Lisis Wirbelwindtage - Valija Zinck - E-Book

Lisis Wirbelwindtage E-Book

Valija Zinck

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Beschreibung

Eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt, die rundum glücklich macht Lisi schreibt für ihr Leben gern Geschichten. Und sie wünscht sich sehnlichst einen Hund. Aber ihr Vater mag keine Tiere. Deshalb will Lisi wenigstens ein Erlebniswochenende auf dem Bauernhof gewinnen – und zwar mit ihrer Geschichte über ein schönes Tiererlebnis. Nur: Woher ein Tiererlebnis nehmen, wenn man gar kein Tier hat? Zusammen mit ihrer besten Freundin Lara macht Lisi sich auf die Suche. Doch was, wenn die Kühe auf der Weide nur komisch rumstehen oder der Ausführhund vor allem an der Leine zieht? Bis Lisi ein schönes Tierabenteuer erlebt, wird sich vor Lachen gekringelt, werden wispernd Geheimnisse ausgetauscht und auch schon mal mit den Nachbarjungs gerauft. - Mit vielen Illustrationen von Annabelle von Sperber - Für Leser*innen von Rose Lagercrantz und Kirsten Boie - Extra: Tipps fürs erste Geschichtenschreiben Alle Bände der »Lisi«-Reihe: Band 1: Lisis Wirbelwindtage Band 2: Lisis Glückspilztage Reihe bei Antolin gelistet

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 67

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Valija Zinck

Lisis Wirbelwindtage

Band 1

 

 

Mit Illustrationen von Annabelle von Sperber

Über dieses Buch

 

 

Alle Bücher von Valija Zinck

Drachenerwachen

Drachenleuchten

Jakob und die Hempels unterm Sofa

Lisis Wirbelwindtage

Lisis Glückspilztage (Frühjahr 2023)

Lisis Sternfunkeltage (Herbst 2023)

Penelop und der funkenrote Zauber

Penelop und die zauberblaue Nacht

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Valija Zinck, 1976 in Ingolstadt geboren, arbeitete lange Zeit als Tanzpädagogin und freischaffende Choreographin, bevor sie das Schreiben für sich entdeckte. Inzwischen hat sie bereits mehrere preisgekrönte Kinderbücher veröffentlicht, die auch international sehr erfolgreich sind. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

 

Annabelle von Sperber arbeitet als freie Illustratorin und Autorin für verschiedene Verlage und Printmedien im In- und Ausland. Sie studierte Illustration an der HAW Hamburg, lehrte als Dozentin an der Akademie für Illustration und Design in Berlin und lebt heute in Ettingen.

 

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage finden Sie unter www.fischerverlage.de

Für Melchior, der mir als Erster zuhörte

&

für Sylvi, die meine Lara ist

Ein Plakat beim Bäcker

Da hängt es. Mitten auf der großen Glastür von unserer Bäckerei.

Ein himmelblaues Plakat mit rotem Rand. Der Rand ist aus lauter kleinen tanzenden Stiften gemalt.

Und was steht da drauf?

Ich lehne meinen Roller an die Scheibe und beginne zu lesen:

Ich weiß nicht, wo Lindenberg ist. Aber ich glaube, dass der Mensch, der das Plakat hier aufgehängt hat, vielleicht wusste, dass Mama mich heute zur Bäckerei schicken wird.

Denn: Seit genau zwei Wochen bin ich eine Drittklässlerin. Ich liebe Geschichtenschreiben. Und auf einen Erlebnisbauernhof fahren? Das will ich bestimmt ganz unbedingt!

Ich betrete das Geschäft. Es macht ein elektrisches Ding-Dong-Geräusch, und die Verkäuferin ruft aus dem hinteren Zimmer:

»Bin gleich bei Ihnen!«

Ich stehe vor der Brötchenauslage und wippe auf meinen Füßen. Die Tasche, die Mama mir mitgegeben hat, knäule ich in den Händen zusammen.

Was könnte ich nur für ein Tiererlebnis aufschreiben? Es soll ja ein schönstes sein. Das ist das Dumme. Ich habe nämlich noch gar kein schönstes Tiererlebnis gehabt. Ich kann ja schlecht erzählen, dass ich früher Schnecken gesammelt und ihnen einen Zaun gebaut habe und sie über Nacht abgehauen sind. Oder wie meine beste Freundin Lara und ich in unserem Garten eine Maus beerdigt haben. Da waren wir noch im Kindergarten. Oder wie Lara und ich ihren Hamster haben laufen lassen und er einen Regenwurm verschlungen hat und wir ihm den Wurm dann aus der Schnauze ziehen mussten.

Das sind ja alles keine schönen Erlebnisse. Damit gewinnt niemand einen Wettbewerb.

»Ach, Lisi, hallo, was möchtest du denn?«, sagt Frau Radu, die Verkäuferin, und lächelt mir aus ihren fröhlichen dunklen Augen zu. Ich kenne sie, weil sie auch in unserer Schule als Sekretärin arbeitet. Ich reiche ihr meine Baumwolltasche über die Theke, lese ihr Mamas Einkaufszettel vor, und sie beginnt, mir die Tasche vollzustopfen.

Als ich bezahle, schenkt mir Frau Radu ein Bonbon in gelber Folie, das ich gleich in den Mund stecke. Ohne Folie natürlich. Dann bin ich wieder draußen und rollere nach Hause. Mit der vollen Tasche geht das viel schwerer als auf dem Hinweg. Ich hänge die Tasche auf die andere Schulter. Aber das hilft nichts. Auch am Lenker ist es blöd. Warum hat Mama mir keinen Rucksack mitgegeben?

Ich pack die Tasche wieder auf die erste Schulter, und dabei kullert mir ein Brötchen auf den Gehweg, und ich bekomme ein bisschen Wut. Dann fällt mir wieder der Geschichtenwettbewerb ein, und ich bekomme eine richtige Wut. Auf Papa. Der ist nämlich schuld, dass ich den Wettbewerb nicht gewinnen kann und nicht auf den Erlebnishof darf. Papa erlaubt mir und meiner großen Schwester Alma nämlich kein Tier. Karlchen, meinem kleinen Bruder, erlaubt er es natürlich auch nicht, aber der will auch gar keines.

Ich habe schon so oft gebettelt, dass ich einen Hund möchte. Ganz sehnlichst! Am liebsten einen kuschligen. Oder eine Mischung aus einem Pudel und einem Schäferhund. Aber ich würde auch alle anderen Hunde nehmen. Ich bin ganz offen. Papa ist nicht offen. Er hat Angst. Vor allen Hunden. Sogar vor ganz kleinen. Sogar vor dem alten Mops von der Frau, die neben dem Kindergarten wohnt. Ich habe Papa schon oft gut zugeredet, dass er bestimmt keine Angst hätte, wenn ich einen Pudel-Schäferhund-Welpen bekommen würde. Denn der wäre ja dann noch ein Hundebaby. Und vor einem Baby hätte doch selbst er keine Angst.

»Schäferhunde sind sowieso die schlimmsten«, hat Papa da behauptet. »Was glaubst du, wie die beißen können? Und jetzt lass es, Lisi, wir werden keinen Hund haben!«

»Ich nehme auch eine Katze!«, habe ich gewimmert, obwohl ich gar keine Katzen mag. Aber besser als gar kein Tier, habe ich gedacht.

»Die Mama hat Katzenhaarallergie, das weißt du«, hat Papa gebrummt und eine Rennradzeitschrift aufgeschlagen.

»Dann will ich wenigstens Reitstunden!«, habe ich gebrüllt und mit dem Fuß auf den Wohnzimmerteppich gestampft.

Papa hat die Zeitschrift wieder zugeklappt, sie aufs Sofa gelegt und mich auf seinen Schoß gezogen.

»Lisi«, hat er ganz lieb gesagt und seine warme Backe an meine gehalten. »Reiten ist leider ein ziemlich gefährlicher Sport. Weißt du, ich sehe im Krankenhaus so oft Menschen, die sich schlimm verletzt haben, weil sie vom Pferd gefallen sind. Und ich will auf keinen Fall, dass dir so etwas zustößt.«

Papa ist Arzt. Deswegen sieht er im Krankenhaus viele Unfälle.

»Du siehst auch oft Leute, die zerquetscht sind, weil ein Auto in ihres gekracht ist. Autofahren ist viel gefährlicher als reiten!«, habe ich gerufen.

»Ja, du hast recht, mein Schatz«, hat Papa zugegeben. »Autofahren ist auch sehr gefährlich. Aber auf Autofahren kann man nicht so gut verzichten wie auf Reiten.«

Da hab ich mal wieder gemerkt, dass ich mit Papa nicht reden kann. Jedenfalls nicht über das Tierthema. Ich könnte nämlich sehr gut auf Autofahren verzichten. Von mir aus könnte man wieder Pferdekutschen einführen. Dann wäre alles langsamer, und es würden nicht so viele Unfälle passieren, und es würde viel besser riechen, und die Leute könnten ihren Pferden den Hals klopfen, und das würde sich weich und schön anfühlen.

Ich bin dann von Papas Schoß gesprungen und hoch in mein und Almas Zimmer und habe die Tür zugeknallt. Ich hatte sie aber nicht richtig erwischt. Es hat nicht doll genug gescheppert. Der Papa sollte das aber unten hören. Er sollte endlich verstehen, dass ich ein Tier brauche. Also habe ich die Tür noch mal aufgerissen und mit extra Schwung zugeschmissen.

Rumms!!! Die Wand hat gewackelt. Dann bin ich in mein Bett, hab mich unter der Decke versteckt und hab geweint. Wenn ich einen Hund gehabt hätte, dann hätte er mir bestimmt die Tränen von meinen heißen Backen geleckt.

An das alles denke ich, während ich mit der blöden Tasche den Gehweg langeiere. Plötzlich kommt mir Mama auf dem Fahrrad entgegen. Ihre dicken braunen Locken wehen ihr aus dem Gesicht.

»Huhuu, Lisi, ich hatte dir doch den Rucksack auf die Truhe gelegt, aber den hast du vergessen«, ruft sie. »Ich dachte, ich komme dir mal besser entgegen und helfe dir.« Sie lächelt ihr Mamalächeln und nimmt mir die Tasche ab. Ich küsse sie auf die Backe, und dann fahren wir gemeinsam nach Hause.

Ritsch-Ratsch

Am nächsten Tag sind mir zwei Sachen klar:

Erstens brauche ich irgendwoher ein gutes Tiererlebnis.

Und zweitens: Das Plakat von der Bäckerei muss weg! Dann können es keine anderen Kinder lesen, und ich gewinne leichter den Erlebnisbauernhofpreis.

Ich beschließe, mich als Erstes um das Plakat zu kümmern, und rollere zum Bäcker. Ding-Dong macht die Tür, und »Momentchen« ruft eine tiefe Stimme aus dem Hinterzimmer, die eindeutig nicht die Frau-Radu-Stimme ist. Mit einem schnellen leisen Ritsch-Ratsch reiße ich das Plakat von der Glastür. Nur noch vier kleine himmelblaue Fetzen kleben unter dem Tesafilm in den Ecken.