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Anschnallen und loslesen! Eine geheime Mission, ein unglaubliches Fahrzeug und zwei grundverschiedene Kinder - Zum Selberlesen und laut Lachen für Mädchen und Jungen ab 8 - Humorvoll illustriert von Kinderbuch-Preisträgerin Phine Wolff - Greift aktuelle Themen wie Artenschutz und Künstliche Intelligenz auf Nelli findet ihr Leben in "Ööödesheim" furchtbar langweilig – bis sie entdeckt, dass Lulu, der alte Campingbus ihrer Oma, ein unglaubliches Geheimnis birgt. Als Nelli an einem verbotenen Hebel zieht, beginnt Lulu nicht nur zu sprechen, sondern rast unaufhaltsam los – mit Nelli, ihrem Nachbarn Floh und der Katze Frau Schmitz an Bord. Direkt hinein in einen See, wo der Superbus sich in ein U-Boot verwandelt und in ein unterirdisches Höhlensystem eintaucht. Denn Nellis Opa Vincent ist auf einer Forschungsreise verschwunden und, ohne es zu wissen, haben die Kinder eine Rettungsmission gestartet. Während der abenteuerlichen Reise entdecken sie, dass Lulu viel mehr als nur eine Maschine ist – und dass wahre Freundschaft oft dort entsteht, wo man sie am wenigsten erwartet.
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Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2025
Erstes Kapitel, in dem lauter Sachen passieren, die echt gar nicht gehen!
Zweites Kapitel, in dem Lulu sich in ein U-Boot verwandelt
Drittes Kapitel, in dem Lulu mit uns Achterbahn fährt
Viertes Kapitel, in dem wir endlich erfahren, was Sache ist
Fünftes Kapitel, in dem wir alle zusammen einen Plan schmieden
Sechstes Kapitel, in dem die Umsetzung unseres Plans so was von schiefgeht
Siebtes Kapitel, in dem alles noch viel schlimmer wird
Achtes Kapitel, in dem Frau Schmitz ihren großen Auftritt hat
Neuntes Kapitel, in dem doch noch alles gut wird
Zehntes Kapitel, in dem ich endlich erfahre, was das große Geheimnis ist
Hallo, ich bin Nelli! Alle in meiner Familie nennen mich aber nur „Schnelli“. Meine Mama hat mir diesen Spitznamen gegeben, weil ich so fix bin. Aber auch, weil ich öfter mal Sachen mache, ohne richtig vorher drüber nachzudenken …
Ich bin neun Jahre alt und lebe in Bödesheim. Ich sage aber nur Ööödesheim dazu (mit drei ö), denn es ist das ööödeste Kaff auf der ganzen Welt. Hier ist wirklich gar nichts los! Gestern zum Beispiel: Das Spannendste, was da passiert ist, war, dass mein kleiner Bruder Fritzi eine von den blauen Kakaotassen vom Tisch gefegt hat. Und sie ist nicht mal kaputtgegangen! So, jetzt wisst ihr, wie das hier ist.
Meine Mama und mein Papa arbeiten beide bei einer Versicherung. Meistens machen sie Homeoffice und blättern den ganzen Tag in irgendwelchen Akten herum. Laaangweilig! Und Fritzi ist zwar echt süß, aber er macht nichts anderes als Schreien, Essen und Pupsen.
Ich gehe in die dritte Klasse der Ööödesheimer Grundschule, aber meine Lehrerin Frau Hut sagt, dass ich besser in einem Turnverein aufgehoben wäre. Weil ich nämlich nicht mal eine Sekunde still sitzen und zuhören kann! Aber wer kann schon still sitzen und zuhören, wenn diese Frau nur alte Hüte erzählt?
Das einzig Spannende in meinem Leben sind meine Oma Fanny und mein Opa Vincent. Die beiden haben ein schönes Haus direkt am Ööödesheimer See. Daneben steht Oma Fannys Werkstatt, in der sie ständig an irgendwelchen neuen Projekten herumtüftelt. Meine Oma ist nämlich Erfinderin! Sie hat schon sehr viel erfunden: zum Beispiel den schwebenden Reisetrolley, den nicht bröselnden Kartoffelchip oder das selbstreinigende Katzenklo. Als sie noch jung war, hat sie eine unverlierbare Lesebrille entwickelt – also eine Brille für alte Leute, die in der Nähe nicht mehr gut gucken können. Diese Brille taucht immer wieder auf, egal ob sie in die Sofaritze gerutscht ist oder die Katze sie unter den Küchenschrank gefegt hat! Das hat den Firmen, die solche Brillen herstellen, natürlich gar nicht gefallen, und sie haben meiner Oma eine Menge Geld bezahlt, damit sie ihnen das Patent verkauft, und das haben sie dann verbrannt. (Heimlich hat meine Oma für sich und meine Mama aber doch zwei Exemplare behalten, obwohl sie das eigentlich nicht durfte. Aber was ein Anwalt nicht weiß, macht ihn nicht heiß!) Und seitdem, sagt meine Oma, haben sie und Opa Vincent ausgesorgt und können nur noch das machen, was ihnen gefällt.
Wenn meine Oma mal nicht an einer Erfindung arbeitet, ist sie mit meinem Opa Vincent auf Forschungsreise. Opa Vincent ist Wissenschaftler. Er reist dauernd in der Welt herum und erforscht etwas. Zum Beispiel, wie sich der Klimawandel auf den Heinabergsjökull (das ist ein Gletscher auf Island) auswirkt oder warum der Schornsteinsegler (das ist ein Vogel) bedroht ist. Nach seiner Rückkehr schreibt er dann alles auf und hält auf einem Kongress einen laaangen Vortrag darüber.
Jetzt gerade ist Opa Vincent in New York, um bei einem Kongress genau so einen Vortrag zu halten. Eigentlich sollte er schon wieder zurück sein, aber irgendwas ist dazwischengekommen. Auf jeden Fall ist er jetzt schon seit zwei Wochen da und so beschäftigt, dass er mir nicht mal zu meinem neunten Geburtstag gratulieren konnte. Schon ein bisschen komisch, finde ich.
Morgen muss er aber wieder da sein! Denn da fangen die Sommerferien an und dann fahren er, Oma Fanny und ich endlich zusammen in den Urlaub. Darauf freue ich mich schon wahnsinnig! Einmal, weil meine Eltern dieses Jahr schon wieder dieselbe superlangweilige Ferienwohnung in Bayern gemietet haben und ich da echt auf gar keinen Fall hinwill. Aber vor allem, weil wir mit Oma Fannys Campingbus fahren!
Ihr denkt jetzt vielleicht: Was soll denn daran so toll sein? So ein Campingbus ist doch nichts Besonderes. Aber der von Oma Fanny eben schon! Er hat sogar einen Namen, der in großen Buchstaben innen an der Windschutzscheibe hängt: Lulu. Lulu ist groß und bequem und wahnsinnig gemütlich und außerdem mit ein paar supercoolen Extras ausgestattet: zum Beispiel mit einer Hupe, die alle möglichen Geräusche macht, einer Rutsche, auf der man vom Dach nach draußen rutschen kann, einem Softeis-automaten mit dreizehn Geschmacksrichtungen, einem superkuscheligen Bett, von dem aus man nachts in den Sternenhimmel gucken kann, und noch vielem mehr!
Okay, auch hier gibt es ein paar Sachen, die ich komisch finde. Zum Beispiel ist da dieser rote Hebel neben der Tür, an dem ich unter keinen Umständen, niemals, egal was ist, auf gar keinen Fall ziehen darf! Warum? Keine Ahnung! Wenn ich nachfrage, sagt meine Oma nur, dass ich ja nicht alles wissen muss.
Egal, das werde ich schon noch herausfinden! Jetzt muss ich mich erst mal um unseren Urlaub kümmern. Oma Fanny, Opa Vincent und ich wollen nach Süditalien ans Meer fahren, in die Region Apulien. Wo das genau liegt, habe ich im Atlas im Arbeitszimmer meiner Eltern nachgeguckt. Gepackt habe ich natürlich auch schon. Mein Papa hat gesagt, dass ich viel Moskitospray mitnehmen soll, weil es da um diese Jahreszeit superviele Mücken gibt. Die stören mich aber nicht besonders. Bei uns in der Familie wird zum Glück meistens nur mein Papa gestochen, wir anderen fast nie!
Aber was ist mit Quallen? Die finde ich total ekelhaft, seit ich vor zwei Jahren im Kroatienurlaub mal beim Schwimmen im Meer in einen Riesenschwarm von denen hineingeraten bin. Boah, war das gruselig! Opa Vincent hat gesagt, dass wegen des Klimawandels jetzt immer mehr Quallen an die Mittelmeerküsten kommen. Und Apulien liegt am Mittelmeer! Ob’s da auch so viele Quallen gibt?
Hab’s gerade auf dem Tablet meiner Mama gegoogelt. Uäääh! Wo wir hinwollen, kann es echt sein, dass da ganz viele sind! Wenn das so ist, würde ich doch lieber woanders hinfahren. Vielleicht sollte ich mal zu Oma Fanny gehen und das mit ihr besprechen? Dann kann ich auch gleich nachgucken, ob Opa Vincent wieder da ist. Ja, das mache ich!
Oma Fanny ist in ihrer Werkstatt. Hier steht zwar überall Zeugs herum, trotzdem ist es sehr aufgeräumt. Ganz anders als in ihrem Wohnhaus, da herrscht das blanke Chaos! Wie meistens ist Oma Fanny gerade dabei, an irgendwas herumzuschrauben. Diesmal ist es eine Autofelge.
„Hallo, Oma!“, rufe ich schon von Weitem. (Das letzte Mal war sie so auf ihre Arbeit konzentriert, dass sie sich ganz furchtbar erschrocken hat, als ich sie angesprochen habe. Der Spiegel, den sie gerade eingebaut hat, war dann leider kaputt.) „Ich bin’s. Ich wollte mal fragen, wann es losgeht! Ihr habt gesagt, dass wir Anfang der Sommerferien starten, und heute war ja schon der letzte Schultag …“
Oma Fanny guckt hoch und wirkt tatsächlich erschrocken. „Hallo, Schnelli“, sagt sie dann und seufzt leise. „Ach ja, unser Urlaub. Daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht … Kannst du mir mal den 19er reichen?“
Ich fische den richtigen Schraubenschlüssel aus dem Werkzeugkasten und gebe ihn ihr. „Wir wollten ja eigentlich nach Apulien fahren“, sage ich dabei, „aber gerade dachte ich, dass wir vielleicht noch mal darüber reden sollten …“
Meine Oma dreht die Radmutter fest und seufzt noch einmal. „Schnelli-Schatz, es tut mir wirklich leid, aber daraus wird nichts.“
„Wegen der Quallen?“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Du willst also auch lieber woanders hin? Bin ich froh, dass du das sagst!“
Oma Fanny runzelt die Stirn. „Quallen? Nein, ich meine unseren ganzen Urlaub. Wir können nicht zusammen wegfahren.“
„Was?“ Ich gucke sie baff an. „Warum das denn? Weil Opa Vincent noch nicht wieder da ist? Das macht doch nichts. Lange kann das ja nicht mehr dauern in New York. Dann warten wir eben auf ihn und fahren ein bisschen später los!“
Oma sieht mich mitfühlend an und seufzt noch mal, diesmal ein bisschen tiefer. Sie sieht ganz schön müde aus, finde ich. So, als würde sie einen Urlaub gut brauchen können. „Ach, Schnelli, du kannst mir glauben, dass ich nichts lieber tun würde, als mit euch beiden gemütlich wegzufahren. Aber es geht wirklich nicht.“
Jetzt kommt mir die Sache doch langsam komisch vor. „Aber warum denn nicht?“
Oma Fanny schwitzt ein bisschen im Gesicht. „Also, es ist so“, antwortet sie langsam. „Du weißt ja, dass Vincent noch in New York ist, und nun braucht er meine Hilfe …“
„Bei dem Kongress?“
Oma Fanny wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Genau! Da läuft es wohl nicht so gut für ihn und ich soll ihn unterstützen. Ich fliege gleich morgen früh los.“
„Aber da kann ich doch mitkommen!“, rufe ich. „Meer wäre mir zwar lieber, aber New York ist ja auch spannend!“
Oma Fanny seufzt so tief, wie ich es noch nie gehört habe. „Nelli-Schatz, versteh es doch bitte. Du kannst nicht mitkommen, unser Urlaub ist gestrichen.“
„Aber warum denn?“ Meine Stimme klingt ein bisschen schrill.
„Weil … Weil es eben so ist! Tut mir leid, aber ich kann dir das gerade nicht erklären. Und jetzt Schluss mit der Diskussion, ich muss hier fertig werden!“ Damit greift Oma Fanny nach dem Schraubenschlüssel und zieht die nächste Radmutter fest.
Ich starre sie verblüfft an. Das kann sie doch nicht ernst meinen! „Dann eben nicht!“, rufe ich. „Aber das lasse ich mir nicht gefallen! Was auch immer passiert, ich fahre auf keinen Fall nach Bayern!“ Damit drehe ich mich um und laufe davon.
„Jetzt bleib doch hier, Schnelli“, ruft Oma Fanny mir nach. „Sei nicht beleidigt. Es tut mir wirklich leid! Wir fahren in den nächsten Ferien, versprochen!“
„Dir glaub ich gar nichts mehr!“, brülle ich zurück.
So fest ich kann, knalle ich die Werkstatttür hinter mir zu.
Mann, bin ich sauer! Ich hatte mich so auf diesen Urlaub gefreut!
Einen Moment lang bleibe ich draußen stehen und weiß nicht, wohin. Da fällt mein Blick auf Lulu, die nicht weit entfernt auf der Wiese steht.
Ein Softeis! Und zwar ein dreifaches! Das brauche ich jetzt.
Mit großen Schritten stapfe ich auf den Campingbus zu, reiße mit Schwung die Tür auf – und erstarre. Auf der Sitzbank neben der Eismaschine sitzt schon jemand und schleckt ein Eis! Floh Becker! Und neben ihm liegt seine rot getigerte, immer schlecht gelaunte Katze Frau Schmitz!
Floh geht nicht nur in meine Klasse der Ööödesheimer Grundschule, er wohnt auch im Haus neben dem von meiner Oma und meinem Opa. Keine Ahnung, warum er „Floh“ genannt wird, denn mit einem Floh hat er wirklich nullkommanullgarnichts gemeinsam. Ich nenne ihn nur den „Plumplori“, nach einer gefährdeten Primatengattung in Südostasien, von der Opa Vincent mir erzählt hat. Plumploris haben große braune Augen (wie Floh) und sind seeehr langsam (auch wie Floh). Ich glaube, wenn Floh die Wahl hätte, würde er sich einfach gar nicht mehr bewegen und immer in seinem Sitzsack liegen bleiben! Er ist sogar zu faul, beim Laufen die Füße hochzunehmen, deshalb schlurft er ganz furchtbar. Und wenn man ihn was fragt, dauert es ewig, bis er mal antwortet, und dann sagt er noch tausendmal „äh“ und „öh“ und „hm“. Okay, er weiß ziemlich viel, aber das hilft ja auch nichts, wenn er so lange braucht, um es rauszukriegen. Auf jeden Fall hat der mir jetzt gerade noch gefehlt!
„Oh, hallo, Nelli“, sagt er grinsend.
Ich mustere ihn mit meinem berüchtigten Eisblick. „Wie kommst du dazu, einfach so hier reinzugehen und dir ein Eis zu holen?“
Der Plumplori schleckt gaaanz langsam an seinem Eis. Und noch mal. „Oh, ach so, ja“, sagt er dann. „Das hat dein Opa mir erlaubt. Wenn ich will, darf ich mir ein Softeis holen, hat er gesagt.“ Er zeigt mir sein Eis. „Maracuja-Marzipan. Ist eindeutig das Beste, finde ich.“
„Klar ist es das Beste!“, schnauze ich zurück, gehe zum Automaten und hole mir selbst ein dreifaches Eis. (Auch Maracuja-Marzipan. Das ist nämlich wirklich das Beste!) „Mein Opa soll dir das erlaubt haben? Das glaub ich dir nicht! Das hätte er mir bestimmt erzählt.“
Floh zuckt mit den Schultern. „Hat er wohl vergessen. Wo ist dein Opa eigentlich? Wollte er nicht längst aus New York zurück sein, damit ihr in Urlaub fahren könnt?“
Der Typ beginnt echt, mich zu nerven!
„Fängst du jetzt auch noch damit an? Das geht dich ja wohl gar nichts an! Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Bei dem Kongress in New York ist irgendwas schiefgegangen, er muss also noch bleiben. Meine Oma fliegt morgen zu ihm!“
„Oh.“ Der Plumplori guckt mich mitleidig an. „Dann fällt euer Urlaub also flach. Tut mir leid.“
Ich schnaufe frustriert. Eine Weile schlecken wir beide schweigend vor uns hin.
„Äh, weißt du was?“, sagt Floh schließlich. „Ich glaube nicht, dass deine Oma morgen wirklich nach New York fliegen will. Da steckt irgendwas anderes dahinter. In den letzten Tagen war sie die ganze Zeit im Campingbus und hat total hektisch irgendwas repariert! Und wenn sie nicht hier war, war sie in der Werkstatt. Da war bis spätnachts noch Licht! So was macht man doch nicht, wenn man irgendwohin fliegen und nicht fahren will.“
Ich schicke ihm noch einen Eisblick. „Behauptest du etwa, dass meine Oma lügt?“