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Neue Deutsche Rechtschreibung Paul Johann Ludwig von Heyse (15.03.1830–02.04.1914) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf er rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyse ist bekannt für die "Breite seiner Produktion". Der einflussreiche Münchner "Dichterfürst" unterhielt zahlreiche – nicht nur literarische – Freundschaften und war auch als Gastgeber über die Grenzen seiner Münchner Heimat hinaus berühmt. 1890 glaubte Theodor Fontane, dass Heyse seiner Ära den Namen "geben würde und ein Heysesches Zeitalter" dem Goethes folgen würde. Als erster deutscher Belletristikautor erhielt Heyse 1910 den Nobelpreis für Literatur. Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 21
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Paul Heyse
Marion
Paul Heyse
Marion
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-962811-79-2
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Ihr Jürgen Schulze
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(1852)
Zur Zeit als der heilige Ludwig in Frankreich die Krone trug, war die gute alte Stadt Arras um sechshundert Jahre jünger als heutzutage. Dass sie aber tausendmal lustiger war, hatte sie außer ihrer Jugend vor Allem der edeln Poetenzunft zu danken, die in ihr hauste und durch Lieder und Mirakelstücke und kurzweilige gereimte Romane den Ruhm ihrer Vaterstadt weit über das schöne Frankreich verbreitete.
Nun war es im frühen Frühling, dass in einem Gärtchen zu Arras hinter dem Haus eines dieser wackeren Poeten ein junges Weib beschäftigt war, Reben an das Geländer zu binden. Sie war zierlich gewachsen, von jener feinen, behaglichen Fülle, die ein friedliches Gemüt anzuzeigen pflegt, und gar anmutig von Gesicht. Stille schwarze Augen ließ sie dann und wann über den Garten schweifen, als wüssten sie weder von Freud’ noch Leid. Aber ihre Hände feierten und träumten nicht. Nach der Sitte wohlhabender Bürgerinnen trug sie das blonde Haar mit mancherlei künstlichem Bänderschmuck geziert, den Rock aber aufgeschürzt, der Arbeit und wohl auch den hübschen kleinen Füßen zu Gefallen.
Wie nun das schöne Geschöpf in feiner gleichmütigen Tätigkeit schon tiefer in das Gärtchen vorgeschritten war, erschien in der Tür des Hauses, die nach dem Garten offen gestanden, ein Mann, der an Gestalt und Wesen einen auffallenden Gegensatz zu dem jungen Weibe machte. Er war von mittlerem Wuchs, lebhaftem Blick und unregelmäßigen Zügen. Sein schwarzes Mäntelchen verdeckte schlecht die linke hohe Schulter, und seine Beine waren in sehr ungleichem Stil gebaut. Aber die ganze zusammenhanglose Gestalt wurde durch Raschheit und Lebendigkeit der Bewegung in Fluss gebracht, und um den Mund spielte ein Zug, der ihn im Spott gefährlich und in der Freundlichkeit hinreißend machen musste.