Love the Boss - Ein Chef fürs Leben - April Dawson - E-Book

Love the Boss - Ein Chef fürs Leben E-Book

April Dawson

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Beschreibung

Emmas Liebeschaos war perfekt: Sie hatte sich in ihre beiden Chefs verliebt - die Brüder Sean und Liam - und sich schließlich für Sean entschieden. Eigentlich ist sie mit ihrer Wahl auch glücklich, bis Liam ihr Gefühlsleben mit seinem Liebesgeständnis wieder völlig auf den Kopf stellt. Hat sie vielleicht doch den falschen Bruder gewählt? Mit Hilfe ihres besten Freundes erkennt Emma endlich, was sie wirklich will. Doch sie wäre nicht sie selbst, wenn sie auf diesem Weg nicht noch in einige Fettnäpfchen treten würde. (ca. 190 Seiten)

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Danksagung

Die Autorin

April Dawson bei LYX

Impressum

APRIL DAWSON

Love the Boss

Ein Chef fürs Leben

Roman

Zu diesem Buch

Emmas Liebeschaos war perfekt: Sie hatte sich in ihre beiden Chefs verliebt – die Brüder Sean und Liam – und sich schließlich für Sean entschieden. Eigentlich ist sie mit ihrer Wahl auch glücklich, bis Liam ihr Gefühlsleben mit seinem Liebesgeständnis wieder völlig auf den Kopf stellt. Hat sie vielleicht doch den falschen Bruder gewählt? Mit Hilfe ihres besten Freundes erkennt Emma endlich, was sie wirklich will. Doch sie wäre nicht sie selbst, wenn sie auf diesem Weg nicht noch in einige Fettnäpfchen treten würde.

KAPITEL 1

Emma

Mit einem tiefen Atemzug betrete ich das Bürogebäude von Coleman & Sons, begrüße die Empfangsdame Betty und husche in den rappelvollen Lift. Ich hasse es, wie Vieh eingepfercht zu sein, bis man endlich in die gewünschte Etage kommt. Dazu noch diese elende Fahrstuhlmusik, die natürlich nur Songs aus den achtziger Jahren draufhat. Natürlich könnte ich all dem aus dem Weg gehen und die Treppe nehmen, schließlich wäre das auch viel gesünder, und ich könnte sogar etwas abspecken, aber ich habe schlichtweg keine Lust.

Es sind nur vier Kollegen übrig, als ich endlich in den neunten Stock gelange. Leise gleiten die Fahrstuhltüren auf, und ich betrete meine Büroetage. Laute Rufe dringen an mein Ohr. Überrascht hebe ich die Brauen und sehe mich um. Überall sind die Mitarbeiter auf den Beinen, huschen herum, als hätte man sie aufgescheucht wie junge Hühner. Kaum habe ich meine Nische erreicht, rennt bereits die Sklaventreiberin auf Mörderabsätzen zu mir und schnalzt genervt mit der Zunge. »Da sind Sie ja!« Ihre Stimme ist quietschend hoch wie die von meiner Cousine Lily. Die zwei würden sich bestimmt gut verstehen, erkenne ich doch immer wieder diverse Ähnlichkeiten.

»Ja, hier bin ich«, gebe ich sarkastisch zurück, stelle meine Tasche ab und blicke Jazabell erneut an. »Was kann ich für Sie tun?«

»Wie Sie schon bemerkt haben, ist heute die Hölle los! Wir sind im entscheidenden Rennen um den Rehbock Deal für die neue Damensportkollektion. Deshalb werden Sie sich in den kommenden Wochen ausschließlich auf diesen Kunden konzentrieren. Alles andere legen wir auf Eis.«

»Das klingt toll, ich mache mich gleich an die Arbeit.«

Sie nickt mir zufrieden zu und verschwindet in ihrem Einzelbüro. Bevor ich mich jedoch in die Arbeit stürze, muss ich Liam sprechen. Nach der Hochzeit spürte ich schon, dass mein Herz sich wieder einmal nicht zwischen den Brüdern entscheiden konnte. Spätestens nach dem innigen Kuss von Liam, war es für mich unmöglich, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Es ist nur wenige Stunden her, dass er mir seine Liebe gestanden hat, und mein Herz ist noch immer hin- und hergerissen. Manch eine Frau würde sich freuen, wenn zwei derart attraktive Männer um sie werben. Ich dagegen bin mir nicht sicher, ob ich mich glücklich schätzen oder lieber in Tränen ausbrechen soll. Ich schlängle mich durch die Mitarbeiter, die hektisch an mir vorbeihuschen, und spähe in das Büro von Liam und Sean.

»Liam?«, frage ich leise, in der Hoffnung, ihn alleine anzutreffen.

»Miss Reed?«, höre ich eine weibliche Stimme hinter mir, zucke erschrocken zusammen und drehe mich um. Myra, die neue Sekretärin der Coleman-Brüder, die heute im Büro angefangen hat, sieht mich skeptisch an. Bestimmt, weil ich den Boss beim Vornamen genannt habe. Mist, wie soll ich das erklären?

Ich räuspere mich und spiele meine Nervosität herunter. »Ist Liam Coleman noch nicht da?«, frage ich, verlagere dabei mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

»Nein. Sean, Liam und Charlie Coleman sind in einem Meeting und kommen erst zur Mittagszeit ins Haus. Soll ich etwas ausrichten?«

Ich schüttle heftig den Kopf. Wohl etwas zu heftig, denn sie runzelt die Stirn. »Ähm, nein, danke. Ich komme einfach am Nachmittag wieder«, antworte ich schnell und fliehe, bevor sie mich noch mit Fragen löchern kann.

Die Zeit vergeht wie im Flug, während ich vertieft in meine Arbeit bin. Gerade als ich mir Notizen zu einem Damenturnschuh mache, höre ich ein Räuspern hinter mir. Als ich mich umdrehe, steht mein bester Freund Aiden vor mir. Er trägt den Besucherausweis um den Hals, und in der Hand eine Schachtel Donuts.

»Aiden, was machst du denn hier?« Ich begrüße ihn mit einer festen Umarmung, denn er ist genau das, was ich im Moment brauche. Lächelnd erhasche ich den interessierten Blick von einer Arbeitskollegin, die Aiden von Kopf bis Fuß mustert. Sie verschlingt ihn mit den Augen und nickt mir anerkennend zu.

Grinsend winke ich ihr kurz zu und wende mich wieder meinem besten Freund zu. Hayley hat schon recht, Aiden ist ein Blickfang. Sein Körper ist wie immer in Topform. Er trägt ein dunkelblaues Hemd, dazu eine schwarze Jeans. Die kurzen, schwarzen Haare passen perfekt zu dem schönen, markanten Gesicht. Die hohen Wangenknochen geben ihm das gewisse Etwas, das ihn noch attraktiver wirken lässt. Oft habe ich mir gedacht, wenn er nicht auf Männer stünde, wäre er eine Sünde wert.

»Principessa. Du siehst schlimm aus. Sogar dein teures Make-up kann diese Augenringe nicht kaschieren«, meckert er, und am liebsten würde ich ihn dahin treten, wo es wehtut. Richtig wehtut. Da wünscht man sich, dass der beste Freund einen tröstet und aufbaut, doch er ist wie immer sarkastisch und total ehrlich.

»Na danke. Das sind die Worte, die eine Frau nach einer schlaflosen Nacht hören will«, zische ich beleidigt zurück.

Er hebt abwehrend eine Hand und deutet dann auf die Schachtel. »Ruhig Blut, Süße. Ich dachte mir schon, dass du gereizt bist. Immerhin hast du mir gestern Nacht den Schlaf geraubt, als du mich heulend angerufen hast. Deshalb habe ich Schokodonuts mitgebracht. Frieden?« Sein neckisches Grinsen ist derart unwiderstehlich, dass ich nicht anders kann, als auch zu lächeln und ihm die Schachtel aus der Hand zu reißen. Schokolade ist eben die beste Medizin gegen ähm … einfach gegen alles. In der Cafeteria verschlingen Aiden und ich die Donuts und unterhalten uns.

»Hm, Aiden, die sind ja der Wahnsinn. Du weißt schon, dass ich jetzt fünfzig Kilometer joggen muss, um diese Kalorien wieder runterzukriegen?«, frage ich halbherzig. Ich und Joggen? Mit meiner Jogginghose bin ich ungefähr so oft gejoggt, wie ich mit der Küchenrolle durch die Küche gerollt bin.

»Pff … du und joggen. Das wäre ja mal ne Weltpremiere«, meint er scherzend und beißt erneut in den Donut. Ich lächle in mich hinein, wie gut er mich doch kennt.

Als ich den Blick hebe, gehen die Türen zur Cafeteria auf und die Coleman Männer betreten den Raum. Ich schlucke nervös. Sean und Liam tragen fast identische graue Anzüge, nur dass Liams eine Spur dunkler wirkt. Die beiden könnten jedoch vom Typ nicht unterschiedlicher sein. Beide sehen einfach unverschämt gut aus. Wer kann sich denn da bitte entscheiden?

»Ähm, steht der Weihnachtsmann hinter mir oder warum funkeln deine Augen?«, will Aiden dann schließlich wissen.

»Die Colemans haben soeben die Cafeteria betreten.«

»Ach? Die Bosse speisen mit den Untergebenen?«

Ich nicke belustigt. »Ja, Charles Coleman legt viel Wert auf familiäres Arbeitsklima.«

Liam lässt den Blick schweifen, sieht sich um, bis sich unsere Augen treffen. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als er die Mundwinkel nach oben zieht. Das Grinsen wird breiter, als er meine Verlegenheit bemerkt. Er bräuchte einen Waffenschein für sein gutes Aussehen. Dieser Blick ist intensiv, bringt mich dazu rot anzulaufen und mich verlegen abzuwenden. Liam schafft es diese Gefühle in mir hervorzuholen und das noch aus dieser Entfernung. Seit wann hat Liam diese Wirkung auf mich? Seit unserem Kuss ist alles viel intensiver und wirft mich komplett aus der Bahn.

»Emma, alles okay?«

»Ja … ähm, nein. Liam sieht hierher, aber dreh dich ja nicht um!« Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, tut er genau das Gegenteil und riskiert einen Blick auf die Männer, die mir den Verstand rauben. Ich höre Aiden Luft holen. Langsam dreht er sich wieder zu mir. »Das ist Liam? Dieser blonde, durchtrainierte Halbgott?« Seufzend nicke ich. »Und er hat dir gestern eine Liebeserklärung gemacht und dich sogar geküsst?«

Ich nicke erneut.

»Daneben steht sein heißer Bruder, der dir den besten Sex deines Lebens beschert und nichts von dem Liebesgeständnis weiß.« Jedes seiner Worte macht mir meine Zwickmühle nur deutlicher.

»Herrgott ja!«

»Mann, Principessa. Du bist ja so was von am Arsch«, stellt er verzweifelt fest und mir bleibt nichts anderes übrig, als resignierend zuzustimmen.

»Danke für die Donuts.«

Aiden umarmt mich, drückt mich fest an seine Brust, denn er weiß, dass ich wegen der Gefühle für meine Bosse kurz vor dem Zusammenbruch stehe. »Sehr gern. Du klangst niedergeschlagen am Telefon, deshalb wollte ich einfach sichergehen, dass es dir wirklich gut geht.«

»Aiden!«, höre ich Seans raue Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehe, stehen die Bosse in aller Herrlichkeit vor uns. Na toll.

Ich begrüße sie formell. Es laufen schließlich überall Mitarbeiter herum, die nichts von meiner Beziehung zu Sean erfahren dürfen.

»Hallo Sean. Wie geht’s dir?«, fragt Aiden, während sie sich die Hand geben.

»Danke, gut, hatten ein wichtiges Meeting. Es steht ein großer Deal an. Das sind mein Vater und mein Bruder Liam.« Aiden schüttelt auch ihnen die Hände, bis Sean wieder das Wort an meinen besten Freund richtet. »Du gehst schon wieder?«

»Ja, ich wollte nur mit Emma zu Mittag essen und muss gleich wieder ins Krankenhaus.«

»Schön, dann lass dich nicht aufhalten.« Nickend und leicht verblüfft reicht er Aiden nochmals die Hand. Sean schenkt mir einen kalten Blick, ehe er mit seiner Familie aus meinem Sichtfeld verschwindet. Mit gerunzelter Stirn, wendet sich mein bester Freund mir zu.

»Ähm. Was zum Teufel war das denn?«

»Ich habe keine Ahnung«, antworte ich schulterzuckend.

»Seid ihr denn noch zusammen?«

»Na klar.«

»Tja, vielleicht sollte er das auch wissen.«

Wieder im Büro arbeite ich an meinem Projekt weiter. Später erklärt mir Jazabell, welche Veränderungen im Design anstehen. Während ich mir Notizen mache, erspähe ich Sean, der mich zu beobachten scheint. Mein Herzschlag setzt einen Moment aus und erst jetzt merke ich, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe. Seit drei Tagen habe ich ihn nicht gesehen und es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Er lehnt lässig am Türrahmen, hat die Arme vor der Brust verschränkt, mustert mich kühl. Sein Kiefer ist angespannt und die Lippen zu einer schmalen Linie gepresst. Krampfhaft versuche ich, mich auf das zu konzentrieren, was meine Vorgesetzte von sich gibt, doch ich kann einfach nicht anders, als ihn anzusehen. Sehnsüchtig erwarte ich ein Lächeln, doch sein düsterer Blick bleibt auch unverändert, als er auf mich zugeht. Schließlich bemerkt Jazabell Sean, grüßt ihn flüchtig und verschwindet. Es hat den Anschein, als würde sie regelrecht vor ihm fliehen. Komisch.

»Guten Tag, Miss Reed«, begrüßt er mich kühl. Überrascht lege ich die Stirn in Falten. Wieso ist er distanziert? Vorhin als ich mich von Aiden verabschiedet habe, hat er mich nicht mal begrüßt.

»Hey Sean … Ist alles in Ordnung?«

Er nimmt einen tiefen Atemzug und sieht mich eindringlich an. »Sag du es mir!«

»Ich? Was meinst du?« Völlig überrumpelt überlege ich, auf was er anspielen könnte? Oh nein! Hat er etwa von Liams Geständnis erfahren? Woher weiß er davon? Panik überkommt mich.

Ein dicker Kloß steckt in meinem Hals, den ich unruhig herunterzuschlucken versuche. Nachdem Sean sich kurz umgesehen hat, packt er mich am Arm und zieht mich in einen der Besprechungsräume. Hinter uns schließt er die Tür und ich glaube, ein Klicken zu hören, als hätte er abgeschlossen. Was hat er jetzt vor?

Er dreht sich so abrupt um, dass ich erschrocken nach Luft schnappe. »Was ich meine?«, sagt er aufgebracht und ich kann Wut in seinen eisblauen Augen aufblitzen sehen. »Du warst das ganze Wochenende in Austin und ich in Savannah und da konntest du dich nicht einmal bei mir melden?« Mit jedem Wort scheint er wütender zu werden.

»Mein Handy war aus. Ich bin nicht dazu gekommen, es aufzuladen«, verteidige ich mich halbherzig. Denn er hat recht. Wir sind zusammen, da ist es doch logisch, dass man sich bei seinem Partner meldet. Wenn nicht mit meinem eigenen Handy, hätte Dad mir sicher seins geliehen. Aber ich hatte nur Liam im Kopf, habe mich ablenken lassen. Toll gemacht, Emma!

»Du warst drei Tage dort, hast auf keinen meiner Anrufe reagiert. In diesen sechsunddreißig Stunden hast du nicht einmal an mich gedacht?« Sean wirkt zutiefst gekränkt und mein Herz wird schwer. Ich wollte ihn nie verletzen, das hat er nicht verdient.

Aber welcher Anruf? Verdammt, ich muss endlich mein Handy einschalten. »Du hast recht. Es tut mir unendlich leid. Es war einfach ein sehr anstrengendes Wochenende, ich habe es total vergessen.«

Schnaubend dreht er mir den Rücken zu und rauft sich die Haare. Ich weiß nicht, was ich ihm noch sagen soll, knete nervös meine Hände und warte auf eine Reaktion von ihm. Die Angst, er könne sich von mir trennen, trifft mich wie ein Donnerschlag. Ihn endlich wiederzusehen, sein Aftershave zu riechen und seine Stimme zu hören, führt mir wieder vor Augen, wieso ich mich damals für ihn entschieden habe. Er hat um mich gekämpft, immer schon, wollte mit mir zusammen sein. Während Liam vor zwei Monaten nicht gesagt hat, dass er auch nur den Hauch von Liebe für mich empfindet. Er kommt zu spät.

Entschlossen gehe ich auf Sean zu, bleibe hinter ihm stehen. »Sean, es tut mir wirklich leid. Ich wollte mit dir auf die Hochzeit gehen, dich meiner verrückten Familie vorstellen. Verzeih mir bitte.« Ich hole tief Luft, verdränge aufkommende Tränen. Die Angst, er könne mich jeden Moment verlassen, ist übermächtig. Meine Stimme schmilzt, ist nur noch ein Hauchen. »Ich habe nur versucht, das Wochenende irgendwie hinter mich zu bringen, ohne darüber nachzudenken, wie es dir dabei in Savannah ging. Es kommt nicht wieder vor. Ich will dich nicht verlieren, bitte.«

Mit klopfendem Herz hebe ich die Hand, will ihm über den Rücken streicheln, um ihn zu besänftigen, doch als er sich plötzlich umdreht, lasse ich sie abrupt sinken. Ohne ein Wort zu sagen, packt er mich bei den Schultern und presst seine heißen Lippen auf meine. Er küsst mich mit einer Leidenschaft, die mir den Atem raubt. Augenblicklich schlinge ich die Arme um seinen Hals und erwidere seine Küsse. Meine Berührungen sind heiß, drängend und hungrig. Als er mich fest an sich drückt, entlockt er mir ein Stöhnen. Meine Hände kraulen seinen Nacken, pressen ihn fest an mich. Mit einem Mal packt Sean mich, hebt meine Beine an. Ich schlinge meine Schenkel um seine Hüften, während er mich auf diese Weise zum Tisch trägt.

Mit einer Handbewegung fegt er die Notizblöcke und Kugelschreiber fort, legt mich darauf, eilig stellt er sich zwischen meine Beine und beugt sich über mich. »Hm, so viele Möglichkeiten«, raunt er in mein Ohr, und ich ahne, was er vorhat. Mein Körper bebt unter seinen Berührungen und Küssen. Genüsslich schließe ich die Augen, lege den Kopf in den Nacken, während ich seinen Worten lausche. »Oh Baby. Ich habe es vermisst, dich zu spüren. Ich werde dir den Verstand …«

Ein plötzliches Klopfen lässt uns erschrocken innehalten. Eilig stehe ich vom Tisch auf, entferne mich von Sean, richte mir die Haare, die er zerzaust haben könnte, während er mich vielsagend angrinst, bevor er die Tür entriegelt. Liam betritt den Raum und wirkt überrascht, uns zusammen zu sehen. Sein Blick wechselt von Sean zu mir und an unserer immer noch aufgeregten Atmung scheint er abzulesen, was wir hier gemacht haben. Mein Herz bleibt stehen, als seine türkisen Augen auf mir ruhen. Die Enttäuschung in seinem Blick, lässt mein Herz fast zerspringen. Zu meiner Verwunderung jedoch verzieht Sean den Mund zu einem schiefen Lächeln, das beinahe triumphierend wirkt. Was ist hier los? Die Spannung, die sich hier gerade aufbaut, ist fast greifbar.

Ich räuspere mich verlegen, kann es nicht länger ertragen. »Ähm … Sean, danke für das Gespräch. Wir sehen uns später.« Mit gesenktem Blick entfliehe ich dieser peinlichen Situation, begebe mich in meine Büronische. Im Stillen hoffe ich, Liam heute nicht mehr über den Weg zu laufen.

Mit den Stunden, die vergehen, merke ich, dass der Job Balsam für die Seele ist. Es ist genau die Ablenkung, die ich in meinem hektischen Leben brauche. Während ich ein Layout betrachte, spüre ich plötzlich einen Blick im Rücken. Ich drehe mich um und entdecke Liam, der mich mit unergründlichem Blick mustert. Was soll das? Wieso sagt er denn nichts? Gerade als ich ihn auf sein Starren ansprechen will, dreht er sich um und verschwindet wieder aus meinem Sichtfeld. Verdammt, was war das?

»Emma, kommst du mal kurz?«, ruft mich eine Kollegin und lässt mir keine Chance, über Liam nachzudenken.

Kurz vor Feierabend erhalte ich eine SMS von Sean, dass er bei sich zu Hause auf mich wartet. Ich schreibe ihm mit einem freudigen Lächeln im Gesicht, dass es noch eine halbe Stunde länger dauern wird und ich bald nachkomme. Nachdem ich den PC ausgeschaltet und meine Tasche geschnappt habe, erscheint wie aus dem Nichts die neue Mitarbeiterin Myra hinter mir und erschreckt mich fast zu Tode.

»Oh Entschuldigung! Mister Coleman möchte Sie nur kurz sprechen, bevor Sie gehen. Er ist in seinem Büro. Schönen Feierabend«, sagt sie mit britischem Akzent und verlässt meinen Arbeitsbereich.

Wie bitte? Was will er denn um diese Uhrzeit noch von mir? Nachdem Liam Sean und mich heute früh im Besprechungsraum überrascht hat, kann er sich ja denken, was wir gemacht haben. Ihm sollte wohl klar sein, dass ich noch immer mit seinem Bruder zusammen bin und es auch bleibe. Ich werde es ihm jetzt klipp und klar sagen.

Mit jedem Schritt, den ich mich ihrem gemeinsamen Büro nähere, werde ich jedoch nervöser. Meine Hände sind schweißnass, und der Puls rast geradezu. Dieses Wochenende hat mir vor Augen geführt, dass es so nicht weitergehen kann. Mein Herz gehört Sean und Punkt. Ich habe mich damals entschieden und daran hätte sich nie etwas ändern dürfen. Meine Empfindungen für Liam sind zwar noch immer stark, doch ich werde meine Beziehung zu Sean nicht einfach aufgeben. Ich bin nicht mehr die schüchterne Emma von früher. Ich bin Emma Reed, zukünftig erfolgreiche Marketingmanagerin und die Frau an Sean Colemans Seite. Der Gedanke beflügelt mich, macht mich unachtsam.

Ich gehe noch mal durch, wie ich Liam am schonendsten beibringen kann, dass ich mich zwar von seiner Liebeserklärung geschmeichelt fühle, zwischen uns aber nicht mehr als Freundschaft entstehen wird. Dabei bin ich derart versunken, dass ich die Glastür des Büros übersehe.

Ganz typisch für mich, knalle ich mit der Stirn hart gegen die Tür und ein stechender Schmerz erfüllt meinen Kopf. Ein heftiges Wummern lässt den Schädel erbeben, dass mir augenblicklich schwindlig wird und ich zu taumeln beginne. Plötzlich wird mir schwarz vor Augen und die Pein zwingt mich vor dem Büro in die Knie, in dem Liam mich immer noch erwartet.

KAPITEL 2

Liam

Während des morgendlichen Meetings über die Einzelheiten der Rehbock Kampagne, kann ich mich nicht wie sonst in die Diskussion einbringen und kann dem Gesprächsverlauf nicht folgen. Ständig muss ich an Emma und meine Kriegserklärung an Sean denken. Was habe ich da nur angerichtet? Mein Bruder und ich hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander und jetzt steht auf einmal alles auf der Kippe. Natürlich hatten wir auch früher schon unsere Streitigkeiten, doch das war meist nach einer Diskussion wieder vergessen. Jetzt jedoch steht etwas anderes zwischen uns als Autos oder jugendlicher Übermut. Eine Person, die anders als Dinge nicht einfach ersetzt werden kann. Emma.

Ich denke an das Wochenende, an dem sie sich während unseres Tanzes an meine Brust geschmiegt hatte. Wie sehr ihre Augen funkelten, als ich endlich mit ihr über meine Gefühle für sie sprach, und ihre sinnlichen Lippen, die ich nur kurz bedecken durfte. Emma ist intelligent, herrlich sarkastisch und witzig. Sie verzaubert alle, ist sich dessen allerdings nicht einmal bewusst. Ich glaube, wenn sie sich jemals durch meine Augen sehen würde, wüsste sie, wie schön sie ist.

Lächelnd fahre ich mir mit den Fingern über die Lippen. Wie gerne würde ich die Zeit zurückdrehen, zu jenem Moment, als wir uns zum ersten Mal beinahe geküsst hätten. Heute hätte ich alles anders gemacht, sie geküsst und ihre Cousine einfach ignoriert, hätte ihr gesagt, wie sehr ich sie will und mit ihr eine Beziehung führen möchte. Dann wäre sie jetzt die Meine und nicht die Freundin meines Bruders. Wie immer kam mir Sean zuvor, aber diesmal werde ich nicht klein beigeben. Nein, nicht bei Emma.

Ich vernehme ein Räuspern und blicke auf. Seans eisblaue Augen fixieren mich, fordern mich heraus. Frech grinsend stützt er sein Kinn auf Daumen und Zeigefinger ab, wartet auf eine Reaktion von mir.

»Nun Liam, was sagst du dazu?«, fragt mich Vater gereizt. Offensichtlich hat er mich nicht das erste Mal angesprochen. Mist, ich habe nicht aufgepasst! Das sieht mir gar nicht ähnlich. Normalerweise bin ich immer voll da und folge dem Meeting.

»Verzeihung, Sir. Ich war kurz mit den Gedanken in einem anderen Projekt«, entschuldige ich mich und ernte Vaters zornigen Blick.

»Die Fernsehwerbung. Du wirst sie umsetzen und hast acht Wochen Zeit, einen Entwurf zu produzieren. Im September haben wir das abschließende Gespräch mit Rehbock und stellen es dem Vorstand vor.« Ich werde das erste Mal für eine TV-Werbung zuständig sein – das liebe ich an meinem Job. Er ist rundum mit Herausforderungen gespickt. Ich nicke und bestätige damit den Auftrag. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht einen erfolgreichen Fernsehspot kreieren könnte.

Nach dem Meeting verspüre ich einen Bärenhunger und folge meiner Familie in die Cafeteria. Als wir uns an unseren Stammtisch setzen und Sean und Dad sich unterhalten, lasse ich den Blick schweifen und entdecke sie. Sie sitzt zwei Tische entfernt und begegnet meinem Blick. Mein Herz beginnt augenblicklich schneller zu schlagen, als sie mich verlegen ansieht und sich kurz abwendet. Ich scheine sie nervös zu machen, was mir ein Grinsen entlockt. Sie empfindet etwas für mich, das ist mehr als deutlich. Diese Gefühle muss ich verstärken und sie für mich gewinnen.

Nach dem Mittagessen, das eher still verlaufen ist, machen wir uns auf den Weg ins Büro. Neben dem Aufzug sehe ich Emma mit demselben jungen Mann auf dem Flur, mit dem sie schon in der Cafeteria zusammengesessen hat. Als Sean ihn begrüßt, höre ich heraus, dass er ihr bester Freund Aiden ist. Mir entgeht jedoch nicht, dass er seine Freundin nicht mal begrüßt und nur einen kalten Blick für sie übrighat. Was ist denn mit ihm los?

Während Vater zu seinem Arbeitsplatz schreitet, folge ich Sean in unser Büro. Kaum schließe ich die Tür hinter mir, dreht er sich energisch um. »Liam, Alter, was soll diese Scheiße?«, knurrt er wütend.

»Was meinst du bitte?« Es gibt da mehr als nur eine Möglichkeit, wieso er sauer auf mich sein könnte.

Schnaufend ballt er die Hände zu Fäusten. »Glaubst du, ich sehe nicht, wie du meiner Freundin schöne Augen machst?«

»Nun, ich begegne ihr mit mehr Freundlichkeit und Respekt als du. Du hast sie vorhin nicht mal begrüßt, Sean! Sie hat Besseres verdient als das!« Meine Stimme ist lauter als beabsichtigt.

»Meine Beziehung zu Emma geht dich nichts an! Halt dich da raus!«

»Ich habe es dir heute Morgen gesagt und ich sage es dir gerne noch mal. Ich werde um Emma kämpfen. An unserer Arbeitsbeziehung wird sich nichts ändern, Bruder, doch wenn es ums Private geht, kann und werde ich mich nicht zurückhalten. Dazu ist sie mir viel zu wichtig.«

Sean mahlt mit dem Kiefer, stellt sich dicht vor mich, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berühren. »Du bist verrückt, zu glauben, du hättest eine Chance bei Emma. Sie gehört mir!«, zischt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Emma gehört niemandem. Sie wird sich bald entscheiden, aber wenn du weiterhin so besitzergreifend und kalt ihr gegenüber bist, wird sie sich nach jemandem sehnen, der sie versteht und achtet. Und das werde dann wohl ich sein.«

Er sieht mich perplex an. Sein Körper bebt vor Zorn, doch irgendwie schafft er es, ihn hinunterzuschlucken. Kopfschüttelnd lässt er mich stehen und setzt sich auf seinen schwarzen, lederbezogenen Bürostuhl.

Eine Stunde später habe ich eine wichtige Videokonferenz beendet und brauche frische Luft. Ich reiße die Fenster auf, fühle mich jedoch unruhig. Sean ist auch schon seit einer Weile nicht mehr hier, hat aber meines Wissens nach keinen Termin eingetragen. Ich verlasse das Büro und beschließe, mir eine kalte Cola aus der Kaffeeküche zu holen, weil der kleine Kühlschrank bei uns bereits geleert ist. Dort ist jedoch außer Leitungswasser nichts zu finden.

Verdammt noch mal. Vor lauter Stress werden die Praktikantinnen vergessen haben, die Getränke aufzufüllen. Eiligen Schrittes und mit trockener Kehle gehe ich zum größten Besprechungsraum, in der Hoffnung auf ein kühles Getränk. Zu meinem Leidwesen ist die Tür verschlossen.