonst musst du es am Ende tatsächlich machen.« Gideon atmet tief durch, wohl um sich zu beruhigen, und Alistair wendet sich wieder mir zu.

»Du hast nicht zugehört, David. Gideon kann es nicht sein, weil du es schon längst bist. Du machst den Job, nur ohne Titel und Gehalt.«

Sie haben schon recht, wie die Stimme der Vernunft in mir zugeben muss. Gleichzeitig bin ich zu stur, um es so richtig zu akzeptieren. Schade, dass ich so stolz darauf bin, pragmatisch zu sein.

Seufzend nicke ich. »Was muss ich tun?«

Percy schiebt sein Tablet zu mir herüber. Das Dokument auf dem Monitor ist der Standardzusatz zu Arbeitsverträgen, den wir nutzen, wenn jemand befördert wird oder innerhalb des CSG in eine andere Abteilung wechselt. Er nennt den neuen Titel, eine kurze Jobbeschreibung sowie das neue Gehalt und die entsprechenden Vergünstigungen. Ich überfliege die erste Seite und habe Mühe, nicht zusammenzuzucken, als ich die Stellenbeschreibung lese, die sich ziemlich genau mit meinen Tätigkeiten an einem üblichen Arbeitstag deckt. Dann scrolle ich zur zweiten Seite und kann ein leises Pfeifen nicht unterdrücken, als ich die Summe sehe.

»Seid ihr auch sicher, dass das nicht zu viel ist?«

Alistair verdreht die Augen. »Willst du jetzt ernsthaft darüber diskutieren, dass du zu gut bezahlt wirst?«

»Es ist nicht zu viel«, sagt Percy, bevor ich etwas erwidern kann. »Es ist genau genommen das untere Ende der Skala, die für die Position und deine Erfahrung angemessen sind, aber ich dachte, dir ist es wahrscheinlich lieber, den Rest in einen der Sozialfonds fließen zu lassen.«

Er kennt mich wirklich viel zu gut.

»Gib doch den Rest auch dafür aus«, schlage ich vor. »Alles, was über mein jetziges Gehalt hinaus geht.«

»Nein«, ist seine entschiedene Antwort. »Wenn du beschließt, dass du Geld spenden willst, ist das deine Sache. Das CSG wird dir wenigstens ansatzweise das bezahlen, was du wert bist. Nimm das Geld und such dir eine Wohnung näher am Büro, dann musst du nicht dauernd hier übernachten.« Der strenge Blick in meine Richtung besagt, dass wir das später noch genauer besprechen werden. Und dabei dachte ich, ich wäre so geschickt gewesen.

Mit einem kleinen Schnauben nehme ich den elektronischen Stift, den er mir hinhält, und unterzeichne das Dokument. Ich füge das Datum hinzu und gebe meine Arbeitnehmeridentifikationsnummer und das Passwort ein, als der kleine Kasten auftaucht. So. Damit ist es offiziell. Und jetzt gehe ich wieder an die Arbeit.

»Ist dann alles geklärt? Der König erwartet uns.«

»Der König erwartet euch irgendwann heute Vormittag«, erwidert Percy trocken. »Und es wäre wirklich überraschend, wenn Caolan schon hier wäre und warten würde.«

»Du hast heute eine ganz schön große Klappe«, stelle ich fest, und er lacht.

»Mir macht das Spaß. Ich habe nicht oft Gelegenheit, den Spieß umzudrehen. Noch mal zurück zu Gideon.«

»Es ist wirklich nicht nötig«, widerspreche ich. Percy schmunzelt boshaft und schweigt. Es ist Gideon, der schließlich spricht.

»Das ist nicht mehr deine Entscheidung. Da du nun offiziell Percys Vize bist, bist du Teil der Befehlskette, was bedeutet, dass die Beurteilung der Gefahrenstufe einer gegebenen Situation und die Entscheidung über zusätzlichen Personenschutz mir und Alistair zufällt. Und Andrew und Ellie – ja, sogar Sam.«

Ich blinzele. »Ich bin doch auch Teil des Teams. Es trifft also nicht auf mich zu.« Das Gesetz, auf das er sich bezieht, gibt uns Befehlsgewalt über so gut wie alle, einschließlich Percy, wenn es um Entscheidungen geht, die ihre Sicherheit betreffen.