Maria und Josef - reloaded - Neil Y. Tresher - E-Book

Maria und Josef - reloaded E-Book

Neil Y. Tresher

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Beschreibung

Maria Sezinsky und Josef Pöllhuber arbeiten für dieselbe Firma. Es ist kurz vor Weihnachten. Bisher gingen die beiden Protagonisten sich aus dem Weg. Doch die Begegnung der beiden ist unausweichlich... ein Duell an Weihnachten zwischen zwei starken Persönlichkeiten. Ein Machtspiel, das in Zeiten von Rationalisierungen und Personaloptimierungen durchaus so vorkommen könnte. Ein Duell mit Konsequenzen.

Die Erzählung "Maria und Josef 2.0." lehnt sich nur sehr lose an Peter Turrinis Stück "Josef und Maria" aus dem Jahr 1980 an. Die Ausgangssituation ist ähnlich. Zwei Menschen treffen kurz vor Weihnachten in einem leeren Firmengebäude aufeinander. Doch 25 Jahre später hat sich die Arbeitswelt grundlegend geändert. Es gibt nichts Versöhnliches mehr.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Maria und Josef - reloaded

Eine Begegnung

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Start

Maria und Josef - reloaded

 

Sie saß an ihrem Schreibtisch. Der PC war eingeschaltet. Zum x-ten Male hatte sie die Onlineseiten verschiedener Tageszeitungen durchgescrollt. Vor allem aus den Finanzjournalen hoffte sie irgendeinen wertvollen Input zu bekommen. Vor ihr stand ihr Aschenbecher - ein Reiseaschenbecher, den sie tagsüber in ihrer Schublade versteckt hielt. Die Zigarette, die in ihm lag, war bereits erloschen. Am weißen Filter waren himbeerfarbene Flecken von ihrem Lippenstift zu sehen. Sie starrte auf den roten Fleck und dachte an Schneewittchen.

 

Er ging den Gang hinunter. An den Wänden hingen Werke von unbekannten Künstlern, die Tapetenmustern nicht unähnlich waren. Sie wurden vom Neonlicht der Flure auch nur unzureichend ausgeleuchtet. Zwischen den Großformaten hingen irgendwelche Hinweise, die mit Tixo an die Wände geklebt waren. Als er die obligaten Weihnachtsgrüße und X-Mas-Cartoons sah, die von den Kollegen zwecks Weihnachtsstimmung an fast jeder Bürotür geklebt worden waren, musste er den Kopf schütteln. Er konnte auch nach Jahren des Berufslebens nicht nachvollziehen, wieso meist unsinnige Sprüche und Bilder von Kolleginnen und Kollegen ausgedruckt und an die Bürotür befestigt wurden. In jeder Abteilung, in der er bisher gearbeitet hatte, gab es ähnliche Sprüche und Zeichnungen. Er dachte: "Volksbelustigung und Territoriummarkierung von Hunden auf zwei Beinen im Anzug. Das nenne ich Dialektik." Er ging in Richtung WC. Er merkte nicht, dass sein Schritt schneller wurde und sein Puls stieg.

 

Sie schob ihren überdimensionalen Bürosessel nach hinten und stand auf. Sie nahm den Artikel, den sie sich soeben ausgedruckt hatte, aus dem Drucker. Sie warf einen Blick hinein, blätterte ein bis zweimal die Seiten durch und warf den ganzen Stapel in eine Pappschachtel. Jemand hatte mit einem Filzstift "Altpapier" auf die Schachtel geschrieben. Über ihren Drucker hatte jemand den freundlichen und gut gemeinten Hinweis angebracht, dass man für Konzeptausdrucke doch die Rückseite von Altpapier benutzen solle. Irgendwas stand da von Nachhaltigkeit und Vorbildwirkung. Sie hatte das Schuild bisher beflissentlich ignoriert. Sie konnte ungefragte Ratschläge nicht wirklich ausstehen. Sie trat dabei gegen die Pappschachtel.

 

Er ließ das Wasser ins Waschbecken laufen. Er ärgerte sich kurz über den Infrarotsensor im Wasserhahn, der dabei helfen sollte Wasser zu sparen. Er wusch sich die Hände. Er bewegte die Hände so, dass das Wasser nicht aufhörte zu fließen. Er formte mit beiden Händen eine Schale und hielt die imaginäre Schale unter den festen Wasserstrahl. Das Wasser spritzte. Tropfen bildeten sich im Spiegel. Sie begannen sich zu verbinden und zollten der Schwerkraft Tribut. Er tauschte sein Gesicht in die Handflächenschale. Irgendjemand hatte einen Sticker mit "Frohe Weihnachten" auf den Spiegel geklebt. Er schüttelte den Kopf und stützte sich auf dem Waschtisch ab. Er spürte einen leichten Schwindel. Die Wassertropfen mischten sich mit Schweißtropfen. Seine Atmung wurde schneller und flacher. Seine Hände verkrampften.