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Paul Heyse

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Beschreibung

Neue Deutsche Rechtschreibung Paul Johann Ludwig von Heyse (15.03.1830–02.04.1914) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf er rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyse ist bekannt für die "Breite seiner Produktion". Der einflussreiche Münchner "Dichterfürst" unterhielt zahlreiche – nicht nur literarische – Freundschaften und war auch als Gastgeber über die Grenzen seiner Münchner Heimat hinaus berühmt. 1890 glaubte Theodor Fontane, dass Heyse seiner Ära den Namen "geben würde und ein Heysesches Zeitalter" dem Goethes folgen würde. Als erster deutscher Belletristikautor erhielt Heyse 1910 den Nobelpreis für Literatur. Null Papier Verlag

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Paul Heyse

Marion

Paul Heyse

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Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 1. Auflage, ISBN 978-3-962811-79-2

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Marion

(1852)

Zur Zeit als der hei­li­ge Lud­wig in Frank­reich die Kro­ne trug, war die gute alte Stadt Ar­ras um sechs­hun­dert Jah­re jün­ger als heut­zu­ta­ge. Dass sie aber tau­send­mal lus­ti­ger war, hat­te sie au­ßer ih­rer Ju­gend vor Al­lem der edeln Poe­ten­zunft zu dan­ken, die in ihr haus­te und durch Lie­der und Mi­ra­kel­stücke und kurz­wei­li­ge ge­reim­te Ro­ma­ne den Ruhm ih­rer Va­ter­stadt weit über das schö­ne Frank­reich ver­brei­te­te.

Nun war es im frü­hen Früh­ling, dass in ei­nem Gärt­chen zu Ar­ras hin­ter dem Haus ei­nes die­ser wa­cke­ren Poe­ten ein jun­ges Weib be­schäf­tigt war, Re­ben an das Ge­län­der zu bin­den. Sie war zier­lich ge­wach­sen, von je­ner fei­nen, be­hag­li­chen Fül­le, die ein fried­li­ches Ge­müt an­zu­zei­gen pflegt, und gar an­mu­tig von Ge­sicht. Stil­le schwar­ze Au­gen ließ sie dann und wann über den Gar­ten schwei­fen, als wüss­ten sie we­der von Freu­d’ noch Leid. Aber ihre Hän­de fei­er­ten und träum­ten nicht. Nach der Sit­te wohl­ha­ben­der Bür­ge­rin­nen trug sie das blon­de Haar mit man­cher­lei künst­li­chem Bän­der­schmuck ge­ziert, den Rock aber auf­ge­schürzt, der Ar­beit und wohl auch den hüb­schen klei­nen Fü­ßen zu Ge­fal­len.

Wie nun das schö­ne Ge­schöpf in fei­ner gleich­mü­ti­gen Tä­tig­keit schon tiefer in das Gärt­chen vor­ge­schrit­ten war, er­schi­en in der Tür des Hau­ses, die nach dem Gar­ten of­fen ge­stan­den, ein Mann, der an Ge­stalt und We­sen einen auf­fal­len­den Ge­gen­satz zu dem jun­gen Wei­be mach­te. Er war von mitt­le­rem Wuchs, leb­haf­tem Blick und un­re­gel­mä­ßi­gen Zü­gen. Sein schwar­zes Män­tel­chen ver­deck­te schlecht die lin­ke hohe Schul­ter, und sei­ne Bei­ne wa­ren in sehr un­glei­chem Stil ge­baut. Aber die gan­ze zu­sam­men­hang­lo­se Ge­stalt wur­de durch Rasch­heit und Le­ben­dig­keit der Be­we­gung in Fluss ge­bracht, und um den Mund spiel­te ein Zug, der ihn im Spott ge­fähr­lich und in der Freund­lich­keit hin­rei­ßend ma­chen muss­te.

Der Mann sah eine Wei­le der ein­sa­men Gärt­ne­rin zu und schi­en sich ih­rer Schön­heit zu er­freu­en. Er wieg­te un­schlüs­sig den Kopf. End­lich drück­te er den ba­rett­ar­ti­gen Hut mit der grü­nen Hah­nen­fe­der tiefer in die Stirn und schritt has­tig der Schö­nen nach.