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Stella Tack

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Beschreibung

Good Guy meets Wild Girl: Im 3. Band der New-Adult-Liebesroman-Reihe »Stars and Lovers« landet Ethan unfreiwillig in einer Tanz-Show - und verliebt sich in die Tänzerin Payton. Als Ethan mit seinem besten Kumpel Tyson zu einer Weltreise aufgebrochen ist, hatte er nur ein Ziel: seine erste große Liebe zu vergessen. Gestrandet in Südkorea, die Reisekasse leer, bewirbt Ethan sich für die Internationale Tanzshow »Love it up«. Zu seiner eigenen Überraschung wird er genommen, und als er dann auch noch der selbstbewussten Payton begegnet, verspürt er zum ersten Mal seit Langem wieder echten Lebensmut. Doch je bekannter Ethan durch die Show wird, desto weniger erkennt er sich selbst noch wieder. Schon bald wird ihm klar, dass er sich auf einen gefährlichen Tanz eingelassen hat, bei dem er zwar viel gewinnen, jedoch auch alles verlieren könnte … Auch in Stella Tacks neuem New-Adult-Liebesroman »Love it up« warten wieder jede Menge Romantik, Witz und zwei tolle Hauptfiguren auf dich! »Stars and Lovers«, die Liebesroman-Reihe mit viel Humor und Glamour-Faktor, ist in folgender Reihenfolge erschienen: - »Beat it up« (DJ-Szene, Summer und Gabriel) - »Light it up« (Set einer Netflix-Serie, Rosie und Xander) - »Love it up« (Tanz-Show, Payton und Ethan)

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Seitenzahl: 535

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Stella Tack

LOVE IT UP

Roman

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Als Ethan mit seinem besten Kumpel Tyson zu einer Weltreise aufgebrochen ist, hatte er nur ein Ziel: seine erste große Liebe zu vergessen. Gestrandet in Südkorea, die Reisekasse leer, bewirbt Ethan sich für die Internationale Tanzshow »Love it up«. Zu seiner eigenen Überraschung wird er genommen, und als er dann auch noch der selbstbewussten Payton begegnet, verspürt er zum ersten Mal seit Langem wieder echten Lebensmut. Doch je bekannter Ethan durch die Show wird, desto weniger erkennt er sich selbst noch wieder. Schon bald wird ihm klar, dass er sich auf einen gefährlichen Tanz eingelassen hat, bei dem er zwar viel gewinnen, jedoch auch alles verlieren könnte …

Inhaltsübersicht

Widmung

Vorwort

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

Epilog

Danksagung

Für meine Mama, die mich zwölf Jahre lang zweimal die Woche zum Ballettunterricht gebracht hat, obwohl ich eine absolut grauenhafte Tänzerin war.

Die bei jeder Aufführung dabei war.

Die vor Stolz geheult hat, obwohl ich auf der Bühne immer nach rechts statt links abgebogen bin. Danke, dass du stets mein größter Fan warst und bis heute bist.

Vorwort

Meine lieben Leser*innen, wenn ihr euch jetzt bereit macht, in diesem Buch zusammen mit Ethan und Payton Ziegen zu stehlen und Las Vegas auf den Kopf zu stellen, haltet eure hübschen Äuglein für einen ganz speziellen und vor allem neuen Gastauftritt offen.

 

Nachdem ich mir in »Light it up« schon Cole aus der Green-Valley-Reihe ausleihen durfte, war mir schnell klar, dass ich für »Love it up« ebenfalls jemanden einladen wollte.

Nur wen?

Und woher?

Aus welcher Welt?

Am besten jemanden, den ich nicht allzu sehr verstöre, wenn er auf meine Truppe hier trifft.

 

Ganz zufällig ist mir schließlich meine liebe Kollegin Julia Stein über den Weg gelaufen. Und wie es der noch zufälligere Zufall wollte, hatte sie genau das, was ich brauchte, und als ich fragte, ob ich mir einen ihrer Charaktere ausleihen darf, sagte sie nicht nur Ja, sie schob ihn mir quasi zur Tür hinein!

Deswegen werdet ihr in diesem Buch jemandem aus ihrer Montana-Art-College-Reihe wiederbegegnen.

 

Es gilt aber dasselbe wie beim vorherigen Gastauftritt:

Wer Julias Bücher nicht kennt, dem wird es nicht auffallen – habt einfach viel Spaß beim Lesen.

Doch vor allem die Fans von Chasing Fame können jetzt ihre Cheerleader-Pompoms auspacken und zu kreischen anfangen. Hier wird es gleich heiß hergehen, Mädels.

Und eventuell wird auch mit grünem Schleim und Tutus geworfen.

Aber dazu später mehr.

Jetzt erst mal: Viel Spaß beim Lesen!

Prolog

Ethan

Heißes, weißes Licht aus Dutzenden Scheinwerfern blendete mich. Schweiß lief mir über den Rücken, während ich mit zusammengekniffenen Augen versuchte, die schier endlose Menschenmasse zu meinen Füßen zu fokussieren. Das Licht biss so gleißend in meine Netzhaut, dass ich die einzelnen Personen nur als Schatten wahrnahm, die sich in einer gigantischen Welle gegen die Absperrung warfen. Ihre Stimmen schwollen an wie das Brüllen eines Ungetüms, während mich die Energie der Bühne gleichzeitig antrieb und zu erdrücken drohte.

Ich spürte etwas an meinem Hals baumeln. Der Knopf, durch den ich die Regieanweisungen bekam, war aus meinem Ohr herausgefallen. Keine Ahnung, wann genau, aber ich hatte die Backstage-Anweisungen schon eine ganze Weile nicht mehr gehört.

Jeder meiner Muskeln protestierte gegen die Anstrengung, als ich eine geschmeidige Drehung hinlegte. Meine Füße schienen sich durch all das Training der letzten Wochen in schmerzende Klumpen verwandelt zu haben. Noch in der Drehung spürte ich, wie eine der Blasen an meiner Ferse aufplatzte. Mein Atem rasselte in den Lungen, während ich mich trotz der Schmerzen zwang, einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Die Masse wogte. Leuchtstäbe sprossen aus der Menge wie ein Wald aus Lichtern und bewegten sich synchron im Takt der Musik. Ich nahm Anlauf und machte einen Backflip. Ein Luftzug zerrte an meinen blondierten Haaren. Meine Kopfhaut brannte noch immer von dem stundenlangen Bleichen, und der Geruch der Chemikalie stach mir in die Nase.

Ich hatte kaum Luft zum Atmen. Die anderen mochten all das hier jahrelang trainiert haben, doch ich zehrte nur von den letzten Monaten. Als eine schwarze Filmkamera auf mich zoomte, bewegte ich dennoch den Mund und schaffte es, ein paar Zeilen des Liedtextes hervorzubringen, während ich einen Body Roll vollführte, bei dem sich mein Köper bewegte wie eine Schlange. Die Menschenmenge tobte.

Ich war am Ende, doch Adrenalin durchfloss brennend meine Adern, und anstatt zusammenzubrechen, schenkte ich der Kamera ein schiefes Lächeln. Mein Gesicht wurde riesengroß auf die Leinwand projiziert, und als ich zwinkerte, ließ das Kreischen der Masse meine Trommelfelle vibrieren.

Als Nächstes kam … was kam als Nächstes dran? Aus dem Augenwinkel sah ich den dunkelroten Haarschopf von Aaron nach unten gleiten. Richtig, der Dolphin Dive. Mit einer fließenden Bewegung beugte ich mich nach vorn und stützte mich auf meinen Händen ab, dann hob ich einen Fuß nach oben, bis ich das Zerren in den Muskeln spürte, und glitt geschmeidig nach unten. Die Bewegung erinnerte bewusst an Sex, und die Mädchen kreischten erneut auf. Ihre Stimmen schwollen an. Lauter. Immer lauter.

Ich ging in die nächste Position über und spürte das Sirren all der Endorphine und des Adrenalins in mir, bis ich schließlich am Ende des Lieds ankam. Die Arme erhoben wie Superman, stand ich da und hörte sie meinen Namen schreien.

»Ethan! Ethan! Ethan! Ethan!«

Meine Arme zitterten. Der Schweiß rann mir aus allen Poren. Ich lächelte und lauschte dem Chor aus tausend Stimmen, die meinen Namen in die Welt hinausschmetterten. Jeder kannte meinen Namen. Ich war nicht mehr Ethan aus Flagstaff in Arizona, der nette Junge von nebenan. Und dennoch … wünschte ich mir in diesem Augenblick, drei Monate in der Zeit zurückreisen zu können.

Zurück in mein altes Leben.

Zurück zu dem Jungen, der keine Ahnung hatte, was vor ihm lag.

Zurück zu dem Jungen, den niemand kannte.

Einfach zurück.

»Zugabe! Zugabe! Zugabe!«

Die Masse brüllte.

Ich lächelte breit und ließ mich von ihr verschlingen.

1

Ethan

Drei Monate zuvor

»Zähl noch mal nach!«

»Ich habe schon dreimal nachgezählt, Mann, da ändert sich nichts, egal wie finster du mich anstarrst.«

»Du bist scheiße im Zählen, Tyson. Mach es noch mal.« Konzentriert starrte ich auf die Kappe in der Mitte des abgeranzten Plastiktisches zwischen uns.

Tyson seufzte und kratzte sich mit einem Bambus-Essstäbchen einen Mückenstich im Nacken. »Fünf, zehn, fünfzehn …« Murmelnd wühlte er sich durch das restliche Geld, das in der Kappe klimperte.

Autos und klapprige Motorräder brausten an dem winzigen Kiosk vorbei, an dem man für ungefähr fünf Dollar eine Portion Jokbal bekam, die für den ganzen Tag satt machte. Seit wir in Seoul waren, hatten wir praktisch nichts anderes gegessen. Bis auf Nudeln mit schwarzer Bohnensoße, von denen Tyson jedoch Verstopfung bekam.

Der Kerl konnte praktisch nichts verdauen außer McDonald’s, und das, obwohl wir bereits seit über einem Jahr durch die halbe Welt tingelten und dachten, Work and Travel wäre witziger, als es klang. In Indien hatte ich befürchtet, Tyson würde sich gleich von innen nach außen stülpen. Schon nach zehn Tagen waren wir wieder abgereist, weil er schwor, ansonsten auf der Stelle sterben zu müssen. Dasselbe hatte er jedoch auch in Frankreich, Thailand und Russland behauptet, und langsam kam mir der Verdacht, dass Tyson einfach überlebensunfähig war.

»Mann, Ethan, es tut mir leid. Es sind immer noch nur vierhundert Mäuse.« Er runzelte die Stirn und schlürfte an seiner Coke. »Nach dem Essen dreihundertneunzig.«

»Das Reisekonto?«

»Leer seit Singapur. Wir hätten uns die Fotosession mit den Tigern vielleicht doch verkneifen sollen. Ich will’s nicht verschreien, Kumpel, aber wir sind pleite. Wir haben gerade noch genug Geld für zwei Flugtickets zurück, und das auch nur, wenn wir die miesen Plätze neben den Toiletten nehmen.«

»Shit«, fasste ich die Situation zusammen, während ein Truck an uns vorbeirumpelte, dabei eine Pfütze erwischte und uns bis zu den Hosenbeinen vollspritzte.

»Hey, wir essen hier!«, brüllte Tyson dem Truck nach, während ich den Kopf in den Nacken legte und nach oben in den grauen Himmel blickte. Die Wolken hingen so tief, dass es aussah, als würden die Hochhäuser hineinzukriechen versuchen.

Der schwüle, tropische Geruch, der in der Luft lag, mischte sich mit dem nach Abgasen und gebratenem Schweinefleisch, während überall um uns herum viel zu schöne und schlanke Menschen ihrem Leben nachgingen. In meinem ausgeblichenen Shirt und der fleckigen Hose kam ich mir quasi wie ein Obdachloser vor. Nur Tyson schaffte es, selbst jetzt noch auszusehen, als käme er aus einem Musikvideo der 1990er. Sein Shirt mit Leopardenprint schlabberte ihm jedoch ein wenig am Leib, während er selbst in der krassen Hitze darauf bestanden hatte, eine knallenge, schwarze Lederhose zu tragen.

Trotzdem war es auch bei ihm schon länger her, seit er sich etwas wirklich Passendes zum Anziehen gekauft hatte. Irgendwie waren wir davon ausgegangen, dass man bei Work and Travel mehr verdiente als die paar Peanuts, die meist gerade so dafür reichten, um von A nach B zu kommen. In Australien hatten wir zwei Monate lang auf einer Rinderfarm gejobbt und dabei kostenloses Essen und eine Unterkunft bekommen. Am Ende hatten wir schlimmer gestunken als der Stall, aber zumindest genug Geld zusammengekratzt, um uns einen kleinen Bus zu kaufen. Mit dem hatten wir es per Fähre sogar bis Papua-Neuguinea geschafft, bevor es dort zu einem Crash mit einem Rudel Kängurus kam.

Die Kängurus waren zwar heil davongekommen, der Bus jedoch weniger, sodass wir von da an getrampt waren. Das war so lange gut gegangen, bis uns eines Abends in Taiwan ein Trucker mitnahm, der schwer motiviert gewesen war, uns an einen Nachtclub zu verkaufen. Für … Nun, so sicher waren wir uns da bis heute nicht. Auf jeden Fall hatten wir es gerade noch rechtzeitig geschafft abzuhauen.

Danach verlegten wir uns auf öffentliche Busreisen, was vor allem in Indien interessant war, als neben uns eine Ziege im Gang stand und Tyson seinen alten Game Boy gegen zwei Hühner eintauschte. Er war jedoch im Glauben gewesen, Chicken Wings zu bekommen und nicht … na ja, Hühner, an denen die Flügel noch dran waren.

Für die Hühner hatten wir zumindest eine Woche lang ein Hotelzimmer bekommen. Dennoch war es nicht einfach, pleite zu reisen. Nachdem das Geld so knapp geworden war, dass wir von den Hostels zum Couchsurfen übergegangen waren, mussten wir auch feststellen, dass wir nur halb so toughe Kerle waren wie die, für die wir uns bis dato gehalten hatten.

Um ehrlich zu sein, war uns die Hälfte der Zeit ziemlich die Muffe gegangen. Vor allem das eine Mal, als wir mitten in eine Drogenrazzia geraten waren, weil unser Host im Hinterzimmer offensichtlich gern Hobbychemiker spielte. Oder das andere Mal, als wir bei einem Zirkus landeten und Tyson für ganze drei Tage überlegte, Löwendompteur zu werden, und uns am Ende einer der Affen ausraubte. Wir hatten auch auf dem Sofa eines ehemaligen Popstars übernachtet, der sich neben uns dröhnend laute Pornos reinzog und dabei seine Siamkatze kraulte.

Der Normalste war da noch der Anime-Kerl gewesen, dessen Bude bis obenhin voll mit halb bekleideten Anime-Figuren gewesen war. Tyson hatte ihm einen Pikachu-Hut abgekauft, von dem ein gelber Blitz wie eine Antenne abstand und bei jeder Bewegung blinkte.

Wahrscheinlich hätten wir schon in Japan die Reise abbrechen sollen, als wir aus Versehen die Nudelrutsche gecrasht hatten. Wer hätte auch ahnen können, dass auf der Rutsche die Nudeln und nicht die Gäste rutschen sollten?

Nachdem wir unser letztes Geld für die Reparatur hingeblättert hatten, wäre eigentlich der Zeitpunkt zum Abbrechen gewesen. Wir hatten uns jedoch anders entschieden.

Jetzt waren wir in Korea und stolze Besitzer von noch genau 390 Dollar. Wenn wir Glück hatten, reichte das für die Flugtickets. Das billige Hostel war zumindest bereits für die nächsten zwei Nächte bezahlt. Und wenn wir uns von Instantnudeln ernährten, sollten wir es außerdem hinkriegen, nicht zu verhungern. Trotzdem: Die Sache mit der Weltreise hatte ich mir anders vorgestellt. Mehr Abenteuer als Katastrophen.

Nach der Uni hatte es sich noch wie eine gute Idee angehört. Rauskommen. Sich selbst und die Welt besser kennenlernen und vor allem über die beste Freundin hinwegkommen, die einen nach zwanzig Jahren Freundschaft einfach abserviert hatte.

Ein Jahr Abstand sollte reichen, um nicht mehr dauernd wütend, traurig und gleichzeitig jämmerlich verliebt zu sein.

Oder?

Oder??

Aber was war passiert? Verdammt noch mal, nichts! Ich saß in Korea fest, hatte kein Geld und Tyson Magenverstimmungen.

Frustriert ließ ich meinen Kopf auf den Plastiktisch knallen.

»Ethan? Was machst du da? Sieht klebrig aus.«

Müde blinzelte ich durch die Wimpern und sah, dass Tyson seine Wange neben meine auf den Tisch geklebt hatte. Er musterte mich besorgt.

»Alles klar bei dir?«, nuschelte er und rülpste dabei, sodass mir ein kleiner, übel riechender Schwall Luft entgegenkam.

»Klar, nein, keine Ahnung«, gab ich zurück.

Tyson sah mich mitfühlend an. »Tut mir leid«, sagte er.

Ich brummte leise: »Muss es nicht. Vielleicht sind wir einfach beide überlebensunfähig. Auf TikTok sah das alles so viel leichter aus. Und weniger verwanzt.«

»Vergiss die Vogelspinnen in Venezuela nicht«, warf Tyson ein. Wir schauderten beide. Das würde man sicher bald in einer Pannenshow finden. Keine Ahnung, wer von uns lauter gekreischt hatte. Aber scheiße, waren die Spinnen groß gewesen.

Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung. Etwas segelte zwischen uns auf den Tisch. »Nein danke, wir wollen nix kaufen«, sagte ich automatisch.

»Kein Problem. Ich muss die hier nur loswerden und pflaster sie hin, wo ich kann«, antwortete eine Stimme in etwas holprigem Englisch.

Tyson und ich richteten uns auf und entdeckten einen Kerl, der aussah wie ein Student. Ich fragte mich echt, was die Typen in Korea anders machten, denn auch sein Körper legte nahe, dass er neben dem Flyerverteilen auch noch modelte. Unter seinem Arm klemmte ein Stapel Flugblätter.

Tyson grinste ihn sofort an und strich sich das braune Haar zurück. »Was auch immer es ist, du darfst uns gern zwei dalassen«, flachste er.

»Tyson«, warnte ich.

Der Koreaner jedoch musterte uns nur, zwinkerte und legte noch einen weiteren Zettel vor uns ab. »Amerikaner, oder? Vielleicht habt ihr Lust zu kommen. Die Musik gefällt euch bestimmt.«

Er drückte Tyson einen dritten lila Flyer in die Hand und verschwand lässig hinter der nächsten Essensbude.

Tyson blickte ihm nach und seufzte. »Dieser Po …«, schwärmte er.

»Das sagst du zu jedem Po«, gab ich zurück und kippelte mit meinem Stuhl, während ich mein Cap umdrehte und den Schirm tiefer in den Nacken drückte.

Tyson guckte verträumt auf den Werbezettel hinab. »Tja, ich liebe nun mal alle … ahhhhh!«

Sein Schrei kam so unvermittelt, dass ich vor Schreck beinahe hintüberkippte. Hektisch hielt ich mich am Tisch fest. Fehler. Blöder Fehler. Das klapprige Plastikding kippte einfach mit mir um, und der Rest unseres Essens klatschte auf mich drauf.

»Scheiße!«, rief ich.

»Ahhhhhhhh!«, kreischte Tyson lauter.

Menschen starrten uns an, als hätten wir sie nicht mehr alle. Der Straßenverkäufer warf uns einen strengen Blick zu, und ich beeilte mich, aufzustehen und den Tisch wieder hinzustellen.

»Sorry!«, rief ich und sammelte die Pappteller auf. Während ich Fleischreste von meinem Shirt pulte, musterte ich Tyson immer wieder böse, doch der ignorierte mich komplett.

»Tyson! Chill mal«, fuhr ich ihn an.

Daraufhin klatschte er auf den Zettel zwischen uns, sodass der Tisch wieder bedrohlich kippelte, und starrte mich an. »Ethan. Wir müssen da hin!«

»Wohin?« Verwirrt blickte ich mich um, doch Tyson packte mich nur resolut am Nacken und drückte mein Gesicht näher in Richtung Zettel.

»Dahin! Der Tokyo kommt nach Seoul. Er gibt hier ein Konzert. Wir. Müssen. Da. Hin.«

»Tokio ist in Japan und nicht in Korea, was du wissen solltest, weil wir da waren«, sagte ich.

Tyson schnaufte. »Nicht die Stadt, du Schwachmat! Der DJ!«

»Der DJ?«, echote ich.

»Der hotte DJ!«, betonte Tyson und tippte mit seinen Fingern auf den Zettel. »Wegen dieses Kerls bin ich bi geworden.«

»Ich dachte, das war wegen Anakin Skywalker«, hielt ich dagegen.

»Zeig mir einen, der bei diesen Locken keinen Crush bekommt.«

Seufzend lehnte ich mich zurück und hob eine Augenbraue. »Und du hast auch schon behauptet, dass es wegen Gabriel Blazon war«, sagte ich und spürte, dass mir der Name wie Galle hochkam.

Tyson verzog ebenfalls das Gesicht und zuckte mit den Schultern. »Das war, bevor er dir die Liebe deines Lebens ausgespannt hat. Scheiß auf Gabriel Blazon. Der ist schon Mainstream. Den hören jetzt nur noch Möchtegerns und vierzehn Jahre alte Teenager. Nein, Tokyo ist aktuell einer der angesagtesten DJs. Und ich hätte ihn beinahe gesehen. Damals schon, auf dem ›Beat it up‹-Festival. Erinnerst du dich dran?«

»Wie könnte ich das vergessen?«

»Sehr gut, dann erinnerst du dich sicher auch, warum wir ihn damals nicht gesehen haben.«

»Weil ich Stress mit Summer hatte.«

»Ganz genau, du hattest Stress mit deiner Freundin, und deswegen sind wir nicht zu dem Festival gefahren, und seitdem träume ich jeden Tag davon, Tokyo live zu sehen.«

»Tust du nicht.«

»Mindestens jeden zweiten Tag.«

»Tyson!«

»Wir müssen da hin! Es ist heute Abend. Das schuldest du mir.«

»Tyson!«

»Du …«

»Alter!«

»Was?«

»Die Tickets kosten hundert Dollar das Stück. Es tut mir leid, aber das können wir uns nicht leisten, sonst kommen wir nicht mehr nach Hause.«

Tyson hielt mitten im Luftschnappen inne und schürzte die Lippen. »Das ist kein Argument«, murrte er.

»Das ist sogar ein sehr gutes.« Ich beugte mich vor. »Sonst müssen wir sie anrufen, eingestehen, dass wir pleite sind, und um Geld betteln. Willst du das wirklich?«

Tyson starrte stur zurück. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, wandte er ein.

Amüsiert musterte ich ihn. »Muss ich dich daran erinnern, was passiert ist, als wir unsere Mütter von Russland aus angerufen haben, weil uns jemand das Portemonnaie geklaut hatte?«

Mein Freund verzog das Gesicht. »Das war schlimm«, gab er widerstrebend zu.

»Es hat zwei Monate gedauert, bis sie uns nicht mehr täglich kontaktiert haben, und meine Mum hat sogar Hackbraten nach Schweden geschickt.«

»Das war übelst«, bestätigte Tyson.

»Vor allem, weil du ihn auch noch gegessen hast«, sagte ich düster.

Tyson zuckte die Achseln und lehnte sich zurück. »Du schuldest es mir«, sagte er dennoch.

»Es tut mir leid. Ich würde auch einen Job annehmen. Aber das Geld reicht selbst dann nicht, außer wir finden etwas, bei dem Kost und Logis mit drin sind.«

»Oh, scheiß drauf! Komm schon, Ethan, warum sind wir denn hier? Wir gehen zu diesem Konzert und überlegen uns danach etwas.«

»Nein, Tyson«, sagte ich und hörte selbst, dass ich wie ein Arschloch klang.

Tyson schob die Unterlippe vor und schwieg beleidigt.

Mit schlechtem Gewissen ließ ich mich zurück in den Stuhl fallen. Ein Tropfen traf meinen Nacken. Es begann wieder zu nieseln. Die Passanten zauberten wie aus dem Nichts Schirme hervor, und die Budenverkäufer spannten kleine Dächer über ihre Stände. Mir selbst blieb nur, den Schirm meiner Mütze wieder umzudrehen.

»Komm, lass uns ins Zimmer zurückgehen. Wenn du willst, gehen wir heute in einen anderen Club, der keinen Eintritt kostet«, bot ich an.

»Um dann was? Nichts zu trinken, weil wir auch dafür kein Geld haben?«, schnarrte Tyson mich an und stand auf, während er sich seinen Rucksack über die Schulter warf.

»Tyson«, sagte ich entschuldigend, doch dieser machte nur eine scharfe Handbewegung und schüttelte den Kopf.

»Spar es dir. Ich verstehe schon, aber weißt du: Genau das hier ist dein Problem.«

Stirnrunzelnd stand ich auf und rammte die Hände in meine Hosentaschen. »Was meinst du?«

»Du gehst immer auf Nummer sicher. Du riskiert nie etwas, und genau deswegen hat Summer dich damals verlassen. Du bist langweilig«, teilte Tyson mir mit, drehte sich um und stapfte davon.

Ich starrte ihm nach. Spürte das kalte Nieseln des Regens in meinem Nacken und fühlte, wie sich der Stoff meines Shirts langsam durchnässte, während seine Worte in mir nachhallten.

Deswegen hat Summer dich damals verlassen. Du bist langweilig.

In mir pochte es. Wie ein blauer Fleck, der nicht verheilen wollte. Ich ballte die Hände in den Taschen zusammen und atmete tief durch.

Einmal.

Zweimal.

Das Pochen wurde nicht besser, aber ich brachte zumindest zustande, Tyson nachzurufen: »Tyson! Warte!«

Mein Freund stapfte einfach weiter und bahnte sich einen Weg durch das Gewusel.

»Tyson!«, rief ich erneut.

Endlich drehte er sich um und starrte mich finster an. »Was?«, bellte er. »Falls du es nicht mitbekommen hast, ich versuche hier gerade, einen dramatischen Abgang zu machen.«

»Tu das. Aber in Richtung Hostel geht es in die andere Richtung!«, rief ich und zeigte hinter mich.

Tyson knirschte sichtlich mit den Zähnen. »Egal. Ich brauche mal etwas Abstand. Wir sehen uns im Hostel.« Er lief weiter.

»Soll ich dir den Standort über Maps schicken?«, rief ich ihm nach.

»Ja, bitte!«, brüllte Tyson wütend, bevor er endgültig in der Masse verschwand und mich zurückließ.

»So ein Spinner«, murmelte ich liebevoll, spürte aber dennoch den schmerzhaften Druck in meiner Kehle, den seine Worte hinterlassen hatten.

Ich zückte das Handy, schickte Tyson den Standort des Hostels und trottete die Straße hinab. Mein eigenes Gesicht blickte mir aus einer Pfütze entgegen, und für einen Moment glaubte ich, das Gesicht eines Menschen zu sehen, der mir fremd war.

Ich blieb stehen. Der Kerl in der Pfütze hatte kurzes sandfarbenes Haar, das im Regen immer dunkler wurde. Ein kräftiges Kinn, eine gerade Nase. Ich sah aus wie mein Dad. Nur die Augen hatte ich von meiner Mum. Sie waren wahrscheinlich eines der wenigen Merkmale, die daran erinnerten, dass ein Teil meiner Familie von den Philippinen kam.

Ich hatte über Weihnachten eine Tante besucht. Sie wohnte zusammen mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern in einem Dorf an der Küste. Ich glaube, diese drei Wochen waren die einzigen während meiner Reise, die ich wirklich genossen hatte. Vielleicht hätten wir einfach dort bleiben sollen.

Ich hatte es genossen, am Strand zu sitzen, die Zehen im warmen Wasser zu vergraben, während ich mit meinen Nichten eine miserable Sandburg baute. Tyson hatte das furchtbar albern gefunden, aber ich liebte solchen Kram eben. Ich war ein Familienmensch. Besuche zu Ostern, Truthahn zu Thanksgiving und kitschigen Weihnachsschmuck, kombiniert mit hässlichen Pullovern und den vertrauten Gerüchen um mich herum. Ich mochte es, Teil eines Ganzen zu sein. Vielleicht machte mich das langweilig.

Es kam mir vor, als durchzöge mich eine Unruhe, und ich forschte in meinem Inneren nach mehr. Als müsste es in mir noch etwas anderes geben. Etwas, das nach Höherem strebte als einem gemütlichen Leben mit hässlichen Weihnachtspullovern. Aber ich fand es nicht. Ich fand nur das Gesicht eines Menschen, der mich mein ganzes Leben lang begleitet hatte und plötzlich nicht mehr da war.

Summer hatte immer so ein Funkeln in den Augen gehabt. Den Drang, nach mehr zu streben, mehr zu sein, als sie war. Aber ich? Damals hatte ich gedacht, ich selbst zu sein, sei genug. Aber offensichtlich war dem nicht so.

Langweilig.

Ich war nur langweilig.

Zumindest fühlte ich mich so.

Seufzend trat ich in die Pfütze und zerstörte mein Spiegelbild, auch wenn sich meine Schuhe dabei mit Wasser vollsogen. Mit schweren Schritten folgte ich einer dicht befahrenen Straße, bevor ich in eine kleine, enge Seitengasse einbog, von der schiefe Stufen eine gefühlte Ewigkeit lang nach oben führten.

Korea war faszinierend. Ich hatte bisher noch keine Stadt erlebt, noch nicht einmal in Japan, in der sich moderne so schnell mit traditionellen Gebäuden abwechselten. Kurz zuvor hatte ich noch zwischen modernen Glasbauten gestanden, und nun ging ich durch eine Gasse, die aussah, als wäre sie einem historischen K-Drama entsprungen. Über meinem Kopf spannten sich Wäscheleinen zwischen den Häusern. Vor ein paar Eingängen waren Gitter angebracht, durch die man grüne Innenhöfe sehen konnte. Auf einer klapprigen Holzbank saß eine alte Oma im Regenponcho und schien einfach nur zufrieden damit zu sein, auf einen Topf welker Blumen zu starren. Als ich an ihr vorüberging, warf sie mir einen skeptischen Blick zu, den ich noch spürte, als ich die Stufen endlich hinter mir ließ und beim Hostel ankam.

Es war ein altes Gebäude, das aussah, als wäre es bereits vor zwanzig Jahren abbruchreif gewesen. Es war schmaler, als ein Haus sein sollte. Die Fassade braun und brüchig wie verrottende Knochen. Rostige Balkone stachen aus der Fassade hervor. Nur auf dreien waren noch Gartenstühle zu sehen. Ich nahm an, auf allen anderen wäre man eingebrochen. Antennen und zerstörte Satellitenschüsseln waren auf dem Dach angebracht, und unter einem Vordach quoll der Müll aus den Tonnen.

An der Eingangstür quietschte ein altes Schild im Wind: Royal Hostel. Das R war jedoch so weit abgeblättert, dass es aussah, als stünde dort nur oyal Hostel. Tyson behauptete steif und fest, dass es dort spukte.

Die schmale Eingangstür stand offen, wahrscheinlich in der Hoffnung, ein wenig Luftzirkulation ins Gebäude zu bringen. Der Eingangsbereich war mit alten Fliesen ausgelegt, und hinter einem winzigen, vergitterten Schalter saß unsere Vermieterin, die sich uns als Madame Jul-eon vorgestellt hatte.

In ihrem Rücken waren Dutzende Poster von alten koreanischen Schlagerstars angebracht, während auf einem winzig kleinen Fernseher in Dauerschleife der Shoppingkanal lief. Prompt streiften drei Katzen um meine Beine herum und maunzten erfreut auf der Suche nach Futter und Streicheleinheiten.

Ich ging in die Hocke. »An-nyeong-ha-se-yo«, begrüßte ich die Tiere und hoffte, dass die Brocken Koreanisch, die ich aus den K-Movies aufgeschnappt hatte, nicht ganz so grässlich klangen, wie es sich für mich anhörte.

Madame Jul-eon sah von ihrem Strickzeug auf, ihre schwarzen Locken standen wirr vom Kopf ab. »An-nyeong-ha-se-yo, junger Mann. Sind Sie und Ihr Freund bereits zurück?«, fragte sie in gebrochenem Englisch und lugte misstrauisch hinter mich, während ich zwei der Katzen von mir abklaubte und die dritte unter dem Kinn kraulte.

»Er kommt später nach«, antwortete ich, und ihr verkniffener Ausdruck wurde noch ein wenig misstrauischer, als sie den Schlüssel vor mir auf die klebrige Theke legte. Sie bestand darauf, dass wir ihn abgaben, wenn wir das Hostel verließen.

»Frauenbesuch ist nicht gestattet«, murrte sie und sah dabei genauso streng aus wie meine Grandma, wenn ich meinen Teller nicht leer gegessen hatte. »Frauen und Männer übernachten hier getrennt. Wir sind ein anständiges Haus.« Sie warf sich stolz in die Brust. Der Ventilator hinter ihr knatterte und ruckelte so seltsam, als hätte er sich das Genick gebrochen.

»Natürlich, Madame. Kein Frauenbesuch. Das haben wir eindeutig nicht vor. Ich werde mich nur etwas hinlegen«, sagte ich und griff nach dem großen Schlüssel.

Madame Jul-eon blickte mich zweifelnd an, während sie neue Maschen aufnahm. »Die Jugend hat heutzutage nichts als Flausen im Kopf. Sehen Sie sich an. Sie sind jung und strotzen vor Kraft. Zu meiner Zeit hat man sich nicht am helllichten Tag einfach hingelegt. Sie sollten Ihre Zeit sinnvoll nutzen. Gehen Sie zur Universität. Sie sehen intelligent genug dafür aus.«

Wir führten diese Unterhaltung bereits zum vierten Mal. Ich unterdrückte ein Seufzen und lächelte sie stattdessen höflich an, während ich mir das nasse Haar aus dem Gesicht strich. »Ich bin bereits fertig mit der Universität, Madame«, antwortete ich wie jedes Mal, und ihr darauffolgender Kommentar war ebenfalls derselbe wie immer.

Sie hob beide Augenbrauen, die viel zu schief nachgezogen waren, und beugte sich vor. »Es war Jura, nicht?«

»Nein, ich habe Sport studiert, Madame.«

»Sport?«

»Ja, Madame.«

Sie machte ein Geräusch, das nicht ganz einzuordnen war. Irgendetwas zwischen einem abfälligen Schnaufen und einem Lachen. »Sport. Mein Sohn Minho hat in Harvard Jura studiert.«

Damit waren wir wieder bei Minho. »Ach wirklich?«, fragte ich dennoch.

Sie nickte, und ihre Augen begannen zu leuchten, als sie stolz einen Bilderrahmen gerade rückte. Das Foto darin zeigte einen jungen Mann mit dunklem Haar und dunklen Augen, der vor besagter Universität posierte. »Er arbeitet jetzt für eine große Firma und hat viel zu tun. Zu viel, um seine Mutter zu besuchen, aber wir telefonieren jeden Mittwoch um drei Uhr dreißig. Er lässt kein Telefonat aus, der gute Junge, obwohl er so beschäftigt ist. Noch wohnt er nicht in der Stadt, aber er könnte sich eine gute Wohnung hier in Seoul leisten. Haben Sie in den Staaten eine eigene Wohnung, junger Mann?«

»Aktuell nicht, Madame«, antwortete ich und seufzte.

Madame Jul-eon beäugte mich und lehnte sich strickend zurück. »Sie sollten sich eine Arbeit suchen«, sagte sie streng, und ich deutete eine knappe Verbeugung an.

»Das mache ich«, versprach ich und trat unauffällig den Rückzug an.

»Sie sollten Jura studieren«, riet sie mir.

»Ich werde es mir überlegen«, sagte ich und ging gerade so schnell den Flur hinab, dass es nicht wie eine Flucht wirkte.

»Und keine Frauenbesuche!«, rief sie mir nach.

»Verstanden!«, rief ich zurück, sperrte die Tür zu Nummer 104 auf und schlug sie hinter mir zu.

Seufzend lehnte ich mich gegen das Türblatt, das sich kalt und auch klebrig anfühlte, und schloss für einen kurzen Moment die brennenden Augen. Ich war müde, was aber vor allem daran lag, dass ich hier schlecht schlief, weil ich jede einzelne Feder in der Matratze fühlte und das Bett etwa fünf Zentimeter zu kurz war, sodass ich meine Beine nicht ganz ausstrecken konnte.

Ich öffnete die Augen wieder und betrachtete die fünf Quadratmeter um mich herum. In dem Zimmer hatte nichts weiter Platz als ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett. Mein Zeug hatte ich unter das Bett geschoben. Das einzige Fenster war so groß wie ein Blatt Papier, und das diesige Licht, das durch die Scheibe drang, ließ den Staub im Raum tanzen.

Ächzend ließ ich mich auf die quietschende Matratze fallen, kickte die Sneakers von den Füßen, lehnte mich gegen die Wand und checkte meine Nachrichten auf dem Handy. Tyson hatte nichts geschrieben. Es war zwar nicht das erste Mal, dass wir uns in die Wolle kriegten, aber trotzdem: Wenn er sich in zwei Stunden noch immer nicht gemeldet hatte, würde ich ihn suchen gehen.

Kurz antwortete ich meiner Mum, beteuerte, dass es mir gut ging, ich gesund aß, mir die Ohren wusch und mir noch keine Geschlechtskrankheit eingefangen hatte. Mehr aus Gewohnheit als aus echtem Interesse klickte ich mich danach durch Instagram. Das letzte Bild, das Tyson und ich gepostet hatten, zeigte uns am Flughafen in Seoul. Wir sahen aus, als hätten wir eine Menge Spaß. Als wäre der Trip nach Korea die süße Sahnehaube auf dem Eisbecher der Weltreise und nicht der desaströse Zusammenbruch einer katastrophalen Eismatsche.

Zweihundertfünfzig Likes und dreißig Kommentare hatte diese nette Lüge bekommen. Ich klickte die Kommentare an. Die meisten stammten von meinen ehemaligen Kommilitonen, mit denen ich in Flagstaff studiert hatte. Fast alle hatten inzwischen einen Job, eine Wohnung und viele sogar eine Beziehung oder zumindest eine scheiß Katze, mit der sie angeben konnten. Trotzdem stand unter meinem Sahnematscheisfakebild:

May24: Hot Boys! Beneide euch

 

Sheyla_actor: Grüße aus Hollywood, spiele die dritte Leiche von hinten. Müsst mich bald besuchen kommen

 

Ich herzte beide zurück und antwortete sinnlosen Kram, ehe ich ganz unten bei einem Kommentar hängen blieb.

 

Summer_price: Du hast dein Shirt wieder auf links an, Ethan xD

Mir blieb das Herz stehen. Der Kommentar war albern. Auch wenn sie recht hatte. Ich hatte das Shirt auf links an, man sah die Nähte an den Schultern. Aber es war so typisch Summer, dass ihr das auffiel.

Ich hatte ihre Stimme im Ohr. Wie oft hatte sie in den letzten Jahren genau das zu mir gesagt! Mit diesem liebevollen Lächeln in den Mundwinkeln, während sie an mir herumzuppelte, bis ich das Shirt umdrehte. Meistens hatte sie danach meine Kehrseite gemustert und mich wissen lassen, dass mein Arsch ein Fax schickte. Ich hatte keine Ahnung, warum ich Klamotten immer falsch anzog, aber es war auch nur Summer, der es bisher aufgefallen war. Immer nur sie.

Ich schluckte trocken, und obwohl ich mir geschworen hatte, es nicht zu tun, zumindest nicht öfter als einmal wöchentlich, klickte ich auf ihren Namen und scrollte durch ihre Bilder, um zu sehen, was sie machte.

Ob sie glücklich war.

Ob es ihr gut ging.

Vor einem Jahr hatte Summer kaum zweihundert Follower gehabt, obwohl sie schon damals als Klavierwunderkind bekannt gewesen war. Damals hatte ihr Feed hauptsächlich aus Stillleben bestanden, Fotos von einem Klavier, ihren Händen oder Notenblättern. Jetzt wirkte der Feed, als gehörte er zu einer anderen Person. Ihre Bilder waren nicht mehr still und starr, sondern voller Bewegung und Farbe. Auf dem aktuellen Foto lächelte sie breit in die Kamera, während hinter ihr eine Bühne zu sehen war, auf der bunte Funken nach oben schossen. Auf einem anderen war ihr Bruder Xander zu sehen, der völlig fertig in einer Badewanne pennte, während sie ihm kleine Zöpfe in die Haare flocht. Und dann war da ein Bild, auf dem Gabriel Blazon sie küsste.

Ich musste wegklicken.

Sofort.

Ich konnte es nicht.

Tief durchatmen. Ich presste die Augen zusammen und fühlte mich wie der größte Loser auf der Welt, denn verdammt noch mal, es tat so weh.

Warum tat es immer noch so weh?

Und darunter lag etwas noch viel Schlimmeres, das mich zurückweichen ließ, sobald ich zu genau hinsah. Denn unter all dem Schmerz verbarg sich eine Wut, die mich selbst erschreckte. Eine Eifersucht, die mir peinlich war. Und dennoch schaffte ich es nicht, diese Stimme in mir völlig zum Verstummen zu bringen. In meinem Kopf führte ich Unterhaltungen mit Summer. Vielleicht weil ich so viele Jahre mit ihr gesprochen hatte. Ihre Stimme war mir so vertraut wie meine eigene, und ich stritt mit dieser Stimme.

Ich machte ihr Vorwürfe. Ich brüllte sie an, flehte sie an, fragte, warum sie all das nicht mit mir gewollt hatte, sondern nur mit ihm. Ich erinnerte sie daran, dass ich für sie da gewesen war. All die Jahre. All die Zeit, in der sie wegen ihres sensiblen Gehörs kaum das Haus hatte verlassen wollen. Ich war bereits für sie da gewesen, als sie vor unserem ersten Schultag so große Angst gehabt hatte, dass sie sich weigerte, aus dem Schrank zu kommen. Mit sechs Jahren war ich damals der Einzige, der es geschafft hatte, sie da herauszuholen, und ich hatte den gesamten Tag über ihre Hand nicht losgelassen.

Mit neun hatte ich mich mit Jonah Davis geprügelt, weil er Summer hänselte, und war dafür zwei Wochen suspendiert worden.

Mit elf war ich nicht zusammen mit den anderen ins Zeltlager gefahren, sondern bei Summer in Flagstaff geblieben.

Als ihr Bruder mit vierzehn begonnen hatte, seine ersten heimlichen Partys zu schmeißen, holte ich sie ab, wenn er und seine feierwütige Meute begannen, das Wohnzimmer zu demolieren. Egal, wie spät es gewesen war. Sie hatte sogar ein eigenes Bett bei mir zu Hause gehabt.

Ich hielt ihr Haar, als sie sich das erste Mal betrunken und das gesamte Bad vollgekotzt hatte. Und all die Male danach.

Ich hielt sie in den Armen, als ihr der erste Volltrottel das Herz brach.

Ich fuhr sie zu ihren Konzerten.

Beim Abschlussball ließ ich alle Mädchen abblitzen, um mit Summer hinzugehen, weil ich wusste, dass sie sonst gar nicht hingegangen wäre.

Ich hatte jeden Augenblick meines Lebens für Summer Price gelebt. Weil ich sie liebte. Ich liebte sie so sehr, dass ich nicht wusste, wer ich ohne sie war. Es fühlte sich an, als würde etwas in mir nicht stimmen. Als würde etwas tief in mir drin einen langsamen Tod sterben.

Die Frage, die ich mir immer und immer wieder stellte, war jedoch nicht einmal, was Gabriel Blazon hatte, was ich nicht hatte. Sondern warum ich nicht gut genug für sie gewesen war, während sie immer alles für mich war.

Doch bevor wir wirklich die Chance hatten, all das auszudiskutieren, war Summer verschwunden und nie wirklich zurückgekommen. Sie hatte mich verlassen, und damals fühlte es sich an, als würde mein zweiter Herzschlag plötzlich aussetzen.

Wir hatten danach nie gestritten. Aber uns auch nie wirklich versöhnt. Und dann … dann war ich gegangen. Auf Weltreise. Mit dem abgefuckten Gedanken, dass, wenn ich ginge, sie nicht gehen würde. Zumindest nicht gänzlich. Aber sie fehlte mir. Mit ihr zu sprechen, ihr Lachen, ihre Berührungen, ihre Musik.

Noch vor zwei Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, auch nur einen Tag lang nicht mit Summer zu reden, und nun war unser Kontakt auf sporadische, höflich-nette Instagram-Nachrichten beschränkt – und die Diskussionen in meinem Kopf. Vielleicht sollte ich mal mit meiner Mum darüber reden. Sie war Psychologin und musste doch wissen, ab wann eine imaginäre Diskussion mit der ehemals besten Freundin zur echten Psychose wurde, oder?

Ich warf das Handy neben mich und bemerkte, wie schwitzig ich mich anfühlte. Ich sollte duschen gehen. Und vielleicht noch etwas essen. Mein Magen knurrte. Immerhin war der Großteil meines Essens auf meinem Shirt gelandet. Zumindest eines bekam man hier im Royal Hostel: so viel Instant-Ramen, wie man wollte.

Müde rollte ich mich aus dem Bett, schnappte mir aus meinem Koffer ein Handtuch und den mickrigen Rest Seife, schlüpfte in die Hausschuhe und verließ mein winziges Zimmer.

Der Flur war gespenstisch leer. Nur ein Licht flackerte, als ich daran vorbeiging und das Gemeinschaftsbad betrat. Von den vier Duschen waren nur zwei benutzbar. Bei einer fehlte der Duschkopf gänzlich, und der von der anderen war so verkalkt, dass nur ein dünnes Rinnsal Wasser herauskam.

Ich schälte mich aus meinen Klamotten, vermied die Stelle auf dem Boden, die aussah, als hätte sich ein Yeti dort rasiert, und drehte das Wasser auf. Eiskalt spritzte es auf mich herab. Sofort bekam ich eine Gänsehaut und machte mich daran, mich so schnell wie möglich einzuseifen. Mit geschlossenen Augen versuchte ich meine angespannten Muskeln dazu zu bringen, endlich etwas lockerzulassen.

Ich war dünner geworden in diesem Jahr, und da ich nicht mehr täglich ins Fitnessstudio ging, waren meine Muskeln etwas zusammengeschrumpft. Trotzdem spürte ich noch deutlich die Erhebungen, als ich mir den Bauch einseifte. Im selben Augenblick hörte ich, wie die Tür aufging. Jemand schlurfte in den Duschraum und pfiff dabei vergnügt und schief.

»Hey«, sagte eine fröhliche Stimme.

Irritiert öffnete ich ein Auge, und prompt floss ein dicker Schwall Seifenschaum hinein. Mein Augapfel brannte wie Hölle. Fluchend hielt ich das Gesicht unter den Wasserstrahl, tastete nach meinem Handtuch, erwischte ein Stück Frottee und zog es an mich.

»Wa… hey!«

Prustend wischte ich mir das Gesicht ab und starrte direkt auf einen nackten Kerl, der mich halb angepisst, halb amüsiert musterte. Knallrotes Haar hing ihm in das schmal geschnittene Gesicht. In seiner Unterlippe steckten Snakes.

»Ich teile ja gern mein Zeug, aber vielleicht hätten wir uns einander wenigstens vorstellen können, ehe du mir das Handtuch von den Hüften ziehst und dein Gesicht damit abrubbelst«, spottete er.

Ich hielt inne, starrte auf das schwarze Handtuch in meiner Hand, das eindeutig nicht mir gehörte, und danach wieder auf den nackten Kerl. »Oh … oh. Das tut mir leid«, stammelte ich und hielt es ihm verlegen hin, derweil der Duschkopf immer noch Wasser auf mich spuckte.

Der Kerl lachte. Seine grünen Augen blitzten auf, während er mir sein Handtuch abnahm. »Kein Ding. Ich füge das Ganze einfach den Top Ten meiner peinlichsten Begegnungen in öffentlichen Duschen hinzu. Du kommst gleich nach der Sache mit dem Kerl, der mir in der Dusche sein selbst gemachtes Viagra-Shampoo verticken wollte. Und nach dem einen Mal, als ich mich mit Magen-Darm-Grippe ins Mädelsbad verirrt hatte.« Er zwinkerte mir zu, und ich wusste nicht, ob ich sofort vor Scham sterben oder mich vorher noch waschen sollte.

Ich entschied mich dafür, mir verlegen den Nacken zu kratzen und mir den restlichen Schaum abzuwaschen, während ich erwiderte: »Falscher Waschraum … In Australien war einmal ein hungriger Waschbär, der es gar nicht cool fand, seine Kabine mit mir teilen zu müssen. Drei Stiche und zwei Tetanusspritzen.«

Ich deutete auf meine Wade, und der Kerl lachte auf, während er sich unter die Brause stellte. Ich sah, dass er mich aus den Augenwinkeln musterte, während ich mir das Handtuch – mein Handtuch – um die Hüften schlang.

»Okay, krass. Aber bevor das hier noch seltsamer wird: Wollen wir uns vielleicht nachher angezogen weiter unterhalten?«

»Ich gehe in die Küche und mache was zu essen«, bot ich an.

»Klingt nach einem guten Plan. Bis gleich, fremder, nackter Kerl aus der Dusche.«

»Ethan.«

»Dann bis gleich, nackter Ethan aus der Dusche.«

Eilig schlüpfte ich aus dem Waschraum. Aber zum ersten Mal seit längerer Zeit spürte ich ein echtes Lachen in mir aufsteigen. Was zum Teufel war das denn gerade gewesen?

2

Ethan

Irgendwie hatte ich nicht erwartet, den Kerl wirklich wiederzusehen. Und doch stand er etwa zehn Minuten später neben mir und grinste von einem Ohr zum anderen. Er trug ein schwarzes Shirt, von dem er wahrscheinlich selbst die Ärmel abgeschnitten hatte und dessen Ausschnitt am Rücken so weit war, dass man seine tätowierte Wirbelsäule sehen konnte. Auf seinem Rücken befanden sich chinesische Schriftzeichen. Zugegeben: Mein Mandarin war kacke. Ich hatte es seinerzeit nur ein paar Monate lang belegt, um einer damaligen Flamme zu ihrem Geburtstag gratulieren zu können. Sie hatte sich gefreut, ich war faul geworden, und das traurige Ende war mein Mandarin, das klang, als würde ich mir die Zunge brechen.

In einem Topf vor mir brodelten Ramen, und der Duft nach Glutamat hing schwer in der Küche. »Hey …«, setzte ich an und runzelte die Stirn. »Warum steht auf deinem Rücken: Ich habe eine Banane gegessen?«

Meine Duschbekanntschaft erstarrte und schielte über seine Schulter. »Ach das. Eigentlich sollte es heißen: Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. Aber ich war betrunken und die Tätowiererin meine Ex, der ich gebeichtet hatte, mit ihrer besten Freundin geschlafen zu haben. Das war keine gute Kombination.«

»Aber mutig«, musste ich zugeben, schlug drei Eier in die kochende Nudelmasse und warf noch ein wenig Hot Sauce dazu. Denn nichts passte besser zu Glutamat als noch mehr Glutamat. Und wenn Tyson schon nicht da war, konnte ich es mir zumindest mal scharf geben.

»Vor allem sehr dumm«, entgegnete der Kerl, während er auf den Topf deutete. »Kann ich wirklich was abhaben?«

»Wenn du mir deinen Namen verrätst«, erwiderte ich und füllte zwei Schüsseln randvoll mit den Nudeln.

»Aaron. Aaron Hart«, stellte er sich vor, während wir uns auf die klapprigen Stühle setzten.

Wir nahmen uns jeder ein Paar Stäbchen und begannen, die Nudeln zu schlürfen. Ich schob ihm ein Bier zu. Aaron grunzte dankend, und nachdem wir unsere Portionen inhaliert hatten, lehnten wir uns zufrieden zurück, und ich hatte endlich genug Hirnzellen übrig, mein Gegenüber zu mustern, ohne mich dabei zu schämen, ihm das Handtuch von den Hüften gemopst zu haben.

»Wo kommst du her, Aaron? Dein Akzent klingt nach Kalifornien.«

»Schlimmer: Florida«, berichtigte er mich und lachte, als ich schauderte. »Und du? Phoenix?«

»Nahe dran. Flagstaff.«

Aaron schmunzelte und fuhr sich kurz mit der Zunge über die Zähne, während er begann, an dem Etikett des Biers herumzuzupfen. »Und wie bist du in Seoul gelandet, Ethan aus Nahe-dran-Flagstaff?«

Ich öffnete den Mund, um zu antworten, als im selben Augenblick die Tür aufging und Tyson hereinkam, der aussah wie ein begossener Pudel. Wasser tropfte aus seinen Haaren, während seine Lederhose bei jeder Bewegung quietschte.

»Ethan! Ich habe dich überall gesucht.«

Er warf sich neben mich und schüttelte sich wie ein Hund, sodass er überall Wasser verspritzte. Aaron und ich gingen schnell in Deckung, während Tyson hoffnungsvoll auf meine Schüssel schielte.

»Haben wir noch was?«

»Leider nicht. Aber wir haben einen neuen Freund. Aaron, das ist Tyson. Tyson, Aaron«, stellte ich die beiden vor und schlürfte eine letzte Nudel ein, deren Ende nass gegen meine Nasenspitze klatschte.

Tyson musterte den rothaarigen Kerl vor sich, genauso wie dieser wiederum Tyson. Die beiden wirkten beinahe wie zwei arrogante Katzen, die sich abcheckten. Zu welchem Ergebnis auch immer sie gekommen waren, Tyson zog beide Augenbrauen hoch.

»Freut mich«, sagte er knapp.

»Kann ich mir denken«, entgegnete Aaron, während sich Tyson schwungvoll zu mir umdrehte.

»Ich habe etwas getan. Du musst mir versprechen, nicht sauer zu sein.«

Besorgt runzelte ich die Stirn und rückte ein Stück von ihm ab. »Was hast du getan, Tyson?«

»Erst musst du versprechen, nicht wütend zu sein.«

»Kommt drauf an, was du angestellt hast.«

»Ich habe nichts angestellt. Höchstens etwas getan, was dir nicht gefallen wird.«

»Das ist das dasselbe, Tyson.«

»Ansichtssache. Ich denke eher, du wirst es mir eines Tages noch danken. Ja, ich bin mir sicher, dass ich heute deine Welt verändern werde. Insofern solltest du mir also danken und nicht wütend werden.«

»Bestechende Logik«, entgegnete Aaron amüsiert.

Tyson warf ihm einen knappen Blick zu. »Das Publikum aus der zweiten Reihe hat zu schweigen, ich muss hier ein ernstes Gespräch führen.«

»Tyson!«, fuhr ich ihn an. »Was hast du getan?«

Tyson linste zu mir herüber und biss sich auf die Lippen, während er weiterhin den Boden volltropfte. »Nicht wütend werden, ja?«

»Tja, zu spät, das bin ich schon.«

»Na schön.« Er seufzte, kramte in seiner Hose und legte zwei Zettelstreifen auf den Tisch vor uns.

Ich starrte darauf. Ein Zettel war geknickt. »Was ist das?«, fragte ich, und Tyson nestelte nervös an einem Paar Essstäbchen herum.

»Die Karten.«

»Für unseren Flug zurück nach Hause?«

»Nein, die Karten für das krasseste Konzert, seit es krasse Konzerte gibt.«

»Tyson!«, brüllte ich ihn an.

»Du hast versprochen, nicht wütend zu werden«, rief er.

»Habe ich nicht«, entgegnete ich.

Aaron nickte. »Hat er wirklich nicht.«

»Klappe, Rotkäppchen«, schnappte Tyson, und Aaron hob entschuldigend die Hände.

»Peace, Bruder. Ich habe zwar keine Ahnung, warum Ethan so ausrastet, aber ich habe ebenfalls Karten für das Konzert. Falls dich dein Freund am Leben lässt, können wir gern zusammen gehen.«

Tysons Miene hellte sich prompt auf, während ich den Drang unterdrücken musste, ihn zu erwürgen. Wütend starrte ich ihn an und stieß hervor: »Wir werden heute nirgendwo hingehen, weil du die Karten auf der Stelle zurückgeben wirst!«

Tyson warf mir einen erstaunlich kühlen Blick zu. »Nein, das mache ich nicht.«

»Dann vertick sie Last Minute auf Instagram.«

»Nein!«

»Tyson!«

»Ethan!« Er stand auf. Der Stuhl kratzte über den Boden, und mein Freund starrte mich so wütend an, dass mir die nächsten Worte im Hals stecken blieben. Stattdessen fuhr er fort: »Mir war klar, wie du reagieren würdest, aber wir sind seit einem Jahr unterwegs, und lass uns mal ehrlich sein, der Trip war ein einziger Reinfall. Du hattest ein ganzes Jahr lang so viel damit zu tun, Summer nachzuheulen, dass wir nicht einmal die Chance bekamen …«

»Gib jetzt nicht mir die Schuld. Ohne mich hättest du den Trip bereits nach zwei Wochen abgebrochen«, ging ich dazwischen.

Tyson presste die Lippen zusammen. »Ganz genau. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mein Zeug gepackt und wäre erst gar nicht ein ganzes Jahr lang von einer Katastrophe in die nächste gezogen. Aber ich habe es dennoch getan. Weil du Zeit brauchtest und ich meine Freunde nicht im Stich lasse. Aber jetzt ist Schluss mit dem Liebeskummer, Ethan. Wir können ohnehin nirgendwo mehr hin. Wir verprassen jetzt dieses Geld und haben so viel Spaß, dass sich diese ganze Reise tatsächlich doch noch gelohnt hat.«

»Und wie sollen wir zurückkommen?«, fragte ich und unterdrückte mühsam meine Wut, während Aaron zwischen uns hin- und herstarrte, als wäre er bei einem interessanten Tennismatch.

Tyson verschränkte die Arme vor der Brust. »Na, mit dem Flugzeug. Als ob uns unsere Eltern nicht einen Rückflug spendieren würden. Du magst dafür vielleicht zu stolz sein, aber ich haue jetzt nach einem echt miesen Jahr auf die Kacke und werde diesen Abend genießen. Wenn du hierbleiben und schmollen willst, halte ich dich nicht auf. Aber ich werde mich in Schale schmeißen und mit Albert …«

»Aaron.«

»… mit Aaron zu dieser Party gehen und Spaß haben.«

»Cool«, sagte Aaron.

Ich hörte meinen eigenen Herzschlag in den Ohren dröhnen, während ich die Lippen zusammenpresste und langsam aufstand. »Na, dann viel Spaß«, presste ich hervor und stapfte an meinem besten Freund vorbei.

Ich spürte seinen Blick im Rücken, während ich die Küche verließ. Ich war so sauer, dass ich mich nicht einmal von Aaron verabschiedete, auch wenn ich ihn wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Wütend stapfte ich durch den Flur, knallte die Tür meines Zimmers hinter mir zu und warf mich aufs Bett.

Die Federn unter mir quietschten protestierend. Ich verspürte den Drang, ins Kissen zu brüllen. Stattdessen schnappte ich mir die Decke, zog sie mir über den Kopf und machte eine Höhle. Ich schloss die Umwelt aus, bis es nur noch meinen Atem und meinen Herzschlag gab. So wie ich es Dutzende Male mit Summer getan hatte, wenn ihr die Welt zu laut und zu viel gewesen war. Ich brauchte dringend einen Save Space. Ich zog die Knie an und legte meine Stirn darauf ab.

»Fuck«, flüsterte ich und wusste nicht wirklich, was ich meinte. Die Situation? Die Welt? Mich? – Alles?

Die Atemluft wurde bereits nach wenigen Zügen stickig, dennoch blieb ich so lange unter der Decke, bis sich mein Zorn endlich etwas auflöste. Frustriert blies ich die Wangen auf und ließ die Luft langsam entweichen, während ich mein Handy zückte und begann, eine Nachricht an meine Mum zu tippen.

Alles klar, Tyson hatte Scheiße gebaut. Aber ich verstand ihn. Verdammt noch mal, ich verstand ihn wirklich, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, er hätte nachgedacht, anstatt einfach auf den Putz zu hauen. Aber wem wollte ich etwas vormachen? Ich hätte wissen müssen, was er tun würde, als er wütend davongestapft war.

Mein Daumen wanderte über die Nachricht, die ich an meine Mum getippt hatte.

Ethan: Mum. Wir haben Mist gebaut. Kannst du uns 200 Mäuse für ein Flugticket schicken?

Nein. So nicht. Frustriert löschte ich es wieder.

Ethan: Mum? Kann ich mein Weihnachtsgeschenk schon etwas früher haben?

»Argh!«

Im selben Augenblick, als ich frustriert aufschrie, klingelte das Handy in meiner Hand. Es passierte so unerwartet, dass ich es vor Schreck beinahe losließ. Vor allem, als ich sah, wer anrief.

Hektisch zog ich mir die Decke über den Kopf und starrte auf das Bild. Goldenes Haar, weiche braune Augen, ein feines Lächeln um die sorgfältig geschminkten Lippen. Summer.

Warum rief mich Summer ausgerechnet jetzt an?

Mein Daumen schwebte über dem roten Button, und ein Teil von mir fragte sich, was passieren würde, wenn ich einfach nicht dranging. Wenn ich es klingeln ließ und danach die Nummer löschte.

Ich drückte auf Grün. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als versuchte er, aus meiner Brust zu springen.

»Summer?«

Es knackte in der Leitung. Ich hörte jemanden murmeln. Eine helle Stimme. Ein Lachen. In meiner Brust zog sich alles zusammen.

»Hallo?«, fragte ich und hörte erneut eine lachende Stimme.

»Hör auf, Gabriel! Das ist albern.«

Diese Stimme. Himmel, dieses Lachen.

»Warum albern? Brusthaare sind aktuell wieder der letzte Schrei«, murmelte eine andere Stimme, und Summers Lachen drang tiefer als jeder Sonnenstrahl.

»Du siehst absolut dämlich aus. Rasier es ab. Es sieht aus wie ein Flickenteppich oder als wäre etwas auf dir gestorben.«

»Ach ja? Tja, ich habe gehört, Männer mit Brusthaaren küssen besser. Willst du es ausprobieren?«

»Ich … nein, Gabriel, lass das, das ist total … ihhh!«

In der Leitung knackte es laut, und etwas in mir zerbrach knirschend. Ich spürte es ganz genau. Etwas raubte mir den Atem aus den Lungen, weil ich feststellte, dass Summer mich gar nicht angerufen hatte. Irgendwie musste sie versehentlich auf den Screen getippt haben. Ich hörte das Geräusch von einem innigen Kuss.

Meine Faust ballte sich über dem Gehäuse meines Handys, während ihre Stimme flüsterte: »Ich liebe dich, du Trottel.«

»Und ich liebe dich, meine süße, wundervolle Summer Price«, schnurrte es zurück.

Scheiße, ich sollte auflegen. Ich versuchte zu atmen, zu denken, doch alles, was ich zustande brachte, war, das Handy auf meinen Schoß zu legen.

Sie hatte mich nicht angerufen.

Natürlich nicht.

Wieso hatte ich nur gehofft …?

Wieso?

In der Leitung raschelte es, und plötzlich hörte ich Summer klarer. »Oh verdammt, Gabriel, rück mal ab, ich glaube, ich hab aus Versehen wen angerufen. Hallo? Hey?«

Ihre Stimme. Sie drang durch mich durch, riss in mir etwas so gewaltsam auf, dass ich das Gefühl hatte zu bluten. Ich sah an mir hinab und war erstaunt, es nicht zu tun.

Ich hörte ein kurzes Zögern, ehe Summer fragte: »Ethan?«

»Summer«, murmelte ich.

Sie schwieg. Doch es raschelte, als wühlte sie sich aus einem Bett heraus. »Ethan«, wiederholte sie. »Es tut mir leid, du bist in meiner Kontaktliste immer noch an erster Stelle. Ich muss dich wohl versehentlich angerufen haben.«

»Ja, das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte ich und hoffte, dass ich nicht so mies klang, wie ich mich fühlte.

Es war nicht so, dass ich ihre Stimme das erste Mal seit einem Jahr hörte. Man musste nur das Radio anmachen, um ihre Stimme einfach ständig zu hören. In Liedern, Werbespots und Interviews. Sie war überall, aber dennoch war es anders, sie jetzt so zu hören. So wie damals.

Ein Murmeln im Hintergrund, doch entweder schirmte sie es ab oder sie verließ den Raum, denn ihre Stimme war die einzige, die ich noch klar hören konnte. »Das tut mir sehr leid. Ich … es ist eine Weile her, dass wir uns … Wie geht es dir, Ethan?«

»Gut«, log ich. Mehr brachte ich nicht hervor.

Summer wartete. Ich wusste nicht genau, worauf. Dass ich fragte, wie es ihr ging? Das hatte ich bereits aus der Klatschzeitschrift erfahren. Sie war derzeit mit Blazon und ihrem Bruder in New York. Sie arbeiteten daran, ein eigenes Musiklabel zu eröffnen.

»Wo bist du gerade?«, fragte sie mich.

»Seoul«, antwortete ich knapp.

»Oh, da sind aktuell auch zwei Freunde von mir«, antwortete sie, doch ihre Stimme klang, als würde sie am liebsten auflegen. Scheiße, ich wollte auch auflegen – und dann doch wieder nicht. »Ethan?«

»Ja?«

»Wann bist du wieder zurück? Zurück in Flagstaff, meine ich?«

»Weiß nicht genau. Nächste Woche?«

»Oh. Ich dachte nur, vielleicht schaffen wir es, uns zu sehen. Du und ich. So wie früher. Ich vermisse … den Hackbraten deiner Mum.«

Das Zögern am Ende war mir nicht entgangen. Mein Mundwinkel hob sich, doch es war nicht mehr als eine Grimasse. Ich verblutete hier. Mit jedem Wort, das sie zu mir sprach, verblutete ich.

»Du hasst den Hackbraten meiner Mum«, erinnerte ich sie und hörte sie leise lachen. Wenn ich dieses Gespräch überleben wollte, musste ich auflegen. Jetzt.

»Ethan …«

»Ich muss jetzt auflegen, Summer. Es hat mich gefreut, dich zu hören.«

»Warte, Ethan, ich muss dir …«

»Tschüss, Summer.«

Ich warf das Handy von mir und fühlte mich, als hätte ich einen Marathon absolviert. Schweiß lief mir den Rücken hinab, und ich spürte, wie mir das Herz gegen die Rippen knallte.

Atmen. Ich musste atmen. Oder noch besser raus hier und so lange im strömenden Regen herumlaufen, bis ich einfach ohnmächtig wurde.

Im selben Augenblick hörte ich ein Geräusch und blickte auf. Etwas wurde durch den Türschlitz geschoben. Ein schmaler Zettel. Die Eintrittskarte.

»Hey, hier ist Tyson. Also, Aaron und ich gehen jetzt. Wenn du doch noch kommen willst, freue ich mich. Und ich … ja, bis dann.«

Ich hörte Schritte, das Knallen von Türen und danach nur noch Stille.

Ich blickte zu meinem Handy hinab. Es summte erneut. Summers Gesicht erschien. Ich drückte sie weg und hob stattdessen die Karte auf. Sie war blau und lila. Tyson hatte mit einem Stift die Adresse draufgekritzelt. Das Handy summte erneut, und ich zuckte zusammen.

»Sorry«, stieß ich hervor und stopfte die Karte in meine Tasche, ehe ich mir die zertretenen Schuhe wieder anzog.

Ich musste raus hier und mich betrinken.

3

Payton

»Soll ich fragen oder will ich es gar nicht erst wissen?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust, während mein Freund Peter aka DJ Tokyo von der Decke der Bühne baumelte. Das kurze Bungeeseil um seine Knöchel knarrte dabei, und er schwang wie ein Pendel von links nach rechts.

»Ich weiß, was du meinst. Zu wenig Konfetti, oder?«, entgegnete er.

»Das war jetzt nicht exakt das, was ich gemeint habe, aber fahr fort«, sagte ich milde.

Peter blickte sich mit den Armen wedelnd um. »Hey, wenn ich runterspringe, bräuchte ich bitte noch mehr Konfetti. Und packt noch mehr Glitzer rein, die Leute sollen ausrasten, wenn ich am Ende des Gigs auf sie runterspringe.«

»Peter, hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass du keine waghalsigen Stunts mehr machst, bei denen du dir die Beine brechen kannst? Was ist denn mit meiner Choreo, die ich für dich entworfen habe?«, fragte ich, während ein paar Bühnenhelfer angelaufen kamen und begannen, Peter wieder auf die Füße zu stellen.

»Ich mache deine Choreo doch auch. Ich pimpe sie nur ein wenig auf.«

»In der Luft?«

»Wo denn sonst?«

»Keine Ahnung. Am Boden?«

Peter lachte mich an, und in diesem Augenblick erinnerte er mich so sehr an meinen besten Freund Gabriel, dass ich prompt mitlachen musste, obwohl die ganze Sache absolut bescheuert und dabei auch noch ziemlich gefährlich war.

»Mach dir keine Sorgen, Pay. Das Team hier ist spitze, und Frank hat mir versprochen, dass die Seile sogar einen ausgewachsenen Elefanten halten können. Das ist absolut sicher, und nichts kann schiefgehen. Nicht wahr, Frank?«

Ein Kerl mit Klemmbrett hob den Kopf. »Ich bin Brook. Frank ist draußen eine rauchen.«

»Er ist eine rauchen? Jetzt? Wo ich mich von der Decke abseile?«, fragte Peter und rieb sich die Knöchel, die von dem Jump blau angelaufen waren.

Brook zuckte nur ratlos mit den Achseln, während ich eine Augenbraue hob. »So, nichts kann schiefgehen, ja?«, hakte ich nach.

Peter hob die Schultern. »Ich wiege deutlich weniger als ein Elefant«, gab er zurück.

»Dann ist ja alles gut«, sagte ich trocken und beschloss, mir diesen Frank vorzuknöpfen, sobald er wieder auftauchte.

Seoul war die letzte Station von Peters Asientour. Ich hatte diese Choreografie genau geplant, und wir hatten es jetzt ganze drei Wochen lang geschafft, ohne dass jemand im Krankenhaus gelandet war. Und ich hatte vor, dass es so blieb. Nun, bis auf Frank, mit dem ich vielleicht diese Elefantentheorie prüfen würde.

»Also …« Peter schnappte sich ein Mineralwasser und schraubte es auf, während er mir einen schiefen Blick zuwarf. »Bist du schon aufgeregt, Süße?«

»Warum sollte ich?«, entgegnete ich und nahm mir ebenfalls ein Wasser, ehe wir uns an den Rand der Bühne setzten.

Ich ließ ein Bein baumeln, während wir das Gewusel der Angestellten des Nachtclubs beobachteten. Der Schuppen war riesig und bestand vor allem aus dunklen Wänden. Noch. Später würden auf den dunklen Flächen 3-D-Bilder ablaufen, die Peter und sein Team extra für diese Show produziert hatten.

»Fängt nicht bald diese Tanzshow an? Haben sie schon alle Teams gecastet?«

»Fast. Diese Woche läuft das letzte Casting, nachdem es ein paar Probleme mit der Aufstellung des amerikanischen Teams gegeben hat. Sie suchen noch überall.«

»Cool. Wo trainiert ihr das Ganze noch mal?« Er nahm einen tiefen Schluck, und ich warf ihm einen schiefen Blick zu.

»In Las Vegas. Und dein Ablenkungsversuch funktioniert nicht, Freundchen. Ich kann dir nicht erlauben, dich von der Decke abzuseilen.«

»Ich springe mit Konfetti runter. Das ist ein entscheidender Unterschied.«

»Nein, Peter!«

»Vergiss den Glitzer nicht.«

»Ach, na dann …«

»Echt?«

»Sorry, war der Sarkasmus in meiner Stimme zu unterschwellig?«

»Ach, Payton.«

»Nein, Peter. Das ist zu gefährlich«, hielt ich dagegen, ehe ich einen flüchtigen Blick auf mein Handy warf. »Du solltest dich fertig machen. Der Einlass beginnt gleich, und du hast überall Glitzer kleben.«

Peter grinste von einem Ohr zum anderen. »Ich lass es drauf. Männliche Glühwürmchen leuchten ebenfalls, wenn sie auf Partnersuche sind.«

»Bist du ein Glühwürmchen?«

»Nein, aber auf Partnersuche. Und wenn du einen Rat haben willst: Mach das auch. Entspann dich mal, amüsiere dich, hab Sex.« Er winkte mir zu und verschwand gut gelaunt backstage.

Schmunzelnd blickte ich ihm nach, ehe ich mich daranmachte, die letzten Dinge vor der Show zu klären. Und wenn sich Peter heute Abend nicht den Hals brach, konnte ich mir seinen Rat ja vielleicht wirklich zu Herzen nehmen.

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Ethan