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Lilly verbringt ihre Ferien am liebsten bei Oma und Georg. Im Garten trainiert Lilly in den Zweigen des alten Kirschbaums oder an der Teppichstange das Hängen und Schwingen. Da ist das Handy gar nicht mehr so wichtig. Oma sind Umwelt und Klima sehr wichtig. Deshalb ist sie auch Veganerin. Bei ihr gibt es nichts vom Tier im Haus. Georg pflanzt und erntet, Oma kocht lecker und Lilly isst alles. In den Ferien bei Oma wird Lilly zu Lilly Leichtfuß.
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Seitenzahl: 19
Veröffentlichungsjahr: 2022
Es ist fast wie Fliegen, wenn man mit dem Kopf nach unten hängt, denkt Lilly.
In den Ohren rauscht es. Der Blick verschwimmt. Die Welt steht Kopf und verändert sich, ist irgendwie ungewohnt. Wie verzaubert.
Seit fast zwei Stunden hängt Lilly kopfunter an den verschiedensten Ästen und Stangen in Omas Hof und im Garten.
Die Beine um die metallene Teppichstange gewunden oder um den knorrigen Ast ihres uralten Freundes, dem Kirschbaum.
Sie lässt die dünnen Arme lang hängen. So lang wie ihr Haar.
In ihrem Kopf kommen und gehen Gedanken. Alle unwichtig.
Fühlen ist auch unwichtig.
Es fühlt aber von ganz allein.
Fühlen fühlt sich gut an für Lilly.
Gerade hängt sie an einem Trapez.
Sie fühlt die glänzend polierte Trapezstange in ihren Kniekehlen. Sanft schwingt Lilly hin und her ... hin und her ...
Jetzt ein bisschen mehr Schwung und das Trapez, mit Lilly im silbrigen, eng anliegenden Glitzerkostüm, schwebt hoch oben in der Zirkuskuppel hin und her ...
Tief unten, rund um die Manege, warten die Zirkusbesucher auf Lillys akrobatische Kunststücke. Sie recken die Hälse. Lilly kann ihre Spannung genau fühlen.
Sie macht sich bereit für ihr erstes Kunststück, das lange Hängen an den Fußspitzen. Besser gesagt an den Zehen.
Geschmeidig wechselt Lilly ihre Position, bis ihre Zehen, dort wo sie in den Fuß übergehen, auf der Trapezstange aufliegen.
Erst muss sie noch ein bisschen hin und her ruckeln, bis alles passt. Es fühlt sich ganz sicher an.
Langsam lassen ihre Hände los, der gebogene Körper lockert sich, wird immer länger, bis der Kopf nach unten zur Manege zeigt.
Lilly fühlt, wie sie sich dehnt und längt und ihr feines Haar von der Zugluft sanft bewegt wird.
So gleitet sie durch den Zirkushimmel, nur an den Zehen mit der Trapezstange verbunden, hin und her ... hin und her ...
Lilly kann die atemlose Stille, dann das staunende Geraune und tiefe Atemholen der Zuschauer weit unter ihr fühlen. Und jetzt auch den Applaus ... groß ... gewaltig .
Vom Zehenhang in die Sitzposition, lächeln und weiter leicht schwingen dabei.
Kurze Erleichterung bei den Zuschauern Durchatmen und wieder Spannung aufbauen.
Was kommt als nächste Attraktion der “Flying Lilly“?
Lilly fühlt sich froh und auch stolz über ihr Können.
Kann ja nicht jeder, denkt sie gerade.