Loving Mr. Wright - K. A. Linde - E-Book
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Loving Mr. Wright E-Book

K. A. Linde

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Beschreibung

Wer sich mit seinem Boss einlässt, spielt mit dem Feuer

Auch wenn er unfassbar attraktiv ist, Landon Wright ist für Heidi Martin absolut tabu. Und dafür gibt es gute Gründe. Erstens: Landon ist verheiratet. Zweitens: Landon ist der Ex von Heidis bester Freundin. Und drittens: Landon ist ihr Boss. Wenn Heidi etwas im Leben wichtig ist, dann ist es ihre Karriere. Sie musste hart arbeiten, um dahin zu kommen, wo sie heute ist. Das darf sie auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Doch als es zwischen ihnen immer stärker knistert, ist Heidi kurz davor, ihre Vorsätze über Bord zu werfen und Dinge zu tun, die sie besser nicht tun sollte …

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Seitenzahl: 530

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Das Buch

Mein neuer Boss Landon Wright kehrt nach Hause ins Familienimperium mit einem gebrochenen Herzen zurück. Als wir uns im Büro näherkommen, bin ich versucht, meine Prinzipien über Bord zu werfen. Wir mögen einen einzelnen, perfekten Kuss miteinander geteilt haben, aber deshalb darf ich nicht den Kopf verlieren. Nicht, wenn alles, für das ich gearbeitet habe, auf dem Spiel steht. Mit deinem Boss etwas anzufangen ist so, so falsch – auch wenn es sich noch so richtig anfühlt …

Die Autorin

K.A. Linde ist die USA-Today-Bestsellerautorin. Als eifrige Reisende, Leserin und Schnäppchenjägerin lebt sie mit ihrem Mann und zwei Hunden in Lubbock, Texas.

K.A. LINDE

Loving

MR. WRIGHT

ROMAN

Aus dem Amerikanischen

von Anu Katariina Lindemann

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel

The Wright Boss bei K.A. Linde Incorporated

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Deutsche Erstausgabe 10/2019

Copyright © 2018 by K.A. Linde

Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Hanne Hammer

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung von Shutterstock/© Viorel Sima (Mann);

Shutterstock/© Khursheed Siddiqui (Skyline)

Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-24391-3V001

www.heyne.de

Für Katie Miller,

für rosa Champagner, unglaubliche Desserts

und viele weitere Abenteuer, die uns noch bevorstehen.

1

Landon

Scheiße, meine Frau ruinierte mir mein Leben.

Genau genommen ruinierte mir Miranda mein Leben seit dem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Damals war mir das nur nicht bewusst gewesen. Erst sehr viel später sollte ich dahinterkommen. Aber jetzt war es offensichtlich. Miranda war wie eine Krebszelle, die an meinem Körper nagte. Wenn ich mich nicht rechtzeitig aus dem Staub machte, würde sie mich auffressen.

Mein Telefon klingelte, und ich schaute auf das Display und sah Mirandas Namen.

Zum hundertsten Mal, verdammt!

»Scheiße«, stöhnte ich und drückte sie weg.

Seit ich unser Haus verlassen und mich ohne sie auf den Weg nach Lubbock gemacht hatte, hatte sie mich nonstop angerufen. Ich war gerade mit dem letzten Flieger des Tages in Lubbock gelandet, und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht mit ihr reden. Nicht nach dem, was sie getan hatte. Nicht nach dem, was sie schon seit Jahren mit mir machte.

Natürlich machte ich ihr keinen Vorwurf, dass sie ausgeflippt war, als ich mich ohne sie auf den Weg zu meinem zehnjährigen Highschool-Klassentreffen gemacht hatte.

Bei dem Gedanken daran zuckte ich zusammen. Ich hatte zu dem Klassentreffen auf der Höhe meines Erfolgs kommen wollen. Sechs Jahre hatte ich das Leben eines Profigolfers aus Tampa geführt und ein paar PGA Tour-Siege für mich verbuchen können, aber ich hatte als Masters-Sieger nach Hause zurückkehren wollen, mit meiner sexy Ehefrau am Arm. Als ein Mann, der seinen Traum lebte. Ich hatte mir einen Namen machen wollen – mit etwas anderem als nur damit, ein Wright zu sein.

So stolz ich auch auf meine Familie und Wright Construction – die größte Baufirma des Landes – war, wollte ich doch auch mein eigenes Ding machen. Jetzt kehrte ich als Achtundzwanzigjähriger ohne Ehefrau zurück, und meine Golf-Träume lagen in Schutt und Asche.

Mit einem Achselzucken tat ich diese deprimierenden Gedanken ab und stieg aus dem Flieger. Auf dem Lubbock Airport war es gelinde gesagt supervoll. Ich hatte lediglich Handgepäck dabei, deshalb ging ich an der Gepäckausgabe vorbei und trat durch die Schiebeglastüren ins Freie – in meine heiße und staubige Heimat. Nach den Sommern in Florida, wo man die Luft förmlich trinken konnte, hatte man in Lubbock eher das Gefühl, Schmirgelpapier einzuatmen.

Vor mir tauchte ein funkelnder Alfa Romeo auf, und mein Bruder Austin kurbelte die Fensterscheibe herunter. Er hupte und zeigte mir den Stinkefinger. Er war zwei Jahre älter als ich, benahm sich aber oft so, als wäre er der Jüngere von uns beiden.

»Hey, spring rein!«, rief er und drückte auf den Knopf für den Kofferraum.

»Ich freu mich auch, dich zu sehen«, erwiderte ich sarkastisch.

»Wo ist denn deine bessere Hälfte abgeblieben?«, fragte Austin.

»Hat’s nicht geschafft.«

Na klar, Miranda hatte es nicht geschafft. Das war die Ausrede, die ich den anderen auftischen würde. Tolle Lüge für eine Frau, die nicht arbeitete, mein Geld zum Fenster rauswarf, als ob es auf Bäumen wachsen würde, und mich praktisch nie aus den Augen ließ.

»Cool«, erwiderte Austin achselzuckend.

Ich wusste, dass er der Einzige von meinen vier Geschwistern war, der mir diese Erklärung abkaufte.

Ich verstaute mein Gepäck im Kofferraum und knallte die Klappe zu.

»Dieses Auto ist verdammt winzig«, bemerkte ich, nachdem ich auf den Beifahrersitz gesunken war. »Mein Gepäck passt ja kaum in den Kofferraum.«

Austin brauste vom Flughafen weg. »Beschwer dich nur weiter, und ich sorge dafür, dass du bei Jensen unterkommen musst.«

Ich lehnte mich zurück und starrte aus dem Fenster. »Ja, mir wär’s lieber, ihm nicht dabei zuhören zu müssen, wie er meine Exfreundin vögelt.«

»Bin mir sicher, er könnte deinen Arsch auch in die andere Hausseite verfrachten. Dann müsstest du ihn dir lediglich mit Emery vorstellen.«

»Vielen Dank auch. Du bist wirklich sehr hilfreich!«

»Dafür bin ich doch da«, erwiderte Austin grinsend.

Auch wenn mein ältester Bruder Jensen bereits seit acht Monaten meine Ex Emery datete, war das Ganze immer noch ein bisschen seltsam für mich. Nicht weil ich noch Gefühle für sie hatte. Aber ich konnte auch nicht die zwei Jahre, die wir auf der Highschool zusammen gewesen waren, komplett aus meinem Kopf löschen. Das kam noch zu meinem Ärger mit Miranda hinzu. Wie konnte Jensen nur so glücklich sein, während ich in einer unglücklichen Ehe ohne Liebe feststeckte?

Oh Gott, und schon ging es mal wieder nur um Miranda! Genau in dem Moment piepte auch noch mein Telefon, als hätte sie gewusst, dass ich gerade an sie dachte.

Ich warf einen prüfenden Blick auf die Nachricht.

Babe, geh an dein Telefon! Wir müssen reden. Ich fass es nicht, dass du einfach ohne mich abgehauen bist! Was soll ich denn jetzt machen?

Zum Teufel auch. Ich schaltete mein Telefon aus.

»Oh Gott, können wir uns vor dem Treffen heute Abend nicht noch volllaufen lassen?«, fragte ich verzweifelt meinen Bruder. Alkohol würde den Schmerz zumindest für eine Nacht betäuben.

»Wenigstens ist das jetzt mal eine Sache, bei der ich behilflich sein kann«, erwiderte Austin grinsend.

Vermutlich sollte ich die Alkoholsucht meines Bruders nicht noch unterstützen, aber verdammt – einen Drink hatte ich jetzt wirklich bitter nötig. Seit unser Vater vor zehn Jahren an einer Überdosis gestorben war, war Austin zu einem starken Trinker geworden. Golf hatte mir immer geholfen, mit meinen Lastern und der für die Wrights so typischen suchtgefährdeten Persönlichkeit klarzukommen. Ohne diesen Sport hätte ich nicht gewusst, ob ich nicht vielleicht auch wie mein alter Herr geendet wäre.

Zwanzig Minuten später erreichten wir Austins Haus in Tech Terrace. Nachdem er es gekauft hatte, hatte er innen alles herausgerissen und renoviert. Deshalb war das Haus eigentlich brandneu, auch wenn es bereits in den Sechzigerjahren gebaut worden war. Es hatte den Vorteil, dass die besten Bars zu Fuß erreichbar waren. Wahrscheinlich war das auch der Grund für Austins Kauf gewesen. Aber das bedeutete auch, dass ich meinen betrunkenen Arsch zum Klassentreffen hin und wieder zurückbewegen konnte, da sich die Bar, in der das Event stattfinden sollte, die Straße runter befand.

Austin parkte den Wagen in der Garage, dann betraten wir das Haus. Ich brachte meinen Koffer ins Gästezimmer, das sich im Erdgeschoss befand, und als ich wieder auftauchte, war Austin bereits an der Bar. Sie war bestens ausgestattet und dermaßen reichlich bestückt, dass sie dem nächsten Spirituosenladen hätte Konkurrenz machen können. Es gab sogar ein paar Whiskeys von bester Qualität, die nicht einmal in Geschäften erhältlich waren, sondern direkt beim Händler gekauft werden mussten. Austin nahm das Trinken sehr ernst. Vielleicht war es das Einzige, das er so ernst nahm.

Austin schenkte mir ein Glas Whiskey ein, und ich sank aufs Sofa. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und schaltete auf dem Fernseher mit dem großen Bildschirm genau in dem Moment den SportsCenter-Sender ein, als die Golf-Statistiken für das British Open eingeblendet wurden – ein Turnier, auf dem ich eigentlich auch hätte dabei sein sollen.

Ich leerte mein Glas in einem Zug. »Ich nehme noch einen.«

Austin warf mir einen seltsamen Blick zu, als würde er ahnen, dass irgendetwas nicht stimmte, sagte aber nichts. Er schaltete lediglich auf einen anderen Sender um. »Bedien dich.«

Das war das Beste an Austin. Er war überhaupt nicht neugierig.

Wir hockten noch ein paar Stunden herum und schauten uns irgendein Baseballspiel an, das keinen von uns wirklich interessierte, während wir uns um den Verstand soffen. Als es für mich fast an der Zeit war, mich auf den Weg zum Flips zu machen, wo unser Klassentreffen stattfand, drehte sich Austin schließlich um und blickte mir direkt in die Augen.

»Alter, wahrscheinlich solltest du dir für Jensen besser eine Geschichte einfallen lassen«, riet er mir.

»Wozu?« Ich spielte den Ahnungslosen.

»Dazu, womit du dich gerade herumschlägst. Du weißt, dass er dich danach fragen wird, und du bist ein beschissener Lügner.«

»Ich schlage mich mit nichts herum.«

»Wie ich bereits sagte«, meinte Austin und schenkte mir noch ein letztes Mal nach, »du bist ein beschissener Lügner.«

Ich lachte und prostete ihm zu. »Vielleicht werde ich ihm sogar die Wahrheit erzählen.«

»Nee, wirst du nicht. Das wäre nicht die typische Wright-Art.«

Diesbezüglich musste ich ihm allerdings recht geben. Wir waren eine fünfköpfige Familie – im Alter von dreiunddreißig bis einundzwanzig Jahren – und verheimlichten ständig irgendetwas voreinander, als läge uns das im Blut. Das hatten wir schon von unseren Eltern vorgelebt bekommen, die bereits lange tot waren. Unsere Mutter hatte uns nie etwas von ihrer Krebserkrankung erzählt, und unser Vater hatte, was seine Alkoholsucht anging, gelogen – selbst noch bei seinem letzten Atemzug. Vielleicht war das ja tatsächlich die typische Wright-Art.

Wie dem auch sei, ich würde deswegen mit Austin keinen Streit anfangen. Und mit Jensen würde ich mich auseinandersetzen, wenn es so weit war.

Als ich meine Klamotten wechselte – ich zog mir eine Kaki-Hose und ein hellblaues Hemd an –, war ich bereits betrunken. Dann winkte ich Austin zum Abschied zu und ging die wenigen Blocks zum Flips rüber. Das letzte Mal, als ich dort gewesen war, hatte ich herausgefunden, dass Jensen und Emery dateten. Das war ein verdammt komischer Abend gewesen, und ich hoffte wirklich, dass ich so einen nicht so schnell wieder erleben würde. Ich wollte mich einfach nur volllaufen lassen, mit ein paar meiner alten Kumpels quatschen und den Scheiß vergessen, der hinter mir lag.

Im Flips meldete ich mich vorne an und steuerte dann direkt auf die Bar zu, die sich auf der linken Seite des Raums befand. Ich hatte es fast schon geschafft, als plötzlich Jensen vor mir stand.

Na, ganz toll. Genau die Person, mit der ich nicht über meine Probleme reden wollte!

»Hey!«, begrüßte er mich.

»Hey, Mann.«

»Wo ist denn Miranda?«

»Keine Ahnung. Wo ist Emery?«

Jensen wies mit dem Finger hinter sich, und ich sah Emery, die ein schwarzes Ensemble trug. Sie beugte sich gerade über die Bar und unterhielt sich wild gestikulierend mit dem Barkeeper.

»Was meinst du damit, dass du nicht weißt, wo deine Frau steckt? Mir wär’s nämlich lieber, dass sie Emery nicht zufällig über den Weg läuft. Sie benimmt sich immer noch wie eine …« Jensen blickte mich an, und seine Augen verrieten mir, dass das Wort, das ihm gerade durch den Kopf ging, Psychopathin war, er wollte es in meiner Gegenwart nur nicht laut aussprechen. »Na ja, sie mag Emery nicht.«

»Du musst dir keine Sorgen machen, ich hab sie nicht mitgebracht«, erwiderte ich. Dann versuchte ich mich an ihm vorbeizudrängen, um mir einen Drink zu holen.

Jensen griff nach meinem Arm. »Wie hast du das denn geschafft?«

»Lass gut sein, Jensen.«

Mein Bruder seufzte und ließ meinen Arm los. »Was ist denn passiert?«

»Wir haben uns gestritten, und ich bin ohne sie abgehauen. Punkt.«

»Das muss ja ein ziemlich heftiger Streit gewesen sein, wenn sie nicht mitgekommen ist«, hakte Jensen nach.

Jensen hasste Miranda wie die Pest – wie auch der Rest meiner Familie. Vielleicht dachte er ja, seine Abneigung verbergen zu können – im Gegensatz zu meiner Schwester Morgan –, aber er konnte mich nicht täuschen. Nur meine jüngste Schwester, Sutton, war gut darin, so zu tun, als würde sie Miranda mögen. Nicht dass ich einem von ihnen deswegen einen Vorwurf machte.

»Ich werde sie verlassen, Mann. Ist es das, was du wissen willst?«, fauchte ich Jensen an.

Völlig perplex starrte er mich an. Vermutlich hätte er nicht gedacht, dass ich das irgendwann tatsächlich durchziehen würde. Miranda hatte es immer wieder auf die Spitze getrieben, aber ich hatte mich nicht von ihr getrennt. Für das alles gab es Gründe. Gründe, mit denen ich auf die Wright-Art umgegangen war. Ich hatte niemandem etwas davon erzählt. Aber jetzt hatte sie die Grenze überschritten, und ich hatte genug.

»Landon, du weißt, dass ich nur will, dass du glücklich bist.«

»Schon gut, ich brauch jetzt erst mal einen Drink, keinen Vortrag. Lass es gut sein.«

Ich stolperte zur Bar und bestellte mir etwas zu trinken, wobei ich mich versicherte, dass ich nicht in Emerys Richtung sah. Zwischen uns war zwar wieder alles in Ordnung, aber da das hier eine Highschool-Angelegenheit war, wollte ich die unangenehmen Erinnerungen auch nicht hervorkramen. Vielleicht würde ich ja noch einen von meinen alten Football-Kumpels treffen.

Oder die Blondine am Billardtisch im hinteren Barbereich besser kennenlernen.

Meine Augen fielen auf Heidi Martin, Emerys beste Freundin, die sich gerade zu ihrer stattlichen Größe aufrichtete. Bestimmt machte sie ihren Gegner gerade total zum Narren. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie zahlreiche arglose Opfer abgezogen hatte.

Wir kannten uns schon seit Jahren. Sie war Cheerleaderin gewesen, als ich in der Highschool der Starting Quarterback war. In der Zeit, als ich mit Emery zusammen gewesen war, hatten wir mehr Stunden miteinander verbracht, als ich zählen konnte. Doch als ich zu Suttons Hochzeit zurück nach Lubbock gekommen war, hatte ich das Gefühl gehabt, eine völlig neue Heidi zu sehen. Sie strotzte vor Selbstvertrauen und Energie, brachte jeden zum Lächeln und das alles auch noch völlig mühelos. Heidi Martin hatte sich selbst gefunden.

Nach der Hochzeit hatten wir uns unterhalten. Ganz locker. Oder zumindest hatte ich mir das eingeredet. Dann waren unsere Gespräche vertrauter geworden – und dann war an Silvester diese Sache passiert. Wir hätten uns fast geküsst, und verdammt, ich hatte es gewollt. Aber das wäre Miranda gegenüber nicht fair gewesen. Und deshalb hatte ich danach jeglichen Kontakt zu Heidi abgebrochen.

Es war an der Zeit, das wieder in Ordnung zu bringen.

Ich ging an der Bar vorbei direkt auf die Billardtische zu. Heidi stieß die Kugel seitlich an und lochte sie ein. Ihre blauen Augen, die zuvor noch auf den Billardtisch gerichtet gewesen waren, blickten mich jetzt direkt an. Ihr Lächeln wurde breiter, aber sie schien vorsichtig zu sein. Sie hatte nicht vergessen, wie abrupt ich die Sache zwischen uns beendet hatte.

»Heidi!«, sagte ich und ließ ihren Anblick wie einen Hauch frischer Luft auf mich wirken.

»Hey, Landon!« Ihre Augen wanderten über meine Schulter hinweg, als wollte sie sehen, ob ich alleine war. »Wo steckt denn deine Frau?«

»Die ist nicht hier.«

»Oh«, sagte sie, obwohl sie darüber nicht besonders enttäuscht zu sein schien. »Tut mir leid, dass sie es nicht geschafft hat.«

»Tut es das wirklich?«, fragte ich neugierig.

Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Bist du etwa betrunken?«

»Könnte sein, dass ich ein bisschen alkoholisiert bin, ja.«

»Ah. Wir sind also ein bisschen alkoholisiert?«, fragte sie augenrollend. »Dann kannst du nicht so betrunken sein.«

»Man kann nie wissen. Ich bin eben ein intelligenter Betrunkener.«

»Natürlich bist du das.« Sie strich sich ihr blondes Haar aus dem Gesicht und lächelte. Sie schien sich in meiner Gegenwart allmählich wohler zu fühlen. Ihr Gegner verfehlte in der Zwischenzeit seinen Schuss, und Heidi fuhr mit ihrem Siegeszug fort. »Noch eine Runde?«

Der Typ schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Such dir einen anderen, den du zum Narren machen kannst, Martin.«

Sie zuckte mit den Schultern und stützte sich auf dem Queue ab, während sie mir ihre Aufmerksamkeit zuwandte. »Also was gibt’s Neues bei dir?«

»Eigentlich eine ganze Menge«, antwortete ich. »Können wir irgendwo reden?«

»Irgendwo? Nicht hier?«

»Irgendwo – wo wir ungestört sind.« Dann senkte ich meine Stimme. »Es – gefällt mir nicht, wie wir beim letzten Mal auseinandergegangen sind.«

»Oh, Landon«, erwiderte sie mit ihrem typischen Lachen, als könnte ihr nichts etwas anhaben. Obwohl ich wusste, dass das nicht stimmte. »Zerbrich dir darüber mal nicht den Kopf.«

»Heidi«, sagte ich sanft und trat näher zu ihr. Ihr Körper spannte sich an, als ich mich ihr näherte, sie schnappte nach Luft. »Bitte.«

»Na schön«, sagte sie und stolperte einen Schritt zurück. Ihre Augen waren weit aufgerissen und lüstern, aber sie versteckte schnell wieder ihre Gefühle. Sie setzte ein breites Lächeln auf. »Klar, lass uns reden.«

Sie steckte den Queue zurück an seinen Platz und nickte zur Seite hin. Ich folgte ihr zu einer Nische im hinteren Bereich des Raums. Ein paar Leute aus unserer Abiturklasse mitsamt Begleitung waren bereits eingetroffen. Wenn wir uns jetzt hinten in eine Nische zurückzogen, konnten wir auch gleich verkünden, dass hier gerade etwas Verruchtes im Gange war, so viel war klar. Und ich wollte nicht, dass jemand unser Gespräch mithörte, wollte nicht, dass jemand uns sah.

Es mochte mir egal sein. Zehn Jahre waren inzwischen vergangen. Ich war heute ein anderer Mann. Ich war Profigolfer. Ich hatte mein eigenes Leben. Ich lebte nicht in dieser Stadt. Aber Highschool-Getratsche konnte keiner entkommen.

»Lass uns lieber rausgehen«, schlug ich vor.

»Landon, ich denke nicht, dass das eine besonders gute Idee ist.«

»Scheiß auf die guten Ideen!« Ich nahm ihre Hand und zog sie sanft in Richtung Notausgang. Solange ich denken konnte, wurde er nicht mehr benutzt, und wir liefen durch den Gang nach draußen in die heiße Sommernacht.

»Also gut, jetzt sind wir draußen. Was gibt’s?«, fragte Heidi. Sie lehnte sich gegen die Backsteinmauer, stemmte einen Fuß dagegen. »Das letzte Mal, als wir miteinander gesprochen haben, hast du gemeint, dass wir nicht mehr miteinander reden sollten. Du hast gesagt, dass das, was zwischen uns war, deiner Frau gegenüber nicht fair sei.«

»Richtig«, stimmte ich ihr zu.

Aber mein Körper und mein benebeltes Hirn hätten sich in diesem Moment nicht weniger darum scheren können, was ich vor einigen Monaten gesagt hatte. Es kam mit so vor, als ob der Januar ewig her wäre. Und die Gründe, warum ich damals so reagiert hatte, gab es nicht mehr.

»Das hier ist ihr gegenüber aber wahrscheinlich genauso unfair, Landon.«

Als ich in ihre persönliche Distanzzone trat, stockte ihr der Atem. Ich stützte meine Hände neben ihrem Gesicht gegen die Mauer, damit sie nicht weglaufen konnte. Sie schluckte zwar, begegnete aber trotzdem voller Leidenschaft meinem Blick. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie mich wegstoßen würde. Hatte gedacht, dass sie mich stoppen würde.

»Hast du immer noch dieselben Gefühle für mich wie damals?«

»Landon …«, flüsterte sie. Ihre Worte klangen gehaucht und sanft. »Tu das nicht.«

»Hast du?«

»Ich hab seit Monaten nicht mehr mit dir gesprochen. Damals hatte Emery schon einen Verdacht, und ich bin ihre beste Freundin. Da gibt’s auch noch einen Girl-Code, nicht zu vergessen. Ich kann so etwas nicht. Und ich kann dir auf deine Frage keine Antwort geben.«

»Sie ist mit meinem Bruder zusammen. Ich glaube nicht, dass dieser Code in dem Fall noch gilt, Heidi. Beantworte mir nur diese eine Frage: Bedeute ich dir noch irgendetwas oder nicht?«

Sie zögerte, war wie erstarrt, ihre eisblauen Augen bohrten sich förmlich in meine. Sie versuchte herauszubekommen, ob das hier ein Trick oder ein Witz war. Aber so etwas Niederträchtiges würde ich niemals tun.

»Ja«, flüsterte sie.

Ohne weiter darüber nachzudenken, schob ich meine Hände in ihre wilden, blonden Haare und küsste sie. Ich kostete sie wie eine luxuriöse Delikatesse und verschlang sie dann, als könnte ich nicht genug von ihr bekommen.

Alles andere in meinem Leben spielte keine Rolle mehr.

Das hier war der Moment, in dem ich Heidi Martin zu der Meinen machte.

2

Heidi

Landon Wright küsste mich.

Es war unglaublich. Das Beste, das mir je passiert war. Er ließ jede Fantasie wahr werden, die mir in den letzten acht Monaten im Hinterkopf herumgespukt hatte. Wie viele Male hatte ich mir schon vorgestellt, dass er das mit mir machen würde?

Letzten Winter, als er mich von genau dieser Bar nach Hause gefahren hatte, hatte ich nur eins gewollt: mich zu ihm hinüberzulehnen und ihn bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen. Ich hatte gewollt, dass er mich in meine Wohnung begleitete und vögelte. Ich hatte so viel gewollt. Und an Silvester hatten wir so kurz davor gestanden, unseren Gefühlen zu folgen und uns diesem Moment hinzugeben. Dennoch war mir bewusst gewesen, dass er verheiratet war – so betrunken ich beide Male auch gewesen sein mochte. Ich hatte gewusst, dass es falsch war, das auch nur zu wollen. Und dann war ich gegangen.

Jetzt küsste er mich endlich und reagierte auf all meine stillen Bitten. Ich musste ihn stoppen.

Scheiße.

Ich stieß Landon mit so viel Kraft zurück, wie ich aufbringen konnte. Dann trat ich von der Mauer weg und wischte mir über den Mund.

Scheiße!

»Langsam!«, schrie ich ihn an. Ich trat einen weiteren Schritt zurück. Zwischen uns eine gewisse Distanz zu schaffen war die einzige Möglichkeit, ihm nicht wieder nachzugeben. »Langsam! Du bist verheiratet!«

Landon lehnte sich vor und seufzte schwer. »Ja …«

»Bist du jetzt völlig verrückt geworden?«

Er wandte sich mir zu, drückte seinen Rücken gegen die Backsteine. Seine Augen waren strahlend und voller Verlangen. Ich konnte diesen Blick verstehen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er meinen eigenen widerspiegelte. Aber er sah auch – schuldbewusst aus. Als wäre mich zu verletzen das Letzte, was er gewollt hatte. Schon wieder.

»Ja«, erwiderte Landon. »Im Moment bin ich ein bisschen verrückt.«

»Und was hast du dir verdammt noch mal dabei gedacht?«

Ich brauchte eine Erklärung. Was zur Hölle hatte sich denn bitte verändert – erst herrschte Funkstille, und jetzt knutschte er mit mir rum? Wenn wir es schon nicht an Silvester durchgezogen hatten – als wir es beide gewollt hatten –, dann kapierte ich nicht, wie er es jetzt tun konnte.

»Dass ich dich wirklich küssen wollte, und das schon viel zu lange!«

Ich hielt meine Hand hoch und versuchte flach zu atmen. »So etwas kannst du nicht zu mir sagen!«

Oh Gott, er ist total betrunken. Natürlich hatte ich das gewusst, bevor ich mit ihm rausgegangen war, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass unsere Unterhaltung so eine Wendung nehmen würde. Und jetzt würde ich das nie wieder aus meinem Kopf herausbekommen – das Gefühl seiner Lippen auf meinem Mund oder die Berührung seiner Zunge oder den Geschmack von Whiskey, vermischt mit etwas, das Landon pur war.

Darüber durfte ich einfach nicht mehr nachdenken, oder ich würde an nichts anderes mehr denken können. Nie mehr!

»Ich kann«, erwiderte er und begegnete meinem Blick. »Aber du verhältst dich so, als ob ich das nicht sollte.«

Seine dunkelbraunen Augen brachten mich fast um den Verstand. Er war zu viel für mich. Groß, dunkel und attraktiv wäre zu klischeehaft für Landon gewesen mit seiner tiefen Bräune von den endlos langen Tagen auf dem Golfplatz und diesem schmachtenden Blick. Er war ein Mann, der Verluste erlebt hatte, und wusste, was Krisen waren, aber er war darüber hinausgewachsen. Da war mehr an ihm als nur dieses umwerfende Wright-Aussehen. Aber das entschuldigte nicht sein Tun!

Ich wollte nicht bloß irgendein Fehler sein, den er gemacht hatte, als seine Frau gerade mal nicht in der Stadt war.

»Nein, das solltest du nicht!«, sagte ich. »Ich werde das jedenfalls nicht noch mal tun. Ich werde nicht so eine Frau sein. Es ist mir gegenüber respektlos, und es ist Miranda gegenüber respektlos. Und – es ist einfach nur falsch!«, faselte ich weiter, weil ich wusste, dass ich erledigt wäre, wenn ich aufhörte zu reden. Es juckte mir in den Fingern, ihn mir einfach zu schnappen und seinen Mund wieder auf meinen zu drücken. Seit Monaten hatte ich das schon gewollt. Auch wenn es anderthalb Millionen Gründe dafür gab, dass das eine absolut idiotische Idee war, wollte ich ihn trotzdem immer noch.

Was es auch nahezu unmöglich machte, einen anderen Mann zu daten. Irgendwie war Landon zu einem Maßstab geworden, an dem ich alle anderen Männer maß. Nicht dass ich besonders viel Glück gehabt hätte, von irgendwelchen Tinder-One-Night-Stands einmal abgesehen, und mich mit einem Arbeitskollegen zu verabreden, war für mich ein absolutes No-Go. Das war meine Regel Nummer eins. Eine, an die ich mich bis jetzt immer gehalten hatte. Ganz egal wie süß der neue Arbeitskollege auch sein mochte.

»Ja, schlechte Idee«, stimmte er mir langsam zu. »Ich versuche doch gar nicht, aus dir so eine Frau zu machen, Heidi.«

»Gut, denn dazu wird es auch nicht kommen.«

»Ich bin einfach völlig verloren und will, dass du mich findest.«

Ich wusste, dass er betrunken war, aber verdammt, das war einfach billig. Und scheiße, ich hasste es, dass ich es immer noch süß fand, dass er so etwas zu mir sagte. Obwohl er es nicht durfte!

»Hör auf damit! Kein Süßholzgeraspel mehr!«

»Ich hab doch gar nicht …«

»Wie wär’s einfach mit Nein, Landon?«

Dann nahm ich alle Kraft zusammen, die ich aufbringen konnte, und ging zum Notausgang zurück. Ich konnte das! Ich war eine starke, kämpferische, unabhängige Frau, die in einer von Männern dominierten Branche arbeitete und diese erfolgreich erobert hatte. Ich konnte einen Mann stehen lassen – selbst wenn es ein Wright war!

Dann berührte er mich. Seine Hand landete sanft auf meinem Ellenbogen. Er verlangte nicht nach mehr, er zog mich lediglich von der Tür weg.

»Heidi.«

»Was?«, fragte ich frustriert. Wie sollte ich ihn denn bitte stehen lassen, wenn er so unwiderstehlich war?

»Es tut mir leid.«

»Hör auf damit!«, erwiderte ich. »Bitte …«

»Ich werde sie verlassen.«

Mein Herz hörte auf zu schlagen. Meine Lunge hörte auf zu arbeiten. Mein Gehirn hörte auf zu funktionieren. Das, was er gerade gesagt hatte, war unmöglich. Um ehrlich zu sein, konnte ich nicht einmal wirklich glauben, dass diese Worte tatsächlich seinen Mund verlassen hatten. Es war unmöglich, dass er Miranda verließ.

»Was?«, flüsterte ich.

»Ich bin alleine hergekommen, weil ich sie verlassen werde.«

Mir klappte die Kinnlade herunter. Er hatte diese Worte wirklich gesagt! Und er hatte sie sogar noch einmal wiederholt. Er verließ Miranda wirklich!

Das hier ist keine Übung, Leute. Das hier ist echt!

Mein Hirn versuchte mit dem Rest meines Körpers gleichzuziehen, aber stattdessen stand ich einfach nur da wie eine Idiotin. An der Sache musste es einen Haken geben. Das musste ein riesengroßer Streich sein, der mir da gerade gespielt wurde. Weil es einfach zu gut war, um wahr zu sein, dass Landon seine Frau verließ.

»Wow«, entfuhr es mir. Dann blinzelte ich schnell ein paar Mal und versuchte, mich wieder zu fassen. »Ich meine – wie furchtbar. Das muss echt hart für dich sein, Landon.«

Ohne jeglichen Humor lachte er mich aus. »Heidi, du bist süß.«

Während ich ihn ansah, zog ich fragend eine Augenbraue hoch. »Ich sage, dass es mir wegen deiner Frau leidtut, und du sagst mir daraufhin, dass ich süß bin?«

»Du kannst vor mir nicht verheimlichen, dass du Miranda genauso sehr hasst wie der Rest meiner Familie.«

»Hey«, entgegnete ich und hob meine Hände hoch. »Ich hasse Miranda nicht. Ich kenn sie ja nicht mal richtig.«

»Na ja, wenn du sie kennen würdest, würdest du sie auch hassen.«

»Kann schon sein«, räumte ich ein. »Aber das macht es für dich ja auch nicht leichter. Offenbar hast du sie ja mal geliebt.«

»Es ist nur – ja«, erwiderte er. »Ich weiß nicht. Das ist alles erst heute passiert.«

»Kein Wunder, dass du jetzt schon betrunken bist und dich wie ein Idiot aufführst. Vielleicht hätten wir erst darüber reden sollen, dass du Miranda verlässt, und dann erst knutschen.«

Er grinste verschmitzt. »Also werden wir heute Abend noch knutschen?«

»Nein«, entgegnete ich und gab ihm einen Klaps auf den Arm. Oh Gott, ich schaffte es ja kaum, in seiner Nähe nicht an etwas Schmutziges zu denken. Und ich würde es auch nicht schaffen, ihn davon abzuhalten. »Wir hätten uns erst gar nicht küssen dürfen!«

Vielleicht hatte er Miranda ja heute verlassen, aber wer wusste schon, was der morgige Tag bringen würde? Ich bezweifelte stark, dass er schon irgendwelche Scheidungspapiere ausgefüllt hatte. Und ich hatte dermaßen viele unbeantwortete Fragen, dass ich das einfach nicht konnte – auch wenn ich Landon küssen und dieser Sache zwischen uns nachgeben wollte. Aber ich wusste, dass es falsch war.

Nicht nur wegen Miranda, sondern auch wegen all der Frauen, die ich mit meinem Vater gesehen hatte.

Meine Mutter war bei einer Autoentführung ums Leben gekommen, als ich noch auf der Mittelschule war. Sie war brutal ermordet worden, und ich war fast die ganze Mittelschulzeit wie ein Zombie herumgelaufen. Ohne Emery hätte ich es nicht geschafft.

Aber mein Vater hatte sich mit anderen Frauen abgelenkt, hatte eine Freundin nach der anderen gehabt, weibliche Stammgäste des Hank’s – der Bar, die ihm damals gehörte. Ich kannte die Hinweise, wenn er sich eine verheiratete Frau ausgesucht hatte – wenn eine Frau den Diamantring umdrehte oder ihn ganz abnahm, was einen hellen Streifen auf ihrem Ringfinger zurückließ, oder wenn ich nachts einen Ehering auf dem Waschbecken fand. Schon in jungen Jahren hatte ich die Entscheidung getroffen, alles zu tun, um nie so zu werden wie mein Vater. Und ich war nicht bereit zuzulassen, dass Landon Wright das zunichtemachte!

»Ja, wahrscheinlich hätte ich dich nicht küssen dürfen«, sagte Landon. Er kratzte sich im Nacken und zuckte zusammen. »Aber ich denke schon seit Silvester daran.«

»Landon, du kannst nicht einfach herkommen und so mit mir reden. Wenn du über Miranda reden willst, bin ich für dich da.« Mit einem flehenden Ausdruck in den Augen hielt ich die Hände hoch. Ich würde ihm keinen Freundschaftsdienst verweigern und auch keine Schulter, an der er sich ausweinen konnte, aber das war’s dann auch. »Wir können uns nach dem Klassentreffen gerne unterhalten, aber jetzt solltest du vielleicht lieber versuchen, es einfach zu vergessen.«

»Die Sache mit Miranda oder die mit dir?«

»Beides.«

»Das wird nicht passieren.« Er kam auf mich zu und legte seine Hand an meine Wange. »Es ist unmöglich, dich zu vergessen, Heidi.«

»Du hast bislang doch alles ganz gut hinbekommen. Mach einfach so weiter wie bisher, und du wirst keine Probleme haben«, sagte ich ein bisschen schärfer als beabsichtigt. Dann drehte ich mich um und ging zurück ins Flips.

3

Heidi

Landon draußen alleine stehen zu lassen fühlte sich schrecklich an. Ich wusste, dass er gerade eine schwere Zeit durchmachte und jemanden brauchte, mit dem er reden konnte. Und ich war froh, dieser Mensch sein zu können. Auch wenn das Letzte, über das ich im Moment eigentlich etwas hören wollte, Miranda war. Aber hinter dem Flips, wo wir uns gerade geküsst hatten, konnte ich das nicht. Was die meisten Dinge anging, vertraute ich mir zwar schon, aber Landon Wright gehörte nicht dazu.

Ich warf einen Blick über meine Schulter, um sicherzugehen, dass mir Landon nicht gefolgt war. Das Letzte, was ich wollte, war, dass man uns gemeinsam von draußen hereinkommen sah. Als wir rausgegangen waren, waren erst wenige Leute da gewesen, aber mittlerweile wurde es in der Bar immer voller. Ich erkannte so ziemlich jeden wieder und wurde permanent angehalten, weil mich jemand begrüßen wollte.

Auf der Highschool war ich Cheerleaderin gewesen, stellvertretende Jahrgangssprecherin und stellvertretende Schulsprecherin. Ich war sehr engagiert gewesen, und deshalb hatte es mir auch Spaß gemacht, diesen Abend mit Meredith, der Schulsprecherin, und Dave, dem Kassenwart, zu organisieren, aber es hatte mich auch unter einen enormen Druck gesetzt. Ich war die Einzige von uns, die noch in Lubbock lebte, was bedeutete, dass ich auch diejenige war, die die meiste Vorarbeit leisten musste. Der Vorteil daran war allerdings, dass wir die Veranstaltung im Flips abhielten.

»Tequila?«, fragte Peter, der Barkeeper, als er mich kommen sah. Ich nickte und hielt zwei Finger hoch. Ja, mach mir einen Doppelten.

Peter wusste, was für Alkohol ich mochte – abhängig von meiner Stimmung. Das lag daran, dass ich so oft herkam. Um ehrlich zu sein, war das schon ein bisschen gruselig.

»Magst du mit deiner besten Freundin und Mitbewohnerin anstoßen?«, fragte Emery, die plötzlich neben mir auftauchte.

»Aber die Shots haben gar nichts Feierliches an sich, wenn ich sie nicht von deinem Bauch lecke«, erwiderte ich.

»Dann lass uns das machen, Baby!«, stimmte mir Emery zu. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und zog ihr schwarzes Oberteil hoch, um ihren Bauch zu entblößen. »Peter, ich brauch mal das Salz!«

»Oh Gott, tut ihr beiden das etwa wieder?«, fragte er. Er neigte tadelnd den Kopf – wie immer.

»Reich’s rüber!«, trällerte Emery.

»Es ist kein richtiges Klassentreffen, wenn wir nicht betrunken und albern sind«, sagte ich.

»Seien wir doch mal ehrlich«, pflichtete mir Emery bei. »Es ist kein richtiges Klassentreffen, wenn wir nicht von Weinschorle betrunken sind und vor den Bullen wegrennen, weil Landon Gras dabei und Angst hat, dass er verhaftet wird.«

Emery zog sich an der Bar hoch und legte sich darauf. Sie balancierte den Shot auf ihrem Bauch und fing an, Salz neben ihren Bauchnabel zu streuen.

»Süße«, sagte Jensen, der neben ihr auftauchte, »was zur Hölle tust du da?«

»Body-Shots – Tequila vom Körper schlürfen. Erzähl mir nicht, dass du so was noch nie gemacht hast.«

Jensens Gesicht nahm einen verkniffenen Ausdruck an. »Wer macht mit dir einen Body-Shot?«

»Heidi natürlich«, antwortete Emery grinsend.

»Ja. Wright, aus dem Weg!« Ich schubste Jensen beiseite, und er warf mir einen gequälten Blick zu. Ich wusste, wie sehr es ihn störte, nicht derjenige zu sein, der den Shot vom Bauch seiner Freundin trinken durfte, aber das würde ich mir ganz bestimmt nicht entgehen lassen. »Das hier ist meine Freundin, wir haben das ein- oder zweimal während der Highschoolzeit gemacht – oder auch nicht!«

»Da gibt’s eine Menge, was ihr zwei auf der Highschool getrieben habt und was nicht wiederholt werden muss«, erwiderte er.

»Spielverderber!«, sagte Emery.

»Hör nicht auf ihn, Em. Er ist nur eifersüchtig, weil ich diejenige bin, die den Shot bekommt. Und wir alle wissen doch, dass er schon Schlimmeres gemacht hat.«

Jensen zuckte mit den Achseln, er stritt das gar nicht erst ab.

Emery zwinkerte ihrem Freund zu und nahm die Limette in den Mund. Sie machte eine Komm-und-hol-sie-dir-Geste. Ich lachte über meine beste Freundin und war unheimlich dankbar, dass ich sie hatte. Obwohl sie nicht einmal wusste, dass bei mir gerade etwas nicht in Ordnung war, brachte sie mich dazu, komplett zu vergessen, was soeben passiert war.

Ich beugte mich runter, leckte das Salz von Emerys Bauch und exte den Shot. Nachdem ich den Tequila getrunken hatte, nahm ich die Limette direkt aus Emerys Mund. Sie brüllte vor Begeisterung, während ich an der Limette saugte. Mein Grinsen war unwiderstehlich, als ich die Arme hochriss, als hätte ich gerade eine Goldmedaille gewonnen.

»Was hab ich verpasst?«, fragte Landon, als ich mich zu den anderen umdrehte.

Ich ließ meine Arme wieder sinken und zuckte mit den Achseln. »Body-Shots.«

»Ah, wie in alten Zeiten.«

»Du hast kein Gras dabei, oder? Emery hat uns daran erinnert, dass du früher ein Kiffer warst.«

Landon zog die Augenbrauen hoch, als er mich ansah, dann wandte er seine Aufmerksamkeit Emery zu. »Ich war kein Kiffer!«

Emery sprang von der Bar runter. »Ach was, du hattest ja viel zu viel Schiss, erwischt zu werden, als dass du ein richtiger Kiffer gewesen wärst.«

»Eigentlich glaub ich eher, dass er vor unserem Dad zu viel Schiss hatte«, schaltete sich jetzt auch Jensen in unsere Unterhaltung ein.

Landon zuckte mit den Schultern. »Na ja, er konnte ja auch ein unheimliches Arschloch sein.«

»Landon, Amigo! Ich wusste nicht, ob du kommst«, sagte plötzlich ein Typ hinter ihm. Mein Blick wanderte von Landons attraktivem Gesicht zu dem Kerl, der jetzt hinter ihm stand. Brandon McCain. Mein Schwarm auf der Highschool. Die ganzen vier Jahre war ich von ihm regelrecht besessen gewesen und hatte sogar seine Football-Nummer zu meiner offiziellen Lieblingszahl erklärt. Emery machte sich deswegen immer noch über mich lustig. Ich konnte mich nicht einmal mehr an die ganzen Male erinnern, die ich mich nach ihm gesehnt hatte. Aber aus uns war nie etwas geworden. In den ganzen vier Highschool-Jahren hatte er eine feste Freundin gehabt und mich nie weiter beachtet. Aber soweit ich wusste, war er im Moment Single, lebte in Los Angeles und arbeitete als Möchtegern-Schauspieler und Model.

»Brandon!«, sagte Landon, die beiden Männer schüttelten sich fest die Hände. »Gut, dich zu sehen, Mann. Ich wusste nicht, ob du hier sein würdest.«

»Verdammt!. Das hätte ich mir doch nicht entgehen lassen. Die Highschool war der absolute Hammer!«, sagte Brandon. »Aber wem erzähl ich das eigentlich? Du warst ja schon auf der Highschool der Star, und sieh dich jetzt an! Verdammte PGA-Tour!«

Landon zuckte kurz zusammen. Als ich seine Reaktion mitbekam, kniff ich die Augen leicht zusammen.

Warum ließ die Erwähnung der PGA-Tour ihn zusammenzucken? Das war doch sein Traum. Das war sein Leben. Er liebte Golf mit jeder Faser seines Seins. Komisch, dass es ihm unangenehm zu sein schien, darüber zu reden. Ich hatte noch nie erlebt, dass er wegen Golf durcheinander gewesen war.

»Danke«, erwiderte Landon.

Brandons Augen wanderten von Landon zu mir, und sein Lächeln wurde breiter. »Heidi Martin! Verdammt«, sagte er und zog mich an sich, um mich zu umarmen. »Du siehst ja noch heißer aus als zu Highschool-Zeiten, und dabei warst du schon vor zehn Jahren absolut umwerfend!«

Als Brandon das sagte, warf ich einen prüfenden Blick auf Landons Gesicht, und innerhalb einer Sekunde veränderte es sich von verkniffen zu regelrecht sauer. Wenn ich mich nicht irrte, erinnerte er sich wohl gerade daran, dass ich immer schon für Brandon geschwärmt hatte.

»Danke, Brandon«, erwiderte ich und löste mich aus seiner Umarmung. »Du siehst auch gut aus.«

»Wir sollten uns später definitiv noch unterhalten.« Brandon wies mit dem Finger auf mich und zwinkerte mir zu. »Definitiv! Aber erst werde ich Landon entführen«, sagte er und schlang einen Arm um Landons Schulter, »und den Rest vom Football-Team zusammentrommeln.«

Landon warf mir einen bekümmerten Blick zu, verschwand dann aber trotzdem mit Brandon. Ich konnte bereits sehen, dass sich eine Riesengruppe von Football-Spielern im hinteren Barbereich versammelt hatte. Landon war ihr Star. Natürlich wollten sie ihn bei sich haben.

Eigentlich hätte ich mich gerne mit Brandon unterhalten, schon allein um mich von Landon abzulenken, aber das funktionierte nicht so einfach, obwohl Brandon McCain immer noch sehr attraktiv war. Los Angeles verschlang die Leute bei lebendigem Leib, wenn sie nicht in Form blieben. Es war offensichtlich, dass er viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte, aber da war nicht mehr derselbe Funke wie früher.

Verdammt noch mal, Landon! Selbst Typen, mit denen ich etwas anfangen könnte, interessierten mich seinetwegen nicht mehr.

Alles, was ich vier Jahre lang gewollt hatte, war dieser sexy Typ gewesen! Jetzt waren wir hier, und ich hatte seine Anmache ganz bestimmt nicht falsch interpretiert, aber trotzdem langweilte er mich bereits.

»Oha!«, sagte Emery. »Brandon McCain steht ja total auf dich. Hallo – ein Traum wird Wirklichkeit!«

»Ja«, murmelte ich. »Ein Traum wird Wirklichkeit …«

Emery hakte sich bei mir unter. »Okay, Mitbewohnerin, wir sollten uns jetzt einen schönen Abend machen. Du weißt, dass ich Klassentreffen normalerweise hasse und grundsätzlich alles, das mit der Highschool zu tun hat. Aber deinetwegen bin ich hier, weil ich dich lieb habe! Erzähl mir, was los ist, damit ich es wieder in Ordnung bringen kann.«

»Nichts ist los.«

»Blitzmeldung, Martin! Brandon McCain hat dich gerade angebaggert, und du bist traurig. Früher hättest du ihm nach einem Spiel hinter der Tribüne einen Blowjob gegeben, wenn er dich gelassen hätte. Was ist denn schlecht daran, dass er dich superheiß findet?«

Ich leerte meinen Kopf von allem, das mich beschäftigt hatte, seit Landon wieder in meinem Leben aufgetaucht war. Landon Wright war nicht der Richtige für mich, es gab keine gemeinsame Zukunft für uns. Ich wusste nicht, ob er nicht morgen schon wieder zu seiner Frau zurückkehren würde. Ich wusste nicht, ob er die Scheidungspapiere tatsächlich jemals einreichen würde. Ich wusste nicht, ob dieser Kuss nicht vielleicht nur so etwas wie ein beschissener Rebound gewesen war. Mir deswegen Stress zu machen würde nur mein Highschool-Klassentreffen ruinieren. Und ich hatte einfach zu viel Arbeit in die Organisation gesteckt, als dass ich das verdammt noch mal zulassen würde!

Ich war die Sensation auf jeder Party – ich war klug, schön und selbstbewusst. Ich würde dieses Klassentreffen schon schaukeln – egal ob mit oder ohne Landon Wright!

»Du hast recht«, stimmte ich ihr zu und fühlte mich durch meinen eigenen Zuspruch gestärkt. »Das ist das einzig Richtige.«

»Bist du sicher? Du schienst mit deinen Gedanken eben ganz woanders zu sein. Vielleicht haben du und Landon …«

»Sprich gar nicht erst weiter. Landon und ich gehören noch nicht einmal in denselben Satz! Du hast mich damit schon früher genervt, Em. Aber er ist ein verheirateter Mann. Und du weißt, was für ein Typ mein Vater war. Du weißt, dass ich mich auf so etwas niemals einlassen würde. Und dir könnte ich das auch nicht antun!«

»Aber es stört mich doch überhaupt nicht!«

Ich hielt die Hände hoch. »Unwichtig! Es stört mich! Lass uns jetzt über Brandon McCain reden und wie er mich eben angebaggert hat.«

Emery warf mir einen Blick zu, der mir verriet, dass sie mir meinen Schwachsinn nicht abkaufte, aber sie gehörte nicht zu den Leuten, die immer weiterbohrten. Sie würde mich nicht so lange nerven, bis ich ihr schließlich doch alles verriet.

»Okay, wirst du ihn abschleppen? Weil er von einem abweisenden, heißen Highschool-Typen zu einem LA-Schönling geworden ist«, stellte Emery fest. »Ich weiß allerdings nicht, ob du mit so einem Schönling überhaupt vögeln könntest.«

»Oh, das könnte ich! Da kannst du dir sicher sein.«

»Außerdem hat er das Wort Amigo in einem Satz benutzt – und das auch noch ohne Ironie!«

Schnaubend lachte ich und gab Peter ein Zeichen, dass ich noch einen Drink wollte.

»Also, er ist ja vielleicht nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, aber solange sie groß und lang ist und ich sie benutzen kann, können wir gerne loslegen.«

»Oh mein Gott!«, sagte Emery und brach in schallendes Gelächter aus. »Ich bete für dich, dass das der Fall ist, Heidi.«

Wir hingen weiter an der Bar herum, während immer mehr Gäste eintrudelten. Es waren sogar noch mehr gekommen, als ich erwartet hatte. Viele der Leute aus Lubbock hatten nicht mal auf das Einladungsschreiben geantwortet, deshalb war ich davon ausgegangen, dass die meisten gar nicht mehr hier wohnten. Außerdem hatten sich viele über die Location beschwert und dass es kein Essen gab und dass das Flips nicht kinderfreundlich sei – und so weiter. So viel Gemecker. Trotzdem schienen viele gekommen zu sein. Wahrscheinlich wegen der Freigetränke, die ich organisiert hatte.

Als es irgendwann so aussah, als wären die meisten eingetroffen, war es in der Bar rappelvoll. Meredith hatte eine Art Rede vorbereitet, aber bei so viel Leuten war das ein Ding der Unmöglichkeit. Ich machte mir deswegen gar keine Gedanken, sie allerdings schon.

Schließlich gab sie es auf und begann stattdessen mit der Diashow, die sie vorbereitet hatte – mit Bildern, die jeder für das Klassentreffen abgegeben hatte. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit.

Ich hatte nur ein paar Fotos von Emery und mir abgegeben, aber es war fast schon unerträglich, wie viele Bilder es von mir zu sehen gab. Nie war mir bewusster geworden, wie besessen ich früher davon gewesen war, beliebt zu sein. Heute interessierte mich so etwas nicht mehr, aber damals hatte ich mir deswegen ganz schön viel Stress gemacht.

Ich war mir sicher, dass ich meinen Vater für vieles davon verantwortlich machen konnte. Wir hatten nie viel Geld gehabt, aber er hatte mich mit allem verwöhnt, das ich hatte haben wollen. Und ich hatte jeden Cent genommen. Mensch, wie das alles nach hinten losgegangen war!

Das Football-Team war am Johlen und Grölen wegen der Bilder, auf denen sie zu sehen waren. Landon war auf fast genauso vielen Fotos vertreten wie ich. Dann stoppte die Diashow bei einem Bild von ihm, auf dem er ein Highschool-Golf-Poloshirt trug und seinen Schläger in den Händen hielt. Meine Augen wanderten dorthin, wo er schon den ganzen Abend gehockt hatte. Es sah aus, als würde er an einem Whiskey-Tropf hängen. Als er das Bild sah, verzog er unverhohlen das Gesicht.

Dann begegnete sein Blick meinem. Schnell drehte ich den Kopf weg.

Ich sollte ihn besser gar nicht ansehen. Ich sollte mir keine Sorgen um ihn machen. Ich sollte mir keine Gedanken darüber machen, warum Golf diese Reaktion bei ihm hervorrief.

Aber ich schien mich auf nichts anderes mehr konzentrieren zu können.

Ich hatte versucht, ihn zu vergessen.

Ich hatte versucht, mich von ihm fernzuhalten.

Ich hatte versucht, ihn nicht mehr anzusehen.

Aber ich war jämmerlich gescheitert.

Unsere Augen begegneten sich quer durch den Raum, und mein Herz zog es zu ihm. Er nickte mit dem Kopf in Richtung Ausgang. Es war eine Frage und ein Versprechen zugleich. Ich wusste, dass er mich wieder küssen würde, wenn ich mit ihm hinausging. Und dass ich nachgeben würde. Weil ich es wollte.

»Bäh, wer hat denn diese Fotos eingeschickt?«, fragte Emery, die neben mir hockte.

Schuldbewusst schaute ich von Landon weg und blickte nach vorn auf das Bild, auf dem Emery und Landon nach einem Footballspiel zu sehen waren. Sie trug seine Collegejacke, und beide lachten. Auf dem nächsten Bild waren wieder beide zu sehen, sie saßen nebeneinander für die Aufnahme des schönsten Paars der Schule für das Jahrbuch.

Und auf dem Foto, das danach kam, hockten sie am Lagerfeuer – Emery auf seinem Schoß. Und ich saß neben ihnen und grinste wie eine Vollidiotin.

Dann kamen nacheinander drei oder vier weitere Fotos von ihnen – ein Trommelfeuer von Emery und Landon. Eine große, fette Erinnerung daran, dass der Typ, von dem ich heimlich träumte, mal mit meiner besten Freundin zusammen gewesen war.

Das war anders als mit Jensen, der Emery nicht einmal richtig gekannt hatte, als sie noch mit Landon zusammen war. Ich war immer dabei gewesen – hatte alles mit ihnen zusammen erlebt. Ich kannte die guten, die schlechten und die hässlichen Seiten. Emery und ich hatten Stunden damit verbracht, uns gegenseitig die Ohren wegen unseres Liebeslebens vollzujammern.

Ich sollte mich auf gar keinen Fall für Landon interessieren. Das würde ich nicht zulassen. Ich gab mir selbst das Versprechen, dass ich nicht mehr in seine Richtung schauen würde. Auf gar keinen Fall!

Und als Brandon McCain zu mir zurückgeschlendert kam, um sich mit mir zu unterhalten, ließ ich mich von ihm anbaggern und redete mir ein, dass ich mich deswegen nicht schuldig fühlen würde.

4

Heidi

»Also das würde ich ja mal einen Erfolg nennen«, gähnte Emery ein paar Stunden später.

»Einen vollen Erfolg!«, stimmte ich ihr zu.

»Viel besser als das fünfjährige Klassentreffen.«

»Ja. Diesmal haben sie mir zugestimmt, es in einer Bar zu machen. Die Leute sind viel entspannter, wenn sie betrunken sind.«

»Stimmt! Und sie haben sich seit damals auch echt verändert – mehr oder weniger. Auf dem Fünfjährigen hatten ja alle gerade erst ihr Examen gemacht.«

»Oder das zweite Kind bekommen«, erinnerte ich sie.

Emery lachte. »Oder das.«

»Ich bin echt froh, dass du gekommen bist. Du gehst jetzt mit Jensen nach Hause, oder?«

Emery schaute betreten drein. »Tu doch nicht so, als ob du mich in- und auswendig kennen würdest.«

»Natürlich tu ich das. Schließlich sind wir seit dem Kindergarten beste Freundinnen, und jetzt wohnen wir sogar zusammen.«

Ich zog meine beste Freundin in meine Arme, und dann wiegten wir uns hin und her, was aussah wie ein langsamer Tanz zweier Frauen, die ein bisschen angeheitert waren.

»Du bist die Beste«, sagte Emery.

»Und du die Allerbeste.«

»Entschuldigt mich, dass ich diesen romantischen Moment störe«, unterbrach uns Jensen mit einem amüsierten Grinsen auf dem Gesicht, »aber ich denke nicht, dass wir uns auf den Heimweg machen können, solange wir Landon nicht sicher zu Austin gebracht haben.«

Emery stöhnte. »Aber ich bin so schrecklich müde! Ich will heim.«

»Mir geht’s doch genauso, doch für den Fall, dass du es nicht mitbekommen hast – Landon ist total am Arsch.«

Ich nickte. Ich hatte das durchaus mitgekriegt, auch wenn ich versucht hatte, es zu ignorieren. Obwohl sich der Großteil der Leute allmählich daran machte aufzubrechen, hörte man die meisten Football-Spieler immer noch im hinteren Barbereich randalieren. Landon, der eigentlich nie der Typ für so etwas gewesen war, machte diesmal sogar mit. Mich ließ das erschaudern. Er musste gerade wirklich eine harte Zeit durchmachen, wenn er es so weit kommen ließ.

Emery gähnte lange und dramatisch, als wollte sie damit sagen: Bitte, lieber Gott, lass uns jetzt endlich gehen!

Ich lachte sie aus.

»Ich werde schon dafür sorgen, dass er in ein Taxi kommt. Ich muss sowieso hierbleiben, bis die Bar schließt, um mit Peter abzurechnen. Und ich werde aufpassen, dass Landon keine Dummheiten macht«, versicherte ich Jensen.

»Bist du dir sicher?«, fragte er. Er hatte diesen Blick, der typisch für einen älteren Bruder war, der sich für die Sicherheit seiner Geschwister verantwortlich fühlte. Es war einfach hinreißend.

»Jepp! Keine Bange. Es gibt Taxen, die herkommen, wenn die Bar schließt, um die letzten Leute einzusammeln. Ich werde die Football-Spieler bitten, Landon in eins zu tragen. Kein Problem!«, versicherte ich ihm.

Emery zog eine Augenbraue hoch, und wir führten eine stille Unterhaltung.

Du wirst Landon ins Taxi helfen?

Ja. Na und?

Und da ist auch ganz bestimmt nichts zwischen euch?

Nein!

Na klar.

Da ist nichts!

Glaub ich dir nicht.

Leck mich doch am Arsch, Robinson!

Was auch immer, Martin.

Ich lachte und schubste sie zu Jensen. »Macht euch mal keine Gedanken. Geht jetzt endlich und habt ganz viel wilden Sex.«

Emery stöhnte. »Ich hasse dich.«

»Ich liebe dich auch, du Luder!«

»Danke, dass du dich um ihn kümmerst, Heidi!«, sagte Jensen, während er Emery ein Zeichen gab, sie solle schon mal vorgehen. »Ich weiß das echt zu schätzen. Wenn irgendwas schiefgehen sollte oder du mich brauchst, zögere nicht, mich anzurufen!«

Oh Gott, Jensen ist ja so ein netter Kerl.

»Wird nicht passieren, mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.«

»Die berühmten letzten Worte«, murmelte er noch, bevor er Emery nach draußen folgte.

Ich wollte Jensens Bemerkung schon mit einem Lachen abtun, aber andererseits ging bei den Wrights ja wirklich immer irgendetwas schief.

Ohne Emery war für mich beim Klassentreffen irgendwie die Luft raus. Ich war mit keinem anderen aus unserer Abschlussklasse in Kontakt geblieben, mit Ausnahme von Landon. Auf Facebook und Instagram waren wir zwar alle noch miteinander befreundet, aber ich war nicht wirklich in ihre Leben involviert. Natürlich hätte ich mich zu der Cheerleader-Gruppe von damals setzen können, aber ich passte nicht mehr so recht zu ihnen, seit sie ihre eigene Mama-Runde hatten. Ich kannte hier zwar jeden, fühlte mich aber plötzlich trotzdem ganz schön allein.

Also schlich ich wieder zurück zur Bar, wo Peter gerade einen Berg von Gläsern spülte. Er sah ziemlich fertig aus.

»Langer Abend?«

Er zuckte mit einer Schulter. »War ziemlich viel los, falls du das nicht mitgekriegt haben solltest.«

»Hab ich bemerkt.«

Peter fuhr sich mit einer Hand durch sein schulterlanges Haar und seufzte. »Du hast übrigens Gesellschaft.«

Bei der Bemerkung wirbelte ich herum. Ich rechnete eigentlich damit, Landon zu sehen, wofür ich mich im nächsten Augenblick auch schon hasste. Aber stattdessen war da Brandon – mit seinem spitzen Grinsen und seiner flirtfreudigen Kumpel-Art.

»Hey, Brandon«, sagte ich lächelnd.

»Heidi!«, erwiderte er und kam mir dabei so nah, dass ich gegen die Bar gedrückt wurde. »Wollen wir gehen?«

Einfach so. Ohne Einleitung oder ähnliches.

»Eigentlich muss ich noch hierbleiben, bis sie schließen.«

»Ich kann warten«, erwiderte er mit einem unwiderstehlichen Grinsen, von dem ich mir sicher war, dass es bei den Frauen in L.A. funktionierte.

»Nein, ist schon okay. Du wirst dich nur langweilen, und ich sollte danach auch nach Hause gehen.«

Brandons Grinsen verblasste, und es war offensichtlich, dass er in seinem betrunkenen Zustand völlig irritiert war. Mit einer Abfuhr hatte er anscheinend nicht gerechnet.

Er zwirbelte eine meiner Locken um seine Finger. »Komm schon, Baby. Ich weiß, dass du während der Highschool total auf mich abgefahren bist.«

Langsam löste ich mich von ihm. »Das ist über zehn Jahre her!«

»Hätte doch sein können, dass sich daran nicht so viel geändert hat.«

»Witzig, dass du das sagst«, erwiderte ich mit wachsender Verärgerung. »Ich würde sagen, dass ich mich seit damals sehr verändert habe, aber woher sollst du das auch wissen? Schließlich warst du die ganze Zeit damit beschäftigt, mir von deinem unglaublich tollen Leben in L.A. zu erzählen und von den ganzen Rollen, die du fast bekommen hättest. Ich bin nicht interessiert! Du hast deine Chance vertan, eine so unglaubliche Frau wie mich zu bekommen.«

Ich machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn einfach stehen. Ich fühlte mich dabei unglaublich stark. Auch wenn ich noch die Worte »Schlampe« und »Hat mir nur etwas vorgespielt« hören konnte, die er vor sich hinmurmelte. Mit ihm zu flirten mochte ja ganz nett gewesen sein, aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich auch mit ihm nach Hause ging! Und vor allen Dingen bedeutete es nicht, dass er mir wegen etwas, das ich als Jugendliche für ihn empfunden hatte, zu nahetreten durfte.

Meredith, die sich im vorderen Barbereich aufhielt, verkündete, dass es langsam an der Zeit sei aufzubrechen, weil das Flips bald schloss. Ein paar sagten etwas von einer After-Show-Party, und einige beschlossen, noch zu jemandem nach Hause zu gehen, um weiter miteinander abzuhängen. Ich verspürte allerdings kein Bedürfnis, mich ihnen anzuschließen. Außerdem hatte ich versprochen, Landon nach Hause zu bringen, und das war’s dann auch.

Als ich Landon fand, trank er direkt aus einem Bierkrug, den irgendjemand für ein Trinkspiel auf dem Innenhof, der sich an der Seite des Gebäudes befand, besorgt hatte. Meine Augen wurden ganz groß, weil ich mir Sorgen wegen seines Alkoholpegels machte. Seine waren dagegen ganz glasig, und er verspritzte Bier überallhin.

»Landon, ich hab Jensen versprochen, dass ich dich in ein Taxi setze, wenn die hier zumachen. Es ist jetzt zwei Uhr und Zeit, zu Austin zu gehen und deinen Rausch auszuschlafen.«

»Heidi, Heidi, Heidi«, schrie er lallend. Er schlang einen Arm um meine Taille und ignorierte die Blicke der Football-Spieler, die noch da waren. »Hör nicht auf Jensen. Er hat keine Ahnung.«

Mühelos wand ich mich aus seinem Griff. »Zeit zu gehen, Landon.«

Er stellte den Krug auf den Tisch, stand auf und sah mich an. Aber sein Gleichgewichtssinn war richtig beschissen. Er stolperte in mich hinein. Ich musste ihm helfen, sich in der Nische anzulehnen, um aufrecht stehen zu können.

»Oh Gott, du bist ja total besoffen.«

»Heidi«, sagte er wieder.

»Was?«

»Gehst du mit McCain nach Hause?«

Ich biss die Zähne zusammen. »Und was wäre, wenn?«

»Dann nur zu, Martin!«, entgegnete er und fuchtelte wild mit seinem Arm herum. »Der vögelt doch alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Dann nichts wie ran, wenn du auf so was stehst!«

»Selbst wenn ich darauf stehen würde«, erwiderte ich verärgert, »würde es dich verdammt noch mal nichts angehen!«

»Würde mich nichts angehen?«, wiederholte er mit einem scharfen Lachen. »Klar.«

Seine Freunde, die auf dem Weg nach draußen an ihm vorbeigingen, klopften ihm noch leicht auf den Rücken und stießen ihn freundschaftlich gegen die Schulter.

»Wir sehen uns auf der After-Show-Party, Landon!«, rief einer von ihnen.

Landon johlte und hielt die Hände hoch: »Klar, Mann!«

Die anderen jubelten ihm zu und verschwanden. Jetzt war es in der Kneipe total leer.

Auf gar keinen Fall würde ich ihn noch auf irgendeine Party gehen lassen – so viel stand fest! Er war viel zu betrunken, um überhaupt irgendwohin zu gehen.

»Landon, du bist total besoffen. Lass mich dich einfach nach Hause bringen, damit ich mein Versprechen Jensen gegenüber halten kann?«

»Jensen soll sich ficken!«, verkündete Landon.

»Ich denke, das erledigt Em schon«, brummte ich frustriert.

»Super! Noch was, das wir gemeinsam haben. Beschissene Ehefrauen, eine Schwäche für Whiskey und meine Ex.«

»Würdest du bitte mal aufhören?«

»Normalerweise würde ich auch noch Blondinen sagen«, meinte Landon. Er fuhr mit seiner Hand durch meine langen, blonden Locken und grinste mich dabei an.

Ich schlug seine Hand weg und versuchte, ruhig zu bleiben.

»Zeit zu gehen, lass uns aufbrechen. Und zwar jetzt!«

»Okay«, murrte er, während ich ihn bereits Richtung Tür schob.

Wir schafften es durch den halben Raum, wobei wir uns durch seinen betrunkenen Zustand ungeschickt hin und her drehten, bevor Peter zu uns kam, um mir zu helfen, Landon nach draußen zu bringen. Vor dem Flips wartete noch ein letztes Taxi, und ich atmete erleichtert auf. Ich würde ihn nach Hause bringen, und dann war dieser verrückte Abend endlich vorbei!

Peter und ich bugsierten Landon auf die Rückbank des Taxis.

»Danke, Peter! Ich weiß das echt zu schätzen.«

»Pass auf dich auf, Heidi«, sagte er mit einem wissenden Blick. »Ihr Motto What’s Wright Is Right stimmt nicht immer.« Dann zwinkerte er mir noch zu.

Ich spürte, wie mein Gesicht bei seinen Worten rot anlief. Bei jedem anderen hätte ich so einen Spruch vermutlich abgetan und nicht weiter darüber nachgedacht, aber bei Peter war das etwas anderes. Er war kein Mann großer Worte. Er war jemand, der genau hinsah und eine gute Beobachtungsgabe hatte. Wenn ihm etwas aufgefallen war, musste es offensichtlich sein.

»Danke für deinen Rat, aber du musst dir wegen mir keine Gedanken machen.«

»Ich weiß«, erwiderte er nickend. »Du bist eine Kämpferin, genauso wie dein alter Herr.«

Bei der Bemerkung zuckte ich leicht zusammen. Vielleicht hatte das ein Kompliment sein sollen, aber bei einem Vergleich mit meinem Vater – fiel es mir schwer, mich geschmeichelt zu fühlen.

»Danke«, murmelte ich und versuchte zu lächeln. »Du bist der Beste.«

Ich stieg ins Taxi und brachte Landon dazu, dem Fahrer Austins Adresse zu verraten. Fast hätte ich ihm eine geklatscht, als sich herausstellte, dass unser Ziel nur drei Blocks entfernt war. Nicht, dass ich dazu in der Lage gewesen wäre, ihn die drei Blocks weit zu bringen, aber ich kam mir trotzdem ziemlich albern vor, ein Taxi für eine so kurze Strecke genommen zu haben.

Landon aus dem Taxi herauszubekommen stellte sich als genauso schwierig heraus, wie ihn in den Wagen hineinzubekommen. Als wir es geschafft hatten, ließ ich mir vom Fahrer noch dessen Nummer geben, damit ich ihn anrufen konnte, wenn ich eine Fahrt nach Hause brauchte. Ich ging nicht davon aus, dass es einfacher sein würde, Landon in Austins Haus zu bekommen.

Aber schließlich schafften wir es ins Haus und weiter ins Gästezimmer im Erdgeschoss. Ich schickte ein stilles Dankesgebet gen Himmel, dass sich das Zimmer nicht im ersten Stock befand. Keine Ahnung, wie ich ihn sonst die Treppe raufbekommen hätte. Vermutlich hätte ich ihn unten im Wohnzimmer auf der Couch übernachten lassen müssen.

Ich schob ihn aufs Bett, und er taumelte nach hinten.

»Oh Gott, bin ich besoffen«, murmelte er.

»Willkommen in meiner Welt.«

»Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Initiative von dir ausgehen würde«, lallte er. »Bist du gerne oben?«

»Verarsch mich jetzt nicht, Landon!«

»Hey, du hast mich aufs Bett geschubst.«

»Weil du total besoffen bist und ich dich irgendwohin bekommen wollte, wo du sicher bist. Ich geh jetzt mal nach Hause, damit ich zumindest noch ein bisschen Schlaf bekomme.«

Er streckte die Hand nach meiner aus. »Bleib bei mir!«

Kopfschüttelnd riss ich meine Hand aus seiner. »Das wird nicht passieren.«

Dann machte ich mich noch auf die Suche nach Wasser, Tylenol und einem kleinen Mülleimer, den ich neben das Bett stellen konnte. Es war ja durchaus möglich, dass ihm in der Nacht schlecht wurde, und ich wollte nicht, dass er Austins Zimmer vollkotzte.

»Ich denke, wir vergessen diese Unterhaltung mal lieber«, murmelte ich, als ich mit den Sachen zurückkehrte. Landon lag auf dem Bett, er war völlig weggetreten.

Ich stellte Wasser und Tylenol auf den Nachttisch und zog ihm die Schuhe aus. Meinetwegen konnte er ruhig in seinen Klamotten schlafen. Ich tastete seine Taschen ab, um Portemonnaie und Handy herauszunehmen. Die Geldbörse legte ich neben die anderen Sachen, dann stöpselte ich sein Telefon ins Ladegerät, das um die Lampe gewickelt war.