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Sie schrecken vor nichts zurück, um ihr Paradies zu verteidigen
Auf dem Platz der Campingfreunde Waldsee e.V. in Brandenburg ist die Welt noch in Ordnung. Die eingeschworene Gemeinde der Dauercamper verbringt ihre Ferien und Wochenenden im feststehenden Wohnwagen mit Vorzelt und gepflegtem Mini-Vorgarten. Neuerdings zieht es aber auch einige hippe Berliner und Luxuscamper hierher. Kim hat vor Kurzem Elli’s Imbiß (mit Apostroph!) übernommen, wo es alles gibt, was das Camperherz begehrt. Als sie hört, dass ein unbekannter Baulöwe den Platz kaufen und zu teurem Bauland machen will, trommelt sie alle Camper zusammen und schmiedet einen Plan. Angeblich will der Investor inkognito eine Zeit lang auf den Platz kommen. Wird es den Campern gelingen, ihn zu enttarnen und ihr Idyll zu retten?
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Im Campingparadies am Waldsee in Brandenburg ist die Welt noch in Ordnung. Die eingeschworene Gemeinschaft der Dauercamper verbringt ihre Ferien seit Jahrzehnten im Wohnwagen mit Vorzelt und gepflegtem Mini-Vorgarten. Neuerdings zieht es aber auch eine neue Klientel mit Zelt und Luxuscamper hierher. Kim hat vor Kurzem Elli’s Imbiß übernommen, wo es neben Currywurst inzwischen auch Falafel gibt. Als sie hört, dass ein Baulöwe aus dem Platz eine Luxuswohnanlage machen will, trommelt sie die kämpferischen Rentnerinnen, die schwäbische Familie, die VW-Bully-Hippies und all die anderen zusammen, um das zu verhindern. Angeblich ist der Investor schon inkognito auf dem Platz. Ist es womöglich ausgerechnet der charmante Leon aus Berlin? Es geht höchst turbulent und amüsant zu, wenn die Camper alles daransetzen, ihr Idyll zu retten.
bibo Loebnau ist gelernte Journalistin, verheiratet und lebt abwechselnd in Berlin und in einem kleinen Haus am See in der Mark Brandenburg. Nur wenige Hundert Meter entfernt liegt ein großer Campingplatz, der die Inspirationsquelle für ihren Roman bot. Hier treffen Dauercamper auf Menschen aus dem nahen Berlin, die mit Zelt oder Wohnmobil und oftmals anderen Vorstellungen vom Camping die dortige Ruhe »stören«. Vor ihrer schriftstellerischen Karriere arbeitete bibo Loebnau als Journalistin für verschiedene Zeitungen und betreute als PR-Redakteurin zahlreiche TV-Shows. Seit 2014 ist sie Mitglied bei DELIA, davon vier Jahre lang Pressesprecherin der Autorenvereinigung. Mehr über die Autorin auf www.bibo-loebnau.de
bibo Loebnau
Ein Camping-Roman
WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN
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Taschenbuchausgabe 04/2025
Copyright © 2025 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
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Redaktion: Astrid Roth
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von © buerosued.de
Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg
ISBN: 978-3-641-28519-7
www.heyne.de
»Dschalla, lass den Matthias jetzt!« Das fröhliche Kindergeschrei vom See übertönte den lauten Ruf der älteren Frau, die ihren prallen, erhitzten Körper mühsam aus der tiefen Sonnenliege im Schatten der hohen Kiefern wuchtete und versuchte, die beiden Kinder auf sich aufmerksam zu machen. Doch das Mädchen im hüfttiefen Wasser drückte ihren jüngeren Bruder lachend wieder runter. Sobald der aus den dunklen Fluten auftauchte, quietschte er vor Vergnügen, ruderte wild mit den Armen und bespritzte seine Gegnerin. Es machte ihm offensichtlich Spaß, mit seiner Schwester zu rangeln. Jetzt verfolgte sie ihn kreischend durchs flache Wasser, wobei ihre vielen kleinen schwarzen Zöpfe auf und ab hüpften, als sie ihn erneut erwischte und mit ihm untertauchte. Breitbeinig, mit in die Hüfte gestützter Faust, stand die Frau im rotgeblümten Badeanzug inzwischen vorne am Ufer, schützte ihre Augen mit der flachen Hand vor der gleißenden Sonne und rief energisch: »Dschalla, Matthias! Los, ihr beiden, raus da jetzt. Ihr habt ja schon ganz blaue Lippen. Gibt auch gleich Mittag!«
Das Mädchen sah sich irritiert um und ließ seinen Bruder los. Der auftauchende Junge erkannte seine Chance und spritzte seiner Schwester einen kräftigen Schwall Wasser mitten ins Gesicht. Sie schrie auf, doch bevor sie sich wieder auf ihn stürzen konnte, stoppte ein endgültiges »Schluss jetzt!« vom Ufer das ausgelassene Spiel.
»Ach, nun lass die beiden doch, Sybille«, mischte sich Gunnar Witte von seinem Liegestuhl aus mit gemütlicher Brummstimme ein. Seine Frau Agnes neben ihm nickte zustimmend und schob ihre Sonnenbrille in die graue Dauerwelle. Beide waren über siebzig und genossen das lebhafte Treiben vor ihren Stammplätzen am See. Im flachen Wasser planschte und paddelte ein gutes Dutzend Kinder mit bunten Schwimmhilfen und Luftmatratzen. Der Nichtschwimmerbereich war durch eine lange Kette aus roten und weißen Kugeln vom Rest des großen Waldsees abgetrennt. Mittendrin rangelten die beiden dunkelhäutigen Geschwister, die ihre Urenkel waren. Sybille Gerber, die stämmige Frau, deren Sonnenbrand perfekt mit ihrem roten Badeanzug harmonierte, war ihre Tochter.
Agnes Witte stimmte ihrem Mann zu: »Die haben doch gerade so einen Spaß.«
»Nur noch fünf Minuten, Oma«, bettelte der Junge Sybille prompt an.
Die gab schulterzuckend nach. »Na, gut. Fünf Minuten! Aber dann rubbel ich euch kräftig ab.« Sie musste lachen, als beide Kinder »Juhu!« brüllten und das Mädchen mit einem Hechtsprung abtauchte. Ihr Bruder quietschte vergnügt, als sie ihm die Füße wegzog.
»Die kriegen einfach nicht genug.« Sybille lächelte ihren alten Eltern zu. »Aber wir sollten dann mal langsam … Ich hab Hunger.« Sie machte ihrem Mann Tobias, der das Geschehen von seiner Liege weiter oben beobachtete, Zeichen, dass er ihre Sachen zusammenpacken sollte. Auch Gunnar Witte und seine Frau erhoben sich schwerfällig von ihren Liegestühlen.
»Oh, ist ja schon Zwölwe durch«, stellte Agnes beim Blick auf die Uhr kopfschüttelnd fest. »Jetzt wird’s aber Zeit.«
Sie machte sich mit Tobias und ihrem Mann auf den Weg zu ihrem Stellplatz. Der lag, umrahmt von anderen Wohnwagen mit kleinen Gärtchen, seit bald fünfzig Jahren ein Stückchen oberhalb der Zeltwiese, mit freiem Blick auf den See. Agnes und Gunnar Witte hatten damals zu den ersten Vereinsmitgliedern des Campingparadieses am Waldsee e.V. gehört, die sich im brandenburgischen Dorf Seelinchen, gut eine Stunde südlich von Berlin, ihr beschauliches Feriendomizil eingerichtet hatten. Angefangen hatte alles mit bescheidenen Zelten, bis daraus nach und nach ein großer, idyllischer Campingplatz mit vielen fest stehenden Wohnwagen wurde, den die Dauercamper von Frühjahr bis Herbst rege nutzten.
Irgendwann hatte ihre Tochter Sybille samt Schwiegersohn Tobias einen eigenen Wagen danebengestellt. Und schließlich kam ein dritter dazu, damit genügend Schlafplätze für deren Kinder vorhanden waren. Der inzwischen dreißigjährige Sven und seine zwei Jahre jüngere Schwester Katja kamen regelmäßig mit ihren Partnern und den vier Urenkeln nach Seelinchen.
An diesem heißen Juli-Wochenende mitten in den Schulferien war die gesamte Großfamilie auf dem Campingplatz versammelt. Neben den Wohnwagen stapelten sich zwei aufgeblasene SUP-Boards, ein Schlauchboot und jede Menge Spielzeug für die Kinder.
Zum gemeinsamen Mittagessen rückte Katja mit Unterstützung ihrer Söhne Tarek und Karim gerade die Tische unter dem Vorzelt zurecht und stellte die zahlreichen Klappstühle auf. Ihr Mann Murat stand am Grill und wendete ein gutes Dutzend appetitlich duftender Fleischstücke.
»Heute gibt’s Kebab«, begrüßte er seinen Schwiegervater Tobias, als der mit Agnes und Gunnar Witte durch den schmalen, von dunkelroten Kletterrosen umrankten, schmiedeeisernen Bogen den Stellplatz betrat.
In dem knapp dreißig Quadratmeter kleinen Vorgarten war nach all den Jahren jeder nicht genutzte Zentimeter mit Keramikschwänen, Blumentöpfen, Lichtgirlanden und anderem buntem Nippes liebevoll kitschig dekoriert.
»Hoffentlich gibt das keinen Ärger«, brummte Gunnar und begutachtete kritisch die dünnen Rauchschwaden, die in die Kronen der hohen Kiefern aufstiegen. »Du weißt doch, dass eigentlich nur unten am Grillplatz mit offenem Feuer hantiert werden darf.«
Sein Schwiegerenkel zwinkerte ihm fröhlich zu. »Ja, aber das hier ist ein Elektrogrill. Hab ich heute aus Berlin mitgebracht. Clever, was?«, sagte er und fügte hinzu: »Der war im Angebot.«
»Auf jeden Fall riecht es lecker«, meinte Gunnar versöhnlich und klopfte seinem Schwiegerenkel anerkennend auf die Schulter, bevor er in den Wohnwagen ging.
»Wo stecken denn Mama und die Kinder?«, rief ihm Sven nach, der gerade, eine große Salatschüssel vor sich hertragend, das Gärtchen durch das hintere Tor betrat, gefolgt von seiner Frau Amandla, die sich zwei Klappstühle unter den Arm geklemmt hatte.
»Die kommen sicher gleich. Jala und Matayo waren wie immer kaum aus dem Wasser zu kriegen«, erklärte Agnes Witte lächelnd und verschwand ebenfalls im Campingwagen.
Die beiden Kinder, warm eingepackt in große Badelaken, hüpften auf dem Weg nach Hause an der Hand ihrer Oma Sybille vorbei an den Stellplätzen der Nachbarn. Der Wohnwagen der Wagners aus Berlin-Mitte war verschlossen, wie so oft in letzter Zeit. Die kamen nur noch unregelmäßig auf den Campingplatz. Immer dabei war dann der zwölfjährige Severin, seit der hässlichen Scheidung kam er entweder mit Mutter oder Vater. Sybille Gerber dachte an die Streitereien seiner Eltern, die jede Übergabe wie ein Naturgesetz begleiteten, und bedauerte den Jungen. Wie viel besser hatten es da ihre beiden aufgekratzten Enkel, die sie ungestüm weiterzogen.
Von dem kinderlosen Ehepaar Elke und Horst Müller, im Wohnwagen daneben, war wie immer nichts zu sehen, doch Sybille Gerber war sich sicher, dass die beiden schweigsamen Alten hinter ihrer hohen Hecke alles genau im Blick hatten. Ganz bewusst schaute sie in deren Richtung.
»Einmal Stasi, immer Stasi«, murmelte sie abfällig und ging hoch erhobenen Hauptes vorbei.
Neugierig beäugte sie das verwilderte Grundstück der verrückten Kreuzberger mit ihrem bunten VW-Bulli, doch auch von dem Pärchen war noch nichts zu sehen.
Die sind heute aber spät dran, dachte Sybille Gerber und inspizierte den gepflegten Vorgarten daneben.
Vor dem reichlich angejahrten Wohnwagen mit dem orange-roten Vorzelt von Brigitte Fehrer regte sich in der Mittagszeit wie üblich nichts. Wahrscheinlich war die umtriebige Rentnerin zum Essen bei einer ihrer Freundinnen, die verstreut auf dem weitläufigen Campingplatz residierten, oder machte ein Nickerchen.
Schließlich kamen Sybille und ihre Enkel am perfekt gepflegten Stellplatz von Monika und Ulli Reimann vorbei. Deren Wohnwagen, ausgerüstet mit allen Schikanen, war erst wenige Jahre alt und wurde ständig auf Hochglanz poliert. Drei in die Böschung gegrabene Stufen führten zum geschlossenen Gartentor zwischen niedrigen, akkurat beschnittenen Buchsbaumhecken. Der einzige Zierrat, der im makellosen Vorgärtchen von unten zu sehen war, war eine Metallskulptur, die, laut Monika Reimann, einen Flamingo darstellte und von einem sehr bekannten Künstler stammte. Sybille fand, dass der komische Vogel wie eine zu groß geratene Krähe aussah. Die Reimanns waren in den Vierzigern und saßen wie immer pünktlich seit zwölf Uhr unterm Vorzelt beim Mittagessen. Deren Leben verlief nach einem festen Plan. Ihr Tisch war mit weißer Damastdecke und Porzellan gedeckt. Billiges Plastikgeschirr und Camping-Klappstühle waren ihrer Meinung nach nur etwas für Proleten, und damit weit unter ihrem Niveau.
Sybille Gerber fand die Reimanns zu etepetete, dennoch grüßte sie im Vorübergehen laut rüber: »Mahlzeit!«
»Guten Tag, Frau Gerber«, erwiderte Ulli Reimann reserviert und ergänzte, mit Blick auf die beiden quirligen Kinder, die an ihrer Oma zerrten: »Ach, da ist ja scheinbar wieder die ganze bunte Großfamilie angereist …«
»Ja, alle da! Sind ja Ferien«, antwortete Sybille.
»Wie schön …« Monika Reimann lachte schmallippig auf. »Da wird es bei Ihnen mit den vielen Kindern sicher wieder lebhaft zugehen … Ach, übrigens …« Sie deutete auf die dünne Rauchfahne, die ein Stückchen weiter sanft zwischen den Kiefern aufstieg. »Ist das bei Ihnen? Wir machen uns etwas Sorgen.« Sie räusperte sich und suchte nach den passenden Worten. »Kann es sein, dass Ihr, äh, arabischer Schwiegersohn nicht weiß, dass nur unten am See gegrillt werden darf? Offenes Feuer ist ansonsten ja laut Campingplatzordnung streng verboten. Nicht, dass uns das stören würde, aber melden müssen wir es schon. Wegen der Trockenheit und der Waldbrandgefahr. Sie verstehen …?«
Sybille Gerber sah kurz in die angezeigte Richtung und meinte dann lässig achselzuckend: »Ich guck gleich mal.« Mit Blick auf Monika Reimann fügte sie hinzu: »Und der Murat ist übrigens Berliner. Aus Steglitz, um genau zu sein. Seine Großeltern sind irgendwann aus der Türkei nach Deutschland gekommen, falls Sie das mit arabisch meinen.« Selbstbewusst reckte sie den Busen vor.
»Oh, ich wollte keineswegs …«, versuchte Monika Reimann sich zu rechtfertigen, wurde jedoch von Sybilles kurz angebundenem »Also denn, Mahlzeit!« unterbrochen.
Typisch Wessis, dachte sie. Ihre Enkel fest an der Hand, marschierte sie weiter und umrundete fünf igluförmige Zweimannzelte, die auf der Wiese direkt vor dem Stellplatz der Reimanns standen. Dort hatte es sich eine Gruppe Jugendlicher mit Bier und Chips bequem gemacht. Aus einer Box wummerten leise treibende Bässe. Diese Kurzzeitcamper würden vermutlich eher die Ruhe der Reimanns stören als ihre Familie, dachte Sybille schadenfroh. Schließlich erreichte sie ihr persönliches Wohnwagenidyll.
Der vierjährige Junge stürmte aufgeregt auf seine Mutter zu und verkündete schon von Weitem: »Mama, wir haben Fische gesehen!«
»Nicht so wild, Matayo«, ermahnte Amandla ihn amüsiert, als er ihre Beine umklammerte und unbedingt seine Abenteuer loswerden wollte. »Das kannst du mir gleich alles in Ruhe erzählen. Jetzt hilf mir erst mal beim Aufdecken. Das Essen ist gleich fertig. Jala, holst du noch ein paar Gläser?« Als ihre siebenjährige Tochter den Wohnwagen ansteuerte, wandte Amandla sich zu ihrer Schwiegermutter um. »Na, waren sie einigermaßen brav?«
»Natürlich!«, bestätigte Sybille Gerber.
»Danke, dass du auf die beiden Rabauken aufgepasst hast. Wir haben in der Zeit noch den letzten Auftrag in der Agentur geschafft. Ab sofort haben Sven und ich endlich Urlaub!« Sie reckte die Arme triumphierend in die Höhe.
»Oh, bei euch riecht’s aber gut!«, ertönte die tiefe Stimme des Campingplatzwarts Eberhard Baumann von hinten. Die Arme locker auf seinem ansehnlichen Bierbauch über den ausgebeulten Shorts verschränkt, stand er abwartend am Rosenbogen.
»Ebi!«, rief Gunnar Witte erfreut. Er hob grüßend die Hand. »Komm doch rein«, forderte er ihn auf. »Kannst gleich mitessen. Murat hat bestimmt genügend Fleisch besorgt.« Er drehte sich zu seinem Schwiegerenkel um. »Oder?«
»Ja, klar!«, bestätigte der und wendete konzentriert die Kebabs, während über seinem Kopf weißer Rauch gen Himmel zog.
Mit gerunzelter Stirn blickte Eberhard Baumann der Wolke nach und murmelte: »Ihr wisst doch, dass das verboten ist? Offenes Feuer?«
Murat trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf den schicken Standgrill mit den brutzelnden Fleischstückchen frei. Dabei vollführte er eine weit ausholende Geste mit den Armen, als präsentiere er den neuesten Topseller in einem Verkaufskanal.
»Dies ist der Rollo-Mastergrill aus Cromargan! 2400 Watt Leistung, variable Temperatureinstellung, zwei getrennt regulierbare Grillflächen, Antihaftbeschichtung und LED-Beleuchtung!« Murat machte eine elegante Verbeugung.
Der sonst eher grummelige Platzwart musste über die Vorstellung schmunzeln.
»Kein offenes Feuer?«, fragte er sicherheitshalber nach.
»Nein, keine Sorge, Ebi. Alles nach Vorschrift«, bestätigte Gunnar, der am Kopfende des langen Tisches Platz genommen hatte. »Nun komm, du alter Grummelpott. Setz dich dazu. Irgendwo werden wir sicher noch einen Stuhl und einen Teller auftreiben. Bierchen?«
»Danke, dafür ist es wohl noch zu früh.« Eberhard trat näher an den Grill. »Aber zu so einem Schweinenackensteak sag ich nicht nein.«
»Das ist Kalbfleisch«, erklärte Murat. »Ist gerade fertig.«
»Hoffentlich nicht so scharf gewürzt«, seufzte der Platzwart und setzte sich zu Gunnar.
Als Katja ihm gleich darauf sein Kebab servierte, fragte sie: »Na, wer hat sich denn diesmal über uns beschwert, Eberhard?«
»Ich wette, das waren die Reimanns.« Sybille reichte ihm Besteck und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an.
Statt zu antworten, steckte Eberhard Baumann sich schnell ein Stückchen Fleisch in den Mund und kaute ausgiebig. »Sehr lecker!«, murmelte er.
Aber Sybille konnte es nicht gut sein lassen. »Diese feinen Pinkel sind doch bloß neidisch. Hocken da ewig alleine in ihrer Luxus-Bude rum und schwärzen andere Leute an. Und dann immer dieses steife Sie, wo wir uns hier doch alle duzen. Typisch Wessis!« Sie ließ sich mit ihrem gut gefüllten Teller auf den Klappstuhl fallen, der bedenklich unter ihrem Gewicht nachgab, aber standhielt.
Murat neckte sie grinsend: »Dabei vergisst du, dass Katja und ich als Steglitzer auch Wessis sind, Mama.«
»Ja, ja, wobei deine Frau immerhin aus Köpenick stammt«, erwiderte Sybille kauend. »Aber diese Reimanns sind aus …« Sie hob affektiert die Stimme und machte eine gezierte Geste mit abgespreiztem Finger. »… Charlottenburg.« Alle mussten lachen.
»Apropos Schickimicki«, warf ihr Mann Tobias ein. »Habt ihr schon dieses riesige Wohnmobil da hinten gesehen?« Er deutete mit dem Kopf auf den Weg Richtung See, der hinter einer hohen Hecke verborgen war. »Gigantisch.« In seiner Stimme schwang Bewunderung mit.
»Du meinst die Hymer B-Klasse?«, fragte der Platzwart fachkundig. »Hat heute Vormittag eingecheckt. Pärchen aus Berlin. Sie ist so ’ne aufgetakelte Mittvierzigerin.« Eberhard Baumann zwinkerte Gunnar zu. »Er ein ganzes Stück jünger. Scheint schwer unter ihrem Pantoffel zu stehen. Hatte nüscht zu melden, als es um den Stellplatz ging. Die Auswahl war allerdings sowieso beschränkt, bei dem Riesenteil. Die mussten hier bei euch oben durch die Extrapforte – acht Meter lang und drei Meter hoch. Luxusausstattung. Kriegste nicht unter hunderttausend«, klärte er seine Zuhörer auf. »Nun stehen sie zweite Reihe, hinter dem Zeltplatz. Ging nicht anders. Und für heute Nachmittag ist noch so ein Kaventsmann angemeldet.« Er schob seine Kappe in den Nacken und wischte sich mit der flachen Hand imaginären Schweiß von der Stirn. »Mehr von diesen Dingern passen nicht an den Weg. Alle hübsch hintereinander, damit normale Autos noch durchkommen, wenn die hier ihre Zelte aus- und einladen wollen.«
»Diese Wohnmobile werden immer größer. Wenn ich überlege, wie wir hier damals angefangen haben … Mit den kleinen Zweimannzelten, in die es immer reingeregnet hat, und den gerippten Luftmatratzen, die morgens immer platt waren – was war das gemütlich …«, setzte Gunnar schwärmerisch an, wurde aber von seiner Enkelin Katja unterbrochen.
»Ach Opa, jetzt verklär das doch nicht so. Die haben auf jeden Fall morgens beim Aufstehen keine Rückenschmerzen bei ihrem Glamping.«
»Wat?«
»Glamping. Das ist Camping mit Glamour, also Luxus. Zum Beispiel solche Wohnmobile mit allem Schnick und Schnack. Wasserbetten, Bad mit Massagedusche, Flachbildfernseher, Marmorboden und am besten noch mit integrierter Garage für E-Bike oder Smart. Rollende Paläste.«
Gunnar schüttelte den Kopf. »Also nee … Wozu? Wenn ich Luxus will, dann gehe ich ins Hotel. Und wenn ich Camping will, dann nehme ich ein Zelt.«
»Aber wir haben hier doch auch unsere drei großen Wohnwagen auf dem Stellplatz«, widersprach sein Enkel Sven lachend.
»Das ist was anderes. Eine Art Datsche. Ohne Schnickschnack. Und zum Klo gehen wir immer noch rüber zu den Waschräumen«, meinte Gunnar grinsend und kaute zufrieden.
»Hoffentlich nimmt dieses Schickimicki-Camping nicht überhand. Schließlich sollen auch meine Enkel das entspannte Leben hier genießen können, wenn sie das mal erben.« Sybille deutete mit einer Armbewegung über den kleinen Garten, das Vorzelt und den schon recht abgewohnten Campingwagen.
»Das ist der Lauf der Zeit, liebste Schwiegermama. Den kannst selbst du nicht aufhalten«, wandte Amandla ein. »Und wer weiß, ob die Kinder überhaupt Lust auf Camping haben, wenn sie groß sind?« Sie strich ihrer Tochter Jala sanft über den Kopf.
Die Siebenjährige zwinkerte ihrer Oma komplizenhaft zu und sagte: »Solange es zum Nachtisch Eis gibt, bleibe ich hier!« Dann sah sie ihre Mutter aus großen, braunen Augen beschwörend an.
Amandla lachte auf. »Du kleines Schleckermäulchen.«
»Ja, bitte, Mama! Eis!«, stimmte Matayo sofort ein.
Und seine Cousins, die Teenager Tarek und Karim, begannen auf der anderen Seite des Tisches ihre Eltern zu bearbeiten: »Dürfen wir?«
Die Erwachsenen verständigten sich durch Blicke.
»Okay, ich zahle eine Runde Eis für euch vier.« Murat zog einen Zehn-Euro-Schein aus der Hosentasche und gab ihn dem vierzehnjährigen Tarek. »Aber das Wechselgeld bringt ihr wieder mit«, ergänzte er mit gespielter Strenge.
Die Kinder sprangen auf. Ihr Ziel war Elli’s Imbiß. Die kleine Gaststätte, die in der Mitte des Campingplatzes lag, hatte neben Eis und Kaffee auch Kuchen, Currywurst, Schnitzel, Pommes, Kartoffelsalat, Getränke, Süßigkeiten, Zeitungen und morgens frische Brötchen im Angebot.
Sybille Gerber wandte sich dem Platzwart zu. »Dabei fällt mir ein, Ebi, ich hab gehört, dass Kim im Imbiss alles umkrempeln will. So mit bio und vegan und so. Hat Brigitte Fehrer erzählt. Ist das wahr?«
Eberhard Baumanns Tochter Kim schmiss seit ein paar Monaten die alte Campinggaststätte. Nachdem sie lange als Hotelfachfrau in der ganzen Welt unterwegs gewesen war und zuletzt in Berlin gewohnt hatte, lebte sie inzwischen wieder in Seelinchen, in der Einliegerwohnung ihres Elternhauses. Nach dem Tod ihrer Mutter wollte sie ihrem Vater ein bisschen unter die Arme greifen. Kim war praktisch auf dem Campingplatz am Waldsee aufgewachsen, kannte die eingefleischten Dauercamper und versuchte nun, mit Mitte dreißig, ihr gesammeltes Know-how in die etwas heruntergekommene Gaststätte einzubringen.
»Kimberly will nicht alles ändern, Sybille«, beantwortete Eberhard Baumann ihre Frage. »Nur etwas mehr Pepp reinbringen. Die ollen Plastikstühle und -tische sind ja wirklich hässlich. Und ein paar Salate auf der Speisekarte können doch nicht schaden.« Er versuchte, überzeugend zu klingen. Man merkte ihm jedoch an, dass diese Pläne ihm selbst nicht ganz geheuer waren.
»Aber wieso?«, fragte Gunnar. »Ist doch alles gut, so wie es ist. Warum etwas ändern, das seit Jahrzehnten funktioniert?« Mit einem zufriedenen Lächeln erinnerte er sich: »Was haben wir da für lustige Abende bei Bier und Schnitzel verbracht, als deine Elli noch hinter der Theke stand. Da ging’s immer hoch her.«
»Ja, das waren noch Zeiten …« Der Platzwart räusperte sich, um die wehmütigen Gedanken an seine verstorbene Frau zu vertreiben, und meinte: »Aber mal ehrlich, Gunnar. Wie lange ist das schon her? In letzter Zeit kommen fast nur noch die Kinder, um sich Eis oder Pommes zu holen. Ihr sitzt doch abends auch lieber hier als drüben bei Kim. Der Umsatz geht immer weiter runter.«
»Also, ich finde es toll, wenn Kim den Imbiss ein bisschen aufmischt«, meinte Katja. »Endlich mal ein paar frische Salate und Falafel, statt dem fettigen Kram aus der Fritteuse. Sie könnte auch Smoothies und Tofuschnitzel anbieten …«
»Igitt!«, unterbrach ihr Vater Tobias sie entrüstet. »Karnickelfutter in Elli’s Imbiß? Also nee!«
»Du musst das ja nicht essen, Papa. Aber guck dir doch mal diese ganzen neuen Leute auf dem Platz an. Nicht nur die Kurzzeitcamper mit ihren großen Wohnmobilen oder die Jugendlichen aus Berlin, die hier mit Fahrrädern und Wurfzelten übers Wochenende kommen. Auch bei den Dauercampern gibt es inzwischen einige, die nicht mehr auf Dosenravioli und Currywurst stehen. Da sind bestimmt auch welche dabei, die zwischendurch gern mal eine Bowl bei Kim essen würden.«
»Eine was?«, fragte ihr Vater.
»Na, so eine Schüssel mit frischem Fisch und Gemüse oder so. Das kriegst du inzwischen überall in Mitte und Prenzlauer Berg. So was wollen die Leute essen – gesund und leicht. Passt doch perfekt zum Sommer am See.«
»Also, ich mag Schnitzel«, brummte Gunnar. »Mir reicht schon Kebab als Neuerung. War lecker, Murat.« Er grinste seinen Schwiegerenkel an und wandte sich noch mal an den Platzwart: »Aber rede doch noch mal mit Kim, Ebi. Ist doch alles gut, so wie es ist.« Er klopfte ihm jovial auf die Schulter und erhob sich vom Tisch. »Und jetzt mach ich mein Mittagsschläfchen.« Er zwinkerte seiner Enkelin zu. »So wie immer.«
Damit verzogen er und seine Frau sich in den alten Campingwagen und zogen die Tür, die immer etwas klemmte, hinter sich zu. Der Rest der Familie verabschiedete Eberhard Baumann und ließ sich noch den Obstsalat schmecken, den Amandla aus dem Kühlschrank ihres Campers geholt hatte.
Sybille und Tobias rückten nach dem Essen ihre Liegestühle in den Schatten. Viel Platz war nicht in dem kleinen, vollgestellten Vorgarten.
***
»Was möchtest du trinken, Andromache? Vielleicht stilles, medium oder sprudelndes Mineralwasser? Mit oder ohne Geschmack?« Die Frau in dem leuchtend bunten Kaftan mit farblich passender Holzperlenkette sah ihre fünfjährige Tochter fragend an. »Vielleicht lieber einen Saft? Oder Limonade?«
Das kleine Mädchen drehte schweigend eine lange blonde Haarsträhne zwischen ihren Fingern, kaute konzentriert auf der Unterlippe herum und schien angestrengt zu überlegen. Ihre winzigen Augenbrauen zogen sich kritisch zusammen, während sie unter dem Klapptresendurchgang hindurch auf die diversen bunten Flaschen starrte, die hinter den Glastüren eines hohen Kühlschranks, neben der Fritteuse und einem breiten Herd, aufgereiht standen.
Schließlich stieß sie energisch hervor: »Rhabarber!«
»Eine Rhabarber-Bionade, bitte«, orderte die Frau sofort.
»Ich hab im Moment nur Holunder oder Kräuter«, antwortete Kim Baumann geduldig. Sie stand hinter dem hohen Tresen, der um die Ecke reichte und dessen eine Seite im Sommer zur Terrasse hin geöffnet war. Im Innern der kleinen Gaststätte standen die angejahrten Holztische und -stühle, doch dort saß bei dem schönen Wetter tagsüber selten ein Gast. Deshalb hatte Kim einfach die hohen Barhocker nach draußen an die Theke, unter den kleinen Dachvorsprung gestellt. Doch diese eigenwilligen Gäste wollten sich nicht setzen.
»Möchtest du Holunder, Andromache?«, wandte sich die Frau wieder der Kleinen zu.
»Rhabarber!«, krähte die unerbittlich.
»Die trinkt sie so gerne«, erklärte die Frau und lächelte Kim entschuldigend an, hockte sich vor ihre Tochter und sah ihr in die Augen. »Andromache-Schatz, die haben hier keine Rhabarber-Limonade. Du weißt doch, das hier ist Brandenburg, nicht Prenzlauer Berg. Hier kennen die das nicht. Bestimmt schmeckt dir auch Holunder. Ich meine mich zu erinnern, dass du das neulich in dem Café am Kollwitzplatz hattest.«
»Mag kein Holundaaa!«
»Was möchtest du denn dann?«, begann die Mutter in aller Seelenruhe von vorn, und Andromache fing wieder an, ihre Haare zu drehen und schweigend auf der Unterlippe herumzunagen.
»Vielleicht könnte ich mal eben zwischendurch eine Cola bekommen, bis Ihre Tochter sich entschieden hat?«, meldete sich der Mann, der hinter den beiden wartete, höflich zu Wort.
Er zwinkerte Kim hinterm Tresen zu. Die nickte, griff nach einem Glas, füllte es mit Eis und einer Zitronenscheibe und holte eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank.
»Macht einsfuffzig.« Es zischte, als Kim mit einer geübten Handbewegung den Flaschenöffner ansetzte.
»Will auch Cola!«, krähte das Mädchen prompt.
»Sie können doch nicht einfach meine Tochter übergehen«, echauffierte die hockende Mutter sich, erhob sich und funkelte den Mann entrüstet an. »Andromache agiert sehr selbstbestimmt. Und überlegt so lange sie mag, bis sie zu einer Entscheidung kommt.«
»Cola, Cola, Cola!«, leierte die Kleine jetzt.
»Ich bin ja schon fertig«, antwortete der Mann entspannt, legte zwei Euro auf den Tresen und nickte Kim zu. »Stimmt so.« Dann griff er sich Cola und Glas und setzte sich an einen Plastiktisch unter einen der ausgeblichenen roten Sonnenschirme auf der Terrasse.
Am Tresen zog sich die Diskussion zwischen Mutter und Tochter noch ein paar Minuten länger hin, bis das Mädchen freudestrahlend mit einer großen Eiswaffel herauskam. Die Mutter würdigte den Mann auf der Terrasse keines Blickes, als sie hinter ihrer Tochter hermarschierte.
Kurz darauf schlenderte Kim mit einem Glas Wasser in der Hand heraus. Der Mann lächelte ihr erfreut entgegen.
»Eis geht bei den Kids immer – egal ob aus Sachsen, Brandenburg oder Berlin«, meinte sie grinsend.
»Und große Jungs mögen Cola«, antwortete er lächelnd.
»Ich bin Kim.« Sie reichte ihm die Hand und setzte sich auf den Stuhl, den er ihr einladend zurechtgerückt hatte.
»Leon, auch aus Berlin. Wir sind heute Vormittag angekommen«, erwiderte er. »Echt schön hier.« Er umschrieb mit einer ausholenden Armbewegung den Campingplatz unter den hohen Kiefern. Hinter Bäumen und Wohnwagen glitzerte der See in der Abendsonne.
»Stimmt und mir gefällt es hier auch besser als in der Stadt«, erwiderte Kim. Mit einem zufriedenen Lächeln ließ sie ihren Blick schweifen. Es war friedlich hier, nur leise drang das vergnügte Treiben vom Strand herauf. Die hohen Kiefern, Eichen und Birken rauschten leise im Wind.
Seit ihrer Kindheit hatte sich hier kaum etwas verändert. Die Camper und ihre Wohnwagen auf den festen Stellplätzen waren gemeinsam älter geworden, die Bäume und Büsche gewachsen. Aber die Atmosphäre im Campingparadies war fast so idyllisch wie früher. Leon unterbrach ihre Gedanken.
»Aber die Stadt und ihre schwierigen Zeitgenossen verfolgen Sie bis hier raus …« Er deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung, in der Andromache und ihre Mutter verschwunden waren.
»Ach, nicht alle unsere Gäste aus Prenzlberg entsprechen dem Klischee. Ist auch eigentlich eine ganz nette Familie, haben seit einem Jahr hier einen festen Stellplatz.«
Kim lehnte sich entspannt zurück und betrachtete aus den Augenwinkeln Leons Profil. Sie schätzte ihn auf Mitte, Ende dreißig, also ungefähr so alt wie sie selbst. Sein markantes Kinn, auf dem sich ein dunkler Bartschatten abzeichnete, gefiel ihr. Und die Lachfältchen um seine grün schimmernden Augen.
»Wie kann man sein Kind bloß Andromache nennen?«, seufzte er.
»Die Mutter ist Professorin für Altgriechisch an der Humboldt Uni. Ihr Sohn heißt übrigens Hektor.« Kim lachte auf. Als Leon sie fragend ansah, ergänzte sie: »In der griechischen Mythologie war Andromache die Frau des trojanischen Helden Prinz Hektor.«
»Schräg. Aber das erklärt vielleicht zum Teil, weshalb sich die Kleine wie eine Prinzessin aufführt.« Er grinste.
»Haben Sie Kinder?«, fragte Kim und schob entschuldigend hinterher: »Wobei, das geht mich ja gar nichts an.«
»Ich habe keine Kinder, und wenn, dann würde ich sie nicht mit einem Haufen Entscheidungen über Getränke und auch nicht mit einem derart komplizierten Namen quälen.«
»Sehe ich auch so. Und ich hab übrigens auch keine Kinder.« Beide mussten lachen.
»Nachdem wir das nun geklärt hätten«, meinte er dann, »verraten Sie mir doch, wo man hier abends nett was trinken gehen kann. Gibt’s im Dorf eine Kneipe oder so?«
»Wir haben nur einen Dorfkrug.«
»Hm … Wie lange hat denn …« Er sah hoch und entzifferte das verwitterte Schild über dem Eingang. »… Elli’s Imbiß geöffnet?« Leon schmunzelte. »Warum findet man bloß überall im Osten diese falsche Schreibweise? Susi’s Haarsalon, Mary’s Nagelstudio – Elli’s Imbiß …«
»Keine Ahnung, aber mein Lokal mit Deppen-Apostroph hat bis um acht auf.« Kim lachte. »Der Apostroph ist nicht auf meinem Mist gewachsen.« Sie hob abwehrend die Hände. »Ich finde ihn auch scheußlich, aber laut Duden ist es inzwischen offiziell erlaubt. Meine Mutter hieß Elli, und das war ursprünglich ihr Lokal. Das hieß schon immer so. Damals wusste man es scheinbar nicht besser.« Sie zuckte lächelnd mit den Schultern. »Aber das Schild kommt weg, sobald ich hier mit der Renovierung anfange. Die Plastikstühle auf der Terrasse fliegen als erste raus, und dann nehme ich mir die Speisekarte vor.«
»Ach …« Leon sah sie interessiert an. Ihre energiegeladene Art gefiel ihm.
Sie trug ihre blonden Haare als Bob, und unter dem Pony blickte sie ihn aus warmen, dunkelbraunen Augen freundlich an. Diese Frau in lässigen Jeansshorts und knallorangem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln hatte etwas Entschlossenes und Anpackendes. Er wollte die Unterhaltung unbedingt in Gang halten, um sie noch länger ansehen zu können.
»Dann haben Sie den Imbiss also von Ihren Eltern übernommen?«
»Ja, mein Vater ist hier der Platzwart, und ich unterstütze ihn, so gut ich kann, mit ein bisschen Schreibkram am Computer und dem Lokal.«
»Ach, dann hab ich Ihren Vater heute Morgen beim Einchecken kennengelernt. Er ist, im Gegensatz zu Ihnen, wohl eher der wortkarge Typ?«, fragte Leon.
Kim lachte auf. »Der alte Grummelbär. Wie oft hab ich ihm schon gesagt, er soll bei der Begrüßung neuer Gäste ein bisschen netter und verbindlicher sein.«
»Kein Problem. Er hat uns mit dem übergroßen Wohnmobil immerhin einen schönen Stellplatz, dahinten, fast am See, gegeben«, verteidigte Leon ihn.
»Ach, dann sind Sie das mit der Hymer B-Klasse? Er hat mir erzählt, was da für ein Riesenschiff angekommen ist – acht Meter lang …«
»Ja, gigantisch. Ist aber nicht meins«, wehrte Leon ab. »Das Wohnmobil gehört meiner Schwester. Hat sie sich für einen Südfrankreich-Urlaub angeschafft.«
»Dann sind Sie also nur auf der Durchreise?« Leon meinte, ein wenig Enttäuschung aus ihrer Stimme herauszuhören.
»Nein, nein. Wir bleiben mindestens zwei Wochen lang hier«, versicherte er. »Ich muss zwischendurch immer mal in Berlin nach dem Rechten sehen. Solange sie mich als Chauffeur braucht, ist Südfrankreich gestrichen. Worüber mein Schwesterherz nicht gerade begeistert ist …« Er seufzte auf. »Große Schwestern können ziemlich anstrengend sein.«
»Wenn Sie das sagen … Ich hab leider keine Geschwister.«
Zwischen den Wohnwagen näherte sich zielstrebig eine ältere Frau in Kittelschürze mit einem zusammengeknüllten Dederon-Beutel in der Hand. Kim blickte ihr entgegen und stand auf.
»Da kommt Kundschaft.« Sie sah auf die Uhr. »Wie immer pünktlich um sechs. Das ist Brigitte Fehrer, Rentnerin aus Pankow, die während der ganzen Saison hier in ihrem Wohnwagen lebt. Sie kauft Eierlikör und Geleebananen für ihr Mau-Mau-Kränzchen. Die Ladys treffen sich fast jeden Abend bei ihr und zocken Karten. Eine lustige Truppe, die richtig viel Spaß im Alter hat«, erklärte Kim Leon.
»Könnte am Eierlikör liegen«, erwiderte er grinsend.
»Auch, aber nicht nur.« Sie lächelte ihn an. »Dann sehen wir uns vielleicht morgen wieder? Ab sieben gibt’s frische Brötchen. Und wenn Sie wollen, auch einen starken Kaffee.«
»Das klingt verlockend«, antwortete er. »Vermutlich wird’s aber ein bisschen später. Ich bin kein Frühaufsteher.«
»Kein Problem, dann leg ich Ihnen die Schrippen zurück. Wie viele sollen es sein?« Geschäftig griff Kim nach Block und Stift.
»Äh, also vier Stück sollten reichen. Vielen Dank.« Leon stand auf, stellte sein leeres Glas und die Flasche auf dem Tresen ab und murmelte zögerlich: »Okay, ich geh dann mal.«
Kim nickte ihm zu. »Schrippen sind notiert!«
Leon lächelte Kim noch einmal an und ging an der Rentnerin vorbei die Terrassenstufen hinunter.
»Meine Kleene!«, begrüßte Brigitte Fehrer Kim und stöhnte theatralisch: »Diese Hitze bringt mich noch um. Mein Kreislauf spielt total verrückt. Und den Ischias spüre ich auch wieder.« Sie unterbrach ihr Lamento für ihre Bestellung. »Wie immer: Eierlikörchen und Geleebananen.«
»Gerne, Brigitte«, antwortete Kim freundlich und tauchte geschmeidig unter dem Klappdurchgang hindurch hinter den Tresen.
»Was für ein schmucker Kerl«, flüsterte Brigitte Fehrer Kim beeindruckt zu.
»Wo bleibst du denn?«, fragte Leons Schwester Sophia genervt, als ihr Bruder am Wohnmobil ankam. »Ich musste inzwischen alles alleine machen. Und das mit meinem Bein!«
Vorwurfsvoll deutete sie auf den kleinen Klapptisch und einen hochlehnigen Klappsessel, die sie vor dem riesigen Wohnmobil aufgestellt hatte. Gerade legte sie betont humpelnd das dicke Sitzpolster mit pink-schwarz-farbenem Leopardenmuster darauf und ließ sich stöhnend nieder.
»Deinen Stuhl musst du selbst holen.« Sie zeigte auf den unförmigen grauen, orthopädischen Plastikstiefel, der ihr rechtes Bein wie ein Skischuh umschloss. »Ich bin schließlich verletzt.«
»Tut mir leid, ich hab mich verquatscht«, erwiderte Leon.
»Wo und mit wem?«, hakte sie schroff nach.
»Als ich den Platz erkundet habe, hab ich mittendrin einen netten Imbiss entdeckt und da ’ne Cola getrunken«, antwortete er geduldig. »Ich hab noch ein bisschen mit der Betreiberin gequatscht und uns für morgen früh Brötchen bestellt.«
»So, so. Na, dein Hang zum Küchenpersonal ist ja bekannt …« Sophia sah ihn abschätzig an und spielte mit ihrer Goldkette.
Er überging ihre bissige Bemerkung. »Ich hab mich erkundigt, ob man hier im Ort irgendwo nett was trinken gehen kann, aber es gibt nur einen Dorfkrug.«
»Als ob ich mich in irgendeine Brandenburger Dorfkaschemme setzen würde! Ich habe bei meinem Weinhändler vor Abfahrt ein paar Kisten Chardonnay und Merlot geordert. Wer weiß, womit diese Bauern einen hier vergiften wollen.« Sie schüttelte missmutig den Kopf.
Leon schwieg. Er kannte seine Schwester lang genug, um zu wissen, dass es nur zu endlosen Diskussionen führen würde, wenn er auf ihr übliches Genörgel eingehen würde. Er hatte sich fest vorgenommen, sich seinen ersten Urlaub seit zwei Jahren nicht durch Sophias schlechte Laune vermiesen zu lassen. Sein Plan war, nur so viel Zeit wie nötig mit ihr gemeinsam zu verbringen und ansonsten im See zu schwimmen, zu lesen und vermutlich die eine oder andere Cola in Elli’s Imbiß zu trinken, jetzt, wo er dort Kim kennengelernt hatte. Sie war ein echter Lichtblick in dieser unfreiwilligen Urlaubskonstellation.
»Holst du mir bitte eine Flasche Chardonnay?«, riss Sophia ihn aus seinen Gedanken.
»Was?«, fragte er irritiert.
»Der Wine Cooler ist neben dem Kühlschrank eingebaut.«
Leon betrat das Wohnmobil und sah sich suchend um. Alles war nagelneu, die Wände mit edlem, dunklem, hochglänzendem Holzfurnier verkleidet, die breiten Sessel im Wohnbereich um einen ovalen Tisch waren mit eierschalenfarbenem Leder bezogen. Der helle Fußboden glänzte. So viel Luxus auf so engem Raum machte Leon aufs Neue sprachlos. Dieses Ambiente hatte weder etwas mit seinen Campingerfahrungen als Jugendlicher noch mit seiner Dreizimmerwohnung in Berlin gemein. Zu seiner Schwester passte es allerdings perfekt.
Sophia Behrend lebte als gut verdienende Maklerin in Schmargendorf und hatte gerade erst ihren zweiten Mann in die Wüste geschickt. Stattdessen hatte sie sich spontan dieses Luxusgefährt angeschafft. Mit dem überdimensionierten Trostpflaster für die gescheiterte Beziehung hatte sie an die schicke Côte d’Azur reisen wollen – zum Glamping zwischen Monaco, Nizza und Cannes. Doch dann passierte dieser dumme Unfall. Leicht angetrunken war sie auf einer Party mit ihren hohen Louboutin-Pumps umgeknickt. Dabei war ein winziges Stückchen Knochen am rechten Fuß abgesplittert, was ihr für die nächsten sechs Wochen diesen unförmigen Orthopädiestiefel bescherte, mit dem sie zwar herumhumpeln, aber nicht Auto und schon gar nicht dieses Wohnmobil fahren konnte.
Obwohl sie sehr um ihren zukünftigen Ex-Mann geworben hatte, hatte der sich kategorisch geweigert, doch noch mit ihr Urlaub zu machen, sodass schließlich nur eine Option übrig blieb – ihr kleiner Bruder. Es hatte auch in seine Richtung ein bisschen Druck gebraucht, bis sie ihn so weit hatte, sein geliebtes Restaurant Chino eine Weile seinen Mitarbeitern zu überlassen und mit ihr zu verreisen. Erst ihre unterschwellige Drohung, den Kredit, den sie ihm für den Umbau seines Lokals gegeben hatte, zurückzufordern, hatte ihn schweren Herzens zusagen lassen. Der Kompromiss, den sie dafür eingehen musste, nagte allerdings heftig an ihr: Brandenburg statt Côte d’Azur! Was für eine Blamage. Sie hatte keinem ihrer Bekannten verraten, wo sie die nächste Zeit zwangsläufig verbringen würde.
Leon hatte bisher praktisch nur die Fahrerkabine des Wohnmobils gesehen und den enormen Kofferraum, der genügend Platz für das Gepäck einer zehnköpfigen Familie oder einen Kleinwagen bot. Doch der Stauraum war nichts im Vergleich zum Innenleben. Im hinteren Bereich war Sophias Schlafzimmer mit breitem Queensize-Wasserbett. Leon selber würde abends die Fahrerkabine zum Schlafplatz mit einem richtigen Bett umfunktionieren. Es gab eine Toilette mit Waschbecken und eine Duschkabine mit gläserner Tür. Alles war funktional auf knapp zwanzig Quadratmetern eingerichtet. Viel Platz für ein rollendes Luxusheim, aber schrecklich eng für zwei so unterschiedliche Charaktere wie Leon und Sophia.
Wie er diese ungewollte Nähe tagelang mit seiner fast fünfzehn Jahre älteren Schwester aushalten sollte, wusste er nicht. Aber irgendwie würde es schon gehen. Zumindest, solange genügend Wein vorrätig war. Er nahm eine Flasche Chardonnay aus dem Weinkühlschrank, zwei passende Gläser und trug alles nach draußen.
Während Sophia einschenkte, holte er seinen Sessel aus einem der Gepäckfächer und setzte sich zu ihr. Schweigend blickten beide vorbei an den igluförmigen Zweimannzelten nur wenige Meter vor ihrem Stellplatz, Richtung See. Eine leichte Brise zeichnete winzige Wellen auf das Wasser. Vom Nichtschwimmerbereich, ein Stückchen entfernt, hörte man noch fröhliches Planschen und Lachen, untermalt von leisen Loungeklängen aus den Zelten. Sonst war es ruhig.
Leon suchte nach einem unverfänglichen Gesprächsthema, doch ihm fiel nur eines ein – die wunderbare Abendstimmung am See. »Herrlich friedlich hier.«
»Wenn man das Kindergeplärre und diese grässliche Musik ignoriert, geht’s«, antwortete Sophia und machte eine abfällige Handbewegung zu den kleinen Zelten.
»Wir sind auf einem Campingplatz. Da lebt man nun mal dicht an dicht. Was hast du erwartet?«
»In Südfrankreich wäre das Publikum sicher sehr viel kultivierter«, erwiderte sie herablassend.
»Ich hatte dir vorgeschlagen, einen Fünfsterne-Luxusurlaub mit Flug und Hotel in Frankreich zu buchen. Dann hätte ich das Chino nicht meinen Mitarbeitern überlassen müssen. Aber du wolltest ja auf Teufel komm raus mit deinem neuen Wohnmobil los. Mit mir als Fahrer.« Er versuchte ein verbindliches Lächeln. »Jetzt lass uns das Beste aus der Situation machen und nicht in einer Tour meckern. Entspann dich, Sophia. Hier ist es wirklich sehr schön.«
Sie seufzte dramatisch auf, lenkte dann aber ein. »Ja, ja … Ich versuch’s ja. Zumindest werde ich in meinem Wasserbett gut schlafen.«
»Siehst du, das ist doch schon einmal etwas, worüber du dich freuen kannst.« Leon prostete ihr erleichtert zu. Der Wein schmeckte hervorragend. Vielleicht würde es ja doch ein erholsamer Urlaub werden. Er lehnte sich zurück, blickte über den See und freute sich auf den nächsten Tag. Dann würde er Brötchen holen und Kim wiedersehen.
***
»Zack, zwei ziehen!« Brigitte Fehrer knallte die Kreuz-Sieben mit der Attitüde eines Profispielers im Western-Saloon auf den Tisch und blickte die Frau neben sich, die Mühe hatte, ihren dicken Kartenfächer in einer Hand zu halten, triumphierend an.
»O nein, nicht noch mehr«, stöhnte Elisabeth Möhlke theatralisch und begutachtete mit gefurchter Stirn ihr Blatt. »Ich hab praktisch alles, aber keine Sieben zum Stechen!« Kopfschüttelnd nahm sie zwei weitere Karten vom Stapel. Dann griff sie seufzend nach dem zierlichen Likörglas vor sich und trank einen kräftigen Schluck.
Ihre drei Mitspielerinnen prosteten ihr aufmunternd zu, bevor sie selber ihre Gläser leerten. Brigitte schenkte sofort wieder ein.
Es war die übliche Frauenrunde, die sich, wie fast jeden Tag, nach dem Abendbrot, das jede für sich im eigenen Wohnwagen aß, zur gewohnten Mau-Mau-Runde bei Brigitte Fehrer eingefunden hatte. Die vier Frauen, die da einträchtig unter dem orange-rot-gestreiften Vorzelt saßen, waren alle über siebzig, »glücklich verwitwet«, wie sie es selbst nannten, kannten sich seit Jahrzehnten und verbrachten den größten Teil des Sommers auf dem Campingplatz am Waldsee.
Während des Kartenspiels, dessen Ausgang keine von ihnen sonderlich ernst nahm, wurde stets der neueste Klatsch und Tratsch durchgehechelt. Egal, ob es um die dramatischen Ereignisse in den europäischen Königshäusern ging, Hochzeiten und Scheidungen in Hollywood, oder darum, wer mit wem, und was auf dem Campingplatz passierte – alles wurde allabendlich ausgetauscht und voller Inbrunst diskutiert.
Während Elisabeth Kreuz bediente, erregte sich Bertha Vogt zum wiederholten Male leidenschaftlich über den royalen Nachwuchs, als spräche sie von ihren eigenen Enkeln: »Harry und seine Meghan haben da in Amerika ja sechzehn Badezimmer in ihrer Riesenvilla. Sechzehn!« Sie machte eine dramatische Pause und sah mit missbilligend hochgezogenen Augenbrauen in die Runde. »Wer bitte braucht denn so viele Badezimmer?«
»Vielleicht ist da schon wieder was Kleines unterwegs?«, mutmaßte Margret Schmitz.
»Na, die werden doch sicher auch mal Gäste haben«, gab Elisabeth ihre Theorie zum Besten. »Meghan kennt doch diese ganzen Hollywoodstars. Wenn der George Clooney mit seiner Amal und den Kindern übers Wochenende kommt, zum Beispiel. Die waren doch auch schon auf der Hochzeit damals. Na, und dann brauchen die ja ihre eigenen Duschen. So ist das in Amerika eben. Nicht wie hier, wo man mit Duschmarke in den Waschraum geht.«
Bertha schüttelte nicht überzeugt den Kopf und holte tief Luft. »Aber sechzehn …!«
»Apropos Waschräume«, unterbrach Brigitte. »Die drei Jungs von den Zielkes hinten auf Stellplatz D 22 haben gestern die Duschen unter Wasser gesetzt. Sie sollen Handtücher in den Abfluss gestopft haben und dann laufen lassen. Zum Glück hat Ebi das noch rechtzeitig entdeckt.«
»Das war doch keine Absicht! Die hatten bloß ein Handtuch vergessen«, verteidigte Margret die vermeintlichen Übeltäter. »Hat mir Karin Zielke erzählt.«