Magierin der Sterne: Band 2 - Werner Knauer - E-Book

Magierin der Sterne: Band 2 E-Book

Werner Knauer

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Beschreibung

Monate sind seit dem Kampf im System Lesath vergangen. Abgeschnitten und ohne Nachricht von der Heimat, stets auf der Flucht vor dem Superschlachtschiff Goliath und seiner Flotte, springt der Raumträger Elysion von System zu System. Verzweiflung über die Aussichtslosigkeit ihrer Flucht macht sich in Felicitas’ Herzen breit und als ob sie nicht schon genug Sorgen hätte mit fehlendem Treibstoff, Nahrungsmitteln und Wasser, drängt Botschafterin Teleria darauf, weiter an der Kontrolle ihrer erwachten magischen Fähigkeiten zu arbeiten, um das Schwert Gwalchafed und den Weg zu den alten Völker der Galaxis zu finden. Doch nicht nur ihre Sorgen rauben Felicitas den Schlaf. In ihren Träumen sieht sie Priesterinnen, die sich um einen leuchtenden Kristall gruppieren und verzweifelt um Hilfe flehen, jemand möge sie retten. Eine Horde Cyborgs ist in ihr Sternensystem eingedrungen und belagert ihr Sanktuarium. Zeitgleich versuchen die Überlebenden der Schlacht im System Lesath, Verbündete für den Rückflug zur Erde zu finden. Unterstützt von der Herrscherin von To, bitten sie den Rat der Ältesten um Hilfe. Doch ist dieser integer oder hat ihn die Dunkelheit schon infiltriert? Der Raumträger Elysion bricht auf, das Schwert, neue Verbündete und einen Weg nach Hause zu finden und seinen Verfolgern zu entkommen. Folge Felicitas und ihrer Crew in ein Universum voller Magie und übermächtiger Gegner, die danach trachten, die Menschen zu vernichten.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Magierin der Sterne
Band 2 - Tormhem
Werner Knauer
Impressum:
Copyright © 2025 Werner Knauer
ISBN: 9783759243027
All rights reserved
The characters and events portrayed in this book are fictitious. Any similarity to real persons, living or dead, is coincidental and not intended by the author.
No part of this book may be reproduced, or stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, or otherwise, without express written permission of the publisher.
Werner Knauerc/o netlogix GmbH & Co.KGNeuwieder Straße 10, 90411 Nürnberghttps://www.netlogix.de
[email protected]: https://www.instagram.com/wernerknauerautorhttp://www.magierin-der-sterne.de
Cover design by: W. KnauerLektoriert by: ViolaVeröffentlicht über:
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tolino media GmbH & Co. KG, Albrechtstr. 14, 80636 München
Danksagung
Herzlichen Dank an die vielen Leser und die konstruktiven Kommentare zum ersten Teil meiner Serie. Eure Rückmeldungen sind und waren für mich sehr wertvoll. Sie haben mich ermutigt, weiter an meinen Büchern zu arbeiten, und ich habe versucht, diese in mein neues Werk einfließen zu lassen. So bietet euch das zweite Buch wieder kurzweilige Stunden in einer Galaxis voller Magie und Herausforderungen.
Danken möchte ich meiner Familie, die den Schreib- und Korrekturprozess begleitet hat und oft auf mich verzichten musste, damit ich in „meine“ Welt abtauchen konnte. Meiner Lektorin danke ich für die erbrachte Leistung, all die Ungereimtheiten und Fehlerchen akribisch zu finden und zu korrigieren. Sowie danke ich allen meinen Testlesern und Unterstützern für ihre Geduld, Kritik, Kommentare und die Zeit, die sie in den nun zweiten Teil investiert haben.
Auch beim vorliegenden Buch wurde ich wieder tatkräftig unterstützt von der Firma netlogix GmbH & Co. KG, dem IT-Dienstleister in der Metropolregion Nürnberg. Vielen Dank an das gesamte Team!
https://www.netlogix.de
Inhalt
Prolog
Auf der Flucht
Die Suche
Die Sabrawa
Gut zu wissen
Geheimnisse, wohin man sieht
Scharmützel
Verbündete
Die Minen von Tormhem
Kampf um Tokyo
Unheil droht
Schlacht ums Solsystem
Wieder zu Hause
Epilog
Vorwort
von Tanja Elsner
Band 2: "Magierin der Sterne – Tormhem“
Nachdem uns der erste Band in einen galaktischen Konflikt voller Spannung und unerwarteter Wendungen gezogen hat, setzt der zweite Teil genau dort an, wo uns der erste mit offenem Mund zurückgelassen hat. Felicitas Heubauer und die Crew der Elysion sind auf der Flucht vor der übermächtigen Goliath-Flotte, die ihnen ständig auf den Fersen ist. Ihre Vorräte gehen zur Neige, und mit jedem Sprung ins Ungewisse schwindet auch die Hoffnung auf Rettung. Aber Felicitas ist nicht nur mit der ständigen Bedrohung konfrontiert – sie muss auch ihre neuen magischen Kräfte unter Kontrolle bekommen, während sie von mystischen Visionen heimgesucht wird, die nicht nur einen drohenden Untergang, sondern auch ein verborgenes Schicksal enthüllen.
Die Handlung entfaltet sich weiter, als die Überlebenden der Schlacht von Lesath auf der Suche nach Verbündeten sind und versuchen, die dunklen Geheimnisse zu entschlüsseln, die sich um die Elysion und das Schwert Gwalchafed ranken. Doch die Gefahr wächst – und zwar nicht nur von außen, sondern auch aus den Reihen derer, die sie für Verbündete hielten.
In diesem zweiten Band beweist Werner Knauer mal wieder, dass er das Talent hat, Science-Fiction und Magie in einer Weise zu kombinieren, die einfach nur fesselnd ist.
Er zeigt erneut seine außergewöhnliche Fähigkeit, technische und technologische Details lebendig werden zu lassen. Mit einer bemerkenswerten Präzision schildert er futuristische Geräte und innovative Technologien und erschafft so eine Welt, in der Technik und Magie aufeinandertreffen und perfekt miteinander harmonieren. Der Autor hat das Gespür, komplexe Ideen verständlich zu machen und dabei die Grenzen des Genres zu sprengen. Die Reise der Elysion führt uns nicht nur durch die unendlichen Weiten des Alls, sondern auch an die geheimen, gefährlicheren Ecken einer Galaxis, die viel mehr zu bieten hat, als wir je für möglich gehalten hätten.
Lieber Werner, Deine Bücher sind nicht einfach nur Geschichten – sie sind ein Abenteuer, das uns den Atem raubt, und ein Spiegelbild der endlosen Möglichkeiten des Universums. Deine Fantasie und Leidenschaft sind so grenzenlos, dass wir uns schon auf weitere Teile der Saga freuen dürfen. Danke, dass Du uns auf diese fantastische Reise mitnimmst.
Und nun, liebe Leserinnen und Leser, schnallen Sie sich an. Die Reise geht weiter – und sie wird uns noch tiefer ins Unbekannte führen. Band 2 ist nicht nur ein weiterer Schritt – es ist ein Sprung mitten hinein in den Herzschlag eines galaktischen Konflikts, der alles verändern wird.
Prolog
Tausende Sterne waren durch das Fenster meiner Kabine zu sehen. Die Schatten der Aufbauten und Waffenplattformen wanderten über die Außenhülle des Raumträgers Elysion, der Rest des Schiffs erstrahlte im Licht der roten Sonne. Ich stand in Gedanken versunken am Fenster meines Quartiers und blickte hinaus in die Ferne, doch weder die Sterne noch die Schattenspiele nahm ich wahr. Die akuten Probleme ließen mich nicht ruhen und meine Gedanken kreisten um diese, ohne eine Lösung zu finden. Seit vier Monaten sind wir schon auf der Flucht. Und immer wieder finden uns Goliath und seine Begleitflotte. Wie nur kann dieses riesige Schiff immer wieder unsere Spur aufnehmen, obwohl wir willkürlich die nächsten Zielsysteme auswählen? Wenn Professor Kelp und Commander Moreau nicht bald eine Lösung finden, damit wir die Verfolger abschütteln können, dann werden sie uns irgendwann erwischen. Eine Fregatte und fast alle Jäger und Bomber haben wir schon verloren. Was wohl aus den Überlebenden der Schlacht im Lesath-System geworden ist?
Ein Seufzen entfuhr mir bei dem Gedanken, doch das Gedankenkarussell lief weiter: Wenn die Shima sie nicht gerettet haben, dann sind sie vermutlich alle tot. Botschafterin Teleria versichert zwar, dass ihr Volk sicherlich alles versucht, die Besatzungsmitglieder zu retten, aber die Ungewissheit über die tatsächlichen Opfer macht mich echt fertig. Was hätte ich tun sollen, außer zu fliehen? Goliath ist ein riesiges Schlachtschiff, über vier Kilometer lang und fast einen breit. Seine Feuerkraft allein reicht schon aus, um die Elysion in Asche zu verwandeln. Dabei wurde er noch von weiteren 70 Schiffen aller Größenordnungen begleitet und unsere neuen Verbündeten und wir hatten keine Chance, diesen Kampf zu gewinnen. Bestimmt sieht das meine Mannschaft auch so. Ach Felis, du hast richtig gehandelt und du hast über 4000 Menschen an Bord des Trägers gerettet.
Unsere neuen Verbündeten! Ich war überrascht, dass wir in Lesath auf Menschen trafen. 523 Lichtjahre von der Erde entfernt, das ist schier unglaublich. Als Mathias von seinem Außeneinsatz zurückkam und von Teleria erzählte, war ich eifersüchtig. Eine exotisch anmutende Frau mit mandelförmigen Augen, langes schwarzes Haar und samtbraune Haut. Klar war ich da eifersüchtig. Und wie. Doch die Botschafterin der Shima ist ganz in Ordnung und ich weiß jetzt, dass Matthias nur mich liebt. Und ohne ihre Hilfe wären wir alle tot. Die Frage ist und bleibt, wie schaffen es diese verfluchten R’actor…, halt, die heißen ja bei den galaktischen Völker Skuru-Ba. Also, wie also schaffen es die Skuru-Ba, uns zu finden? Wenn Kelp nicht gewesen wäre und die Manipulation des Sprungantriebs durch den Agenten der Skuru-Ba erkannt hätte, wären wir vermutlich in eine Falle gesprungen. Dabei wäre ich neugierig gewesen, wie es im Centauri-System aussieht. Und von dort hätten wir einfach heimfliegen können, auch wenn das vielleicht zehn Jahre gedauert hätte. Aber so springen wir von System zu System und doch tauchen diese verdammten Cyborgs immer und immer wieder auf. So viele sind schon gestorben.
Traurigkeit überkam mich bei dem Gedanken und eine Träne rann meine Wange hinunter. Mit einer raschen Handbewegung wischte ich sie weg und blickte erneut aus dem Fenster. Ein verzerrtes Spiegelbild von mir war zu sehen. Meine langen braunen Haare fielen auf die Schultern, in meinen braunen Augen schimmerten Tränen.
Das Summen meines Communicators riss mich aus meinen Gedanken. Es wäre Zeit zum Aufstehen. Was, ist es schon gleich wieder so weit? Nur noch zwei Stunden, dann ist bereits die erste Besprechung mit den Offizieren des Schiffs. Und ich habe wieder kaum geschlafen. Aber die ganzen Probleme des Schiffs lasten auf mir, niemand kann sie mir abnehmen. Wie hat Captain Buluc das nur ausgehalten? Bekommen angehende Schiffskapitäne eine Schulung dafür? Keine Ahnung, ich wurde ja direkt von meinen Einsätzen bei der KSK-Europe als Erster Offizier auf das Schiff gerufen. Zum Glück bin ich nicht allein. Mathias ist ebenfalls mit an Bord und … ohne ihn würde ich es nicht schaffen. Er hilft mir, gibt mir Halt und ich liebe ihn. Ach Mathias, ohne dich …
Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen und mein Herz pochte bei dem Gedanken an diesen stattlichen Mann. Hochgewachsen, kräftige Arme und kleine Lachfältchen an den Augen. Er konnte so lieb sein und von seinen Raumlandetruppen wurde er geachtet und als Führungsperson geschätzt.
Mathias, ich brauche dich. Nicht nur, weil ich dich liebe, sondern … Manchmal glaube ich, dass die Besatzung mich immer komisch beobachtet. Bestimmt weil ich diese Magie in mir trage. Meine Güte, hätte ich damals doch einfach nicht diesen blöden Stab Myrddin von Herrscherin Mandalez angefasst.
Mir fiel die Szene ein, als meine Eminentia Magi erwacht war. Shi Rani To Mandalez, die Herrscherin der To-Shima, war an Bord gekommen, um uns zu begrüßen. Sie hatte ein Artefakt dabei, den Stab Myrddin. Als ich diesen berührte, leuchtete der darin eingebettete Kristall magisch auf. Danach war nichts mehr so, wie es einmal gewesen war. Was für eine Qual. Tenno Hiroken kommt bestimmt heute wieder, um mit mir zu meditieren. Kotzt mich das an. Ich habe doch eh kaum Zeit und dann soll ich mich noch um meine magische Ausbildung kümmern. Verdammt, Felis, warum hast du nur diesen vermaledeiten Stab berührt? Ich fühle mich wie eine Aussätzige und habe keine Ahnung, was ich mit dieser magischen Kraft machen soll. Immer nur meditieren, um das innere Gleichgewicht zu halten. So ein Quatsch, als ob ich dafür die Zeit hätte. Und dann trainiert Thalion, der persönliche Hüter von Teleria, mich im Schwertkampf. IM SCHWERTKAMPF. Man muss sich das mal vorstellen, was für ein Blödsinn. Die Marines an Bord lachen schon über uns. Mathias übt ja immer mit, aber ich glaube nicht, dass er das für sinnvoll hält. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen. Doch die Brückencrew glaubt an mich. Und Mathias ebenfalls. Er sagt immer, dass ich was Besonderes sei. Hihi, er ist so lieb zu mir. Ach Mathias…, ich...
Der Türsummer ertönte. „Lea, wer ist an der Tür?“, fragte ich den Schiffscomputer.
„Lieutenant Junior Grade Orlofsky steht vor der Tür“, kam die Antwort.
„Herein!“
Als die junge, pausbäckige Frau durch die Tür trat und salutierte, winkte ich ab und sagte: „Hallo Marina, was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“
„Hallo Felicitas, hast du gute Laune?“
Ihre Antwort verhieß nichts Gutes. Genervt fragte ich: „Oh, was ist denn nun schon wieder los? Macht Professor Kelp wieder Probleme?“
„Professor Kelp? Wie kommst du denn darauf? Hast du das immer noch nicht überwunden, dass er keinen Sprung zur Erde berechnet hat, sondern sicherheitshalber woanders hin?“
„Nein, das ist Schnee von gestern. Wenn es mir auch schwerfällt, muss ich doch zugeben, dass er richtig gehandelt hat. Sonst hätten wir damals Goliath mit seiner Flotte zur Erde geführt. Wie das ausgegangen wäre, wissen wir.“
„Ja, Goliath hätte unsere Flotte vernichtet. Und seine Begleitschiffe hätten uns den Rest gegeben!“
„Na gut, aber trauen tue ich ihm trotzdem nicht. Also, was ist los?“
Ich hatte die ständigen Hiobsbotschaften satt. Marina zog ihr Holoblet hervor und aktivierte es. Mit den Fingern navigierte sie durch das holografische Menü, bis sie die richtige Nachricht gefunden hatte. Laut las sie vor: „Crewman Chapple meldet, dass alle Reparaturversuche an der zerstörten Antriebsgondel eingestellt werden müssen. Ihr fehlen die Ersatzteile und Rohstoffe für unsere 3D-Fabriktoren. Die Reparatur kann nur in einer Werft durchgeführt werden. Die Schäden im Antriebsmodul sind behoben und die Außenhülle ist wieder intakt, wenn auch die Farbe gelitten hat. Die Manövrierfähigkeit der Elysion ist etwas verringert, die Beeinträchtigung ist jedoch minimal.“
Erstaunt sagte ich: „Nun, die Nachrichten sind doch gar nicht so schlecht. Uns war klar, dass wir mit Bordmitteln nicht alles reparieren können.“
„Das waren noch nicht alle Nachrichten. Leider. Unsere Vorräte gehen zur Neige. Wir brauchen Frischwasser und Nahrungsmittel. Dazu Deuterium und Helium 3. Chief Walker hat mir eine schier endlose Liste mit Nachschubgütern und Materialien geschickt, die er benötigt.“
Sie schob mit dem Finger den Nachrichtentext auf dem Holoblet weiter. Ich blickte missmutig drein und sagte: „Wenn wir an einem Supermarkt vorbeikommen, halten wir an. Was noch?“
Sie kicherte kurz. Dann fuhr sie beflissentlich fort: „Major Ries ist besorgt über die Moral der Mannschaft. Es gibt verstärkt kleinere Streitigkeiten unter den Soldaten und der Sicherheitsdienst wurde zu einer Schlägerei im Irish Pub gerufen. Ein Soldat kam mit einer gebrochenen Nase auf die Krankenstation, die anderen kamen mit ein paar blaue Flecken davon. Major Ries lässt die Streithähne den Pub aufräumen und die Latrinen putzen.“
„Mathias hat es im Griff, da bin ich mir sicher“, antwortete ich ihr.
Sie schmunzelte, wusste sie doch, dass Mathias und ich ein Verhältnis hatten. „Weiter!“, ich deutete auf das Holoblet.
„Chief Walker meldet, dass wir nun über siebzehn schwere Jäger vom Typ Sabre, vier leichte Jäger vom Typ Spacehawk und drei Bomber vom Typ Arrow verfügen. Dazu stehen neben diesen Schiffen noch zehn Shuttles und die Funke der Hoffnung von Botschafterin Teleria im Hangarmodul.“
„Siebzehn Sabres?“, fragte ich nach.
Bisher hatten wir nur vierzehn der schweren Jäger zur Verfügung. „Nun, fünf der Jäger waren beim Lesath-Gefecht nicht einsatzbereit, da diese vorher von den Piraten im Sol-System so stark beschädigt wurden, dass diese als Ersatzteillager dienten. Aus denen hat Walker und seine Crew in den letzten Monaten drei Jäger zusammengebaut.“
„Guter Mann. Er und seine Leute sollen sich mal einen Tag Ruhe gönnen. Oder noch besser, frag mal in der Kombüse nach, ob wir den Jungs und dem Chief nicht ein paar Steaks braten können. Das haben sie sich verdient.“
Marina machte sich eine Notiz und nickte. Sie blickte auf ihre Liste und sagte: „Eine Info noch von der Ortungsstation: Wir kreisen nun seit dreizehn Tagen in einer sehr weiten Umlaufbahn um den roten Stern. Bisher kein Feindkontakt. Professor Kelp und Commander Moreau denken, dass wir in den nächsten Tagen mit den Skuru-Ba rechnen müssen. Die ersten Aufklärer erscheinen immer fünfzehn bis sechszehn Tage nach dem Austritt der Elysion aus dem Wurmloch, die feindliche Flotte meist kurz danach.“
Ich schürzte die Lippen und sagte: „Sehr gut, danke für das kurze Update vor unserem Meeting. Wir treffen uns in einer Stunde in der großen Offiziersmesse zum Briefing. Bringst du bitte Teleria mit?“
Marina steckte das Holoblet weg und schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. „Ja? Kann ich noch was für dich tun?“, fragte ich sie.
„Felicitas, ich ... “, begann sie zögerlich.
Ich ahnte schon, was jetzt kam. „Äh, die Mannschaft macht sich Gedanken über deine Gesundheit ...“, stammelte sie.
„Die Mannschaft oder du?“, fragte ich direkt zurück.
„Nun gut, ja - ich. Ich mache mir Sorgen um dich. Du führst das Schiff, die ganze Verantwortung lastet auf dir und dann noch diese komische Sache mit deiner Erwählung durch den Stab und deinen magischen Fähigkeiten. Bist du sicher, dass du nicht mal eine Pause brauchst? Nach dem nächsten Sprung sollten wir ein paar Tage Ruhe haben und du könntest vielleicht ein wenig Entspannung brauchen.“
„Danke, Marina. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mir geht es gut. Wenn die Meditation etwas Gutes bewirkt, dann das, dass sie mir hilft, den täglichen Stress zu bewältigen. Tenno Hiroken ist schon ganz verzweifelt, weil ich so langsam bin und kaum Fortschritte mache.“
Bei dem Gedanken an den alten Mann mit seiner fisteligen Stimme musste ich kichern. Marina stimmte mit ein und verließ anschließend mein Quartier.
Mein Blick ging wieder zum Fenster und ich schaute zu den Sternen. Ich dachte: Sie hat allerdings recht. Wenn ich so weiter mache, falle ich irgendwann um. Und Mathias machte sich auch rar. Vielleicht kann ich schlafen, wenn ich mich an ihn kuschle? Wobei …, beim Kuscheln wird es dann nicht bleiben, er hat so einen tollen Körper und ich will mit ihm schlafen. Mal sehen, ob ich ihn heute Abend zu mir ins Bett locken kann.
Bei den Gedanken an Mathias hob sich meine Stimmung sofort. Ich blickte auf den Communicator und verließ mein Quartier.
Auf der Flucht
Der lange Hauptkorridor des D-Decks führte mich zur Plaza, dem Mittelpunkt des Habitatmoduls. Die Zeit vor dem ersten Briefing nutzte ich gerne für einen Rundgang durch das Schiff. Crewmitglieder kamen mir entgegen, blieben stehen und salutierten respektvoll, bevor sie weitergingen. Die Geräusche ihrer Schritte wurden vom Kunststoffbelag des Bodens gedämpft. Mein Weg führte durch die beiden Hauptschleusen, die die Bugsektion vom Habitatbereich abtrennten. Die dicken Panzerplatten der Schotts waren in der Wand versunken, nur die Führungsschienen unterbrachen den ansonsten glatten Boden. Hinter den Schienen änderten sich die Farben der Wände und das Design war weniger zweckmäßig. Die Lager- und Funktionsräume des Bugbereichs wechselten zu offenen Besprechungsräumen, kleinen Nischen mit Servierautomaten und Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einluden. Die Wände waren bunt getäfelt, Bilder wechselten sich mit kleinen Schaukästen ab. Es gab so viel zu sehen und ich wunderte mich immer noch, auf was das Militär beim Bau des Schiffs geachtet hatte. Die Mannschaft verbrachte Monate, wenn nicht sogar Jahre im Raum und so schufen die Schiffsdesigner einen Ort des Rückzugs. Ich betrat die Plaza, einen kreisrunden Platz in der Mitte des Wohnmoduls. Ein kleines Mäuerchen umrandete die neu angepflanzten Büsche und zwei Bäume, die anstelle der Buche nun dort standen. Beim Angriff der Skuru-Ba wurde die Glaskuppel auf der Schiffshülle zerstört. Durch den Luftaustritt und die herabstürzende Plattform des Restaurants „Astro Lounge“ war die ehemalige Bepflanzung eingegangen. Versonnen blickte ich nach oben. Wo sich eigentlich ein atemberaubender Blick zu den Sternen offenbaren sollte, war nur eine nüchterne Stahlplatte zu sehen. Ich bog auf die Plaza ein und mein Blick fiel auf die Ehrenwand. 582 kleine Schilder aus goldenem Messing trugen die Namen und Rangabzeichen der Gefallenen. In Gedanken fuhr ich mit meinen Fingern über das Schild von Captain Ahau Buluc, spürte die Vertiefungen der Buchstaben und die fünf eingestanzten Punkte eines Schiffskapitäns. Langsam schritt ich die Wand entlang und betrachtete die vielen Namen. Dort ein Schild mit den Schwingen der Piloten, daneben ein Schild mit gekreuzten Gewehren, das Zeichen der Marines. Ich kannte kaum einen der Gefallenen hinter den Namen. Ein Räuspern riss mich aus meinen trüben Gedanken und eine bekannte sanfte Stimme sprach mich an: „Commander, dürfen wir Sie zur Offiziersmesse begleiten?“
Professor Kelp und Commander Moreau standen hinter mir, sie kamen sicherlich aus dem Forschungstrakt des Schiffs. Die Labore befanden sich im Antriebssektor hinter dem Hangarmodul. „Sind Sie gelaufen?“, fragte ich die beiden und wischte mir verstohlen eine Träne aus den Augen.
Der Professor antwortete, während Moreau sich zurückhielt: „Ja, sich zu bewegen tut gut und die paar hundert Meter bis zur Brücke kann man schon mal zu Fuß zurücklegen. Außerdem konnten wir dabei weiter über die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen nachdenken.“
Ich verstand ihn. Unsere Probleme nahmen zu statt ab. „Sind Sie schon mit dem Speicherkristall weitergekommen, den wir von Botschafterin Teleria als Geschenk erhalten haben?“
Moreau antwortete: „Ja und nein. Wir haben die Daten ihrer Schirmfelder mit unseren abgeglichen und eben sichteten wir die Daten zum Shima-Reaktor. Nachdem wir einen solchen Reaktor an Bord haben, können wir die gewonnenen Erkenntnisse direkt am System überprüfen. Je tiefer wir in die Analyse einsteigen, umso mehr verstehen wir, wie dieser funktioniert. Er ist unseren Reaktoren um Hunderte von Jahren voraus! Allerdings sind es so viele Daten, dass wir mit unseren Mitteln an Grenzen stoßen. Wir müssen den Speicherkristall zur Erde schaffen!“
Mit einem letzten Blick auf die Ehrenwand sagte ich: „Dann lassen Sie uns gehen, sonst kommen wir noch zu spät zu unserem Meeting. Versuchen wir eine Lösung zu finden, umso eher sind wir wieder zu Hause!“
Die beiden Droiden vor der Brücke regten sich nicht, als wir an ihnen vorbeigingen. Automatisch fuhr das Brückenschott auf und ließ uns passieren. „Kapitän auf der Brücke!“, rief die Brückenordonnanz.
Mein Blick erfasste die Einrichtung, nichts erinnerte noch an das Enterkommando der Skuru-Ba. Lieutenant Commander Miller erhob sich vom Kapitänsstuhl, legte grüßend die Hand an die Stirn und meldete: „Keine besonderen Vorkommnisse, Commander!“
„Danke Miller. Kommen Sie, gehen wir in die Offiziersmesse!“
Er winkte eine Ordonnanz im Rang eines Lieutenant Junior Grade herbei und übergab das Kommando. Neben der Brücke lagen die beiden Besprechungsräume. Ich öffnete die Tür zur großen Messe und die Stimmen der anwesenden Offiziere drangen an mein Ohr. Sie standen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhielten sich angeregt. Als wir eintraten, hörten die Gespräche auf. Die Crewmitglieder salutierten. Ich erwiderte den Gruß und lud mit einer Handbewegung die Männer und Frauen ein, Platz zu nehmen. Sie nahmen ihre Sitzplätze am Besprechungstisch ein, an dem Teleria bereits Platz genommen hatte. Sie begrüßte mich mit einem stillen Lächeln, ihre Leibwache Thalion stand in ihrer dunklen Rüstung hinter ihr und schien wie immer unbeteiligt. Thalion unterrichtete mich im Nah- und Schwertkampf, daher wusste ich, wie gefährlich er sein konnte. Seine traditionelle Rüstung bestand aus einem Kunststoff oder Leichtmetall und wirkte wie aus einem Guss. Auf den nach oben gebogenen, verzierten Schulterstücken trug er violette Abzeichen, die Farbe der To Shima. Anders als die Leibgardisten hatte er sein Schwert nicht auf dem Rücken, sondern in einer Scheide links an der Hüfte, und er trug zudem einen Thermoblaster. Moderne Wearables deuteten an, dass es mehr als nur eine einfache Rüstung war, doch bei aller zur Schau gestellten Freundschaft waren selbst die einfachen Rüstungen der Leibgarde ein Geheimnis der Shima, das sie uns nicht offenbaren wollten. Mathias war sich sicher, dass die Rüstungen und die Kampfanzüge der Shima einen Träger beim Kampf nicht nur schützten, sondern ähnlich wie ein Exoskelett unterstützten. Doch jeder Frage hierzu wichen Teleria und Thalion aus.
Nachdem Ruhe eingekehrt war, eröffnete ich das Meeting mit einer Frage an unseren Versorgungsoffizier: „Chief Walker, wie mir Lieutenant Orlofsky berichtete, benötigen Sie Frischwasser und Nahrungsmittel?“
Er nickte, blickte kurz auf sein Holoblet und antwortete: „Durch den Treffer in der Antriebsgondel haben wir rund 150.000 Tonnen Wasser verloren. Dadurch kommt es gelegentlich zu Engpässen in der Wasseraufbereitung. Unsere hydroponischen Gärten liefern noch ausreichend Nahrungsmittel, aber der Schiffskoch würde der Crew gerne etwas Abwechslung auf dem Teller bieten. Es ist nicht jedermanns Sache, aus Algen erzeugte Proteine zu essen.“
Er atmete tief ein und zögerte. So fragte ich: „Sie wirken besorgt, was ist los?“
„Commander, wir haben bereits fast 50 Prozent der Deuterium- und Helium-3-Vorräte verbraucht. Das ist mehr als unsere Berechnungen über den notwendigen Bedarf aufzeigen. Wir wissen nicht, wieso wir mehr Energie verbrauchen als notwendig. Zudem brauchen wir weitere Materialien, wie Kupfer Schwefel, Phosphor, Eisen oder Mangan für die Munitionsproduktion und für die 3D-Fabrikatoren.“
Ich hielt eine Sekunde inne, bevor ich nachfragte: „Kann es an der zerstörten Antriebsgondel liegen, dass wir mehr Treibstoff verbrauchen?“
Chief Walker schüttelte heftig den Kopf, als er antwortete: „Nun, Commander, durch den Treffer im Antriebsmodul platzten einige der Treibstofftanks und der Treibstoff strömte ins All. Doch wir konnten alle Schäden beheben. Es ist ausgeschlossen, dass wir noch ein Leck haben, durch das wir Treibstoff verlieren.“
„Moreau, können Sie sich den Energieverlust erklären?“
„Nein, Commander. Chief Walker hat uns über den niedrigen Lagerbestand informiert und wir rechneten den Energiebedarf des Schiffs und den Verbrauch für die Raumsprünge durch. Wir fanden eine Differenz von 0,67 Prozent zwischen dem kalkulierten und dem tatsächlichen Verbrauch.“
Stirnrunzelnd erwiderte ich: „0,67 Prozent? Das hört sich für mich nicht sehr viel an, oder täusche ich mich?“
„Der Gesamtenergiebedarf des Schiffs ist gewaltig. Besonders, wenn der Antrieb aktiviert ist. Der Energiebedarf unterliegt Schwankungen und es fiel erst einmal nicht auf, dass wir mehr als normal verbrauchen. 0,67 Prozent sind rund 7,5 Tonnen Treibstoff pro Tag.“
„Kann es am zusätzlichen Shima-Reaktor liegen?“, fragte Mathias nach.
„Nein, wir haben den Verbrauch mitberücksichtigt. Wir wissen nicht, wo wir die zusätzliche Energie verbrauchen“, gab Moreau zurück.
Teleria ergriff das Wort. Mit ihrer melodischen Stimme sagte sie: „Nun, wir sollten in Erwägung ziehen, dass dieser mysteriöse Energieverlust etwas mit dem ständigen Auftauchen der Skuru-Ba zu tun hat.“
Professor Kelp und Moreau schienen diesen Gedanken schon gehabt zu haben, denn beide nickten heftig. „Professor, Sie und Moreau kümmern sich mit Chief Walker und Crewman Chapple um die Sache. Versuchen Sie herauszufinden, was los ist!“, befahl ich, dann blickte ich in die Runde und fragte: „Was gibt es noch für Themen?“
Mathias ergriff als Erster das Wort: „Die Raumlandetruppen sind einsatzbereit, die Fahrzeuge in gutem Zustand. Wir unterstützen die Crew bei der Routine. Es gab ein paar kleinere Auseinandersetzungen unter der Mannschaft. Captain Mayr und ich haben die Streithähne zum Putzdienst verdonnert.“
Roger Miller schloss den Ausführungen von Mathias seinen Bericht über den Schiffsstatus an: „Alle Systeme sind online, die Sprungkoordinaten für den nächsten Sprung sind berechnet. Wenn die Skuru-Ba wieder auftauchen, springen wir zu einer roten Sonne vom Typ M in rund 27 Lichtjahren Entfernung. Die Schäden an den Geleitschiffen sind behoben, sie sind einsatzbereit. Die Oslo befindet sich auf einem Aufklärungsflug und wird in zwei Stunden zurückerwartet.“
Er blickte von seinem Holoblet auf und gab zu verstehen, dass er nichts mehr zu sagen hatte. Nacheinander gaben alle anderen Führungsoffiziere ihren Bericht ab. Die Elysion war voll einsatzbereit. Ich blickte auf die Uhr und ließ im Logbuch das Ende des Briefings vermerken. Es war der 26. Oktober 2169, 09:57 Uhr GMT.
* * *
Meine Blicke ruhten auf dem großen Panoramaschirm. Wenn das Schiff wie jetzt im Raum schwebte, gab es wenig zu tun und ich genoss die dadurch entstehende Ruhe. Die Brückencrew wirkte trotzdem konzentriert, auch wenn alles ruhig war. Das konnte sich schließlich schnell ändern. Die namenlose rote Sonne tauchte auf der rechten Seite des Panoramaschirms auf und badete die Konsolen in ein schimmerndes Licht. Wie ein kleiner leuchtender Ball wanderte sie über den Schirm. Ein Zirpen ertönte und das Funkgerät meldete einen eingehenden Funkspruch. Die zierliche Japanerin Lieutenant Ishida nahm das Gespräch an und sagte: „Hier TSF Elysion, wir hören!“
Die Antwort konnte ich nicht vernehmen, dafür sah ich, wie sie die Hand hob, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie rief mir zu: „Commander, die Oslo bittet um Freigabe zum Anlanden!“
Sehr gut, der Flug schien ruhig verlaufen zu sein. Bin gespannt, was Ferguson erzählen wird. Laut gab ich zurück: „Erlaubnis erteilt! Miller, ich möchte die Landung beobachten!“
Er aktivierte über seine Konsole eine der Ortungssonden. Die kleine elliptische Sonde entfernte sich ein paar Kilometer von der Elysion. Ihre empfindlichen Infrarot- und Ultraviolett-Sensoren erzeugten ein plastisches Bild in leuchtenden Farben. Auf dem Panoramaschirm war der im All schwebende Raumträger zu sehen. Die Aufbauten und Waffenplattformen warfen Schatten auf die glänzende Hülle. Miller steuerte die Sonde mit einem kleinen Joystick und richtete sie neu aus. Mir fiel auf, dass die Positionslichter auf der zerstörten Backbordgondel immer noch nicht funktionierten. Der Zerstörer schwebte ins Bild. Majestätisch näherte er sich dem Antriebsmodul, flog über die angedockte Fregatte Athen hinweg und vollzog dabei eine Drehung um 180 Grad. Die Steuerdüsen leuchteten auf, als der Pilot die Geschwindigkeit an die Elysion anpasste. Einen kurzen Augenblick stand der Zerstörer scheinbar bewegungslos über der Andockvorrichtung, dann senkte sich die Oslo langsam herab. Ihre Landebeine fuhren aus. Millimetergenau manövrierte das Schiff in die Landekupplung. Die oberen Andockklammern schoben sich aus der Hülle des Raumträgers und verankerten das Schiff. Mit einem kleinen Ruck kam der Zerstörer zum Stillstand. Das ganze Anlegemanöver dauerte nur zwei Minuten. Neben dem Schott summte die Anzeige der Andockbuchten und eine der vier Kontrollanzeigen sprang von Rot auf Grün. Nur das Zeichen der zweiten Fregatte leuchtete in stetigem Rot. Ihre Trümmer schwebten irgendwo im Raum von Lesath, vernichtet von der feindlichen Übermacht der R’actor. Lieutenant Ishida meldete: „Commander, die Oslo ist verankert, Captain Ferguson ist in zehn Minuten zum Rapport auf der Brücke!“
Nach einer Weile betrat eine korpulente Frau in der Uniform eines Zerstörer-Kapitäns die Brücke und rief mit dröhnender Stimme: „Bitte um Erlaubnis, die Brücke betreten zu dürfen!“
„Erlaubnis erteilt, Captain Ferguson. Kommen Sie, gehen wir nach nebenan in die kleine Messe. Ich lasse uns von einer Ordonnanz einen Kaffee bringen.“
Sie ließ mir den Vortritt und wir betraten den kleinen Beratungsraum, um uns gegenüber auf die bequemen Stühle zu setzen. Die Ordonnanz brachte uns beiden Kaffee und ein paar Kekse. Als sie den Raum verließ, schloss sie leise die Tür hinter sich. Ferguson wartete, bis ich das Wort an sie richtete. „Dann berichten Sie mal, Captain. Wie geht es Ihrer Mannschaft und dem Zerstörer? Alle Schäden behoben?“
„Die Gefechtsschäden sind behoben, die Reparaturtrupps haben ganze Arbeit geleistet. Der Glanz der Außenhülle hat etwas gelitten, aber ansonsten ...“ Sie ließ den Satz unvollendet.
„Sehr schön. Und wie geht es Ihrer Mannschaft?“, fragte ich nach.
„Gut, Commander. Wir haben 20 Mann von der Elysion übernommen und eingewiesen. Wir sind wieder voll gefechtsbereit. Nur unsere Langstrecken-Energieortung ist defekt. Chief Walker und seine Techniker sind schon informiert.“
„Die Langstrecken-Energieortung? Was stimmt denn mit den Sensoren nicht?“
„Es ist seltsam und wäre uns vielleicht nicht aufgefallen, wenn wir nicht in diesem leeren Sternensystem wären. Die Langstreckensensoren zeigen gelegentlich ein pulsierendes Flimmern. Es scheint vollkommen willkürlich aufzutreten. Meine Ortungsoffiziere und der Bordingenieur konnten keinen Ursprung feststellen. Sie vermuten eine Fehlfunktion in den Strahlungsgleichrichtern.“
„Nun gut, halten Sie mich auf dem Laufenden. Schön, dass wir wieder mit der Oslo rechnen können.“
„Danke, ich bin ebenfalls froh, dass alle Schäden behoben sind. Sie können uns wieder auf Missionen schicken, das Schiff und meine Mannschaft sind einsatzbereit!“
Ferguson war eine sympathische Frau und ich konnte sie gut leiden. Ich wechselte das Thema. Im Plauderton fragte ich: „Haben Sie was Interessantes entdecken können bei Ihrem Ausflug?“
Sie schüttelte den Kopf, als sie antwortete: „Nein, das System ist leer, nicht mal ein Komet oder Asteroid. In dem System gibt es rein gar nichts!“
„Danke, Captain, geben Sie Ihrer Mannschaft heute frei.“
„Danke, Commander, die Stammbesatzung verbleibt an Bord der Oslo, die restliche Crew schicke ich auf Landgang.“
Mit einem kräftigen Händedruck und einem freundlichen Lächeln verabschiedete sie sich und verließ die Brücke. Mein Blick schweifte über die Brückencrew und die Anzeigen. Solange das Schiff durch das All trieb, gab es auf der Brücke weiterhin wenig zu tun. Mit Blick auf den Communicator sagte ich zu Miller: „Lieutenant Commander, ich bin in meinem Quartier. Wer hat nach Ihnen das Kommando?“
Er rief auf seiner Konsole den Dienstplan auf. „Lieutenant Bengtsson mit Chief Morishita, danach übernimmt Lieutenant Fernandez mit Lieutenant Ishida die Nachtwache.“
„Gut, ich begebe mich in mein Quartier. Bereiten Sie einen Sprung vor, die Navigation soll die Sprungdaten immer aktuell halten.“
„Jawohl, Sir! Schlafen Sie gut, wir halten hier die Stellung.“
Er salutierte und ich verließ die Brücke in Richtung meines Quartiers. Der Aufzug brachte mich die wenigen Stockwerke hinunter auf die Ebene meiner Kajüte. Die Flure lagen verlassen vor mir. Die Frühschicht war bereits zu Ende und es waren wenige Crewmitglieder unterwegs. Die Mannschaften trafen sich zum Essen in den Mannschaftsmessen. Obwohl ich langsam lief, waren es nur ein paar Minuten bis zu meinem Raum. Das Schott fuhr auf meinen Fingerdruck hin auf und als ich den Raum betrat, rief ich: „Lea, in zwei Stunden bitte wecken, damit ich rechtzeitig für das Training mit Thalion fertig bin.“
Mit gut modulierter Frauenstimme antwortete die Schiffs-KI: „Verstanden, Commander. Wecker ist gestellt.“
„Wo ist Major Ries? Bitte lokalisieren!“
„Major Ries ist in seinem Quartier. Soll ich eine Verbindung herstellen?“
„Ja!“
Kurz darauf hörte ich Mathias‘ Stimme aus den Lautsprechern: „Hallo Felis, was ist los?“
„Ach Mathias, ich habe jetzt eine Stunde frei und nachher kommt Thalion zum Kampftraining. Willst du nicht kurz zu mir kommen? Ich fühle mich gerade so einsam.“
Meine Stimme hörte sich kraftlos an, die ganze Anspannung fiel von mir ab. Er antwortete: „Alles klar, ich eile und bin in fünf Minuten da!“
Mit einem leisen Knacken brach die Verbindung ab. Ich kicherte und verschwand schnell im Bad. Kurz darauf ertönte der Türsummer. „Lea, wer ist vor der Tür?“
„Major Ries.“
„Herein!“
Mathias betrat mein Quartier, kam auf mich zu und nahm mich sofort in seine starken Arme. „Felis, ...“, seine Lippen pressten sich auf die meinen und wir küssten uns wild.
Seine Hände strichen über meinen Rücken, berührten meine Schultern und sein kräftiger Körper drückte sich an mich. Sie glitten tiefer, berührten sanft meinen Po. Schauer der Lust ließen meinen Körper erbeben, während seine Zunge mit der meinen spielte. Ich spürte, wie er mein Shirt hochschob, und nestelte am Verschluss seines Gürtels. Sein bestes Stück wölbte sich unter dem Verschluss und verlangte nach Freiheit. Mein Shirt fiel achtlos zu Boden, ich schloss die Augen und genoss seine Liebkosungen. Spürte seine Lippen auf meinem Hals und meinen Schultern. Ich warf meinen Kopf nach hinten und genoss einfach seine Zärtlichkeiten. Es tat so gut, von diesem Mann geliebt zu werden. Endlich hatte ich seine Hose offen und meine Hand strich über die pralle Lust meines Helden, wanderte nach oben und öffnete die Knöpfe seines Hemds. Achtlos ließ er es auf den Boden neben mein Shirt fallen und fingerte ungeschickt an den Verschlüssen meines BHs herum. „Verdammt, dass diese Dinger nie aufgehen!“
Ich kicherte. Endlich spürte ich, dass der BH offen war, und strich die Träger von meinen Schultern. Meine Knospen waren vor Erwartung bereits hart und prall. Küssend und an unseren restlichen Klamotten herumzerrend kamen wir endlich im Schlafzimmer an. Ich wollte nicht warten, küsste ihn stürmisch, fummelte an seiner Unterhose herum und endlich lag er nackt auf mir, ich konnte sein Verlangen nach meinem Schoß spüren. Wir wälzten uns im Bett, ich kam auf ihm zum Liegen und ließ ihn in mich ein. Er stöhnte und ich küsste ihn. Meine Brüste strichen dabei über seine Brust. Seine Hände berührten meine Brüste, ich drückte sie gegen seine Hände und er massierte sie. Wilder kreiste ich mein Becken, warf dabei meinen Kopf nach hinten und ein lautes Stöhnen entfuhr meiner Kehle. Mathias packte meine Hüften und schob sich tiefer in mich, noch tiefer und heftiger. Unterstützt von seinen Armen und Händen trieb er seinen Knecht der Lust in mich, meine Brüste wogten und ich genoss seinen aufbäumenden Höhepunkt mit allen Sinnen. Erschöpft vom wilden Ritt lag er unter mir und öffnete die Augen. „Wow, du bist ..., du bist der Wahnsinn“, keuchte er.
Ich küsste seinen Bauch, seine Brust, seinen Hals und seine Lippen, dabei rutschte ich in die weichen Kissen neben ihn. Er fragte: „Hast du ein Taschentuch für mich?“
Aus dem Schub meines Nachtkästchens zog ich ihm ein Tuch heraus und warf es auf sein bestes Stück. „Hier, das hast du dir verdient.“
„Danke, immer gerne wieder!“, antwortete er und griff danach.
Bevor er mich an sich heranziehen und festhalten konnte, huschte ich vom Bett ins Badezimmer, um mich frisch zu machen. Nach ein paar Minuten kam ich zurück ins Schlafzimmer, da lag er immer noch auf dem Bett, nur bekleidet mit seiner Short. Frech grinsend klopfte er mit seiner Hand neben sich auf das Bett und sagte: „Ach Felis, du bist eine tolle Frau. Wundervoll, du hast so einen perfekten, wunderschönen Körper. Ich liebe, liebe, liebe dich und bin so glücklich. Komm her, wir kuscheln noch ein bisschen.“
„Nö, mein Lieber. Gleich kommt Thalion zum Kampftraining. Hihi, ob ich noch genug Kraft für das Training aufbringe? Schließlich habe ich mich gerade total verausgabt.“
„Äh, was soll ich da sagen?“, fragte er künstlich erstaunt und lächelte.
Mit Blick zur Decke rief ich: „Lea, wann ist die Zeit vorbei?“
„Noch 17 Minuten“, kam die Antwort von der KI des Schiffs.
„Also, Liebling. Du hast noch zwölf Minuten, um dich zu erholen. Dann muss ich dich leider wegschicken.“
Sanft strich ich dabei über die Narbe auf seinem Bauch. Er zuckte ein wenig zusammen, zog mich an sich heran und küsste mich. Als er wieder von mir abließ, meinte er: „Dann lass uns die Zeit nutzen!“
Wir blickten uns in die Augen und seine Lippen näherten sich zu einem weiteren Kuss. Ich spürte bereits seinen warmen Atem, als die Alarmsirenen aufheulten. Die Lautsprecher knackten und eine automatische Stimme rief: „Gefechtsalarm, Gefechtsalarm, alle Mann auf Gefechtsstationen. Dies ist keine Übung. Alle Mann auf Gefechtsstationen. Commander auf der Brücke melden!“
Begleitet vom Schrillen der Alarmsirenen und der Computerstimme sprangen wir vom Bett. „Scheiße, wir haben nicht mal fünf Minuten für uns“, rief ich und suchte meine Anziehsachen.
Mathias war schon in Hose und Hemd geschlüpft und schloss hastig die Knöpfe. Ein dumpfes Rumoren war zu vernehmen und ein Zittern durchlief das Schiff. Das Summen der Schiffsgeneratoren wurde dumpfer. Ich spürte ein kurzes Ziehen in den Beinen, die Elysion beschleunigte anscheinend mit hohen Werten. Hastig riss ich den Schrank auf und zog eine frische Bluse vom Kleiderbügel. Die Sterne vor meinem Fenster kamen in Bewegung, das Schiff nahm Fahrt auf. „Lea, was ist los?“, rief ich, um den immer noch schrillenden Alarm zu übertönen.
„Feindberührung. Eine Flotte ist ins System gesprungen. Nur wenige Lichtminuten von der Elysion entfernt“, kam die nüchterne Antwort.
Die Abwehrgeschütze der Elysion dröhnten auf und verwandelten die Schiffshülle in einen Resonanzkörper. Ein gewaltiger Ruck riss mich von den Beinen. „Oh mein Gott!“, rief ich und wurde blass, als der helle Lichtschein einer gewaltigen Explosion durch mein Fenster hereinschien.
Der Interkom auf meinem Schreibtisch aktivierte sich und ich hörte, wie Miller rief: „Commander, bitte kommen Sie so schnell wie möglich auf die Brücke!“
„Ich bin auf dem Weg!“
Dabei rappelte ich mich auf und rannte in Richtung der Brücke aus meinem Raum. Mannschaften hasteten an mir vorüber durch die Flure zu ihren Stationen. Am Treppeneingang stauten sie sich, die Aufzüge leuchteten rot und waren außer Betrieb. Keuchend nahm ich mehrere Stufen auf einmal und eilte die Treppen hoch zur Brücke. Die entgegenkommenden Besatzungsmitglieder machten mir Platz, ich achtete kaum auf sie. Eine junge Offiziersanwärterin hielt mir die Tür des Treppenausgangs auf und ich legte einen Spurt auf den letzten Metern bis zur Brücke hin. Das Schott ging viel zu langsam auf, ich quetschte mich hindurch und rief laut: „Statusbericht! Was ist passiert?“
Ohne von seiner Konsole aufzublicken, antwortete Miller laut: „Eine Vorhut der Skuru-Ba ist ins System gesprungen, keine zwei Lichtminuten entfernt. Mehrere Jäger und eine Gruppe von acht Schlachtkreuzer greift uns an. Das Schirmfeld war noch im Aufbau, als wir einen Treffer am Bug erhalten haben. Eines der Neutronengeschütze ist ausgefallen. Die Brandbekämpfungsteams sind im Einsatz. Soll ich unsere Abfangjäger starten?“
„Auf keinen Fall! Sofort Flucht antreten, beschleunigen Sie die Elysion und führen Sie den vorbereiteten Sprung aus!“
„Wir beschleunigen bereits mit Höchstwerten. Die Nahbereichsverteidigung ist online und aktiv. Die angreifenden Schiffe sind zu schwach, um unsere Schilde zu durchdringen“, gab er zurück.
„Egal, wir springen, wenn wir die notwendige Eintrittsgeschwindigkeit erreicht haben.“
Grimmig blickte ich auf den Panoramaschirm. Die acht Schiffe und ihre Begleitjäger passten sich unserer Geschwindigkeit an. Lichtfinger griffen zwischen den Schiffen und der Elysion hin und her, die Schirmfelder flammten von den Treffern auf. Lieutenant Fernandez‘ Finger huschten über die Waffensteuerung, die Anti-Schiffs-Granatwerfer und die schweren Impuls-Geschütze richteten sich auf das vorderste Schiff aus. Er drückte den Sammelschalter der Waffensteuerung und eine konzentrierte Salve explodierte direkt vor dem feindlichen Schiff, während die Impulsstrahlen den Schirm hinwegfegten. Als die Explosionen verblassten, trieb an der Stelle nur noch ein brennendes Wrack. Die feindlichen Schiffe konzentrierten ihr Feuer auf die obere Steuerbordantriebsgondeln. „Torpedos abfeuern!“, schrie ich zu Antonio.
„Die feindlichen Schiffe sind zu nah!“, rief er zurück, „Wir können keine schweren Torpedos einsetzen, ohne uns selbst zu gefährden.“
„Wann springen wir?“
„60 Sekunden bis zum Sprung“, kam von Bengtsson an der Navigationskonsole zurück.
Das schaffen wir nie!, fuhr es mir durch den Kopf.
Das Schirmfeld über der Steuerbordgondel leuchtete hell von den vielen Treffern auf. Die Impulskanonen und ASG-Geschütze richteten sich auf den zweiten Schlachtkreuzer aus. Eine Salve unserer Waffen traf es am Bug und das feindliche Schiff verging in einem gewaltigen Feuerball aus Licht und Energie. Die Einschläge auf dem Schirmfeld der Gondel ließen etwas nach. „Noch 30 Sekunden bis zum Sprung!“
Vor der Elysion baute sich ein Ring aus wesenloser, dunkler Energie auf. Der Klang der Schiffsaggregate veränderte sich und die Feldschwingen bauten das Sprungfeld auf. Das Loch im Raum stabilisierte sich und die Elysion verschwand aus dem umkämpften System, die feindlichen Schiffe hinter sich lassend.
* * *
Eine warme Morgenbrise bauschte die weiße Robe der alten grauhaarigen Frau auf dem hohen Turm des Sanktuariums auf. Das Licht der aufgehenden Sonne spiegelte sich in den goldenen Ornamenten des kostbar gewobenen Umhangs einer Hohepriesterin der Sabrawa. Sie blickte hinunter auf die langen Schlangen von Menschen, die auf die wartenden Schiffe zugingen. Entgegen ihrem hohen Alter ging von der kleinen Frau eine starke Vitalität aus. Ihre Augen hatten im Laufe ihres langen Lebens schon vieles gesehen. So muss der Exodus der Enkidu ausgesehen haben, dachte sie sich und blinzelte in die aufgehende Sonne.
Sieben Transporter mit weit geöffneten Frachtschleusen standen auf der staubigen Ebene vor dem Kloster, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Denn um eine Flucht handelte es sich, selbst wenn es von hier oben geordnet aussah. Vor wenigen Tagen hatten Späher der Skuru-Ba die Pilgerstätte entdeckt und den Gläubigen der Eminentia Magi blieb nur die Flucht. Immer wieder sah sie die braunen Kapuzenumhänge der Novizinnen entlang der langen Schlangen. Sie hielten den Strom der Flüchtlinge zusammen und führten sie auf die Schiffe. Hinter den Transportern stand die Herold der Verkündung, ein alter Schlachtkreuzer. Schon lange in die Jahre gekommen war die Herold mehr ein Wrack als ein kampffähiges Schiff. Die Frau seufzte und dachte: Wir haben uns zu sehr auf die Abgeschiedenheit verlassen und die Erneuerung unserer Verteidigung vernachlässigt. Ich bin zu alt und war nicht auf diesen Tag vorbereitet. Hoffentlich wird eine jüngere Schwester es besser machen als ich.
Ein älterer, korpulenter Mann betrat die Turmplattform und hielt sich in respektvollem Abstand. An seiner schwarzen Rüstung glänzten goldgelbe Abzeichen eines Generals der Sanktuariums-Garde. Der Knauf seines Schwerts war ebenfalls mit goldfarbenen Verzierungen versehen, die auf die Scheide übergingen, so als wäre es ein kunstvoller Gegenstand anstatt einer Waffe. Ein Räuspern machte die Priesterin auf ihn aufmerksam. Mit einer tiefen Verbeugung begrüßte er sie und sagte. „Ehrwürdige Schwester Tarbaial, die Einschiffung ist fast vollzogen. Wir müssen nun das Sanktuarium verlassen. Ihr könnt hier nicht bleiben!"
Tarbaial drehte sich um und musterte den Mann. Er war schon lange in ihren Diensten und eine seltsame Vertrautheit ergriff sie, als sie sein rundliches, von einem ergrauten, gepflegten Vollbart umrahmtes Gesicht betrachtete. Bedächtig antwortete sie: „Mein lieber General Doljem, ich spüre keine Furcht. Nicht mehr. Was ist mit dem Schrein?"
Ihre Hand berührte den Anhänger mit dem eingelassenen Kristallsplitter. Der kostbare Schmuck aus mehreren ineinander verwobenen Ringen aus Gold und dem funkelnden Kristall war das Symbol einer Hohepriesterin. „Die Oberpriesterinnen rufen noch um Hilfe. Auf dem Weg zum Schiff holen wir sie ab. Nun kommt, ehrwürdige Schwester, wir müssen gehen!" Seine Stimme drängte sie zu ungewohnter Eile.
Mehrere Lichtblitze huschten über den wolkenlosen Himmel und mit vor Schrecken geweiteten Augen blickten die beiden zum Himmel. „Zu spät, General. Sie sind da. Rufen Sie Ihre Männer zusammen, wir werden es nicht mehr rechtzeitig zu den Schiffen schaffen. Macht den Impulswerfer bereit, die Frachter und die Herold sollen starten, wenn der Impulswerfer abgefeuert wurde!"
Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch mehr zu. Sie drehte sich um und blickte hinunter auf das Landefeld. Die geordnete Ruhe brach zusammen und die Leute rannten auf die wartenden Schiffe zu. General Doljem sprach in sein Funkgerät und gab die Befehle der Hohepriesterin weiter. Tarbaial sah, wie sich die Frachtschleusen der Schiffe schlossen, sie glaubte, die verzweifelten Schreie der Flüchtlinge bis hier oben auf dem Turm zu hören. Die Ordensschwestern und die Garde des Sanktuariums strömten auf die Ebene und trieben die verbliebenen Flüchtlinge zurück ins Kloster. Kaum waren die großen Tore hinter den letzten Schwestern geschlossen, fauchten die Triebwerke der Herold und der sieben Frachter auf. Staub wirbelte über die Ebene, hüllte die Schiffe ein und ein warmer Wind trieb die Staubfahnen auseinander. „Impulswerfer - Feuer!", rief General Doljem in sein Funkgerät. Ein hell leuchtender Feuerball schoss von dem mächtigen Geschütz am Rande der Stadt in den Himmel.
Über dem staubigen Planeten erschien ein kleiner Lichtblitz und ein Ring elektromagnetischer Energie raste durch den Orbit des Planeten. Kaum war der Impuls verblasst, dröhnten die Schiffsmotoren auf. Die acht Schiffe hoben mit lautem Getöse ab. Zuerst langsam, dann immer schneller rasten die Schiffe in den Himmel. Pfeifend strich die verdrängte Atmosphäre an den Schiffen vorbei und das Brummen der Schiffstriebwerke war noch eine Weile zu hören. Glühende Schweife hinter sich herziehend verschwanden die Schiffe im Himmel über dem Kloster. Acht wallende, kreisförmige Wurmlöcher entstanden und bildeten dunkle Flecken am blauen Firmament. „Kommt, General. Die Schiffe der Angreifer werden gleich den EMP-Impuls überstanden haben. Aktivieren Sie den Schutzschild. Sagen Sie Ihren mutigen Piloten, ihre wenigen Schiffe bleiben am Boden. Wir verstärken den Schirm mit unserer Magie. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass jemand den Ruf der Verzweiflung empfängt oder die Herold Hilfe herbeiholen kann."
Sie drehte sich um und ging langsam die Treppe hinunter. Mit dem Knall verdrängter Luft legte sich der blass schimmernde Abwehrschirm über das Sanktuarium. Er wechselte die Farbe in ein sanftes Gelb, als immer mehr Schwestern ihre Eminentia Magi riefen und damit den Schild verstärkten.
Im Residenzsaal warteten Flüchtlinge und die letzten der Novizinnen. Eine Frau mittleren Alters rief hilfesuchend: „Ehrwürdige Schwester, was wird nun aus uns?"
Die verzweifelten Stimmen der Hoffnungslosen ergriffen das Herz der alten Frau. Sie stieg auf das Podest ihres Residenzstuhls und blickte sich um. Ihre erhobenen Hände unterbrachen das Raunen. Mit beschwörender, fester Stimme rief sie: „Schwestern, Soldaten, Frauen und Männer des Sanktuariums. Greift zu den Waffen. Helft einander. Der alte Feind hat uns gefunden und ist über uns. Er ist auf der Suche nach dem Kristall der Macht. Wir verteidigen ihn mit unserem Leben, wie es unser Eid verlangt. Wenn die dunkelste aller Stunden eintritt, werden wir den Stein zerstören und mit ihm alle Hoffnung. Doch noch ist es nicht so weit. Noch stehen die Mauern um das Kloster. Noch sind die Kämpfer nicht geschlagen. Noch ist der Kristall nicht zerstört. Geht! Geht und helft bei der Verteidigung des Sanktuariums. Der Feind wird nicht triumphieren!"
Ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Anwesenden gingen, um sich auf ihre letzte Schlacht vorzubereiten. Leise sprach sie den General an: „Wie viele konnten wir nicht retten?"
„Soweit bisher bekannt, sind es noch 17 eurer Novizinnen, 159 Männer und Frauen der Bediensteten, 263 Männer und Frauen der Sanktuariums-Wache, 138 Schwestern, die acht Oberschwestern und ihr", zählte er auf.
„Und ihr", gab sie zurück.
„Und ich, ja", antwortete er.
Über 500 Seelen, die es zu retten galt. Und der Feind kannte keine Gnade. Wer den Horden in die Hände fiel, wurde entweder abgeschlachtet oder versklavt. Beides keine erstrebenswerte Zukunft. Sie sagte: „Lasst uns zum Schrein gehen und dann wieder nach oben auf den Turm. Dort haben wir den besten Überblick."
Der General folgte ihr zum heiligen Schrein des Kristalls der Macht. Eine Novizin und ein Gardist bewachten den Eingang. Acht Frauen standen im Kreis um den Schrein, hielten sich an den Händen und meditierten. „Ehrwürdige Mutter, gibt es noch Hoffnung, dass jemand den Ruf vernehmen wird?", flüsterte General Doljem, um die Frauen nicht zu stören.
Fast noch leiser antwortete sie: „Nein, General. Seit über 1.000 Jahren gelang es nicht mehr, über die Eminentia Magi zu kommunizieren. Niemand ist mächtig genug, um einen solchen Ruf zu empfangen, geschweige denn darauf zu antworten. Selbst meine acht Oberpriesterinnen werden nicht genügend Magie bündeln können, damit der Ruf weit genug gehört werden könnte. Doch ohne Hoffnung wird es keine Verteidigung geben. Daher - belassen Sie das kleine Geheimnis bei uns. Wir wollen den Menschen nicht noch das Letzte nehmen, was sie am Leben erhält!"
Beim Verlassen des Raums streifte ihr Blick den faustgroßen Kristall, der auf einer halbhohen Säule und einem goldenen Samtkissen lag. Niemand in der bekannten Galaxis hatte die Stärke, die Macht des Kristalls zu nutzen, nicht einmal sie als die Hohepriesterin der Sabrawa. Nebeneinander schritten sie die Treppe nach oben und betraten die Turmplattform. Der wolkenlose blaue Himmel lag ruhig und friedlich über ihnen. Es war die Ruhe vor dem Sturm, beide wussten es.
* * *
Das Flimmern auf dem Panoramaschirm verschwand. Hinter der Elysion schloss sich das Wurmloch und wir flogen in ein unbekanntes Sternensystem. Eine rote Sonne vom Typ M tauchte die Brücke in ein gespenstisches Licht, wir waren nahe an der glühenden Kugel aus dem Wurmloch gekommen. Laut befahl ich: „Lieutenant Commander Miller, bringen Sie uns eine Astronomische Einheit von der Sonne in eine Umlaufbahn. Ich möchte einen Schadensbericht in fünf Minuten in der Gefechtszentrale. Eine Staffel Jäger soll einen Aufklärungsflug durchführen. Rufen Sie Commander Moreau, Professor Kelp und Major Ries in die Gefechtszentrale.“
Seine Hände huschten über die Konsole, um meine Befehle auszuführen. Er meldete: „Die Jäger sind soeben gestartet und erkunden den näheren Raum um den Träger. Commander Moreau und Major Ries sind auf dem Weg zur Brücke. Professor Kelp wird von Commander Moreau informiert.“
„Danke, Lieutenant Commander. Machen Sie einen Full-Spectrum-Scan des Systems. Gehen Sie auf gelben Alarm. Die Crew soll das Schiff auf Schäden untersuchen und bei den Reparaturen helfen.“
„Aye aye, Sir!“, bestätigte er.
Mit beiden Händen drückte ich mich aus dem Kapitänsstuhl und gab Bengtsson einen Wink, mir zu folgen. Sie übergab ihre Konsole an eine der Brückenordonnanzen und folgte mir über die Steuerbord-Treppe in die Gefechtszentrale. An den Wänden waren Konsolen angebracht, die denen der Brücke ähnlich waren. Sie waren für die Steuerung einer Flotte gedacht, um die Schiffsführung nicht mit taktischen oder strategischen Aufgaben zu beschäftigen. Allerdings konnte man von hier aus zur Not in die Schiffsführung eingreifen. In der Mitte des Raums stand der große Kartentisch, mehrere Holoprojektoren waren an der Decke angebracht und eine Anlage zur Steuerung des Hologramms war an der Tischplatte befestigt. Mit einem Druck auf das Sensorfeld aktivierte Bengtsson das Hologramm und die Elysion erschien mittig über der langen Tischplatte. Sie zoomte heraus und die rote Sonne erschien als glühender Ball, während die Elysion immer kleiner wurde. Ich fragte: „Wie weit sind wir von der Sonne entfernt?“
„4,29 Lichtminuten. Wie immer sind wir wieder sehr nahe an der Sonne aus der Einstein-Rosen-Brücke herausgekommen.“
Ein Vibrieren ging durch das Schiff und ich spürte ein leichtes Ziehen in den Beinen. Die Trägheitsdämpfer passten sich an die Beschleunigungswerte an. Das holografische Abbild der Elysion bewegte sich an einer grünen Linie entlang von der Sonne weg. Der Kurs führte in einem weiten Kreis um die Sonne herum. Ein Symbol für ein TSF-Squadron entfernte sich mit hoher Geschwindigkeit vom Träger: die ausgesandte Jägerstaffel, die das System untersuchen sollte. Ihre Ortungsdaten wurden über den Interconnect Exchange Link an die Elysion übertragen und in Echtzeit vom Hologramm dargestellt. Während wir den Kurs und die Beschleunigung der Elysion beobachteten, ertönten Schritte auf der Treppe. Nacheinander kamen die Brückenoffiziere in die Gefechtszentrale, dicht gefolgt von Mathias. Er nickte mir kurz zu und stellte sich an die Seite des Tischs. Ich begann zu sprechen: „Wir sind vor ein paar Schlachtkreuzern der Skuru-Ba geflohen und haben den vorbereiteten Sprung ausgeführt. Knapp vier Lichtminuten von der roten Sonne entfernt sind wir aus der E-R-B-Singularität herausgekommen und vier unserer Jäger fliegen bereits Aufklärung. Lieutenant Commander Miller, bitte einen Lagebericht!“
Mit Blick auf sein Holoblet antwortete Miller: „Die Brandbekämpfungsteams sind im C-Deck des Kommandomoduls und löschen die Feuer. Uns traf ein Fusionstorpedo noch bevor der Schild vollkommen aufgebaut war und das vordere Neutronengeschütz wurde zerstört. Einen weiteren Torpedo fingen wir vor dem Schiff ab. Zwei der feindlichen Schlachtkreuzer und mehrere Bomber konnten wir abschießen, die restlichen Schiffe beschädigen oder abdrängen.“
„Bengtsson, zeigen Sie uns die Gefechtsaufzeichnung!“
Sie hantierte bereits an der Konsole: „Einen Augenblick, ich suche die Aufzeichnungsdaten ...“
Nach einem Druck auf das Sensorfeld veränderte sich das Hologramm und eine rotbraune, planetenlose Sonne vom Typ L erschien. Das Symbol der Elysion bewegte sich auf einer weiten Kreisbahn um die Sonne. Bengtsson dirigierte den Ablauf mit ein paar Handbewegungen und zoomte in das Hologramm. Schräg oberhalb der Elysion öffneten sich acht Wurmlöcher und die Schlachtkreuzer der Skuru-Ba drangen in das System ein. Noch während des Durchgangs in den Normalraum löste sich jeweils ein Torpedo von den beiden vordersten Schiffen. Bomber flogen aus den geöffneten Schleusen und nahmen Kurs auf die im Raum treibende Elysion. Die kleinen Schiffe näherten sich schnell und ihre Raketen flogen auf unser Schiff zu. Die Zeit, bis endlich Bewegung in die Elysion kam, schien ewig zu sein. Doch der Timer zeigte, dass gerade einmal fünfzehn Sekunden vergangen waren, bis die Triebwerke aufflammten und das Schiff beschleunigten. Der Raumträger flog eine Kurve und brach aus der Umlaufbahn aus, beschleunigte weiter und weiter. Im Hologramm leuchtete der Aufschlag des ersten Torpedos auf. Er traf das vordere Neutronengeschütz. Der Schirm legte sich um unser Schiff und der zweite Torpedo verging darin in einer Explosion. Strukturrisse waberten von der Einschlagstelle weg. Die Nahfeldverteidigung reagierte, ein Schwarm von Raketen steuerte auf die Gruppe der herannahenden Bomber zu. Die Gatling Guns lichteten die anfliegenden Raketen und die ersten Trümmer zerstörter Bomber trafen auf unseren Schirm und lösten ein weiteres Leuchtspektakel aus. Die Schlachtkreuzer gingen längsseits zur Elysion. Über vierhundert Meter lange Schiffe begannen, ein Gefecht Breitseite an Breitseite mit unserem Raumträger zu führen. Ihr Feuer konzentrierte sich auf die obere Steuerbord-Antriebsgondel und brachten unseren Schutzschirm ins Wanken. Der vorderste der Kreuzer explodierte unter einer Salve unserer Hauptbatterien. Kurz darauf verging ein weiterer in einer leuchtenden Explosion und die Elysion verließ das System durch eine entstehende Singularität. Die feindlichen Schiffe blieben hinter ihr zurück.
Das Hologramm erlosch und ich blickte in die betroffenen Gesichter meiner Kameraden und Kameradinnen. Kelp schluckte und räusperte sich. Bedächtig wie immer sagte er: „Die gezeigte Präzision dieses Erstschlags gegen unsere Neutronengeschütze sowie das Auftauchen der Schiffe können unmöglich ein Zufall sein. Die Schiffe sprangen nicht einfach in das System, sondern zielgerichtet mit genauen Kenntnissen, wo wir uns befanden. Nicht nur das, sie haben versucht, gezielt unsere stärksten Waffensysteme auszuschalten. Selbst wenn wir ein paar zufällig günstige Faktoren nehmen würden, ist ein derart ausgeführtes Manöver nur möglich, wenn man genaue Angaben zum Standort und zur Ausrichtung des Ziels hat!“
Er blickte sich in der Runde um, doch niemand sagte etwas. „Nun, da kein Widerspruch zu hören ist …“ Er machte eine kurze Pause und sah Mathias an, der sich nicht regte. Daraufhin führte Professor Kelp weiter aus: „Die Schiffe wussten somit genau, wo wir uns befanden, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Richtung wir flogen. Das lässt nur einen Schluss zu. Wir vermuteten, nein, wussten ja schon lange, dass die Skuru-Ba uns über große Entfernungen orten können. Aber nun ist klar, dass sie nicht nur unsere relative galaktische Position erfassen können, sondern zudem die Flugrichtung, Geschwindigkeit und Ausrichtung des Schiffs!“
Miller und Bengtsson blickten entsetzt auf. Sollte das der Wahrheit entsprechen, war die Gefahr für das Schiff viel größer, als wir bisher angenommen hatten. Mathias war unbewegt und verzog keine Miene. Für ihn schien sich dadurch nichts zu verändern und ich bewunderte wieder die Ruhe, die er ausstrahlte.
Schritte waren auf der Treppe zu hören. Teleria betrat in Begleitung von Thalion den Raum. Sofort spürte man ihre Präsenz und mit melodischer Stimme rief sie: „Entschuldigen Sie, Commander. Bitte die Brücke betreten zu dürfen!“
„Botschafterin Teleria, gerne doch. Kommen Sie. Wir sind gerade dabei, die Geschehnisse vor dem Sprung zu analysieren.“
Mit einer Handbewegung bat ich sie an meine Seite. Sie umrundete den Tisch und kam neben mir zum Stehen. „Botschafterin, Euer Volk ist dem unseren um Jahrhunderte voraus. Ist Euch eine Möglichkeit bekannt, ein Objekt wie die Elysion über Lichtjahre hinweg zu orten?“, fragte Kelp unverwandt.
„Lieber Professor, leider nein. Unsere Wissenschaftler sind schon lange der Meinung, dass dies möglich sein muss. Aber bisher hatten wir hierbei keinen Erfolg. Eine Ortung bedarf eines Echos, richtig? Nun, wie soll das Echo zustande kommen? Nein, uns ist keine Technologie bekannt, die dies ermöglicht.“
Professor Kelp wirkte nachdenklich, als er die Worte von Teleria vernahm. Er murmelte: „Ein Echo? Richtig! Eine Ortung erfolgt entweder direkt oder auf Basis eines Echos.“
Anschließend fragte er laut: „Botschafterin, kennt Euer Volk die Möglichkeit, überlichtschnelle Funknachrichten zu versenden?“
„Ja und nein. Wir können zwischenzeitlich zwischen Planetensystemen solche Nachrichten austauschen. Dort kann man Sendestationen mit genügend energetischen Reserven aufbauen, um ein solches Signal zu erzeugen. Unsere Schiffe dagegen erreichen wir nur über Drohnen, die Nachrichten beinhalten. Diese Drohnen fliegen durch ein Wurmloch zu den letzten bekannten Koordinaten der Schiffe. Deshalb ist für jedes Schiff vorher das Ziel festgelegt und bekannt oder, wenn wir von einem Zielsystem zu einem anderen System springen, das vorher nicht festgelegt war, hinterlassen wir eine Kommunikationsboje. Dann kann uns die Drohne bzw. ein verbündetes Schiff folgen.“
Ich antwortete: „Danke, Teleria. Die Frage bleibt, wie uns die Skuru-Ba finden können und ob der Angriff vielleicht auf einem Zufall fußte oder ob sie uns tatsächlich auf den Kilometer genau finden können.“
Professor Kelp schien immer noch nachzudenken und reagierte nicht, weshalb ich weitersprach: „Commander Miller, finden Sie den Status des Neutronengeschützes heraus. Die Reparatur hat höchste Priorität. Lieutenant Bengtsson, haben die Aufklärer was gefunden?“
Ihre Finger huschten wieder über die Konsole und schon leuchtete das Hologramm des aktuellen Systems auf. „Bisher vier Planeten und ein Asteroidenfeld.“
Sie ließ die Planetenbahnen im Hologramm aufleuchten. „Was ist das?“ Ich deutete auf den inneren Planeten, der in einer ungewöhnlichen Kreisbahn um die Sonne zog.
Bengtsson rief ein paar Daten auf und runzelte die Stirn: „Das ist kein Planet. Das ist eine kleine weiße Sonne. Kleiner noch als Uranus umkreist sie die Sonne wie ein Planet.“
Ein Doppelsonnensystem, wo die zweite Sonne der ersten so nah ist, dass die Planeten zwei Sonnen umkreisten. „Das bedeutet, dass die beiden Sonnen um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen werden“, warf Moreau ein.
Bengtsson und Professor Kelp nickten. „Gut, die Jäger sollen das System untersuchen und wir bleiben vorerst hier. Ich möchte so schnell wie möglich einen Bericht über die Schäden und über die Gegebenheiten in diesem System. Wegtreten!“
Ich blickte den anderen hinterher, wie sie die Gefechtszentrale verließen. Teleria, Thalion und Mathias blieben bei mir. „Ich mache mir Sorgen“, sagte ich müde.
Teleria legte ihre Hände auf meine Schultern und antwortete mit sanfter Stimme: „Das kann ich verstehen. Die Verantwortung des ganzen Schiffs lastet auf deinen Schultern. Thalion, Tenno Hiroken und ich machen uns ebenfalls Sorgen. Deine Erwählung ist nun schon ein paar Monate her. Wir müssen dich weiter unterrichten und du musst das Schwert finden.“
Ich nickte nur, zu müde, um zu antworten. Mathias nahm mich in seine starken Arme und ich lehnte meinen Kopf an seine Schultern, schloss für ein paar Sekunden meine Augen und genoss einfach seine Nähe.
* * *
In der schäbigen Bar lag schwer der Geruch von billigem Alkohol und menschlichen Ausdünstungen in der Luft. Ein alter Musikautomat spielte trashigen Elektrosound, übertönt vom Gemurmel der anwesenden Gäste. Wuchtig schlug die Tür zur Straße auf und vier Twerx betraten den düsteren Raum. Grimmig blickten sie sich um. Die bärtigen Gestalten waren so klein, dass sie kaum über die sitzenden Menschen hinwegsehen konnten. Ihre Augen blitzten schwarz wie Kohle hinter den buschigen Augenbraunen hervor. Ein ergrauter alter Mann schien der Anführer der Gruppe zu sein. Er nickte seinen Kameraden zu und langsam gingen sie durch die Tische, dabei klapperten ihre metallenen Armschienen an ihren Brustharnischen. Einige Gäste blickten verstohlen auf und sahen sofort weg, wenn einer der vier sie musterte. Niemand stellte sich den abenteuerlich aussehenden Gestalten in den Weg. Vor einem Tisch mit zwei attraktiven Frauen und einem hageren, verwegen aussehenden Mann blieben sie stehen. Die drei waren in teure, enganliegende schwarze Lederanzüge gehüllt, wie sie die freien Raumfahrer der Shima trugen. Der älterer Twerx baute sich vor dem Mann auf und rief mit dröhnender Stimme: „Hey Slag, wo hast du den Schrott her, den du Firum verkauft hast?“
Der angesprochene Mann blickte von seinem Glas auf und rülpste laut. Nacheinander blickte er die vier kleinen Gestalten an, begann lauthals zu lachen und pöbelte los: „Wer will das wissen? Wer seid ihr denn? Wo haben sie euch denn rausgelassen? Habt ihr euch verlaufen und sucht jetzt eure Mami, oder was?“
Seine Trunkenheit war ihm anzuhören und er rülpste nochmals. Ein junger Twerx mit einem dunklen Bart, der in zwei langen Zöpfen endete, wollte aufbrausen, doch der grauhaarige Anführer hielt ihn mit einer Handbewegung zurück und sagte unbeeindruckt: „Firum schickt uns, Slag. Er möchte dich warnen. Oder besser diejenigen, denen die Schiffe gehörten, die du uns gebracht hast!“
Die Frau mit den rotblonden, langen Haaren blickte auf und sagte: „Wieso, was meinst du damit. Warnen? Wovor warnen?“