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Lotta möchte ihren Geburtstag garnicht feiern, so traurig ist sie über den Umzug in das kleine Dorf und so sehr vermisst sie ihre Freundinnen. Doch ein Geburtstagsgeschenk ändert nicht nur den Tag, sondern ihr ganzes Leben. Von diesem Tag an sind Lotta und ihr Hund Quax unzertrennlich und erleben immer wieder neue Abenteuer, nicht zuletzt weil ihr Hund es faustdick hinter den Ohren hat.
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Seitenzahl: 103
Veröffentlichungsjahr: 2017
Lotta liegt im Bett, gähnt und streckt sich. Dabei rutscht der große Zeh des rechten Fußes unter der dicken Bettdecke hervor und der Zeh und somit auch Lotta beschließen heute einfach den Tag im Bett zu verbringen. Es war eindeutig zu kalt zum aufstehen. Mit diesem Beschluss drehte sie sich auf die andere Seite und begann zu grübeln. Heute war ihr Geburtstag. Ein besonderer Tag, so hatte sie jedenfalls immer empfunden. All die Jahre ist sie frühmorgens pfeifend aus dem Bett gesprungen, hat mit ihren Eltern zur Feier des Tages lange gefrühstückt und dann durfte sie immer die Geschenke auspacken. Nachmittags hatte sie sich dann mit ihren Freundinnen getroffen und sie sind, seit ihrer frühesten Kindheit in das riesige Schwimmbad im Nachbarort gefahren. Lotta liebte ihre Freundinnen. Und nun? Durch einen neue Arbeitsstelle des Vaters ist dieser vor 5 Monaten in eine Stadt namens Neukirchen gezogen. Mutter war sehr traurig, denn sie konnten sich nur noch an den Wochenenden sehen. Auch Lotta vermisste ihren Vater. Und eines Samstags abends, sie aßen gerade zusammen zu Abend, stellte ihre Mutter drei Sektgläser auf den Tisch, füllte Lottas Glas mit Orangensaft und goss dann sich und ihrem Mann Sekt ein. Staunend wurde sie angeschaut, als sie verkündete: „Lotta, Uwe, das Getrennt sein hat nun ein Ende. Ab sofort können wir wieder alle zusammen wohnen, leben.“ Während Uwe seiner Frau um den Hals fiel, versuchte Lotta ihre Gedanken zu sammeln. Wieso wusste Vater da nichts von? Wieso konnte Mutter ihm erzählen, dass er nun wieder hier arbeiten könne? Und so langsam bemerkte sie, dass nicht ihr Vater wieder kommen würde, sondern sie und ihre Mutter nach Neukirchen ziehen sollten. Aber das ist ausgeschlossen. Ihre Freundinnen waren hier, ihre Schule, ihr Leben! Nein, sie würde nicht mitgehen! Natürlich durfte Lotta nicht dort bleiben und musste, unter ihrem Protest, mit nach Neukirchen ziehen. Und hier lebte sie nun seit einigen Wochen. Lotta war so traurig, so dass sie sich in ihrem Zimmer verkroch und selbst in der neuen Schule mit niemandem ein unnötiges Wort redete. Also sah sie auch heute keinen Sinn darin, auf zu stehen und diesen Tag zu feiern. Wenn es nach ihr geht, könnte sie diesen Sonntag ganz allein im Bett verbringen, mit ihren Freundinnen telefonieren und sich selbst bemitleiden. Sonderbar war nur, dass ihre Eltern sie gewähren ließen. Es war inzwischen zehn Uhr und immer noch war niemand in ihr Zimmer gestürmt. Auch waren keine Geräusche aus der Küche zu hören. Mir doch egal, dachte sich Lotta und zog die Decke über den Kopf. In dem Moment hörte sie die Haustür. Und vorbei war es mit der Ruhe, denn auch ihre Zimmertür wurde Sekunden später aufgemacht und die Eltern setzten sich auf ihr Bett und sangen „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen...“ aber Lotta blieb unter der warmen Bettdecke verborgen. Und auf einmal schob sich etwas zu ihr unter die Decke. Lotta wusste nicht so recht, womit sie es zu tun hatte. Warmer Atem kam immer näher und dann... leckte ihr jemand durch das Gesicht! Lotta schmiss die Bettdecke durch das halbe Zimmer und starrte ungläubig auf den eben noch dagewesenen Hund! „Ein Hund? Wirklich? Ein echter Hund? Für mich?“ Während ihre Mutter nickte und wie Lotta über das ganze Gesicht strahlte, sprang ihr Vater dem Hund nach. Dieser hatte nämlich die weg fliegende Bettdecke als ein Spiel aufgefasst und biss gerade herzhaft hinein um diese dann um seinen Kopf fliegen zu lassen. Immer wieder wedelte er sie hin und her, die Federn flogen in alle Richtungen. Während Lotta und ihre Mutter sich im Bett durchschüttelten vor Lachen, versuchte ihr Vater zu retten was zu retten war und spurtete dem Hund und der Bettdecke nach. Der schwarze Wuschel ließ ihn immer bis auf einen Meter drankommen und raste dann mit seiner Beute in das nächste Zimmer. Nach wenigen Minuten war die komplette Wohnung mit kleinen Federn übersät. „Und als nächstes, mein Schatz, wirst du eine neue Bettdecke bekommen.“ Lachte ihre Mutter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Nun war auch Lotta nicht mehr zu halten und sauste hinter den anderen her. Ihr Vater hatte inzwischen den Kampf gewonnen und hielt die Bettdecke hoch über seinen Kopf, während der Hund vor ihm saß und sein neues Spielzeug nicht aus den Augen ließ. „Wo kommt er her? Wie heißt er? Und wie?“ Lotta wusste vor Aufregung nicht mehr, was sie fragen sollte. Ihr Vater lachte: „Sein Name ist Quax. Wir haben ihn eben aus dem Tierheim geholt. Er soll ein sehr lieber Hund sein, der sehr klug ist. Darum sollen wir immer besonders vorsichtig sein! Wie wäre es, wenn du nun mit deinem neuen Freund einmal die Straße auf und ab gehst, während Erika und ich hier einmal die Federn weg saugen und das Frühstück vorbereiten? Danach werden wir dir alles über ihn erzählen. Aber lass ihn nicht frei laufen, er muss sich ja zu erst einmal an uns gewöhnen.“ Lotta nickte eifrig und schnappte sich die Leine: „Komm Quax, wir werden uns draußen mal kennen lernen, dann können die Großen das Chaos beseitigen.“ Quax lies nur widerwillig seine Decke bei dem Mann zurück, aber als er merkte, dass es raus ging, war er kaum noch zu halten. Er stürmte aus dem Haus und Lotta flog die Straße hinunter hinterher. Erst an der Wiese kamen sie zum stehen. Während Quax jeden Grashalm untersuchte, musterte Lotta ihn. Eigentlich hatte sie sich schon lange einen Hund gewünscht. Am liebsten einen Welpen, mit dem sie gemeinsam groß werden könnte. Damals. Nun war sie ja selber schon groß, immerhin ist sie heute vierzehn geworden. Trotzdem war dieser Hund immer noch sehr groß. Das schwarze, zottelige Fell verlieh ihm trotzdem ein kuscheliges Aussehen. Seine Augen waren schwer auszumachen, da das Fell auch über diese im hohen Bogen wuchs. Die Ohren jedoch waren das beste. Diese standen halb nach oben, halb zur Seite und hatten, ganz an den Spitzen, einen lustigen Büschel. Das Fell war durchzogen mit einer handvoll weißen Haaren, um die Schnauze ein wenig bräunlich. Ansonsten war er pechschwarz! Das Fell war ein wenig borstiger, nicht so weich wie bei anderen Hunden. Lotta mochte ihn, das wusste sie schon jetzt. Dieser Hund sah nach Spaß aus! Auch wenn er gerade nicht angenehm zu halten war, denn Quax sah nicht ein, dass die Leine ein Ende besaß! Und deswegen raste er immer wieder mit aller Wucht hinein, nur um Sekunden später in die andere Richtung zu hetzen. Lotta seufzte auf und machte sich auf den Heimweg. Mit diesem Rabauken hatte sie noch ein schönes Stück Arbeit vor sich! Nein, so sollte sich ihr Hund nicht benehmen und dafür müsste sie sorgen. Kaum war sie durch die Haustür wieder im warmen Haus, rief sie schon nach ihren Eltern: „Mama, Papa, ich brauche Hundeleckerlis!“ Ihre Eltern erwarteten sie lachend am Küchentisch. Dieser war reichlich gedeckt und neben frisch duftenden Brötchen und leckerem Aufschnitt gab es zum Geburtstagsmorgen auch immer schon Torte. Während die drei sich in Ruhe den Brötchen widmeten, setzte sich Quax zwischen sie auf den Boden und legte die Schnauze auf den Tisch. Ihre Mutter schaute erschrocken, doch Lotta, sich der neuen Erziehungsrolle bewusst, sah ihn streng an und schob vorsichtig die Schnute wieder herunter. Quax seufzte und legte sich auf den Boden. Hier musste er sich wohl neue Tricks einfallen lassen um an das Menschenessen zu gelangen. Ihre Mutter begann zu erzählen: „Wir hatten vorgehabt dir einen Welpen zu schenken, wie du ihn dir gewünscht hast. Es sollte dein Hund werden, aber wir mussten uns auch klar sein, dass wir ebenso uns um diesen kümmern müssen, wenn du mal nicht kannst. Also waren wir auf der Suche nach einem guten Welpen. Aber wir kennen uns ja nicht so aus und darum haben wir in einer Hundeschule angerufen und haben uns beraten lassen. Wusstest du, dass man den unterschiedlichen Rassen unterschiedliche Eigenschaften zu ordnet? Jedenfalls, die Frau von der Schule hat uns viele Informationen gegeben und uns dann aber auch dazu geraten, doch einmal im Tierheim vorbei zu schauen. Es muss ja nicht immer ein Welpe sein, vor allem als erster Hund, wenn man selber noch viele Fehler macht. Ein erwachsener Hund verzeiht einem das schon mal. Also sind wir letzte Woche, du erinnerst dich, wir haben gesagt, wir sind bei Tante Sandra, in das Tierheim gefahren. Und was soll ich sagen, die ganzen armen Hunde. Leben dort, in Ausläufen und die Angestellten tun, was sie nur können. Aber auch diese Hunde haben doch ein zu Hause verdient. Einen Menschen, von dem sie geliebt werden. Und es gab so wundervolle Hunde dort! Alle Größen, alle Rassen, alle Charaktere.“ Liebevoll schaute sie auf den liegenden Quax und Lotta erkannte, dass es ihrer Mutter wirklich ans Herz ging, wenn sie an die anderen Hunde dachte. Darum fuhr ihr Vater fort: „Jedenfalls waren wir ganz vernarrt in einen kleinen, weißen Hund. Doch dieser war sehr schüchtern, ja sogar ängstlich. Weiß Gott, was er alles erleben musste. Und dann, ganz hinten, in einem Verschlag, sahen wir dann Quax. Oder besser, wir sahen ein zotteliges Monster“ Ihr Vater lachte auf! Er wollte gerade fort fahren, da streifte sein Blick die Uhr und er sprang auf: „Ach Mist, hätte ich doch beinah, also, ähm, packt ihr ruhig schon Geschenke aus, ich muss noch was erledigen.“ Mit diesen Worten warf er sich die Jacke über und stürmte raus. Lotta sah ihre Mutter fragend an, doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, was dein Vater wieder ausheckt. Na vielleicht möchte er noch Torte, wenn er wieder kommt. Und was ist mit dir? Satt? Na dann lass uns mal ins Wohnzimmer gehen, da liegen noch ein- zwei Geschenke. Aber erwarte nicht zu viel, der Hund wird uns noch einiges kosten, das hab ich so im Gefühl, oder du kleiner Nimmersatt?“ Arm in Arm gingen die Beiden in das angrenzende Wohnzimmer und Lotta staunte nicht schlecht, als sie noch weitere drei Geschenke auf dem Tisch liegen sah. „Oh wie lieb. Aber Mum, der Hund hätte mir gereicht!“ „Na, das größte ist auch eigentlich nicht für dich, eher für Quax“ Jetzt konnte Lotta nicht mehr warten und nahm sich gleich das größte Paket vor. Langsam wickelte sie es aus und stellte sich hin, um es im ganzen zu betrachten. Es war ein riesiges Kissen, an den Seiten erhöht und von der Fläche größer als der Wohnzimmertisch „Oh, ein Bettchen, für Quax. Das ist lieb! Darf ich das in mein Zimmer legen? Darf er bei mir schlafen?“ Erika nickte und deutet auf die anderen beiden Geschenke: „ Aber die Sachen sind wirklich für dich, Kleinigkeiten.“ Aus dem ersten wickelte Lotta eine neue Winterjacke, in beige, die ihr auch noch über die kompletten Oberschenkel reichte. Und wasserfest war sie auch. „Vielen lieben Dank, das ist natürlich ein perfektes Geschenk, jetzt, wo ich doch immer mit dem Hund raus muss.“ Aus dem letzten Paket holte sie noch ein Buch, dass sie sich schon länger wünschte. Nun wird es wohl doch erst noch ein wenig warten müssen, dachte sie sich, denn nun werde ich wohl die meiste Zeit mit Quax verbringen. Lotta fiel ihrer Mutter um den Hals und bedankte sich noch einmal für die herrlichen Sachen. Und da kam auch schon ihr Vater wieder und hinter ihm... Oh welch eine Überraschung, ihre zwei besten Freundinnen Lina und Svenja. Lotta fiel beiden abwechselnd um den Hals und dann umarmte sie schnell noch ihren Vater. „Vielen Dank, dass du extra den weiten Weg gefahren bist um sie abzuholen. Oh Papa, du bist der allerbes“ Weiter kam sie nicht, denn sie wurde jäh von ihrer Mutter unterbrochen, die zwischen Wohnzimmer und Küche stand, laut gekreischt hatte und nun eine Schimpftirade los ließ „Oh du undankbarer Esel, nehmen dich schön mit in ein warmes Haus und du Rindvieh? Ach du bist doch doof! Das schöne Porzellan!“ Schnell schauten Lotta, ihr Vater und ihre beiden Freundinnen um die Ecke um den Grund für Erikas Wut zu erfahren und dann sahen sie das Schlamassel. Dort, wo eben noch schön das Frühstück und die Torte standen und auf weitere Genießer warteten, lag nun ein sichtlich zufriedener und satter Quax und leckte den letzten Teller ab. Während Lina erschrocken schaute, zückte Svenja sofort ihr Handy um das ganze für ihre Klassenkameradinnen zu filmen. Lotta lief nur knallrot an und konnte die Situation kaum begreifen. Da lag ihr Hund auf dem Tisch, sichtlich zufrieden, die Torte die über war, den Aufschnitt und auch die drei übergebliebenen Brötchen, nichts war mehr zu sehen und sie sollte diesen Hund erziehen? Ihr Vater klopfte ihr auf die Schultern und brummte: „Denk dran, du kannst immer sagen, der Arme kommt aus dem Tierschutz und der frühere Besitzer hat ihn so verhunzt! Sei froh, dass es kein Welpe war, dann hättest du keine Ausrede“ Erika unterbrach kurz ihr schimpfen: „Aber ein Welpe wäre gar nicht erst auf den Tisch gekommen!“ Und jetzt konnte Lotta nicht mehr. Sie lachte laut los. Hier, bei ihrem neuen Hund, mit dem sie, so war sie sich nun sicher, noch vieles erleben würde, mit ihren Eltern und ihren zwei besten Freundinnen. Und sie lachte und lachte und war zum ersten mal seit Wochen wieder richtig glücklich!