Maddrax 419 - Lucy Guth - E-Book

Maddrax 419 E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Eine Kooperation mit Professor Dr. Jacob Smythe - kann das funktionieren? Solange er sich nicht an seine Vergangenheit auf der Erde und seine Feindschaft zu Matthew Drax erinnert - durchaus. Schließlich ist er dabei, sich in der Hierarchie Binaars ganz nach oben zu kämpfen. Er könnte das Ticket zum Ringplaneten für Matt und Aruula werden...

... wenn er tatsächlich seine Erinnerungen verloren hätte. Die beiden ahnen nicht, dass Smythe ein grausames Spiel mit ihnen plant. Ein Spiel, das zwar auf Binaar ausgetragen werden soll - aber in einer holografischen Welt, die ihnen im ersten Augenblick vertraut scheint, aber ganz anders ist...

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Seitenzahl: 144

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Das Schwarze Haus

Leserseite

Die MADDRAX-Zeittafel

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Lucy Guth

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2485-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Sie finden sich auf dem Mond Terminus in der Stadt Toxx wieder, wo ein Psi-Feld alle Sprachen übersetzt – und sie gleichzeitig ihr früheres Leben vergessen lässt! Die Wurmloch-Anzüge schützen vor dieser Strahlung; das erfahren die beiden, als sie das Wolfsmädchen Kra’rarr treffen, das Xaanas Anzug besitzt. Xaana und der Roboter Jacob Smythe – Matts Erzfeind – gingen Monate vor ihnen durch das Wurmloch.

Immer wieder werden Bewohner von den „Friedenswahrern“, die in einem Turm im Zentrum der Millionenstadt residieren, abgeholt. Matt will mehr erfahren und ahnt nicht, dass sie von dem Religionsgründer „Hochwürden“ ausspioniert werden. Er hilft den Menschen mit einem „Zeitgift“, das extrem beschleunigt, einer Falle der Tauchergilde zu entkommen.

Bei einem unterirdischen Fluss geraten Matt und Aruula in einen Kerker, wo das mächtige Volk der Saven eingesperrt wurde. Sie selbst können entkommen, doch die Saven installieren unbemerkt ein Quantenbewusstsein in Aruula, das beim Kontakt mit den Friedenswahrern in Aktion treten soll. Als sie endlich in den Turm gelangen – wo sie alle Erinnerungen an die Erde verlieren – öffnet der „Schläfer“ in Aruula den Kerker der Saven. Danach schickt er die beiden zum Wassermond Aquus, wo sie sich mit dem Probanden Mi-Ruut zum Südpol aufmachen. Unterwegs treffen sie auf Hydree, eine Rasse, deren Nachkommen heute auf der Erde leben. Die Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen wieder, die nur blockiert wurden. Auf der Insel Assala werden sie von einer magnetischen Anlage festgehalten, bevor sie sich befreien und mit einer Ladung Mintan, das sie von einer Gruppe Polatai „geerbt“ haben, weiterreisen. Am Südpol gelangen sie mit der Hilfe eines Hydree in den dortigen Transferturm – und erfahren, dass sie nicht zum Ringplaneten reisen können, wohl aber zum Mond Binaar, auf dem der Smythe-Roboter gelandet sein dürfte. Sie wagen den Transfer, und hinter ihnen sprengt der Hydree den Turm.

Auf Binaar werden sie getrennt. Während Matt zu den Bios gesperrt wird, die den Cyborgs als Ersatzteillager dienen, gerät Aruula an den Avatarkörper eines Friedenswahrers, der in den Menschen Potenzial sieht und ihnen hilft, dann aber vom Smythe-Roboter übernommen wird …

Das Schwarze Haus

von Lucy Guth

Die Meldung, die in Kea/Logs Optik blinkte, war eindeutig: „Gefahr! Zwei unbekannte Aggressoren identifiziert!“ Diese zusätzliche Information hätte der Cyborg nicht benötigt. Die achtbeinigen, bepelzten Wesen, die ihn durch die fünfeckige Arena jagten, waren ohne Zweifel Aggressoren. Bislang hatte er ihnen ausweichen können, doch nun leuchtete im Sichtfeld eine weitere Statusanzeige auf: Seine Energie neigte sich dem Ende zu.

Kea/Log verharrte und wandte den Kopf. Wenn er nur für einige Zentos ruhen könnte, um seine Aggregate etwas zu regenerieren. Doch da schob sich ein weiterer, bepelzter runder Körper in den Erfassungsbereich seiner Sensoren. Und eine weitere Warnung erschien: „Dritter Aggressor gesichtet!“

Kea/Log warf sich herum und rannte weiter. Er musste Zeit gewinnen – Zeit, um seine Energiespeicher wieder aufzuladen. Wie bei den Monden war er nur in diese verzweifelte Lage geraten?

Noch vor einer Rotation war er auf dem besten Weg gewesen, die Spitze in der Hierarchie von Binaar zu erreichen. Er hatte den Gipfel der Macht fast erklommen, so gut wie alle Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Und nun war er hier und kämpfte um seine Existenz wie ein Nagetier auf der Flucht vor dem Fressfeind.

Schon wieder tauchte aus dem Zwielicht eine glatte Mauer vor ihm auf. Er hörte die Humanoiden jubeln, änderte erneut die Richtung und rannte an der Mauer entlang. Fünf Seiten besaß die seltsame Arena, in der er gefangen war, doch eine Tür hatte er bislang noch nicht entdeckt. Zwar gab es im unteren Bereich Fenster, doch die waren zugemauert.

Kea/Log legte den Kopf in den Nacken und suchte die Wände im oberen Bereich nach einem Ausweg ab. Sie waren von einer Brüstung begrenzt. Dicht an dicht drängten sich die seltsamen Humanoiden, um ihm bei seinem Kampf zuzusehen. Obwohl sie definitiv lebende Bios waren, wirkten sie wie tot, und auch seine Positronik sendete ihm verwirrende Signale – vielleicht war auch sie beim Aufprall beschädigt worden. Doch was auch immer diese Wesen waren: Von ihnen hatte er keine Hilfe zu erwarten. Sie hatten ihn schließlich von der Mauer gestoßen.

Beim Aufprall in der Arena war die Mechanik seines vorderen linken Armes in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass er bei weit ausholenden Bewegungen leise knirschte. Doch noch schaffte es die Positronik, den Defekt zu kompensieren.

Die Arena erbebte, als einer der Achtbeiner vor ihm gegen die Mauer prallte und ihm so den Weg abschnitt. Die trockene Erde der Arena wurde aufgewirbelt und der leichte Staubschleier gab der Szene etwas Unwirkliches. Kea/Logs Optik erfasste zwei schwarze Kauscheren, die bedrohlich klackten. Ein Tropfen grünlichen Sekrets fiel zu Boden und zischte leise. Augen nahm Kea/Log hingegen keine wahr – ungewöhnlich für Bios.

Kurz blieb der Cyborg stehen, berechnete die Optionen, die ihm blieben. Ein Achtbeiner näherte sich von hinten, der Dritte vom Zentrum der Arena aus. Sie hatten ihn in die Enge getrieben.

Doch Kea/Log hatte es auf Binaar nicht so weit nach oben geschafft, um jetzt einfach aufzugeben. Er duckte sich und wartete ab, berechnete den richtigen Zeitpunkt und nutzte die kostbaren Ticks, um Energie zu sammeln. Dann stieß er sich ab und schoss zwischen den Beinen der sich seitlich nähernden Kreatur hindurch auf die Mitte der Arena zu. Die Positronik hatte eine mögliche Waffe ausfindig gemacht.

Üblicherweise benutzte Kea/Log keine Waffen – er verließ sich auf seine Untergebenen, was körperliche Konfrontationen anging. Doch im Zweifelsfall waren seine sechs Arme stark genug, um es mit fast jedem Gegner aufzunehmen. Die Achtbeiner jedoch reagierten instinktiv auf ihn, und sie waren zu dritt.

Er hatte die Stelle erreicht. Eine rostige Stange aus Metall steckte im erdigen Untergrund; an ihrem Ende flatterte ein Stück Stoff. Das Muster darauf zeigte weiße und rote Streifen und Sterne auf blauem Grund. Kea/Log packte die Stange mit drei Händen, zog sie mit einem Ruck aus dem Boden und wandte sich um. Die augenlosen Achtbeiner waren ihm gefolgt – vielleicht orientierten sie sich durch Vibrationen oder akustische Wahrnehmung. Sie umkreisten ihn langsam, blieben dann stehen.

Einige Augenblicke vergingen, in denen sich Kea/Log nicht rührte und die Achtbeiner beobachtete. Sie wiegten sich langsam vor uns zurück. Vielleicht wussten sie nun, da er stillstand, nicht mehr, wo er war.

Das Lärmen der Humanoiden erstarb, gespannte Stille herrschte plötzlich. Dann bewegten sich die Bios und Kea/Log gleichzeitig. Die Achtbeiner stürmten auf den Cyborg zu, der zur Seite wirbelte und mit der rostigen Stange nach einem der Wesen stach. Er erwischte den pelzigen runden Körper an der Seite.

Das Wesen kreischte auf und schnappte gleichzeitig nach Kea/Log. Der wich vor den Zangen zurück, musste jedoch die Stange loslassen, die im Körper der Kreatur stecken blieb. Die Optik zeigte eine Bewegung rechts hinter ihm an. Sein Kopf rotierte.

Der zweite Achtbeiner war heran und spuckte die grünliche Flüssigkeit nach ihm. Der Strahl schoss um Haaresbreite an seinem Kopf vorbei. Für olfaktorische Wahrnehmungen war seine Positronik nicht ausgelegt, ebenso wenig wie für Abscheu – dennoch war Kea/Log klar, dass er mit dieser Flüssigkeit auf keinen Fall in Kontakt kommen sollte.

Er machte einen Satz zur Seite, um weiteren Angriffen zu entgehen. Dabei blieb er mit einem Bein in dem Stofffetzen am Ende seines improvisierten Speers hängen. Er stolperte und fiel rückwärts zu Boden.

Der verletzte Achtbeiner hatte sich ihm währenddessen wieder genähert. Ehe Kea/Log sich aufrichten konnte, traf ein dickflüssiger Schwall des giftgrünen Sekrets sein Bein.

Cyborgs waren entgegen allgemeiner Vermutung durchaus in der Lage, Schmerz zu empfinden – vor allem, wenn ihre organischen Komponenten betroffen waren. Das, was nun mit Kea/Logs Bein geschah, reichte aus, sein Gehirn mit einem enormen Fluss an chemischen Botenstoffen zu fluten, die ihm eines deutlich machten: Was mit seinem Gewebe geschah, war unfassbar qualvoll. Kea/Log beobachtete, die das Sekret innerhalb von Ticks die Bioschicht zerfraß und dann auch die Robotik zu zersetzen begann. Zwischen grünen Blasen tauchten Metallstücke auf, die sich fast sofort auflösten.

Er wollte aufspringen, doch schon gehorchte das Bein seinen Befehlen nicht mehr. Stattdessen fiel er nun vollends auf den Rücken.

Die Humanoiden jubelten. Kea/Log blinzelte zur Brüstung hinauf – und erstarrte. Dort oben, zwischen den ausgemergelten Körpern der Humanoiden, stach eine Gestalt deutlich hervor. Breitbeinig stand der Kerl da, die Arme vor der Brust verschränkt, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.

Es war der Emporkömmling! Jacob Smythe! Kea/Logs Positronik lief auf Hochtouren. Wie kam der Roboter hierher? Steckte er hinter all dem?

Smythe begann zu lachen. Das war das Letzte, was Kea/Log sah, ehe ein Säurestrahl sein Gesicht traf und zuerst seine Optik und dann seine Positronik auslöschte.

„Smythe!“, entfuhr es Matt. Er konnte nicht verhindern, dass das einzelne Wort wie ein Fluch klang. Nicht unbedingt der beste Weg, um eine Kommunikation zu beginnen. Doch dass er hier auf einem fremden Mond plötzlich seinem alten Erzfeind gegenüber stand, kam unerwartet.

Dabei setzte er seine Hoffnung darauf, dass es dem Smythe-Roboter so ergangen war wie allen, die durch das Wurmloch nach Terminus, Binaar oder sonst wohin entführt worden waren: dass man seine Erinnerungen an seine frühere Existenz gelöscht hatte – und damit auch das Wissen um ihre alte Feindschaft. Im Gegensatz zu Matt und Aruula, die dank der Hydree auf Aquus mittlerweile ihr Gedächtnis an das Leben auf der Erde zurückerlangt hatten.1)

Sein Blick auf Aruula zeigte, dass sie ebenso angespannt war wie er: Sie hatte wie zufällig die Hand auf den Griff ihres Säbels gelegt.

Doch ihre Sorgen schienen unbegründet: Der Roboter, der zumindest äußerlich Matts altem Rivalen bis aufs Haar glich, betrachtete ihn und Aruula mit einem gleichgültigen, emotionslosen Gesichtsausdruck. Nichts an ihm verriet den Hass, mit dem er Matt auf der Erde stets begegnet war. Er legte den Kopf leicht schief, wie um dem Wort nachzulauschen. Nach einer kurzen Pause fragte er: „Smythe? Ist das mein Name?“

Matt und Aruula wechselten einen schnellen Blick. Ihre Hoffnung schien sich zu bestätigen: Jacob Smythes Gedächtnis war gelöscht oder zumindest blockiert worden. Das musste bei elektronischen Gehirnen wohl noch einfacher sein als bei biologischen – und vielleicht nicht einmal mehr reversibel.

„Das war früher Ihr Name“, sagte Matt zögernd. „Jacob Smythe. Wissen Sie das nicht mehr?“

„Jacob Smythe“, wiederholte der Roboter ausdruckslos. Er schwieg einige Sekunden. Vielleicht überprüfte er gespeicherte Daten. „Nein, das sagt mir nichts.“

Aruulas Anspannung ließ sichtbar nach, und auch Matt fühlte, dass ihm eine unsichtbare Last von den Schultern fiel. Mit Sicherheit vereinfachte dieser Umstand die anstehenden Verhandlungen. Trotzdem blieb er wachsam und nahm sich die Zeit, Smythe genauer zu betrachten.

Der ehemalige Wissenschafter, dessen wahnsinniger Geist von den Schwarzen Philosophen in das positronische Gehirn dieses Roboters transferiert worden war, machte einen ungewohnten Eindruck. Er trug einen blauen Anzug mit orangefarbenem Muster. Das sah futuristisch aus – weit entfernt von dem Smythe, den Matt einst kennen gelernt hatte. Damals, als Leiter der Astronomic Division der U.S. Airforce, hatte er meist einen weißen Arbeitskittel getragen, wie die verrückten Wissenschaftler in alten Filmen. Damals hatte Matt noch nicht geahnt, dass der Mann tatsächlich eines Tages durchdrehen sollte.

Außerdem entdeckte Matthew nun doch einen äußerlichen Unterschied zum einstigen Jacob Smythe: Der rechte Arm des Roboters lag frei und war nicht mehr von künstlicher Haut umhüllt, sondern von einem ähnlichen, aber sichtbar anderen Material, das deutlich daran erinnerte, was das Wesen vor ihnen war – nämlich nicht menschlich.

„Wie ist das passiert?“, fragte Matt und deutete auf den Arm. Smythe senkte den Blick und bewegte langsam die Finger.

„Sie meinen den Verlust des Bio-Überzugs? Ein bedauerlicher Unfall, der meine Funktionalität allerdings nicht beeinträchtigt.“ Er zuckte in einer allzu menschlichen Geste die Schultern.

Macht er das unbewusst oder versucht er uns zu imitieren?, fragte sich Matt.

„Er scheint ein Höflichkeits-Update bekommen zu haben“, murmelte Aruula. Matt beobachtete Smythe nach diesen Worten gespannt, doch der Roboter reagierte nicht. Der alte Smythe hätte zweifelsfrei auf diese Provokation geantwortet. Es sah so aus, als könnten sie wirklich aufatmen.

Matt wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Jacob Smythe das Wort ergriff. „Ich habe beim Überwachen des Funkverkehrs zufällig die Aktivität des Avatars entdeckt, der Sie in diesen Quadranten brachte. Ich war erstaunt, dass er sich mit offenbar organischen Wesen unterhielt, die jene Sprache benutzten, die Grundlage meiner Programmierung und einzigartig auf Binaar ist. Wie ich nun sehe, ist dies kein Zufall, denn euer Äußeres entspricht weitgehend dem meinen. Zweifellos bin ich eurer Spezies nachgebildet.“

„Sie meinen den Avatar, den der Initiator benutzt hat?“, hakte Matt nach. Er wollte in Erfahrung bringen, was Smythe über die Friedenswahrer wusste.

„Ich meine den Avatar, in dessen Gestalt ich euch in diesen Raum brachte“, sagte der Roboter. „Ich habe den Auftrag, Spionagedrohnen abzuwehren, und hätte das Eingreifen in diesen Quadranten ohnehin unterbunden – doch eure Unterhaltung hat mein Interesse geweckt und mich zur Kontaktaufnahme veranlasst.“

„Von wem stammt dieser Auftrag?“, fragte Aruula. Sie klang nach wie vor misstrauisch. Die Tatsache, dass Smythe sie beide angeblich zufällig aufgespürt hatte, war auch nicht unbedingt dazu angetan, Matts Argwohn zu besänftigen.

„Mein Auftraggeber“, antwortete Jacob Smythe mit der lapidaren Logik eines Elektronengehirns. Ehe Matt nachfragen konnte, fuhr er fort: „Ich würde es bevorzugen, die Unterhaltung in einer angenehmeren Umgebung fortzusetzen. Dieser Raum liegt im Grenzgebiet zum Sektor eines anderen Clanführers und war nur zur ersten Kontaktaufnahme gedacht. Je länger wir uns hier aufhalten, umso eher werden dessen Leute uns aufspüren. Ich weiß nicht, ob ihr eine Ausrede für eure unerlaubte Anwesenheit auf Binaar habt – ich habe keine.“ Er machte eine halbe Verbeugung, die Matt skurrilerweise an einen Pinguin erinnerte, und winkte ihnen, ihm zu folgen.

Sie verließen den kleinen Raum und folgten Smythe einen schmalen Weg tiefer in die unterirdische Stadt hinein.

„Was ist ein Clanführer?“, fragte Aruula, während sie an schmucklosen Gebäuden in unterschiedlichen Grauschattierungen vorbeigingen. Es gab kaum Orientierungsmöglichkeiten und die Gleichförmigkeit der Bauten irritierte Matt. Es war, als befänden sie sich in einem riesigen Baukasten, der im Schachbrettmuster mit quadratischen Klötzen bestückt worden war.

„Binaar wird von verschiedenen Clans beherrscht“, erklärte Smythe. „Sie ringen untereinander um die Macht. Wer einem mächtigen Clanführer dient, kann selbst von dessen Macht profitieren.“

„Und Sie arbeiten für einen dieser Clanführer? Hatten Sie nie Bestrebungen, selbst einer zu werden?“, hakte Matt nach. Für den alten Jacob Smythe war es ausgeschlossen gewesen, sich unterzuordnen; er hatte in seinem Größenwahn nichts Geringeres als die Weltherrschaft über die postapokalyptische Erde im Sinn gehabt.

Sie hielten vor einem anthrazitfarbenen Quader. Eine schwarze Tür bildete den einzigen sichtbaren Zugang.

Smythe verharrte kurz. „Mein Auftraggeber ist ein aufstrebender Clanführer, das ist korrekt“, sagte er und zückte einen runden Chip, den er an einen Sensor seitlich der Tür hielt. Mit einem leisen Zischen glitt die Tür zur Seite und gab den Weg ins Innere frei. Smythe wandte sich zu Matt um. „Mich selbst interessieren die Machtkämpfe der Bosse nicht.“

Sie müssen nicht nur sein Gedächtnis, sondern auch seine Persönlichkeit gelöscht haben, dachte Matthew. Doch vielleicht hing das eine ja untrennbar mit dem anderen zusammen.

Smythe wies auf den Eingang. „Tretet ein. Dies ist meine Unterkunft, hier wird uns niemand stören.“

Das Innere des überraschend kleinen Raumes war so spärlich ausgestattet, dass selbst Spartaner es als karg empfunden hätten. Eine nackte Pritsche stand an der Wand, auf einem Bügel hing ein grauer Overall, der allerdings unbenutzt aussah. Zwei Metallstühle standen sich an einem einbeinigen, viereckigen Tisch gegenüber. Es roch steril wie in einem Krankenhaus.

Das war keine Unterkunft, wie sie Smythe – der alte Jacob Smythe – gewählt hätte. Sein Hang zum Luxus schien ebenso verschwunden zu sein wie sein Machthunger. Einerseits war das ein gutes Zeichen für eine künftige Zusammenarbeit, andererseits war Matt schockiert, welche Folgen das Eingreifen der Friedenswahrer hatte: Nicht zum ersten Mal erlebten sie, dass ein Charakter – zugegebenermaßen ein unangenehmer Charakter – vollkommen ausgelöscht worden war.

„Ich brauche nicht viel“, sagte Smythe fast entschuldigend und wies auf die beiden Stühle. „Wenn ihr möchtet, nehmt Platz.“ Er selbst blieb stehen und sah sie abwartend an.

Auch Aruula blieb stehen, und Matt konnte sich nicht überwinden, sich wie zu einem harmlosen Kaffeeklatsch einen Stuhl heranzuziehen. Stattdessen lehnte er sich an die Wand. Es gab ein dumpfes Geräusch – die Wände waren aus Leichtmetall.

Matt suchte Aruulas Blick. Sie schien ihm ebenso unentschlossen zu sein wie er. Wie sollten sie das Gespräch beginnen? Es war schwieriger, mit diesem Gedächtnislosen zu verhandeln als mit dem Erzfeind Smythe. Der Roboter war ein vollkommen Fremder für sie.