Living the Flexy Way of Life - Stefanie Iser - E-Book

Living the Flexy Way of Life E-Book

Stefanie Iser

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Beschreibung

In diesem Buch werden die verschiedensten Dehnübungen und Stretchingroutinen erklärt und empfohlen sowie fachspezifisches Wissen festgehalten. Dieses Buch vermittelt, wie man sich selbst und seinen Körper wieder lieben lernt, dadurch für sich die beste Routine findet und sich langfristig ein besseres Wohlbefinden einstellt. Dieses Buch erzählt eine Geschichte. Die Geschichte, wie ich mich von meinem Selbsthass, einer Depression und der tiefen Ablehnung meines Körpers befreit habe und mit mir selbst und meinem Körper Frieden schließen konnte. Es lehrt, wie Körper und Geist miteinander harmonieren und dadurch unmögliche Dinge möglich gemacht werden können. Spezielle Tipps für Stretchingroutinen, Übungen, Muskelkater & Co. gibt es ebenfalls genügend, auch wie man startet, langfristig dranbleibt und sich dadurch mit einer neuen Lebensqualität bereichert. Dieses Buch ist ein Allrounder in Themen wie Motivation, Körperbewusstsein, Selbstliebe, der Glaube an sich selbst, Stretchingtipps vor allem auch für Beginner, die ersten Steps Richtung Akrobatik, Wissen von Spagaten und jeglichen Rückenverbiegungen und natürlich jede Menge persönlicher Erfahrungen von mir und meinen letzten Jahren Erfahrung als Trainerin.

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Seitenzahl: 328

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Sprachform verwendet. Gemeint ist sowohl die männliche als auch die weibliche und die diverse Form.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autorin noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Stefanie Iser

Living the flexy way of life

WIE STRETCHING DEIN LEBEN VERÄNDERT

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Living the flexy way of life

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2022 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

Gesamtherstellung: Print Consult GmbH, München

eISBN 978-3-8403-3818-2

E-Mail: [email protected]

www.dersportverlag.de

Inhalt

Vorwort

1Meine Story: Auch ich habe bei null begonnen

1.1Körperhass vs. Selbstbewusstsein – meine Erfahrung aus dem Jahr 2014

1.2Den Schritt wagen

1.2.1Aller Anfang ist schwer …

1.2.2Mit der Oma auf der Couch

1.2.3Du fragst dich vielleicht, was ich daraus gelernt habe

1.2.4Zurück zur Oma

1.2.5Die erste Stopptafel: Meine Spagatverletzung

1.2.6Meine seelische Unterstützung

1.2.7Und irgendwann kam der Punkt

1.3Selbstakzeptanz, Selbstliebe und der Glaube an sich selbst

1.3.1Mein Jahr 2017

1.3.2Auf der Suche nach einer Stange

1.3.3Eines Tages bei Polestars

1.3.4Was ich in diesen zwei Jahren gelernt habe

2Deine Extraportion Motivation – so erreichst du deine flexy Ziele!

2.1Meine persönlichen Learnings

2.1.1Eine Entscheidung treffen

2.1.2Enttäusche dich nicht selbst

2.1.3Und jetzt mal ganz ehrlich …

2.1.4Trust Yourself

2.1.5Glaube an dich!

2.1.6Wusstest du …?

2.2Raus aus der Komfortzone: Veränderung jetzt!

2.2.1Entscheide dich jetzt

2.2.2Do It!

2.2.3Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zur Realität

2.2.4Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Realität und Gedanken

2.2.5Ziehe es durch – kein Meister fällt vom Himmel

2.3Bereit für die Prüfung?

3Deine Stretchingvorteile

3.1Deine 10 wertvollen Stretchingvorteile

3.2Dear Body, I Love You

3.3Harmonie für Körper und Geist

4Sisers Stretching Fokus: Kraft und Flexibilität

4.1Dehnen, entspannen, herumgammeln?

4.2Wertvolle Stretchingtipps für dich

4.2.1Das Warm-up

4.2.2Was ist für dein Warm-up wichtig?

4.2.3Dein Workout and Stretch

4.2.4Dein Balance and Stretch

4.2.5Was sind aktive und passive Dehnübungen?

4.2.6Ein Beispiel für ein intensives Flexibilitytraining

4.2.7Last, not Least: Das Cool-down

4.3Die größten Stretchingirrtümer

5All about Splits – der Damenspagat

5.1Mein Weg zum Damenspagat – wie lang, wie oft, was gelernt?

5.2Zielsetzung und Gestaltung einer Stretchingroutine für den Damenspagat

5.2.1Warum sind konkrete Ziele so wichtig?

5.2.23-5-mal zwischen 30-75 Minuten Stretching pro Woche

5.3Methoden, Routinen, Möglichkeiten

5.3.1Learning by Doing

5.4Meine allerliebsten Übungen für den Damenspagat

5.4.1Häufige Fragen

6All about Splits – der Herrenspagat

6.1Mein Weg zum Herrenspagat

6.2Was habe ich gemacht?

6.2.1Die Erkenntnis

6.2.2Meine Gedanken

6.2.3Neue Reize

6.3Wann kann ich generell mit dem Überspagat beginnen?

6.4Übungen für den Herrenspagat

6.5Weitere wichtige Tipps für den Herrenspagat selbst

7All about Backbends

7.1Was sind überhaupt Backbends?

7.2Let‘s Do This: Cobrarolls for Every Day!

7.3First Things First …

7.4.1Zeit, um Brücken zu bauen

7.5Geheimtipps für deine biegsame Zukunft

7.5.1Geduld

7.5.2Das Warm-up – Never Skip Your Warm-up!

7.5.3Noch mehr aktive Übungen – gezieltes Flexibilitätstraining

7.5.4Bewusstes Aktivieren der Muskulatur in den Figuren

7.5.5Bauchtraining – der Gegenspieler

7.5.6Die Hüfte

7.5.7Die Atmung

7.5.8Keine ruckartigen Bewegungen

7.5.9Übe die Basics

7.5.10Die Aktivierung des oberen Rückenbereichs

7.6Kraftaufbau – Kontrolle – Schutz

7.6.1Passives Stretching

7.6.2Dranbleiben: Cobrarolls, liebevolle Stretchingeinheiten, aktives Training

7.6.3Stress schlägt auf die Wirbelsäule

7.6.4Not Only One Way: Verbiege dich in alle Richtungen!

7.6.5Take care of your body: Mobilitysessions zwischendurch

7.7Ja, du kannst

7.8Hyperflexibel statt stocksteif

7.8.1Von Hypermobilität keine Spur: Fraktion „steif wie ein Brett“ inklusive Vorbelastung

7.8.2Der Physiotipp: Nicht nichts tun

7.8.3Alltagstipps

7.9Backbendübungen

7.10Stretchingmethoden

7.10.1Passives Dehnen

7.10.2Aktives Dehnen

7.10.3Quick Tipps für Brücke, Needlescale und Cheststand

8Alles über Stretchingroutinen – dein zukünftiger flexy Weg

8.1Learning by Doing

8.1.1Es gibt immer Wege …

8.1.2Weitere Möglichkeiten, um zu stretchen und Zeit zu sparen

8.1.3Ein Tipp für gute Laune …

8.1.4Mache dein Stretching zur Gewohnheit

8.1.5Habe Geduld

8.1.6Setze dir Prioritäten

8.1.7Die 70/30-Methode

8.2Projekt Gummimensch

8.2.1Wie oft muss ich denn überhaupt stretchen, um meine Ziele zu erreichen?

8.2.2Gib deinem Körper Zeit und lerne, auf ihn zu hören, anstatt auf alle anderen

8.3Meine Stretchingempfehlung

8.3.1Here We Go … Meine Stretchingroutine

8.3.2Hey It‘s Me! – Chaosmensch – Fremdwort planen

8.3.3Wie komme ich dorthin? Was sind die ersten Steps?

8.3.4Wenn das Hobby zum Beruf wird

8.3.5Trust the Process and Be Ready for Change

8.4Sei flexibel

8.4.1Kopf vs. Körpergefühl

8.4.2Faulheit: No Excuses!

8.4.3Streching Challenges

8.5Stopp – die längere Haltestelle – was tun?

8.5.1Du entscheidest

8.6Das passende Stretchingequipment erleichtert dir dein Stretching

8.7Dein Mindset: Bewusste Wohlfühlmomente schaffen

8.7.1Dein Fokus bestimmt die Richtung

9Trainingsgestaltung: Wie kann mein Stretching aussehen? Was gibt es für Methoden?

9.1Die wichtigsten Dehnmethoden

9.1.1Aktives Flexibilitätstraining – Active Stretches

9.1.2Dynamisches Dehnen – Dynamic Stretches

9.1.3Passives Dehnen – Passive Stretches

9.1.4Aktiv – passiv – dynamisch – alles bunt gemischt

9.1.5Isometrisches Dehnen bzw. die PNF-Methode

9.2Flexy Workouts und viele neue Reize

9.2.1Fokus auf Kontrolle, Spannung und aktive Flexibilität

9.2.2Fokus auf Kraft und Körperspannung

9.2.3Fokus auf neue Reize

9.2.4Du gewöhnst dich an den Schmerz

9.3Living the Flexy Way of Life: Genauer betrachtet

9.3.1Netflix® and Stretch

9.3.2Bewegung im Alltag

9.3.3Weniger sitzen, mehr bewegen

9.3.4Kurze Stretchingflows für zwischendurch

10Praktische #siserstipps zum Abschluss

10.1Muskelkater – was soll ich tun bei einem Muskelkater?

10.2Regeneration

10.3Verletzungen

10.4Die Atmung

10.5Tiefpunkte

10.6Letzte Tipps

Danksagung

Anhang

1Literaturverzeichnis

2Über die Autorin – Stefanie Iser

3Bildnachweis

Vorwort

Hallo, du wunderbarer Mensch! Schön, dass es dich gibt und schön, dass du dir dieses Buch gekauft hast, aus welchen Grund auch immer! Ich bin dir dafür unglaublich dankbar und bin mir sicher, dass du die eine oder andere Erkenntnis mitnehmen wirst und ich hoffe, dass du hiermit ein Leseerlebnis voller Motivation, Spaß und Inspiration haben wirst.

Dieses Buch berichtet über meine ganz persönliche Entwicklung, sowohl mental als auch körperlich und es soll dich dazu inspirieren, all dem nachzugehen, wovon du schon lange träumst. Es wird kein Stretchingbuch, worin ich dir die Anatomie des menschlichen Körpers erkläre, dir Wunderübungen zeige oder dir verspreche, in vier Wochen im Spagat zu sitzen.

Nein … lasse dich mitnehmen in meine Welt, meinen Wandel in den vergangenen Jahren, meine ganz persönliche Veränderung und lasse dich inspirieren, all das (noch) Unmögliche möglich zu machen, was es für dich auch sein mag.

Natürlich bekommst du hier jede Menge Stretchingtipps, fachliches Wissen und Übungen, um deinen flexy Zielen näherzukommen. Vor allem aber möchte ich dir verraten, wie ich meine Ziele erreicht habe, immer noch motiviert bin und regelmäßig stretche und all meine Träume verfolge. Insbesondere werde ich dir erzählen, wie sich mein Leben verändert hat und du auch deines verändern kannst.

Alles startet mit dem ersten Schritt, etwas verändern zu wollen. Gratuliere, diesen ersten Schritt hast du bereits getan, ansonsten hättest du dir dieses Buch nicht ausgesucht! Es kann also losgehen, sei bereit für deine ganz eigene Wandlung und lasse dich einfach mal ein in meine kleine, verrückte Welt. Bist du bereit für diesen Tiefgang?

Ich schicke dir hiermit einfach mal etwas Liebe, positive Energie und vor allem flexy Grüße, deine Steffi!

So, und jetzt lasse uns gleich starten mit meiner Story und meinem Flexy Way of Life … denn der war nicht immer so flexy, wie er heute ist … los geht es!

And suddenly you just know it’s time to start something new and trust the magic of new beginnings!

1

Meine Story: Auch ich habe bei null begonnen

1.1Körperhass vs. Selbstbewusstsein – meine Erfahrung aus dem Jahr 2014

Bali, Indonesien, März 2020: Gerade sitze ich hier auf der wunderschönen Insel Bali in Ubud und schreibe die ersten Zeilen meines ersten Buchs, wie crazy, niemals hätte ich mir all das vorstellen können … Und auch das hier, dieses Exemplar, das du gerade in der Hand hältst, ist ein Traum, der schon lange in mir schlummerte.

Wie genau? Indem ich hier sitze, mir die Zeit nehme, ein Dokument zu öffnen auf meinem Laptop und beginne, meine Gedanken niederzuschreiben!

Don’t think too much just start now!

Heute habe ich mir nach über vier Jahren wieder eine Massage, und zum ersten Mal in meinem Leben, mit 27 Jahren, eine Ganzkörpermassage, gegönnt. Klar, ich gehe regelmäßig zu meiner Physiotherapeutin, aber das ist mit einer entspannten Massage absolut nicht zu vergleichen. Da ist man auch nicht ausgezogen bis auf die Unterhose, die Physiotherapie ist eher mit einem ärztlichen Termin zu vergleichen als mit einem entspannten Spa-Besuch.

Als ich dann dalag auf dem warmen Massagebett, fast nackt, dachte ich kurz darüber nach und erinnerte mich daran, welch eine Veränderung ich hinter mir habe. Vor allem eine Veränderung bezüglich meines Körpers und bezüglich der Liebe, Akzeptanz und Wertschätzung meines Körpers.

Es war ein komplett anderes Bewusstsein als sonst und ich war in diesem Moment richtig stolz und konnte mich an einen speziellen Moment erinnern bei einem Winterurlaub in Kärnten in einem Spa-Hotel. Jürgen, mein ehemaliger Partner, schenkte mir diesen Winterurlaub über die Weihnachtsfeiertage, ein paar Tage Wellness, Schnee, Berge und Zweisamkeit.

Welch ein schönes Ereignis, und mit unserer Buchung haben wir auch ein Geschenk erhalten: eine Gratismassage. Im ersten Moment dachte ich mir: „Massage? O mein Gott, bitte nicht … da muss ich mich vor einer fremden Person ausziehen … Nein, das mache ich auf gar keinen Fall!“ Ich hatte richtige Panik, mich vor Menschen auszuziehen.

In meiner Kindheit gab es einen unschönen Moment am FKK-Strand, der ist mir in Erinnerung geblieben. Leider war es keine dieser schönen Kindheitserinnerungen, eher sehr prägend und mit Angst und Wut verbunden. Damit habe ich sehr früh

1.eine schlechte Verbindung zu Männern erfahren dürfen und

2.eine verstörte Wahrnehmung zum Thema Nacktheit.

Außerdem gab es da noch ein weiteres Problem, denn früher war ich der Meinung, dass ich den hässlichsten Körper auf der Welt habe, meine Speckfalten und Schwimmreifen an jedem einzelnen Zentimeter meines Bauchs oder meiner Hüfte. Meine Cellulite an den Beinen, die Hautrisse an den Brüsten, Oberschenkeln und an meinem Popsch.

Meine Beine, die voller Narben sind aufgrund meiner sehr abenteuerreichen Kindheit und der Power, die in mir steckte, meine Füße … Ach, Gott, meine Zehen sind so hässlich, sie sehen genauso aus wie die von meinem Vater. Überhaupt meine Schuhgröße (EU 40), wer bitte hat so große Füße als Frau?

Mein Bauch, der schwabbelig und haarig ist, und der Bauchnabel mit einer Narbe aufgrund eines herausgewachsenen Piercings. Meine Brüste darf sowieso niemand sehen, sie zeigen nach unten, sind schwabbelig, haben Risse, sind hässlich. Mein dicker, unförmiger Popsch und meine schwabbeligen Beine, die aussehen wie die von einem Nilpferd, richtig schöne Stampfer, die nachschwabbeln, wenn man sich fortbewegt.

Ach ja … nicht zu vergessen meine Arme, die so hässlich sind aufgrund ihrer Behaarung. Gott sei Dank gibt es Rasierer, das wäre mir sonst einfach peinlich. Mein Gesicht? Meine Haare? Oder meine Zähne? Meine Augen? Fangen wir bitte nicht davon an.

Ängste über Ängste, Unsicherheit, Selbstzweifel und Selbsthass, so viel Hass: sich selbst beißen, kratzen, ritzen oder gegen Wände schlagen … sich einfach selbst bestrafen, dass man auf dieser Welt ist.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst Schmerzen zuzufügen, aber um wieder zurück zum Thema zu kommen: Ich hasste meinen Körper und mich selbst. Ich schämte mich dafür und fühlte mich bestraft von Gott, vom Universum, von was auch immer, bestraft, mit so einem Körper auf die Welt gekommen zu sein. Ich wollte nicht „ich“ sein und hatte ein völlig verzweifeltes Selbstbild, welches sich durch viele verschiedene Erfahrungen entwickelt hat.

Zurück zu etwas, was eigentlich entspannt und schön sein sollte: ein Besuch im Wellness-und-Spa-Hotel mitten in den österreichischen Alpen. Ich wählte aufgrund meiner körperlichen Wahrnehmung natürlich nur eine kurze Schulter- und Kopfmassage aus, denn da muss ich mich nicht ausziehen und meinen Körper zeigen. Während andere Menschen (inklusive mir aus heutiger Sicht) Massagen genießen, war es für mich sehr anstrengend und ungewohnt.

Ein fremder Mensch berührt mich, und ich sollte mich auch noch dabei entspannen. Entspannt war das nicht, weil all diese Gedanken in meinem Kopf waren:

„Was denkt die Masseurin wohl von mir?“

„Hoffentlich sieht sie nicht das und das an meinem Körper, mag sie mich eigentlich anfassen?“

„Findet sie mich abstoßend?“

„Gut, dass sie nicht den Rest von meinem Körper sieht oder anfassen muss!“

Interessante Gedanken, nicht wahr?

45 Minuten lang, während der Massage Selbstzweifel und Ängste, von Genießen keine Spur.

Täglich habe ich mich runtergemacht und mir eingeredet, ich wäre nicht gut genug, hässlich, fett und für nichts zu gebrauchen. Talente? Ehm nein. Stärken? Hmm … ich bin zuverlässig, jedoch etwas chaotisch. Unzufrieden mit meinem Körper, unzufrieden in meinem Job und das sah man mir auch an.

Sport habe ich damals aus Zwang getrieben, um endlich schlank zu werden und dem Bild von einer Frau zu entsprechen. Es war ein Muss, und ich hungerte, machte ein paar Monate regelmäßig Sport im Fitnesscenter, bis ich 5-10 Kilogramm verloren hatte und dann ging alles wieder von vorne los.

Das änderte sich jahrelang nicht, bis ich eine Reportage im Fernsehen sah. Ich weiß noch, ich lag im Bett und sah das abendliche Programm, beim Durchswitchen sah ich plötzlich freizügige Frauen an der Stange tanzend. Doch halt … das sind doch ganz normale Frauen wie du und ich, keine Stripperinnen mit Silikonbrüsten, keine Gogotänzerinnen mit den perfekten Körpern. Nein, es waren jüngere bis ältere Frauen mit allen möglichen Körperformen und auch Mütter, die sich an der Stange elegant und sportlich bewegten.

Ich sah mir die Reportage bis zum Ende an und war anschließend begeistert von dieser Sportart Poledance. Plötzlich kam mir der Gedanke: „Wenn alle diese Frauen mit Poledance ohne Vorkenntnisse begonnen haben, ohne sportliche Figur und tänzerische Begabung, dann müsste ich es doch auch schaffen können …“

Und zum allerersten Mal war Poledance in meinem Kopf, der Loop wurde geöffnet, das müsste im Jahr 2012 gewesen sein. Allerdings hatte ich natürlich noch tausend Ausreden, es nicht zu tun, Ängste und Geldsorgen … und so vergingen zwei weitere Jahre auf und ab mit dem Gewicht und der Unzufriedenheit mit meinem Körper.

Doch irgendetwas ließ mich diese Reportage nicht vergessen, irgendetwas in mir wollte, dass ich damit in eine ganz neue Welt trete.

Mit Poledance wurde mir eine neue Welt gezeigt, meinen Körper zu akzeptieren, lieben zu lernen und gemeinsam in Harmonie Großartiges zu erschaffen. Ich habe nie daran geglaubt, mich jemals akrobatisch oder elegant bewegen zu können.

Ich hätte mir auch niemals gedacht, dass Spagat und Co. und andere akrobatische Elemente zu meiner Tagesordnung gehören werden oder dass ich es jemals unterrichten würde, und mein Wissen an andere weitergeben darf. Niemals hätte ich das gedacht, dass so etwas möglich ist.

1.2Den Schritt wagen

Diese Sportart hat mir nicht nur gezeigt, dass alles möglich ist. Sie hat es mir möglich gemacht, an mich selbst zu glauben und mir meine größten Träume zu erfüllen, wie weit sie auch immer entfernt sind!

So denke ich jetzt, zu Beginn war das natürlich nicht der Fall.

Ich war wohl die schwerste und untalentierteste Person in meinem sechswöchigen Poledance-Kurs und ich möchte dich kurz in meine erste Poledance-Stunde mitnehmen: Es war Ende Februar und ich habe mich direkt für den Level-1-Beginnerkurs angemeldet.

Als ich im Kurs stand mit circa 10 anderen Mädels, wurde mir schnell klar, dass ich die unsportlichste und auch die kräftigste Teilnehmerin in diesem Raum war. Viele der Kursteilnehmerinnen hatten geschätzte 45-50 Kilogramm und flogen um die Pole bei den ersten Spins, sie sahen aus wie wunderschöne Feen, zumindest kam es mir so vor. Mein Selbstbewusstsein war somit noch tiefer im Keller.

Anstatt mich auf mich selbst zu fokussieren, sah ich natürlich nur die anderen, die es besser konnten als ich, und wenn ich dann an der Reihe war, sah ich natürlich nur das Negative an mir. Ich teilte mir die Stange ebenfalls mit einer „Feder“ und es war mir richtig peinlich, vor ihr meine ersten Spins zu probieren.

Mein Gehirn raste:

„Was mache ich eigentlich hier?“

„Ich bin doch total unsportlich!“

„Ich bin einfach nicht dafür gemacht!“

„Ich kann das doch sowieso niemals!“

„Ich bin zu dick, zu schwach und zu blöd dafür!“

„Warum tue ich mir das eigentlich an?“

„Wie peinlich“ …

Am liebsten wäre ich wohl weinend aus dem Studio gerannt, doch das konnte ich nie. Wenn ich etwas tue, dann bin ich stark und mit Ehrgeiz dahinter, auch wenn mein Verstand mir manchmal nicht so nette Dinge einredet und ich diesen Dingen viel zu oft Aufmerksamkeit geschenkt habe. Aber ich zog es durch.

Meine ersten Spins, das erste Klettern und die erste Poledance-Stunde in meinem Leben. Meine Hände schwitzten und es kam mir so vor wie bei einem Wasserfall, ich war klatschnass und habe gerade mal einen Spin und eine Pirouette geschafft. Beim Fireman Spin und dem Klettern war es schon vorbei mit meiner Kraft.

Ich wollte mich nicht blamieren und habe dann mehr zugesehen, als selbst probiert. Trotz all dem, und das ist etwas, das verstehe ich bis heute nicht ganz, fühlte ich mich danach einfach großartig. Ja, tatsächlich, ich hatte Glücksgefühle in mir und fühlte mich richtig gut.

Zum Ende hat uns die Trainerin auch noch etwas vorgetanzt und ich wollte es so sehr, ich wollte mich auch einmal in meinem Leben so schön bewegen und verbiegen können. Ich träumte richtig groß und ging mit einem Lächeln und neuem Feuer in mir nach Hause! #polelove

Ich weiß nicht genau, was es war, aber etwas in mir erwachte. Mein Ehrgeiz, mein Wille, mehr zu schaffen, das kannte ich zuvor nicht und dieses Gefühl hatte ich noch nie. Somit war für mich klar: Ich brauche eine Stange für zu Hause! Gesagt, getan!

Nach meinem Level-1-Kurs stand sie auch schon zu Hause, meine erste Poledance-Stange. Es war eine 45 Millimeter Chromstange mit Static- und Spinning-Funktion von der Marke Xpole. Sie stand in ihrer Pracht und Schönheit mitten im Wohnzimmer, der Esstisch wurde einfach an die Wand gerückt. Damit hatte ich genug Platz, um diesen Sport zu treiben, und zwar dann, wann immer ich es wollte.

Ab diesem Zeitpunkt turnte ich fast täglich zu Hause an meiner neuen Pole herum. Ich wusste damals schon: Von Nichts kommt nichts! Weil ich wohl unter anderem die schlechtesten Voraussetzungen hatte, musste ich ganz schön viel tun!

Meine erste Poledance-Stange

PS: Ich habe zu Beginn absolut keine Fotos/Videos von mir sehen wollen und habe auch fast alles sofort gelöscht. Deswegen hier gleich mal ein wichtiger Tipp von mir: Dokumentiere alles mit und hebe jedes Anfangsfoto auf, wie schrecklich du es auch findest. Spätestens mit deinen ersten Erfolgen wirst du dieses Foto gerne betrachten, glaube mir!

1.2.1Aller Anfang ist schwer …

Nicht nur, dass ich selbst schon genug Herausforderungen hatte mit meinem Körper, meinem Selbstwert und dann auch noch mit der Schwierigkeit des Sports. Wer noch nie Poledance probiert hat, darf sich einmal an die Schulzeit in den Turnsaal zurückerinnern. Da lernt man auch, Seile hochzuklettern, so ähnlich ist es beim Poledance.

Nur ist da auch noch der Unterschied, dass man absolut null Grip hat bei so einer glatten Chromestange. Wenn man dann auch noch schwitzige Hände und null Kraft hat, wie ich zu Beginn, rutscht man einfach nur hinunter, anstatt dass man hochkommt.

Aber zum Glück gibt es ja auch die Beginnertricks und Spins, die man lernt, um Kraft aufzubauen. Allerdings heißt es auch da: Von nichts kommt nichts! Dranbleiben ist die Devise.

Außerdem war nicht nur ich von mir selbst nicht überzeugt, sondern auch mein ehemaliges Umfeld, meine Freunde und Familie. Dieser Gedanke, dass ich auf einer Poledance-Stange hing und mich dort bewegen sollte, brachte manche einfach nur zum Lächeln und es wurde oft gelästert über mich. Negative Reaktionen standen an der Tagesordnung.

Ich möchte nicht wissen, was diese Menschen noch so hinter meinem Rücken erzählten, denn das, was ich mitbekommen habe, war schon nicht schön. Belächelt von den Arbeitskollegen, mit Blicken und Anmerkungen wie: „Ist das dein Ernst?“, war ich trotz allem immer sehr überzeugt davon, dass dies mein Weg ist. Solange es mir Spaß macht, als untalentiertes Möppelchen an der Pole zu hängen, habe ich es auch getan.

Ich folgte somit einfach meinem Gefühl, meiner Intuition, was andere Menschen davon auch immer halten. – Immerhin ist es mein Leben und nur ich kann mich selbst glücklich machen.

Als ich nach einem guten halben Jahr Poledance-Training zum allerersten Mal Bilder von wunderschönen Figuren kopfüber an der Stange gepostet habe, kamen natürlich auch die ersten Kommentare in die folgende Richtung:

„Bist du jetzt Stripperin?“

„Hast du einen neuen Job gefunden?“

Und als Privatnachrichten bekam ich plötzlich die fragwürdigsten Nachrichten von Männern, darunter auch von Freunden bzw. bekannten Gesichtern aus früheren Zeiten:

„Willst du für mich strippen?“

„Kann man dich buchen?“

„Wie viel kostest du?“

Oder man hat einfach mal ungefragt ein Bild bekommen vom männlichen Intimbereich. Das hat mir auch wieder die Augen geöffnet, wie pornoaffin manche Menschen auf unserer Welt sind, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

So nebenbei: Ja, ich war zu dieser Zeit in einer Partnerschaft mit Jürgen, das wussten diese Männer auch. Doch wie sagen manche so schön? Das ist ein Grund, aber kein Hindernis.

1.2.2Mit der Oma auf der Couch

Meine Familie sah das Ganze eigentlich ziemlich entspannt und vor allem sahen sie die Sportart und nicht das Rotlichtmilieu. Zumindest der Großteil, meine Oma (die Mutter von meinem Vater), die sich noch nicht so mit der modernen Gesellschaft anfreunden konnte, sagte oft zu mir, dass ich aufpassen soll in Bezug auf die Männer, die uns besuchen kommen, damit mir nichts passiert.

Ich musste ihr mehrmals erklären, dass es in unserem Poledance-Studio keine Männer gibt und wenn, dann haben sie meist ganz eigene Kurse. Ob sie das verstanden hat, ist eine andere Sache. Doch im Endeffekt weiß ich, dass sie es nur gut meinte.

Ich kann mich auch noch sehr gut an ein Gespräch mit meiner zweiten Oma (Mutter von meiner Mutter) erinnern, als wäre es gestern gewesen. Es war ein sonniger Frühlingstag, alles blühte, die Vögel zwitscherten und ich saß bei meiner Oma in Wien auf der Couch und wir erzählten uns, was es so Neues gibt.

Ich liebe Gespräche mit meiner Oma, denn meine Oma war immer schon ein großer Rückhalt in meinem Leben und strahlte für mich vollste Zufriedenheit und Ruhe aus. Sie stand in jeder Phase meines Lebens zu mir und beruhigte mich in herausfordernden Zeiten mit ihren Worten. Oma gab mir in jeder Situation Hoffnung.

Ich wusste immer schon, wenn ich groß bin, möchte ich so glücklich und zufrieden sein wie Oma. Vielleicht ist mir gerade deswegen unser Gespräch so in Erinnerung geblieben: Ich zeigte Oma auf meinem Smartphone einige YouTube®-Videos von Poledance-Auftritten, von den richtig großen Stars auf der Bühne, die einen Spagat nach dem anderen an der Pole beherrschen und einen Deadlift nach dem anderen ziehen.

Ich zeigte ihr flexy Lea Roth, Mona Arbinger, Britt Bloem, Cleo the Hurricane, Michelle Shimmy, Amy Hazel, Sarah Scott und alle weiteren starken und flexy Ladys, die ich als Vorbild sah. Ich war begeistert und erstaunt und sagte: „Oma, irgendwann schaffe ich das auch!“

Doch plötzlich, und ich denke, das war die erste Enttäuschung, die ich mit meiner Oma erlebt habe, sagte sie ganz unerwartet und doch liebevoll: „Stefanie, all diese Dinge sind wirklich schön, doch akrobatische Elemente, wie einen Spagat, hättest du schon viel früher als Kind lernen müssen. Du hättest Ballett machen müssen, denn jetzt als Erwachsener, mit einem ausgewachsenen Körper, kann man so etwas nicht mehr erlernen. Das wirst du in diesem Leben wohl nicht mehr schaffen, dafür ist es zu spät.“

Sie holte mich mit diesen Worten zurück aus meinen Träumen. Im ersten Moment wusste ich überhaupt nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich sagte doch sofort aus Reflex: „Oh doch! Viele andere haben Poledance und Spagate auch erst im höheren Alter erlernt. Ich werde dafür trainieren und irgendwann wird es möglich sein …, hoffe ich.“

In mir hat sich die Jetzt-erst-recht-Reaktion bemerkbar gemacht und in irgendeiner Form hat es mich motiviert, jetzt noch viel mehr zu trainieren als davor. Ich werde es allen noch zeigen, was möglich ist! Ich wollte es jedem beweisen, vor allem mir selbst.

1.2.3Du fragst dich vielleicht, was ich daraus gelernt habe

Das ist tatsächlich ein ganz wichtiger Punkt. Es ist mir wichtig, dass du diesen verstehst und verinnerlichst: Nur weil dir jemand seine eigenen Grenzen schildert oder dich davon überzeugen möchte, heißt das noch lange nicht, dass dies auch deine Grenzen sind und werden sollten.

Man darf akzeptieren, dass wir unser Leben alle durch unsere ganz eigene Brille sehen und erleben, und dies ist aus jeder Sicht anders. Doch nur, wenn ein Mensch entscheidet, dass er seinen Körper nicht verändern möchte, weil er denkt, er könnte es nicht mehr, heißt das noch lange nicht, dass du genauso denken musst.

Jeder von uns hat Grenzen und Limitierungen im Kopf. Manches wird uns von den Eltern bereits im Kindesalter beigebracht, manche Grenzen erfahren wir durch das Schulsystem, Medien oder andere Menschen, die uns im Laufe des Lebens begegnen.

Die wohl verbreitetste Regel lautet: „Wir sind hier nicht bei ‚Wünsch-dir-was‘, du kannst nicht alles im Leben haben, was du willst.“ Das heißt: Gehe brav als Angestellter arbeiten, vergiss deine eigenen Träume und passe dich dem System an, denn erfolgreich wirst du sowieso nie.

Das alles sind Meinungen, die von Menschen erschaffen wurden, das ist deren Lebensphilosophie oder auch die bequeme Komfortzone. Wir Menschen halten uns gerne in unserer Komfortzone auf, dort leben wir unser tägliches Einerlei. Es ist einfach bequem und angenehm, denn in der Komfortzone passiert auch nicht viel, aber darüber wirst du später noch mehr lesen.

Viele Menschen haben keine großen Ziele, vor allem keine sportlichen Ziele oder wollen eine Tanzsportart und Akrobatik erlernen, und das ist auch völlig okay so. Viele Menschen geben sich mit einem einfachen und vorgegebenen Leben zufrieden und wollen sich nicht verändern. Allerdings darfst du diese Menschen nicht als Maßstab sehen und deren Worte ernst nehmen, denn sie erzählen dir meist nur von ihren eigenen Grenzen, ihren Glaubenssätzen, ihrer eigenen Realität und ihrer Erfahrung.

Das heißt noch lange nicht, dass dies auch deine Grenzen sind oder du all das, was dir gesagt wird, auf dein eigenes Leben übertragen musst. Wenn dir jemand sagt: „Das schaffst du nicht“, bedeutet es im eigentlichen Sinne: „Ich schaffe das nicht“, denn der Mensch spricht in dem Fall nur von sich, und nicht von dir! Denn woher kann denn ein anderer Mensch beurteilen, was du schaffst und was nicht?

Was du davon mitnehmen kannst? Lasse dich nicht runterziehen von Menschen, die selbst nichts tun und in ihrer Komfortzone leben, von Menschen, die niemals außergewöhnliche Dinge anstreben würden, so wie du. Achte immer nur auf deine eigenen Grenzen und frage dich vielleicht:

Wo setze ich mir unbewusst eine Grenze, sodass ich meine Ziele aktuell noch nicht erreiche?

Oder welche Grenzen/Glaubenssätze habe ich von meinen Eltern oder von meinem Umfeld übernommen, ohne bewusst zu filtern, dass es gar nicht meine Grenzen sind?

Welcher Gedanke hält mich aktuell noch davon ab, meine Ziele zu verfolgen und diese zu erreichen?

Schreibe dir deine Antworten einfach mal auf ein Blatt Papier oder in ein Notizbuch. Vielleicht lösen sich damit ein paar Denkmuster, die du von jemand anderem übernommen hast. Vielleicht wird dir dadurch bewusst, was dich noch zurückhält.

1.2.4Zurück zur Oma

An Weihnachten 2019 habe ich Oma darauf angesprochen, ziemlich genau fünf Jahre nach unserem Gespräch auf der Couch. In dieser Zeit hatte sich viel getan, um ein paar Highlights zu erwähnen: Sisers Stretching – das erste Online-Stretchingprogramm – wurde von mir gegründet, wovon ich aktuell lebe und anderen Menschen helfe, ihre flexy Träume von Spagat & Co. zu erreichen. Außerdem habe ich noch zwei weitere Jobs geschaffen, für Menschen, die ebenfalls ihre Leidenschaft damit ausleben können.

Beide Spagate habe ich erreicht, sitze im Überspagat und verbiege mich in viele verschiedene Richtungen und liebe akrobatische Elemente, alles das, was ich vor fünf Jahren noch nicht annähernd konnte und nur davon geträumt habe. Ich erzählte meiner Community auf Instagram® von meiner Story mit meiner Oma, denn ich lege sehr viel Wert darauf, andere Menschen mit meiner Geschichte zu motivieren. Ich möchte ihnen zeigen, dass man trotzdem alles schaffen kann, wenn man es wirklich will und man lernen darf, an sich selbst zu glauben.

Somit habe ich mit Oma eine Instagram®-Story aufgenommen und fragte sie vor der Community: „Oma, vor fünf Jahren hast du mir gesagt, dass ich keinen Spagat & Co. schaffen werde, was sagst du heute dazu?“ Oma antwortete: „Das hätte ich mir nie gedacht, dass dies wirklich möglich sein wird.“

Oma sagte weiter: „Und damit hast du uns alle überrascht, ich bin sehr stolz auf dich und hätte mir nicht gedacht, dass man das noch als Erwachsener lernen kann.“ Danach fragte ich sie: „Was möchtest du den Menschen auf Social Media mitgeben, die auch gerade einen Spagat lernen möchten?“ Oma sagte voller Motivation und Stolz: „Dass man alles schaffen kann, wenn man will. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“

Ich denke, dass nicht nur ich dadurch viel lernen konnte, sondern auch meine Oma. Ich blicke mit einem großen Lächeln darauf zurück und erzähle diese Story tatsächlich sehr gerne, denn sie ist meiner Meinung nach das beste Beispiel für dieses Thema: Mache es einfach trotzdem! Und das ist tatsächlich auch mein Leitsatz und die Lösung für fast alles:

Du bist heute zu faul für dein Stretching?

Mache es einfach trotzdem.

Du fühlst dich schwach, zu alt, zu unflexibel, um zu beginnen?

Mache es einfach trotzdem.

Andere sagen, dass du etwas nicht schaffen kannst und es erst gar nicht probieren solltest?

Mache es einfach trotzdem.

Du fragst dich vielleicht, ob meine Oma nun auch motiviert ist und fleißig stretcht? Noch nicht, schauen wir mal, wie es in ein paar Jahren ist, immerhin geht sie bereits ins Fitnesscenter, um sich etwas durchzubewegen und fit zu bleiben im Alter von 70 Jahren.

Ich motiviere meine Familie ständig, etwas zu tun, vor allem ein bisschen zu stretchen, denn genau das ist im höheren Alter auch sehr wichtig. Aber leider kommen häufig altbekannte Ausreden vom inneren Schweinehund:

„Ach, dafür bin ich doch schon zu alt …“

Dazu erzähle ich dir auch noch eine Geschichte von Heike, die mit 49 Jahren nun endlich im Spagat sitzt und ihre flexy Träume dank Sisers Stretching verwirklicht hat. #staytuned

1.2.5Die erste Stopptafel: Meine Spagatverletzung

Nachdem ich ungefähr ein ganzes Jahr lang fleißig trainiert habe an der Stange und auch bei meinem Warm-up immer mal wieder ein bisschen für den Spagat gedehnt habe, wenig, aber dadurch doch regelmäßig, kam einmal ein richtig guter Trainingstag im Polestore.

Der Polestore ist der erste österreichische Onlineshop für Poledance-Bekleidung, welcher auch weltweit liefert. Sie haben nicht nur einen Onlineshop, sondern auch einen Shop und einen sehr geräumigen Trainingsraum, wo man sich seine Stange mieten konnte und vor Ort trainieren konnte. Da ich in meinem Wohnzimmer weder Spiegel noch genug Höhe und Platz rundherum hatte, bin ich gerne auch mal in ein Studio zum Training gegangen, unter anderem öfters in den Trainingsraum von Polestore.

Dort passierte es leider auch, die zweite große Herausforderung beim Training, die erste war bekanntlich, damit zu beginnen und den Poledance-Beginnerkurs zu überleben. Ich habe circa zwei Stunden an der Pole trainiert und mir eine neue Choreografie ausgedacht. Danach war mein Körper sehr müde und meine Muskulatur wollte auch nicht mehr so recht.

Da ich zwei Stunden trainiert habe, dachte ich, dass mein Körper, vor allem meine Hüfte und Beine, sehr gut durchgewärmt sind und ich rutschte einfach mal direkt nach dem Training in den Spagat ohne jegliche Vorwarnung oder Vordehnung. Ich hatte tatsächlich an diesem Tag einen wirklich guten Trainingstag, es funktionierte viel und auch im Spagat war ich tiefer als sonst.

Als ich meinen kompletten Unterschenkel auf dem Boden ablegen konnte, gab ich meine Hände in die Luft und wippte mit vollem Gewicht und mit jeder Menge Schwung auf und ab, um noch tiefer in die Position zu kommen.

Anstatt dankbar zu sein, dass ich tiefer in den Spagat kam nach zwei Stunden Training, war ich sehr verbissen, mehr zu schaffen. Es war auch der Gedanke in mir, endlich den Touchdown zu erreichen.

Deswegen pushte ich mich immer mehr und mehr und wippte tiefer und tiefer und ich kam tatsächlich auch etwas tiefer. Ich ließ meine Muskulatur völlig locker und wippte weiterhin schwungvoll in Richtung Boden mit meiner Hüfte. Ich spürte immer mehr von meinem vorderen Bein am Boden und dachte mir tatsächlich, dass ich jetzt mit Gewalt und Druck in den Spagat kommen würde.

Plötzlich folgte ein richtig lautes Geräusch, ein Knall und dann war es vorbei. Das fröhliche Herumgewippe war nun der Auslöser für richtig schöne Schmerzen und das hatte ich jetzt davon. Ich konnte nicht mal mehr aufstehen und gehen ohne Schmerzen und als ich mich anschließend noch etwas ausdehnen wollte, habe ich bemerkt, dass ich nicht mal mehr eine Position wie den Ausfallschritt einnehmen konnte.

„Gscheit gmacht“, würde man jetzt in Österreich sagen. In Wirklichkeit war ich traurig und wütend auf mich selbst und habe meinen Körper natürlich auch wieder gehasst dafür. Die Demotivation folgte: „Ich werde es doch nie schaffen, vielleicht bin ich einfach nicht dafür gemacht. Mein Körper ist wohl nicht geeignet für Sport.“

Alleine zu trainieren, ist schön und gut, doch wenn man nicht weiß, was man tut und keinen konkreten Anweisungen folgen kann, kann es auch passieren, dass man sich durch seine eigene Unwissenheit und Ungeduld verletzt. So ist es auch in diesem Fall gewesen.

Du fragst dich jetzt, was ich mir für eine Verletzung zugezogen habe. Gute Frage. Ich meide Ärzte und somit auch in diesem Fall. Ich dachte mir, dass ich erst einmal ein paar Tage abwarte und eine Sportpause mache.

Don‘t do this

#siserstipps bei Verletzungen

Hole dir Hilfe von einem Spezialisten: Physio-/Sporttherapeut!

Dehne nicht erneut in den Schmerz hinein.

Kühlen oder Wärmen kann helfen.

Alles, was den Muskel durchblutet, kann helfen.

Tipps bei Verletzungen (siehe Kap. 10.3).

1.2.6Meine seelische Unterstützung

Jürgen, mit dem ich bereits seit meinem 16. Lebensjahr zusammen war, ist ein sehr ehrgeiziger Mensch. Er ist sportlich und wollte immer schon viel erreichen, ob beruflich oder privat. Jürgen war einer der wenigen Menschen, die mich von Beginn an motiviert haben, davon gab es nicht viele. Er war auch derjenige, der mir den letzten Schubs gegeben hat, um mich endlich für eine Poledance-Schnupperstunde anzumelden.

Wir saßen eines Abends im Bett und haben uns unterhalten. Ich erzählte ihm, dass ich unsicher wäre, in welchem Studio ich mich anmelden sollte und ob es mir dort tatsächlich gefällt. Ich erzählte ihm von meinen Ängsten und Zweifeln. Mir wurden zwei Poledance-Studios in Wien empfohlen und ich glaube, dass es zu dieser Zeit auch nicht mehr Studios gab. Heute gibt es Pole-Studios bereits an jeder Ecke und das ist großartig!

Jürgen fragte mich: „Was hält dich auf?“ Ich war es, die sich selbst aufgehalten hat, die Anmeldung zur Schnupperstunde ewig lang hinauszögerte, obwohl ich mich innerlich doch schon längst für dieses eine Studio entschieden hatte. Die ganze Homepage war in Rosa gehalten, da war doch klar, dass ich dieses Studio auswählte, es sagte mir einfach mehr zu.

Jürgen sagte: „Melde dich doch einfach an, auf was wartest du?“ Tatsächlich habe ich bereits mehrere Jahre gewartet, um mit Poledance zu beginnen. Weil meine Mutter, als ich 18 Jahre alt war, ausgezogen ist und uns die Wohnung in Wien überlassen hat, waren wir finanziell von Beginn an nicht so gut aufgestellt. Jürgen musste zum Bundesheer und bekam 200 Euro pro Monat und ich war noch in meiner Ausbildung. Ich hatte zusätzlich einen Nebenjob angenommen und arbeitete von Montag bis Samstag täglich. Obwohl ich damals schon mit Poledance beginnen wollte, war es finanziell für mich noch nicht machbar.

Zurück zu unserem Gespräch an diesem Abend. Es waren inzwischen zwei Jahre vergangen, seitdem ich das erste Mal von Poledance gehört hatte: Ich war Anfang 20 und es war Neujahr. Gerade zu Beginn des neuen Jahres ist man hoch motiviert, etwas Neues zu beginnen, oder?

Das war in dem Fall nicht meine Motivation, hat aber bestimmt auch dazu beigetragen, diesen Schritt nun endlich zu wagen. Es war Montag, der 27.1.2014, 22.32 Uhr und ich habe es getan. Nach zwei Jahren des Abwartens erreichte mich folgende automatische Antwort:

Das war er, mein erster Schritt zu dem, was ich heute lebe. Jürgen hat mich sehr motiviert, Sport zu treiben. Ich war echt ziemlich untalentiert, wir haben oft versucht, gemeinsam Sport zu treiben, doch das funktionierte nicht, denn ich habe oft einfach aufgegeben und abgebrochen. Außerdem war ich dann enttäuscht von mir selbst und meinem Körper, denn ich verglich mich mit ihm.

Ich konnte nie einen Lauf oder ein Workout zu Ende bringen. Das war für einen Ehrgeizler wie Jürgen unverständlich. Meine Begeisterung für den Sport und meine mentale Einstellung dazu waren grundsätzlich sehr negativ.

Doch dann kam Poledance … Ich bin Jürgen heute noch sehr dankbar, er war ein großer Teil in meinem Leben, der mich heute zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin. Für jede einzelne Sekunde unserer Partnerschaft und Freundschaft bin ich unglaublich dankbar. Jürgen war immer schon ein Antrieb für mich, er hat mir in schlechten Zeiten geholfen, mir Mut gemacht und hat mich motiviert, einfach immer weiterzumachen, komme, was wolle!

Genau diese Motivation möchte ich heute an all meine Mitglieder und Follower weitergeben. Da nicht jeder einen Jürgen bei sich zu Hause haben kann, erledige ich diesen Part auf Social Media und motiviere kostenlos und täglich sehr viele Menschen. Manchmal benötigt man einfach einen richtig guten Tritt in den Hintern, um endlich seine Komfortzone zu verlassen und seine Ziele zu verfolgen.

Auch nach meiner Verletzung und nach einem Jahr Sportpause hat mir Jürgen sehr geholfen, wieder zu beginnen und weiterzumachen, wo ich aufgehört habe. Somit startete ich erstmals mit Aerial Hoop, denn diese Sportart wollte ich auch schon immer erlernen.

Du fragst dich jetzt, was Aerial Hoop ist. Eine weitere akrobatische Luftsportart in einem von der Decke hängenden Metallreifen. Ähnlich wie an der Pole, nur hängt das Ding frei herum. Daher ist es etwas wackelig und man benötigt einiges an Kontrolle und Körperspannung.

1.2.7Und irgendwann kam der Punkt