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Beschreibung

Die junge Angela von Haberland erlebt eine Enttäuschung nach der anderen, wenn es um Männer geht. Als wohlhabende Inhaberin der florierenden Haberland-Werke hat sie alles, wovon andere nur träumen - doch ihr Reichtum zieht die falschen Menschen an. Jeder Bewerber, der ihr den Hof macht, scheint nur an ihrem Vermögen interessiert zu sein. Eine Ehe kommt für sie daher nicht infrage. Doch Angela hat einen tiefen Wunsch: ein eigenes Kind. Ein Erbe, das später einmal in ihre Fußstapfen treten kann. Aber wer soll der Vater sein? Sie hat bereits einen Plan gefasst, als sie ihre Cousine Judith und deren Verlobten in ihr abgelegenes Haus am See einlädt. Was als harmloses Wochenende beginnt, ist in Wahrheit der erste Schritt zu einem kühnen Vorhaben, das ihr Leben für immer verändern könnte ...


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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die Sünde einer Sommernacht

Vorschau

Impressum

Die Sünde einer Sommernacht

Als eine junge Frau Schicksal spielen wollte

Von Eva Berger

Die junge Angela von Haberland erlebt eine Enttäuschung nach der anderen, wenn es um Männer geht. Als wohlhabende Inhaberin der florierenden Haberland-Werke hat sie alles, wovon andere nur träumen – doch ihr Reichtum zieht die falschen Menschen an. Jeder Bewerber, der ihr den Hof macht, scheint nur an ihrem Vermögen interessiert zu sein. Eine Ehe kommt für sie daher nicht infrage.

Doch Angela hat einen tiefen Wunsch: ein eigenes Kind. Ein Erbe, der später einmal in ihre Fußstapfen treten kann. Aber wer soll der Vater sein? Sie hat bereits einen Plan gefasst, als sie ihre Cousine Judith und deren Verlobten in ihr abgelegenes Haus am See einlädt. Was als harmloses Wochenende beginnt, ist in Wahrheit der erste Schritt zu einem kühnen Vorhaben, das ihr Leben für immer verändern könnte ...

Judith Stahlhut stand einige Zeit vor dem breiten, schmiedeeisernen Tor und sah durch die Gitterstäbe. Jedes Mal, wenn ihr Blick auf die weitab von der Straße liegende Villa ihrer Cousine fiel, spürte sie brennenden Neid auf Angela.

Warum bin ich nicht so wie sie? Solche Gedanken überfielen Judith immer wieder mal. Die beiden Cousinen sahen sich sehr ähnlich. Angelas und ihre Mutter waren Zwillingsschwestern gewesen.

Aber während Angelas Mutter so klug gewesen war, einen Millionär zu heiraten, musste sich ihre Mutter mit einem Beamten begnügen.

Die junge Frau, die vor dem großen Grundstück stand, seufzte tief. Gottlob war ihr Verlobter wenigstens ein Baron. Den Adelstitel erheiratete sie sich wieder, aber mit Reichtümern war Christian von Gummershausen leider nicht gesegnet.

Aber er war äußerst begabt, das musste ihm der Neid lassen. Sein Examen in so unheimlich kurzer Zeit mit besten Noten zu bestehen, war schließlich etwas! Und nun bereitete er sich auf seinen Doktor vor.

Judith kam wieder auf den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen zurück. Ihre Cousine war sehr reich und besaß in der Stadt einen großen Einfluss, sie war dagegen ein Nichts, ein Niemand.

Gerade wollte Judith klingeln, als der Gärtner von innen vor dem Tor stand.

Angelas langjähriger Angestellter kannte sie selbstverständlich.

»Sie wollen herein, Sie brauchen nicht zu klingeln, ich öffne Ihnen«, sagte er freundlich.

Er stellte die Karre, die er schob, auf dem gut gepflegten Kiesweg ab und öffnete das Tor.

»Danke«, entgegnete Judith und ging der Villa zu und klingelte.

Eines der Hausmädchen öffnete und lächelte freundlich.

»Guten Tag, Baroness, haben Sie den Schlüssel vergessen?«

Im ersten Moment war Judith verdutzt, dann begriff sie, dass sie wieder einmal mit ihrer Cousine verwechselt worden war.

»Ich bin die Cousine der Baroness«, sagte sie.

Der Hausangestellten war ihr Irrtum sehr peinlich.

»Natürlich, entschuldigen Sie, nun sehe ich es auch«, erklärte sie. »Wo hatte ich nur meine Augen?«

»Machen Sie sich nichts daraus, das ist uns schon öfter passiert«, erwiderte Judith leichthin. »Aber darf ich nun eintreten?«

»Selbstverständlich, gnädiges Fräulein, entschuldigen Sie mein Benehmen.« Nun war das junge Geschöpf sehr verlegen.

Judith kannte sich in der Villa gut aus, da sie des Öfteren von Angela eingeladen wurde und von sich aus den Kontakt zu ihrer Cousine nicht abreißen ließ.

»Wo finde ich meine Cousine?«, fragte Judith.

Sie hatte dem Mädchen die Jacke gereicht, stand nun in der Garderobe vor dem großen Spiegel und kämmte sich ihr üppiges Blondhaar.

»Sie ist noch im Werk, aber normalerweise müsste sie jede Minute eintreffen.«

»Und unnormalerweise?«, wollte Judith wissen und wandte sich kurz um.

Im ersten Moment hatte das junge Geschöpf die Frage nicht verstanden, aber dann hellten sich ihre Züge auf.

»Ach, das kann mitunter sehr spät werden«, berichtete sie und seufzte.

Sie dachte an den eigenen Feierabend. Bevor die Baroness nicht zu Hause war und das Abendbrot eingenommen hatte, konnte sie natürlich auch nicht gehen.

»Kann man denn erfahren, wie spät es heute wird, bevor meine Cousine Feierabend macht?«, fasste Judith nach.

»Eigentlich nicht.«

»Was heißt das? Meine Cousine hat doch ein Telefon auf ihrem Schreibtisch stehen.«

»Aber sie will nicht gestört werden«, gab die Hausangestellte zu bedenken.

»Ich denke, sie wird nicht wollen, dass ich hier stundenlang auf sie warte, meine Beste«, sagte Judith da spöttisch. »Ich habe im Moment die Geheimnummer nicht im Kopf. Seien Sie so freundlich und verraten Sie sie mir.«

Das Hausmädchen nannte die Nummer stotternd.

»Darf ich Ihnen etwas servieren, gnädiges Fräulein?«, fragte sie in einem Atemzug.

Judith ging an Ella vorbei und steuerte das Telefon an, das auf der Diele stand.

»Ja, ich habe Hunger, weil ich geradewegs von meiner Arbeit komme.«

Das Hausmädchen verschwand schleunigst, Judith wählte die Nummer und wartete, aber auf der anderen Seite nahm niemand den Hörer ab.

Als sie sich zu Tisch setzte, war sie der Meinung, Angela sei bereits auf dem Weg hierher.

Bei den leckeren Speisen lief Judith buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Sie konnte sich solche Köstlichkeiten nicht leisten. Darum dachte sie nicht, wie sonst, an ihre schlanke Linie, sondern ließ sich die Lachsscheiben, den kalten Bratenaufschnitt gut schmecken.

Später bereute sie allerdings, so viel gegessen zu haben. Sie durfte nicht dicker werden. Ihr gutes Aussehen und ihre schlanke Figur waren ihr Kapital.

Christian wäre nie auf sie aufmerksam geworden, wenn sie nicht so hübsch wäre, das war ihr vollkommen klar. Für sie war Christian ein Glückstreffer, das musste sie klar und nüchtern sehen. Was konnte eine kleine Sprechstundenhilfe wie sie schon erwarten? Allenfalls einen Beamten, wie es ihr Vater gewesen war.

Judith erhob sich und schlenderte langsam durch die weiträumigen, gepflegten Räume. Ihre Füße versanken fast in den dicken, kostbaren Teppichen. Judith konnte immer wieder die gediegenen, schönen Mahagonimöbel bewundern. In einer Glasvitrine stand kostbares Meißener Porzellan.

Da öffnete sich die Tür. Das Mädchen kam herein.

»Die Baroness hat soeben angerufen. Heute werde es besonders spät, sie sitzt in einer Konferenz. Ich soll schon nach Hause gehen. Sie isst nichts mehr, wenn sie kommt.«

Judith war enttäuscht. Nicht, dass sie darauf brannte, mit Angela ein Plauderstündchen zu halten, aber sie wollte mit Christian einen Ball besuchen. Angela besaß so viele Festkleider, sicher schenkte sie ihr gern eines. Dann kam sie nicht nur preiswert davon, sondern stach gewiss alle anderen Damen mit dem Kleid aus. Oftmals kaufte sich Angela irrsinnig teure Kleider und hängte sie in den Schrank. Sie kam gar nicht dazu, sie etwa anzuziehen.

»Dann warte ich selbstverständlich auch nicht«, sagte Judith.

Neben dem Telefon stand ein Zettelkästchen. Judith entnahm ihm einen und schrieb für ihre Cousine eine kleine Notiz auf. Dann ging sie.

***

Baroness Angela rief Judith am nächsten Tag in der Praxis an.

»Hattest du ein Anliegen?« Sie hatte es sich angewöhnt, ihre Sätze kurz zu formulieren, da sie als Chefin eines großen Chemiewerkes eigentlich immer im Zeitdruck war.

»Ja.«

Bevor Judith noch längere Erklärungen abgeben konnte, kam Angela ihr zuvor.

»Gut, wenn du willst, erwarte ich dich heute Abend.«

Eigentlich war Judith mit ihrem Verlobten verabredet, aber in diesem Fall ging das Treffen mit Angela vor. Christian war gottlob unkompliziert. Er würde es ihr nicht verübeln, wenn sie ihn versetzte.

So war es auch. »Ich wünsche dir und deiner Cousine einen schönen Abend«, sagte er herzlich. »Ich werde dann heute arbeiten, wir können uns morgen sehen.«

Judith fuhr wieder aus der Praxis direkt zu Angela. Sie musste warten.

»Entschuldige, ich konnte doch nicht so pünktlich gehen, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte«, sagte Angela nach der Begrüßung.

»Dass ich ein bisschen warten musste, hat mir nichts ausgemacht, ich meine nur, du solltest nicht nur Arbeit kennen.«

Judith war verdutzt, als ihre Cousine sie verständnislos ansah. Dabei dachte sie flüchtig, wie gut Angela aussah und wie wenig sie bei ihrem Reichtum aus sich machte. Sie trug nur einen schlichten Rock und eine Sportbluse und unterschied sich äußerlich wohl kaum von irgendeiner Angestellten ihres Betriebes.

Nun lächelte Angela ein wenig nachsichtig und nahm Platz. Sie schlug ihre langen, schlanken Beine übereinander.

»Vielleicht wirst du es nicht glauben, aber Arbeit ist mein Lebensinhalt. Ich fühle mich rundherum glücklich und zufrieden.«

»Das begreife ich nicht«, murmelte Judith. »Ganz ehrlich, ich habe dich häufig bedauert, weil du so schuften musst. Wenn du einen Bruder hättest, habe ich zuweilen gedacht, dann hätte er beim Tod. deines Vaters das Werk übernommen und du wärst fein heraus.«

Angela lachte laut auf. »Du brauchst mich nicht zu bedauern, denn ich bin rundherum mit meinem Leben zufrieden. Aber nun komm, gehen wir ins Speisezimmer, ich habe Hunger.«

Die beiden jungen Frauen gingen nebeneinander.

»Mein Mädchen hat mir verraten, dass sie dich gestern wieder einmal mit mir verwechselt hat.«

»Ja, ich hatte das Kostüm an, das du mir neulich geschenkt hast.«

»Ach ja, richtig. Wenn du willst, kannst du auch heute wieder einige Sachen mitnehmen.«

»Warum kaufst du sie dir eigentlich, wenn du sie nicht trägst und immer ... immer ...« Judith bereute den angefangenen Satz und wusste nicht, wie sie ihn beenden sollte, ohne Angela vor den Kopf zu stoßen.

Die Cousine lächelte nur amüsiert. »Du meinst, ich sollte mich nicht so schlicht kleiden, nicht wahr?«

»Wenn du mich so direkt fragst ... ja, so in etwa.«

»Ich bin halt wie die meisten Frauen, sie kaufen sich gern hübsche Sachen, und ich kann es mir erlauben, auch teure zu wählen, doch dann finde ich die alten fast immer bequemer und greife darauf zurück. Da wir die gleiche Figur haben, profitierst du davon.«

»Dafür bin ich dir auch dankbar«, beeilte sich Judith, ihrer Cousine hastig zu versichern.

Angela gab darauf keine Antwort. Sie erreichten das Speisezimmer und nahmen Platz. Heute servierte ein älteres Mädchen.

»Was macht dein Verlobter?«, erkundigte sich Angela.

»Er arbeitet und hofft, bald seine Doktorarbeit beendet zu haben.«

Angela nickte. »Er scheint ein ungewöhnlicher Mensch zu sein.«

»Ja, er ist sehr klug«, stimmte Judith ihr sofort begeistert bei.

Sie war stolz darauf, dass Christian ihr Verlobter war, denn Angela imponierten Menschen mit geistigen Fähigkeiten.

»Ich weiß.« Angela angelte nach einer Scheibe Schinken und nickte. »Er sieht übrigens auch blendend aus!«

Judith stutzte und nickte dann.

»Ja«, sagte sie nicht ohne Stolz.

Sie überlegte, ob es wohl möglich war, dass ihre Cousine, die alles besaß, sie um Christian beneidete. Vorstellen konnte Judith es sich nicht, denn wenn Angela wollte, könnte sie zehn Männer von der Art Christians haben.

»Wann wollt ihr heiraten?«

Judith war verdutzt. »Darüber haben wir noch nicht gesprochen, ich denke, wenn er seinen Doktor gemacht hat und Geld verdient. Hast du übrigens auch schon einmal an eine Heirat gedacht?«, fragte sie. Bisher hatte sie nie gewagt, dieses Thema zu berühren, aber nun war eine günstige Gelegenheit gekommen.

Angelas Gesicht verschloss sich augenblicklich.

»Nein«, sagte sie kurz und mit größter Entschiedenheit.

Judith war erschrocken. »Entschuldige, ich wusste nicht, dass du diese Einstellung zur Ehe hast.«

»Nicht zur Ehe, sondern zu den Männern.« Offenbar amüsierte es Angela, dass sie Judith mit ihren Worten völlig verwirrt hatte.

»Ich habe nicht geahnt, dass du ...« Sie verlor wieder den Faden.

»Geschenkt!« Angela winkte ab. »Du weißt so manches aus meinem Leben nicht. Wahrscheinlich ... beneidest du mich und ahnst nicht, dass ich für dich ähnliche Gefühle gehegt hatte.«

Dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, ersah sie daran, wie verlegen Judith war.

»Das ... das verstehe ich nicht. Du hattest doch immer alles und ...«

Sie hob hilflos die Schultern.

»Ja, ich hatte Spielzeug in Hülle und Fülle, ein Kindermädchen und alles, was du dir mit Geld kaufen kannst«, kam es bitter zurück.

»Du ... hattest doch auch Eltern«, stammelte Judith.

»Einen Vater, der ein Tyrann war, ja, den hatte ich!« Angela lachte hart. »Ich sehe es dir an, dass du mich nicht verstehst. Natürlich, wie oft hast du meinen Vater im Leben gesehen, zwei- oder dreimal«, fuhr sie mit einer von Bitterkeit triefenden Stimme fort. »Meine Mutter war nämlich ängstlich darum bemüht, dass niemand einen Blick in ihr wirkliches Leben werfen konnte. ›Den Schein wahren‹, nannte sie es wohl immer. Was glaubst du, wieso sie immer kränkelte und doch nicht krank war?« Angelas Stimme schwoll leicht an. »Mein Vater hat sie seelisch zerbrochen, und all ihre Krankheiten waren seelisch bedingt. Das begriff ich, als ich im Backfischalter war.«

»Das ist ja furchtbar«, murmelte Judith.

Angela nickte. »Ja, das war es wohl. »Meine Mutter saß in einem goldenen Käfig, aber sie hatte keine Kraft, an den Stäben zu rütteln.«

»Und wie war dein Vater zu dir?«, wollte Judith wissen.

»Mir hat er immer verübelt, dass ich kein Junge geworden bin. Ich habe ihn gehasst und bewundert.«

»Das begreife ich nicht«, gestand Judith.

»Natürlich nicht! Ich hasste ihn als Mann, als Gatten, und als Vater, und ich bewunderte seine Klugheit, ja seine Genialität, mit der er das Werk leitete und seinen Reichtum vergrößerte.«

»Warum haben Sich deine Eltern nicht scheiden lassen?«, fragte Judith.

»Scheidung?«, wiederholte Angela und schüttelte den Kopf. »Mein Vater war ja im Großen und Ganzen mit seinem Leben zufrieden. Er hatte eine blendend aussehende Frau, die repräsentieren konnte und ihm gehorchte, und er hatte sein Lebenswerk, das ihn völlig ausfüllte. Er vermisste ja nichts. Meine Mutter wäre nie auf den Gedanken gekommen, aus der Ehe auszubrechen. Ja, mitunter glaube ich sogar, ihr war es gar nicht bewusst, dass sie die Sklavin meines Vaters war.« So frei und offen hatte Angela noch nie über ihr Leben gesprochen. Sie atmete tief. »Du dagegen besaßest Eltern, die sich liebten und verstanden«, schloss sie sinnend.

»Ja«, sagte Judith und genierte sich, darauf hinzuweisen, dass sie immer arm gewesen waren. »Gottlob sind nicht alle Männer wie dein Vater«, fügte sie dann hinzu.

»Wahrscheinlich nicht, aber das Risiko wäre mir zu groß.« Sie verschwieg, dass sie als sehr junges Mädchen auch selbst sehr negative Erfahrungen gemacht hatte, sie war damals von jungen Männern umschmeichelt und umworben worden. Glücklicherweise war sie noch früh genug dahintergekommen, dass diese mehr ihr Geld als sie selbst im Auge hatten.

»Willst du etwa immer einspännig durchs Leben gehen?«, wunderte sich Judith. »Außerdem ist da noch das Werk ... du hättest keinen Nachfolger.«

Angela legte das Besteck aus der Hand und wirkte sehr nachdenklich.

»Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht«, gab sie zu, »aber eine Lösung ist mir noch nicht eingefallen.«

»Du müsstest ein Kind annehmen.«

»Nein, das würde ich nie tun«, entschied die junge Frau, ohne zu überlegen. »Mein Kind müsste es schon sein.«

»Dann gibt es noch eine künstliche Befruchtung«, schlug Judith einen zweiten Weg vor.

Angela lehnte sich zurück und blickte an die gegenüberliegende Wand. Da hing ein Porträt ihres Vaters in Öl gemalt. Es war ein gelungenes Bild, auf dem sich die Energie, Tatkraft und Klugheit des Verstorbenen deutlich auf dessen Zügen abzeichnete.

»Nein«, sagte Angela, »das wäre auch kein Weg für mich. Ich müsste schon wissen, wessen Blut in den Adern meines Kindes fließt. Auch von der väterlichen Seite müsste ich die Gewähr haben, Intelligenz auf mein Kind vererbt zu bekommen.«

Nun lächelte Judith nachsichtig. »Ich schätze, es wird nicht so einfach sein, einen Erzeuger für ein Kind zu finden, der all deinen Vorstellungen entspricht und der dann auch bereit sein wird, wieder aus deinem Leben zu verschwinden, wenn er seine Aufgabe erfüllt hat.«

Soviel Humor Angela in anderen Fällen immer besaß, jetzt versagte er. Sie nickte vielmehr mit ernsthaftem Gesicht.

»Ja, da könntest du recht haben. Aber wie gesagt, ich werde darüber nachdenken. Ich habe schon manches Problem gelöst, und ich denke, das wird mir auch gelingen«, sagte sie zuversichtlich und selbstbewusst.

Irgendwie hatte Judith das Gefühl, Angela zustimmen zu müssen. Angela war ein Siegertyp. Was immer sie auch anpackte, es gelang ihr.

Damals, als ihre Eltern beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, hatte sie dann kurzerhand ihr Studium abgebrochen und die Leitung des Werkes selbst übernommen.

Jeder hatte ihr davon abgeraten, aber Angela war fest geblieben. Dann hatte jeder eine Katastrophe erwartet. Angela musste auf die Nase fallen, davon war auch Judith überzeugt gewesen und hatte sich wie alle anderen geirrt.

Angela führte das Werk und hatte es sogar noch vergrößert und neue Arbeitsplätze geschaffen.

Später bat Angela die Cousine, mit in ihren Ankleideraum zu kommen. Reich beschenkt verabschiedete Judith sich einige Zeit später.

***

»Du siehst überwältigend aus, Judith«, stellte Christian von Gummershausen fest, als er seine junge, schöne Braut abholte.

»Gefalle ich dir?«, fragte sie stolz und eitel. Sie drehte sich kokett vor ihm herum.

Ihr Verlobter schmunzelte. »Die Frage erübrigt sich eigentlich, nur ...«