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"Maja und der Glucks im Kühlschrank" ist eine Erzählgeschichte für Kinder und Erwachsene. Sie behandelt das Thema Behinderung ohne explizit darauf einzugehen und führt den Leser bzw. Zuhörer behutsam an eine differenzierte und integrative Betrachtungsweise dieser Thematik heran. Der Hauptfigur, Maja, einem sechsjährigen, behinderten Mädchen, gelingt es mit Hilfe ihres im Kühlschrank entdeckten Freundes Glucks, ihr Umfeld zum Umdenken und Verstehen zu bewegen. Es entsteht eine "Integration" der besonderen Art, die zum Nachdenken anregt. Leicht, bunt und lebhaft geschrieben, taucht man automatisch in Majas Welt ein und kehrt daraus als ein Anderer zurück.
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2021
Der komplette Erlös aus dem Buchverkauf geht an Amélie e.V., einem Verein zur Unterstützung chronisch kranker Kinder.
http://www.amelie-ev.de
https://www.facebook.com/AmelieeV.de
Normal sein? Was heißt das schon?
Und vor allem, wer will das schon?
Aber anders sein?
Nicht normgerecht, sondern
“sich selbst gerecht”?
Wer traut sich das schon?
Die Antwort ist ganz einfach: Maja!
Ein auf den ersten Blick behindertes,
sechsjähriges Mädchen, welches die Welt
um sich herum durch ihre subtile Art auf
den Kopf stellt und so viel mehr ist,
als ein behindertes, sechsjähriges
Mädchen.
Eine Geschichte zum Nachdenken,
zum Verstehen
und zum ERINNERN ...!
Kapitel 1 / Die Entdeckung
Kapitel 2 / Das Nachtisch-Verbot
Kapitel 3 / Malumien
Kapitel 4 / Der Wunsch
Kapitel 5 / Der Regen singt
Maja kam vor genau 6 Jahren, 4 Monaten und 23 Tagen auf die Welt.
Ihre Eltern hatten sich auf alles gut vorbereitet, auch darauf, dass Maja anders sein würde. Anders als andere Kinder und anders, als sie es sich anfangs vorgestellt hatten.
Das Haus wurde ein bisschen so umgebaut, dass Maja problemlos an die Sachen herankam, an die sie herankommen sollte und unter gar keinen Umständen an die, an die sie nicht herankommen sollte. Ein paar Untersuchungen mussten noch gemacht werden und ein- bis zweimal musste Maja noch ins Krankenhaus, aber ansonsten verlief in den vergangenen 6 Jahren, 4 Monaten und 23 Tagen alles außergewöhnlich gut.
Überhaupt war Maja ein sehr außergewöhnliches Kind. Nicht nur, dass sie immer ein bisschen quadratisch lief wie ein kleiner seekranker Kobold oder, dass sie prinzipiell runder war als andere Kinder, sie hatte auch einen kleinen runden Kopf mit wirren schwarzen Locken, eine kleine runde Knubbelnase, kleine feiste runde Ärmchen und in den bunten Latzhosen, die ihre Mutter ihr gekauft hatte, sah Maja wie ein überdimensionaler Flummi aus: lustig, bunt und ständig in Bewegung. Majas Vater nannte sie oft seine “kleine Wuchtbrumme” und Maja liebte es, wenn er sie hoch in die Luft warf, und aus dem kleinen Flummi ein bunter Luftballon wurde, der mit weit ausgestreckten Armen versuchte, die Wolken zu fangen.
Eigentlich gab es keinen Tag, an dem Maja nicht lachte oder zumindest ziemlich gut gelaunt war, es sei denn, es gab etwas, das Maja nicht so sehr mochte, wie z.B. Spinat oder endlos lange still auf dem Friseurstuhl sitzen zu müssen. Und Maja mochte keine lauten Gedanken, so wie die ihrer Eltern oder auch anderer Erwachsener, die sich häufig so geräuschvoll untereinander verständigten. Maja hatte ihre eigene, leise Welt und in die kam bis vor 5 Tagen niemand so ohne weiteres hinein.
Es war also ungefähr fünf Tage her, dass Maja ihn zum ersten Mal entdeckte. Er saß ganz hinten hinterm Marmeladenglas, direkt zwischen der roten Beete und den sauren Heringen und mümmelte an etwas Karottengrün herum. Auf seinem Kopf wippte eine lustige blaue Mütze, unter der hier und da ein paar wuselige Haare hervorlugten. Genüsslich kauend drehte er sich zu Maja um und blinzelte sie an, aus einem braunen und einem grünen Auge.
“Hallo”, sagte er zu Maja, den Mund immer noch randvoll mit Karottengrün.
`Hallo´, dachte Maja erstaunt zurück und dann noch `Wer bist Du denn und was machst Du da in unserem Kühlschrank? ´.
“Was ich hier mache?”, fragte das kleine Männlein zurück und kaute unterdessen unaufhörlich auf seinem Karottengrün.
“Na, ich wohne hier und esse gerade zu Abend”, sagte er in einem Ton, als würde er diese Frage ein wenig seltsam finden. Und als wollte er die Selbstverständlichkeit seiner Worte noch verdeutlichen, stopfte er sich den Rest vom Karottengrün in den Mund, streifte sich seine Schuhe über, die er vorübergehend salopp auf der Butterdose abgestellt hatte, hüpfte über selbige hinüber, zog die blaue Mütze vom Kopf und verbeugte sich galant. “Gestatten, Glucks ist mein Name. Und wie heißt du, kleines Fräulein?”
`Maja´, dachte Maja zurück und verbeugte sich der Höflichkeit halber ebenfalls ein wenig. “Maja”, sagte der Glucks, “das ist aber ein sehr schöner Name. Ich kannte auch mal eine Maja, aber das ist lange her.”