Lyrik küsst Prosa - Michael Pick - E-Book

Lyrik küsst Prosa E-Book

Michael Pick

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Beschreibung

Wenn Lyrik auf Prosa trifft, wird es literarisch. Die lyrischen Kurzprosa-Stücke stehen unter den vier wichtigen Gedankenfäden Jahreszeiten, Menschen, Natur und See. Und immer wieder du und ich, im Einklang mit Natur und Welt. Ein Buch zum genießen und träumen.

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Lyrik küsst Prosa
Michael Pick
Copyright © 2020 Michael Pick
All rights reservedThe characters and events portrayed in this book are fictitious. Any similarity to real persons, living or dead, is coincidental and not intended by the author.No part of this book may be reproduced, or stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, or otherwise, without express written permission of the publisher.CopyrightMichael PickImkenrade 15G23898 [email protected]
Lyrik
küsst
Prosa
Eine Sammlung
kurzer Prosastücke
mit lyrischem Einschlag
Michael Pick
Jahreszeiten
Die klaren Tage
Die klaren Tage waren vorbei. Am Morgen verhüllte sich die Welt im Nebel, der sich nur zögerlich in den Wald zurückzog. Als wäre mit dem September auch die Unbeschwertheit des Sommers endgültig gegangen, legte sich ein schwerer Mantel aus Traurigkeit und Melancholie über meine Welt.
Wolken zogen über den Himmel, schwer und grau, bis hinunter zum Horizont, der bald nicht mehr zu sehen war. Keine Linie mehr am Horizont.
Der Sturm beugte die Pappeln auf dem Hügel. Mit krummen Rücken summten sie ein Lied voll von Abschied und ohne Neuanfang. Auf einer Bö segeln drei Möwen. Der gleiche Windstoß schlug mir ins Gesicht.
Die klaren Tage waren vorbei.
Wellen küssten sanft den goldenen Strand. Wie eine Sommerdecke rollen sie über den Sand, berühren ihn mit Ehrfurcht, zart, als wäre das alles, was sie bewegt. Sie ziehen sich zurück, einen Hauch von feuchter Zärtlichkeit zurücklassend, träge glitzernd in der Sonne.
Das Meer summt leise unser Lied. Es spült meine Schuhe feucht und frei. Zwischen Meer und Himmel zieht der Horizont eine neue, eine dunkle klare Linie.
Die klaren Tage sind vorbei.
Ich lache dem Regen ins Gesicht. Er wischt den Staub von meinem Körper, verwischt die Erinnerung aus meinem Kopf und macht Platz für dich.
Glänzende Steine fallen von meinem Herzen wie Erinnerungen. Eingesperrt nun und unveränderlich. Sie bleiben zurück wie Sterne am Firmament, während wir gehen. Hand in Hand.
Die klaren Tage kommen wieder.
Das Meer schreit. Wirft erbost Woge für Woge gegen den Strand. Getrieben vom Sturm, der böse, wütend gar auf die Wellen einschlägt.
Dann wieder Stille. Wie eine Decke liegt sie über dem Meer und dem Sand. Sie vertreibt die Ängste und die Unzufriedenheit gleitet zu Boden.
Die Sonne kitzelt den Nebel aus den Wäldern. Die Vergangenheit versinkt hinter dem Horizont.
Die glänzenden Steine hebe ich auf und stecke sie in die Tasche meines Mantels. Mit ihnen plane ich die Zukunft. Die Zukunft mit dir.
Sie ist weder alt noch neu, weder sicher noch ungewiss. Sie ist alles.
Die Zukunft ist das Jetzt. Sehen kann ich sie nicht und dennoch liegt sie deutlich vor mir – wie ein klarer Tag.
Wie das Leben verfärbt
Einem Regiment Zinnsoldaten gleich reiht sich die Eichenallee bis zum Herrenhaus. Halten die Zeit fern wie unbestechliche Wächter. Ihr Maigrün liegt mir noch im Auge; heute murren sie grau im Herbstwind.
Ihr Weg fühlt mich zum gusseisernen Tor. Unter mir beugt sich Kopfsteinpflaster der ewigen Last, der Regen gräbt tiefe Falten hinein.
Das Tor trägt Spitzen wie Speere, allzeit bereit, zu wehren. Ich wähne an einer von ihnen die Reste einer Hosennaht; wohl eher das Gewebe einer Spinne.
Das Tor öffnet knarrend, es gibt nur widerspenstig nach. Die hellen Kiesel knirschen unter der Sohle meiner Stiefel, als grämten sie sich über meinen Besuch.
Der erste Sonnenstrahl des Tages tastet über die Klinke, während mein Finger über das Holz streicht. Ich gehe einen Schritt zurück, ein Splitter steckt in meinem Finger.
Die Fensterläden offen, zerschlagenes Glas wie offenen Augen ohne Pupillen. Verknarzte Obstbäume winken mir zu oder ist es nur der Wind?
Nichts davon weckt das Gefühl, auf das ich all die Zeit Erinnerungen stapelte. Das Gefühl, dessen Klang ich träumte, dessen Widerhall ich hörte.
Auf dem Weg zurück, durch Tor und Eichenallee, weiß ich, dass dieses Gefühl eine Lüge war. Ich hatte es nie besessen.
Blutschnee
Auf der Teerdecke des Nachbardaches stand eine Nebelkrähe. Scharf hob sich ihr Umriss von der einsetzenden Dämmerung ab. Es schneite. Auf das Nachbardach, auf die Straße, auf die ganze Welt. Die Krähe bewegte sich nicht. Sie stand auf dem Dach, nicht weit von der Kante entfernt, unter der eine Dachrinne entlanglief. Der Schnee blieb liegen, deckte die Welt leise zu. Im Schnee verstummten die einsetzenden Geräusche des Tages wieder.
---ENDE DER LESEPROBE---