Maddrax 607 - Lucy Guth - E-Book

Maddrax 607 E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Matts nächstes Etappenziel auf dem Weg nach Bogotá ist Macas, Ecuador. Die im Amazonasgebiet gelegene Stadt ist verlassen und wurde fast vollständig vom Dschungel und wilden Tieren zurückerobert. Umso merkwürdiger, dass ein einzelnes Haus auf einer Anhöhe elektrisch beleuchtet ist. Matt will dem auf den Grund gehen und stößt auf die seltsamste Wohngemeinschaft aller Zeiten - und auf eine unerwartete Folge der Schockwelle, die im Jahr davor das letzte Portal in Afra aufgerissen hat...


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Seitenzahl: 153

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Das Haus auf dem Hügel

Leserseite

Cartoon

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 schlägt ein gewaltiger Komet auf der Erde ein. Die Druckwelle trifft auch drei Jets, die die Auswirkung beobachten sollten. Der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, kann in den Alpen notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber.

Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, ermöglichte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, eine Übersiedelung. Der vermeintliche Komet war eine Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Flora mutieren und die Menschen verdummen lässt.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben –, kämpft gegen die Daa'muren und stößt auf Parallelwelt-Areale, die überall auf der Erde aufbrechen. Sie sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst mit seinen Daa'muren weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.

Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden den havarierten Gleiter. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley, die verrückte Freundin seines verstorbenen Erzfeindes Jacob Smythe.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. Inzwischen wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Sie versuchen zu fliehen, doch nur die Fremde entkommt. Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Bei der Kontaktaufnahme mit einem Indiostamm, der den Schwarm kontrollieren soll, stellen sie fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Er wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Auf der Suche nach einem Fungizid fährt er los, Richtung Bogotá...

Das Haus auf dem Hügel

von Lucy Guth

2551

Die Schockwelle ließ das Haus in seinen Grundfesten erbeben. Es erzitterte – und erwachte aus Jahrhunderte langem Schlaf. Zunächst war es desorientiert. Wie viel Zeit war vergangen, seitdem Menschen es gewagt hatten, durch seine Tür zu treten? Und – wo waren die Menschen? Warum war es allein? Schon wieder allein... Die tiefe Qual der Einsamkeit durchdrang seine Strukturen. Es wollte nicht allein sein. Es würde etwas daran ändern müssen...

PROTO rollte über eine Hügelkuppe, und durch das kleine Sichtfenster bot sich Matthew Drax ein beeindruckender, wenngleich auch deprimierender Anblick: In einer großen Senke erhoben sich zahlreiche Ruinen, zum größten Teil kaum noch als Häuser zu erkennen. Obwohl die Natur in den vergangenen fünfhundert Jahren ganze Arbeit geleistet und sich das Gelände zurückerobert hatte, war deutlich zu erkennen, dass Macas einst eine Kleinstadt gewesen war. Über zwanzigtausend Menschen hatten hier gelebt, ehe »Christopher-Floyd« eingeschlagen war.

Vielleicht war das Leben auf dieser dem Einschlag fast entgegengesetzten Seite der Erde sogar noch eine Weile halbwegs normal verlaufen – ein paar Tage hatten die Menschen sicher die Druckwelle, den Feuersturm und die gigantische Flutwelle überlebt, in Bunker sogar für längere Zeit. Allerdings war Matt in dieser Region keine Bunkergemeinschaft bekannt.

Was auch immer hier abgelaufen sein mochte: Von der Stadt Macas war nichts mehr übrig außer Ruinen.

Dennoch stellte sie Matts nächstes Zwischenziel dar. Er hatte dreihundertzweiundachtzig Kilometer über marode Pisten zurückgelegt, seit er Loja verlassen hatte, und er brauchte dringend eine Pause. Dazu frisches Wasser und frische Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Der Tod von Donna Quixante steckte ihm noch in den Knochen.* Er hatte gehofft, die psychisch angeschlagene letzte Überlebende von Loja mitnehmen zu können, um während der weiteren Fahrt auf sie einzuwirken. Das hatte sie mit ihrem Freitod verhindert. Das Trauma, schuld zu sein am Tod Hunderter Einwohner, hatte sie letztlich dazu getrieben.

Bedächtig steuerte Matt den Amphibienpanzer einen Abhang hinunter bis zum Rand der Ruinen. Es sah nicht so aus, als ob er auf Einwohner treffen würde. Als er vor den Überresten eines Bauernhauses am Stadtrand einen Brunnen ausmachte, hielt er an. Zwar waren PROTOs Tanks gut gefüllt, aber ihr Inhalt war lauwarm vom Sonnenglast. Es ging nichts über kaltes frisches Wasser.

Über die hintere Rampe verließ er PROTO und streckte sich. Die lange einsame Fahrt in dem Amphibienfahrzeug machte ihn mürbe. Matthew merkte, dass er schon viel zu lange nicht mehr alleine unterwegs gewesen war.

Aruula, wo steckst du nur?, dachte er wehmütig. Die Sorge um seine verschwundene Gefährtin trieb ihn um. Sie waren ein Team, und ohne sie fühlte er sich nicht komplett. Daran hatte Haaleys Gesellschaft nichts ändern können – natürlich nicht! Die verrückte Biisch war alles andere als eine adäquate Vertretung für die Frau, die er seit Jahrzehnten liebte.

Doch nach der einsamen Fahrt und den Erlebnissen in Loja vermisste Matt sogar Haaley, die im Dorf der Ameisen hatte zurückbleiben müssen. Er würde sie erst freibekommen, wenn er dem Ameisenvolk Mabuta eine Chemikalie gegen den Pilz beschaffte, der es bedrohte. Ob es ihm gelingen würde, in Kolumbien ein Fungizid aufzutreiben, stand in den Sternen. Er hatte die Hoffnung, in der ehemaligen Drogen-Hochburg Bogotá auf Lagerbestände zu stoßen.

»Einen Schritt nach dem anderen«, murmelte Matt und ging auf den Brunnen zu. Er zog prüfend an dem verrotteten Seil, das in der Winde hing. Sehr vertrauenerweckend sah es nicht aus; aber er wollte ja auch nicht daran herumklettern, sondern nur einen Eimer Wasser heraufziehen.

Die Winde quietschte erbärmlich und war so schwergängig, dass Matt seine Muskeln ganz schön anstrengen musste, doch schließlich tauchte schaukelnd ein Eimer am Rand des Brunnens auf. Das Wasser war klar und kühl und schien völlig in Ordnung zu sein, also löschte Matt seinen Durst.

Nun brauche ich nur noch einen Platz zum Rasten, wo ich ein Lagerfeuer entzünden kann, dachte er. Aus Loja hatte er vakuumverpacktes Fleisch und Fisch mitgebracht, dazu alle Gewürze und Soßen, die er für ein Barbecue benötigte.

So ausgestorben, wie sich Macas ihm darbot, würde es nicht schwer sein, ein geschütztes Plätzchen zu finden.

Mit PROTO drang er tiefer in die Ruinenstadt vor. Er entdeckte eine Ansammlung von Sträuchern, an denen orangefarbene Früchte hingen. Wenn sie essbar waren, würden sie eine willkommene Alternative zu den Konserven darstellen, die er gebunkert hatte.

Also hielt er an und stieg aus, um sich die Sträucher näher anzusehen. Er musste sich strecken, um an die prallen Früchte zu gelangen. Unter der gummiartigen Schale fand er durchscheinenden, gelblich-grünen Gelee und braune Samen. Der Gelee duftete aromatisch, und Matt kostete vorsichtig. Durchaus schmackhaft, wenn auch ziemlich sauer. Er nahm die Frucht mit, um sie zu analysieren. Er glaubte zwar nicht, dass sie giftig war, aber er konnte auch auf unangenehme Effekte wie Durchfall verzichten.

Das Ergebnis stimmte ihn zufrieden; die Früchte waren essbar. Also stopfte er ein paar davon in die Tragetasche, die er mitgenommen hatte. In der Nähe entdeckte er Bananenstauden und machte auch dort reiche Ernte.

Ein Rascheln zwischen den Sträuchern ließ ihn herumfahren. Seine Hand fuhr an seine Waffe – vollkommen nutzlos, denn der Laser-Aufsatz der Kombi-Pistole funktionierte im Umkreis von PROTO ohnehin nicht, wegen des roten Diamanten. Den Driller hatte er im Panzer gelassen. Zwar war ihm die Stadt verlassen vorgekommen, doch vielleicht hatte er sich geirrt und es gab doch Siedler oder andere Menschen hier.

Es war jedoch kein Mensch, der schnüffelnd und grunzend zwischen den Sträuchern auftauchte, sondern ein felliger Vierbeiner mit einer langen, rüsselartigen Nase.

Ein Ameisenbär – aber ein ganz schön großer!, dachte Matt halb erleichtert, halb erstaunt. Er entspannte sich. Von einem Ameisenbären ging wohl kaum Gefahr aus. »Sorry, Kumpel, ich habe hier kein Fresschen für dich.«

Als hätte er ihn verstanden, steigerte sich das Brummen des Ameisenbären unvermittelt zu einem Knurren. Das Tier hob den Rüssel, und Matt erkannte, dass sein faustgroßes Maul von nadelspitzen Zähnen gesäumt war. Ehe er reagieren konnte, schoss eine hellrosa Zunge daraus hervor – und wickelte sich um seinen Hals.

Matt wurde von der Schnelligkeit und Reichweite völlig überrumpelt. Innerhalb von Sekunden schnürte ihm die Zunge die Luft ab. Er hob die Hände und zerrte an dem Muskel, der sich warm, pulsierend und glitschig anfühlte. Mit einem Ruck zog der Ameisenbär Matt zu sich heran und riss ihn von den Füßen.

Matt röchelte und zerrte weiter an der Zunge. Dunkle Punkte tanzten vor seinen Augen, während der zahnbewehrte Rüsselmund immer näher kam.

Verzweifelt tastete Matt nach seiner Waffe – und bekam eine der gelben Früchte zu fassen. Im gleichen Moment spannte sich die Zunge noch mehr. Vor Schmerz zerquetschte Matt die Frucht in seiner Faust und griff abermals nach der Zunge, um den Zug zu mildern.

Etwas Unerwartetes geschah: Der Ameisenbär quiekte erschreckt, seine Zunge löste sich. Wie ein Gummiband schnalzte sie zurück in das Maul. Noch einmal knurrte das Tier, bleckte die Zähne – was ziemlich absonderlich aussah – und tappte dann ins Unterholz zurück.

Japsend setzte Matt sich auf. Eigentlich sollte ich mittlerweile wissen, dachte er ärgerlich über sich selbst, dass jedes Tier eine Gefahr darstellen kann in dieser von Mutationen beherrschten Welt.

Nach diesem Erlebnis wollte er nicht länger zwischen den Ruinen bleiben. Ich brauche eine Unterkunft, aber nicht hier.

Matt schulterte die Tragetasche und schlug den Weg zurück zu PROTO ein. Sicher würde er für einige Tage rot-lila Male am Hals zurückbehalten.

Ehe er weiterfuhr, kletterte er mit einem Binokular auf PROTOs Dach und beobachtete die Umgebung. Weitere Ameisenbären entdeckte er nicht, auch keine anderen Anzeichen von tierischem Leben. Die Ruinen wuchsen vom Talkessel aus an den Hängen der umgebenden Hügel empor. Früher musste das ein recht malerischer Anblick gewesen sein; heute hatte es eher etwas Trostloses.

Beim Schwenken des Fernglases fiel Matt ein Gebäude auf, das sich von den anderen abhob. Die aus Holz erbaute Villa stand einsam auf einem der Hügel und war im Gegensatz zu den anderen keine Ruine. Zwar hatte der Zahn der Zeit die Farbe abgeknabbert, aber im Gegensatz zu den Ruinen schien es gut in Schuss zu sein – und für ein Nachtlager sicher geeignet. Vielleicht fand er dort ja sogar einen Herd, auf dem er das Fleisch braten konnte.

Matt setzte das Binokular ab und stieg zurück in den Amphibienpanzer. Diese Villa würde er sich genauer ansehen.

Forschungstagebuch von J. Andrade, 11. Juli 1984

Mein Name ist Joaquin Andrade, und ich lege diesen Forschungsbericht aufgrund unseres neuen Projektes in Macas an. Am heutigen Tag beziehen wir das Domizil, in dem wir unsere gemeinsamen Forschungen bezüglich temporaler Manipulationen vorantreiben wollen. Grundlagen unserer Forschungen sind natürlich die Arbeiten von Minkowski, Einstein und Johnson, dessen Theorie besagt, dass die Zeit dem Raum viel ähnlicher ist als bislang angenommen.

Wir planen, mit Masse und Energie zu experimentieren und die Grenzen der physikalischen Realität auszutesten. Mein Ziel ist es, die allgemeine Relativitätstheorie mit der anderen großen Säule der Physik des 20. Jahrhunderts in Einklang zu bringen: der Quantenmechanik, meinem Fachgebiet.

Natürlich haben wir alle, die wir an diesem Projekt teilnehmen, bereits zu diesem Thema geforscht. Allerdings ist uns gemeinsam, dass unsere Forschung in den relevanten Kreisen der Wissenschaft im besten Fall belächelt, im schlimmsten Fall verspottet wird. Dies wollen wir ändern. Und zwar nicht nur, indem wir die Existenz sogenannter geschlossener zeitartiger Kurven beweisen; das hat Willem Jacob van Stockum bereits 1937 getan. Dazu gibt es jedoch verschiedene Ansätze, die wir verfolgen wollen. Zum einen die Ideen von Schwarzschild, der als erster eine exakte Lösung für Einsteins Gleichungen fand und die seltsamen Effekte eines schwarzen Lochs beschrieb.

Meine Frau Perdita ist Mathematikerin und spricht sich eher für den 1963 von Roy Kerr eingeschlagenen Weg aus; dazu müssten wir die Kerr-Raumzeit in der Nähe von Schwarzen Löchern stabil halten.

Ich glaube, dass es eine Lösung zu den einstein'schen Feldgleichungen geben muss: durchquerbare Wurmlöcher. Diese würden Zeitreisen in realistischen Modellen des Universums ermöglichen, etwa in einer Schwarzschild-Umgebung.

All das sind Dinge, die es zu erarbeiten gilt. Mir steht ein exzellentes Team zur Verfügung. Dazu gehören die beiden amerikanischen Physiker Noah und Josh – ich werde an dieser Stelle auf Wunsch der anderen vorerst auf ihre vollen Namen verzichten. Erst wenn wir auf Erfolge zurückblicken können, sollen sie in einem ausführlichen Forschungsbericht genannt werden, inklusive der individuellen Beiträge zu unserem Fortschritt.

Josh und Noah werden mit Sicherheit einen großen Anteil daran haben, denn sie sind trotz ihrer Jugend – beide sind knapp dreißig Jahre alt – wahre Koryphäen auf ihrem Gebiet. Es ist eine Schande, dass ihr Genie an ihrer Alma Mater keine Anerkennung findet – und ein umso größeres Glück, dass wir uns auf einem Kongress in Berkeley kennenlernten. Sie waren begeistert von der Idee, unser Projekt in privatem Rahmen umzusetzen, finanziert durch Eigenkapital und Gönner.

Und hier sind wir nun.

Josh war es auch, der mich auf die Arbeit einer jungen, vielversprechenden Ingenieurin aus Frankreich namens Lucette aufmerksam gemacht hat. Es ist eine Schande, dass sie kein komplexeres Studium in Erwägung gezogen hat, sondern sich mit dem Ingenieurstudium begnügte – das Potenzial zu Höherem hätte sie auf jeden Fall. Ich hoffe, wir können es hier am Rand von Macas ausschöpfen.

Das bringt mich zu Manuel. Ich kenne ihn von der Universidad Central del Ecuador in Quito, an der wir beide Ingenieurwissenschaften, Physik und Mathematik studiert haben, ebenso wie Perdita. Manuel ist Teammitglied, gleichzeitig jedoch einer der von mir erwähnten Gönner. Ihm gehören nämlich das Grundstück und das Haus, das wir derzeit beziehen. Er hat es von seinem Großonkel geerbt, was ihm diese Großzügigkeit erlaubt. Er ist etwas aufbrausend, was sicher daran liegt, dass seine Mutter Amerikanerin war; aber seine wissenschaftlichen Ambitionen sind nicht geringer als meine.

Ich gebe zu: Als ich das erste Mal vor der Villa stand, war ich etwas enttäuscht. Sie ist kleiner, als ich vermutet habe, und ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie für unsere Zwecke geeignet sein könnte. Lediglich zwei Stockwerke, verspielte Erker – das war nicht das, was ich mir gewünscht hatte.

Wie üblich war es Perditas unverbrüchlicher Optimismus, der mich dazu brachte, einen Versuch zu wagen.

Nun, da wir den Großteil unserer Ausrüstung hineingeschafft haben, bin ich etwas optimistischer. Es passt tatsächlich alles hinein, das Labor ist überraschend groß und geräumig, und Viktor ist regelrecht euphorisch, was die Substanz des Gebäudes angeht. Er meint, es sei sehr gut geeignet, um seine technischen Ideen umzusetzen.

Viktor ist ein hervorragender Programmierer, der uns hier eine hochmoderne technische Umgebung und beste Voraussetzungen für wissenschaftliche Untersuchungen auf dem neuesten Stand schaffen wird. Auch Lucette ist sehr angetan von den Möglichkeiten, die sie mithilfe von Viktor entwickelt.

Während wir noch Kisten schleppen, stecken die beiden schon halb in irgendwelchen Wänden und verbauen ihre technischen Spielereien. Ich bin nicht ganz sicher, wie viel davon tatsächlich für unser Projekt erforderlich ist, aber sie versichern mir glaubhaft, dass alles, was sie tun, unsere Arbeit erleichtern wird. Ich will das doch schwer hoffen, schließlich haben wir alle unsere Ersparnisse zusammengekratzt, um dieses Forschungsprojekt zu ermöglichen.

Noch bin ich nicht sicher, ob Perdita unserer Aufgabe die erforderliche Konzentration schenken kann, denn sie hat darauf bestanden, dass unsere Tochter Mimosa mit uns nach Macas zieht.

Natürlich ist ein physikalisches Forschungsprojekt nicht der geeignete Ort für eine Dreijährige; das habe ich Perdita auch versucht zu erklären. Mir wäre es lieber gewesen, unsere Tochter wäre bei meinen Eltern in Quito geblieben. Dort hätte ihr eine exzellente Vorschule zur Verfügung gestanden. Hier wird sie uns sicher nur im Weg sein. Ich bin ja bereits in unserer alten Wohnung ständig über ihr Spielzeug gestolpert; wie wird das in dieser Villa sein, in der wir noch mit vielen anderen Menschen zusammen leben werden? Zumindest hat sie ein eigenes Zimmer, was ich bei der Planung nicht erwartet hätte.

Wenn alles nach Plan verläuft, können wir bereits morgen mit unseren Forschungen beginnen, die natürlich zunächst im kleinen Stil angelegt sind. Wenn sich erste Erfolge einstellen, werden wir mit weiteren Mitteln aus den Töpfen unserer Gönner rechnen können.

Videotagebuch von Perdita

Aufblende. Ein zweistöckiges Haus auf einem saftig-grünen Hügel kommt ins Bild. Es ist aus hellem Holz erbaut; die Säulen auf der Eingangsveranda sind von Efeu umrankt. Es hat ein auffälliges Dach mit violetten Schindeln. Auch die Fensterrahmen sind bunt, in verschiedenen Pastellfarben gestrichen.

»Da ist es, unser Häuschen«, sagt eine melodische Frauenstimme auf Englisch mit einem starken spanischen Akzent. »Ist es nicht hinreißend? Es gehört Manuel, aber er ist nicht für die witzige Farbgebung verantwortlich. Das war wohl sein Großonkel Juan, dem ›Casita‹ vorher gehört hat. Er war wohl ein bisschen exzentrisch, sagen die Leute in Macas. Er hat nicht viel mit ihnen zu tun gehabt, sondern sehr einsiedlerisch gelebt. Mir gefällt es.«