Ludwig Förster: Erlebnisse und Erinnerungen -  - E-Book

Ludwig Förster: Erlebnisse und Erinnerungen E-Book

4,8

Beschreibung

Ludwig Förster aus Lammersdorf, Nordrhein-Westfalen, war 20 Jahre alt, als er zur Wehrmacht berufen wurde. Der heute 95-Jährige berichtet in diesen Lebenserinnerungen von seinen vielen dramatischen Erlebnissen als Soldat an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg, von Gefangenschaft und Rückkehr unter nahezu unglaublichen Umständen. Aber auch die Vorkriegskindheit auf dem Dorf und abenteuerliche Episoden aus der Nachkriegszeit sind zusammen mit Kaffeeschmuggel, turbulenten Zoll-Begebenheiten und Wiederaufbau der Gemeinde anschaulich geschildert. Ein langes, aktiv gestaltetes Leben in einer besonderen Zeit ist hier dokumentiert - detailreich und eindrücklich.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2017

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
14
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Ludwig Förster (Foto: Anna Wawra)

Inhalt

VORWORT

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

VOR DEM KRIEG

1922–37 Eine schwere Zeit, Teil 1

1937 Hitler in Lammersdorf

KRIEGSERLEBNISSE

1942–45 Chronik der Kriegserlebnisse

1942 Eine schwere Zeit, Teil 2

1942 Erste Kriegseindrücke und die Wahrsagerin

1942 Der Ziehbrunnen

1943 Nikoleij, einer von uns, Teil 1

1943 Nikoleij, Teil 2: Der Partisanenüberfall

1944 Die geklauten fünf SS-Männer

1944 Das Sprengkommando

1944 Abschied von Nikoleij

1944 Der Nachrichtenkabelverleger

1944 Die empörte Ehefrau

1944 Eingekesselt

1944 Die Sandgrube

1944 Der Propagandamarsch in Moskau, Lager in Stalingrad

1944/45 Das Verhör

1944 „Spasieba“

1944 Tod eines russischen Soldaten

1944 Das war Medizin in Stalingrad

1945 Das Sterbezimmer

1945 Die D-Zug-Fahrkarte

NACHKRIEGSZEIT

1946 Wie Dr. Fraikin nach Lammersdorf kam

1946 Reparaturen an der Kirche in Lammersdorf

1946 Das war Pastor Peter Schall

1946 Die Buntmetallsammlung der Nazis

1946 Aus meiner Zeit bei der Feuerwehr

1947–50 Funkgeräte für den Zoll

1947 Wiederbegegnungen in der Zeit der Schmuggler

1947 Auch das gab’s: Die Sache mit dem Kaffee

1948 Auch das gehört zu Vogelsang

SPÄTERES LEBEN IN LAMMERSDORF

1971 So kam Dürr nach Imgenbroich

2006 Leserbrief – Naturkatastrophen und Klimabeeinflussung

Vorwort

Diese Textsammlung mit eindrücklichen Erlebnissen eines Soldaten im Zweiten Weltkrieg zeigt, dass das Erinnern an die Schrecken des Krieges nicht zwangsläufig und nicht jedem die Sprache nimmt. Ludwig Förster hat immer schon viel über seine Zeit in Russland gesprochen; es scheint seine Art gewesen zu sein, das Trauma zu überwinden. Wie gut ihm das gelungen ist, lässt sich anhand seiner Lebensgeschichte nachvollziehen: Die eher triste Kindheit auf dem Land im Vorkriegsdeutschland bot wenig Rückhalt, um den Wahnsinn, in den er mit Anfang zwanzig gezwungen wurde, zu bewältigen. Verwundungen und extreme Bedingungen an der Front, Gefangenschaft und Krankheit überlebte er, um – kaum zurückgekehrt und genesen – beim Wiederaufbau tatkräftig mitzuwirken.

Er kümmerte sich darum, dass es in Lammersdorf, seinem Heimatort, bald schon eine funktionstüchtige Feuerwehr gab; er half, die Kirche nach schweren Kriegsverwüstungen zu sanieren; und er sorgte mit der ihm eigenen Geistesgegenwärtigkeit und Findigkeit – die ihm wohl auch im Krieg das Leben mehr als einmal gerettet hatten – dafür, dass ein Arzt sich in der Gemeinde ansiedelte und dass die Lammersdorfer Vereinskultur gedieh.

Die Geschichte Ludwig Försters ist in vielerlei Hinsicht eng mit der von Lammersdorf verbunden. Er wurde am 4. Februar 1922 hier geboren. Damals gehörte der Ort zum später aufgelösten Kreis Monschau (ab 1971 zur Gemeinde Simmerath, Kreis Aachen), es ist eines der ältesten Dörfer des Monschauer Landes. Das Eifeldorf trug in frühen Zeiten auch den Beinamen „Am Fuße des Hohen Venns“. Das moorige Venngebiet reichte noch bis etwa 1900, unterbrochen von urwaldähnlichen Eichenund Buchenwäldern, bis unmittelbar an den Ortskern. Der karge Boden gab kaum mehr her als das Gras, auf dem die Kühe weiden konnten. Ludwig hatte wie Generationen von Lammersdorfer Kindern vor ihm noch die Pflicht, die familieneigenen Kühe zu hüten. Die Kinder mussten die Tiere nach der Schule in das Venn treiben und ganze Nachmittage lang auf die Herde aufpassen, damit sie nicht in die Moorlöcher oder auf die Bahngleise geriet.

Das harte Leben der Bauern und Handwerker führte zu einer starken Bindung an die katholische Kirche. Nach dem Krieg beteiligte sich Ludwig auf Bitten des Pfarrers an den Instandsetzungsmaßnahmen der um 1700 erbauten Kirche. Sie war mehrfach durch Kämpfe im Hürtgenwald bedroht gewesen, Granatenbeschuss durch die deutsche Wehrmacht und eine fast sechsmonatige Besatzung durch alliierte Truppen hatten ihre Spuren hinterlassen. Ludwig Förster stellte sein handwerkliches Geschick zur Verfügung, obwohl er als einer der wenigen Sozialdemokraten in der Gemeinde schon früh gewerkschaftlich aktiv war und nicht immer die konservative Einstellung seiner Mitbürger teilte.

Allerdings hatte sich im Ort mit der Ansiedlung der Firma Otto Junker GmbH im Jahre 1924 bereits vieles geändert. Aus der Umgebung zogen damals junge Leute nach Lammersdorf, um hier Arbeit zu finden – darunter die Eltern Ludwigs. Die Mutter Maria, geborene Gehlen, war ursprünglich aus Rollesbroich, der Vater Josef stammte aus Hammer, jetziges Dedenborn bei Monschau. Josef war von Beruf Maurer und wurde für den Bau der neuen Fabrik von Junker in Lammersdorf eingestellt. Er konnte neben dem Firmengelände ein Grundstück erwerben und baute darauf ein eigenes Haus. In den 50er Jahren hat sein Sohn das zum Vaterhaus gehörende Sumpfgebiet, wo er Kühe gehütet hatte, mit zwei weiteren Baugrundstücken, die zum Gelände von Junker gehörten, getauscht und die Geschwister Hedwig und Ludwig bauten nebeneinander jeweils ein neues Haus. Ironischerweise wurde das Sumpfgebiet später drainiert und eine Neubausiedlung entstand.

Das Elternhaus am Ortsausgang von Lammersdorf bot den fünf Geschwistern Clemens (20.9.1920–25.10.2010), Ludwig, Theo (26.3.1923 – 1.4.1945), Artur (1.3.1925–2.12.1944) und Hedwig (4.8.1926–11.9.1997) wenig an kindgerechter Anregung oder Abwechslung. Ihr Leben verlief in vorbestimmten Bahnen, Ludwigs Wunsch, Kfz-Schlosser zu werden, ging nicht in Erfüllung. Mit 14 Jahren schloss er die Volksschule ab und absolvierte wie alle Förster-Söhne eine Lehre bei der Firma Junker. Der älteste Bruder Clemens lernte E-Technik, Ludwig Maschinenschlosser. Weil Junker als NS-Musterbetrieb für das Militär arbeitete, wurden die Lehrlinge mehrfach freigestellt. Als er schließlich doch eingezogen wurde, war Ludwig 20 Jahre alt.

Der Kriegseinsatz dauerte nur knapp vier Jahre, Ludwig erlebte aber mehr als genug für ein ganzes Leben. Von Monschau aus wurde er am 26.3.1942 dem Infanterieregiment 278, Division 95 zugeteilt und nach Bonn/Duisdorf eingezogen. Er hätte im nahegelegenen Frankreich landen können, stand aber bei der Zuteilung auf der falschen Seite. Vom 8.5.1942 bis zum 4.7.1944 nahm er am Russlandfeldzug der 6. Armee, als Soldat des Infanterie-Ersatzbataillons 365 Russland/Mitte, teil. Die Orte, an die er sich erinnern kann sind z. B. Shitomir, Orel, Brjansk, Minsk, Smolensk, Jarzewa, Wjasma, Rsbew, Witebsk, Orscha, Mogilew. 1944 geriet er in Gefangenschaft und blieb fast zwei Jahre in Krasnoarmejsk 108/1. Zeugnis von dieser extremen Zeit geben die Texte im Mittelteil dieses Buches.

Wie die Grenzlage Lammersdorfs zu Belgien in der unmittelbaren Nachkriegszeit sein Leben beeinflusste, davon zeugen die Berichte über die Zeit der Schmuggler und Zusammenstöße mit dem Zoll. Die bemerkenswerte Tatkraft und Vitalität Ludwig Försters bewies sich nach seiner Rückkehr in dem jahrzehntelangen Engagement für Lammersdorf. Vereinzelt ist dies in den Schilderungen der Zeit nach dem Krieg dokumentiert, die allerdings nichts über den Eifelverein, die SPD-Mitgliedschaft, die Mitgestaltung des Heimatmuseums, das Mitwirken im Mundartverein und im VDK vermitteln.

Die vorliegende Sammlung mit Episoden aus dem Krieg entspringt Ludwig Försters eigener Feder. Nach seiner Pensionierung 1981 begann er die Erinnerungen aufzuschreiben und vereinzelt über die Lokalpresse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Erinnerungsbuch basiert auf einer Kladde, in der unsortiert Texte, Zeitungsausschnitte, Fotos und Kopien gesammelt waren. Um die Authentizität zu wahren, haben wir alles übernommen, teils auch Wiederholungen, wenn unterschiedliche Versionen derselben Geschichte vorhanden waren, und lediglich die Rechtschreibung korrigiert oder größere stilistische Unebenheiten geglättet. Wir hoffen, dass dieses Buch dem immer noch agilen 95-Jährigen ebensolche Freude bereitet wie den interessierten Heimatforschern und allen anderen Lesern. Es ist ein besonderes und sehr persönliches Zeugnis deutscher Geschichte.

Aachen/Lüneburg, im Februar 2017Monika Förster

Katrin Engstfeld

Reinhold Josef Förster

Familie Förster, Anfang der 40er Jahre

Hinten, v.l.: Clemens und seine Verlobte Anni, Ludwig, Theo, Hedwig, Artur

Vorne: die Eltern Josef und Maria

Zeichnung Ludwig Förster

Hintergrundinformationen

Vorgeschichte zu Ludwig Försters Einsatz: Auszüge aus Online-Lexika zur Wehrmacht/Infanterie-Regiment 278 und 95. Infanterie-Division

95. Infanterie-Division

Gliederung 1944:

Grenadier-Regiment 278

Grenadier-Regiment 279

Grenadier-Regiment 280

Artillerie-Regiment 195

Panzerjäger-Abteilung 195

Pionier-Bataillon 195

Divisions-Füsilier-Bataillon 95

Nachrichten-Abteilung 195

Feld-Ersatz-Bataillon 95

Divisions-Nachschubtruppen 195

21.07.1944 – Auflösung der Division bei der 3. Panzer-Armee und Überführung in die Korpsabteilung „H". Dort Bildung der Divisionsgruppe 95 mit den Regimentsgruppen 278 und 279, dem Füsilier-Bataillon 95, sowie der I. und II./AR 195

10.09.1944 - Neubildung durch Umbenennung der Korps-Abteilung "H" bei der HG Mitte in Ostpreußen (Raseinen)

Gliederung 10.09.1944:

Grenadier-Regiment 278 mit I.–II. Btl. aus Divisionsgruppe 95 (WK XII)

Grenadier-Regiment 279 mit I– II. Btl. aus Div.gr. 197 u. Füsilier-Bataillon 95

Grenadier-Regiment 280

Artillerie-Regiment 195

Panzerjäger-Abteilung 195

Pionier-Bataillon 195

Füsilier-Bataillon 95 aus III./Sicherungs-Regiment 75

Nachrichten-Abteilung 195

Versorgungs-Regiment 195

05.1945 – Kapitulation auf Hela und sowjetische Gefangenschaft

Kriegseinsätze:

1939

Westwall am Oberrhein

1940

Westwall in der Saarpfalz, Durchbruch durch die Maginotlinie bei Merzig, ab Juli Truppe für Ernteeinsatz beurlaubt

1941

Besatzungstruppe Nordfrankreich, ab Juli Verlegung in die Ukraine, Vormarsch nach Kiew, ab Oktober Kämpfe zwischen Brjansk und Kursk

1942

Kämpfe um Kursk, Woronesh und Gshatsk, Verlegung nach Rshew

1943

Abwehr- und Rückzugskämpfe bei Jelnja, Brjansk, Gomel und ostwärts von Bobruisk

1944

Abwehrkämpfe um Bobruisk, später um Witebsk, hier Untergang im Juni, ab September Neuaufstellung in Ostpreußen aus der Korpstruppe "H" (früher 197. Infanterie-Division), Kämpfe um Tauroggen und Memel

1945

Verteidigung von Memel, ab Februar Verlegung nach Samland und Piliau, Kapitulation auf Heia

(Vgl. www.balsi.de/Weltkrieg/Einheiten/Heer/Divisionen/lnfanterie-Divisionen/95-ID.htm)

Einsatz und Unterstellung:

Im Juli 1941 wurde die Division in die Ukraine verlegt und marschierte auf Kiew zu. Ab Oktober nahm die Division an den Kämpfen zwischen Brjansk und Kursk teil. Das Jahr 1942 begann erneut mit Kämpfen bei Kursk, dann bei Woronesh und Gshatsk. Im Herbst 1942 verlegte die Division nach Rshew. Zu Beginn des Jahres 1943 stand die Division in schweren Abwehr- und Rückzugskämpfen bei Jelnja, dann bei Brjansk, Gomel und ostwärts von Bobruisk. Im Winter 1943/44 wurde die Division in eine Division neue Art 44 umgegliedert. Auch zu Beginn des Jahres 1944 kämpfte die Division um Bobruisk, dann um Witebsk, wo sie im Juni 1944 vernichtet wurde. Am 21. Juli 1944 wurde die Division bei der 3. Panzerarmee aufgelöst und in die Korpsabteilung H überführt. Sie bildete die Divisionsgruppe 95 mit den Regimentsgruppen 278 und 279, dem Füsilier-Bataillon 195 sowie I. und II./AR 195.

Am 10. September 1944 wurde eine neue 95. Infanterie-Division bei der Heeresgruppe Mitte in Ostpreußen bei Raseinen durch die Umbenennung der Korpsabteilung H aufgestellt. Die Division stand zum Zeitpunkt der Umbenennung nördlich von Kauen und war durch die vorangegangenen russischen Angriffe und die dadurch bedingten Rückzugsgefechte schwer angeschlagen. Am 6. Oktober begann der russische Angriff zur Erreichung der Ostsee-Küste. Die Front der 95. Infanterie-Division wurde bis zum Mittag auf gesamter Länge durchstoßen. Daraufhin musste sich die Division in die sog. Breslau-Stellung zurückziehen (Gefechtsstand Smeltyne, 1,5 km südwestlich Nemakasciai). Anschließend wich sie unter großen Verlusten auf die sog. Dresden-Stellung aus (Gefechtsstand Stragute). Doch auch diese Stellung ließ sich nicht halten und die Division ging nach Tauroggen zurück. Im Brückenkopf Ragnit zusammengedrängt, überquerte die Division am 22. Oktober die Memel und besetzte die sog. Memel-Stellung.

Am 20. November wurde die Division durch die 548. Volks-Grenadier-Division abgelöst und im Eisenbahn-Transport nach Memel verlegt. Hier sollte sie, im Austausch mit der Panzergrenadier-Division "Großdeutschland" dem XXVIII. Armeekorps zugeführt werden. Eingesetzt wurde die Division an der Nordfront des Memel-Brückenkopfes zwischen Gut Löllen und der Ostsee. Mitte Januar 1945 begann in diesem Raum der russische Großangriff. Dieser drängte die deutschen Truppen auf das Samland zurück, wobei die 95. Infanterie-Division am 24. Januar zwischen Truschellen und Wirkutten stand. In den Nächten vom 24. bis zum 28. Januar wurde die Front von Memel zurückgenommen und die Division überquerte das Memeler Tief. Es folgten Rückzugskämpfe der Division im Samland. Die Division geriet bei Pillau und auf Hela in russische Gefangenschaft.

(Vgl. www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanteriedivisionen/95ID.htm)

Infanterie-Regiment 278

Im Februar 1941 wurde die 95. Infanterie-Division und somit auch das Regiment wieder aufgerufen. In der Zeit vom 21. bis 28. Februar 1940 wurde das Regiment mit der Bahn in den belgisch-französischen Grenzraum verlegt und im Raum südlich der Linie Lüttich –Namur und ostwärts der Maas untergebracht. Nach Erreichen der Quartiere begann hier wieder die Ausbildung des Regiments. Anfang März verlegte sich das Regiment dann in den Raum um Chimay. Anfang Mai wurde das Regiment zu Übungen in den Raum St. Quentin und Chateau-Thierry verlegt. Am 20. Juni erhielt das Regiment für seine 13. Kompanie die benötigten schweren Infanterie-Geschütze. Am 25. Juni übernahm die 711. Infanterie-Division die Befehlsgewalt im Département Aisne.

Die 95. Infanterie-Division und das Regiment zogen ab dem 23. Juni in den Osten. Bis zum 4. Juli erreichte das Regiment im Landmarsch Zamosc in Krakau. Am 4. Juli trat das Regiment den Vormarsch nach Osten an. Am 6. Juli wurde Luck und am 8. Juli Klewan erreicht. In den Abendstunden des 10. Juli stieß das Regiment in den Raum westlich von Tuczyn am Horyn vor.

Am 14. Juli löste die 95. Infanterie-Division die SS-Leibstandarte im Abschnitt Sokolow – Mündung der Bialka in die Tenja ab. Die Ablösung erfolgte im Zuge eines Gegenangriffs der Division, da die eigenen Linien von einem russischen Gegenangriff durchbrochen worden waren. Das II. Bataillon des Regiments erreichte um 17.30 Uhr den Nordrand des Waldes 2,5 km nordöstlich von Sokolow. In den Abendstunden meldete das Infanterie-Regiment 278, dass seine 5. Kompanie vor dem Waldstück nordöstlich von Sokolow mit Front nach Westen festlag und aus dem Wald Feuer erhielt. Am 16. Juli stieß das III. Bataillon des Regiments am Vormittag bis Tynia/Cebrynka) vor. Am 17. Juli erreichte das II. Bataillon um 14.20 Uhr das Wegekreuz nördlich von Zubrynka. Der Ort selbst wurde gegen 15.00 Uhr genommen. Das III. Bataillon war bis in die Gegend um Alexandrowka vorgestoßen. Nach der Einnahme von Zubrynka war die 95. Infanterie-Division in Besitz eines Brückenübergangs über die Irszyca gekommen und stieß zügig weiter nach Norden vor. Das III. Bataillon erreichte Alexandrowka und der Pionierzug des Regiments klärte gegen 16.00 Uhr gegen Paschinka auf. In der Nacht zum 18. Juli wurde die 95. Infanterie-Division und das Regiment in den erreichten Stellungen angehalten. Das Regiment wurde aus der Front gezogen und in den Raum Wilsk verlegt. Das Regiment bezog nördlich der Linie Shitomir – Wilsk seine Unterkünfte. Am 25. Juli begann die Verlegung des Regiments in den Raum Dedowschtschina/Oserjani, das am 27. Juli erreicht wurde. Von hier aus begann der Einsatz der 95. Infanterie-Division gegen den Großraum Kiew.

Gegen Mittag des 30. Juli erreichte das Regiment mit vorderen Teilen Grebjenki. Am 31. Juli setzte das Regiment seinen Vormarsch fort und erreichte um 10.30 Uhr den Raum 1 km vor Deremisna. Am 31. Juli überschritt das Regiment die Stugna. Mit Einbruch der Dunkelheit hatten das Infanterie-Regiment 278 rechts mit einem Bataillon die Stugna nördlich Sloboda und die Infanterie-Regimenter 279 und 280 mit 3 bzw. 2 Bataillonen den Fluß überschritten und sich hart nördlich der Übergangsstelle für die Nacht zur Verteidigung eingerichtet. In der Nacht wurde der Brückenkopf bis zur Straße Welikije Dmitrowitschi, Welikaja Bugajewka ausgedehnt. Am 1. August trat das Regiment dann in Richtung auf die Weta zum Angriff an. Am 2. August kam es zu schweren Kämpfen an der Weta. Am 4. August wurde das Regiment an die Weta vorgezogen, um hier den Übergang zu erzwingen. Am 5. August begann der deutsche Angriff über die Weta. Nach starker Artillerievorbereitung versuchten die Regimenter der 95. Infanterie-Division, die Weta zu überschreiten, was bis zum Abend auch gelang. Am 6. August flauten die Kämpfe vor der Front des Regiments etwas ab. Das I. Bataillon des Infanterie-Regiments 279 lag in Stellungen am rechten Flügel der Weta-Front.

Das II. Bataillon/IR 279 war westlich an Lesniki vorbeigestoßen und hatte etwas Boden gewonnen. Weit auseinandergezogen schloss sich das I. Infanterie-Regiment 280 an. Das II. Infanterie-Regiment 280 lag zu dieser Zeit mit Front nordöstlich am Nordrand von Chotoff, links angelehnt das III. Infanterie-Regiment 279. Der Gegner setzte den ganzen Tag seine Luftwaffe ein, ohne von eigenen Fliegern daran gehindert zu werden. Das Infanterie-Regiment 278 lag am Abend des 6. August noch vor einem russischen Bunker fest. Am 5. und 6. August verlor das Regiment 8 Offiziere und 160 Mann. Bis zum Abend des 8. August gelang es, den russischen Bunker zu nehmen und so den Durchbruch des Regiments zu sichern. Am 10. August wurde der Vormarsch auf Kiew eingestellt. Das Regiment erhielt den Befehl, die Gegend östlich von Pirogowo zu säubern und den Südostteil von Myschelowka zu sichern. In den folgenden Tagen flaute die Gefechtstätigkeit merklich ab. Das Regiment hatte in den zurückliegenden Angriffskämpfen schwere Verluste erlitten. In der Nacht zum 20. August gelang es dem Feind, bei einem Erkundungsvorstoß zwischen dem II. und III. Bataillon des Regiments in die Stellungen einzubrechen. Beim anschließenden Gegenstoß fiel der Chef der 10. Kompanie, Oberleutnant Weinhold.

Am 15. Oktober 1942 wurde das Regiment in Grenadier-Regiment 278 umbenannt.

(Vgl. www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanterieregimenter/IR278.htm Alle mit Stand vom Februar 2017.)

VOR DEM KRIEG

Ludwig Förster in den 30er Jahren

1922–37 Eine schwere Zeit, Teil 1