Maja sucht eine Freundin - Fabienne Wey - E-Book

Maja sucht eine Freundin E-Book

Fabienne Wey

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Beschreibung

Maja, die Hauptprotagonistin im Buch, ist ein Mädchen von fast zehn Jahren. In der Schule ist sie eine Einzelgängerin, ihre Eltern leben getrennt - und dadurch fühlt sie sich oft einsam. Bis zu jenem Moment, als ihre geliebte Grossmutter etwas ins Rollen bringt, was ihr ganzes Leben in eine positive Richtung führt: Maja wird stolze Besitzerin eines Pflegefohlens. Mit Fanny, dem Fohlen, kommt auch die Freude zurück. Plötzlich ist Majas Leben alles andere als traurig und einsam. Und wie könnte es anders sein: Maja findet eine echte beste Freundin.

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Principessa

Inhalt

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Eins

Maja ist ein Mädchen von neun Jahren. Ihre langen braunen Haare sind ebenso dunkel wie ihre Augen. Grosse Kirschaugen hatte sie ihr Opa immer genannt. Sie lebt in der Stadt und hat leider kaum Freunde. Ihre Eltern leben getrennt. Sie wohnt bei ihrer Mutter und sieht ihren Vater nur ganz selten. Sie vermisst ihn sehr. Mit ihm war es immer lustig, und er unternahm ganz oft etwas mit ihr. Von ihm hat sie ausserdem die Liebe zu Tieren geerbt. Ihr Vater lebt mittlerweile sehr weit weg – am Meer. Er ist Tierarzt in einer Delfinstation. Deshalb kann Maja auch nur sehr selten bei ihm sein.

Maja geht in die dritte Klasse. In ihrer Klasse hat es acht andere Mädchen und zehn Jungs. Irgendwie hat sie es bis jetzt nicht geschafft, eine wirklich gute Freundin zu finden. Maja ist darum oft traurig.

Da ist diese Vicky. Sie ist so etwas wie die Anführerin in ihrer Klasse. Für jedes Mädchen ist es das Ziel, Mitglied ihrer Clique zu sein. In dieser Gruppe sind bis jetzt Cleo, Wanda und Annabelle. Von ihnen wird Maja häufig unfair behandelt. Sie foppen Maja mal wegen ihrer Zahnspange, dann wieder, weil sie im Sport nicht die Beste ist, oder weil sie sich schneller fürchtet als andere. So richtige Biester sind das. Die anderen Mädchen in der Klasse haben alle bereits eine beste Freundin. Auch da findet sie keinen Anschluss. Kein Wunder also, dass Maja sich oft einsam fühlt. In Gruppenarbeiten, beim Sport, in der Freizeit – immer ist sie die, die übrig bleibt.

Ihre Mutter hat leider nur selten Zeit für sie. Maja ist ein Schlüsselkind. Das bedeutet, sie muss nach der Schule schon ganz allein zurechtkommen. Ihre Mutter arbeitet sehr viel. Sie hat einen wichtigen Job in einer grossen Bank, verdient ganz viel Geld und kann Maja dementsprechend einiges bieten. Aber das, was Maja eigentlich möchte, das bekommt sie von ihrer Mutter nicht. Zeit. Viel Zeit. Ihre Mutter ist meistens gestresst, hat häufig Migräne und braucht, wenn sie endlich mal zu Hause ist, viel Ruhe. Maja versteht nicht, warum man sich für einen Job so verausgabt. Wenn Maja von der Schule heimkommt, dann kommt sie in die leere Wohnung. Sie weiss dann genau, was sie zu tun hat. Das ist so mit ihrer Mutter abgesprochen. Zuerst bereitet sie sich etwas Kleines zu essen zu, bevor sie die Hausaufgaben macht. Maja ist eine sehr gute Schülerin. Sie braucht jeweils nicht lange, bis sie erledigt hat, was die Lehrerin aufgetragen hat.

„Streberin“ nennen Vicky und ihr Gefolge sie. Streberin, weil ihr in der Schule vieles gut gelingt. Besonders Vicky ist neidisch, dass Maja immer wieder in der Schule glänzt. Sie selbst hat nämlich in vielen Fächern grosse Mühe. Den Mädchen ist nicht bewusst, dass es auch Kinder gibt, denen das Lernen ganz einfach fällt, und sie sind neidisch auf Maja und deren Talente. Eine Streberin ist Maja nämlich wirklich nicht.

Zu ihrem neunten Geburtstag hat Maja von ihrem Papa ein Tagebuch geschenkt bekommen. Zuerst wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte. Ein leeres Buch mit vielen leeren Seiten. Was sollte sie da reinschreiben? Ihr Papa nahm sie damals auf seinen Schoss und erklärte ihr: „Wenn du mal etwas ganz Schönes erlebst, das du nicht mehr vergessen möchtest, dann schreibe das hier rein. Und wenn du mal ganz traurig bist, dann hast du hier auch einen Platz, um deinen Kummer loszuwerden. Ich hoffe aber, dass du vor allem ganz fröhliche Gedanken niederschreiben kannst.“

Leider wird Majas Tagebuch aber doch immer mehr zu einem Kummerbuch: „Heute war wieder kein guter Tag in der Schule. Die Lehrerin hat mich heute einmal mehr gelobt, weil ich eine Rechnung an der Wandtafel auf Anhieb richtig gelöst habe. Es war eine schwierige Aufgabe, aber ich kann ja nichts dafür, wenn mir der Lösungsweg auf Anhieb klar ist. Als ich an meinen Platz zurückgekommen bin, hat Vicky mir ‚Streberin‘ zugeflüstert. Bin ich wirklich eine Streberin? Habe ich deswegen keine Freundinnen?“ So ergeht es Maja immer wieder. Sie ist die Angriffsfläche der anderen Kinder. Kein Wunder, dass sie deswegen oft traurig ist und sich immer wieder davor fürchtet, zur Schule zu gehen.

Maja legt sich aufs Bett. Ihr Teddy ist momentan ihr bester Freund. Ihm vertraut sie all ihre Sorgen an. Bei ihm fühlt sie sich geborgen. „Ach Teddy, wenn ich doch nur eine beste Freundin hätte“, klagt sie ihm. „Dann würde ich vielleicht gerade in diesem Moment mit ihr spielen. Draussen oder hier drinnen. Oder bei ihr. Wir könnten uns alles anvertrauen. Wir würden zusammen lachen, Ideen aushecken und miteinander zur Schule laufen.“

Maja nickt ein. Nach der Schule fühlt sie sich oft müde und abgeschlagen. Sie träumt von ihrem Papa, der sich in der Delfinstation um kranke und verletzte Delfine kümmert. Sie sieht ihren grossen starken Papa vor sich, wie er lacht, und wie er sie hochhebt, herumschwingt, bis sie quietschend darum bettelt, runtergelassen zu werden. In ihrem Traum darf sie ihm bei der Pflege der Tiere assistieren. Das macht ihr so viel Freude. Maja ist nämlich eine Tiernärrin. So gerne möchte sie eine Katze oder einen Hund haben. Aber ihre Mutter will davon nichts wissen. „Wir sind viel zu selten zu Hause“, sagt diese dann immer. „Ich habe so schon genug zu tun mit allem. Der ganze Haushalt und die anspruchsvolle Arbeit in der Bank.“ Und Maja denkt dann immer: „Wenn du doch nur mal für mich richtig Zeit hättest.“ Aber sie will ihrer Mutter keine Vorwürfe machen. Schliesslich weiss sie ja bestens, wie viel diese arbeiten muss.

Und plötzlich wird Maja geweckt. Es hat an der Tür geklingelt. Wer das wohl sein mag? Sie guckt durch den Türspion und entdeckt Franz, den Postboten. Erleichtert öffnet sie die Türe. Schliesslich darf sie niemanden reinlassen, den sie nicht kennt. Franz ist aber schon fast ein alter Bekannter. Ihn kennt sie, schon seit sie ein kleines Mädchen war. „Na, Maja, wieder ganz allein zu Hause?“, fragt Franz, der oft Mitleid mit Maja hat. „Hattest du einen guten Schultag heute?“ „Es geht so“, meint Maja.

„Haben dich die anderen wieder geärgert?“, fragt Franz bedauernd. „Ich war wieder zu gut im Rechnen. Es ist doch nicht meine Schuld, dass mir das einfach leichtfällt“, Majas Frust kommt wieder hoch. „Lass dich von diesen Mädchen bloss nicht unterkriegen. Du wirst schon sehen: Irgendwann hast auch du eine gute Freundin in der Klasse, und dann fühlst du dich viel stärker als jetzt, da du so oft allein bist. Das war bei meiner Tochter Claudia damals auch so. Aber schau mal hier. Ich habe ein Päckchen für dich. Ich glaube, es kommt von weit her.“

Franz überreicht ihr ein kleines Päckchen, das anhand der Stempel, das es trägt, wirklich von weit her stammen musste. Maja ist ganz gespannt. Wer würde ihr ein Paket schicken? Und sogar von weit weg her? Warte mal. War das etwa von Papa?

Maja hat nur noch Augen für das Paket. Schnell verabschiedet sie sich von Franz und stürmt in die Küche. Mit der Schere macht sie sich an der stabilen Verpackung zu schaffen. Maja kann ihr Glück kaum fassen. Da liegen Sand, Muscheln, Seesterne und alles, was man im und am Meer findet. Auch ist da eine wunderschöne Delfinfigur zu sehen, die an einer Kette befestigt ist. Wunderschön! Feierlich öffnet Maja den Brief, der ebenfalls drin liegt und liest die Zeilen ihres geliebten Papas:

Liebe Maja

Gerne möchte ich dein Gesicht sehen, wenn du das Paket öffnest. Ich frage mich: gefällt dir, was du siehst? Gefällt dir die Delfinkette? Wie siehst du wohl aus, wenn du meine Zeilen liest? Viel zu lange ist es her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Ich vermisse dich. Wie geht es dir, liebe Maja?Was meinst du, kommst du mal zu mir ans Meer in den nächsten Sommerferien? Wenn ja, würde ich versuchen, das mit Mama zu regeln. Ich möchte dir hier nämlich zu gern alles zeigen. Die Delfinstation. Das Meer. Den Strand. Die Meerestiere. Ich bin überzeugt, dass du’s genauso lieben würdest wie ich.

Mir geht es gut. Obwohl ich dich sehr vermisse. Ich habe mich hier sehr gut eingelebt. Ich liebe das warme Wetter. Wir haben fast täglich Sonnenschein. Ich habe viel zu tun. Die Delfinstation hat gerade sehr viele Schützlinge aufgenommen. Eine Delfin-Epidemie hat sich ausgebreitet. Wir versuchen, diese zu bekämpfen. Es ist aber nicht ganz einfach. Wir bleiben dran. Wenn immer möglich, stürze ich mich einmal täglich in die Wellen. Es ist so herrlich. Ich freue mich schon drauf, wenn wir hier zusammen schwimmen.

Ich melde mich wieder bei dir, wenn ich mit Mama gesprochen habe. Hoffentlich sehen wir uns bald.

Liebe Grüsse von deinem Papa

Maja ist hin- und hergerissen. Sie freut sich wahnsinnig über die Post ihres Papas, aber ihre Sehnsucht wird gleich noch viel grösser. Und da sie weiss, dass das Einvernehmen ihrer Eltern nicht das Beste ist, fragt sie sich, ob das wohl je klappen würde mit ihrer Reise zum Meer.

Maja beschliesst, dass sie sich einfach über die Nachricht von ihrem Papa freut. Sie zieht sich stolz die Kette an und kann sich gar nicht daran sattsehen. Immer wieder stellt sie sich vor den Spiegel und ihre Augen leuchten wie schon lange nicht mehr. Auch ihrer Mutter fällt das auf, als sie später von der Arbeit nach Hause kommt.

„Woher hast du diese schöne Kette?“, fragt sie Maja. „Von Papa. Er hat sie mir vom Meer geschickt.“ „Die ist wirklich schön“, mehr sagt ihre Mutter nicht.

Insgeheim ist sie aber erfreut darüber, dass Maja endlich wieder so etwas wie ein Leuchten in den Augen hat. Zu gross ist doch ihr schlechtes Gewissen ihrer Tochter gegenüber. Sie möchte ihr so gerne die Familie bieten, die man sich für sein Kind wünscht. Insgeheim hofft sie aber, dass sie selbst bald über ihren Schatten springen und mit Majas Vater wieder normalen Kontakt haben kann. Das ist sie ihrer Tochter einfach schuldig.

Vor allem möchte sie bald eine Arbeit finden, in der sie zeitlich nicht mehr so belastet ist und endlich mehr Zeit für Maja hat. Doch das ist gar nicht so einfach. Irgendwann hat sie diesen Karriereweg eingeschlagen, sich weitergebildet und in der Bank einen Job gefunden, der ihren Qualifikationen entspricht. Dass er sie energietechnisch so auffressen würde, hätte sie nicht gedacht. Und das alles zu Lasten von Maja. Trauer überkommt Majas Mutter.

Am nächsten Tag geht Maja selbstbewusst in die Schule. Ihr Delfin würde fortan ihr Beschützer sein. Sie will versuchen, sich nicht mehr von Vicky einschüchtern zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach, wie sie merken muss. Schon wenn sie Vicky sieht, wird Maja ganz nervös. Das Auftreten der Klassenkameradin ist einfach so stark und von oben herab. Was würde Maja wohl heute wieder alles erwarten? Ist sie wieder die Streberin? Ist sie zu langsam im Sport? Gibt ihre Zahnspange wieder zu reden?

Zum Glück ist bald Wochenende. Dieses würde sie bei ihrer Oma verbringen. Dort gefällt es ihr. Oma unternimmt jeweils ganz viel mit Maja. Manchmal besuchen sie den Reiterhof, der mit dem Fahrrad gut von Omas Haus erreichbar ist. Sie essen ausschliesslich Majas Lieblingsgerichte. Oma spielt mit Maja alle Spiele, die sie liebt. Und abends darf sie länger aufbleiben als zu Hause. Ein Paradies. Majas Opa ist vor kurzem gestorben. Darum ist Oma oft traurig. Wenn aber Maja zu Besuch ist, blüht Oma auf. Die beiden tun einander gut. Auch Oma vermisst Papa, ihren Sohn. Und da er so weit weg lebt, hat Oma nur noch Maja.

Maja hat gar nicht mitgekriegt, wie die Stunden in der Schule vorübergezogen sind. So ist sie ganz erstaunt, als plötzlich der Gong erklingt und das Wochenende einläutet. Endlich … Maja ist erleichtert, dass sie nun zwei Tage Ruhe vor Vicky und ihrer Gang hat. Sie macht sich schnell auf den Heimweg. Für das Wochenende hat sie bereits alles gepackt. Ihre Mama würde sie nachher gleich zur Oma fahren. Sie kann es kaum erwarten.

Kapitel Zwei

Bei Oma angekommen, wirft sie sich ihr direkt in die Arme und lässt sich von ihr halten und drücken. „Wie war deine Woche in der Schule, Maja?“, fragt die Oma. „Geht so. Ich habe immer noch keine Freundin. Niemand will mit mir zusammen sein. Und ich weiss gar nicht, weshalb. Wenn ich eine Aufgabe besser lösen kann als die anderen, dann werde ich gehänselt. Dabei würde ich den anderen ja noch helfen, damit sie auch besser mit den Aufgaben zurechtkommen.“

„Ach mein Kind, komm, jetzt machen wir’s uns so richtig schön.“ An Omis Brust ist es am schönsten. Ihre starken Arme halten Maja umklammert, und sie fühlt sich geborgen. Endlich kann sie ihren Tränen freien Lauf lassen. Alles, was sich in den letzten Wochen und Monaten aufgestaut hat, kommt hoch. „Lass nur schön raus, meine Kleine. Das tut gut.“ Oma gelingt es, Maja zu trösten. Sie streicht ihr beruhigend über den Kopf und lässt ihr die Zeit, die sie braucht. Und sie erzählt ihr, was sie für das Wochenende mit Maja geplant hat.„Aber sag mal, Maja, was hast du hier denn für einen schönen Anhänger?“, der Oma ist Majas Delfinanhänger aufgefallen. „Der ist ja so hübsch!“, gibt sie ihrer Begeisterung Ausdruck. „Der ist von Papa. Er hat ihn mir vom Meer geschickt. Franz, der Postbote, hat ihn mir gestern gebracht. Ich habe mich ja sooo gefreut darüber. Ich finde ihn nämlich auch so schön“, Maja vergisst für einen Moment ihren Kummer.