Lost Fate - Lausi Jackson - E-Book

Lost Fate E-Book

Lausi Jackson

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Beschreibung

Der Beginn einer epischen Fantasy-Saga Das Land Arcana ist eine mittelalterliche Welt, in der sechs Völker und zahlreiche Königreiche koexistieren. Zwei Großmächte – die Necros und die Covenant – führen seit Langem Krieg. Währenddessen hält sich das Menschenreich Arathia geschickt aus den Konflikten heraus. Doch diese fragile Balance zerbricht, als Arathia von einem bevorstehenden Angriff erfährt. Die politische Lage eskaliert. Im Verborgenen agiert ein geheimnisvoller Krieger namens Akira. Seine Mission: die Sicherung der rätselhaften Sacred-Kristalle, deren Ursprung und Macht niemand kennt. Zeitgleich stellen sich die Prinzen Seraph und Caius einer wachsenden Bedrohung. Ihre Reise führt sie zu einer verbotenen Kraft: der uralten Sen-Magie. Während Akira seiner geheimen Mission folgt, kommen Seraph und Caius der Wahrheit über Acanas Legenden näher. Die Magie kehrt zurück – und mit ihr eine Gefahr, die das Schicksal aller Völker verändern könnte.

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Seitenzahl: 477

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lost Fate

Darkness Awakes

By

Lausi Jackson

1. Auflage

Verantwortlich für den Inhalt gemäß § 5 TMG und § 55 RStV:Lausi JacksonE-Mail: [email protected]

Veröffentlichung: 2025

Texte und Covergestaltung:© 2025 Lausi JacksonDie Rechte an den Inhalten und den Marken

„Lausi Jackson“ und „Lost Fate“ wurden zur Verwertung auf die

Firma Dream of Symphony and Madness Ltd (UK) übertragen.

Lektorat: Wortfalter, Deutschland

Druck und Vertrieb:epubli – ein Service der neopubli GmbHGitschiner Straße 9410969 Berlinwww.epubli.de

Rechteinhaberin:Dream of Symphony and Madness Ltd

71-75 Shelton Street

Covent Garden

London WC2H 9JQ

Social Media:X (ehem. Twitter): @dream of Symphony and MadnessInstagram: @dream.of.symphony.and.madness

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Inhaltsverzeichnis

Historie von Arcana

Kapitel 1: Die Reise nach Terosa

Kapitel 2: Das Relikt aus der Vergangenheit

Kapitel 3: Das Phantom

Kapitel 4: Die vermeidliche Bedrohung

Kapitel 5: Das Grauen über Arathia

Kapitel 6: Das Königreich in Flammen

Kapitel 7: Der Angriff auf Exealla

Kapitel 8: Die Reise nach Lucis

Natalies neue Bekanntschaft

Das Ungewisse in der Vergangenheit

Die Rückkehr von Ace Lucis

Kapitel 9: Die Familie Lucis

Kapitel 10: Die Sacreds-Kristalle

Kapitel 11: Die Reise beginnt

Die Reisenden aus Königreich Fiore

Der Kampf gegen den Araki

Kapitel 12: Das weitere Vorgehen der Brotherhood

Kapitel 13: Die Stadt in den Bergen Cornelia

Das himmlische Wesen Nira

Der Meister und die Sage der Sen

Kapitel 14: Die Lehre der Sen

Die Prüfung

Die Shin

Kapitel 15: Das unbekannte Wesen

Kapitel 16: Die Reise ins Reich Eclipsia

Kapitel 17: Das Geheimnis von Exealla

Glossar

Historie von Arcana

Das antike Arcana

In den alten Zeiten, als die Legenden noch lebendig waren und die Magie durch die Welt floss wie ein mächtiger Fluss, nahm eine mittelalterliche Welt ihren Anfang. Die Sen – Magie und Lebensenergie – hielt die Welten zusammen. Durch die Beherrschung der Sen konnten die sechs Völker ihre Eigenschaften verändern und sich beliebig formen. Diese Kraft durchdrang alles und ermöglichte es, die Naturgesetze zu beeinflussen. Arcana war eine Welt voller Geheimnisse und unerforschter Gefahren. In den weiten, von Bergen und Wäldern gesäumten Landen von Arcana erstreckten sich mächtige Königreiche. Die Städte und Dörfer waren mit Steinmauern befestigt. Hinein führten schmiedeeiserne Tore und dahinter erwarteten den Besucher verwinkelte Gassen, lebhafte Märkte und Tavernen. Im Süden von Arcana erhoben sich die Gipfel der Drachenberge, eine zerklüftete Gebirgskette voller Legenden und gefährlicher Kreaturen, die in den Schluchten und Höhlen lauerten. Im Osten erstreckten sich Wälder. Dort befanden sich kleine Dörfer und Städte. Die Luft erfüllte ein Duft nach Harz und Moos, während die Sonne durch das Blätterdach der Bäume brach.

Im Nordosten breiteten sich die Ebenen von Arcana aus, wo Gräser im Wind tanzten und Tierherden umherstreiften. Im Westen erstreckte sich das Meer bis zum Horizont. Und so begann eine Ära epischer Abenteuer und unvergesslicher Geschichten, in der die Tapfersten und Klügsten unter den Völkern ihren Platz in den Annalen der Geschichte einnahmen als Helden.

Nach Jahrtausenden des Aufbaus endete das antike Zeitalter. Die Völker hatten ihre Kulturen entwickelt, ihre Städte errichtet und ihre Reiche gefestigt. Doch nun standen sie vor neuen Herausforderungen und Veränderungen, die das Schicksal ihrer Welten prägen würden. Eine Zeit des Wandels und der Unsicherheit brach an. Die Erinnerung an diese Zeit lässt die Völker bis heute die großen Zivilisationen und die Entdeckung Arcanas in ihren Herzen und Gedanken weiterleben.

Das zweite Zeitalter Arcanas

Die Shins gründeten eine Armee, die Necros, um die Kontrolle über Arcana zu erlangen.Sie strebten danach, als das dominierende Volk in Arcana zu gelten, und sie wollten die gesamte Welt nach ihren Vorstellungen formen, da sie sich als die rechtmäßigen Herrscher sahen.

Durch die Kontrolle über Arcana erhoffen sie sich nicht nur Macht, sondern auch die Durchsetzung ihrer kulturellen und ideologischen Überzeugungen.

Im Herzen von Arcana errichteten die Völker eine Stadt namens Aeris, benannt nach dem legendären Krieger, dessen Taten unvergessen blieben. In dieser Stadt wurden die politischen Verhältnisse zwischen den Völkern diskutiert. Alarmiert durch die Bedrohung durch die Shins, schlossen sich die Zemira, Vedas, Levythianen und Engel zur Covenant zusammen, einer mächtigen Streitmacht, mit dem Ziel, das Grauen zu bekämpfen und den Frieden in Arcana wiederherzustellen. Während die großen Kriege um Arcana tobten, blieb das Volk der Menschen im Reich Arathia neutral. Da sie dennoch die Gefahr erkannten, die von den Shins ausging, gründeten sie die Brotherhood, eine Organisation, die die Sicherheit ihres Reiches gewährleistete. Entlang der Grenzen errichteten sie Stützpunkte und übernahmen die Verteidigung ihres Territoriums. Um Angriffe auf Arathia zu verhindern, schloss die Brotherhood einen Pakt mit den Shins, der die Unabhängigkeit ihres Volkes sicherstellte. Dennoch waren sie sich der drohenden Gefahr bewusst und bereit, die Sicherheit ihres Reiches zu verteidigen, falls es bedroht werden sollte. Der Krieg um Arcana zog sich hin, und die Verluste waren verheerend. Im Verlauf des ersten Krieges fielen das Volk der Engel und das Reich Asteria, was die Covenant schwer erschütterte. Trotz dieser Rückschläge kämpften die verbliebenen Völker unermüdlich weiter und versuchten, ihre Feinde zurückzudrängen.

Der Ausgang des Krieges blieb ungewiss, doch die Covenant war bereit, alles zu opfern, um ihre Welt vor der Dunkelheit zu retten. Im Zusammenhang mit diesem großen Krieg von Arcana wird von Aeris erzählt, einem Krieger, der die außergewöhnliche Gabe besaß, die Stärke von tausend Kriegern in sich zu vereinen und die finsteren Mächte der Dunkelheit zu bezwingen. Als die Necros, die Verkörperung des Kriegsschreckens, die Lande von Arcana bedrohten, erhob sich Aeris mit unvergleichlichem Mut, um seine Welt zu verteidigen. In den größten Schlachten der Geschichte führte er seine Verbündeten mit Tapferkeit und Geschicklichkeit an. Mit seinem Schwert in der Hand und dem Glauben an das Gute gelang es ihm, die Necros zurückzudrängen und ihren Anführer, den berüchtigten Jin, zu töten. Jins Tod bedeutete das Ende der Hoffnung der Necros auf die Eroberung der Reiche von Arcana. Aeris’ Heldentaten wurden zu Legenden und sein Name wurde zum Symbol für Mut, Stärke und Opferbereitschaft. Auch heute noch lebt sein Vermächtnis in den Herzen der Völker von Arcana weiter. Seine Geschichte inspirierte Generationen von Kriegern und Friedensstiftern. Nach dem Ende der Kriege kehrte langsam Ruhe ein, doch die Narben des Konflikts blieben tief in der Geschichte Arcanas eingebrannt.

Das dritte Zeitalter Arcanas:

Der Konflikt hatte tiefe Wunden hinterlassen und Misstrauen zwischen den Völkern gesät. Die Erinnerung an die Verluste und die Zerstörung des Krieges sorgte für Spannungen, während die Völker sich von den Folgen des Konflikts erholten. Trotz Aeris’ Heldentaten war Arcana eine Welt, die sich ständig wandelte. Die Dörfer und Städte, die über die Kontinente verstreut lagen, waren geprägt von einem Gefühl des Umbruchs. Manche lebten in den Überresten vergangener Epochen, wo alte Relikte und verfallene Monumente von der einstigen Macht der Sen erzählten, jetzt jedoch zu stummen Zeugen einer vergessenen Geschichte wurden. Doch auch wenn die Sen verblasst war, der Puls der Welt blieb stark. Arcana war immer noch ein Ort der Wunder, wo neue Mächte erwachten und alte Geheimnisse im Verborgenen lauerten. Die Dämmerung der Sen markierte keinen endgültigen Untergang, sondern den Beginn einer neuen Ära – eine Welt, die ohne die magische Macht auskommen musste, die so viele Generationen geprägt hatte.

Die Shins verbreiteten weiterhin Terror in den Landen von Arcana. Sicher waren die Völker nicht und beklagten immer wieder Angriffe auf kleine Dörfer oder auf Königreiche. Die Covenant gab ihr Bestes, um ihre Armee wieder aufzubauen und dieser Macht entgegenzuwirken. Das Reich der Menschen lebte unter dem Schutz der Brotherhood in Frieden. Es waren fast zwei Jahrtausende seit dem ersten Krieg vergangen und die Angst vor den Shins war allgegenwärtig. Die Covenant hatte unzählige Male versucht, die Shins zu stürzen, aber auf beiden Seiten forderte es zu viele Opfer. Es bestand zwischen ihnen ein fragiles Gleichgewicht, während die Necros weiterhin nach Macht strebten. Die Völker lebten in Angst und befürchteten jeden Tag den Krieg.

Kapitel 1Die Reise nach Terosa

2000 Jahre nach dem Krieg.

Das Brüllen des Windes hallt über die weiten Ebenen von Arathia, als ein einzelner Reiter durch die Nacht stürmt. Dunkle Wolken hängen tief am Himmel, das Donnern rasenden Hufe dröhnt durch die Stille. In der Ferne erheben sich die gewaltigen Mauern von Exealla wie Schatten, die den Horizont verdunkeln. Der Bote, sein Umhang vom Schmutz der langen Reise gezeichnet, beugt sich tiefer über den Hals seines Pferdes. Jede Sekunde zählt.

Er erreicht die Stadt, und die Tore öffnen sich mit einem dumpfen Knarren. Kaum zum Stehen gekommen, springt er vom Pferd. Seine Beine zittern vor Erschöpfung, doch er rennt weiter, als ob ihm die Nacht selbst im Nacken sitzt. Vor den mächtigen Toren des Palastes halten ihn die Wachen auf, doch als sie das Siegel von Exealla erkennen, zögern sie keine Sekunde länger und lassen ihn passieren.

Schwer atmend tritt er vor den Thron.

»Majestät …« Seine Stimme kratzt wie trockener Sand. »Ein Mitglied der Brotherhood will Euch in Terosa treffen. Es … es geht um die Necros.«

Der König hebt den Kopf, seine Augen schmal und kalt wie Stahl.

»Die Necros …« Er murmelt es fast für sich selbst, doch die Worte hallen durch die steinernen Hallen. »Es war nur eine Frage der Zeit.«

Caius tritt vor, der Schein des Feuers spiegelt sich in seinen Augen. »Die Necros? Dann wird es Zeit, dass wir dem nachgehen.« Seraph, still, aber entschlossen, nickt nur. Doch Caius bleibt nicht bei dieser Feststellung stehen.»Vater, was genau wissen wir über sie? Wie viele sind es? Wohin ziehen sie?«

Der König blickt in die Flammen, bevor er antwortet, seine Stimme schwer. »Die Sichtung bei den Hügeln von Arathia ist bestätigt, aber ihr Ziel ist ungewiss. Wir wissen zu wenig, Caius. Das Einzige, was wir haben, ist ein Informant in Terosa. Er könnte Details kennen – ihre Zahlen, ihre Strategie.«

Seraph hebt eine Augenbraue. »Und was, wenn der Informant nicht erscheint? Wir reiten blind ins Ungewisse.«

»Das ist ein Risiko, das wir eingehen müssen,« erwidert der König fest, doch seine Besorgnis schimmert durch. »Die Verteidigung ist entscheidend. Wenn die Necros uns erreicht, bevor wir vorbereitet sind...« Er schüttelt den Kopf. »Wir können uns keine Fehler leisten.«

Caius verschränkt die Arme. »Ihr schickt uns also nach Terosa, ohne genug Informationen? Wir brauchen mehr, Vater. Ein Anhaltspunkt, ein genauer Plan.«

Der König sieht seinen älteren Sohn mit einem ernsten Blick an. »Der Informant wird euch alles geben, was ihr braucht, Caius. Ich vertraue darauf. Eure Aufgabe ist es, ihn zu finden, seine Informationen können entscheidend sein.«

Seraph nickt langsam, die Entschlossenheit in seinen Augen wächst. »Wenn das der Plan ist, sollten wir keine Zeit verlieren.«

Der König nickt langsam, ein Hauch von Stolz mischt sich in seine besorgte Miene. »Ihr seid meine Hoffnung, meine Söhne. Seid behutsam auf eure Reise und lasst euch nicht entdecken.«

Caius dreht sich um und sieht Seraph an, ein unausgesprochenes Verständnis liegt in ihrem Blick. »Dann auf nach Terosa.«

Die beiden Söhne werfen ihrem Vater einen letzten Blick zu, bevor sie den Saal verlassen. Ihre Schritte hallen auf dem steinernen Boden, während sie sich auf den Weg zu den Stallungen machen. Ohne weitere Worte schwingen sie sich auf ihre Pferde, die Zügel fest in den Händen, und bereiten sich darauf vor, in die Dunkelheit aufzubrechen.

Caius und Seraph reiten zwei Tage lang durch beeindruckende Natur, von weiten Ebenen bis hin zu dichten Wäldern. Der Himmel leuchtet im Morgengrauen, und Berge rahmen die Landschaft in der Ferne ein. Sie überqueren Täler, sehen glitzernde Flüsse und errichten ihr Lager unter einem sternenklaren Himmel. Am zweiten Tag führt ihr Weg sie tiefer in kühle Wälder, wo das Sonnenlicht nur vereinzelt durch das Blätterdach bricht. Die Geräusche des Waldes begleiten sie, bis sie schließlich die Handelsstadt Terosa im Morgenlicht erreichen.

Diese Stadt grenzt an die Reiche von Arathia und Nexus an. Die Metropole wurde auf kleinen Inseln erbaut, die durch ein weitläufiges Netzwerk von Kanälen miteinander verbunden sind. Terosa besticht durch ihre beeindruckende Architektur, geprägt von Anmut und Raffinesse. Prächtige Paläste und imposante Türme erheben sich entlang der Ufer, während kunstvolle Brücken die Kanäle überspannen und die verschiedenen Viertel miteinander verweben. Die Wasserstraßen durchziehen Terosa wie glitzernde Adern, gesäumt von breiten Promenaden, die zum Flanieren einladen und einen ungehinderten Blick auf die Bauwerke bieten. Die Brücken sind wahre Meisterwerke der Baukunst, reich verziert und mit filigranen Bögen, die sich über das Wasser erstrecken, und verleihen Terosa eine einzigartige, harmonische Atmosphäre. Terosa ist berühmt für ihre malerischen Wasserstraßen, auf denen Gondeln und Boote gleiten. Überall finden sich exotische Märkte, luxuriöse Geschäfte und Herbergen, die von einer lebendigen Mischung aus Einheimischen und Besuchern belebt werden. Der Ort pulsiert vor Leben und Farbe, und seine Schönheit wird nur noch von der geheimnisvollen Aura übertroffen. In Terosa tummeln sich Menschen, Levythianen, Zemira und die Vedas gleichermaßen. Drei Personen befinden sich auf einem kleinen länglichen Boot. Ein junger Gondoliere führt seine Passagiere durch die Stadt. Die zwei jungen Männer halten ihre Gesichter mit Kapuzen bedeckt.

Der Weg in die Handelsstadt führt unter einer Kuppel hindurch, die von etlichen Säulen getragen wird. Auf beiden Seiten befinden sich Anlegestellen für Schiffe und Boote. Selbst am Nachmittag geht es hier geschäftig zu. Mit seinen siebzehn Jahren wirkt Caius erstaunlich gefasst. In unauffälliger Reisekleidung begleitet er die Gruppe, seine Bewegungen bedacht und seine Worte wohlüberlegt. Nichts scheint ihn aus der Ruhe zu bringen, als ob das drohende Unheil und die Konflikte der Völker ihn nicht berühren könnten. Seine Bewegungen sind stets bedacht und seine Worte wohlüberlegt, als ob ihn das drohende Unheil und die Konflikte der Völker nicht berühren könnten. Neben ihm steht sein jüngerer Bruder, dessen Hände unruhig zittern und dessen Augen hektisch zwischen den Menschen umherschweifen, als suchten sie sicheren Halt.

Caius zieht die Kapuze zurück und seine schulterlangen braunen Haare glänzen im Licht der Mittagssonne. Die Kuppel der Stadt verschwindet hinter ihnen, während sie sich der Anlegestelle nähern. Die Sonne steht hoch am Himmel, ihr gleißendes Licht lässt die Luft über den Steinwegen flimmern. Caius blinzelt leicht gegen das grelle Licht, das auf den Wellen des Flusses tanzt. Eine sanfte Wärme breitet sich über seine Schultern aus, als die Strahlen auf seine Haut treffen. Seraph wischt sich den Schweiß von der Stirn und schielt unter zusammengekniffenen Augen auf die beeindruckenden Gebäude vor ihnen.

»Da wären wir also: die berüchtigte Handelsstadt Terosa. Vater hat recht, es scheint wirklich viel los zu sein«, bemerkt Caius während er das geschäftige Treiben vor ihm wahrnimmt.

Seraph runzelt die Stirn, während er seinen Blick über die endlosen Gassen und die dicht gedrängten Gebäude der Stadt schweifen lässt. Die Türme ragen hoch in den Himmel, und das Labyrinth aus Straßen scheint kein Ende zu nehmen.

»Wo sollen wir denn anfangen zu suchen?«

Das Boot treibt weiter vorwärts.

»Ich hoffe, ihr verweilt hier nicht zu lange. Die Stadt mag schön aussehen, aber trotzdem solltet ihr auf der Hut sein, wenn ihr am Abend noch die Straßen aufsucht. Es gibt hier viele Jäger ...«

»Das ist allerdings unerfreulich.« Seraph verzieht sein Gesicht.

Caius’ Augen gleiten über die kunstvoll gemeißelten Fassaden, die im Sonnenlicht schimmern. Die Statuen, aus glitzernden Edelsteinen gefertigt, ragen stolz über ihnen auf, als ob sie das geschäftige Treiben unter sich bezeugen. An der Anlegestelle herrscht ein dichtes Gewimmel. Boote schaukeln aneinander, während fein gekleidete Händler mit schnellen Schritten das Ufer betreten. Diener stemmen sich gegen schwere Kisten, ihre Gesichter angespannt von der Last. Der Duft von Gewürzen und fremden Waren liegt in der Luft, vermischt mit dem Ruf der Marktschreier. Caius’ Blick fällt auf den Gondoliere, der ruhig auf ihn wartet.

»Wir wollten nur eine Nacht hier verbringen. Wir sollten kaum in Schwierigkeiten geraten«, merkt er mit Verspätung an.

Die beiden Brüder bedanken sich bei dem Gondoliere und zeigen sich mit einem Trinkgeld erkenntlich. Caius übergibt ihm mehr als vereinbart.

»Ich hoffe, das genügt.« Caius verstaut den Geldbeutel wieder.

Der Bootsjunge zögert. »Mein Herr, das kann ich nicht annehmen.«

»Das ist für den guten Rat, bitte nimm es an.« Sie tauschen einen vertraulichen Blick.

Die Brüder verlassen das Boot und schließlich den Hafen und wandern durch die Straßen von Terosa. Die Menschenmengen auf den Straßen sind sie nicht gewohnt. Die Handelsleute an den Ständen versuchen, den Passanten alle möglichen Waren zu verkaufen. Von Lebensmitteln bis zu Waffen, von exotischen Kräutern bis zu Heilmitteln. Hier findet sich fast alles, was in Arcana angebaut, gesammelt oder produziert wird. Haus an Haus drängt sich von beiden Seiten der befestigten Straße. Seraph hält an. Ihm ist ein Schwert an einem der Stände aufgefallen.

Caius läuft weiter, ehe er bemerkt, dass Seraph sich ein Stück hinter ihm befindet. Er stapft auf seinen Bruder zu.

»Seraph, was tust du hier?«, zischelt er. In seiner Stimme schwingt unterdrückter Zorn mit.

»Ich habe mir nur die Schwerter angesehen. Sieh dir das seltene Metall an.« Bewundernd schüttelt Seraph den Kopf und seufzt. Caius verdreht leicht seine Augen, packt ihn an seinem rechten Arm und zieht ihn mit.

»Hast du schon vergessen, warum wir hier sind? Wir sind im Auftrag des Königs hier!« Unbehaglich sieht sich Caius um. Sie entfernen sich von den Ständen.

»Bruder, wenn wir schon mal hier sind, könnte ich auch ein neues Schwert kaufen.«

»Du warst schon immer zu verwöhnt, Seraph.«

»Und du hattest schon immer zu viel Energie. Vergiss nicht, dass wir zwei Tage gebraucht haben, um nach Terosa zu gelangen. Da kann man sich doch schon mal umsehen.«

Caius ignoriert seinen Bruder und läuft weiter. Seraph folgt ihm schweigend. In einer der Gassen lungert eine Gruppe Männer herum. Sie lachen grob und stoßen sich scheinbar ungezwungen an, doch Caius fällt auf, wie ihn zwei von ihnen aus den Augenwinkeln mustern. Auf den zweiten Blick entdeckt er die Waffen, die sich unter den Gewändern abzeichnen. Schweiß tritt Caius auf die Stirn. Nervös überfliegt er die Gruppe: Eins, zwei … dahinter sind noch drei weitere. Caius packt Seraph am Arm.

»Lauf weiter. Ich glaube, wir werden beschattet«, flüstert er.

»Wer sind diese Leute?«, fragt Seraph viel zu laut zurück.

»Wie sollte ich das deiner Meinung nach wissen?«

Sie bemühen sich, keine größere Aufmerksamkeit zu erregen, und streifen weiter durch die Straßen. Caius wird nervös als er bemerkt, dass sie ihnen hinterherlaufen. Nach einer halben Stunde erreichen sie den Treffpunkt. Es ist eine bescheiden eingerichtete Taverne. Dort soll sich der Informant aufhalten, aber sie wissen nicht, wie die Person aussieht, nur dass sie ein Mitglied der Brotherhood ist. Seraphs Augen huschen wachsam über die Menge, während Caius unauffällig einen Schritt zur Seite macht. Ihr Atem geht flach, als sie die Gassen hinter sich mit flüchtigen Blicken absuchen. Kein auffälliger Schatten, keine hastigen Schritte – doch die Anspannung bleibt schwer in der Luft hängen.

Die Straße ist menschenleer. Caius betritt das Gasthaus als Erster, gefolgt von seinem Bruder. Sie sehen sich um und nehmen das Chaos in sich auf. Lautes Lachen und schiefe Gesänge dröhnen durch die Luft, begleitet vom schweren, süßlichen Geruch verschütteten Biers, das in Pfützen auf den Steinfliesen schimmert. Männer schwanken mit glasigen Augen durch die Menge, ihre Stimmen übertönen das Treiben, während klebrige Flüssigkeit aus umgestoßenen Krügen auf den Boden tropft. Caius’ Augen weiten sich leicht und er zieht die Schultern hoch, als wollte er sich unsichtbar machen. Ein kurzes Zögern in ihren Schritten verrät ihre Unsicherheit, während sie angestrengt nach einem Weg durch das Gedränge suchen. Die Einrichtung ist von edlen Materialien wie poliertem Holz, Marmor und Glas geprägt, verziert mit kunstvollen Schnitzereien und glänzenden Verzierungen an den Wänden. Die Gäste sind eine bunte Mischung aus Einheimischen, Reisenden und Abenteurern, die sich hier treffen, um Geschichten auszutauschen, Geschäfte zu machen oder die exotische Atmosphäre zu genießen. Sie gehören verschiedenen Völkern an. Musikanten spielen traditionelle Lieder aus der Region.

Schnell finden die Brüder einen Platz. Die Lautstärke, in der sich die Leute unterhalten, ist bewundernswert.

»Wir sollten nicht mehr so unvorsichtig sein.« Seraph macht ein besorgtes Gesicht und überspielt die Angst mit einem Lachen.

»Mit wir meinst du hoffentlich dich! Zum Glück ist nichts geschehen. Ich dachte schon, sie würden uns angreifen«, blafft Caius. Gleich darauf atmet er tief durch. Seraph bringt ihn immer wieder zur Weißglut, so dass er fast die Beherrschung verliert. Während er noch seine Wut niederringt, setzt sich ein älterer Herr zu ihnen an den Tisch.

Sein schneeweißes Gewand und die aschgrauen Haare verleihen ihm eine fast überirdische Präsenz. Das Gewand ist kunstvoll mit goldenen Akzenten verziert, die in aufwendigen Mustern über den Stoff fließen und bei jeder Bewegung sanft schimmern. Ein metallenes Bruststück ergänzt sein Erscheinungsbild, das Eleganz und Stärke vereint. Alles an ihm strahlt die Macht und Autorität aus, die die Brotherhood repräsentiert.

»Schön, euch anzutreffen.« Der Mann nimmt den Brüdern gegenüber Platz.

Ein silbernes Flimmern fängt Caius’ Blick ein. Seraph erstarrt für einen Moment, seine Augen verengen sich, als die vertraute weiße Rüstung in der Menge aufblitzt. Kein Zweifel – die Haltung, der Schritt, das blasse Glänzen der Rüstung. Ihre Herzen schlagen schneller. Der Mann vor ihnen war kein Fremder, sondern das Mitglied der Brotherhood, auf das sie gewartet haben.

Eine junge Kellnerin in einem schlichten Leinenkleid, dass ihre zierliche Taille betont, bewegt sich anmutig durch die Taverne. Ihre klaren blauen Augen leuchten in der flackernden Kerzenbeleuchtung.

»Was darf es für euch sein?« Sie lächelt alle drei erwartungsvoll an.

»Drei Bier«, antwortet Kahn mit aller Entschiedenheit. Sie nickt und bringt gleich die Bestellung an den Tisch. Die Brüder mustern den Mann.

»Bin ich froh, dass ihr heil angekommen seid. Es ist gefährlich hier, wenn man sich in der Stadt nicht auskennt«, bricht der Fremde als Erster das Schweigen.

»Bis jetzt leben wir noch«, erwidert Seraph während er unsicher sein Gesicht verzieht. Kahn schmunzelt leicht.

»Ja, in der Tat ...«

Bei dem Anblick der zwei jungen Männer, kommen Kahn Erinnerungen an die alten Zeiten mit deren Vater hoch. Es überrascht ihn, wie sehr sie diesem ähneln.

Caius verliert keine Zeit und kommt gleich zum Punkt: »Unser Vater war geschockt, als der Bote uns erreichte. Was war so dringend, dass Ihr es uns erzählen wolltet?«

Kahn nimmt erst einen Schluck bevor er mit seiner Geschichte beginnt. Er erläutert die Gerüchte, die in letzter Zeit herumgehen.

Kahn senkt die Stimme und sein Blick huscht wachsam umher, als wäre jede Ecke der Taverne ein potenzielles Versteck für lauschende Ohren. »Wir haben Berichte bekommen,« sagt er leise, »über seltsame Sichtungen. Tote... willkürlich in den Wäldern anzufinden. Und überall, wo sie auftauchen, sind die Shins nicht weit.« Seine Augen verengen sich, seine Miene wird ernst. »Wir befürchten, dass die Necros sich formieren. Ein Angriff könnte bevorstehen.«

Die beiden Brüder erinnern sich an das erste Abkommen der Brotherhood, dass das Reich Arathia von den Shins verschont bleiben soll. Sie sind unsicher, wie sie mit dieser Information umgehen sollen.

»Falls es stimmt, was Ihr sagt, würden sie damit das Abkommen verletzen. Der Krieg zwischen der Covenant und der Necros tobt noch, meines Wissens nach«, wirft Seraph ein.

»Die Shins wollen wieder an die Macht. Sie zerstören die verschiedenen Reiche aller Völker und verbreiten seit dem ersten Krieg Schrecken.« Kahn kratzt sich nachdenklich am Kinn.

»Wäre nicht das erste Mal, dass sie versuchen, Arcana unter ihre Gewalt zu bringen. Sie haben Kraft gesammelt. Der Widerstand der Covenant ist geschwächt und verliert jeden Tag viele Krieger«, fährt Kahn fort. »Den Menschen ist nicht bewusst, was außerhalb ihres Reiches passiert und welche Gefahren die Welt birgt.«

Er richtet seinen Blick auf die beiden Brüder und verliert sich in Gedanken.

»Sie haben diesen Krieg doch begonnen. Wenn sie nur aus Hass handeln, müssen wir sie daran hindern.« Caius schlagt zornig auf den Tisch und zieht die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich.

Seraph versucht die Lage zu lockern. »Ihr seid Euch dessen sicher?«

Alle drei wechseln ernste Blicke.

Kahn lockert seine Haltung und atmet tief durch. »Trotzdem ist Vorsicht geboten, wir müssen bereit sein, falls ein Kampf bevorsteht. Arcana hat schon vieles verloren. Wenn wir die Freiheit ebenfalls verlieren, sind wir dem Untergang geweiht.«

»Gut, wir werden diese Nachricht genau so an Vater weiterleiten, er wird die richtigen Vorkehrungen treffen.« Caius nickt.

Kahn trinkt sein Getränk aus. »Noch etwas: Es ist eine mysteriöse Gestalt aufgetaucht. Dieser Mann soll so stark sein wie hundert Krieger. Seine Identität ist uns noch nicht bekannt.«

Die beiden schauen sich verwundert an.

»Warum erzählt Ihr uns das?«, stellt Caius die Frage, die sich ihnen beiden aufdrängt.

»Ihr solltet vorsichtig sein. Möglicherweise hat er es auf euch abgesehen.«

Caius verzieht sein Gesicht. »Was hat das zu bedeuten?«

»Das wissen wir nicht, ihr müsst ab jetzt äußerst vorsichtig sein. Außerdem werde ich zum Stützpunkt der Brotherhood zurückkehren und die Grenzen bewachen. In diesen Tagen kann man nicht vorsichtig genug sein.«

Kahn übergibt ihnen ein Dokument, das zusammengerollt und versiegelt ist.

»Das ist nur für die Augen eures Vaters bestimmt.«

Caius nimmt sie entgegen und nickt. Kahn erhebt sich schwerfällig.

»Gebt auf euch acht.« Mit diesem Wunsch verlässt er die Taverne.

Caius und Seraph bleiben sitzen. Was könnte es mit dieser mysteriösen Gestalt auf sich haben? Nachdem sie ihre Getränke ausgetrunken und bezahlt haben, verlassen sie ebenfalls die Taverne. Kaum, dass sie die Tür öffnen, stehen sie einem halben Dutzend Kopfgeldjäger gegenüber. Seraph schiebt sich langsam hinter Caius.

»Ich sagte doch, du bist zu auffällig«, bemerkt er trocken.

Caius verdreht die Augen. »Bitte, sei einfach einmal ruhig«

Die Kopfgeldjäger haben sie umstellt. Sie werden sich wohl oder übel einen Ausweg erkämpfen müssen. Ohne ein Wort zu verlieren, lassen sie ihre Umhänge fallen und ziehen ihre Schwerter. Caius fordert alle auf, sich zum Kampf zu stellen. Er blickt ernst in die Menge vor sich. Die Passanten weichen zurück und versuchen, diese Auseinandersetzung zu ignorieren. Die Kopfgeldjäger stehen mit breiter Brust vor den beiden, ihre Blicke durchbohren die Luft wie kalter Stahl. Ihre Hände ruhen locker auf den Waffen, die sie stets griffbereit tragen, und ein gefährliches Funkeln in ihren Augen verrät mehr, als Worte es könnten. Ihre Körperhaltung ist angespannt wie bei sprungbereiten Raubtieren.

»Heute ist unser Glückstag. Seraph und Caius, die beiden Prinzen von Exealla ohne jeglichen Schutz oder Begleitung. Auf euch ist eine große Summe ausgesetzt.«

Das ist neu, trotzdem zeigen sie keine Schwäche. In diesem Moment stürzt sich einer der Jäger auf Caius, doch dieser wehrt den Angriff geschickt mit seinem Schwert ab. Dann treten die anderen fünf Kopfgeldjäger hinzu und greifen sie an. Ein Kampf entbrennt. Holzkisten krachen zu Boden, und Früchte rollen über das Pflaster, als die umliegenden Stände im Getümmel ins Wanken geraten. Caius bewegt sich mit der Präzision eines erfahrenen Kämpfers, jeder Schritt sicher und durchdacht, während Seraphs Augen hektisch zwischen den Angreifern hin und her flackern. Seraphs zögernde Bewegungen verraten seine Unsicherheit, und seine Haltung wirkt wie eine Einladung für die lauernden Gefahren um ihn herum. Nachdem Caius zwei der Gegner außer Gefecht gesetzt hat, eilt er Seraph zu Hilfe. Dieser ist zu Boden gefallen. Caius kann gerade noch einen Angriff parieren, der beinahe Seraph getroffen hätte.

»Ich sagte doch, du sollst auf dich Acht geben.« Er reicht ihm die Hand und Seraph kommt wieder auf die Beine.

»Ich hatte alles unter Kontrolle«, beklagt sich Seraph und rückt seine Kleidung zurecht. Caius merkt aus dem Augenwinkel, dass noch mehr Feinde auf sie zukommen.

»Ich denke nicht, dass wir uns länger hier aufhalten sollten. Renn!«

Ausnahmsweise stimmt sein kleiner Bruder ihm zu und sie rennen los. Sie rennen quer durch Terosa, doch die Feinde sind ihnen noch immer auf den Fersen. Ihre Füße trommeln hastig über das Pflaster, während sie sich durch die engen Gassen winden. Hinter ihnen hallt das Geräusch schwerer Stiefel wider, das immer näher kommt. Händler ziehen hastig ihre Waren zurück, während Stände krachend umstürzen und Früchte und Töpferwaren in die Luft fliegen. Menschen springen zur Seite, weichen aus. Ihre Augen folgen den beiden, während sie verstohlen in die Schatten zurücktreten. Caius meidet den direkten Kampf und rennt immer weiter. Sie entdecken eine Gasse, wo sie für den Moment untertauchen können. Sie halten ihre Blicke auf die Straße gerichtet und verhalten sich unauffällig. Die Verfolger rennen an ihnen vorbei.

»Ich glaube, wir haben sie abgehängt«, bemerkt Caius nach einer Weile. Die beiden sind sich einig, dass sie nicht länger in Terosa verweilen sollten. Sie müssen schnell nach Hause.

Wer hat ein Kopfgeld auf sie aufgesetzt und zu welchem Zweck? Sie sehen nicht weit entfernt eine Brücke, die aus Terosa hinausführt. Sie schauen sich um, dann laufen sie auf die Brücke zu, die die Wasserkanäle der großen Stadt überspannt. Kaum sind sie in der Mitte der Brücke angelangt, werden sie von den Kopfgeldjägern erneut entdeckt. Sie machen sich kampfbereit. Ein Mann mit schulterlangem weißem Haar und einem weißen Gewand nähert sich von hinten. Seine blauen Augen und das markante Gesicht ziehen sofort die Blicke auf sich. Es handelt sich um ein Mitglied der Brotherhood.

Caius’ Augen blitzen, als er die weiße Rüstung in der Menge entdeckt. Die vertrauten Züge scheinen sich in den Schatten der Brücke zu verlieren, und sein Herz schlägt schneller. Er zieht Seraph hastig mit sich, weicht zurück und sucht panisch nach dem Ursprung des Problems. Erst nach einem angespannten Moment der Unsicherheit erkennt er den Fehler – der Mann in der Rüstung ist kein Feind.

Doch das Gefühl der Erleichterung währt nur kurz. Aus dem Gedränge tauchen zwei finstere Gestalten auf, ihre Bewegungen präzise und zielgerichtet. Sie greifen die Brüder an, ihre Klingen blitzen im Sonnenlicht. Caius und Seraph weichen den ersten Hieben aus, ihre Schwerter sausen blitzschnell durch die Luft.

Die Begegnung wird abrupt beendet, als eine mächtige Gestalt zwischen die Angreifer und die Brüder tritt. Mit einem kraftvollen Schwung zerschlägt Hectaria den Angriff der Feinde. Die Klingen seiner Gegner klirren und fallen zu Boden. Ein schneller, präziser Hieb genügt, um sie kampfunfähig zu machen. Die Feinde taumeln, dann sinken sie nieder.

Hectaria steckt sein Schwert zurück in die Scheide und wendet sich mit einem entschlossenen Blick den Brüdern zu. Die Menschenmenge um sie herum beginnt sich langsam zu beruhigen, die geschäftige Szenerie kehrt zurück, während Hectaria sich zu Caius und Seraph gesellt.

»Hectaria, Mitglied der Brotherhood. Es freut mich, euch kennenzulernen. Was habt ihr beiden bloß angestellt? Ihr seid keine Stunde hier und schon hört man Geschichten über zwei Fremde, die den Frieden stören.«

Caius’ Gesicht entspannt sich, und die starre Haltung in seinen Schultern lässt nach. Ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen verrät die Erleichterung, die ihn durchströmt, als er den Mann genauer mustert. Seraph atmet hörbar aus und die beiden tauschen einen schnellen Blick, in dem sich ein stilles Einverständnis widerspiegelt.

»Mit Verlaub, sie haben uns angegriffen«, erwidert Caius. Hectaria kniet sich zu den Verwundeten und Ohnmächtigen am Boden. Zu seiner Erleichterung sind sie noch am Leben. Er kommt wieder auf die Beine und wendet sich den Brüdern zu. Diese Tatsache will er gar nicht leugnen, sondern nur klarstellen.

»Gewiss doch, ihr wart aber auch zu auffällig. Auf jeden Fall solltet ihr mit mir kommen, ihr seid nicht sicher in dieser Stadt.«

Sie überqueren die Brücke zu dritt und sind auf dem Weg aus der Stadt. Nach diesen Ereignissen können die beiden Brüder nicht vorsichtig genug sein. Sie halten nach allen potentiellen Verstecken Ausschau, in denen sich Feinde aufhalten können. Hectaria fällt das sofort ins Auge.

»Macht euch keine Sorgen. Mit mir in der Nähe werden sie sich kaum trauen, euch anzugreifen.«

»Wieso haben sie uns überhaupt angegriffen?«, fragt Seraph.

»Jemand hat ein sehr hohes Kopfgeld auf euch ausgesetzt«, erklärt Hectaria. »Ich habe versucht, ihn zu finden, aber alle Spuren führen ins Nichts. Dieser Jemand hat keinen Namen, niemand hat ihn je gesehen. Es ist beinahe so, als würde ich einen Geist jagen.«

Seraphs Blick schweift ein letztes Mal über die Stadt, wo die prächtigen Wasserstraßen wie schimmernde Bänder durch die dicht bebauten Viertel fließen. Sonnenstrahlen tanzen auf der sanften Strömung, während Boote leise dahingleiten. Hoch über allem thront das imposante Schloss, dessen goldenen Türme im Licht glänzen. Der Wind trägt den Duft von frischem Wasser und blühenden Gärten zu ihm, die Melodie des geschäftigen Treibens in den Gassen klingt ihm in den Ohren nach. Für einen Moment stockt sein Schritt, seine Augen verweilen auf der lebendigen Pracht, doch dann wendet er sich mit einem stillen Seufzer ab.

»Das war es wohl mit unserem Ausflug«, seufzt Seraph.

Sie verlassen die Hauptstraße und biegen in einen schmalen Pfad ein, der sie durch dichte Bäume und unwegsames Gelände führt. Die Stadt verschwindet langsam aus dem Blickfeld, bis sie nur noch ein verschwommener Umriss in der Ferne ist. Der Pfad windet sich entlang eines sanft abfallenden Hügels. Die Geräusche der Stadt sind dem beruhigenden Rauschen der Blätter und dem gelegentlichen Knacken von Ästen unter ihren Füßen gewichen. Der Tag neigt sich dem Ende zu, und der Himmel färbt sich rot, während die Sonne untergeht. Zuletzt wandern sie durch ein Feld voller Sonnenblumen, deren Blüten im sanften Abendlicht glänzen. Das kleine Anwesen thront als einsames Juwel inmitten der Natur. Seine weißen Wände setzen sich kontrastreich von dem leuchtenden Gelb der Sonnenblumen ab, während das goldene Licht der untergehenden Sonne die Szene in ein warmes Glühen taucht. Eine Veranda lädt dazu ein, die Schönheit der Sonnenblumen zu bewundern. Das Haus fügt sich in die Landschaft ein. Holzmöbel und warme Farben schaffen eine behagliche Atmosphäre, während große Fenster den Blick auf das umliegende Sonnenblumenfeld freigeben. Eine offene Küche und geräumige Schlafzimmer bieten Komfort und Raum für Entspannung inmitten der Natur. Hectaria findet als Erster seinen Platz, während die beiden Geschwister eher einen fragenden Ausdruck haben. Sie verstehen nicht, warum sie sich hier befinden. Durchs Fenster genießt Hectaria den Sonnenuntergang, bevor er das Wort ergreift.

»Fürs Erste könnt ihr hier verweilen.«

Seraph bleibt stehen und betrachtet das Haus mit einer Mischung aus Staunen und Zufriedenheit. Die schlichte Architektur und die sorgfältig gepflegten Details spiegeln eine bescheidene Eleganz wider, die ihm gefällt.Caius hingegen betrachtet die Inneneinrichtung mit einem sachlichen Blick, der sich in Anerkennung verwandelt, als er die praktischen und funktionalen Aspekte der Architektur erfasst. Seraph macht große Augen und richtet sich an ihren Retter.

»Wohnt hier denn niemand?«

»Das Haus dient zur Sicherheit. In der Stadt kann es schon zugehen, wie ihr es zuvor feststellen konntet. Die Banditen würden sich nie so weit weg von Terosa begeben. Geht auf jeden Fall nicht mehr in die Stadt.« Er betont noch einmal die Gefahr. Die beiden versprechen, dass sie diesen Fehler nicht noch einmal machen.

»Wir haben, was wir wollten. Für uns gibt es keinen Grund, wieder zurück in die Stadt zu gehen. Hectaria, dieser Jemand, von dem du sprachst ...«, setzt Caius an.

Hectaria weiß sofort was der Junge meint. »Er ist momentan ein Phantom. Ein Phantom, das langsam eine Gestalt annimmt.«

»Wieso sollte er es auf uns abgesehen haben?«, fragt Seraph aufgeregt.

Hectaria seufzt. »Das wissen wir nicht. Deshalb habe ich euch gesucht. Er muss gewusst haben, dass ihr euch nach Terosa begeben habt. Es ist noch einiges ungeklärt und der Krieg tobt noch weiter. Kaum hat man alles unter Kontrolle, kommen schon neue Probleme auf einen zu.«

Mit diesen Worten begibt er sich zur Tür. Caius blickt dem Helfer direkt in die Augen, seine Miene verliert die übliche Ernsthaftigkeit und zeigt ein warmes, echtes Lächeln. Mit einer festen Handbewegung reicht er ihm die Hand, und die Wärme seines Händedrucks unterstreicht die Dankbarkeit in seinen Augen. Hectaria hält an der geöffneten Tür inne.

»Euer Vater ist ein alter Freund. Tretet eure Heimreise morgen früh an. In der Nacht sollte man sich nicht in den Weiten von Arcana aufhalten.«

»Wieso sollten wir nachts rausgehen?«, fragt Seraph aufdringlich.

Hectaria verlässt die beiden mit einem bescheidenen Lachen, ohne seine Frage beantwortet zu haben. Seraph und Caius stehen einen Moment lang still, blicken sich um und lassen die Müdigkeit des langen Tages auf sich wirken. Mit schweren Schritten gehen sie zu den Betten, streichen die Decken zurecht und schütteln die Kissen auf. Seraph wischt sich den Schweiß von der Stirn und lässt sich seufzend auf das Bett fallen. Es dauert nicht lange, bis die beiden tief und fest schlafen.

Später in der Nacht.

Der Vollmond gießt sein kaltes Licht durch das verstaubte Fenster und draußen im Zwielicht huscht etwas Blaues vorbei. Ein sanfter Schein fällt in den Raum, flackert auf Caius’ Gesicht und lässt ihn unruhig aufwachen. Er öffnet langsam die Augen, irritiert vom flimmernden Licht, das die Schatten seltsam tanzen lässt. Ein leises Summen, kaum mehr als ein Flüstern, dringt in seine Ohren, melancholisch und fern, als würde es ihn rufen. Die Luft scheint sich zu verdichten. Caius schiebt die Decke beiseite, steht auf und bewegt sich still durch den Raum, die Augen suchend auf den Ursprung des Klangs gerichtet. Seine Schritte sind vorsichtig. Er beugt sich über Seraph, dessen Atem ruhig und gleichmäßig ist.

Er legt eine Hand sanft auf dessen Schulter und rüttelt ihn, während sein Blick sich zwischen dem blauen Licht von Draußen und dem schläfrigen Gesicht seines Bruders bewegt.

»Seraph, ich glaube, draußen ist etwas.«

Die ständige Frage, ob sie eventuell entdeckt oder angegriffen werden könnten, schwebt schwer in der Luft.

»Das darf doch nicht wahr sein!«

Ihm wird schnell bewusst, dass Seraph viel zu tief und fest schläft. Er blickt wieder besorgt durchs Fenster. Der blaue Schatten befindet sich nun in den Sonnenblumenfeldern. Wie ein Geist ohne klare Gestalt. Caius kann das Gefühl nicht abschütteln, dass er nach ihm ruft. Er greift nach seiner Waffe und Ausrüstung und legt sie an. Zu dieser späten Stunde macht er sich auf den Weg nach draußen. Weit entfernt von den Blumenfeldern kann er das blaue Licht am Waldrand erkennen. Langsam läuft er durch die prächtigen Sonnenblumen, die vom Vollmond beleuchtet werden. Nach einer Weile befindet er sich vor dem Wald und sieht das Anwesen nicht mehr. Immer wieder bemerkt er ein blaues Licht mitten im Wald. Eine leichte Angst überkommt ihn, während er sich fragt, was ihn wohl im Dunkeln erwartet.

»Ich sollte lieber nicht ...«

Dennoch gibt er sich einen Ruck und tritt zwischen die finsteren Bäume. Kaum, dass ihn der Wald verschluckt, zuckt er entsetzt zusammen. Ein markerschütternder Schrei ertönt, der sogar den härtesten Krieger Angst verspüren ließe. Seine Hände umklammern die Waffe fester und er duckt sich hinter einen Baum. Er kann nichts erkennen, aber er weiß, aus welcher Richtung dieser Schrei gekommen ist. Mit klopfendem Herzen schleicht er weiter.

Sein Weg führt ihn zu einer Ruine. Die Mauern bröckeln und die einzelnen Gebäude drohen einzustürzen. Rankepflanzen wachsen aus den Rissen. Der alte Tempel wirkt mystisch und geheimnisvoll. Die hohen, verzierten Säulen und massiven Steinstrukturen sind vom silbrigen Mondlicht beleuchtet, das durch die Baumkronen fällt. Schatten tanzen über die überwucherten Steine und Reliefs. Eine unheimliche Stille herrscht. Der Eingang ist unter den herabhängenden Ranken und dem Moos kaum auszumachen. Nur das Rascheln der Blätter und das entfernte Rufen nächtlicher Kreaturen sind zu hören.

Einige der Türme sind eingestürzt und die Fensteröffnungen sind von heruntergefallenen Steinen und Schutt blockiert worden. Das muss der alte Tempel sein, der von den Engeln in der Antike errichtet worden ist, um die Götter zu verehren. Der Anblick erinnert an eine vergessene Vergangenheit.

Caius’ Herz schlägt schneller, als er eine Bewegung im schwachen Licht wahrnimmt. Ohne zu zögern duckt er sich hinter den rauen Felsen, seine Finger tasten nach Halt auf der kalten Oberfläche. Jeder Atemzug ist flach, fast nicht vorhanden, während er durch die Dämmerung späht. Zwei Gestalten stehen weiter vorne, undeutlich im Halbdunkel. Eine trägt einen schwarzen Umhang, das Gesicht verborgen hinter einer weißen Maske, nur ein Auge ist sichtbar. Neugier mischt sich mit wachsender Anspannung in Caius’ Brust. Er schleicht sich vorsichtig näher, doch plötzlich erstarrt er. Das metallische Zischen eines gezogenen Schwerts schneidet durch die Nacht. Ohne Vorwarnung rammt der Maskierte die Klinge in die Brust des anderen. Der Körper sackt lautlos in sich zusammen, und Caius bleibt wie angewurzelt stehen, der Schock raubt ihm fast den Atem.

Nach diesem grauenvollen Akt verschwindet der Maskierte im Dunkeln. Caius wartet mit rasendem Herzen ab, ob der maskierte Mann noch einmal zurückkehrt. Doch als alles ruhig bleibt, verlässt er sein Versteck und tritt zum Tatort. Mit leisen Schritten nähert er sich. Vorsichtig überprüft er den Puls des Opfers, aber es ist tot. Vor seinen Augen wurde ein älterer Herr umgebracht, dessen Gesicht ihm vollkommen fremd erscheint. Plötzlich ertönt erneut dieser unheimliche Schrei. Caius springt in Kampfposition und sieht sich hektisch um. Hinter ihm taucht die blaue Gestalt auf und er fällt in Ohnmacht.

Am nächsten Morgen wird Caius von seinem Bruder aufgeweckt. Er kommt langsam wieder zu Bewusstsein und öffnet die Augen. Zunächst erblickt er den Himmel über sich. Dann die Bäume, die sich in die Höhe recken. Das Zwitschern der Vögel ist zu vernehmen. Die Erinnerung an die Ereignisse der letzten Nacht kehren auf einen Schlag zurück.

»Er hat uns gewarnt, nachts nicht nach draußen zu gehen! Was hast du dir dabei gedacht?«, schimpft Seraph und betrachtet gleichzeitig die alte Ruine. »Was ist das überhaupt für ein Ort?«

Caius schildert den Vorfall der letzten Nacht. »Ich weiß nicht mehr, wie ich hierherkam, hier lag jemand, er ist getötet worden!«

Seraph schaut ihn besorgt an und schweigt für einen Moment. »Bist du dir sicher? Hier ist niemand.«

Caius kommt schnell auf die Beine und sieht sich den Tatort an. Die Leiche ist fort. Es gibt keine Spuren eines Mordes oder Blut auf dem Boden.

»Das kann nicht sein, er lag doch genau hier!« Aufgebracht rauft er sich die Haare und zeigt auf die vermeidliche Stelle. »Der Boden war voller Blut ...«

Seraph tritt leise näher und legt eine Hand auf Caius’ Arm. »Du hast dir sicher nur den Kopf angeschlagen.«

Dabei ist sich Caius sicher, was sich letzte Nacht zugetragen hat. Je mehr er diesen Vorfall rekonstruiert, desto suspekter wird das Ganze.

Er wird das Gefühl nicht los, das ihm jemand etwas mitteilen wollte. Seine Gedanken kreisen um den maskierten Mann. Ist er das Phantom, über das die Mitglieder der Brotherhood sprachen?

Am späteren Nachmittag treten sie ihre Heimreise in das Königreich Exealla an.

Kapitel 2Das Relikt aus der Vergangenheit

Die Stadt Aeris ist das pulsierende Herz von Arcana. Ihr weitläufiges Straßennetz und die imposanten Gebäude erstrecken sich bis zum Horizont und vermitteln eine Aura von unerschütterlicher Größe und Bedeutung.

Im Zentrum der Stadt erheben sich zwei Türme, die durch ein Netzwerk von Brücken miteinander verbunden sind. Sie sind das Wahrzeichen von Aeris. Als größte Stadt Arcanas ist Aeris das Zentrum des Handels, der Kultur und der Politik. Hier treffen sich die Völker der Angehörigkeit der Covenant, um die Sicherheit ihrer Welt zu festigen. Die zwei Türme dienen als Hauptquartier der Streitmacht der Covenant, die von hier aus ihre Operationen koordiniert und die politische Lage mit unerbittlicher Wachsamkeit überwacht. In den imposanten Festungen und weiten Versammlungshallen der Stadt kommen die führenden Köpfe der Völker zusammen, um vereint Strategien zu entwickeln und das Schicksal von Arcana zu lenken, stets bereit, jeden drohenden Angriff der Necros abzuwehren.

In den Straßen von Aeris wimmelt es von Menschen, die sich an bunten Ständen entlangschieben, angelockt von exotischen Waren und dem verführerischen Duft frisch zubereiteter Speisen. Händler preisen lautstark ihre Angebote an, während das stetige Rattern von Holzkarren und das fröhliche Plätschern der Brunnen eine lebendige Klangkulisse schaffen. Die Menschen bewegen sich schnell, ihre Stimmen verschmelzen zu einem Murmeln, während sie durch die Gassen schlendern, vorbei an den eindrucksvollen Bauwerken, deren Fassaden in der Nachmittagssonne glitzern.

Ace Lucis tritt durch das Stadttor. Seine Stiefel treffen auf das Kopfsteinpflaster. Die Schatten des Ledermantels tanzen im Rhythmus seiner Schritte und sein scharfer Blick fällt auf die Stadt. Der Mantel weht im Wind hinter ihm her und die Klinge seines Schwertes schimmert bei jedem Schritt. Seine Bewegungen strahlen die Geschmeidigkeit und Präzision eines erfahrenen Abenteurers aus, dessen Augen die Neugierde und den Entdeckerdrang widerspiegeln. Er bewegt sich mit festen Schritten durch die belebten Straßen der Stadt. Seine Schwester Ashley geht dicht hinter ihm her. Ihre feuerroten Haare fallen in sanften Wellen über ihre Schultern und fangen die Strahlen der Nachmittagssonne ein, während ihre sorgenvollen Augen den geschäftigen Trubel des Marktplatzes beobachten. Ihr Gewand ist ein kunstvoll gestaltetes Meisterwerk aus glänzendem Metall und Leder. Ihre Hände ruhen auf dem Griff ihres Schwertes, als wäre sie stets bereit, ihn zu schützen, und auch in ihren Augen steht unverkennbar eine tiefe, mütterliche Sorge.

Zwischen den dicht gedrängten Menschen und Marktständen zwängen sie sich voran, Schritt für Schritt. In der Ferne ragt die Silhouette der Covenanteinrichtung auf – ihr Ziel. Ashley lehnt sich mit ernstem Blick zu ihm hinüber.

»Du hast dich lange nicht mehr gemeldet, und jetzt willst du in die Haupteinrichtung der Covenant einbrechen. Manchmal verstehe ich dich einfach nicht.« Sie stößt einen Seufzer aus. Sie legt eine Hand auf seine Schulter und fügt hinzu: »Ich weiß, dass du deine eigenen Gründe hast, Ace. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Diese riskanten Unternehmungen sind gefährlich, das weißt du. Wir sind eine Familie, daher unterstütze ich dich. Aber ich bin dagegen.«

Ace blickt zu den Türmen in der Ferne, seine Augen brennen vor Entschlossenheit. Ohne zu zögern, dreht er sich zu Ashley um. Mit einem Nicken zeigt er auf die Türme.

»Wir müssen mehr über die alten Geschichten von Arcana erfahren, wenn wir die Welt verändern wollen.« Mit der Hand deutet er auf die beiden Türme in der Ferne und fährt fort: »Ein altes Artefakt wird uns dabei weiterhelfen.«

Er ballt die Faust. Die Gefahren und Risiken, die vor ihm liegen, scheinen ihn nicht zu schrecken; vielmehr befeuern sie seinen Entschluss. Er ist bereit, jeden Preis zu zahlen, um das Wissen aus der Vergangenheit zu erlangen, dass die Welt verändern könnte.

Ace und Ashley bewegen sich auf die beiden Türme zu. Die massiven Mauern, die das Gelände umgeben, wirken wie ein undurchdringlicher Schutzschild. Nur ein Eingang ist zu sehen. Die Wachen patrouillieren mit festen Blick entlang der Mauern. In ihren kunstvoll gearbeiteten Rüstungen, schwarz wie die Nacht, wirken sie wie lebendige Festungen. Goldene Verzierungen fließen über das dunkle Metall und die Gravuren scheinen zu leuchten, während die Helme mit Hörnern und Kämmen bedrohliche Silhouetten zeichnen. Die Black Knights mit ihren Schilden und Schwertern strahlen eine kalte Entschlossenheit aus, bereit, jeden in den Staub zu zwingen, der es wagt, das Gelände zu betreten. Ace bleibt stehen und beobachtet die Szene mit der Präzision eines Jägers, bevor er einen Entschluss fasst.

Ace wirft einen letzten prüfenden Blick auf die patrouillierenden Wachen, bevor er den Kopf hebt und das Eingangstor fixiert.

»Ich gehe durch die Vordertür.«

Ashley greift schnell nach Aces Arm und zieht ihn mit einem Ruck zur Seite. Ihre Augen funkeln vor Ärger, ihre Lippen sind zu einer Linie zusammengepresst. Ihr Griff wird fester, während ihre Stirn sich kräuselt, als sie ihm eindringlich in die Augen sieht. Das leichte Zittern in ihren Händen verrät die aufkeimende Verzweiflung. Sie zieht Ace näher zu sich, ihre Augen brennen vor Sorge.

»Das kann nicht dein Ernst sein«, flüstert sie angespannt. Ihre Hand umklammert seinen Arm, während sie ihn mit einem eindringlichen Blick fixiert. »Es ist viel zu gefährlich, einfach durch die Vordertür zu gehen. Die Wachen da drüben … sie lassen niemanden durch. Und wir haben keine Ahnung, was uns drinnen erwartet.«

Ashley distanziert sich und senkt ihren Blick. Ace nutzt diesen Augenblick und steht bereits vor dem Tor. Die Wachen drehen sich zu ihm um und fixieren Ace mit kaltem Blick.

»Zurücktreten! Dies ist Sperrgebiet!«

Mit einem schüchternen Lächeln tritt Ace einen Schritt auf die Wachen zu. Ashley legt ihre Stirn in Falten und seufzt frustriert, während sie den unüberlegten Schritt ihres Bruders mit wachsendem Unmut verfolgt. Ace zieht sein Schwert, und die Wachen reagieren sofort. Die Gardisten drängen ihn mit roher Kraft zurück.

Ashley bleibt zurück, unsicher, als sich die Wachen auf Ace stürzen und ihn überwältigen. Ihr Herz schlägt schneller, und sie spürt die Blicke der Gardisten auf sich, doch sie bleibt regungslos, als ob sie mit der Umgebung verschmelzen würde. Sie hält sich gedeckt, vermeidet es, zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und wendet ihren Blick ab. Jeder ihrer Schritte ist bedacht, jede Bewegung vorsichtig, als ob sie in einem Netz aus Unsicherheit und Gefahr gefangen wäre. Sie starrt auf die beiden Türme, die sich drohend gegen den Himmel erheben.

»Das darf doch nicht wahr sein!«

Sie lässt sich auf den Boden sinken. Ihr Blick wandert zu dem rechten Turm, und ein Plan nimmt in ihrem Kopf Gestalt an. Sie wird einen Weg finden, um Ace aus dieser misslichen Lage zu befreien.

Ace erwacht langsam aus seiner Betäubung, der steinerne Boden unter dem alten Teppich fühlt sich rau und unnachgiebig an. Die Ketten an seinen Handgelenken klirren, als er sich bewegt. Ihre dicken Glieder sind fest an die Armlehnen des Stuhls geschmiedet. Der Saal, in dem Ace erwacht, wirkt wie ein Zeugnis von Macht und Tradition. Die Reliefs an den dunklen Holzvertäfelungen zeigen historische Szenen aus Schlachten und Heldentaten des großen Krieges von Arcana. Banner, in edlen Farben gehalten, hängen von den hohen Deckenbalken und fließen sanft im Luftzug. Der Teppich, dessen blasse Muster von vergangenen Zeiten zeugen, bietet wenig Trost, doch seine Präsenz mildert die Kälte des Saals. Ace blinzelt. Die Realität seiner Gefangenschaft dringt zu ihm durch. Er sitzt auf dem Stuhl, die Hände fest in die kalten Ketten geschlagen, die an den Armlehnen befestigt sind. Seine Schultern sind steif, die Muskeln schmerzen von der ständigen Anspannung und seine Beine sind in einer ungünstigen Position angewinkelt. Der Stuhl selbst ist hart und jeder Kontakt mit dem Holz lässt seinen Rücken schmerzen.

Er entdeckt die Frau, die ihm gegenübersteht. Die Sonne fällt durch das hohe Fenster und lässt die goldenen Verzierungen auf den Rüstungen der vier Black Knights aufblitzen, die sie bewachen. Ace fühlt sich erleichtert, als er Jennifer erkennt – auf das Treffen hat er gepokert. Sie war eine alte Bekannte von ihm und ist ebenfalls im Königreich Lucis aufgewachsen. Sie sind seit Kindheitstagen befreundet. Ihre Wege trennten sich, als sie sich entschied, der Brotherhood zu dienen.

»Jennifer«, krächzt er.

»Ja, ich«, erwidert die Frau gleichgültig und schaut auf ihn herab. Ein Lächeln ziert ihr Gesicht, als ob sie sich heimlich über Aces missliche Lage amüsiert. Sie steht in der Mitte des Raums, ihre Haltung ist gelassen und gleichgültig, als wäre sie weit über den Umständen erhaben. Sie streicht ihre dunklen Haare über die Schulter und macht einen Schritt in seine Richtung. Das schwarze Kleid umfließt ihre Figur. Trotz der drückenden Situation wirkt sie auf eine subtile Art und Weise beruhigend, als ob sie die Macht hat, den Raum und dessen Dynamik zu kontrollieren.

Ace lässt seinen Blick durch den Saal schweifen, verweilt kurz bei der Aussicht auf die Stadt und richtet ihn schließlich auf Jennifer. Er zieht an den Ketten, die an den Armlehnen des Stuhls klirren.

»Hallo, Ace, lange nicht gesehen. Sieht so aus, als gehe es dir gut.« Jennifer hebt eine Augenbraue und lässt ein leises, fast schüchternes Lachen erklingen, das durch den Raum hallt. Sie blickt auf Ace, als würde sie in Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit schwelgen, während ihr Lächeln breiter wird. Ihre Augen funkeln hinter dem geheimnisvollen Lächeln, und sie genießt offensichtlich den Moment.

»Mir ging es schon besser, meine Liebste.«

»Der Anblick deiner Fesseln weckt Erinnerungen.«

Jennifers Schritte hallen im Raum wider. Als sie vor ihm stehen bleibt, schweift ihr Blick kurz zum Fenster und ihr entweicht ein leiser Seufzer. Ihre Schultern entspannen sich für einen Moment, bevor sie sich mit einem nachdenklichen Ausdruck wieder Ace zuwendet.

»Ace, was willst du hier? Sogar du solltest wissen, dass es Wahnsinn ist, sich in diesem Gebäude ohne Erlaubnis aufzuhalten. Wäre es jemand anders gewesen, hätte ich ihn schon längst getötet.«

»Ganz ehrlich, ich habe mich verlaufen.« In seiner Stimme schwingt Sarkasmus mit.

Jennifers Miene verhärtet sich. Ihre Augen verengen sich, und die sanfte Amüsiertheit weicht einer scharfen Skepsis. Sie verschränkt die Arme und lehnt sich vor, ihr Blick bohrt sich in Aces.

»Verlaufen?«, wiederholt sie schneidend. »Glaubst du ernsthaft, sie hätten dich gefangen genommen, weil du dich verlaufen hast?«

Ihre Lippen pressen sich zu einem dünnen Strich zusammen, als ob sie auf eine überzeugendere Erklärung hofft. Sie weiß vermutlich längst, dass er sie mit einer Ausrede abspeisen möchte. Sie schüttelt leicht den Kopf, als wüsste sie genau, dass hinter dieser Fassade mehr steckt, als er preiszugeben bereit ist.

Ace lehnt sich vor, die Ketten an seinen Händen klirren leicht. Sein Blick ist fest auf Jennifer gerichtet und seine Stirn runzelt sich vor Frustration.

»Dann scheinen sie ja gar nicht so gut zu sein, wie alle behaupten. Weißt du, das ist das Problem. Wieso hat man eine Armee, die Arcana helfen könnte, benutzt sie aber nicht?«

Er schnaubt verächtlich und wirft einen bedeutsamen Blick zu den Wappen und den Bannern, die die Wände schmücken, als wolle er die Diskrepanz zwischen der Prahlerei und der Realität sichtbar machen.

Jennifer tastet nach dem Stuhl hinter sich, zieht ihn näher heran und lässt sich schließlich elegant zurücksinken. Ihre Finger gleiten über den prachtvollen Stoff ihrer Robe, als wollte sie sich von den Vorwürfen abwenden. Ihre Haltung wird entspannter, doch ihre Augen bleiben scharf. Die Blicke auf ihre Hände, die sich in den Armlehnen verkrallen, verraten eine kurze Phase der Nachdenklichkeit. Dann schaut sie Ace an, als ob sie die Herausforderung seiner Worte abwägen und eine Antwort vorbereiten würde, die die Kluft zwischen Idealen und Realität beleuchtet.

»Die Entscheidung liegt nicht bei mir, doch ich verstehe, was du meinst. Wir könnten dem Ende schneller entgegenkommen. Die Kriege außerhalb von Arathia sind nicht unsere Sache.«

Ihre Hand streicht über die Verzierungen auf ihrem Kleid, als würde sie die Last der Verantwortung in den feinen Details suchen, während sie die Entscheidungen der Brotherhood verteidigt.

Ashley schleicht fast unsichtbar in den Schatten, bewegt sich mit Präzision. Ihr Schwert, das im gedämpften Licht schimmert, hält sie fest in der Hand. Ihre Augen sind konzentriert und ihre Bewegungen sind von einer kalkulierten Ruhe geprägt.

Sie schwingt sich von den Balken herab, ihr Schwert zieht einen Bogen durch die Luft. Der Angriff trifft den Ritter unter ihr mit überraschender Wucht. Der Ritter taumelt, als der Schlag gegen seine Seite ihn aus dem Gleichgewicht bringt. Das Schwert entfällt ihm und schlägt klirrend auf den Boden, während die Wucht des Angriffs ihn hart zu Boden drückt. Der Schmerz lähmt ihn, und er bleibt reglos liegen, kampfunfähig. Die anderen Ritter wenden sich alarmiert um. Voller Entsetzen erkennen sie, dass sie ebenfalls ins Visier geraten sind.

Ashley kämpft mit einer präzisen Bewegungsführung. Jeder Hieb und jeder Block sind effizient. Mit Anmut und Kraft streckt sie die Ritter nacheinander nieder. In wenigen Augenblicken liegen die vier Ritter bewusstlos auf dem Boden, ihre Rüstungen klirrend und durcheinander, während Ashley sich über ihnen erhebt.

Jennifer nähert sich lautlos der Gestalt, die mitten im Saal steht, umgeben von bewusstlosen Rittern. Ihr Schwert blitzt in der Hand, doch als sie näherkommt und die Gestalt genauer sieht, bleibt sie abrupt stehen. Ihre Augen weiten sich, und ihre Hand am Schwertgriff beginnt leicht zu zittern. Mit bebender Stimme ruft sie schließlich: »Ashley, was machst du hier?«

Ashley ignoriert sie und steuert direkt auf Ace zu. Ihr Gesicht zeigt einen Ausdruck, der sowohl Entschlossenheit als auch Besorgnis ausstrahlt. Ihre Bewegungen sind geschmeidig, aber von einer spürbaren Anspannung durchzogen. Ace erkennt, dass sie auf Konfrontation aus ist, und seine Miene verzieht sich leicht. Entschlossen starrt er zu ihr hoch.

»Kannst du nicht einmal auf dich aufpassen? Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, dich zu finden, geschweige denn, mich durch die Garden zu schleichen?«

Ace sieht zu Ashley auf. Sein Blick strahlt unerschütterliche Zuversicht aus, obwohl die Ketten an seinen Handgelenken schwer und unnachgiebig wirken. Mit einem schelmischen Grinsen versucht Ace, die Situation zu entschärfen.

»Lief doch alles gut. Kannst du mir die Ketten aufmachen?«

Ashleys Augen verengen sich. Ein genervtes Lächeln tritt auf ihre Lippen, als sie die Ketten ansieht, die ihren Bruder so unschön fesseln.

Trotz der Ketten, die ihn an den Stuhl binden, lässt sich Ace entspannt zurücksinken, seine Haltung von fast provokanter Gelassenheit geprägt, während er Ashley ungerührt ansieht. Ihre Frustration wird in ihrem Gesicht immer deutlicher. Jennifer beobachtet reglos die Interaktion zwischen den Geschwistern. Ihr Blick wandert zwischen Ashley und Ace hin und her, das Erstaunen und Unverständnis klar auf ihrem Gesicht zu lesen. Schließlich bewegt sie sich langsam auf die beiden zu, ihre Schritte unsicher.

»Wisst ihr, was ihr getan habt?«

Ashleys Augen blitzen vor Entschlossenheit. »Nur du weißt, wer wir sind, die anderen nicht …« Ihre Stimme trägt einen scharfen Unterton, der die Dramatik der Situation unterstreicht.

Jennifer beobachtet die Interaktion zwischen Ashley und Ace, ihre Augen weiten sich, als ihr die Bedeutung dieser Worte deutlich wird. Ihr Blick wandert zwischen Ashley und dem gefesselten Ace hin und her, während ihre Stirn sich in sorgenvolle Falten legt. Überraschung wird zu Verständnis, als sie beginnt, die Verwicklungen der beiden Geschwister zu verstehen versucht.

»Sag mir nicht, das ist wieder einer deiner Pläne.«

Ace lehnt sich mit einer provokanten Lässigkeit in seine Fesseln zurück, ein Hauch von Triumph in seinem Lächeln. Sein Blick ruht auf Jennifer, die allmählich erkennt, was vor sich geht. Sein Selbstbewusstsein strahlt durch die angespannte Atmosphäre, und seine Lippen verzerren sich zu einem schmalen, triumphierenden Grinsen. Jennifer nimmt die Schlüssel hervor.

»Ich kann es kaum fassen, dass ich euch helfe.«

Mit einem leisen Klicken öffnet Jennifer das Schloss der Fesseln. Ihre Finger bewegen sich sicher und entschlossen, während sie den Schlüssel dreht. Die Ketten fallen von Aces Handgelenken. Sie wirkt resigniert.

Ace lauft zum Tor und schiebt es einen Spalt weit auf. Er späht hinaus, die angespannten Geräusche von sich nähernden Schritte dringen an sein Ohr. Er wird ernst, als er die Bedrohung erfasst.