Mach dich locker - Jelle Hermus - E-Book

Mach dich locker E-Book

Jelle Hermus

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Beschreibung

"Glücklich zu sein ist einfacher, als du denkst." Jelle Hermus Das Leben könnte so schön sein, wenn wir uns ab und an einfach mal locker machen würden! Ständig streben wir nach Perfektion: Wir wollen uns bestmöglich fühlen, bestmöglich aussehen, den bestmöglichen Job ergattern. Aber lässt sich dieses ideale Bilderbuch-Leben überhaupt verwirklichen? Jelle Hermus hat dazu eine klare Meinung: Perfektion ist Quatsch. Wie wäre es denn stattdessen mit einem angenehmen, lustigen und sinnerfüllten Leben? Das Buch des sympathischen Niederländers ist eine humorvolle Gebrauchsanweisung für alle Menschen, die sich auch mit einem "fast perfekt" zufriedengeben und denen echte Tiefe wichtiger ist als eine aufpolierte Fassade. Mit viel Witz und Empathie erklärt Jelle Hermus, wie wir es endlich ohne viel Anstrengung schaffen, loszulassen, um einfach frei und zufrieden zu sein. Voller erfrischender Weisheit und der berühmten holländischen Besonnenheit.

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JELLE HERMUS

MACH DICH LOCKER

DER SCHNELLE WEGZU EINEM FASTPERFEKTEN LEBEN

Übersetzt aus dem Niederländischenvon Ingrid Ostermann

LEO Verlag ist ein Imprint

der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG

1. eBook-Ausgabe 2018

LEO Verlag ist ein Imprint der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG

Copyright © 2017 Jelle Hermus

First published by Kosmos Uitgevers, Niederlande 2017

Titel der niederländischen Originalausgabe:

Steeds Leuker. Schrap de ellende en ontdek de korte route naar een leuker leven

© der deutschen Ausgabe 2019 by LEO Verlag in der

Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München nach einem Motiv

von Villa Grafica, Diemen

Lektorat: Angela Hermann-Heene

Satz: Danai Afrati & Robert Gigler, München nach dem Originallayout

von Villa Grafica, Diemen

Konvertierung: Bookwire

ePub-ISBN: 978-3-95736-123-3

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

www.leoverlag.de

INHALTSVERZEICHNIS

MEIN WUNDERBARES LEBEN – GANZ OHNE TRÜGERISCHES LEBKUCHENHAUS

TEIL 1 DIE AUSBRÜT–METHODE

1. Setz dich auf das richtige Nest

2. Die besten Eier ausbrüten

3. Intelligenter brüten, nicht verbissener

TEIL 2 FREIHEIT – WEG MIT ÄRGER UND KUMMER

4. Und tschüss, überflüssiger Ballast

5. Raupen, Schmetterlinge und immer bessere Probleme

6. Stopf die Löcher in deiner Geldpipeline

7. Hol dir deine Zeit zurück – weniger müssen

TEIL 3 FREUDE – LACHFALTEN SIND DIE BESTEN FALTEN

8. Erstaunliche Einsichten zum Frohsein

9. Woraus Freude besteht

10. Drei einfache Gewohnheiten führen zu mehr Lebensfreude

11. Lass deine (Vor-)Urteile los und befreie dich selbst

TEIL 4 ERFÜLLUNG – LEBEN MIT ÜBERLAUFENDEM EIMER

12. Spüren, dass du lebst

13. Folge deinem Herzen – so geht’s

14. Die Autobahn Richtung Zufriedenheit

15. Dein Glück teilen

WAS DU NIE VERGESSEN SOLLTEST

MEIN WUNDERBARES LEBEN – GANZ OHNE TRÜGERISCHES LEBKUCHENHAUS

Ich könnte mein Leben als Märchen beschreiben. Mache ich aber nicht. Denn Märchen sind voller schrecklicher Dinge. Man denke nur an die böse Hexe mit dem trügerischen Lebkuchenhaus, an vergiftete Äpfel und hässliche Prinzen auf viel zu großen Pferden, die im schlimmsten Fall auch noch den Vorgarten zertrampeln. Stattdessen vergleiche ich mein Leben lieber mit einem Geschirrspüler: jede Menge Vor- und so gut wie keine Nachteile. Na gut, einen Geschirrspüler muss man ein- und ausräumen. Aber das mache ich nur zu gern, ich hasse nämlich abwaschen. Morgens, wenn mich die ersten Sonnenstrahlen daran erinnern, dass es Zeit für einen Kaffee ist, durchströmt mich normalerweise das gleiche Gefühl wie beim Öffnen der Spülmaschine: Freude.

Natürlich nicht immer. Manchmal geht etwas schief, und ich muss die Hälfte des Geschirrs von Hand nachspülen – dann bin ich frustriert. Und manchmal wache ich mit einem Gefühl auf, als hätte mich ein Lastwagen überrollt. Echt grausam!

Andererseits: Gäbe es kein schmutziges Geschirr, wüsste ich sauberes auch nicht zu schätzen, oder? Das Leben muss nicht immer nur Spaß machen. Im Gegenteil – die Zeiten, in denen ich mich weniger gut fühle, sind genau die, in denen ich zu interessanten Einsichten komme oder Veränderungen auf den Weg bringe, die ich sonst bloß hinausschieben würde. Zum Beispiel auf Partys weniger Wein trinken – was für eine Offenbarung!

Man kennt das ja: Es tropft ein wenig von der Decke, ärgerlich, aber kein echtes Problem. Man stellt einfach einen Eimer darunter und leert ihn täglich aus. Erst wenn man unter dem Leck duschen könnte, wird einem bewusst, dass es wirklich an der Zeit ist, es reparieren zu lassen. So gesehen haben Ärger und Kummer durchaus einen Sinn. Es darf sie geben. Aber so hilf- und lehrreich sie auch sein mögen – zu viel davon kann ich in meinem Leben nicht brauchen.

Allenfalls in homöopathischen Dosen, damit ich einen Nutzen daraus ziehen kann, ohne dass es mir gleich die Laune verdirbt.

All das hat mir kürzlich folgende wunderbare Erkenntnis beschert: Ich bin ziemlich glücklich mit meinem Leben. Zum Beispiel weil es viele Palmen darin gibt. Vor allem aber, weil ich mir die Freiheit nehme, zu tun, was ich möchte – umgeben von Menschen, die mir etwas bedeuten. Ich nenne es »ein besseres Leben ausbrüten«. Ich mache das schon seit Jahren und merke, dass es immer besser wird, in einer einzigen Aufwärtsspirale.

Wie mir das gelingt? Ganz einfach: Ich habe mein Leben auf Freiheit, Freude und Erfüllung ausgerichtet und dahingehend optimiert. Tagtäglich brüte ich neue kleine Schritte aus, die mein Leben noch ein bisschen besser machen. Und all dieses Brüten hat zu einer Art spülmaschinenbereichertem Leben voller Vorteile geführt.

Und zu meinem bisher wichtigsten Lebenswerk: soChicken.nl – ein warmes Nest, das ich Ende 2004 gebaut habe, um meine Einsichten und Erfahrungen zu teilen und um anderen Tipps zu geben. Diese Website wird jährlich von Millionen Menschen besucht. Menschen, wie du und ich, die mehr Freude erleben und sich mehr für andere engagieren, kleine Beiträge zum großen Ganzen leisten möchten. Fantastisch ist das!

So fantastisch, dass ich inzwischen von Wildfremden auf der Straße umarmt werde! Eigentlich sollte mich das nicht überraschen, schließlich steht auf meiner Website, dass ich FREE HUGS an alle soChicken-Leser verteile. Aber wenn es dann tatsächlich passiert, bin ich für den Rest des Tages froh und dankbar und auch ein bisschen erstaunt: darüber, dass tatsächlich etwas entstanden ist. Etwas Schönes. Eine lebendige Gemeinschaft von positiv motivierten Menschen, die ihr Leben in kleinen Schritten leichter und liebevoller gestalten wollen. Ganz ohne Esoterik und ohne es unnötig kompliziert zu machen.

Warum sollte ich mir anmaßen, anderen zu sagen, wie sie leben sollen? Eben! Dir werde ich auch nicht sagen, wie du leben sollst.

Du musst und sollst überhaupt nichts. Ich habe lediglich eine gute Beobachtungsgabe und weiß, wie man so manches einfacher gestaltet. Außerdem liebe ich es, alles Mögliche zu optimieren. Ich zeige dir deshalb einfach, wie ich es mache und wie du es selbst schaffen kannst, wenn du daran interessiert bist. Denn je besser wir hinschauen, desto klarer sehen wir, wie wir das Leben geschickter organisieren können. Etwas geschieht, wir reagieren darauf. Wir machen alles Mögliche und bekommen deswegen von allem nur ein bisschen. Häufig sind wir ansatzweise glücklich, dann wieder irgendwie unzufrieden und haben immer was zu meckern. Ich finde: Niemand, Ziegen mal ausgenommen, sollte das Bedürfnis haben zu meckern. Manchmal fühlt es sich auch an, als ob der Geschirrspüler kaputt wäre – dann verkriecht man sich lieber unter der Decke, um von dem zu träumen, was einen wirklich glücklich macht, zum Beispiel sich heimlich so richtig auf einer Hüpfburg auszutoben, die für Erwachsene verboten ist.

WARUM SOLLTE ICH MIR ANMASSEN, DIR ZU SAGEN, WIE DU LEBEN SOLLST?

Optimieren heißt die Methode, mit der ich mir das Leben angenehmer mache. Jetzt, wo ich die dreißig überschritten habe, bekomme ich die ersten Falten – und habe das akzeptiert. Aber ich bin wild entschlossen, vor allem mit Lachfalten älter zu werden. Das sind nämlich die besten Falten überhaupt. Es sei denn, man bekäme auch Falten von illegalem Hüpfen auf einer Hüpfburg: Dann würde ich natürlich die zu den besten Falten der Welt erklären. Indem du dein Leben auf schöne Dinge ausrichtest, erzielst du wesentlich wünschenswertere Ergebnisse, als wenn du »einfach nur so vor dich hin lebst«. Es könnte also viel mehr Freude und Zufriedenheit in deinem Leben geben. Von einem bin ich fest überzeugt: Wer nicht froh und glücklich ist, enthält sich selbst etwas vor. Stellt sich nur die Frage, aus welchem Grund man das tun sollte? Es ist in jeder Hinsicht schade. Und es ist egoistisch. Denn wer nicht überaus glücklich ist, scheint nur an sich zu denken. Ich verstehe das, manchmal tut es einem einfach gut, sich in Selbstmitleid zu suhlen. Das mache ich auch hin und wieder. Mich selbst mit Chips und mittelmäßigem Rotwein trösten. Das kommt, weil ich, erst nachdem ich die Flasche geöffnet habe, merke, dass ich von Wein doch nicht so viel Ahnung habe, wie ich mir gern einbilde. Es ist nur so, dass dieses Sich-selbst-Bedauern niemandem etwas bringt. Warum nicht? Weil unfrohe Menschen die Welt nicht froh machen.

Aber alles wird schöner, wenn man sich in seiner Haut wohlfühlt. Wer sich gut fühlt, fängt an zu strahlen und steckt mit dieser Ausstrahlung seine ganze Umgebung an. Man wird zu einer Art LED-Lämpchen, das ohne Unterlass leuchtet. An Orten, an denen es schon hell ist, aber auch dort, wo es dunkel ist. Überall, wo man auftaucht, wird alles schöner. Es funktioniert so ähnlich wie mit einer Schnecke, mit dem Unterschied, dass man keine eklige Schleimspur hinterlässt, sondern eine Spur aus funkelnder Freude.

Mit diesem Buch möchte ich dich inspirieren, dein Leben geschickter zu organisieren. Ich möchte dir zeigen, dass mein Leben kein Märchen, sondern wahr ist, und wie du dasselbe erreichen kannst. Ich zeige dir, wie du ein herrliches, leichtes, von Liebe erfülltes Leben ohne nervige Zwerge, böse Hexen und trügerische Lebkuchenhäuser ausbrüten kannst.

Das Überraschende daran ist – es ist viel einfacher, als du denkst. Ich zeige dir, wie du dich wohlfühlst und allen in deiner Umgebung ein Leuchten schenkst, wie dein Leben, dein Umfeld und unsere Welt jeden Tag ein bisschen schöner werden.

Betrachte dieses Buch als die kurze Route zum Glück. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche, auf das, was dein Leben mit der geringsten Anstrengung am meisten voranbringen wird. Wir werden in kleinen Schritten ein Leben mit möglichst vielen positiven Seiten ausbrüten. Ein Leben, das genauso beruhigend brummt wie eine laufende Spülmaschine.

LERNE DIE AUSBRÜT-METHODE KENNEN

Ein besseres Leben »ausbrüten«, das klingt toll und irgendwie auch gemütlich. Aber wie funktioniert das? Es hat nichts mit einem warmen Hinterteil, sondern vielmehr mit den richtigen Entscheidungen zu tun. Wir werden also mit der Methode des Ausbrütens arbeiten. Diese Methode unterstützt dich dabei, mühelos die besten Eier auszubrüten, und zwar auf die intelligenteste und schnellste Weise, um ein Leben zu erreichen, das immer schöner wird.

Im ersten Teil dieses Buchs zeige ich dir, wie die Ausbrüt-Methode funktioniert. Du erfährst, auf welches Nest du dich am besten setzen und welche Eier du auswählen solltest, und schließlich, wie du sie mit der geringsten Anstrengung ausbrütest.

Die Ausbrüt-Methode basiert auf drei Grundprinzipien:

1.

Setz dich auf das richtige Nest

Bestimme, was du erreichen möchtest, und konzentriere dich auf das, was wirklich funktioniert.

2.

Brüte nur die besten Eier aus

Wähle geschickte Schritte aus, die dich am schnellsten voranbringen.

3.

Brüte intelligenter, nicht verbissener

Erziele mehr Erfolge mit weniger Mühe.

Erst machst du dir die Ausbrüt-Methode zu eigen, danach erhältst du von mir in den darauf folgenden Teilen des Buchs die Eier, die du meiner Meinung nach ausbrüten solltest, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

In Teil zwei geht es um das Brüten für mehr Freiheit. Ich zeige dir, wie du Schritt für Schritt und nahezu mühelos Ärger und Kummer aus deinem Leben verbannen kannst und so mehr Zeit, Energie, Geld und vor allem auch Achtsamkeit freisetzt für das, was dich wirklich froh macht. Im dritten Teil brüten wir auf Freude-Eiern mit dem Ziel, jeden Tag positiver gestimmt, gelassener und glücklicher zu sein. Der Fokus wird darauf liegen, dein Inneres zu nähren, sodass jeder neue Tag noch schöner wird. In Teil vier widmen wir uns dem Bebrüten von Erfüllung. Dem zufriedenen Gefühl, das entsteht, wenn du deine Freude an deine Mitmenschen weitergeben kannst.

Wir fangen klein an und halten das auch so. Denn mit kleinen Schritten kann man letztendlich die tollsten Sachen verwirklichen. Ich mache es dir leichter, als es jemals war. Warte nur ab, ehe du dich’s versiehst, schlüpfen die ersten Erfolge aus den Eiern, und du bist auf dem Weg in ein Leben voller Freiheit, Freude und Erfüllung – eines voller Vorteile, das so gut wie keine Nachteile hat. Kurz, ein absolut lohnens- wertes Leben.

Fangen wir mit dem ersten Schritt an: das richtige Nest auswählen.

Ganz einfach! Also, legen wir los.

SETZ DICH AUF DAS RICHTIGE NEST

Wer nach Kopenhagen will, macht sich nicht Richtung Paris auf den Weg. Wer sein Leben verbessern möchte, sollte sich also gleich auf das richtige Nest setzen, klingt logisch, oder? Jedes einzelne Nest zeigt uns die richtige Richtung hin zu einem speziellen Ziel. Schließlich wollen wir das ausbrüten, was das Leben schöner macht, und nichts, was womöglich Ärger und Kummer mit sich bringt.

Erstaunlicherweise setzen sich die meisten Menschen aber auf das falsche Nest. Dafür gibt es Gründe. Einer davon hat verrückterweise mit Türen zu tun, dazu später mehr.

Wir denken eigentlich nie darüber nach, aber die Tür ist eine fantastische Erfindung. Türen helfen uns dabei, das hinzubekommen, was sonst nur im Märchen möglich ist oder was Superhelden können. Eine Tür ermöglicht uns, durch eine Wand zu gehen. Natürlich nicht, wenn sie geschlossen ist. Zum Superhelden werden wir nur, wenn wir die Tür öffnen.

Mal angenommen, es gäbe keine offenen Türen. Wie kämen wir dann aus dem Haus? Durchs Fenster etwa? Das würde bedeuten, dass wir jedes Mal die Fensterbank abräumen müssten, wenn wir nach dem Abendessen schnell zum Kiosk wollen, um uns noch etwas Süßes, das wir ja eigentlich gar nicht kaufen sollten, zu holen. Ziemlich unpraktisch.

Die offene Tür – und die muss ich meiner deutschsprachigen Leserschaft gleich erst einmal erklären – ist unser Freund und Helfer. Also, im Niederländischen spricht man dann von einer »offenen Tür«, wenn etwas auf der Hand liegt, logisch oder altbekannt ist. Die gute alte Binsenweisheit heißt bei uns »Open deur«. Witzig, oder?

An ihr klebt jedoch auch ein schlechtes Image. Wenn man ein Buch liest, in dem lauter Sachen stehen, die man schon öfter gehört hat, dann schüttelt man den Kopf und ruft: »Nichts als Binsenweisheiten!« Das will natürlich keiner. Was nicht originell ist, gefällt uns nicht.

Es ist schon putzig, Menschen tun so, als ob »offene Türen« nichts wert wären. Sicher, es stimmt, sie sind wenig interessant und nicht besonders originell. Wenn eine Tür offen steht, kann man auf die andere Seite spähen und gucken, was dort los ist. Die Spannung ist dann raus. Das heißt aber nicht, dass die Tür wertlos geworden ist. Warum nicht? Ganz einfach: Jeden Vergnügungspark und auch jedes Fußballstadion betreten wir durch eine Art Tür. Selbst auf einem Kreuzfahrtschiff wird man über die Gangway durch eine Tür ins Innere geleitet. Und obwohl sich bereits am Eingang ein Anflug dessen erhaschen lässt, was sich einem auf der anderen Seite bietet, so ist das nur ein Bruchteil der Welt, die sich tatsächlich für einen hinter der Tür öffnen kann. Am Eingang nach drinnen zu schielen ist etwas total anderes, als sich in der Achterbahn die Seele aus dem Leib zu kreischen oder sich mit einer Piña Colada auf einer Massagebank verwöhnen zu lassen.

Mal angenommen, jemand liebt Achterbahn fahren, besucht aber nie einen Vergnügungspark, weil er dann durch eine »offene Tür« müsste. Unglaublich, und trotzdem ist es das, was die meisten Menschen tun. Auch ich! Ein Beispiel: Wenn ich versuche, ein Problem zu lösen, haben die innovativen Lösungen auf mich die größte Anziehungskraft. Ich will etwas Originelles – keine offene Tür! Ich bin davon überzeugt, ich würde schon das ganze Kreuzfahrtschiff kennen, bloß weil ich einen kurzen Blick in die Lobby geworfen habe. Ich behaupte dann, dass es nichts bringt, »keine Torte zu essen«, nur weil ich eine Woche lang »Tortenabstinenz« durchgehalten habe und sich noch immer kein Waschbrettbauch zeigt. Oder ich bin davon überzeugt, dass Meditieren Unsinn ist, immerhin meditiere ich schon seit vier Tagen, und trotzdem bin ich nicht weise, in mir ruhend und liebevoll. Ganz genau – Blödsinn! Wir alle haben Erfahrung mit »offenen Türen«, aber die wenigsten von uns gehen durch sie hindurch. Dabei werden Binsenweisheiten oft wiederholt, weil sie wahr sind. Weil sie uns auf etwas hinweisen, das Erfolg hat. Nicht immer, aber sehr häufig. Trotzdem werden sie von den meisten Menschen ignoriert. Schade, denn offene Türen lassen uns durch Wände gehen. Wie cool ist das denn?

Also, auf geht’s, wir entern eine offene Tür. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ob man einen auf der Hand liegenden Rat verstehen oder ob man ihn tatsächlich aufs eigene Leben anwenden soll. Ein Beispiel: Wer gesünder leben möchte, muss weniger »Mist« in sich reinschaufeln und stattdessen mehr Obst und Gemüse essen. Das ist eine echte Binsenweisheit und langweilig dazu. Wer sich wirklich für gesunde Ernährung interessiert, lässt sich doch nicht von so einer Selbstverständlichkeit zum Narren halten. Nein, der vertieft sich ins Thema, und da er mal eine Woche lang mehr Gemüse gegessen hat als sonst und nicht den geringsten Unterschied gemerkt hat, muss es ja noch etwas Besseres geben! Deshalb sucht er nach hippen Methoden, komplizierten Ernährungsplänen, nach sündhaft teuren grünen Pülverchen oder Beeren aus entlegenen Bergregionen, deren Vitamingehalt genauso astronomisch hoch ist wie der Preis, den man für sie hinblättern muss. Währenddessen hat der simple Ratschlag, den er in den Wind geschlagen hat, nichts an Wahrheit eingebüßt. Mehr Gemüse, weniger Mist essen und alles wird gut. Total langweilig, wussten wir schon lange. Der Trick ist, man muss es auch tatsächlich machen, um davon zu profitieren. Solange man nichts macht, zumindest nicht auf Dauer, passiert auch nichts, noch so eine Plattitüde. Aber im Ernst, eine offene Tür bekommt erst dann einen bestimmten Wert, wenn man sie nutzt, wenn man durch sie hindurchgeht.

Und das ist die Überleitung zu der Binsenweisheit, die ich nun besprechen möchte: das zu machen, was im Hinblick auf die gesteckten Ziele am besten funktioniert. Auch das klingt logisch, genauer betrachtet handelt es sich aber um eine revolutionäre Idee.

Die meisten von uns tun nämlich nicht das, was funktioniert. Sie machen das, was nichts bringt, und holen sich den Frust.

Das zu tun, was funktioniert, heißt, das richtige Nest zu bebrüten. Und zwar das Nest, das mit dem Ziel gebaut wurde, dir dabei zu helfen, dein Wunschleben zu erreichen. Dafür sind zwei Dinge unverzichtbar: ein erstrebenswertes Ergebnis und ein gutes Beobachtungsvermögen. Du musst wissen, was du erreichen möchtest, und du musst beurteilen können, ob dir die aktuelle Herangehensweise tatsächlich dabei hilft, diesen Wunsch umzusetzen. Lass uns mal schauen, wie das geht.

WAS MÖCHTEST DU ERREICHEN?

Jedes Nest wird für eine bestimmte Zielsetzung gebaut. Unsere Zielsetzung beeinflusst unser Verhalten. Mineralölunternehmen, beispielsweise, tun genau das, was für sie funktioniert. Ihr Ziel ist es, möglichst viel Geld zu verdienen, und das gelingt ihnen ganz ausgezeichnet. Die größten Mineralölgesellschaften repräsentieren zurzeit an der Börse den größten Geldbetrag der Welt – der Welt, die sie zerstören. Ihre Zielsetzung lautet nicht, die Biosphäre und alle Lebensformen, die von ihr abhängen, zu schützen. Wenn das ihr Ziel wäre, würden sie ein anderes Verhalten an den Tag legen.

Wenn ich ein reicher Mann werden will, verhalte ich mich anders, als wenn ich vorhabe, möglichst viele Menschen mit Lamas kuscheln zu lassen. Dann sitze ich auf einem anderen Nest.

Das Entscheidende ist also die Zielsetzung, für die du dein Leben verändern möchtest.

Nur, welches Nest sollst du dir aussuchen? Tja, genau das ist die Frage. Selbstverständlich wollen wir alle glücklich sein. Nur ist Glück wie ein Teppich, unter den man alles Mögliche fegen kann. Manchmal meint man, ein Abend netflixen mache einen glücklich, bis man vor dem Zubettgehen feststellt, dass man sich wie eine matschig gewordene Fritte fühlt, die in der Wiese vom Freibad klebt. Schlapp, nutzlos und komplett am Ziel vorbei.

Wer nicht genau weiß, was er erreichen möchte, tut allerlei Sachen, die das Leben eventuell angenehmer machen, vielleicht aber auch nicht. Man bekommt dann von allem ein bisschen. Ein bisschen Sonne, ein bisschen Regen, nur nie eine richtige Schönwetterperiode.

Das funktioniert natürlich nicht. Zumindest nicht, wenn du dein Leben so gestalten möchtest, dass es immer schöner wird.

Und das möchtest du, also schauen wir uns jetzt an, wie du solche Pommesunfälle vermeiden kannst.

WIE VERMEIDET MAN ES, EINE SCHLAPPE FRITTE ZU WERDEN?

Aufgeweichte Pommes auf der Wiese des Schwimmbads? Geht gar nicht und ist nicht schön, für niemanden. Das Reinigungspersonal hat damit zusätzliche Arbeit, die Leute in der Imbissbude haben sie umsonst frittiert, der Bauer hat die Kartoffeln für nichts angebaut, und die Mutter hat für etwas bezahlt, das schließlich vor den Füßen ihres Sohnes landete. Sehr traurig.

Wenn du so jemand bist wie ich, dann hast du schon viel Zeit mit der Frage verbracht: Wie vermeide ich es, eine schlappe Fritte zu werden? Oder etwas langweiliger ausgedrückt: »Was will ich mit meinem Leben anfangen?«

Eine beliebte Fragestellung, für die jeder seine eigene Antwort finden muss. Es gibt keinen allwissenden Zauberer in einer Waldhütte, der uns sagen kann, was wir mit unserem Leben anstellen sollen. Zum einen, weil wir nicht in einem Märchen leben, und zum anderen, weil die Forstverwaltung einen solchen Zauberer freundlich auffordern würde, seine Hütte woanders als im Wald zu bauen. Der Zauberer müsste dann in der Stadt einen Ein-Mann-Betrieb gründen, nur bekäme er dort von der Stadtverwaltung keine Zulassung für Zauberei, weil die Kommission für Bauästhetik die Hütte nicht genehmigen würde.

WIE VERMEIDEST DU ES, EINE SCHLAPPE FRITTE ZU WERDEN?

Kurz und gut, kein Zauberer, der uns helfen könnte, aber es gibt ja Werbeagenturen, die gut darin sind, den Zauberstock an sich zu reißen und uns Ideen zu vermitteln, was wir mit unserem Leben machen sollten. Die erste Idee lautet: Sachen kaufen. Denn neue Sachen sind toll. Das setzt Glückshormone frei, das fühlt sich gut an.

Und angesichts der Tatsache, dass man uns weismacht, Kaufen mache glücklich, erscheint uns dieses Anhäufen von Besitz dann auch ein logisches Lebensziel zu sein. Kaufe Sachen, und du bist glücklich. Wenn du nicht mehr glücklich bist, kaufst du eben neue Sachen. Dann fühlst du dich wieder glücklich. So geht das immer weiter, man hat gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Die neuen Prospekte sind schon da, mit einigen richtig tollen Angeboten!

Aber selbst wenn man die Reklamebüros ignoriert, ist die Frage »Was will ich mit meinem Leben?« nicht leicht zu beantworten. Wenn »Sachen kaufen« nicht das Lebensziel ist, was ist es dann? Was muss man machen, um im Leben Erfüllung zu finden? Um ein zufriedenes Leben zu führen?

Tja. Gute Frage. Ich kann sie nicht für dich beantworten. Und wahrscheinlich fällt es dir auch nicht leicht. Es gibt schließlich so viele verschiedene Möglichkeiten, dass man quasi vor lauter Gurken den Gemüsehändler nicht mehr sieht. Und darum hängen so viele Menschen an dieser Frage fest. Wir wissen nicht, was wir wollen, also machen wir dieses oder jenes.

Nur, wie gesagt, wenn man kein deutliches Ziel hat, dann bleibt es ein ewiges Auf und Ab. So wird dein Leben nie großartig – dann wirst du weiterhin immer etwas zu meckern haben. Erst wenn man weiß, was man will, kann man sich darauf ausrichten. Und erst, wenn man sich auf das Wichtige im Leben beschränkt, kann man Beeindruckendes erreichen. Solange du nicht weißt, worauf du deine Aufmerksamkeit lenken musst, kommst du nicht wirklich weiter.

Die Schlussfolgerung scheint ziemlich einfach: Du musst herausfinden, was du mit deinem Leben machen willst. Damit du dem deine Aufmerksamkeit schenken kannst. Die Lösung lautet also, einfach eingehender darüber nachzudenken und zu warten, bis man die Antwort hat. Das klingt logisch. Und es ist auch logisch. Das Problem ist nur, dass das ziemlich lang dauern kann. Denn durch Nachdenken allein erfährt man nicht, was man wirklich möchte. Das gelingt erst durch Experimentieren, indem man etwas ausprobiert. Indem man alle Informationen zu dem, was einem Freude bereitet, sammelt. Und es ist klug und logisch, diesen Prozess in Gang zu setzen.

Nur was macht man in der Zwischenzeit? Kann das Leben wirklich erst dann schöner werden, wenn man die perfekte Antwort gefunden hat?

Ich denke, nein. Ich bin davon überzeugt, dass wir das intelligenter in Angriff nehmen können. Und ich werde dir auch sagen, warum.

OHNE UMWEG ZUR LÖSUNG

Die lange Route geht so: Man bleibt in seinem »Ich-weiß-nicht-was-ich-will«-Dilemma hängen. Man kann jahrelang auf einem solchen Nest brüten, ohne dass es zu nennenswerten Veränderungen kommen wird. Vielleicht findet man irgendwann die perfekte Antwort und hat ab dem Moment das Gefühl, man würde ununterbrochen singend durch prächtige Blumenwiesen hüpfen. Das klingt ein wenig ermüdend, und ich hoffe, dass kein Heuschnupfen im Spiel ist – aber nun gut.

Ich habe kein Problem mit der langen Route. Wenn ich durch Frankreich fahre, wähle ich immer die längere Strecke, weil sie mir mehr Freude bereitet. Wenn ich aber eine Woche ohne meinen Liebsten, Billy, verbringen musste, nehme ich den kürzesten Weg, um ihn möglichst rasch wiederzusehen.

Wenn es dein sehnlichster Wunsch ist, dein Leben zu verwandeln, in eines voller Vorteile und mit so gut wie keinen Nachteilen, dann erscheint mir die kürzere Strecke die bessere Wahl. Dann willst du dich schnell auf dein Nest setzen und drauflos brüten, um dein Ziel möglichst bald zu erreichen. Warum solltest du trödeln? Warum solltest du weiterhin in Unzufriedenheit verharren, wenn du dich schnell besser fühlen kannst?

Die lange Route ist die Suche nach der perfekten Antwort. Nach einer Antwort, die man möglicherweise nie bekommt. Mit der kürzeren Route bewegst du dich direkt auf dein Ziel zu. Nämlich darauf, wie du dich in deinem Alltag fühlen möchtest. Und wenn du weißt, wie du dich fühlen möchtest (die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du es weißt), dann wird von selbst deutlich, wie du dich verhalten musst, damit es auch klappt. Dann hast du nämlich ein Ziel, auf das du dich konzentrieren, worauf du dein Verhalten abstimmen kannst. Und das macht das Ganze viel einfacher.

Es ist sowieso gar nicht so kompliziert. Auch wenn wir äußerlich sehr verschieden sind, im Inneren sind wir uns oft ähnlicher, als wir manchmal vermuten. Wirklich. Du, ich, alle Menschen, die du kennst – wir sind uns ähnlich. Wir alle streben die gleichen Gefühle an. Und das ist schön. Denn es bedeutet, dass wir einen Punkt haben, von dem aus wir loslegen können. Wenn wir herausfinden, was uns dabei hilft, uns so zu fühlen, wie wir es uns wünschen und wie wir das mit möglichst wenig Mühe umsetzen können, dann sind wir schon ein ganzes Stück weiter.

Es gibt Methoden, die bei so gut wie allen Menschen funktionieren. Die bei jedem von uns immer wieder aufs Neue die gewünschten Gefühle hervorrufen. Wenn man sich fit fühlen möchte, ist es eine gute Maßnahme, viel Obst und Gemüse und möglichst wenig »Mist« zu essen sowie sich regelmäßig zu bewegen. Das gilt für alle Menschen. Welche Nahrungsmittel man sonst noch so wählt, ist wiederum eine persönliche Sache. Ich esse Tacos, meine Mutter lieber Hausmannskost. Aber das nur am Rande.

Du möchtest glücklich sein. Das weiß ich, weil ich das auch möchte und weil wir uns im Inneren mehr ähneln, als verschieden zu sein. Nun habe ich in den vergangenen Jahren etwas Interessantes über Glück herausgefunden: Glücklichsein ist nicht die Endstation. Im Gegensatz zu dem, was die meisten Menschen glauben, ist Glück nicht die Zielvorgabe. Es ist der Anfang, es ist das Fundament. Glück ist das, was wir als Erstes ansteuern, es ist der erste Rastplatz auf einer langen Reise. Man sitzt ein, zwei Stunden im Auto und denkt: Ich muss mal, und ein Kaffee wäre auch nicht schlecht. Der Anfang eines guten Roadtrips. Die Grundlage, auf die man ein großartiges Leben aufbauen kann.

GLÜCKLICHSEIN IST NICHT DIE ENDSTATION

Wenn also Zauberer ohne Zulassung, Werbeprospekte, monatelanges Grübeln und selbst Glück nicht unser Ziel beschreiben, was sollten wir dann in Angriff nehmen? Ganz einfach, wir vereinfachen. Wir richten unser Leben so ein, dass wir uns möglichst schnell in Richtung der drei Gefühle bewegen, die wir in unserem Leben nicht mehr missen möchten. Damit unser Leben immer schöner wird.

Klingt gut, oder? Aber welche drei Gefühle sind das?

DIE GEFÜHLE, FÜR DIE SICH VERÄNDERUNG LOHNT

Mal angenommen, du dürftest dir drei Gefühle aussuchen, die ab jetzt den Mittelpunkt deines Lebens bilden. Welche drei wären das? So lautete die Frage, die ich mir selbst stellte. Ich war über ein Jahr damit beschäftigt. Ich wusste zwar, in welcher Richtung ich suchen musste, schließlich gehört die Frage zu den Themen, über die ich seit 2004 auf soChicken schreibe. Trotzdem – wenn die Antwort so kompakt sein soll – wenn es wirklich die kürzeste Route sein soll, wenn ich ein Nest entwerfen soll, das wir alle bebrüten können, welche drei Gefühle würde ich dann wählen?

Zunächst dachte ich an das Gefühl, das sich einstellt, wenn ich den ersten Bissen von einem schönen Stück Torte in den Mund nehme – das fühlt sich ziemlich gut an. Oder an das Gefühl, das ich als Kind in der zweiten Woche der Sommerferien hatte: total entspannt in dem Wissen, noch einen ganzen langen Monat vor mir zu haben. Das war aber nicht das Richtige, denn diese Gefühle sind nicht universell genug. Manche Menschen mögen keine Torte und andere kein Nichtstun. Ich beschloss, hierüber kein Buch zu schreiben.

Solang ich auch philosophierte, wie viele Bücher ich auch las oder wie oft ich brainstormte – ich landete letztendlich immer wieder bei drei »offenen Türen«. Zu »normal«, um originell zu sein, und zu »wahr«, um sie zu ignorieren. Also musste ich mich entscheiden: Suche ich weiter nach Gefühlen, die zwar super klingen, aber nicht wirklich die Antwort sind? Oder konzentriere ich mich auf Gefühle, für die sich der Aufwand lohnt, und stricke eine Geschichte drum herum über »offene Türen« und wie wir durch sie einen Superheldenstatus erreichen können, weil sie es uns ermöglichen, durch Wände zu gehen?

Du weißt inzwischen, wie ich mich entschieden habe. Und so fand ich die drei Gefühle, auf denen wir mit diesem Buch brüten werden: Freiheit, Freude und Erfüllung. Einfach, elegant und großen Spaß versprechend.

Wenn du dein Leben auf diese drei Gefühle ausrichtest, wird alles einfacher und schöner als jemals zuvor. Außerdem gewinnst du im Verlauf dieses Prozesses an Wert für deine Umgebung, denn du inspirierst deine Mitmenschen, ebenfalls ihr Leben zu verbessern. Es ist eine einzige Aufwärtsspirale des Besserwerdens.

Und weißt du, was noch an Positivem on top kommt? Dir wird endlich deutlich, was du möchtest und was du nicht möchtest. Dadurch, dass du nun ein Ziel vor Augen hast, kannst du viel leichter bestimmen, was funktioniert und was nicht.

Was genau verstehe ich unter diesen drei Gefühlen? Warum bebrüten wir diese drei und nicht das Gefühl, das ein Stück Torte bei mir hervorruft?

Gute Frage. Wir schauen uns das im Folgenden genauer an, schließlich ist es der Kern von »Mach dich locker«.

FREIHEIT – WEG MIT ÄRGER UND KUMMER

Was bleibt über, wenn man Ärger und Kummer aus dem Leben verbannt? Ganz einfach: alles, was nichts mit Ärger und Kummer zu tun hat. Also die schönen Dinge. Sozusagen ein Leben basierend auf weniger Tiefs, mehr Hochs. Weniger »müssen«, befreit sein von dem Ballast, der uns nur runterzieht. Das ist es, worum es sich beim Thema Freiheit dreht. Das machen, was sich gut anfühlt, wozu man Lust hat, ohne Einschränkungen.

Wir alle sind auf der Suche nach Freiheit. Freiheit, um wir selbst sein, um uns verwirklichen zu können. In Ländern wie den Niederlanden oder Deutschland haben wir relativ viel Freiheit. Wir können tun und lassen, was wir wollen, und solange wir nicht allzu sehr übers Ziel hinausschießen, brauchen wir kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Es ist jedoch mehr möglich. Freiheit ist keine Endstation. Freiheit ist eine Reise. Zuallererst eine ganz praktische Reise. Wir wollen erreichen, mehr Zeit zu haben, mehr Geld überzubehalten und uns von unnötigen Verpflichtungen und Ärgernissen sowie wiederkehrenden Problemen zu befreien. Sobald das erledigt ist, wird die Suche nach Freiheit zu einer Reise in unser Inneres. Dann geht es darum, Erwartungen loszulassen, innere Ruhe zu finden, weniger Urteile zu fällen und dem selbst gebauten Käfig zu entfliehen.

Wir wollen Freiheit fühlen, um wir selbst sein zu können. Um unserem Herzen folgen zu können und um zu tun und zu lassen, was uns gefällt. Freiheit ist Liebe – es ist Leben ohne Angst, ohne Festklammern, ohne Verkrampfung. Wie ein frei fließender Fluss: dynamisch, ungehemmt und ohne Vorbehalte. Nicht wie eine Flasche Wasser, die nur ein bisschen in der Gegend rumsteht. Wir fangen mit »Freiheit« an, weil wir »Freude« leichter umsetzen können, wenn wir vorher unnötigen Ballast losgeworden sind.

FREUDE-LACHFALTEN SIND DIE BESTEN FALTEN

Falten bekommt man sowieso – also sollten wir versuchen, das Älterwerden dafür zu nutzen, vor allem Lachfalten zu produzieren. Freude steht für eine fröhliche, positive und energiegeladene Lebenshaltung. Es bedeutet auch, dass wir dankbar sind und zufrieden mit dem Schönen, was uns widerfährt. Dass wir täglich positive Emotionen spüren und unser Leben auf diesem Planeten auskosten. Es bedeutet, dass wir lernen zu relativeren. Dass wir uns und das Leben weniger ernst nehmen. Dass wir über Probleme lachen können und die schönen wie auch die weniger schönen Seiten des Lebens annehmen oder mit Achtsamkeit erfahren.

Freude bedeutet, dass wir uns glücklich fühlen, genau das ist es. Aber es geht noch weiter. Es bedeutet auch, dass wir gesund, energievoll und positiv gestimmt sind. Dass wir eine liebevolle Haltung gegenüber uns und unseren Mitmenschen einnehmen. Es beinhaltet, dass wir jeden Tag, jeden Moment in vollen Zügen genießen, egal was uns das Leben bringt. Und dass wir andere automatisch inspirieren, das Gleiche zu tun. Das Leben ist ein großer Spaß, zumindest wenn wir uns dafür entscheiden, es als solches zu erfahren. Sobald das Konzept Freude in unser tägliches Leben integriert ist, wird es Zeit, den nächsten Schritt zu tun.

ERFÜLLUNG – AUS DEM VOLLEN LEBEN

Innere Leere – viele Menschen wachen täglich mit diesem Gefühl auf.

Sie haben alles im Griff. Sie haben einen tollen Job, so gut wie keine Sorgen und sind von Menschen umgeben, die ihnen etwas bedeuten. Alles ist in Ordnung – aber eben nicht toll.

Wer meint, dieses Gefühl der Leere sei Einbildung, irrt, denn in Wahrheit ist der Wunsch nach Erfüllung unsere schönste Eigenschaft. Sobald unser Leben einigermaßen geregelt verläuft, sehnen wir uns nach Erfüllung. Wenn wir uns frei und froh fühlen, sind wir noch nicht am Ziel angekommen. Um uns vollends wohlzufühlen, müssen wir hin und wieder auch etwas Sinngebendes tun. Nur mit Freiheit und Freude fühlt sich unser Leben noch nicht fantastisch an. Dann ist alles prima, aber auch irgendwie ein bisschen »hohl«. Was wir erreichen wollen, ist, dass wir auch innerlich genährt sind. Wir wollen innerlich so erfüllt sein, dass wir das Gefühl haben überzulaufen, dass wir aus diesem Überfluss schöpfen und anderen etwas abgeben können.

Wir opfern uns nicht auf, wir machen uns nicht klein. Im Gegenteil – wir können abgeben, weil wir ausreichend haben. Weil das Füllhorn beziehungsweise der Eimer gut gefüllt ist und wir schlichtweg nicht wissen, wohin mit all der Liebe.

Erfüllung ist das Sahnehäubchen. Sie bringt Sinn, Zufriedenheit und Wohlbefinden in unser Leben.

DIE MAGIE DES OPTIMIERENS

Wie bereits erwähnt, dieses Buch ist auf die kurze Route ausgerichtet. Wir werden nicht tagelang durch die Berge wandern. Wir steuern unser Ziel direkt an und graben zur Not unterwegs ein paar Tunnel. Kein bisschen romantisch, schon klar, aber so ist es eben. Der kürzeste Weg führt nun einmal durch den Berg hindurch.

Ein wichtiges Werkzeug für das Anlegen dieser kurzen Route heißt Optimieren. Wie das geht? Ganz einfach: kleine Veränderungen an strategisch wichtigen Stellen durchführen. Damit das klappt, ist es zunächst wichtig, den Unterschied zwischen einem Projekt und einem Prozess zu verstehen.

Eine Party organisieren ist ein Projekt, weil es am Tag X abgeschlossen ist. Das Gleiche gilt für ein Studium, einen Jobwechsel, Umzug oder das Schreiben eines Berichts. Es handelt sich hier ausnahmslos um Projekte mit einem deutlichen Endergebnis. Man kann sie abhaken und das nächste Projekt in Angriff nehmen.

Das Leben ist kein Projekt. Das Leben ist ein Prozess. Ein Entwicklungsprozess, der nie abgeschlossen ist. Natürlich hört das Leben irgendwann auf, aber das Gute daran ist, dass man dann selbst auch nicht mehr da ist. Solange man da ist, geht das Leben weiter, daher können wir es als Prozess betrachten. Ein Prozess wird nicht abgeschlossen, höchstens verbessert. Indem man geschickte Veränderungen an den verschiedenen am Prozess beteiligten Elementen anbringt, wird der Ablauf effizienter, werden die gesteckten Ziele besser erreicht.

Das klingt zunächst abstrakt, in Wahrheit ist es sehr praktikabel.

Unsere Ernährungsweise beispielsweise ist ein Prozess. Wir essen tagtäglich, daher können wir, solange wir leben, nie behaupten, unsere Ernährungsweise sei »vollendet«. Mal angenommen, du würdest dein Frühstück von Weißbrot mit Butter und Schokostreuseln auf Haferflocken mit Obst umstellen, dann hättest du deine Ernährung, bei der Bequemlichkeit und eine bestimmte Geschmacksvorliebe im Vordergrund standen, in Richtung Gesundheit optimiert. Du würdest dann etwas gesünder leben, hättest also schon ein bisschen was verbessert.

Wenn wir wissen, welches Ziel wir erreichen möchten, können wir alle Elemente des Prozesses dahingehend optimieren. Eine Fabrik optimiert ihre Prozesse, um mehr Gewinn zu erzielen, ein Koalabär, um so wenig Energie wie möglich aufzuwenden, ein Lama, um möglichst viel Speichel zu produzieren, und wir werden in den folgenden Kapiteln versuchen, mehr Freiheit, Freude und Erfüllung in unser Leben zu integrieren.

Wir werden also die individuellen Aspekte unseres Lebens Schritt für Schritt dahingehend verändern, dass wir sicher sein können, den drei genannten Gefühlen an jedem Tag unseres Lebens einen Platz eingeräumt zu haben. Das ist nicht nur ein logisches Vorgehen – es tatsächlich zu tun macht auch Spaß. Beim Optimieren ist besonders wichtig, dass wir ehrlich zu uns selbst sind und nicht aus dem Auge verlieren, was realistisch ist. Wir schauen uns das im Folgenden genauer an.

KÜKEN, DER VOGEL STRAUSS UND DAS PRINZIP VON URSACHE UND WIRKUNG

Wenn einem eine Kokosnuss auf den Kopf fällt, war’s das. Da kann man nichts dran ändern. Und selbst wenn man es überlebt, werden die Kopfschmerzen schlimmer sein als die von dem Kater, den man sich unter eben- dieser Palme beim Piña-Colada-Trinken eingefangen hat. So ist das Leben eben. Egal, was man tut, es unterliegt immer dem Naturgesetz von Ursache und Wirkung. Alles in unserem Leben hat eine Ursache.

In vielen Fällen ist die Ursache klar (zum Beispiel, wenn ich mir den kleinen Zeh zum hundertsten Mal an diesem einen Stuhlbein stoße und anschließend eine Schimpftirade loslasse) – und in anderen wiederum überhaupt nicht (warum durchschlägt dieser Meteorit gerade jetzt das Dach meines Hauses, wo ich doch gerade eine Maschine erfunden habe, die Weißbrot in Macarons verwandeln kann!?).

Unabhängig davon, ob du die Ursachen kennst oder verstehst – du kannst dir sicher sein, dass absolut alles eine Ursache hat. Alles wird durch etwas anderes verursacht. Immer wenn wir etwas denken, sagen oder tun, wird es etwas bewirken. Manchmal sind die Folgen erwünscht, manchmal nicht. Indem ich den Stuhl an diese bestimmte Stelle im Wohnzimmer stelle und ich scheinbar immer wieder dieselbe Route durchs Haus nehme, stoße ich mir jedes Mal den Fuß. Das ist eine unerwünschte Wirkung. Indem ich mich jeden Tag dazu motiviere, Liegestütze zu machen, bekomme ich eine kräftige Brustmuskulatur, über die ich zufrieden bin. Das ist dann eine erwünschte Wirkung.

Das zu tun, was funktioniert, bedeutet, sich anzustrengen, die erwünschten Ergebnisse zu erzielen. Es gibt eine Menge Leute, die genau das nicht tun. Sie negieren das Prinzip von Ursache und Wirkung. Sie verbringen ihren Abend vor dem Fernseher und wundern sich, dass sie sich leer fühlen. Ich habe das ausprobiert, es ist tatsächlich die kürzeste Route, um sich mies zu fühlen, insbesondere wenn man das Ganze mit Chips kombiniert. Wenn man Ursache-Wirkung negiert, sieht man sich mit inkonsistenten oder unerwünschten Resultaten konfrontiert.

Ungefähr so, wie wenn man Hühnereier ins Nest legt und anschließend darauf hofft, dass kleine Strauße aus der Schale schlüpfen. Das funktioniert natürlich nicht. Aus Hühnereiern schlüpfen nun mal Hühnchen.

Es ist verrückt, einen muskulösen Körper zu erwarten, wenn man alles dafür tut, dass er schlapp wird oder bleibt. Genauso irrwitzig ist es, zu erwarten, dass man sich auf magische Weise jeden Tag frei, froh und zufrieden fühlt, wenn man keine Schritte unternimmt, um diesen Wunsch in die Realität umzusetzen. Du selbst musst die Ursache für die Wirkung, die du dir wünschst, sein. Wenn du nichts unternimmst, tut sich auch nichts. Eigentlich logisch, dass sich deine Ziele so nicht erreichen lassen, oder?

Und immer daran denken: Aus einem Hühnerei schlüpft kein Vogel Strauß! Nie.

NEIN. DU HAST ES NICHT WIRKLICH VERSUCHT

An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass es einen Unterschied macht, ob man einen Blick durch die Tür wirft oder ob man wirklich hindurchgeht. Viele Menschen probieren eine bestimmte Methode aus, sehen nicht gleich den erhofften Effekt und geben dann auf. Wenn ihnen anschließend jemand empfiehlt, es mit dieser Methode zu probieren, sagen sie: »Das habe ich schon versucht, das bringt nichts.«

Wenn dir auffällt, dass du selbst solche Formulierungen verwendest: aufgepasst! Mit großer Wahrscheinlichkeit hast du es nämlich nicht ernsthaft versucht. Vermutlich hast du ein bisschen daran geschnuppert, bist aber nicht wirklich am Ball geblieben. Das ist nicht schlimm. Du solltest dir nur dessen bewusst sein, dass einmal mithilfe von YouTube zu meditieren noch lange nicht heißt, dass du tatsächlich meditiert hast. Genauso wie eine Woche lang gesund zu essen nicht bedeutet, dass du nichts unversucht gelassen hast, um fitter zu werden. Du solltest Schnuppern nicht mit dem ernsthaften Versuch, dein Leben zu ändern, verwechseln. Kein Grund, sich jetzt mies zu fühlen, ich mache es ja genauso. Ich schnuppere an jeder Menge verschiedener Methoden, um herauszufinden, ob sie zu mir passen.

Außerdem: Wenn du den Eindruck hast, etwas funktioniere nicht, ist damit noch lange nicht der Beweis erbracht, dass es wirklich nicht funktioniert. Es kostet eben einfach Zeit, bis man etwas gelernt beziehungsweise unter Kontrolle hat. Der Optimierungsprozess deines Lebens erfolgt in einzelnen Schritten, und manchmal sind ein paar Schritte zurück unvermeidlich. Was du aber auf keinen Fall machen solltest, ist aufgeben (denn das funktioniert erst recht nicht). Stattdessen stehst du auf, klopfst den Staub ab und probierst es einfach noch einmal, eventuell mit einer anderen Methode. Denn alles, was man erreichen möchte, erfordert Einsatz. Ein fantastisches Leben bekommt man nicht in den Schoß geworfen, man muss etwas dafür tun (oder sein lassen). Sobald du aber merkst, dass alles immer besser und schöner wird, wird diese Hürde zusehends kleiner. Die tägliche Körperpflege erfordert auch Zeit und Energie, trotzdem denkt man nicht einmal darüber nach, sie wegzulassen. Offensichtlich ist es einem die Mühe wert, diese Zeit und Energie aufzuwenden. Das Gleiche gilt für die Tipps und Ratschläge in diesem Buch. Sie erfordern deinen Einsatz. Zwar mit so wenig Anstrengung wie möglich, aber dennoch. Wenn du dein Leben ändern möchtest, dann musst du diese Veränderungen auch in Gang setzen (Ursache-Wirkung!). Auch dann, wenn du meine Ratschläge nicht originell genug findest, wenn du sie als Binsenweisheiten abtun willst. Und immer daran denken: Offene Türen sind die besten Türen.

DER OPTIMIERUNGSPROZESS DEINES LEBENS ERFOLGT IN EINZELNEN SCHRITTEN

DU BIST KEIN KUCKUCK

Weißt du, was über den Kuckuck auf Wikipedia steht? Leider nichts Nettes. Er wird als Brutschmarotzer bezeichnet.

»Brutparasitismus bezeichnet das Verhalten einiger Tierarten, die ihr Gelege nicht selbst bebrüten, sondern von Ersatzeltern (Wirten) ausbrüten lassen. Brutschmarotzer verringern damit ihren Aufwand für Brutfürsorge oder Brutpflege.«

Wie du inzwischen weißt: Ich bin ein großer Fan von »möglichst wenig Mühe aufwenden«. Damit ist aber nicht gemeint, dass du zum Brutschmarotzer werden sollst. Das ist ein Ansatz, der ganz sicher nicht funktioniert. Warum nicht? Weil niemand dich retten wird. Ganz bestimmt nicht. Es gibt keine Drachentöter und es lohnt sich auch nicht, auf den schönen Prinzen auf seinem weißen Pferd zu warten, denn das Leben ist nun mal kein Märchen. Glücklicherweise, muss ich hinzufügen. Denn in Märchen fangen Menschen und anderes plötzlich an zu singen, und davon bekomme ich Ausschlag. Im echten Leben gibt es keine Zauberer, sprechenden Tiere oder verwunschenen Schlösser mit Türmen, in denen ausschließlich hübsche Prinzessinnen eingesperrt werden, nie hübsche Prinzen. Und auch keine Katzen mit Stiefeln an den Pfoten, im Übrigen bleiben Katzen sowieso lieber drinnen, wenn es regnet.

Das echte Leben ist zum Glück weniger kompliziert. Das bedeutet aber auch, dass du mal gründlich in den nicht verzauberten Spiegel blicken solltest. Die Person, die du da siehst – das ist die einzige Person im ganzen Universum, die dein Leben verbessern kann. Ausschließlich du, nur du ganz allein.