E-Book 1848-1857 - Eva-Maria Horn - E-Book

E-Book 1848-1857 E-Book

Eva Maria Horn

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. E-Book 1: Uns beide kann nichts erschüttern E-Book 2: Nele muss leben! E-Book 3: Ein Paradies für Kinder E-Book 4: Die Kinder seines Bruders E-Book 5: Neue Heimat auf 'Drei Linden' E-Book 6: Zwei liebenswerte Strolche E-Book 7: Ein Baby - zwei Mütter E-Book 8: Benjamin und sein Wunschvater E-Book 9: Ein kleiner Junge hat große Angst

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Inhalt

E-Book 1848-1857

Uns beide kann nichts erschüttern

Nele muss leben!

Ein Paradies für Kinder

Die Kinder seines Bruders

Neue Heimat auf 'Drei Linden'

Zwei liebenswerte Strolche

Ein Baby - zwei Mütter

Benjamin und sein Wunschvater

Ein kleiner Junge hat große Angst

Mami – 13 –

E-Book 1848-1857

Eva-Maria Horn Annette Mansdorf Lisa Simon

Uns beide kann nichts erschüttern

Roman von Horn, Eva-Maria

Bürgermeister Wagenfeld sah wütend auf, als an der Tür geklopft wurde.

»Ich will nicht gestört werden«, brüllte er. Die Tür öffnete sich trotzdem. Aber als er seine Tochter sah, strahlte er über das ganze Gesicht.

»Laura. Das ist mal eine gelungene Überraschung. Komm her, Töchterchen, laß dich ansehen.«

Leider trug sie wieder ihre scheußlichen Jeans, wo er sie doch so gern in eleganten Kleidern sah. Aber sonst konnte man an einem Mädchen, das aussah wie Laura, nichts auszusetzen haben.

»Gut siehst du aus. Dein Gesicht ist genauso braun wie deine Haare.« Komplimente zu machen, verstand er nicht. »Der Urlaub im Schnee muß dir gutgetan haben. Setz dich, Töchterchen.«

Er zeigte auf den Ledersessel, der nahe neben seinem Schreibtisch stand. Vor einer Stunde hatte ein Herr vom Ministerium darin gesessen. Johannes Wagenfeld war auf dem besten Weg, eine bekannte Persönlichkeit zu werden.

»Was macht das Studium?« Laura bemerkte amüsiert, wie er gequält den Mund verzog. Sie wußte, daß er sich mit ihrem Studium nie abfinden würde. Es hatte harte Kämpfe gegeben, bis er bereit gewesen war, das Studium

zu finanzieren. Kunststudentin! Wenn er gefragt wurde, was studiert Ihre Tochter, gab er immer eine ungenaue Antwort. Kunststudenten waren in seinen Augen Menschen, mit denen ein anständiges Mädchen aus gutem Hause nicht verkehrte.

Und jetzt war sie selbst eine von ihnen.

»Danke, Papa. Ich bin zufrieden.«

»Hoffentlich sind es deine Lehrer auch. Du warst so ein braves Mädchen, Laura. Und dann warst du plötzlich wie ausgewechselt. Ich hätte es so gern gehabt, wenn du meine Sekretärin geworden wärst. Immer hab’ ich davon geträumt. Ich sah dich in meinem Vorzimmer sitzen. Du wärst für meine Arbeit ein gutes Aushängeschild.«

Mit einer anmutigen Bewegung strich sie das braune Haar aus der Stirn. Er kannte sie sehr gut, manchmal konnte er sogar ihre Gedanken lesen. Er musterte sie aufmerksam.

Etwas hatte sie auf dem Herzen.

»Dann hättest du mich wunderbar unter Aufsicht gehabt, Papa.« Vermutlich sollte es lustig klingen, aber in ihrer Stimme war ein Unterton, der ihm nicht gefiel.

»Laura, du bist doch nicht in mein Büro gekommen, weil du es vor Sehnsucht nach deinem Vater nicht mehr ausgehalten hast. Für gewöhnlich holst du mich nur vom Büro ab, wenn du uns besuchen kommst.

Was ist also? Heraus mit der Sprache.«

Sie hatte wunderschöne braune Augen. Nur der Kummer, den er darin zu lesen glaubte, paßte ihm nicht.

»Papa, ich bekomme ein Kind.«

Er hatte gerade den Mund zu einem Scherz geöffnet. Er vergaß ihn zu schließen.

Seine Ohren hatten die Worte aufgenommen. Aber sein Verstand weigerte sich, daran zu glauben.

»Du…«

»Ich bekomme ein Kind«, sie betonte jedes Wort, als wollte sie es in seinem Kopf hämmern.

»Dieses verdammte Studium«, würgte er hervor. Sein ohnehin schon rotes Gesicht nahm eine beängstigende Färbung an. »Ich war von Anfang an dagegen…« Seine Stimme wurde lauter. Er beherrschte sich nur mühsam.

»Darum bist du in mein Büro gekommen«, zischte er wie eine zum Biß bereite Schlange. »Du weißt genau, daß ich mich hier beherrschen muß.«

»Das war nicht der Grund. Ich wollte Mama schonen.«

»Das ist ja interessant«, höhnte er. Ihm war, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen. »Sie willst du schonen! Und mich? Denkst du vielleicht auch an mich?« Seine Stimme war lauter geworden. Er dämpfte sie nur mühsam. »Wer ist der Kerl?«

»Er ist kein Kerl. Den Namen sage ich dir nicht.«

Furchtlos hielt sie seinem Blick stand. Jetzt hatte sie keine Angst mehr. Sie hatte es gesagt, jetzt mußte sie abwarten.

Es dauerte einen Moment, bis er seine Sprache wieder gefunden hatte. Die Luft war ihm fortgeblieben.

»Ich will den Namen wissen! Was für einen Beruf hat er? Wird er dich heiraten?«

Sie kräuselte ein wenig den Mund. Oh, dieses Mädchen brachte ihn zum Wahnsinn.

»Das weiß ich nicht, ob er will. Ich jedenfalls will nicht. Aber ich will das Kind bekommen, ich werde nicht abtreiben. Und ob du es glaubst oder nicht, ich freue mich sogar darauf.«

Er stemmte sich aus dem Sessel und ließ sich im nächsten Moment wieder zurückfallen. Sein dunkelrotes Gesicht verkrampfte sich, seine Augen glühten, seine Stimme klang unheimlich in seiner Wut.

»Was du tust und was du nicht tust, das bestimme ich, kapiert? Ich stehe im Rampenlicht, alle hier im Ort schätzen mich. Ich bin ihnen ein Vorbild. Ich bin im Pfarrausschuß… das weißt du alles. Ich lasse nicht zu, daß man mit den Fingern auf uns zeigt…«

»Papa, bist du denn von gestern?« Ihre Augen funkelten nicht weniger wütend als seine. »Früher war es sicherlich eine Schande oder ein furchtbares Verbrechen, heute denkt man doch großzügiger darüber.«

»Mit man meinst du wohl deine Kunststudenten und die Kerle, mit denen du verkehrst.« Ihm war so elend zumute. Seine Tochter! Seine Laura. Auf die er so stolz war, mit der er so große Pläne hatte. Wie glücklich war er gewesen, als der Sohn des Gutsherrn Laura den Hof machte, als er in seinem Haus ein und aus ging und niemand daran zweifelte, daß aus den beiden ein Paar wurde.

»Papa, hör auf.«

»Ich höre nicht auf. Auf keinen Fall dulde ich, daß du ein Kind zur Welt bringst und nicht verheiratet bist.«

»Ich bin gespannt, wie du das verhindern willst.«

»Reize mich nicht. Ich bin außer mir. Das ist die Erziehung deiner Mutter. Sie hat dich einfach zu viel verwöhnt.«

»Ich wußte, daß du Mama die Hölle heiß machen wirst. Das paßt zu dir. Wenn alles gutgeht, bin ich deine Tochter, sonst ihre. Papa, ich heirate nicht und ich bekomme mein Kind.«

»Laura, wir beide müssen uns jetzt um Ruhe bemühen. Gut, daß du zu deinem Vater gekommen bist, der wird schon Rat schaffen.« Er versuchte sogar ein Lächeln. Er horchte ins Nebenzimmer hinüber. Die Schreibmaschine klapperte schon eine ganze Weile nicht mehr. Die beiden Mädchen würden doch wohl nicht lauschen?«

So schnell es seine Leibesfülle gestattete, stand er auf und öffnete die Tür. Die beiden Sekretärinnen saßen an ihren Tischen und sahen ihn an.

»Fräulein Sauer, kochen Sie meiner Tochter und mir doch bitte einen Kaffee.«

Er setzte sich wieder. Er ist viel zu dick, dachte Laura und musterte sein rotes Gesicht besorgt. Der Vater war immer ein Tyrann gewesen. Lauras Mutter hatte es schon längst aufgegeben, eine eigene Meinung zu haben oder ihm die Stirn zu bieten.

Und trotzdem liebte Laura ihren Vater. Er hatte ja nicht nur schlechte Eigenschaften, er konnte auch sehr lustig sein, war gesellig, man konnte gut mit ihm Schach spielen, das und vieles mehr hatte er ihr beigebracht.

Wenn alles lief, wie er es liebte, war er ein guter Vater und sicher auch ein guter Ehemann. Es mußte nur alles nach seiner Mütze gehen.

Der Kaffee wurde gebracht. Laura und Fräulein Sauer kannten sich natürlich. In dem kleinen Dorf kannte jeder jeden, es gab kaum etwas, das der eine nicht vom anderen wußte.

»Wo waren Sie zum Skifahren, Laura?« wollte sie wissen, während sie Laura die Tasse reichte.

»In Ischl. Wunderbarer Schnee, gutes Wetter.«

»Das sieht man Ihnen an. Ganz neidisch kann man werden, wenn man Ihre Bräune betrachtet.«

Sie hätte gern noch ein Weilchen geplaudert. Aber leider wurde sie nicht zum Bleiben aufgefordert.

»So, Laura, jetzt reden wir mal in aller Ruhe«, schlug der Bürgermeister einen väterlichen Ton an. Er rührte so heftig in seiner Tasse, daß ein Tropfen Kaffee auf die Akte fiel. Er bemerkte es nicht einmal.

»Du hast recht, ein Kind braucht keine Katastrophe zu sein. Wir lassen es auch zu keiner kommen. Sag mal, bist du noch manchmal mit Harro Erdmann zusammen? Er hat die Landwirtschaftsschule besucht.«

»Ich habe ihn hin und wieder gesehen, Papa. Warum willst du das wissen? Hoffst du, daß er der Vater ist?«

»Ja, das wünsche ich mir, du brauchst gar nicht so spöttisch lächeln. Harro ist ein Ehrenmann, der würde dich vom Fleck weg heiraten… dann würdest du ganz in unserer Nähe sein. Das Gutshaus ist für Harro und seine Eltern viel zu groß. Erst neulich sagte mir Herr Erdmann, daß Harro endlich heiraten soll.«

Er sah, wie ihre langen Wimpern zitterten.

»Warum erzählst du mir das, Papa?«

Er schob die Tasse zurück und beugte sich über den Schreibtisch. Beschwörend musterte er das trotzige Gesicht seiner Tochter.

»Ganz bestimmt ist er noch immer verliebt in dich, Laura. Du brauchst nur ein wenig nett zu ihm zu sein, ihm entgegenkommen… Laura…«

»Hör auf, Papa. Ich soll Harro schöne Augen machen, damit ich einen Vater für mein Kind habe? Was denkst du von mir? Ich könnte mir selbst nicht mehr in die Augen sehen, wenn ich so eine Gemeinheit auch nur plante. Vermutlich soll ich ihm nicht einmal sagen, daß ich ein Kind bekomme? Ein Kind von einem anderen?

Harro ist ein feiner Kerl. Er verdient eine Frau, die ihn liebt. Und ich liebe ihn nicht.

Hör auf Pläne zu schmieden, ich…«

»Jetzt höre mir gut zu. Und was ich jetzt sage, das gilt, daran wird niemand, hörst du, niemand etwas ändern können.

In meinem Haus bekommst du ein Kind ohne Vater nicht. Wenn du fragen willst, ob du in meinem Haus leben kannst, dann sage ich nein. Dann ist mein Haus dein Elternhaus gewesen. Dann sagen wir uns los von dir.

Und daß Mama genauso handelt, dafür sorge ich.«

»Wie gut, daß du nicht sagst, genauso denkt.« Ihr war elender, als sie zeigen durfte. Nein, damit hatte sie nicht gerechnet. Daß er toben, schimpfen würde, damit natürlich.

»Du verbietest mir also mein Elternhaus? Du wirfst mich ’raus?«

»Wenn du nicht heiratest, ja. In meinem Haus ist für solch ein Mädchen kein Platz. Wir sind ein christliches Haus, wir…«

»Jetzt laß mich reden. Gut, ich akzeptiere deinen Befehl. Ich gehe und komme nicht zurück. Aber vorher will ich dir sagen, was ich von einem Mann halte, der handelt wie du.

Du glaubst von dir, daß du die Moral gepachtet hast, du hältst dich für etwas Besonderes. – Deine Moral ist Falschheit, du hast Angst, daß man über dich spricht. Du bist besessen von dem Wunsch, Erfolg zu haben. Du opferst dein Kind dem äußeren Schein. Um Himmels willen, daß nur kein Stäubchen auf deine Unfehlbarkeit fällt. Nach außen hin muß alles stimmen.

Auf deine Moral, Papa, pfeife ich! Meinst du nicht, daß auch in deinem Leben Dinge passiert sind, die du gern ungeschehen machen möchtest? Meinst du wirklich, du hast nur Freunde?

Keine Angst, ich werde deine Haltung nicht an die große Glocke hängen. Ich bin sicher, dann würden sehr viele mit Fingern auf dich zeigen und erklären, daß sie auf einen so hartherzigen Bürgermeister verzichten können. Deine Haltung würden vielleicht einige sogar für unmoralisch halten.

Du brauchst nichts mehr sagen. Du hast schon viel zuviel gesagt. Bringen wir die Sache hinter uns. Ich habe von Großmutter ein kleines Vermögen geerbt. Du hast es verwaltet. Ich möchte es ausgezahlt haben. Ich fahre jetzt zu Mutter…«

»Hetze sie nur nicht auf«, schnaubte er. Die Ruhe seiner Tochter war ihm unheimlich. Aber gleichzeitig hatte er Angst, jemand könnte sie hören.

»Ich packe einige Sachen ein, die mir gehören. Ich lasse mir nicht verbieten, mit Mutter in Kontakt zu bleiben. Und wenn du wagen solltest, sie daran zu hindern, dann setze ich einen Artikel in die Zeitung, so wahr ich hier sitze, tu ich das. Ich hab dich sehr lieb gehabt, Papa… aber jetzt schäme ich mich für dich. Ich fahre noch heute abend. Du kannst das Geld auf mein Sparbuch buchen lassen.«

Die ungesunde Röte war aus seinem Gesicht gewichen. Aschfahl war es geworden.

Er räusperte die Enge aus der Kehle.

»Deinen monatlichen Scheck bekommst du selbstverständlich.«

»Wenn wir miteinander brechen, dann ganz. Dein Geld brauche ich nicht. Du kannst es ja in den Klingelbeutel werfen, am Sonntag in der Kirche, aber so, daß es jeder sieht.«

»Werde nicht unverschämt. Ich verbiete dir…«

»Du kannst mir gar nichts mehr verbieten, Papa. Du hast mich aus dem Haus geworfen, du hast das Band zerschnitten. Wir beide haben uns nichts mehr zu sagen. Doch, etwas will ich noch klären. Ich weiß aus Erfahrung, wie ungerecht du sein kannst. Solange ich mich erinnern kann, hast du dich auf Kosten von Mamas Nerven abreagiert. Du solltest einmal anfangen, dich zu kritisieren. Da hast du Arbeit genug. Ich habe mit dieser Haltung nicht gerechnet, ich habe nicht geglaubt, daß dir die Meinung der Leute wichtiger ist als deine Tochter. Ich wünsche dir nur, daß du diesen Entschluß nicht bereust.«

Sie drehte sich um und ging zur Tür. Er wollte aufstehen, sie zurückhalten. Aber er saß da, wie gelähmt. Seine Glieder gehorchten ihm nicht.

Sie öffnete und schloß die Tür. Er hörte sie im Vorzimmer reden.

Und dann hörte er nichts mehr.

Stille umfing ihn. Aber es war keine Stille, die Behagen brachte, es war eine Stille, die Panik schuf. Ihm war, als habe sich sein vertrautes Zimmer verändert, als lauerte Angst in den Winkeln.

Ich bin doch im Recht, redete er sich ein. Ich bin es doch, der die Moral hochhalten muß. Wie unverschämt sie war, gar nicht mehr die Tochter, die er kannte.

Er umklammerte seinen Kopf mit beiden Händen.

*

»Bitte weine nicht, Mama.« Dabei liefen Laura selbst die Tränen über die Wangen. Sie saßen in dem behaglichen Biedermeierzimmer, Laura hielt beide Hände der Mutter.

»Kind«, Lauras Mutter war eine sehr gepflegte Dame, darauf legte Herr Wagenfeld großen Wert. Tränen tropften auf die kostbare Seidenbluse. »Laura, wer ist der Mann? Könntest du ihn denn nicht heiraten?« Ängstlich musterte sie das traurige Gesicht der Tochter. Jedes Opfer würde sie für ihr Kind bringen, nichts wäre zu schwer.

»Nein, Mama, das kann ich nicht.«

»Liebst du ihn nicht?« Laura spürte, wie sehr die Hände der Mutter zitterten.

Laura zwang sich zu einem Lächeln.

»Mama, ich habe nie an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Aber es gibt sie. Ich will dir nur ein wenig erzählen, damit du mich besser verstehst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich auch verurteilst.«

»Liebes, du mußt Vater verstehen…«

»Oh, ich verstehe ihn gut«, erklärte Laura bitter. »Die Meinung der Leute ist ihm wichtiger als seine Tochter. Er verurteilt sofort.

Mama, gleich am ersten Urlaubstag fuhr ich mit ihm den Lift hinauf, zum Paulinerkopf. Und von der Minute an waren wir immer zusammen. Ich… ich habe mich vom ersten Augenblick an in ihn verliebt.«

»Und er?« Die wunderschönen braunen Augen hatte Laura von ihrer Mutter geerbt. Sie lächelten ein wenig. Lauras Gesicht hatte die Bitterkeit verloren, ihre Augen strahlten. Aber sofort legte sich wieder ein Schatten über das schöne Gesicht.

»Er auch, Mama. Ja, er auch«, setzte sie heftig hinzu.

»Wo liegt denn da ein Hindernis, Liebste? Habt ihr euch gezankt, hattet ihr eine Meinungsverschiedenheit? Laura, ich kenne dich schließlich. Du bist genauso ein Hitzkopf wie dein Vater. Wenn du ihn wirklich liebst, mußt du auch nachgeben können. Da ist Stolz völlig fehl am Platz.«

Sie löste sanft ihre Finger aus den Händen der Mutter. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und davongelaufen. Es war furchtbar schwer, daran zu denken, noch schwerer, darüber zu sprechen.

Ihre Blicke wanderten durch das behagliche Zimmer. Das Wienerzimmer nannte man es im Haus. Hier standen all die Möbel, die Frau Wagenfeld aus ihrem Elternhaus mitbrachte. Es waren kostbare Einzelstücke, man sah ihnen an, wie sorgfältig sie gepflegt wurden. In diesem Raum hielt sich Frau Wagenfeld am liebsten auf, und wenn Laura im Haus war, saßen sie oft in den alten Sesseln, die ein wenig seufzten, wenn man sich hineinfallen ließ.

»Du mußt es mir nicht sagen, Liebes«, drang die weiche Stimme der Mutter in Lauras Kummer hinein.

Laura krampfte die Hände zu Fäusten, öffnete und schloß sie wieder.

»Es war nur eine Urlaubsliebe, Mama.« Frau Wagenfeld ließ sich von dem gleichmütigen Ton Lauras nicht täuschen.

»Laura, du mußt ihn schon sehr lieb gehabt haben, wenn du… nun, wenn du über deinen eigenen Schatten gesprungen bist. Wirst du ihm schreiben, daß du ein Kind von ihm erwartest?«

Sie verzog bitter den Mund. »Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Ich habe gar nicht seine Adresse.«

Nein, auch der Mutter konnte sie nicht von ihrem Kummer erzählen, nicht von dem Morgen, als sie in sein Hotel kam, um ihn abzuholen. Für diesen Tag hatten sie eine Fahrt zur Heidelbergerhütte geplant.

»Herr Hartinger ist heute morgen abgereist«, hatte der Portier ihr gesagt.

Sie stand da, begriff nur mühsam, was der Mann sagte, der sie voll Mitleid musterte, daß ihr zum Glück der Stolz zu Hilfe kam.

Sie war aus dem Hotel geflohen, so lange der Portier ihr nachsah, langsam, in aufrechter Haltung. Aber draußen wäre sie beinahe zusammengebrochen. Es lag nicht nur an den schweren Skischuhen, daß sie sich zu ihrem Auto schleppte. Es war, als wäre alle Energie aus ihrem Körper geflossen. Sogar ihre Augen schienen blind zu sein.

Sie sah nicht, wie strahlend blau der Himmel war, wie die Sonne auf dem Schnee glitzerte, als ruhten Diamanten darin.

Sie war in ihr Hotel gefahren, sie hatte gepackt, noch am gleichen Morgen war sie fortgefahren.

Und schon da spürte sie, daß sie ein Kind in sich trug.

Von einem Mann, der in ihr nur eine Urlaubsliebe gesehen hatte. Nicht mehr. Der fortfuhr ohne eine Zeile.

Einfach fort.

Vermutlich war er verheiratet. Ein Mann der so gut aussah wie er, lief bestimmt nicht mehr frei herum. Wahrscheinlich war er Vater von mehreren Kindern… und würde Laura Wagenfeld schnell vergessen haben.

»Tut es sehr weh, Laura?« Die weiche Stimme der Mutter drang in Lauras Verzweiflung ein. Nicht einmal von der Mutter ertrug sie Mitleid.

»Ich habe es mir selbst zuzuschreiben«, erklärte sie heftig. »Ich habe die Sache einfach zu ernst genommen, Mama. Aber ich bereue nichts«, setzte sie hinzu. Sie bekam wieder das trotzige Gesicht, das Frau Wagenfeld gut kannte. »Früher habe ich über die Mädchen gelacht, die sich Hals über Kopf verliebten und dabei den Verstand ausschalteten. Jetzt ist es mir selbst passiert. Er war genauso, wie ich mir immer meinen Partner wünschte. Man konnte mit ihm herrlich lachen, man konnte über alles mit ihm reden. Er nahm genau wie ich begeistert die Schönheit der Berge auf. Ach, Mama, einmal waren wir von der Piste gekommen, wir nahmen eine Abkürzung durch ein kleines Wäldchen. Abrupt blieb Julian stehen, ich wäre beinahe in ihn hineingefahren.

Ein Reh stand auf dem Weg, es wollte fortlaufen, aber es konnte nicht. Es hatte sich am Bein verletzt. Mama, wenn ich mich nicht schon vorher in ihn verliebt hätte, spätestens da hätte es gefunkt. Du hättest sehen sollen, wie behutsam er das Tier aufnahm, mir gab er seine Stöcke. Er hat das Tier ins Tal gebracht, nach dem nächsten Tierarzt gefragt. Aber es gab keinen im Dorf. Er mußte bis Landeck fahren. Der ganze Nachmittag ist damit draufgegangen, und das bei wunderbarem Wetter und herrlichem Pulverschnee.«

»Ich glaube, dein Kind hat einen Vater, auf den es stolz sein kann. Selbstverständlich wirst du hier bleiben, Laura. Du wirst hier dein Kind bekommen, mein Enkelkind.«

»Du sagst das so kriegerisch, Mama. Natürlich weißt du, daß damit euer Seelenfrieden zum Schornstein herausfliegt. Nein, Mama«, Laura stand auf, schlang ihre Arme um den Hals der Mutter und drückte sie zärtlich.

»Das Leben wäre dann die Hölle für dich. Das weißt du auch. Nein, Mama, niemand hat das Recht, das Leben des anderen schwer zu machen, auch Kinder nicht. Ich bin gesund, ich freue mich auf mein Kind. Ich sage noch einmal, ich bereue nichts. Ich werde gut allein fertig werden.«

»Laura, kannst du dich nicht geirrt haben?«

»Nein, Mama.« Ein Lachen flog über Lauras Gesicht. »Du weißt, Mama, daß ich mit beiden Beinen auf der Erde stehe. Ich spinne nicht. Aber als Julian und ich, ich meine, ich wußte seltsamerweise sofort, daß ich ein Kind bekomme. Du darfst mich ruhig auslachen.«

»Danach ist mir nicht zumute«, seufzte Frau Wagenfeld unglücklich. Sie strich das Haar, das weiß geworden war, an den Schläfen zurück und überlegte verzweifelt.

»Aber Laura, ich kann dich doch nicht gehen lassen.«

»Doch, Mama, du mußt es sogar. Hast es nicht immer gepredigt, daß Eltern ihre Kinder loslassen müssen? Daß sie nicht klammern dürfen. Siehst du, jetzt ist für dich der Augenblick gekommen. Aber ich verspreche dir, ich werde dich immer auf dem Laufenden halten. Du wirst immer von mir hören.«

»Ich lasse dich erst gehen, wenn du mir dein Ehrenwort gibst. Wenn du Hilfe brauchst, läßt du es mich wissen?«

»Ich verspreche es.«

»Ich will bei dir sein, wenn das Kind kommt, ganz gleich, wo du bist. Und wenn du dich am Nordpol versteckst, ich komme.«

»Da ist es mir viel zu kalt.« Laura wollte lachen, aber es wurde ein Weinen daraus.

»Es ist nur, Mama, weil ich das Abschiednehmen nicht gelernt habe«, schluchzte sie.

*

Die Hitze brütete zwischen den Häusern, lag wie ein Bleigewicht in den Straßen. Wer nur eben konnte, kehrte der Stadt den Rücken und floh aufs Land oder zum See hinunter.

Laura bummelte langsam durch den Stadtpark. Auf den Bänken saßen Mütter, während die Kleinen im Sandkasten spielten. Kinderlachen füllte die Luft. zwei Enten watschelten über den Rasen. Ein kleiner Wicht setzte sich vor Staunen auf den Hosenboden.

Ein sehnsüchtiges Lächeln spielte um Lauras Mund. Sie war jetzt im fünften Monat. Die anfänglichen Unpäßlichkeiten hatte sie hinter sich. Es ging ihr prächtig, es machte ihr nicht einmal etwas aus, daß sie in den letzten Wochen einsam geworden war.

Natürlich sah man ihr den Zustand an. Das schaffte eine Kluft. Das Reden der anderen ging ihr auf die Nerven, nicht einmal am Unterricht hatte sie Lust.

Laura blieb vor dem Eckhaus stehen. Antiquität Poppel stand kaum leserlich über dem Schaufenster. Man konnte kaum durch die Scheiben sehen, so schmutzig waren sie.

Aber Herr Poppel hatte sie trotzdem erspäht.

»Ich dachte, Sie wären ausgewandert, so lange haben Sie sich schon nicht mehr bei mir blicken lassen«, rief er ihr vorwurfsvoll entgegen. Herr Poppel und Laura waren alte Freunde. Im ersten Semester hatte Laura das Geschäft erspäht, aus dem verstaubten Trödel hatte sie eine Figur ausgegraben. Echt Meißen. Herr Poppel hatte sie vergessen gehabt.

In regelmäßigen Abständen besuchte Laura ihn, schleppte oft Studienfreunde mit. Durch Laura war ein wenig Schwung in seinen Laden gekommen, und auch ihn hatte sie aufgemuntert.

»Aber jetzt bin ich da«, lachte sie und gab ihm die Hand. Er zog sie in den Laden und schloß rasch die Tür, als hätte er Angst, sie könnte es sich anders überlegen. Seine Augen musterten sie gründlich.

»Gut sehen Sie aus.«

»Mir geht es auch gut.« Sie schnupperte den vertrauten Geruch mit Vergnügen in sich hinein. Dabei roch es nach Staub und ungelüftetem Raum, aber auch der feine Geruch nach Politur und Wachs mischte sich darunter.

»Von Ihnen kann man’s nicht sagen, Herr Poppel. Ist etwas?«

»Mich plagt das Rheuma heftiger als sonst. Und das bei der Hitze. Seit vorgestern hat sich kein Kunde mehr hierher verirrt. Es ist ein Kreuz. Aber jetzt sind Sie da!« Er freute sich sichtlich. Sein Gesicht wirkte gelblich, und er hielt sich noch krummer als sonst.

»Die Teekanne ist frisch gefüllt. Kommen Sie, gehen wir in mein Zimmer.« Sein Zimmer war ein winziger Raum, im Winter bullerte der Kanonenofen, der mitten im Zimmer stand. Aber die beiden Sessel und der wunderschöne Tisch mit der kostbaren Einlegearbeit waren zum Verlieben schön. Kaum einer kannte diese Prachtstücke, nur selten lud Herr Poppel jemanden in dieses Zimmer ein.

»Oder dürfen Frauen in Ihrem Zustand keinen Tee trinken?« fragte er besorgt.

»Mein Zustand ist eben nur ein Zustand und keine Krankheit.«

Mit einem Tuch staubte er den Sessel ab. »Sie haben so ein hübsches Kleid an«, entschuldigte er sich. »Hier ist nämlich schon lange nicht mehr geputzt worden.«

»Das sieht man. Vermutlich haben Sie auch schon lange nicht mehr anständig gegessen. Sie sind dünner geworden.«

»Was liegt an mir«, wehrte er ab. So niedergeschlagen kannte sie ihn nicht. Ängstlich betrachtete sie ihn. Der dunkle Anzug schlotterte um seine magere Figur, der Hals ragte dünn und viel zu lang aus dem weißen Kragen, der ihm zu weit geworden war.

»Herr Poppel«, rief sie vorwurfsvoll. »Sie wissen genau, wie wichtig Sie sind. Besonders für mich. Sie sind doch mein Freund«, sagte sie liebevoll, als spreche sie zu einem Kind. »Meine Freunde kann ich inzwischen an einer Hand zählen.«

»Sind Sie einsam?« Er goß den Tee in die hauchdünnen Tassen. Auf Ordnung und Sauberkeit legte er wenig Wert. Aber es gab Dinge, die von ihm nicht fortzudenken waren. Grundsätzlich nahm er seinen Tee aus kostbaren Tassen. Seinen Wein trank er aus alten Römern, die jedes Sammlerherz entzücken mußten.

»Ich bin nicht traurig darüber.« Sie unterhielten sich wie alte Freunde, die sie ja auch waren. Er kannte längst Lauras Geschichte, mit ihm hatte sie leichter sprechen können als mit ihrer Mutter.

»Ich freue mich auf mein Kind. Ich kann die Zeit kaum erwarten.«

Er schob ihr den Meißnerteller hinüber, auf den er Plätzchen gelegt hatte.

»Was wird aber dann, Laura? Haben Sie sich mal Gedanken gemacht, womit Sie ihren Lebensunterhalt verdienen? Sie halsstarrige Person lehnen ja jede Hilfe ab, nicht einmal von Ihrer Mutter wollen Sie sie.«

»Ich bin in den letzten Monaten sehr sparsam gewesen.« Sie nahm das Plätzchen, aber anstatt es zu essen, zerbröselte sie es zwischen den Fingern und merkte es nicht einmal.

»In einem Monat habe ich das Studium abgeschlossen.«

»Und was dann?«

Sie nahm ihm die Frage nicht übel, es war ja keine Neugier. »Ich habe meine Studentenbude aufgegeben und mir eine kleine Wohnung genommen. Ich habe Sie schon oft gebeten, sich mein Zuhause einmal anzusehen. Ich könnte zu Hause arbeiten.« Sie hob den Kopf mit den wunderschönen Haaren. »Ich will zu Hause arbeiten. Auf keinen Fall gebe ich das Kind in fremde Hände. Ich habe ein hübsches rundes Sümmchen auf dem Konto. Wenn ich gut wirtschafte, kann ich einige Jahre davon leben.«

Seine Hände zitterten, als er sich Tee nachgoß.

»Das stelle ich mir für eine Frau wie Sie sehr langweilig vor. Ich habe auch über Sie nachgedacht und über mich natürlich auch.«

Er schien sehr aufgeregt zu sein. Sie musterte ihn aufmerksam. So braune Augen wie sie hatte seine Frau gehabt. Überhaupt erinnerte sie ihn an die verlorene Zeit.

»Als meine Frau noch lebte, war dieser Laden, den man jetzt einen Trödlerladen nennt, ein wirkliches Antiquitätengeschäft. Ich hatte ausgesuchte, sehr schöne Dinge. Meine Frau fuhr zu Versteigerungen, wußte genau, wo eine Wohnungsauflösung war, sie hatte das richtige Gespür für schöne Dinge.

Nach ihrem Tod ging es stetig bergab, mit mir und mit dem Laden. Jetzt ist es wirklich nur noch ein Trödlerladen.«

Seine Augen unter den schweren Lidern hefteten sich auf das junge Gesicht.

»Ich habe Sie oft beobachtet, Laura. Sie haben sehr viel Sinn für Schönheit, von alten Möbeln und Porzellan verstehen Sie etwas.« Sie horchte verwundert.

»Kurz und gut, ich will sagen, steigen Sie bei mir ein. Ich habe keinen Erben, ich bin allein. Je älter ich werde, um so mehr drückt mich die Einsamkeit. Mit Ihnen an der Seite wird mir das Arbeiten wieder Spaß machen. Sie werden für mich ein Jungbrunnen sein.«

Ihr blieb der Mund vor Staunen offen stehen.

»Sie werden dem Geschäft neuen Schwung geben. Ich weiß es. Sie sind voll Energie und besitzen das Gespür, das nun mal zu dem Beruf gehört. Die obere Etage können Sie sich als Ihre Wohnung ausbauen lassen. Die Mieter sind schon lange ausgezogen, es ist ja eine Schande, daß so schöne Räume leer stehen.«

»Und Sie? Was ist mit Ihnen?«

»Ich bleibe in meiner Mansardenwohnung. Da kriegt man mich lebendig nicht heraus.«

Ein verschämtes Lächeln spielte um seinen Mund.

»Ein wenig Egoismus ist natürlich auch dabei, Laura. Ich fürchte langsam das Alleinsein, früher war mir meine eigene Gesellschaft genug, da las ich oder lebte von der Erinnerung.

Ich stelle es mir wunderbar vor, mit Ihnen zu arbeiten, zuzusehen, wie aus diesem heruntergekommenen Laden wieder etwas Rechtes wird.

Und ihr Kind… ihm möchte ich so gern der Großvater sein.«

Sie merkte gar nicht, daß sie weinte.

»Sie werden ein wunderbarer Großvater sein. Und ob ich will? Das ist ja ein Traum, der Wirklichkeit wird. Drehen Sie sich um, Opa Poppel, ich muß doch sehen, ob Ihnen Flügel gewachsen sind. Für mich sind Sie ein Engel.«

*

Drei Jahre waren seitdem vergangen. Die Hausfassade prankte im neuen Glanz. Das große Schaufenster blitzte wie ein Spiegel. Ungehindert konnte man in den Laden sehen. Der Blick fiel sofort auf ein besonders schönes Stück. Herr Poppel hatte recht gehabt, Laura hatte die richtige Hand.

Der alte Mann war nicht wiederzuerkennen. Er hockte auf dem Teppich, den Laura bei einer Wohnungsauflösung gefunden hatte und der sofort jeden Blick auf sich zog.

»Sieh doch nur, Laura«, rief er aufgeregt. »Stephanie legt die Klötzchen in die richtige Fassung. Bist du ein kluges Mädchen. Unsere kleine Stephanie.«

Lauras Herz lief über. Es war ein wunderschönes Bild. Ihre kleine Tochter neben dem alten Mann, der ein richtiger Großvater geworden war. Die Kleine krähte vergnügt, patschte mit ihren dicken Fingerchen auf das Brett, die Klötze purzelten heraus, und die Kleine wollte sich ausschütten vor Lachen.

»Wie sehr gleicht sie dir, Laura.« Der alte Mann wischte sich die Tränen aus den Augen. »Sie ist mein Sonnenschein. Sie ist die Erfüllung meines Lebens. Wie arm war mein Leben, bevor ihr zu mir gekommen seid.«

»Wir brauchten uns beide, Joachim. Aber jetzt muß Stephanie allein spielen«, erklärte sie energisch. »Du mußt mir helfen. Der Schreiner wird heute abend den Sekretär bringen. Ich habe ihn mir angesehen, er ist hervorragend restauriert. Das beste wäre es, wenn wir ihn gar nicht in den Laden stellen.« Sie seufzte, lachte aber dabei. »Ich weiß nämlich schon jetzt, daß ich mich nicht davon trennen mag. Du mußt mit mir den Preis überlegen. Für den Tisch mit den vier Stühlen aus der Tudorzeit haben wir einen sehr guten Preis erzielt. Heute morgen habe ich von einer alten Dame ein Silberbesteck gekauft. Es ist verschnörkelt und ein wenig altmodisch. Ich hab ihr vermutlich zu viel gezahlt, aber sie brauchte sichtlich das Geld. Sie war rührend. Als ich ihr die Sachen abnahm, strich sie noch einmal darüber.«

»Du und dein gutes Herz, Laura«, lächelte er zärtlich. Er erhob sich mühsam und versuchte, seinen krummen Rücken zu strecken.

Sofort streckte ihm die Kleine beide Hände entgegen und plapperte energisch, was natürlich niemand verstand.

»Du mußt jetzt allein spielen, Steffi. Der Opa hat keine Zeit.«

Natürlich begriff sie das Nein. Sofort verzog sich das allerliebste Gesicht zu einer kummervollen Grimasse, und schon brach sie in lautes Schluchzen aus.

»Joachim«, Laura versuchte energisch zu sein, »die kleine Range weiß genau, wie sie dich weich kriegt. Sieh dir nur die Augen an. Sie zweifelt keine Minute daran, daß du dich wieder zu ihr setzt.«

»Da fährt ein Wagen vor.« Er brachte die strenge Mutter rasch auf andere Gedanken. »Ich nehme die Kleine mit in die Wohnung. Es wird ja auch langsam Zeit, daß sie ihren Brei bekommt.«

Eine Antwort wartete er nicht ab, er nahm Stephanie auf den Arm und die Kleine gluckste vor Zufriedenheit.

Laura sah das alles nicht. Sie starrte dem Herrn entgegen, der aus dem Sportwagen stieg, den Schlüssel in die Tasche steckte, er sah über die Hausfassade in das Schaufenster hinein.

Als er die Tür öffnete, klang ein Glockenspiel. Er horchte und nickte bewundernd. »Mozart«, stellte er fest.

Es war ein strahlend schöner Tag, er mußte ein wenig die Augen zusammenkneifen, um sich an das Licht im Laden zu gewöhnen.

»Guten Tag, Harro.«

Er stutzte. Erst jetzt erkannte er sie.

»Laura«, rief er fassungslos. Er vergaß, die Tür zu schließen, mit zwei Schritten war er bei ihr und faßte ungestüm ihre Hand. »Laura«, sagte er noch einmal. »Da muß das Schicksal die Hand im Spiel haben. So oft habe ich an dich gedacht, so oft versucht, bei deinen Eltern deine Adresse herauszukriegen. Von uns hat es niemand verstanden, daß man sie uns nicht sagte«, sprudelte er hervor und ließ kein Auge von ihr.

»Die schöne Laura, und sie ist noch schöner geworden. Aber nun sag’ mir, was um alles in der Welt treibst du hier?«

Sie küßte ihn leicht auf beide Wangen.

»Kannst du das nicht raten? Du warst doch früher nicht so dumm. Der Laden gehört Hern Poppel und mir zu gleichen Teilen. Harro, wie schön, dich zu sehen.«

»Und mich wirst du so schnell nicht wieder los. Ich will nämlich alles von dir wissen. Warum um alles in der Welt warst du wie vom Erdboden verschwunden? Warum bist du nie wieder in unser Dorf gekommen? Ist es dir dort zu eng? Hast du dich mit deinen Eltern überworfen?«

»Viele Fragen auf einmal, Harro.«

Er schien keinen Tag älter geworden zu sein. Sein blondes Haar war noch immer so frisiert, als brauchte es dringend einen Kamm. Sie kannte ihn nur braungebrannt. Seine blauen Augen wirkten sehr hell in seinem straffen, markanten Gesicht.

»Die du mir alle beantworten mußt«, erklärte er bestimmt. Sein Blick wurde weich, er nahm Lauras Hände und zog sie an seine Lippen.

»Einen Ring trägst du nicht, so bist du also nicht verheiratet. Ich auch nicht. Ich konnte eine gewisse untreue Person einfach nicht aus meinem Kopf bekommen.«

»Ja, ich erzähle dir alles, nur befürchte ich, daß es Stunden dauern wird.«

»Für dich habe ich Zeit, alle Zeit der Welt. Laura, du kannst doch unsere Jugend nicht vergessen haben. Wie sich das anhört, als wären wir schon Tattergreise. Denkst du noch daran, wie wir das Segelboot von unserem Verwalter geklaut haben und kläglich damit kenterten?«

Sie lachte glockenhell. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er das Lachen vermißt hatte. Ach was, nicht nur das Lachen. Die ganze bezaubernde Person.

»Dich hat er übers Knie gelegt und dich furchtbar verhauen.«

»Und dir hat er mit der Faust gedroht und gerufen: »Warte nur, du bekommst auch noch dein Fett ab.« Den letzten Satz riefen sie wie aus einem Mund und lachten dabei.

»Aber natürlich hat er dir kein Haar gekrümmt.«

»Aber wenn ich zum Lindenhof kam, hat er mich immer gemustert, als habe er Angst, daß ich die Scheune in Brand stecken könnte. Ich habe immer einen großen Bogen um ihn gemacht.«

»Um so eifriger hat mein Vater deine Gesellschaft gesucht. Laura, kannst du den Laden nicht einfach zusperren? Wir könnten uns irgendwo behaglich hinsetzen. Ich kenne mich in dieser Stadt nicht aus. Ich bin auf der Durchreise.

Mein Gott, wie sagten wir früher? Das hältst du ja im Kopf nicht aus. Ich fahre über diese Straße. Sehe das Schild. Halte, weil mir einfällt, daß Mutter bald Geburtstag hat und hoffe, ein hübsches Geschenk zu finden.

Und was finde ich? Dich.«

Sie löste die Hand aus seiner Umklammerung und rief lebhaft: »Da haben wir etwas ganz Wunderschönes. Du wirst sehen, es wird deiner Mutter gefallen.«

Der weite weiße Rock schwang um ihre Beine, als sie sich rasch der Vitrine zuwandte, sie bückte sich. Sie trug das braune Haar geöffnet, in weichen Wellen fiel es bis auf ihre Schultern.

Sie war noch schöner geworden, wenn das überhaupt möglich war. Von einer feinen, fraulichen Schönheit. Er suchte das passende Wort dafür, aber es fiel ihm nicht ein.

»Hier.« Strahlend reichte sie ihm eine Schachtel. Er wollte viel lieber Laura betrachten, aber gehorsam sah er auf die kunstvolle Einlegearbeit. Sie blies den Staub ab, spitzte dabei den Mund, daß ihm der Kragen eng wurde. Hatte er diese Lippen schon einmal geküßt? Aber er würde sie küssen. Von jetzt an ließ er sie nicht wieder aus den Augen. Wie sehr er sie vermißt hatte, wurde ihm erst jetzt bewußt.

Sie klappte den Deckel auf.

Verstaubte Töne perlten durch den Raum.

»In einem Bächlein helle«, sang sie leise mit. Er nahm behutsam die Spieldose aus ihrer Hand, aber er sah nur sie. Ihre braunen Augen waren voll Licht, feine goldene Pünktchen tanzten darin.

»Du sollst die Spieldose betrachten und nicht mich. Sie ist frühes 17. Jahrhundert. Ein Meisterwerk. Aus alter Freundschaft mache ich dir natürlich einen Sonderpreis.«

»Das brauchst du nicht. Meine Mutter schlägt Purzelbäume vor Freude.«

»Das glaube ich allerdings weniger. Das paßte wohl nicht zu ihr. Aber freuen wird sie sich. Ich habe früher schon ihr Kunstverständnis bewundert. Bei jedem Bild wußte sie sofort, wer es gemalt hatte, und von euren Möbeln wußte sie immer eine Geschichte zu erzählen.«

Harro wußte, daß Laura und seine Mutter sich aus dem Weg gegangen waren. Laura spürte vermutlich, daß sie in den Augen der Herrin des Hauses nicht der richtige Umgang für Harro war.

Aus den Gedanken heraus sagte sie leise: »Deine Mutter hatte mit dir immer besondere Pläne.«

Das Kästchen hielt er noch immer, verzog nur ein wenig spöttisch den Mund.

»Ja, sie hatte gehofft, aus Luise von Trott und mir würde ein Paar. Sie konnte nicht laut genug Luises Loblied singen. Denk dir«, er lachte schadenfroh, »Luise kam aus dem Pensionat frühzeitig zurück. Und weißt du warum? Sie bekam ein Kind. Stell dir das vor. Meine Mutter war am Boden zerstört. Hatte sie mich doch oft genug mit ihrer Meinung gequält. War Luise bei uns zu Gast, war ich nicht ritterlich genug, nicht aufmerksam. Sie verlangte sogar von mir, daß ich ihr schrieb.«

Die Freude war in Laura gestorben, sie hatte einen argen Dämpfer bekommen.

»Ich habe euch oft zusammen gesehen, Harro. Hast du sie gern gehabt?«

Er hob die Spieluhr noch einmal auf und legte den Kopf ein wenig schief. Jung Siegfried hatten sie ihn im Dorf genannt.

»Verrückt war ich nach dir. Aber du gingst fort und warst vom Erdboden verschwunden. Vielleicht war ich ein wenig in Luise verliebt.

Aber ich heirate nicht ein Mädchen, das ein Kind mit in die Ehe bringt. Ich habe im ganzen Leben nie das Zweitbeste gewollt.«

Er lachte verführerisch. »Laura, bitte, komm mit mir. Du weißt bestimmt ein tolles Lokal. Wir müssen doch unser Wiedersehen feiern. Mit einem Glas Champagner natürlich. Der beste ist für uns gerade gut genug.«

»Gut. Warte einen Moment, ich muß nur meinem Teilhaber Bescheid sagen. Schließlich können wir nicht einfach den Laden schließen.«

»Tu das. Aber laß dich nicht aufhalten. Sag mir nur rasch, was ich bezahlen muß. Die Kostbarkeit gebe ich nicht mehr aus der Hand. Die Kostbarkeit, die Laura heißt, aber auch nicht«, lachte er. Wie ein Sieger sah er aus. Alles im Leben war ihm bisher geglückt. Die Sache mit Luise war ihm gewiß nicht unter die Haut gegangen.

Sie hatten eine Treppe zur ersten Etage bauen lassen. Oft saßen Kunden auf den Holzstufen, hielten Bücher oder andere Kostbarkeiten in der Hand.

Er betrachtete mit Vergnügen ihre Beine, als sie die Treppe hinauflief, zwinkerte ihr zu und pfiff wie ein Lausejunge. Ja, ein unbeschwerter, vom Schicksal verwöhnter Mann war er.

Seine Worte dröhnten in ihren Ohren, als sie die Tür zu ihrer Wohnung öffnete.

Joachim saß am runden Kirschbaumtisch, der im Erker seinen Platz gefunden hatte. Von hier hatte man einen wundervollen Blick auf den Marktplatz, über das kleine Gäßchen bis zum Park hinüber.

Er hielt die Kleine auf dem Schoß und fütterte sie liebevoll.

»Kam ein Freund von dir?« Seinen klugen Augen blieb nichts verborgen.

»Er ist aus meinem Heimatort. Es ist ein riesengroßer Zufall, daß er in unseren Laden kam. Joachim, er möchte mit mir essen gehen, dabei kann man am besten von alten Zeiten reden.«

»Wie schön für dich. Mach’ dir um Stephanie keine Sorgen. Ich bin glücklich, wenn ich sie für mich allein habe. Wenn du nur Freude hast.«

Seine Augen waren voll Liebe für sie. Aber er hatte auch immer ein wenig Angst.

»Ich fürchte nur, daß es zuviel für dich wird. Soll ich den Laden schließen? Es kann spät werden, und ich weiß genau, daß Stephanie nicht einschlafen will, wenn du mit ihr allein bist. Soll Frau Bauer dir das Abendessen richten?«

Frau Bauer war »das Mädchen für alles«, wie die beleibte Frau sich ausdrückte. Sie machte die beiden Wohnungen sauber, kochte das Mittagessen und ging dann wieder in ihre Wohnung zurück. Joachim achtete eifersüchtig darauf, daß sie sich nicht um Stephanie kümmerte. Stephanie war das große Geschenk seines Alters. Manchmal träumte er, daß Laura heiratete und mit Stephanie fortzog. Er blieb allein zurück. Dann wachte er schweißüberströmt auf, und sein Herz hämmerte schmerzhaft.

»Halt mir die Frau lieber vom Hals«, verlangte er unwirsch. »Mir genügt das Mittagessen, das sie mir kocht. Wenn du es zubereitest, Laura, schmeckt es mir nicht nur, ich habe auch anschließend keine Magenschmerzen.«

»Ihr beiden, sie und du, ihr seid wie Hund und Katze. Es ist doch nur natürlich, daß sie Stephanie hin und wieder auf den Arm nehmen will.« Sie wußte genau, wo die Ursache für seine Abneigung zu suchen war.

»Sie faßt Stephanie mit ihren rauhen Händen viel zu grob an. Und dann drückt sie das Kind… das kann doch nicht gut für Stephanie sein«, behauptete er eifersüchtig. »Nun zieh dich um. Ich weiß zwar nicht, welches Kleid dich noch hübscher macht. Ich wünsche dir einen wunderschönen Abend, Laura. Du hast in der letzten Zeit sehr viel gearbeitet. Da wird dir diese Abwechslung willkommen sein.« Mit einem amüsierten Lachen setzte er hinzu: »Verdreh’ ihm nur nicht den Kopf. Ich glaube, dazu gehört nicht viel. Ich wollte in den Laden kommen, aber als ich auf der ersten Stufe stand, warf ich einen Blick auf ihn. Der Mann hat dich ja mit den Augen verschlungen. Da bin ich leise zurückgegangen. Jetzt scher dich fort. Stephanie, wer wird denn im Brei herummatschen? Siehst du nicht, Laura, daß du uns störst?«

*

Harro sah sich zufrieden in dem Weinlokal um. Er liebte diese vornehme Atmosphäre.

»Sehr geschmackvoll alles. Kann man gar nicht vermuten, wenn man die äußere Fassade sieht. Du kommst oft hierher, nicht wahr?«

»Woraus schließt du das?« Sie setzte sich bequem zurecht. Laura hatte ihr Gleichgewicht zurückgefunden.

Ein guter Freund aus den Kindertagen war aufgetaucht. Sie würden in Erinnerungen schwelgen. Er war da… er würde wieder fortfahren… das war alles.

»Ich hab’ doch Augen im Kopf. Schließlich hat der Kellner dich wie eine gute Bekannte begrüßt und uns den besten Platz gesichert.«

Sie lachte unbeschwert. In ihren braunen Augen fing sich das Kerzenlicht. Ihre langen, dunklen Wimpern zitterten ein wenig, wie Gras im Wind. Herr im Himmel, war diese Frau bezaubernd.

»Falsch getippt, Harro. Er ist ein guter Kunde von uns. Er sammelt Weihnachtsteller. Wenn ich einen habe, rufe ich ihn an.«

Er schüttelte nachsichtig den Kopf. »Ideen haben manche Leute. Aber es ist lieb von dir, daß du nicht vergessen hast, welch einen Sammlertick meine Mutter nährt. Diese Spieluhr wird sie begeistern. Ich weiß allerdings nicht, die wievielte das ist.« Er nahm die Speisekarte und erklärte energisch: »Wir werden das Essen bestellen, natürlich auch einen ausgezeichneten Wein. Und dann wollen wir nicht mehr gestört werden. Ich habe tausend Fragen. Und ich will sie alle beantwortet haben.«

Der Kellner kam, sie gaben ihre Bestellung auf. Bevor er ging, lächelte er Laura noch einmal zu. Harro fand das übertrieben. Heimlich amüsierte Harro sich über sich selbst. Er würde doch wohl nicht auf einen Kellner eifersüchtig sein? Er legte die Ellbogen auf den weißgescheuerten Tisch und schob das blaue Leinenset achtlos zur Seite. Er beugte sich ein wenig vor und stellte fest: »Ich habe vieles von dir in meinem Kopf gespeichert, Laura. Wenn du so aussiehst wie jetzt, deine Augen beinahe schwarz sind, hat dich etwas sehr aufgerührt. So sahst du als kleines Mädchen aus, wenn ich dir helfen durfte.«

Sie schob die unbequeme Regung, die ihr unter die Haut gegangen war, energisch von sich.

»Ist das nicht natürlich? Da taucht ein guter Freund aus der Heimat auf, da werden Erinnerungen wach. Ich müßte ja ein Stockfisch sein, wenn ich nicht ein wenig angeschlagen wäre.«

»Ein Stockfisch bist du ganz sicher nicht. Stockfische sind nicht so schön wie du. Jetzt sag mir nur eines, Laura. Warum um alles in der Welt meidest du unser hübsches Dorf, als herrschte dort die Pest? Ist etwas zwischen deinen Eltern und dir? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Schließlich warst du der Abgott deines Vaters. Er muß doch stolz auf dich sein. Du bist Mitbesitzerin eines bekannten Geschäftes. Ja, bekannt, ich erinnere mich, daß eine Dame auf dem Golfplatz davon sprach.«

Sie drehte das Weinglas zwischen den Fingern. Sie sah einen Moment in die Flüssigkeit hinein. Dann hob sie den Kopf, ihr Lächeln sollte bewußt spöttisch sein.

»Ich habe nicht nur das, Harro, ich habe auch eine kleine Tochter. Nun kannst du dir den Rest selbst zusammenreimen.«

Er wollte gerade das Glas zum Mund führen, stellte es aber auf den Tisch zurück.

»Jetzt müßtest du dich sehen können.« Sie lachte bewußt, obwohl ihr bei seinem entsetztem Gesicht gar nicht zum Lachen war. Trotz brach in ihr auf. Spöttisch musterte sie ihn.

»Was ist nur aus den behüteten Mädchen geworden, Harro, nicht wahr? Zuerst mußt du das von Luise erfahren, vielleicht hast du Luise sogar geliebt, und dein Stolz wurde durch diese Tatsache furchtbar verletzt. Zum Glück liebst du mich nicht. Ich bin nur ein Mädchen, mit dem du aufgewachsen bist. Du hast mein Fahrrad repariert, wenn es kaputt war, du hast mir das Segeln beigebracht und vieles mehr.«

Er hatte seine Sprache wieder gefunden.

»Warum um alles in der Welt hat der Mann dich denn nicht geheiratet? Wie konntest du dich in einen Trottel verlieben? Du kannst dich doch nicht so geändert haben.« Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen. »Für uns Jungens warst du etwas ganz Besonderes«, setzte er ein wenig hölzern hinzu. »Wir haben bei vielen Mädchen versucht… ich meine… du weißt schon, was ich meine. Aber du, bei dir hätte es niemand gewagt. Du warst die stolze Laura. Der Mann, der dich erobern konnte, mußte etwas ganz Besonderes sein.«

Seine Augen brannten. Er mochte jetzt über das Chaos seiner Gefühle nicht nachdenken, das konnte er später machen, wenn er im Bett lag.

»War er etwas Besonderes?«

Als das Essen serviert wurde, warf er dem Kellner einen Blick zu, daß dem beinahe die Platte aus der Hand gefallen wäre.

Harro hatte nur lustlos von den appetitlichen Speisen gegessen. Er hätte später nicht einmal sagen können, was ihnen serviert worden war. Dann fragte er noch einmal, drängend, mit einem bitteren Geschmack im Mund: »War er etwas Besonderes, Laura?«

Sie hatte mit Appetit gegessen, sie löffelte den Nachtisch, den er abgelehnt hatte.

»Für mich ja, Harro. Wollen wir das Thema nicht abschließen?«

»Nein. Das kann ich nicht. Was verlangst du denn von mir? Erinnerst du dich, als ich dir nach dem Tanzabend beim Baron einen Kuß geben wollte? Du hast dich angestellt, als hätte ich einen schlechten Mundgeruch. Und dieser…«

»Inzwischen bin ich ein wenig älter geworden, Harro. Schließen wir das Thema ab. Du hast noch nicht einmal gefragt, wie alt meine Tochter ist und wie sie heißt.«

»Im Moment interessiert mich der Vater deiner Tochter mehr. Warum hast du ihn nicht geheiratet?«

Einen Moment wollte sie ihn mit einer Ausrede abspeisen, aber dann siegte die Ehrlichkeit.

»Ich war sehr verliebt, Harro. Ja, für mich war er der besondere Mann, auf den ich gewartet hatte.

Aber dann war er fort. Von einem Tag auf den anderen. Als ich in sein Hotel kam, wurde mir gesagt: er ist abgereist.«

»Kein Brief, keine Nachricht?«

»Kein Brief, keine Nachricht.«

»So ein gemeiner Kerl«, erregte er sich. Er dämpfte seine Stimme, da man am Nebentisch schon auf sie aufmerksam wurde. »Du Arme. Das muß scheußlich für dich gewesen sein.«

Sie nickte. »Das ist lange überwunden«, log sie. Sie würde diesen Augenblick wohl nie vergessen, die Enttäuschung würde an ihrem Herzen nagen, solange sie lebte.

»Vermutlich war er verheiratet«, überlegte er stirnrunzelnd. Er fuhr mit allen Fingern durch sein blondes Haar und plötzlich mußte sie lachen.

»Dir steht dein Haar zu Berge wie früher. Du hast es noch immer nicht bändigen können.«

»Vieles ist geblieben.« Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Wange. »Ich glaube, nicht nur mein Haar ändert sich nicht. Auch mein Herz ist beständig. Es gehört dir noch immer. Du hast einen sicheren Platz darin gefunden.«

Sanft, aber bestimmt entzog sie ihm die Hand.

»Erzähl’ mir von Luise. Das muß doch im Dorf, besonders aber bei ihren Eltern, ein Skandal gewesen sein.«

Er nickte unwillig. Luise war unwichtig, an sie verschwendete er längst keinen Gedanken mehr.

»Natürlich. Aber inzwischen sind die Eltern längst mit allem ausgesöhnt. Sie vergöttern den Enkel, sind ganz verrückt damit. Sogar meine Mutter findet ihn süß.

Ich will mit dir nicht über Luise reden. Ist deine Tochter der Grund, weshalb du nicht nach Hause kommst? Ich habe deine Mutter einmal besucht. Entschuldige, daß ich das sage. Ich fand, sie ist sehr alt geworden.«

Laura nickte unglücklich. »Ich weiß. Meine Mutter kommt, so oft sie es einrichten kann. Wenn Stephanie sie sieht, dann kräht sie vor Vergnügen und streckt ihr die Händchen entgegen. Du solltest die beiden sehen, Harro. Von einem Moment auf den anderen scheint sie wieder jung zu werden. Sie lacht und ist übermütig. Es ist goldig, die beiden zu betrachten.«

»Und dein Vater?«

Sie verzog ein wenig den Mund. Es sollte Spott sein, aber es wurde Mitleid daraus.

»Er kann nicht über seinen Schatten springen. Zum Glück läßt meine Mutter sich die Reise zu mir nicht verbieten. Er schmort in seinem eigenen Saft. Aber er muß den ersten Schritt machen, das bin ich mir selbst schuldig. Für ihn ist es eine gute Lektion. Ich muß sie ihm erteilen.«

Harro schüttete den Wein förmlich in sich hinein, was gar nicht zu seiner kultivierten Art paßte.

»Laura, in meinem Kopf dreht sich ein Mühlrad. Eben war ich wie verhext vor Begeisterung, dich gefunden zu haben. Entschuldige, aber jetzt bin ich doch aus der Fassung geraten.«

»Aber warum denn, Harro? Entspreche ich deinen moralischen Vorstellungen nicht mehr?«

»Rede nicht solch einen Unsinn! Wie stempelst du mich denn?«

Sie lächelte gelassen. Er glaubte sie zu kennen, als wäre sie seine Schwester, aber er fühlte sich ausgeschlossen. In ihren Augen konnte er nicht lesen.

»Wenn du jetzt wieder einmal in unseren Ort kommst, dann sieh doch bei uns herein, Harro. Es lohnt sich, Herrn Poppel kennenzulernen. Er ist ein Schöngeist, ein wundervoller Mensch.

Du kannst dir gar nicht vorstellen«, sie wurde lebhafter, ihre Augen sprühten, »wie herrlich die Abende mit ihm sind. Besonders die Winterabende, wenn der Wind heult und es draußen so ungemütlich ist, daß man keinen Hund hinausjagen mag. Dann liest er mir vor, während ich male. Dann tanzen die Figuren durchs Zimmer, von seiner Stimme lebendig geworden. Man kann über alles mit ihm reden. Und für meine Tochter ist er ein wundervoller Großvater.«

»Wie alt ist er?« wollte er eifersüchtig wissen und wußte nicht einmal, daß es Eifersucht war.

»Leider zu alt, um ihn heiraten zu können«, seufzte Laura, als trauere sie um diese Tatsache. Ernst werdend fügte sie hinzu: »Er ist für mich der Vaterersatz. Und ein wundervoller väterlicher Freund.«

»Ich bin so durcheinander, daß ich darauf keinen Gedanken verschwenden will. Hast du nie versucht, mit dem Herrn, mit dem Vater deiner Tochter Verbindung aufzunehmen? Weiß er von ihr?«

»In beiden Fällen nein.«

Das wollte überdacht werden. Der Kellner goß Wein nach, Harro bemerkte es nicht einmal.

Er sammelte vorsichtig die Worte, es war so gar nicht seine Art, unsicher zu sein.

»Liebst du ihn noch immer?« platzte er mit seiner Frage heraus. Sie sah Eifersucht und Verzweiflung in seinen Augen, und beinahe tat er ihr leid.

»Ich habe ihn nicht vergessen«, erklärte sie ihm zögernd. »Ich denke jetzt nicht mehr in Wut oder gar Haß an ihn. Vielleicht kannst du es nicht verstehen. Aber ich bin froh. Ich bin glücklich, daß ich Stephanie habe. Ist dir das Antwort genug?«

Er fuhr sich über die Stirn, als wollte er Gedanken fortstreichen. »Euch Frauen habe ich noch nie verstanden«, behauptete er. Er versuchte ein Lachen, sehr zaghaft fiel es aus. »Ihr gebt uns armen Männern immer wieder neue Rätsel auf. Wann darf ich deine Tochter bewundern, Laura? Ist sie so hübsch wie du?«

»Das darfst du eine Mutter nie fragen«, behauptete sie amüsiert. »Die Frage darfst du auch Herrn Poppel nicht stellen. Er fühlt sich als Großvater, der er ja auch ist. Und Stephanie ist für ihn das schönste Kind, das je geboren wurde. – Zur Zeit male ich sie.«

»Du malst noch immer?«

Sie nickte, ihre Augen lachten wieder, die Schatten waren daraus verschwunden. Ihre Schönheit rührte sein Herz, ja, sie schmerzte sogar.

»Ja. In den letzten Monaten im Seminar war es allerdings aus mit meiner Freude. Was ich auch begann, nichts klappte mehr. Die Lehrer trösteten, daß das normal wäre, aber ich verzweifelte fast.

Jetzt male ich in Öl. Joachim ist mit mir zufrieden. Er ist mein kritischster Lehrer.«

»Wer ist nun Joachim schon wieder?«

»Herr Poppel natürlich. Ich habe schon einige Aquarelle gemalt, stell dir vor, sie wurden sogar verkauft, sehr rasch sogar.

Ich kann es mir leisten, nur zu malen, wenn ich in Stimmung bin. Wer kann das schon sagen? Die meisten müssen ja davon leben. Ich habe wirklich Glück.«

»Laura, denkst du wirklich so? Oder versteckst du dich hinter den Worten? Ist Glück nicht etwas anderes? Sieht Glück nicht anders aus?«

»Du meinst ein Ring am Finger, ein Mann. Ein Mann, der die Steine aus dem Weg räumt und für alles sorgt?

Über diese Träume sind die Frauen von heute hinausgewachsen, Harro. Ich glaube, sie sind selbständiger geworden, als viele Männer wünschen.«

»Ich nicht. Mich quetscht du nicht in die Schablone, in die dein Vater paßt. Ich wünsche mir eine Kameradin, eine Frau, die mit mir durch dick und dünn marschiert. Ich will kein Heimchen am Herd. Ich will eine Frau, die mir ebenbürtig ist. Jetzt lachst du, was habe ich denn Falsches gesagt?«

»Wir wollen nicht streiten, Harro.«

»Du denkst an Luise, daß ich sie nicht heiraten wollte«, ereiferte er sich. »Es wäre mehr oder weniger eine Vernunftehe geworden, von den Eltern arrangiert.«

»Geld zu Geld«, warf sie ein wenig spöttisch ein. Er ging darauf nicht ein.

»Ich habe sie nicht geliebt. Ich weiß das längst. Ja, ich war bereit sie zu heiraten. Du lachst nicht darüber?«

»Ist das etwas, worüber man lachen kann?«

»Ich wäre ihr vermutlich ein guter Ehemann geworden«, behauptete er gekränkt. »Es wäre schließlich nicht die erste Ehe, die aus solchen Gründen geschlossen wird.«

»Aber du wolltest nicht der Zweitbeste sein.«

»Jetzt spottest du doch. Sie muß den Mann schließlich geliebt haben, ich stellte mir vor… ich halte sie im Arm, und sie denkt an den anderen.«

»Auf keinen Fall könnte das dein Stolz zulassen.«

»Ich mag es nicht, wenn du über mich spottest.«

»Du hast recht. Entschuldige. Harro, wir sind die einzigen Gäste im Lokal. Die armen Kellner möchten Schluß machen.«

»Du hast mit den Kellnern mehr Mitleid als mit mir.«

Sie erschrak sichtlich. »Daran habe ich gar nicht gedacht. Du bist auf der Durchreise, das sagtest du doch.«

Er nickte mit unglücklichem Gesicht. Aber ihr entging nicht, wie es in seinen Augen blitzte.

»Du kannst doch nicht die Absicht haben, jetzt noch nach Hause zu fahren. Es wird nicht leicht sein, um dies Uhrzeit ein Hotelzimmer zu bekommen.«

»Darüber habe ich überhaupt nicht nachgedacht. Da siehst du, was du angerichtet hast. Du hast mich total durcheinander gebracht. Schau nicht so unglücklich drein, Liebling. Du mußt dir um mich keine Sorgen machen. Ich schlafe ein paar Stunden im Auto, irgendwo auf dem Parkplatz. Fahren kann ich sowieso nicht mehr. Grundsätzlich setze ich mich nicht hinter das Lenkrad, wenn ich getrunken habe.«

»Hör auf mit dem Theater«, wies sie ihn unwillig zurecht, aber bei dem listigen Blinzeln in seinen Augen legte sich ihr Ärger sofort. »Du weißt genau, daß ich das nicht zulassen werde. Selbstverständlich kannst du bei uns schlafen.«

»Du bist wirklich ein Freund, Laura. Ich bin sogar mit einem unbequemen Sofa zufrieden, ein Sessel genügt auch.«

Über den Tisch hinweg faßte er ihre Hand. »Was für ein Tag! Ich werde ihn in meinem Kalender mit goldenen Punkten versehen. Dann kann ich morgen früh mit dir frühstücken und dein Töchterchen kennenlernen. Ich hoffe, daß ich dir keine Umstände mache.«

»Wir haben in der Mansardenwohnung, in der Herr Poppel wohnt, ein Fremdenzimmer eingerichtet. Es ist immer bereit.«

Daß sich auch in ihrer Wohnung ein Fremdenzimmer befand, das sagte sie nicht. Dort schlief Lauras Mutter, wenn sie zu Besuch kam. Natürlich wurde dann auch Stephanies Kinderbett hineingeschoben. Zum Glück war Her Poppel auf Frau Wagenfeld nicht eifersüchtig.

»Werden wir den alten Herrn nicht aufwecken? Wirklich, Laura, ich begnüge mich gern mit einem Sofa, das hast du doch bestimmt in deinem Wohnzimmer stehen.«

»Mußt du zu Hause anrufen, daß du erst morgen kommst?«

Er winkte dem Kellner, der erleichtert kam. Die Rechnung hatte er auf dem Tablett unter der Serviette liegen.

»Sie machen sich keine Sorgen, sie sind es gewohnt, daß ich komme, wann ich will.«

Nein, dachte Laura bitter, sie würden sich aber Sorgen machen, wenn sie wüßten, mit wem du zusammen bist. Eines war Laura klar, wenn es Luise nicht war, die er heiraten wollte, so hatte seine Mutter längst eine andere Ehefrau für ihn ins Auge gefaßt.

*

Er dehnte die Arme, als die Tür des Lokals ins Schloß fiel. »Welch eine Nacht, Laura. Sieh dir nur die Sterne an. Am Himmel funkelt es, als spielten die Engel mit Diamanten. Sag’, Laura, bist du auch so glücklich wie ich?«

Arm in Arm gingen sie zu Lauras Wohnung. Irgendwo schlug eine Kirchenuhr, die Töne kamen und verklangen in der Stille.

»Horch.« Harro war stehengeblieben. »Ist das eine Nachtigall? Das muß eine Nachtigall sein.«

Er blieb stehen, direkt unter einer altmodischen Laterne, die ihr milchiges Licht über sie warf.

»Laura.« Das Lachen war aus seiner Stimme verschwunden. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht erkennen.

»Ich bin so froh, daß ich dich gefunden habe. Laura, ich habe dich immer geliebt.«

Er legte seine Lippen auf ihren Mund. Ihren Widerstand beachtete er nicht. Sie gab den Kuß nicht zurück. Sie preßte die Lippen zusammen. Enttäuscht gab er sie frei. Er schob seine Hand unter ihren Ellbogen. Er tröstete sich rasch, hatte sofort eine Erklärung für ihren Widerstand.

»Dir hat man sehr weh getan, Liebes.« Mit den Lippen fuhr er über ihre Wange, er mußte den Kopf ein wenig neigen. »Du mußt erst wieder lernen, an die Liebe zu glauben. Dein Herz ist zu Eis erstarrt, da muß jemand kommen, der es zum Schmelzen bringt. Ich muß unter einem guten Stern geboren sein, daß mein Wagen vor dem Geschäft zum Stehen kam.«

Sie sagte nichts, ihre Schritte paßten sich den seinen an, sie waren sich sehr nahe. So vieles verband sie miteinander. Er war ihr vertraut wie ein Bruder. Sie freute sich sehr, daß er gekommen war. Und doch hatte sie Angst.

»Herr Poppel ist noch wach.« Sie zeigte zu den Fenstern hinauf. »Ich hoffe nur, Stephanie hat nicht wieder eine Schau abgezogen. Leider verwöhnt Joachim sie schrecklich, und zum Dank tanzt sie ihm auf der Nase herum.«

»Wartet er immer auf dich, wenn du fortgehst?«

Sie hörte genau die Enttäuschung in seiner Stimme, aber sie hütete sich, darauf einzugehen.

»Nur, wenn er sich in einem Buch festliest oder Stephanie ihn braucht.«

Er sagte nichts. Er nahm ihr den Schlüssel aus der Hand. »Ich muß aus dem Auto meinen Koffer holen. Hoffentlich erschrickt dein Herr Poppel nicht, wenn er mich damit sieht. Vielleicht denkt er, ich will mich für einige Zeit bei euch einquartieren.«

»So leicht ist er nicht aus der Fassung zu bringen.«

Laura sah den dunklen Schatten zuerst. Er hockte auf der letzten Treppenstufe, die zum Geschäft führt.

Zuerst glaubte sie, es wäre ein Mensch, der dort vor der Kühle der Nacht Schutz suchte.

Nur zögernd ging sie näher, während Harro den Kofferraum seines Autos öffnete.

Es war ein Hund. Ein großes, zotteliges Tier. Er hielt den Kopf gereckt und sah ihr ängstlich entgegen. Das Licht der Laterne leuchtete in seinen Augen.

»Was machst du denn hier?« Lauras Stimme klang sanft und mitleidig.

»Wer ist dort? Laura, sei vorsichtig.«

»Aber, Harro. Es ist ein Hund. Er muß sich verletzt haben.«