Majestätsbeleidigung - Timothée Mercier - E-Book

Majestätsbeleidigung E-Book

Timothée Mercier

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Beschreibung

Christus ebnet den Weg des Friedens. Die alles umfassende Liebe zum Schöpfer, Seinem Messias und dem Nächsten ist der nachhaltigste Weg zur unumstößlichen inneren Befreiung. Christus hat die Tore zur Hoffnung weit geöffnet und das Vertrauen in Seine und der Mutter unnachgiebigen Liebe zum Vater und den Menschen in seinem Vorleben gelehrt. Sein Erlösungswerk, gespiegelt in den Sakramenten, bedeutet Leben in Gott, um das Leben in Fülle und es ewig zu haben. Wer aus der Übung gekommen ist, sollte sich überzeugen, dass Reue bzw. Dankbarkeit nur Überwindung kostet und noch lange keine Strafe ist.

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Seitenzahl: 255

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-824-0

ISBN e-book: 978-3-99146-825-7

Lektorat: Tobias Keil

Umschlagfoto: Brigitte Semke

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Timothée Mercier

www.novumverlag.com

Zitat

Glauben & dessen Regeln spielend leicht gemacht!

„Spricht das Wort etwa eine fremde Sprache, da die Fremden sie verstehen, nicht aber das eigene Volk?“

aus „Gottmensch“ von Maria Valtorta

Einleitung

Eine Biographie

~

über die Unwägbarkeiten

einer Kirche im Manko

von

Sinn und Unsinn

einer „wahren“ Religion

verfasst

im Alltag eines Laiengläubigen

von

Timothée Mercier

Zitat

„Wird euer stolzer Sinn nicht erschüttert von solchen Fragen, die sich zum Reich der Wahrheit erheben und ihm immer näher kommen und die nur in einem demütigen Herzen voll Glauben eine Antwort finden?“

aus „Gottmensch“ von Maria Valtorta

Hinweis

Hinweis:In kursiv gehaltene Absätzesind original übernommen aus dem 12-bändigen WerkGottmenschvonMaria Valtorta, wie Jesus Christus ihr es in einem langen Leben im Krankenbett unter Visionen eingegeben hat. Gottmensch ist erschienen beimParvis Verlag

Teil III - Zeugnis

Prolog

Einführungen in die Passion Jesu Christi

Jesus wendet sich an Maria Valtorta: … „Es wird ein weiter Weg sein, den wir zusammen gehen müssen, denn kein Schmerz ist mir erspart geblieben. Kein Schmerz des Fleisches, des Geistes, des Herzens, der Seele. Alle habe ich sie verkostet, von allen habe ich mich genährt, an allen meinen Durst gestillt, bis ich an ihnen gestorben bin.

Könntest du den Mund an meine Lippen legen, würdest du noch immer die Bitterkeit dieser vielen Schmerzen bemerken. Könntest du meine Menschheit in meinem nun so strahlenden Gewand sehen, würdest du auch sehen, dass diese Strahlen aus den tausend und abertausend Wunden hervorgehen, die meine aus Liebe zu euch zerrissenen, ausgebluteten, zerschlagenen und durchbohrten Glieder mit einem Mantel lebenden Purpurs bedeckten.

Nun strahlt meine Menschheit. Aber es gab einen Tag, da glich sie der eines Aussätzigen, so zerschlagen und gedemütigt, war sie. Der Gottmensch, der als Sohn Gottes und der Frau ohne Makel alle Schönheit des Leibes in Vollkommenheit besaß, war damals in den Augen jener, die ihn liebevoll, neugierig oder verächtlich betrachteten, abscheulich: ein ”Wurm“, wie David sagt, der Leute Spott und der Verachtetste desVolkes.

Die Liebe zum Vater und zu den Geschöpfen des Vaters hat mich dazu getrieben, meinen Körper denen zu überlassen, die mich schlugen, mein Antlitz denen darzubieten, die mir Backenstreiche gaben und mich bespien und die glaubten, verdienstvoll zu handeln, als sie mir die Haare ausrissen, mich am Bart zerrten und mein Haupt mit Dornen durchbohrten. Selbst die Erde, und was von ihr kommt, haben sie zum Komplizen der ihrem Retter zugefügten Qualen gemacht, denn sie haben meine Glieder verrenkt, meine Knochen bloßgelegt, mir meine Kleider vom Leib gerissen und so meiner Reinheit die größte Qual zugefügt. Sie haben mich an das Holz geschlagen, mich wie ein am Haken des Schlächters verblutendes Lamm aufgehängt, sie haben meinen Todeskampf mit geiferndem Hohn verfolgt – ein Rudel gieriger Wölfe, das der Blutgeruch noch rasender macht.

Angeklagt, verurteilt, getötet. Verraten, verleugnet, verkauft. Selbst von Gott verlassen, denn auf mir lagen die Verbrechen, die ich auf mich genommen hatte. Ich war ärmer als ein unter die Räuber gefallener Bettler, denn man hat mir nicht einmal das Kleid gelassen, um meine gemarterte, zerschlagene Blöße zu bedecken. Es wurde mir nicht einmal die Schmach erspart, noch über den Tod hinaus verletzt und von den Feinden verleumdet zu werden. Vom Schmutz all eurer Sünden bedeckt, in die tiefste Nacht des Schmerzes gestürzt, ohne dass das Licht des Himmels meinem sterbenden Blick begegnet wäre oder eine göttliche Stimme meinem letzten Flehen geantwortet hätte.

Isaias nennt den Grund so viele Schmerzen: ”Wahrlich, er hat all unsere Leiden auf sich genommen, unsere Schmerzen hat er getragen.“

Unsere Schmerzen! Ja, für euch habe ich sie getragen! Um eure Schmerzen zu lindern, zu besänftigen, zu beenden, wenn ihr mir nur treu gewesen wäret. Aber ihr wolltet es nicht sein. Was hab ich dafür bekommen? Ihr habt mich wie einen Aussätzigen, einen von Gott geschlagen betrachtet. Ja, der Aussatz eurer unendlich vieler Sünden war auf mir wie ein Busgewand, wie ein Bußgürtel; aber warum habt ihr nicht durch das Gewand, in das er seine Heiligkeit für euch kleidete, Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit gesehen?

”Durchbohrt um eurer Sünden willen, zerschlagen für eure Missetaten“, sagt die Isaias, der mit seinem prophetischen Blick den Menschensohn als eine einzige Wunde gesehen hat, zur Heilung der Wunden der Menschen. Und wenn nur mein Körper verwundert gewesen wäre!

Aber was ihr mir noch viel mehr verwundet habt, war mein Gefühl und mein Geist. Das eine wie das andere habt ihr zur Zielscheibe eures Spottes gemacht, und ihr habt meine Freundschaft, die ich euch geschenkt hatte, durch Judas mit Füßen getreten. Die Treue, die ich von euch erhofft hatte, habt ihr durch die Verleugnung des Petrus gebrochen. Ihr habt mich getroffen, durch die Undankbarkeit jener, die mir zuriefen: ”Stirb!“, nachdem ich sie von so vielen Übeln befreit hatte. Ihr habt mich in der Liebe verletzt durch das meiner Mutter zugefügte Leid, und in der Religion, als ihr mich Gotteslästerer nanntet; mich, der ich mich aus Eifer für die Sache Gottes den Händen der Menschen überliefert habe, in dem ich Mensch geworden bin, ein Leben lang gelitten und mich der menschlichen Grausamkeit überlassen habe, ohne ein Wort zu sagen oder zu klagen.

Ein Blick meiner Augen hätte genügt, um die Kläger, Richter und Henker zu vernichten, aber ich war freiwillig gekommen, um das Opfer zu vollbringen, und als Lamm; denn ich war das Lamm Gottes, und ich bin es auf ewig. Ich habe mich fortführen lassen, um meiner Kleider beraubt und getötet zu werden,damit aus meinem Fleisch Leben für euch werde.

Als ich erhöht wurde, war ich schon verzehrt von namenlosen Schmerzen, von Schmerzen aller Namen. Schon in Bethlehem habe ich zu sterben angefangen, als ich das Licht der Welt erblickt, dass so erschreckend anders für mich war. Ich bin auch gestorben in der Armut, in der Verbannung, bei der Flucht, bei der Arbeit, bei all meinen Mühen, dem Unverständnis, dem Verrat, den verletzten Gefühlen, den Qualen, Lügen und Gotteslästerungen. Dies alles hat der Mensch mir zugefügt, mir, durchgekommen war, um ihn wieder mit Gott zu versöhnen.

Maria, schau deinen Erlöser an. Er trägt kein weißes Gewand und hat kein blondes Haupt. Er hat nicht den saphirfarbenen im Blick, den du kennst. Sein Gewand ist rot von Blut. Es ist zerrissen und mit Schmutz und Speichel bedeckt. Sein Gesicht ist geschwollen und entstellt und sein Blick von Blut und Tränen verschleiert, und der Blick dich an durch diese Kruste aus Blut, Tränen und Staub, die seine Lider bedecken. Meine Hände, siehst du, sind schon voller Wunder und warten auf die letzte Wunde.

Schau mich an, kleiner Johannes, so wie mich dein Bruder Johannes angeschaut hat. Meine Schritte hinterlassen blutige Spuren. Der Schweiß wischt das Blut ab, das aus den Wunden der Geiselhiebe tropft, und das Blut, das mich noch bedeckt von der Todesangst im Ölgarten. Die ausgetrockneten, zerschlagenen Lippen sprechen dieses Wort in der Bedrängnis, im Kummer eines unter namenlosen Qualen schon sterbenden Herzens.“ …

… „Die Reine, die Demütige, die von allen Reichtümern der Welt Losgelöste, konnte nicht anders als Abscheu vor dieser Schlange empfinden. Auch ich empfand Abscheu. Und nur ich allein, der Vater und der Geist wissen, welche Überwindung es mich gekostet hat, ihn, Judas, in meiner Nähe zu ertragen.“ …

… „Du hast alle Schmerzen kennengelernt, die der eigentlichen Passion vorausgegangen sind. Nun werde ich dir die Schmerzen zeigen, die ich während der Passion erduldet habe. Jene Schmerzen, die euren Geist immer tiefer ergreifen, je mehr ihr sie betrachtet.“ …

Zeugnis

Das fremde Kuckuckskind fällt aus dem gemachten Nest

Aller Anfang ist schwer

Es war wohlweislich eine Vorsehung Gottes ungewöhnlicher Art, als Kind mit 6 Jahren aus zerrütteten Familienverhältnissen bei einer Pflegefamilie an einem idyllischen Ort angekommen zu sein. Meine nachfolgende Kindheit dort war spürbar von der Einmütigkeit einer beschaulichen Ortschaft geprägt, welche maßgeblich durch das spirituelle Leben der ansässigen Mönche beeinflusst war. Als Kind, das von Gott wenig verstanden hat, konnte ich das Leben dort streckenweise im tiefen Frieden ausmachen. Selbst wenn es nur zarte Pflänzchen des Glaubens waren, konnte man den Glauben bei der Ortsgemeinschaft als eine Art Reife ausmachen, bei der ich mir durchaus behütet vorkam. Vielleicht sollte ich nicht zu viel über diesen wundersam mythischen Ort schreiben, um nicht noch mehrZuagroisteanzulocken, die das göttliche Geheimnis mit ihrer menschlichen Neugierde entzaubern.

Mir war allerdings nicht bewusst, dass ich dieses persönliche Glück über viele Jahre meiner Kindheit hinweg nur vereinzelt mit meinen Mitmenschen teilen konnte. Ich war in meiner kleinen Welt gefangen, denn um mich herum war die Realität tatsächlich eine andere, die ich nicht sehen konnte oder wollte. Das mag wohl daran liegen, dass ich vorher selbst der Hölle auf Erden entronnen war. Die tiefergehende Geborgenheit in mancherlei Hinsicht während meiner Kindheit war auch mir in meiner Unkenntnis über dessen Ursprung leider viel zu selbstverständlich geworden, sodass es mir ebenso fernlag, selbige genauer zu hinterfragen.

Jesus antwortet Petrus: „Ich werde es dir mit deinen eigenen Worten von kurz zuvor sagen. Ein Sprung, und man ist auf der friedlichen, blumigen Insel des Geisteslebens. Aber man muss den Mut haben, den Sprung zu wagen und das Ufer, die Welt, zu verlassen; zu springen, ohne darauf zu achten, ob jemand über unseren ungeschickten Sprung lachen könnte oder uns auslacht wegen unserer Einfalt, weil wir eine kleine, einsame Insel der Welt vorziehen. Man muss springen, ohne Furcht sich zu verletzen, nass zu werden oder eine Enttäuschung zu erleben. Man muss alles zurücklassen und bei Gott Zuflucht suchen, sich auf die von der Welt isolierte Insel begeben und diese nur verlassen, um an die am Ufer Gebliebenen das reine Wasser und die Blumen zu verteilen, die man auf der Insel des Geistes gesammelt hat, auf der es nur einen einzigen Baum gibt, den Baum der Weisheit. In seiner Nähe, fern vom Lärm der Welt, begreift man jedes Wort und wird zum Lehrer, obwohl man weiß, dass man Schüler ist. Auch dies ist ein Symbol.“

Die Unbeschwertheit verließ mich umso abrupter, als dass ich hätte erkennen können, wer oder was mich mit dem neuen Lebensabschnitt meiner Ausbildung zum Elektroinstallateur überhaupt verlassen hatte. Da ich als Kind gerne gebastelt habe, pflegte ich mir in meiner Vorstellung, die Zukunft als Schreiner oder als Fernsehtechniker auszumalen. Ich dachte auch daran, Gärtner oder Koch zu werden, beides lag mir nicht fern. Jedoch bin ich nicht wetterfest, bis heute nicht, und das Backen und Kochen hatte mir niemand zugetraut, obwohl ich mir heute tatsächlich gerne schnelle, schmackhafte Menüs zaubere, als Kontrast zu dem mitunter faden Kantinenessen bei der Arbeit. Da der Schreinermeister mir in Folge absagte, hatte mich mein Pflegevater schlussendlich an seinen langjährigen Sportsfreund vermittelt, der ein großes Handwerksunternehmen innehatte.

Mit 15 Jahren fand ich mich sonach mit einer riesigen Schlagbohrmaschine, die fast so schwer war wie ich, auf einem Rohbau wieder ohne eingebaute Fenster und bei winterlichen Temperaturen, um unzählige Löcher für Leerrohre mit einem Durchmesser von ca. 2 cm in die Betondecke zu bohren. Überall war es nass und dunkel, es tropfte vom herbstlichen Regen und hinter mir stand ein griesgrämiger Kapo, der mich aufforderte, schneller zu arbeiten. Es hat nicht lange gedauert, um zum ersten Mal Bekanntschaft mit Depressionen zu machen, die mich über viele Monate während der Blüte meiner Jugend verfolgten. Nur wer diese Schreckgestalt schon mal erlebt hat, weiß, wie unausweichlich dieses Befinden ist. Regelmäßig an den Sonntag Nachmittagen, wenn meine Pflegefamilie zu Besuch bei ihren Verwandten oder Freunden war und ich zu Hause blieb, ereilten mich Angstzustände und ich fiel jeweils in ein tiefes schwarzes Loch der Gefühle, aus dem es kein Entrinnen gab. Je mehr man an den scheinbaren Gründen rührte, welche diesen Frust auslösen konnten, oder sich ertappt fühlte dabei, umso heftiger überkamen einen die Angst und Schwere im Herzen. Man konnte nur warten, bis die Stimmung sich selbst wieder gnädig zeigte, um wieder ruhiger zu werden, bis zum nächsten Einfall emotionaler Trostlosigkeit.

Altes Testament – Der Prediger Salomo, Grenzen des Wissens 12,1 Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: «Sie gefallen mir nicht»; 12,2 ehe die Sonne und das Licht, Mond und Sterne finster werden und Wolken wiederkommen nach dem Regen, − 12,3 zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, und wenn finster werden, die durch die Fenster sehen. 12,4 und wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leiser wird, und wenn sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen; 12,5 wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; − 12,6 ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt. 12,7 Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. 12,8 Es ist alles ganz eitel, spricht der Prediger, ganz eitel.

An Religion war nicht zu denken und hatte für mich zu diesem Zeitpunkt im Alltag überhaupt keine Bedeutung, im Gegenteil. Wie ich bereits erwähnte, konnte ich mir in der Vorstellung von Gott auf der Grundlage von den Erzählungen aus dem Evangelium der Kirche leider nur wage in der Praxis einen Begriff machen, obwohl ich bereits alle Sakramente als Christ in Empfang genommen hatte. Ich entwickelte gerade zu dieser Zeit sogar das Ritual vorzugeben, dass ich zum Gottesdienst ginge, während ich in Wirklichkeit im Ort oder bei Freunden rumhing. Ich hatte also kein Rezept gegen meine Unzufriedenheit über den Lauf, den mein Leben nehmen würde, und musste akzeptieren, dass die Angstzustände mich regelmäßig einholten. Ich wollte die Ausbildung abbrechen, aber ein paar vernünftige Kollegen, denen ich durchaus wohlgesinnt war und heute sehr dankbar bin, rieten mir inständig davon ab und empfahlen mir, wenigstens den Abschluss zu machen.

Gefolgt von den bereits lang anhaltenden religiösen Unstimmigkeiten in der Pflegefamilie, war das dann aber der Moment, an dem ich emotional zu Hause ausbrach. Meine große Entdeckung war die Wollust. Als reiner Zeitvertreib bzw. ein willkommenes Instrument der Frustbewältigung in ausweglosen Situationen und um seelische Schmerzen darin zu ertränken, wenngleich ich mich durch dieses häufige Ritual der Beschäftigung mit mir selbst allmählich zu einem Narzissten entwickelte. Frauen interessierten mich vor allem dann, wenn sie auf mich flogen. Ich suchte nach Anerkennung und versprach Befriedigung, denn darin habe ich mich verstanden. Es dauerte nicht lange, bis ich erkannt hatte, dass auch die Mädchen in meinem Alter unersättlich in diesem Verlangen waren. So romantisch die Beziehungen anfangs auch waren, die Ernüchterung ließ bis auf wenige Ausnahmen nicht lange auf sich warten, was mir zur Last wurde, die ich abwarf wie ein gebrauchtes Kleidungsstück.

Wir waren gewiss alle von großer Zartheit und jugendlicher Unschuld, wir waren Gleichgesinnte, deshalb spielten wir dieses Spiel und spielen es Millionen Menschen auf dem Erdenrund bis zum letzten Menschen. Eines schönen Tages, einige Jahre später, stand ich unter der Dusche und ekelte mich vor mir selbst. Die ständigen intimen Berührungen durch irgendeinen fremden Körper gaben mir das Gefühl, dass ich mich trotz häufigen Waschens schmutzig fühlte. Dessen Ursache war wohl innerer Natur gewesen und von da an war der Reiz auch vorbei. Der Geschlechtsakt, der ohnehin schon das Risiko einer verführerischen und seelenfeindlichen Lust in sich birgt, bleibt für Christen deshalb immer auch ein Balanceakt. Er ist folgerichtig keine Spielwiese und darf mit einem guten Willen nur der Zeugung vorbehalten sein. Das kann man lernen und siehe da, es tut der Seele wohl. Als Christ und Erlöster darf man nicht zurückweichen vor diesem Opfer. Um nicht Schiffbruch zu erleiden, muss man mit dem Glauben die Lust in sich bezwungen haben, bevor man ans Eingemachte in einer Ehe herangeht. Das ist durchaus für jeden Menschen ratsam, um die Partnerschaft bzw. sich gegenseitig und sich selbst nicht systematisch auszuhöhlen.

Scheut euch nicht zu sagen: „Vater, ich habe gesündigt,

aber wenn du willst, kannst du mich heilen.“

Die Scham über den Umgang mit meinem Körper habe ich erst sehr spät und auch in Verbindung mit der Erinnerung an ein heilendes Erlebnis in meiner Pflegefamilie überwinden gelernt. Genauer gesagt war es die Verwandtschaft meiner Pflegemutter, die mich als Bub an zwei aufeinanderfolgenden Sommern auf ihrem Bauernhof aufnahm. Kein Leichtes für die fünfköpfige Familie mit einem ungezähmten ehemaligen Heimkind aus der Stadt. Für mich aber war diese Erfahrung einschneidend, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben gesehen hatte und erleben durfte, wie Menschen durch ihrer Hände mühevolles Werk in Verbindung mit den Früchten der Erde ihren Lebensunterhalt und ihr eigenes Überleben sicherten. Dazu galt es, so vieles zu entdecken auf einem Bauernhof. Die vielen Arten von Tieren wie Kühe, Schweine, Katzen, Hasen, Bienen; darüber hinaus die vielen Verstecke und einen Cousin in meinem Alter, der körperlich schon wesentlich eingebunden war in die täglichen Arbeiten und Pflichten seiner Eltern. Es war einfach nie langweilig. In meine Cousinen, die beide ein paar Jahre älter waren als ich, war ich nahezu vernarrt, die ältere lebendig, bereits volljährig und mit Anhang; die jüngere sehr romantischer Natur und zurückgezogen aber immer liebevoll im Umgang mit ihren Nächsten. Ich erinnere mich an viele Stunden auf dem Feld beim „Einhaien“ unter der glühenden Hitze des Sommers und dabei ganz lebendig an mancherlei Unterhaltungen.

Jedenfalls pflegte diese Familie an den Samstagabenden das Ritual des Waschens in der Badewanne. Als ich an der Reihe war, pflegte ich meinen Körper zu verbergen, wie ich es bei meiner Pflegefamilie gewohnt war. Meine Tante jedoch begleitete mich am Ende des Bades sehr liebevoll mit einem großen Handtuch umhüllend aus dem Badezimmer heraus in die angrenzende Stube. Das war mir fremd. Ich war bereits in der Pubertät und sie trocknete meinen Körper völlig vorbehaltlos mit dem Handtuch ab. Zunächst war mir das natürlich peinlich, zumal die anderen alle beim Fernsehen zugegen waren, aber niemand interessierte sich dafür und schließlich habe ich mich sehr wohl gefühlt in dieser Atmosphäre der bedingungslosen Annahme und im unbekümmerten Umgang mit dem Körper. Viel Jahre später nach dem Tod meines Pflegeonkels, der auch mein Firmpate werden sollte, habe ich mich daran erinnert und mir gesagt, wenn die Mutter Gottes ihren Sohn Jesus gebadet hat, hat sie es bestimmt in gleicher unschuldiger Absicht getan.

Von da an hatte ich im Gebet ein anderes Verhältnis zur Mutter Gottes, weil ich den nötigen Mut fand, meine Scham wegen der in der Vergangenheit falsch ausgelebten Reize meines Körpers zu bewältigen. Ohne Zweifel, Glückseligkeit lässt sich jederzeit en mass durch das Entflammen des Körpers herbeiführen. Jedoch wie lange hat sie Bestand und zu welchem Preis? Das Leben mit seinen Höhen und Tiefen allein mit den Mitteln der Sexualität ausgleichen oder gar bestimmen zu wollen, würde bedeuten, sich selbst in Geiselhaft zu nehmen. Denn die Definition vom eigenen Ich ließe sich dabei durchaus ausschließlich auf die Strategie körperlicher Signalgebung reduzieren und in Zusammenhang bringen. Wer sich auf diese Weise selbst in einer rosaroten Brille sieht, schreckt nicht davor zurück, es gleich zu tun mit dem Gegenüber bzw. als Steigerung für eine unerschöpfliche körperliche Impulsgebung, die Definition vom selbst auch fremd bestimmt sehen zu wollen.

Die offensichtliche Gefahr darin aber liegt, dass die zur Gewohnheit werdende Fremdbestimmung auch in anderen Instanzen um sich greift, ohne sich dessen gewahr zu sein. Zum Beispiel lässt man sich überschwänglich leicht in Besitz nehmen von einer vielerorts offenkundig in die Irre gehenden Kirche. Oder einem unüberschaubaren Konsumverhalten, was wiederum in die Abhängigkeit eines hohen Einkommens versetzt. Und bevor man sich versieht ist man als Marktsoldat eine Komponente in der radikalen Wirtschaftsliberalität. Ob das zufriedener macht? Im Gegenteil, die Ausweglosigkeit wird noch intensiviert und die Spirale der Unterwerfung um so mechanischer, was wiederrum zu neuem Verlangen führt, das häufig verbunden ist mit dem Wunsch, den Partner auszutauschen.

Dieser illusorischen Größe der körperlichen Befriedigung steht eine Zufriedenheit entgegen, die ihren Ursprung in der Seele des Menschen hat, sofern ihrer Beachtung beigemessen wird. Die Berührung mit dem Ewigen im Glauben ist ausschlaggebend für die Motivation aktiv zu lieben: Gott, sich selbst und den Nächsten. Dabei spielt das Ausmaß des Glückes bzw. deren Steigerung nur noch eine untergeordnete Rolle. Wer mit dem Herz des Geistes fühlt, sieht das Unrecht, das einen umgibt und das von sich selbst ausgehen könnte im alles betäubenden Rausch des Egoismus. Für jemanden, der wachen Auges durchs Leben geht, wohnt das Glück zudem wohlweislich nicht auf dieser Erde. Vielmehr kann es als ein ewiges Gut betrachtet werden, das mit der Rüstung des Glaubens und den Waffen des Geistes für die Ewigkeit verteidigt und vermehrt werden will, um in dessen Besitz zu kommen.

Freiheit & Befreiung

Das entscheidende Ventil gegen die depressiven Verstimmungen in meiner angehenden Jugend war dann die Musik, im Speziellen die aktuellen Charts mit amerikanischer oder englischer Popmusik. Public happiness, emotional bindend und mitunter sogar melancholisch; dieser Rhythmus in Verbindung mit der sehr einfachen englischen Sprache war mir in allen Stimmungslagen ein vertrauter Zugang zu meiner Seele und damit zu einer willkommenen Ersatzreligion geworden. Es war die Fortsetzung des Lebens in einer Blase, wie ich es als Kind gewohnt war, allerdings mit menschlichen Mitteln, weshalb es auch nur eine Scheinwelt und eine Illusion des Glücks war. Ich suchte die zeitlose Atmosphäre von Diskotheken und verabscheute aus demselben Grund Hardrock und Orte, die diesen zelebrierten, wenngleich er bei vielen meiner Altersgenossen hoch angesagt war.

Am nächsten Morgen kam freilich der Kater, der Tag wurde zur Nacht und die Nacht zum Tag, weil man natürlich lange schlafen wollte. Das hatte aber auch noch einen anderen Grund, denn in der Nacht waren die Geister der Erwachsenen müde, während die Freigeister der Jugend aufblühen konnten. Die jungen Generationen von heute händeln die Absurditäten der Welt nicht anders, um den ausweglosen Konfrontationen im Leben zumindest emotional überlegen zu sein. Für meine Pflegeeltern war diese Episode eine zusätzliche Belastungsprobe, weil ich, bereits volljährig geworden, mit dem eignen Auto unterwegs und an den Wochenenden nächtelang gar nicht mehr zu Hause erschienen war, um auszugehen oder gar bei der Freundin zu nächtigen. Mein Pflegevater fasste sich sichtlich erschüttert ein Herz, um sich über meinen „Lebenswandel“ zu beklagen. Derweilen gab es nicht im Geringsten Anlass zur Sorge, im Gegenteil, das Leben zeigte sich mir von der Sonnenseite.

Er konnte sich nicht erklären, wo das viele selbstverdiente Geld bleiben würde, und vermutete gar den regelmäßigen Umgang in einem Bordell. Auf diese Weise wurden wir uns nur noch fremder, denn er hatte keine Vorstellung davon, wie teuer das Abendleben in den Städten, in denen wir unterwegs waren, ist, zusammen mit Abendgarderobe, Benzingeld etc. Bei mir riss der Geduldsfaden, denn das Produkt von doppelzüngiger Besorgnis konnte mich bei ihm sehr wütend machen und seelisch entsprechend aus der Fassung bringen, sodass er mich jedes Mal nur noch tiefer in den Schlamassel ritt. Wie wenig kannte mich dieser Mann, der mir Dinge zutraute, an die ich noch nicht mal in meinen kühnsten Träumen dachte? Ich suchte nur nach Spaß als Ausgleich zur harten Arbeitswoche und Gleichgesinnte und bediente mich dafür noch nicht mal unlauterer Mittel wie Drogen oder Alkohol, wie es viele andere Jugendliche tun.

Welche schmutzigen Phantasien aber umgaben ihn, um mich mit diesem Dreck bewerfen zu wollen? Ich möchte das Schicksal vieler Prostituierter an dieser Stelle nicht verunglimpfen und suche diesseits auch keinen Rachefeldzug gegen meine Pflegeeltern auszulösen, denn sie hatten mir gewiss nicht weniger zu verzeihen als ich ihnen, sondern es geht darum zu verdeutlichen, wie bedauernswert die Ausübung von Religion im Auge ihres Betrachters ist, wenn sie nur halbherzig oder mit halbem Wissen begangen wird. So dient sie lediglich dem Selbstzweck und verherrlicht den sogenannten Gläubigen, dem sie dann doch wenig nützt.

Matthias, der Hirte zu seinen Gefährten: „… wenn ihr euch nicht der Worte eures ersten Meisters(Johannes des Täufers)erinnern würdet, so wäre er wirklich tot für euch. Ein Meister lebt, solange seine Lehre in den Jüngern fortlebt, auch wenn er dann durch einen größeren Meister ersetzt wird. Und den Jüngern Jesu, des Meisters aller Meister, ist es niemals erlaubt, die Worte des ersteren zu vergessen, die sie vorbereitet haben, das Lamm Gottes mit Weisheit zu verstehen und zu lieben.“

Das Verhältnis zu meinen Pflegeeltern war mittlerweile auf einen Tiefpunkt angekommen. Vor allem meinen Pflegevater hatte ich derartig geschnitten. Er war für mich das Sinnbild für Oberflächlichkeit. Das nahm aber schon sehr früh als Kind seinen Anfang. Ich erinnere mich daran, wie er mich und meine Pflegeschwester pflichtgemäß zum Gottesdienst heranzog. Wirklich alles in diesen Gottesdiensten war befremdlich für mich, bis auf die Predigten der jungen Patres, die offensichtlich verliebt waren, ohne verheiratet zu sein. Ihr intelligentes Auftreten und vielseitiges Engagement in der Öffentlichkeit oder in den Reden von der Kanzel herab konnten mich tief berühren und hatten einen ersten Eindruck von Weisheit und Stärke bei mir hinterlassen. Es gab sie aber auch, die anderen hohen Herren aus dem Kloster, deren Stolz hohl war wie ein morscher Baum, der beim nächsten Sturm umfallen würde, und dementsprechend waren auch ihre Predigten als eine Trutzburg an Intellekt an mir abgeprallt.

In meiner Jugend hatte ich Christus nichtsdestotrotz nie als Sohn Gottes betrachten können, sondern als Kind Gottes, wie wir es alle sind, und als ein ganz normaler Mensch, jedoch mit einer besonderen Sendung von Gott, wofür er am Kreuz büßen musste. Das hatte ich damals nach meinem frühen Erfahrungsschatz als Kind aus prekären Familienverhältnissen mit Heimunterbringung den Menschen durchaus schon zugetraut. Dass Er aber am Kreuz auch meine Schuld verbüßt hatte, war mir natürlich fremd, bzw. was Seine ganze Größe ausmacht und jene Seiner Religion. An dieser Stelle muss ich noch hinzufügen, dass mir das Beichten als Kind tatsächlich nie schwergefallen ist mit dem Bildnis meines damaligen Religionslehrers, der Beichtvater und natürlich auch Mönch im Kloster war. Er assoziierte eine Schubkarre voller eigennütziger Taten oder Sünden, die ich gewiss erkannte an meinem selbst, und die man einfach abladen durfte – vor Gott wohlbemerkt.

Dementsprechend leichter fühle ich mich nach jedem Empfang des Bußsakramentes bis heute, obwohl ich dieses Heilmittel für viele Jahre leichtsinnig vernachlässigte. Allerdings wird es immer schwieriger, einen vertrauenserregenden Beichtvater zu finden. Die Schnittstelle Beichte verleitet den Klerikerstand dazu, die Laiengläubigen mit vertrauensbildender Psychologie an sich zu binden. Umgekehrt treten Versuchungen an den Kleriker heran von Seiten ihres Klientels, sich mit Gefühlsduselei und Selbstmitleid auf rührseliger Ebene zu treffen. Das ist noch keine Reue. Die Absolution ist schließlich auch ein Reifezeugnis. Man stelle sich die Beichte ohne Christus, den Erlöser, vor, dann bedarf es tatsächlich keiner Abbitte mehr. Es ist eines der größten und weitverbreitetsten Übel in der Kirche und abzulesen an den langen Warteschlangen aufgrund so mancher aufgeblähter Sitzungen im Beichtstuhl.

Das ist noch schlimmer als die rhetorischen Glanzleistungen von der Kanzel herab, bei der zwar der Intellekt und damit das Selbstbewusstsein des Gläubigen bedient werden können, aber dem Büßer keine Reue zugemutet werden will. Das ist ein Widerspruch in sich und hat fatale Auswirkungen für den selbsttätigen Glauben, die ein fadenscheiniges Konstrukt gegenseitiger menschlicher Abhängigkeit begünstigen. Jeder halbwegs professionelle Psychologe achtet auf eine diskrete Abgrenzung zu seinem Patienten für ein vernünftiges Behandlungsergebnis nicht nur zum Wohl des Kranken. Die Aufgabe des Seelsorgers ist zweifellos nicht, die Schubkarre zu leeren, indem er beschwichtigt, sondern Gott zuführt, und dem Sünder dabei hilft, die Fallstricken der Sünden erkennbar zu machen. Der Gläubige kommt auf diese Weise in die glückliche Lage, dauerhaft die Knäuel selbstständig zu lösen. Dafür hat der Seelsorger schließlich jahrelang Theologie studiert. Warum liefert er dann nicht? Das will mir nicht einleuchten, dass er womöglich selbst gefangen ist in einem unheilvollen System der Egozentrik.

Ein Meister lebt, solange seine Lehre in den Jüngern fortlebt.

Als ich nach vielen Jahren zurückgekehrt bin in den Schoß der Kirche, hatte ich die Angewohnheit, jede einzelne Sünde aus meiner passiven Zeit als Gläubiger im Beichtstuhl vorzutragen. Obwohl die einzelnen Seelsorger schier verzweifelt sind an mir, hat es mir niemand plausibel erklärt warum das unnötig ist. Erst nach vielen Jahren habe ich begriffen, dass die Reue kein kurzer Anflug von Einsicht im Beichtstuhl oder während des Gottesdienstes ist, um das Gewissen zu erleichtern bzw. die Schubkarre zu leeren. Vielmehr wird sie eine Grundhaltung im Glauben und ein lebenslanger Akt der Demut und Dankbarkeit, welche in die Freude des Christseins einhergeht, die auch der Härte des Lebens im Alltag trotzen kann. Diese kleine aber beständige Überwindung ist folgerichtig keine Strafe, sondern dem Umstand geschuldet, dass auch die Reinwaschung der Seele durch das Bußsakrament für immer und ewig gewährt wird. Ihr entgegen stehen die überall sprießenden euphorischen Auswüchse, welche als Geist Gottes angepriesen werden, aber doch mehr dem verzweifelten Umstand einer mechanischen Unterwerfung in Erwartungshaltung ähneln, als jenem der Erlösung und in so vielen Konfessionen, allen voran in katholischen oder evangelischen Gotteshäusern, zu finden sind. Sie täuschen folgenschwer über die Fakten der echten seelischen Befreiung hinweg.

So wie die Treue zur Selbstbeherrschung im Umgang mit der Reue oder Dankbarkeit gleichermaßen die Voraussetzungen für einen gelungenen und blühenden Glauben schaffen, so liegt umgekehrt die leichtfertige Phantasterei der Euphorie die Basis für ungeordnete Leidenschaften und Widerspenstigkeit. Die sich aufblähende Manie in der Euphorie sucht sich gewissermaßen ein geeignetes und entschleunigendes Ventil, damit sie nicht in eine negative Stimmung umkippt oder man nicht in einer Depression auf sich selbst zurückgeworfen wird. Eine solche Ableitung könnte sich beispielsweise scheinbar natürlich in einem ausgelassenen Sexualhaushalt wiederspiegeln, weil Sexualität als nahezu immer greifbar erscheint. So lernt es zumindest der Mensch heute über alle Kanäle von Kindesbein an. Ein fruchtloser Lebensstil, der die Bedürfnisse der Seele und die Berufung des Menschen für das ewige Leben mit Füßen tritt bzw. unberücksichtigt lässt, begünstigt natürlich entsprechend einen Teufelskreis wie die Euphorie. Selbst Ehen gründen sich heute fatalerweise als Lebensentwurf auf dem Ursprung von Euphorie. Das eine passt zum anderen und umgekehrt. Am Ende des Tages stehen dann über mehrere Jahrzehnte hinweg unzählige Missbrauchsfälle in allen Bereichen der Gesellschaft im Rampenlicht, womit sich das eine zum anderen fügt und das Gesamtbild durchaus einen Sinn ergibt, wenngleich es dämonischer Natur ist.