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In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Buch komplett gelesen zu haben.
Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert.
Inhalt:
- Schnellübersicht
- Autor: Leben und Werk
- ausführliche Inhaltsangabe
- Aufbau
- Personenkonstellationen
- Sachliche und sprachliche Erläuterungen
- Stil und Sprache
- Interpretationsansätze
- 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen
NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen
NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung
Layout:
- Randspalten mit Schlüsselbegriffen
- übersichtliche Schaubilder
NEU: vierfarbiges Layout
Löcher erzählt die Geschichte eines Jungen, auf dem ein Familienfluch lastet und der über sich hinauswächst, um diesen zu brechen und sich und seine Freunde zu retten.
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Seitenzahl: 149
Veröffentlichungsjahr: 2025
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Textanalyse und Interpretation zu
Louis Sachar
Löcher
Die Geheimnisse von Green Lake
Volker Krischel
Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgabe: Louis Sachar: Löcher. Die Geheimnisse von Green Lake. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Birgitt Kollmann. Weinheim: Gulliver von Beltz & Gelberg, 28. Auflage 2023..
Über den Autor dieser Erläuterung:Volker Krischel, geb. 1954, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, Katholischen Theologie, Erziehungswissenschaften, Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Geografie mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter – besonders im Bereich der Museumspädagogik – am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Bis zu seiner Pensionierung war er als Oberstudienrat in Gerolstein, Eifel tätig. Er hat mehrere Arbeiten zu Autoren der neueren deutschen Literatur sowie zur Museums- und Unterrichtsdidaktik veröffentlicht.
1. Auflage 2024
978-3-8044-4147-7
© 2024 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten, darunter fällt auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von §44b UrhG! Titelabbildung: Stanley (Shia LaBeouf) und Zero (Khleo Thomas) werden in der Romanverfilmung von 2003 fündig © picture alliance/United Archives |
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1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Louis Sachar: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Zeitlose Thematik
Eine umstrittene Erziehungsmethode: Bootcamps
Rassismus in den USA
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Teil Eins: Sie betreten Camp Green Lake (S. 7–158)
Teil Zwei: Das letzte Loch (S. 159–287)
Teil Drei: Löcher werden gefüllt (S. 291–296)
3.3 Aufbau
Formale und inhaltliche Struktur
Schauplätze und Chronologie
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Stanley Yelnats
Stanleys Gruppe im Camp
X-Ray (Rex)
Deo (Theodor)
Torpedo (Alan)
Zickzack (Ricky)
Magnet (José)
Zero (Hector Zeroni)
Die Mitglieder der Gruppe D und ihre Spitznamen
Die Aufsichtspersonen
Linda Walker
Mr. Sir
Mr. Pendanski
Stanleys Familie
Die Eltern
Der Ururgroßvater
Die Menschen im Green Lake des 19. Jahrhunderts
Katherine Barlow
Sam
Charles „Trout“ Walker
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Sprachstil und Satzbau
Sprachliche Mittel
Erzähler und Erzählperspektive
Handlungsbestimmende Motive
3.7 Interpretationsansätze
Der Entwicklungsroman
Der märchenhafte Roman
Die Abenteuergeschichte
Der sozialkritische Roman
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Kirstin Raabe: Die Macht der bösen Gedanken
Belle Starr, eine echte Banditin des Wilden Westens
Frank-Rainer Schurich: Der Lynchmord an Emmett Till
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 **
Aufgabe 5 *
Aufgabe 6 **
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgabe
Unterrichtsmaterialien und Kopiervorlagen für Lehrkräfte
Sekundärliteratur und Rezensionen
Sonstige Literatur
Materialien aus dem Internet (alle Links Stand: Januar 2024)
Sonstiges
Verfilmung
Damit sich alle Leser:innen in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine kurze Übersicht.
Das 2. Kapitel beschreibt Louis Sachars Leben und stellt den zeitgeschichtlichen Hintergrund vor:
Louis Sachar wird 1954 in East Meadow, New York, USA geboren. Während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften arbeitet er als Hilfslehrer an einer Grundschule.
Nach seinem Studienabschluss studiert er Jura. Nebenher beginnt er, Kinder- und Jugendbücher zu schreiben.
1989 gibt Sachar seine Anwaltstätigkeit auf und entschließt sich, freier Kinder- und Jugendbuchautor zu werden.
Sein 1998 erschienener Jugendroman Holes (dt. Löcher – Die Geheimnisse von Green Lake) macht ihn international bekannt.
Die inzwischen auch in den USA umstrittenen Bootcamps sollen der Umerziehung straffällig gewordener Jugendlicher dienen.
Die Gleichbehandlung der afroamerikanischen Bevölkerung ist in den USA bis heute nicht vollständig umgesetzt (Black-Lives-Matter-Bewegung).
Das dritte Kapitel bietet eine Textanalyse und -interpretation.
Louis Sachar hat seinen im Jahr 1998 erschienenen Roman im Zeitraum von 18 Monaten verfasst. Erst die fünfte Version ging an den Verleger. Wie schon in früheren Werken verarbeitet Sachar auch in Löcher persönliche und autobiografische Erfahrungen.
Der wegen Diebstahls verurteilte Stanley Yelnats wird in die Erziehungsanstalt Green Lake eingeliefert. Hier müssen die jugendlichen Straftäter in der texanischen Hitze Löcher graben. Der dickliche, in der Schule gemobbte Stanley lernt, sich den rauen Regeln des Camps anzupassen. Er freundet sich mit dem Außenseiter Zero an. Als Zero aus dem Camp flieht, folgt ihm Stanley in die Wüste. Verwoben mit der Haupthandlung ist die Geschichte von Stanleys Ururgroßvater und der Entstehung des Familienfluchs sowie die Geschichte der Wild-West-Banditin Kissin Kate irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts. Durch Mut und Einsatzbereitschaft gelingt es Stanley, den Familienfluch zu brechen und das Geheimnis von Green Lake zu lüften. Dabei zeigt sich, dass die Geschichte von Green Lake auf überraschende Weise mit den Personen der Gegenwart verbunden ist. Stanley und Zero kehren ins Camp zurück und finden die Beute aus Kissin Kates Überfällen, nach der die zwielichtige Campleiterin die Camp-Insassen bisher vergeblich hat suchen lassen. Stanleys Unschuld hat sich inzwischen erwiesen, und er kann mit Zero und der Beute das Camp verlassen, das geschlossen und in ein Ferienlager für Pfadfinderinnen umgestaltet wird.
Die Haupthandlung des Romans spielt in einem Zeitraum von ca. zwei Monaten. Handlungsorte sind das (fiktive) texanische Bootcamp Green Lake und seine Umgebung. Verwoben mit der Haupthandlung sind die vier Generationen zurückliegende Geschichte von Stanleys Ururgroßvater in Lettland und das Schicksal der Lehrerin Kate Barlow in Green Lake ca. hundert Jahre zuvor.
Stanley Yelnats IV. (genannt „Höhlenmensch“)
zurückhaltend
hilfsbereit
loyal
X-Ray (Rex)
Camp-Insasse, Gruppe D
dominant
egoistisch
selbstbewusst
Deo (Theodore)
Camp-Insasse, Gruppe D
zurückhaltend
empfindlich
verschlossen
Torpedo (Alan)
Camp-Insasse, Gruppe D
verschlossen
distanziert
sensibel
Zickzack (Ricky)
Camp-Insasse, Gruppe D
streitsüchtig
gewalttätig
missgünstig
Magnet (José)
Camp-Insasse, Gruppe D
freundlich
tierlieb
unberechenbar
Zero (Hector Zeroni)
Camp-Insasse, Gruppe D
introvertiert
zäh
loyal
Linda Walker („Chefin“)
dominant
skrupellos
geldgierig
Mr. Sir
rechte Hand der Camp-Chefin
streng
rachsüchtig
kaltherzig
Mr. Pendanski
Betreuer von Gruppe D
scheinbar umgänglich
rassistisch
skrupellos
Stanley Yelnats III. (Stanleys Vater)
fantasievoll
abergläubisch
Stanleys Mutter
fürsorglich
leichtgläubig
Elya Yelnats
Stanleys Ururgroßvater
wanderte Mitte des 19. Jahrhunderts aus Lettland in die USA ein
naiv und abergläubisch
soll der Grund für den Familienfluch der Yelnats sein
Katherine Barlow
im späten 19. Jahrhundert zunächst Lehrerin in Green Lake
beliebt, lebensfroh, geduldig
später als „Kissin Kate Barlow“: skrupellos, brutal
Sam
afroamerikanischer Farmer
verkauft Zwiebeln
verliebt sich in Katherine Barlow
hilfsbereit und fleißig
Charles „Trout“ Walker
Sohn der reichsten Familie im Green Lake des Wilden Westens
skrupellos und rassistisch
Die Personen werden ausführlich und in ihren Beziehungen zueinander vorgestellt
leicht verständlicher para- und hypotaktischer Satzbau
einfacher Wortschatz
Alltags- und Jugendsprache
heterodiegetischer Erzähler
innere Monologe und erlebte Rede
handlungsbestimmende Motive
Löcher – ein Entwicklungsroman
Löcher – ein märchenhafter Roman
Löcher – eine Abenteuergeschichte
Löcher – eine sozialkritische Geschichte
Louis Sachar
(geb. 1954) © picture-alliance / Mary Evans Picture Library
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1954
East Meadow, New York (USA)
Louis Sachar wird als Sohn der Immobilienmaklerin Ruth Raybin Sachar und des Kaufmanns Robert J. Sachar am 20. März geboren.
1963
Tustin, Kalifornien
Umzug der Familie nach Tustin
9
1972
Antioch, Ohio
High-School-Abschluss, Studium der Wirtschaftswissenschaften am Antioch College
18
1973
Antioch, Ohio
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters unterbricht Louis Sachar nach einem Semester sein Studium,
19
Tustin, Kalifornien
um bei seiner Mutter zu sein, Arbeit als Vertreter für Reinigungsartikel.
1974–1976
Berkeley, Kalifornien
Fortsetzung des Studiums der Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Kalifornien in Berkeley Arbeit als Hilfslehrer und Nachmittagsaufsicht an der Hillside-Grundschule
20–22
1976
Berkeley, Kalifornien
Bachelor of Arts in Wirtschaftswissenschaften
22
Norwalk, Connecticut
Umzug nach Norwalk, Arbeit in einem Pulloverlager, abends Arbeit an seinem ersten Buch Sideways Stories from Wayside School
1977–1980
San Francisco, Kalifornien
Jurastudium am Hastings College of Law in San Francisco
23–26
1978
Sachars erstes Buch Sideways Stories from Wayside School erscheint.
24
1980
San Francisco, Kalifornien
Anwaltsexamen, Arbeit als Rechtsanwalt, nebenher schriftstellerische Arbeiten, Sachar lernt seine spätere Frau, die Grundschullehrerin Carla Jean Askew kennen.
26
1981
Johnny’s in the Basement
27
1983
Someday Angeline
29
1985
San Francisco, Kalifornien
Heirat mit Carla Jean Askew
31
1987
San Francisco, Kalifornien
Geburt der Tochter Sherre,There’s a Boy in the Girl’s Bathroom (dt. Bradley letzte Reihe, letzter Platz)
33
1989
The Boy Who Lost His Face (dt. Der Fluch des David Ballinger), Sideways Arithmetic from Wayside School, Wayside School is Falling Down, Sachar gibt seine Anwaltstätigkeit auf und entscheidet sich, freier Kinder- und Jugendbuchautor zu werden.
35
1990
Austin, Texas
Umzug mit seiner Familie nach Austin
36
1991
Dogs Don’t Tell Jokes (dt. Du bist ein Witz Gary Boone)
37
1992
Marvin Redpost: Kidnapped at Birth? (dt. Ich bin ein Prinz)
38
1993
Marvin Redpost: Why Pick on Me? (dt. Nasenbohren streng verboten)Marvin Redpost: Is He a Girl? (dt. Sind Mädchen doof?)
39
1994
Marvin Redpost: Allone in His Teacher’s House (dt. So ein dicker Hund), More Sideways Arithmetic from Wayside School, Sixth Grade Secrets
40
1995
Wayside School Gets a Little Stranger
41
1998
internationaler Durchbruch mit Holes (dt. Löcher – Die Geheimnisse von Green Lake)
44
1999
Marvin Redpost: Class President, Marvin Redpost: A Flying Birthday Cake National Book Award für Holes, ALA Best Book for young Adults, Newbery Medal für Holes
45
2000
Marvin Redpost: Supper Fast Out of Control, Marvin Redpost: A Magic Crystal?
46
2003
Stanley Yelnats Survival Guide to Camp Green Lake (dt. Survival Guide für Camp Green Lake), Drehbuch zum Film Holes (dt. Das Geheimnis von Green Lake), Rolle des Mr. Collingwood
49
2006
Small Steps (dt. Kleine Schritte), JuBu Buch des Monats für Kleine Schritte
52
2008
Wien
europäische Erstaufführung der Bühnenfassung von Löcher im Theater der Jugend Wien
54
2010
Austin, Texas
The Cardturner (dt. König, Dame, Joker)
56
2011
Erzählung Captain Tory im Sammelband Chris Van Allsburg: The Chronicles of Harris Burndick: Fourteen Amazing Authors Tell the Tales
57
2015
Fuzzy mud (dt. Schlamm oder Die Katastrophe von Heath Cliff)
61
2017
Bonn
regelmäßige Aufführung des Stücks Löcher – Das Geheimnis von Green Lake im Jungen Theater Bonn
63
2020
Austin, Texas
Wayside School Beneath the Cloud of Doom
66
Zusammenfassung
Ich-Findung und Identitätsbildung sind zeitlos aktuelle Themen.
In den umstrittenen US-amerikanischen Bootcamps sollen jugendliche Straftäter mit militärischen Mittel umerzogen werden.
In den USA sind People of Color wie die afroamerikanische Bevölkerung auch heute noch in vielen Bereichen strukturell benachteiligt.
Louis Sachars Roman Löcher spielt überwiegend zur Zeit seiner Entstehung, also Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Außer dem Nichterwähnen heute gängiger moderner Kommunikationsmittel wie iPhone oder iPad verweist aber nichts auf eine zwingende Fixierung auf diese Zeit. Der Roman spricht im Gegenteil mit seiner Darstellung von Ich-Findung und Identitätsbildung in der Entwicklung des jugendlichen Helden vom passiven, gemobbten Außenseiter zum selbstbewussten, aktiven Helden und der Thematisierung von Freundschaft und Loyalität zeitlose Themen an. Aber auch die Fragen des Jugendstrafvollzugs und des Rassismus sind heute noch aktuelle Themen. So gesehen ist Löcher ein zeitloser oder doch zumindest ein immer noch aktueller Roman, der auch heutige Jugendliche anzusprechen weiß.[1] Die Tatsache, dass die Bühnenfassung von Louis Sachars Roman über 20 Jahren nach seiner Entstehung immer noch erfolgreich aufgeführt wird, belegt ebenfalls seine Aktualität und Zeitlosigkeit.[2]
Seit den 1990er Jahren gibt es die Bezeichnung Bootcamp für die Besserungs- und Umerziehungsanstalten für straffällig gewordene Jugendliche in den USA. Die Bezeichnung leitet sich einmal ab von den „boots“, den harten und schweren Stiefeln, die die Insassen der Camps tragen müssen. „Boots“ ist aber auch eine ältere amerikanische Bezeichnung für Rekruten in der Grundausbildung.[3] An die disziplinarischen Grundregeln des US-Militärs ist auch die Erziehungsphilosophie der Bootcamps angelehnt: den Willen des Individuums brechen, um ihn später wieder aufzubauen. Regelverletzungen, Fehlverhalten oder gar Befehlsverweigerung werden daher umgehend und z. T. drakonisch bestraft.
„Die Jugendlichen sollen dort gebrochen werden. Weit weg von zu Hause. Getrennt von ihren Eltern, von ihren Freunden, isoliert von ihrer Umwelt. Sie bekommen wenig zu essen, leiden unter Schlafentzug. Das ist definitiv ein menschenverachtender Umgang.“[4]
Wie Stanley Yelnats in Sachars Roman Löcher können jugendliche Straftäter in den USA zwischen Gefängnisstrafe und Umerziehungslager wählen. Allerdings gilt das nur für Täter mit weniger schwerwiegenden Vergehen wie etwa Diebstahl oder Drogendelikten. Jugendliche Mörder und Schwerverbrecher müssen ihre Strafe im Gefängnis absitzen. In Löcher sind Stanley, Zero, Magnet und Zapp wegen Diebstahls verurteilt worden.
Das zum Teil menschenverachtende Verhalten der Wächter und die unmenschliche Arbeit in der sengenden Sonne, wie sie Sachar in seinem Roman schildert, ist leider nicht reine Fantasie, sondern spiegelt die Realität einiger Bootcamps wider, wie die Geschichte einer 14-jährigen Bootcamp-Insassin zeigt. Das Mädchen hatte in einem Geschäft mehrere Stofftiere gestohlen:
„Sie wurde in ein Bootcamp geschickt. Obwohl sie übergewichtig war, musste sie bei extrem hohen Temperaturen stundenlang in der Sonne herumlaufen. Sie sagte ihren Wärtern, dass sie am Ende sei und nicht mehr weiter gehen könne. Doch die packten sie und schleiften sie weiter. Sie wurde bewusstlos, die Wächter haben sie einfach in der Sonne liegengelassen. Und sich über sie lustig gemacht. Als der Krankenwagen kam, hatte sie eine solch hohe Körpertemperatur, dass sie in einem lebensgefährlichen Zustand war.“[5]
Solche Missstände sind in Bootcamps leider keine Ausnahme. So stellte eine Untersuchung der US-Bundesprüfbehörde Government Accountability Office 2005 allein 1619 Misshandlungsfälle in Bootcamps fest sowie zehn Todesfälle aus entsprechenden Einrichtungen.[6] Denkt man an den Selbstmord von Stanleys Vorgänger Kotztüte (vgl. Zeros Kommentar zu Kotztütes Begegnung mit einer Klapperschlange, S. 199) oder die Reaktion der Verantwortlichen nach dem Verschwinden von Zero, so spiegelt Sachars Roman durchaus realistische Zustände in den Bootcamps wider.
Bootcamp für jugendliche Straftäter in Florida © picture-alliance / dpa / Keystone Erik Lunsford / Palm Beach Post
Die Untersuchung von 2005 stellte auch fest, dass die Campleitung ein erhebliches Maß an Mitschuld an diesen Zuständen traf. Das liegt teilweise auch daran, dass eine Überwachung der Wächter fehlt, sodass die Jugendlichen oft ihrer Willkür ausgesetzt sind. Es gibt in den USA zudem bisher keine einheitlichen und rechtlich verbindlichen Vorgaben, was die Qualifikation des Personals und ihre Arbeit in den Bootcamps betrifft. Oft hat das Personal weder eine pädagogische noch eine therapeutische Ausbildung, häufig nicht mal einen High-School-Abschluss, geschweige denn eine Universitätsausbildung.[7]
Als Sachar 1998 seinen Roman schrieb, waren die Bootcamps mit ihrem Konzept der Umerziehung straffällig gewordener Jugendlicher in den USA noch sehr populär. Erst in den frühen 2000er Jahren begann man allmählich die unpädagogischen Methoden vieler Camps kritischer zu sehen, was dazu führte, dass sich die Zahl der Bootcamps bis heute stark verringert hat. Gab es auf dem Höhepunkt ihrer Popularität über 200 dieser Einrichtungen, so sind es heute nur noch rund 50 offizielle Bootcamps, die von staatlicher Seite geführt werden.[8]
Betrachtet man sich die Mitglieder von Stanleys Gruppe in Camp Green Lake, so geben sie ein Spiegelbild der heutigen US-amerikanischen Wirklichkeit wieder: Vier der sieben straffällig gewordenen Jungen sind People of Color. Der Afroamerikaner Zero kommt aus ärmsten Verhältnissen und ist, obwohl recht intelligent, sogar Analphabet.
Nach den Daten des Zensusbüros der USA haben People of Color im Vergleich zu Weißen häufiger keinen Schulabschluss. Selbst Afroamerikaner mit High-School-Abschluss machen deutlich seltener einen höheren akademischen Abschluss als Weiße. Folglich sind sie fast doppelt so häufig arbeitslos. Selbst Schwarze mit einem guten Abschluss sind öfter arbeitslos als Weiße. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sie ein viel geringeres Einkommen erzielen als diese. So verfügt mehr als die Hälfte der Haushalte von Afroamerikanern über weniger als 35.000 Dollar im Jahr. Bei den weißen Haushalten muss nur knapp ein Drittel mit weniger als 35.000 Dollar im Jahr auskommen. Was dazu führt, dass mehr als ein Viertel der Schwarzen in den USA in Armut lebt. Bei den Weißen ist es nicht einmal ein Zehntel.[9]
Aber auch das US-amerikanische Strafvollzugssystem steht immer wieder in der Kritik, rassistische Ungerechtigkeiten widerzuspiegeln. Laut Angaben des US-Justizministeriums aus dem Jahr 2018 hatten Schwarze im Vergleich zu Weißen ein mehr als fünffach erhöhtes Risiko, verhaftet zu werden.[10] Außerdem sind die Strafen für Schwarze für vergleichbare Vergehen oft höher als die für Weiße.
Auch die Polizeigewalt gegen Schwarze – durch den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 durch Polizisten noch einmal international ins Bewusstsein gerufen – spiegelt nur den Alltagsrassismus