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Rom im Juni 1936: Der Wiener Autor und Journalist Martin Boldt genießt mit seiner Frau Rosika la dolce vita. Sie besuchen Vorträge, unternehmen mit Freunden Badeausflüge an den Strand von Ostia und trinken reichlich Wermut. Vor dem heißen römischen Sommer will das Paar in die Berge fliehen. Gemeinsam mit dem dubiosen Deutschen Gerhart Hesmert fahren sie mit dem Zug durchs Land. Der drohende Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kümmert Martin vorgeblich recht wenig, ganz im Gegensatz zum bekennenden Nazi Hesmert. Dass dieser auch noch unverhohlen um die Gunst der schönen Rosika buhlt, gefällt Martin ganz und gar nicht. Im Laufe der Reise entwickelt sich eine aufgeladene Ménage-à-trois, während sich im faschistischen Italien und im restlichen Europa die politische Lage immer mehr zuspitzt …
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Seitenzahl: 361
Veröffentlichungsjahr: 2023
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HANS FLESCH-BRUNNINGEN
ROMAN
Herausgegeben von Wolfgang Straub
Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Pechmann
EDITION ATELIER WIEN
Maskerade
Editorische Notiz
Kommentar
Die blonde Spinne. Nachwort
Bildnachweise
Literatur
Biografien
SCARUS:
Das größre Stück der Welt so zu verscherzen
Durch puren Unverstand! Wir küßten uns um
Länder und Provinzen.
ENOBARBUS:
Wie sieht’s aus?
Shakespeare: Antonius und Kleopatra, III, 8
Für Hilde und Peter in Freundschaft
Das Zimmer war schon warm. Es war zehn Uhr früh und Rom im Juni. Rosika stand vor einem der vier Spiegel und legte etwas Rouge auf. Ich kehrte ihr den Rücken und rasierte mich. Das Zimmer war mittelgroß. Die Tür zum Balkon stand offen. Sonnenlicht strömte herein. Eine Stufe führte auf den Balkon. Sie ließ das Zimmer ein wenig extravagant erscheinen. Mit einem Schritt gelangte man hinauf zum Balkon, mit einem zweiten auf die Straße hinunter – mit einem Sprung, wenn man wollte.
Wir konnten die Autos unten auf der Straße vorbeifahren hören; wir waren zu weit oben. Dies war der Corso d’Italia, ein sehr vornehmer Stadtteil Roms. Ich verdiente genug Geld; seit mehr als zwei Jahren bezog ich ein regelmäßiges Einkommen als Autor für die Wiener Presse. Ich musste mich einfach glücklich fühlen.
Sie machte sich immer noch fein, als ich mich fertig rasiert hatte. In einer Ecke des Zimmers lagen Bücher auf dem Fußboden. Eigentlich arbeitete ich nicht hier, sondern in der Bibliothek gegenüber. Ich hatte auch die »Arbeitszelle« für mich allein und schrieb dort. In einer anderen Ecke lag Wäsche, die Frühstückstassen standen auf dem Frisiertisch.
Ich sagte: »Hoffentlich bist du bald fertig. Sonst kommen wir zu spät.«
Rosika machte auf dem Absatz kehrt und schnitt eine Grimasse. Sie sah aus wie ein wütendes Baby und brachte mich zum Lachen.
Sie sagte: »Hetz mich nicht schon wieder! Wir nehmen ein Taxi zum Vatikan.«
»Gehen wir lieber zu Fuß. Ein Taxi kostet Geld.«
»Haben wir kein Geld mehr? Ist der Brief noch nicht angekommen? Und der Scheck? Ich möchte bald abreisen. Niemand bleibt im Juni in Rom.«
»Aber all die Teilnehmer dieser berühmten Vortragsreise sind noch in Rom. Zählen diese Leute nichts?«
»Hör auf, meine Freunde zu beleidigen! Du bist schrecklich.«
»Du bist schön«, sagte ich. »Küss mich.«
Natürlich war sie schön. Ich hatte sie erwählt, ich hatte wegen ihr Frau und Kind verlassen; vielleicht sogar mehr als das. Und sie? Auch ihre Scheidung war keine Kleinigkeit gewesen. Vielleicht hätte sie wirklich mehr an ihre Familie denken sollen.
Sie trug das braune Kleid mit den Punkten und den braunen Strohhut mit hochgeklappter Krempe. Beim Gehen schlug der kurze Rock gegen ihre schlanken Beine. Es war ein hübscher Anblick, dieses Flattern und Wehen im Wind.
Im Korridor trafen wir unsere Gastwirtin, Signora Cappa, die Gattin von Oberst Francesco Cappa. Sie sagte: »Guten Morgen! Wieder viel zu tun?« Hinter ihr stand ihr Pudel, blind und taub.
»Es ist schließlich fast halb elf«, sagte ich. »Wie geht’s dem Oberst? Funktioniert der Aufzug?«
Nein, der Aufzug funktionierte nicht. Wir gingen die Marmortreppe hinunter und überquerten den belebten Corso d’Italia. Später bogen wir in die Via Vittorio Veneto ein, wo sogar zu dieser Stunde die jungen Leute von Rom den Bürgersteig füllten. Sie standen uns im Weg, tranken Wermut und plauderten. Rosika ging zwei Schritte vor mir, die Autos lärmten fürchterlich, weil auch sie nicht durchkamen, die Damen und Herren sprachen mit sehr schrillen Stimmen, lachten und winkten, und einige der jüngeren Männer warfen Rosika anzügliche Blicke zu – daran hatten wir uns inzwischen völlig gewöhnt. Wir lebten seit fast zwei Jahren in Italien.
Sie trug ihren Fuchspelz träge über der Schulter, den Schwanz nach hinten und den Fuchskopf auf ihrer Brust. Ich sagte zu ihr: »Liebst du mich? Liebst du mich immer noch so wie am Anfang? Denk an die schönen Nächte in Venedig!«
»Ich verstehe dich nicht«, rief sie über ihre Schulter und über ihren Fuchs zurück.
»Liebst du mich?«, fragte ich sie sehr laut, denn hier verstand sowieso niemand Deutsch.
Sie drehte sich blitzartig um und lachte mir ins Gesicht. »Welch ein Ort, um so eine Frage zu stellen! Wie übers Telefon.«
»Aber wir sind am Telefon. Möchtest du einen Wermut?«
»Nicht morgens und nicht vor unserem Vortrag.«
Wir gingen durch die Porta Pinciana in den Park. Es war angenehm und kühl unter den immergrünen Eichen. Auf der großen Cavalizza zu unserer Linken ritten einige Offiziere im kurzen Galopp, ein junges Paar schaute ihnen zu. Hier war es schön, wie in einem dunklen Tunnel. Ging man weiter in den Park hinein, stieß man auf den Pavillon, wo Rosika nachmittags gern ihr Eis aß, und noch weiter hinten floss der kleine Bach, wo die Kinder der kultivierten römischen Familien ihre winzigen Papierboote zu Wasser ließen, während die Kindermädchen und deren Verehrer zusahen. Noch weiter entfernt stand das Casina delle Rose, wo Rosika vor zwei Tagen mit mir getanzt hatte und wo wir einen Kavallerieleutnant kennengelernt hatten, auf den ich später eifersüchtig werden sollte.
Wir waren seit ungefähr zwanzig Minuten unterwegs. Ich trug meinen leichten, olivgrünen Anzug, ohne Weste, braune Schuhe und keinen Hut, wie üblich. Dazu ein schönes Seidenhemd, das ich erst vor einem Monat bei Manucci im Ausverkauf günstig erstanden hatte. Als wir die piazza erreicht hatten, wo immer viele Droschken warten und von wo man eine schöne Aussicht über die Piazza del Popolo darunter und auf die Kuppel des Petersdoms dahinter hat, sagte ich:
»Nehmen wir eine Droschke, sonst kommen wir zu spät.«
Ich rief einen Kutscher, wir fuhren zwischen den Oleanderbüschen die Piazza del Popolo entlang, weiter auf einer langweiligen Straße zum Tiber und über den Tiber zum anderen Flussufer.
Rosika berührte leicht ihr Gesicht. Ich bemerkte, wie viele Sommersprossen sie hatte. Doch hier unter der Plane einer römischen Droschke waren wir gut geschützt, und die Sonne konnte uns nichts anhaben.
Ich sagte: »Du solltest etwas wegen deiner Augen unternehmen. Vielleicht brauchst du doch eine Brille?«
»Gefallen dir meine Augen nicht?« Sie holte ihren Kamm hervor und begann ihre natürlichen Locken wild zu kämmen, so wie sie es gern tat. »Wir brauchen Urlaub. Sobald das Geld eintrifft, fahren wir weg.«
»Selbstverständlich«, sagte ich.
»Fragt sich nur wohin?«
»Ja … wohin? Ich würde gern wieder nach Ischia fahren, weil es so still ist und wegen meiner Arbeit.«
»Oh! Weil du eifersüchtig bist, muss ich mich wieder verkriechen? Zu unserem zweiten Urlaub? Eigentlich müsste man doch überall arbeiten können. Paul konnte es einfach überall. Man könnte nachts arbeiten.«
»Bei mir läuft es am besten, wenn ich in der Stadt arbeiten kann. Hier in Rom ging es sehr gut. Sogar in den letzten Wochen, als es so heiß war.«
»Du sperrst mich einfach ein, und ich langweile mich zu Tode. Bist du sicher, dass dein Buch das wird, wonach die Öffentlichkeit heutzutage verlangt?«
»Das solltest du lieber mir überlassen. Natürlich ist es das richtige Buch. Außerdem ist es kein Buch, sondern ein Werk. Es wird mich jahrelang beschäftigen.«
Rosikas Augen trübten sich merklich. »Wie du willst. Aber was geschieht, wenn dein Vertrag mit der Presse ausläuft? Du kümmerst dich nicht im Geringsten um deine Karriere. Wenn ich dich nicht antreiben würde, hättest du gar keine Zukunft.«
Der Kutscher war fast eingeschlafen. Ich beugte mich vor und schrie: »Avanti!« Er nickte und rief seiner langsamen Stute etwas zu.
Ich war verärgert, wandte mich wieder an Rosika und sagte bissig: »Du bist also enttäuscht von mir? Womöglich besuchst du all diese Vorträge nur wegen meiner Karriere?«
»Natürlich«, sagte sie ziemlich forsch. »Ich muss dich antreiben.« Wir bogen gerade auf die große Piazza San Pietro. Zur Linken und Rechten schlummerten die berühmten Kolonnaden, und ein paar berufsmäßige Fremdenführer erholten sich am Brunnen, denn an jenem Tag war kaum mit Touristen zu rechnen.
Rosika sprach mit ihrer sanftesten Stimme: »Ich langweile dich wohl fürchterlich? Vielleicht möchtest du lieber nach London, deinen Sohn besuchen?«
»Ich tu, was immer du willst«, sagte ich, denn ich war müde.
Sie klatschte in die Hände. »Das ist großartig! Einfach großartig! Dann fahren wir nach Griechenland. Kecz meint, es sei dort den ganzen Sommer kühl und windig. Kein Schirokko, und der Wein ist gut. Du magst doch guten Wein, Moio?«
Wir sahen eine andere Droschke von rechts näherkommen. Sie versuchte, den Eingang zu den Vatikanischen Sammlungen gleichzeitig mit uns zu erreichen. Und wir erkannten darin Dr. Pucher und seine Frau, die uns zuwinkten. Rosika winkte zurück, es wurde munter gewinkt und gegrüßt. Dr. Pucher lüftete seinen Hut, unser Kutscher erwachte, weckte auch seine Stute auf, und sogleich begann ein großes Rennen zur schmalen Durchfahrt, weiter die schmale Straße entlang, rund um den Petersdom und vorbei an den Schweizergarden; gerade als wir dabei waren, das Rennen zu gewinnen, fuhr von hinten ein Taxi auf sehr unfaire Weise heran und gewann, indem es unsere beiden Droschken überholte und vor der Eingangshalle hielt. Ihm entstiegen Professor Marius, unser wichtigster Redner, der Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts, sowie mehrere junge Männer, die Karten und Akten trugen.
Wir wechselten Grußworte mit den Puchers, gingen dann zusammen in einen der großen Säle, und hier begann der Vortrag über antike Kunst vor ungefähr zwanzig Zuhörern, hauptsächlich festen Mitgliedern der deutschen Kolonie in Rom.
Der Vortrag dauerte für gewöhnlich eine gute Stunde. Ich liebe das alte Griechenland und das alte Rom und hielt Professor Marius für ebenso geistreich und interessant wie immer. Trotzdem hatte ich Mühe, wach zu bleiben, denn die Hitze war sehr ermattend und auch das Plätschern der Brunnen von den verschiedenen Höfen des Vatikans leistete seinen Beitrag.
Ich amüsierte mich damit, mir die Leben der Anwesenden vorzustellen. Rosika stand direkt neben mir. Sie hatte die besondere Gabe des unsichtbaren Gähnens, und ich beneidete sie darum. Sie flüsterte ihrem Nachbarn zur Linken etwas zu, Professor Keczkeny, dessen Studentin sie vor langer Zeit gewesen war. Er war in Rom auf Besuch, und ich mochte ihn mehr oder weniger. Auch er flüsterte.
Auf den Corriere della Sera in meiner Hand schrieb ich:
»Sehen sie nicht allesamt aus wie Statuen aus dem Reich der Götter? Wie würde dir Baronin Zuckmantel als eine der neun Musen gefallen?«
Rosika schrieb zurück: »Heb dir deine Geistesblitze für deine Artikel auf und lass dich dafür bezahlen!«
Und ich: »Anscheinend hast du etwas gegen meine Geistesblitze. Du bist eine Materialistin!«
Sie: »Hör lieber zu. Kecz sagt, sein Vortrag sei recht klug.«
Ich: »Du zum Beispiel siehst wie eine dieser leicht gegürteten Nymphen aus, du hübsches Stück Marmor. Ich liebe dich.«
So ging es weiter, hin und her. Wir waren schon durch mehrere Räume gegangen und standen nun im Hof des Apollo di Belvedere, der aussah, als hätte die Hitze ihn ausgelaugt und völlig ausgedörrt. Unsere Gruppe verwandelte sich in eine Art Salzsäule. Die Damen und Herren vom Institut, die dem Professor mit den verschiedenen Objekten aushelfen mussten, behaupteten sich am besten. Das war die richtige deutsche Haltung. Respektvoll, aber nie unterwürfig. Ging es mich etwas an, wo sie politisch standen? Das alles hatte ich hinter mir gelassen. »Kilian« – wer war Kilian? Ich hatte sogar meinen Namen vergessen. Ich scherte mich nicht im Geringsten um Politik. Tatsächlich scherte ich mich auch nicht im Geringsten um den Vatikan. Mein Interesse galt Rosikas Armen. Wie immer fragte ich mich, warum sie niemals Sommersprossen an den Armen hatte. Sie bekam dort auch keinen Sonnenbrand.
Der Vatikan ist einer der großartigsten Paläste Europas. Ich konnte die Weltgeschichte tatsächlich mit verbundenen Augen und kleinen Schritten durch die Säle schreiten sehen. Genau wie ihre Schwester Justitia.
Inzwischen musste sogar der Papst eingeschlafen sein.
In diesem Moment endete der Vortrag. Zunächst schien es niemandem aufzufallen. Alles verharrte an Ort und Stelle. Ein junger Mann trat aus einem der Korridore ins gleißende Sonnenlicht. Ich kannte ihn aus dem Institut. Ein gewisser Dr. Gerhart Hesmert. Er sah auf ziemlich altmodische Art sehr gut aus, blond und sonnengebräunt und all das, sein kariertes Jackett hing über seiner Schulter wie der Dolman eines Husaren. Wie ich trug er keinen Hut, aber er hielt zumindest einen in der Hand, wahrscheinlich, um sich vor Sonnenstich zu schützen.
In der anderen Hand hielt er eine große Mappe und eine Papiertüte voller Kirschen. Er schien bei seinen Kollegen sehr beliebt zu sein, besonders bei den Frauen, denn man begrüßte ihn mit lautem Hallo. Er war eben von einer Autofahrt nach Florenz zurückgekehrt, wie ich gleich erfahren sollte.
Rosika kannte ihn noch nicht, da sie nicht am Institut arbeitete. Sie holte ihren winzigen Kamm hervor, nahm ihren Hut ab und begann sich leidenschaftlich zu kämmen. Dann öffnete sie ihre Handtasche und nahm ihren Lippenstift heraus. Sie zog ihre Lippen nach. Als sie merkte, dass ich sie beobachtete, sagte sie:
»Moio, du bist albern. Warum sollte ich nicht? Ich tu, was mir gefällt.«
Ich sagte: »Er heißt Hesmert, und sein Fachgebiet sind die römischen Triumphbögen. Soll ich ihn dir vorstellen?«
Professor Marius kam, nachdem er ein paar Worte mit den Puchers gewechselt hatte, zu uns herüber und küsste Rosikas Hand. Sie ließ ihren Lippenstift im Nu verschwinden. Marius sagte: »Meine liebe Frau Boldt, Sie sind eine unserer emsigsten Studentinnen!« Frau Pucher, die Rosika sehr mochte, kam herüber und sagte: »Oh, Frau Boldt ist ganz verrückt nach dem alten Rom.«
Marius fragte mich: »Wie kommt Ihre Arbeit voran, Doktor Boldt? Ich lese Ihre bezaubernden kleinen Essays in der Presse mit großem Vergnügen.«
»Ja!«, sagte Rosika und hakte sich bei mir ein. »Ist er nicht geistreich?«
Sie warf Dr. Hesmert heimliche Blicke zu. Er stand inmitten einer Schar Frauen und verteilte seine Kirschen. Wie er seine Hand von der Papiertüte zu den Handflächen seiner Freundinnen und zurück in die Tüte bewegte, hin und her – irgendwie missfiel mir das. Als er einen von Rosikas heimlichen Blicken erwiderte, bemerkte ich eine Regung, und er stellte dem Mädchen neben ihm eine Frage. Ich konnte ihre Antwort deutlich hören: »Ja. Frau Boldt. Die Gattin von Martin Boldt, dem Journalisten.« Und dann sah ich Dr. Hesmert zu uns herüberkommen. Er sagte etwas zu Professor Marius, und Marius kicherte. Dann sagte Marius zu ihm: »Ja. Aber nur, weil Sie so freundlich waren. Mit Vergnügen.«
Marius stellte ihn vor.
»Also«, ich wandte mich insbesondere an die Puchers, »wir könnten doch alle zusammen essen gehen. Es wäre ein großes Vergnügen, Dr. Hesmert, wenn Sie sich uns anschließen möchten.«
Die Puchers bedauerten, uns nicht begleiten zu können. Sie aßen immer zuhause zu Mittag, denn es war Juni und ihre Kinder waren während der Ferien bei ihnen. Also machten wir vier uns auf den Weg, Rosika und ich, Keczkeny und der Neuankömmling, Dr. Gerhart Hesmert aus Flensburg in Schleswig.
Dieser Dr. Hesmert war zweifellos sehr direkt. Er fragte mich sofort, ohne Umschweife, ob ich gegen die Nazis sei. »Oh, nein«, sagte ich vorsichtig, »nicht besonders. Ich bin nicht hier, um die Welt zu verändern. Man gewöhnt sich an alles.«
»Ich bin ein hundertprozentiger Nationalsozialist«, sagte er. »Aber hier in Rom mache ich keinerlei Parteiarbeit.«
»Mein Mann ist in erster Linie Humorist«, sagte Rosika. »Er ist nicht mehr Mitglied irgendeiner Partei. Welchen Zweck hätte das auch im Ausland?«
»Oh, ja«, sagte Hesmert. Er lächelte und zeigte seine perfekten Zähne. »Wir alle bewundern ihre satirische Ader natürlich sehr, Herr Boldt. Ich frage mich oft, woher sie all die Informationen haben. Sie haben wohl eine besondere Quelle?«
Ich lachte: »Tatsächlich lese ich nicht einmal regelmäßig die Zeitung.«
»Um so besser für Sie, würde ich sagen«, warf Kecz ein, der bis jetzt geschwiegen hatte.
All dies geschah in der kleinen Bar an der Ecke der Piazza San Pietro und der Piazza Rusticucci. Die Bar wurde von einer Markise mit braunen und weißen Streifen vor der Sonne geschützt, die Theke war aus Metall, und in den Regalen hinter dem Besitzer, der das Gesicht einer Ratte hatte, standen all die Sirupe, sciroppi genannt, und die alkoholischen Getränke in vielfarbigen Reihen.
»Nein danke. Ich trinke nie Alkohol«, sagte Hesmert, was mich ziemlich verblüffte, da er nicht danach aussah.
»Vielleicht einen Aperitif?«, wiederholte ich, aber Rosika sagte ebenfalls nein. Letztlich tranken nur Kecz und ich einen. Hesmert nahm eine Art Sirup, eine orzata, die ich ihm empfohlen hatte.
Ich erinnere mich genau daran, was wir zu jenem Anlass tranken, denn zum ersten Mal tranken wir zusammen mit Hesmert, und später wurde alles ganz anders. Diesmal hatten wir – das heißt Kecz und ich – einen starken grappa als Einstieg und dann einen puren Wermut, und da uns wegen der Drinks noch heißer wurde, womit wir hätten rechnen können, trank jeder noch einen Americano. Inzwischen war es halb zwei, und wir verließen das Lokal.
Ich hatte nicht mehr viel von meinem Monatslohn übrig, aber ich bezahlte für uns alle. Rosika warf mir deswegen einen wütenden Blick zu. Draußen riefen wir eine Droschke und fuhren langsam über den Tiber in den Stadtteil San Carlo al Corso. Kecz sagte: »Ich sitze neben dem Kutscher, weil nur ich einen Hut trage. Außer Rosika natürlich.« Rosika lachte.
Hesmert zwängte sich in den schmalen Sitz uns gegenüber und fächerte sich mit seinem Hut zu.
Er sagte: »Lustig … Hier sitze ich nun Seite an Seite mit der österreichisch-ungarischen Monarchie. Mir ist wirklich sehr heiß.«
»Ich hoffe, das liegt nicht an uns«, erwiderte Rosika. Sie nahm ihren Fuchs ab und legte ihn in den Schoß.
Hesmert sah sie an. »Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass der innere Kreis der Partei es unter den gegebenen Umständen nur ungern sieht, wenn man mit Österreichern verkehrt. Aber das schert mich nicht.«
»Sehr interessant«, sagte Rosika. »Wenn Sie nur meine Vergangenheit kennen würden, um ein Beispiel zu nennen. 1919 war ich …«
Ich unterbrach sie: »1919 warst du ein kleines Mädchen mit schlechten Manieren.«
»Ich hatte ganz gute Manieren, als ich mich der Ungarischen Partei anschloss. Lass mich nicht immer vor anderen Leuten als Dummchen dastehen. Vielleicht wusstest du damals nicht, wie man sich benimmt?«
»Wissen Sie, Dr. Hesmert«, warf ich ziemlich hastig ein, »wissen Sie, dass der Americano, den wir eben zusammen getrunken haben, von dem amerikanischen Multimillionär Gould erfunden wurde? Vor vielen Jahren reiste Gould durch Sizilien, als sein Fremdenführer sich irgendwo in der ungastlichen Provinz verirrte. Gould hatte nur eine Zitrone übrig.«
Hesmert stolperte ein wenig, als er aus der Kutsche stieg, obwohl er keinen Tropfen getrunken hatte. »Ich vertrage die Hitze sehr schlecht«, sagte er. Wir waren im Schatten, aber er hatte seinen Hut aufgesetzt.
»Ja, ich weiß, Sie kommen aus dem Norden.« Ich bezahlte den Kutscher. Kecz auf seinem Sitzplatz rührte sich nicht.
»Kecz!«, rief Rosika und zog an seinem Ärmel, der herabhing, als wäre kein Arm darin. »Kecz, sind Sie eingeschlafen? Kommen Sie, djere ide, Mittagessen!«
Mir war bereits klar geworden, dass Kecz nur aus Pflichtgefühl mit mir getrunken hatte. Vielleicht wollte er sich beweisen, dass er ein Trunkenbold war wie der alte Bacchus. Er war ein sehr unvernünftiger Bewunderer des antiken Griechenlands. Er rieb seine Augen und machte ein noch traurigeres Gesicht als sonst.
Als wir das Kellerlokal betraten, das wir seit einigen Monaten besuchten, sagte Hesmert: »Die Fahrt gestern Nacht hat meine Nerven ein wenig zerrüttet. Habe ich Ihnen von dem Unfall erzählt?«
»Entschuldigen Sie!«, sagte ich. »Erzählen Sie uns alles nach den Makkaroni. Hallo, Ercole!« Ich grüßte den Wirt, der ein paar leere Makkaroniteller jonglierte. Das Lokal war recht dunkel, sehr kühl und hübsch, aber ganz verlassen.
»Schade, dass wir so spät dran sind«, sagte Rosika. »Wir bekommen nichts mehr zu essen.«
Ihre Scheinheiligkeit ärgerte mich, und ich sagte: »Keine Sorge wegen dem Essen. Viel eher tut es mir leid, dass ich unseren neuen Freund nicht mit unserer Gruppe bekannt machen kann.«
Rosika hatte an anderen Tischen mehrere Flirts genossen, hauptsächlich mit Herren vom Faschistischen Luftfahrtsministerium und ein paar Reisenden aus besseren Kreisen. Einer von ihnen, der Ravioli hieß – ja, genau wie das Gericht –, war ihr Liebling. Er hatte nur vier Finger an seiner linken Hand und sah aus wie der Kaiser Vespasian. Doch unglücklicherweise war heute nicht einmal Ravioli anwesend.
»Ercole!«, rief ich. »Wir hätten gern pastasciutta für vier, mit alici. Und dazu Weißwein. Und was können wir danach bekommen?«
»Wir haben noch etwas kaltes Lamm und Salat. Die Herren haben nicht viel mehr übrig gelassen.«
»Gut«, sagte ich. »Ich hoffe, die pasta ist fertig. Bringen Sie sie so schnell wie möglich und dazu den Wein, und beeilen Sie sich!«
»Moio, du solltest nicht schon wieder Wein trinken!«
»Merken Sie sich das, Dr. Hesmert, trinken Sie nie Wein zum Mittagessen. Und wenn doch, dann Weißen. Das Lokal heißt ›L’Aliciaro‹, weil es hier so köstliche alici gibt. Sogar in der Renaissance gab es an dieser Stelle schon ein berühmtes Gasthaus, Kecz! Heute ist dieses Viertel die letzte Zuflucht des ältesten Berufs, Venus Vulgaviva, Dr. Hesmert. Wie Sie wissen, haben der Papst und unser Mausi die Prostitution aus der Ewigen Stadt vertrieben.«
Kecz aß seine Makkaroni ganz wohlerzogen all’italiana. Er sagte: »Denken Sie bloß nicht, dass ich alles glaube, was Sie erzählen, mein lieber Freund!«
Hesmert kämpfte mit seinen Makkaroni. »Um ehrlich zu sein«, sagte er, »es gefällt mir nicht, dass Sie dem Premierminister diesen lächerlichen Spitznamen geben.«
»Wie soll ich ihn sonst nennen? Duce? Führer? Natürlich nenne ich ihn Führer, wenn Sie das bevorzugen. Nehmen Sie etwas Wein, Dr. Hesmert.«
»Sehr gern. Ich trinke Weißwein sehr gern. Zum Wohl, Frau Boldt!«
»Zum Wohl!«, sagte Rosika, und sie stießen an. Der Wein war dunkelgelb, und anfangs spürte man seine Wirkung nicht. Er war sehr gut gekühlt, aber ich bat Ercole trotzdem um etwas Eis, und er brachte es, weil ich diese Sitte bei Aliciaro eingeführt hatte. Für gewöhnlich verglich ich diesen Wein mit Öl, aber so ölig war er gar nicht. Er sah nur so aus und rann die Kehle hinunter wie Öl.
»Erzählen Sie uns von Ihrem Unfall letzte Nacht!« Ich mischte den Salat. »Was ist passiert?«
Hesmert erzählte. Während er sprach, sah ich ihn mehrmals an und dachte, ich würde ihn entweder sehr mögen oder gar nicht. Ich wusste noch nicht, ob ich ihn mögen würde oder nicht.
»Nun … Das Institut schickte mich mit einer sehr wichtigen Aufgabe nach Florenz. Mehrere Herren der deutschen Kolonie begleiteten mich – aber das tut nichts zur Sache. Wir durften den Wagen des Instituts nehmen und hatten es eilig, weil diese Fotos heute Professor Marius übergeben werden mussten.«
»Waren das dieselben Fotos, die Sie in der Droschke so innig ans Herz gedrückt haben wie Ihre Liebste?«, fragte Rosika. Entgegen ihrer Gewohnheit trank sie ein zweites Glas Wein.
»Hier sind sie!«, sagte Hesmert stolz. Er zeigte uns die Fotos, die auf einem Platz neben ihm lagen. Er hatte den Sessel sehr nah zu sich herangezogen und heftete seinen Blick hin und wieder auf die Fotos, wie eine Mutter auf ihr Kind.
»Nun, unter diesen Umständen sollten wir wohl die Mahlzeit beenden, Dr. Hesmert. Die Rechnung, Ercole, und noch etwas Wein!«, rief ich. »Die Fotos sollten wahrscheinlich schon seit einiger Zeit bei Marius sein, oder?«
»Ja«, sagte Kecz und kicherte. »Wir sollten Sie wirklich nicht aufhalten!«
»Ruhe!«, sagte Rosika und legte ihre Hand auf Keczs Ärmel. »Ruhe bitte, und lassen Sie ihn seine Geschichte erzählen.«
»Die Fotos sind eigentlich nicht so wichtig«, sagte Hesmert. Sein sonnengebräuntes Gesicht wurde dunkelbraun. »Ich wollte nur sagen, dass wir es eilig hatten, als wir das Kind überfuhren.«
»Was?«
»Ja, aber es war gar nicht unsere Schuld. Der Unteroffizier der Miliz, der das Unfallprotokoll aufnahm, gab uns in dieser Hinsicht Recht. Wir hätten ja nicht damit rechnen können, dass zu dieser späten Stunde noch eines dieser Kinder unterwegs war – so wie sie zu Tausenden am helllichten Tag in den Dörfern herumlaufen, ohne dass sich jemand um sie kümmert.«
»Zukünftige Soldaten für den Duce!«
»Es war ungefähr ein Uhr früh. Das Kind lief direkt ins Auto. Wir bremsten hart; Max saß am Lenkrad. Er ist der beste Fahrer in unserer Einheit. Der Wagen wurde auch leicht beschädigt. Es war ein Mädchen, ungefähr neun Jahre alt.«
»Eine zukünftige Mutter von Soldaten!«, unterbrach ich erneut. Ich stürzte ein weiteres Glas Wein hinunter. Der Wein begann Wirkung zu zeigen, und plötzlich wurde mir klar, wie sehr ich Rosika liebte. Doch sie schob meine Hand von ihrem Knie.
Hesmert rückte näher. »Es war ein seltsames und unheimliches Schauspiel. Von überall kamen Bauern mit ihren Frauen. Jeder trug eine Fackel, genauso wie auf einem alten Gemälde; sie schrien alle durcheinander, drohten uns sogar, doch wir zeigten ihnen unsere Ausweise und sagten ihnen, wir seien Deutsche, und dann traf die Miliz ein, sehr tüchtig, und sie räumte die Straße. Nun gab der Mond etwas Licht. Es wäre nicht passiert, wenn der Mond früher geschienen hätte. Alles wirkte leer und verlassen, bis auf das kleine Geschöpf, das mitten auf der Straße lag. Sie hatten nicht einmal ihr Gesicht bedeckt; die ganze Brust war aufgerissen, ihre Augen starrten nach oben und ihre Arme lagen kreuzförmig ausgestreckt. Sie hatte nur einen sehr kurzen Rock an, fast so kurz wie Ihrer, Frau Boldt. Und das Blut hatte in der Dunkelheit genau dieselbe Farbe wie die geteerte Straße …«
»Aufhören!«, rief Rosika. »Oh, bitte, hören Sie auf! Bitte, bitte, hören Sie auf!«
»Ja«, sagte ich zu Kecz. »Die italienischen Straßen sind heutzutage in einem hervorragenden Zustand.«
»Wurden Sie lange aufgehalten, Dr. Hesmert?«, fragte Kecz. Ich hätte nie gedacht, dass er zu einer solchen Bosheit fähig war. Er begann mit mir über die Musik des Altertums zu sprechen, mein Steckenpferd, wie jeder weiß. Wir tranken unseren Wein aus, und ich zahlte abermals. Rosika sprach mit Hesmert.
Ich hörte nicht alles, was sie sagten, aber ich hörte Hesmerts Erklärung, warum sie es mit den Fotos so eilig gehabt hatten: Marius brauchte sie dringend für seine Vortragsreise in Pompeji.
»Fahren Sie auch nach Pompeji, bei dieser Hitze?«, hörte ich Rosika ihn fragen. Ich bemerkte, wie ihr Blick sich auf Hesmert heftete.
»Ich verlasse die Stadt sehr bald. Aber nicht nach Pompeji. Ich fahre nach Griechenland. Aber glauben Sie bloß nicht, dass mir wegen der Hitze in der Droschke schwindelig wurde.«
»Weswegen dann?«
»Ich bin nicht daran gewöhnt, in der Nähe einer so schönen Frau zu sein. Sie haben die herrlichsten Arme, die ich mir vorstellen kann.«
»Und Sie machen mir das altmodischste aller Komplimente. So ist das also: Ihnen wurde wegen meiner Arme schwindelig.«
»Oh, ich rede dummes Zeug. Ich kenne hier keine Damen. Sie müssen mir verzeihen.«
»Aber Sie sahen nicht so aus, als wäre Ihnen schwindelig«, sagte Rosika. Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter.
»Gehen wir«, sagte ich. »Schade, dass wir die Gruppe nicht getroffen haben. Liebst du mich, Rosika?« Die Anderen konnten es unmöglich hören. Aber vielleicht hatte ich die Entfernung und meine Lautstärke falsch eingeschätzt, denn Rosika verzog fürchterlich das Gesicht.
»Nicht, wenn du betrunken bist.«
Draußen war alles still und ausgestorben. Die acht Ecken der kleinen piazza waren still und ausgestorben, und die Drehorgel, die dort spielte, konnte man kaum hören. Die Häuser warfen kurze Schatten und sahen aus wie bissige alte Damen. Ein Einäugiger bediente die Drehorgel und ein Einarmiger streckte die Hand nach Münzen aus. Rosika gab ihm etwas. Das tat sie immer.
Ich blieb stehen und packte Hesmert am Arm. »Hören Sie! Die Stille! Es ist die Mitternachtsstunde des Mittags. Hören Sie die Götter überall rascheln und sich regen? Rom liegt ausgestreckt auf dem Bratrost seiner alten Sünden, nur um in weiteren vier oder fünf Stunden noch einmal gut durchgebraten zu werden.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Hesmert. Er starrte Rosika einfach nur an.
»Ich verstehe das sehr gut«, sagte Kecz.
»Er ist ein bisschen verrückt«, sagte Rosika. Sie tippte sich leicht an die Stirn.
»Halt den Mund!«, schrie ich sie an.
Sie ging ein paar Schritte weiter, und ich nahm Hesmerts Arm. Wir standen in der schattigen Schlucht des Corso, und ich rief eine Droschke. Der Boden brannte unter unseren Füßen, als stünde die Erde in Flammen.
»Kennt ihr den Weg, ihr alle?«, fragte ich, als wir beide allein in der Droschke saßen. »Ja!«, rief Kecz. »Ich folge einfach der Via della Scrofa …«
»Wir sehen uns später im Institut, Dr. Hesmert!«, rief ich. Wir fuhren los. Rosika sprach in der Droschke kein einziges Wort zu mir. Sie war gekränkt, weil ich sie angeschrien hatte. Wir trafen zwei Nonnen, die wie schwarze Zuckerhüte unter der weißen Sonne schwebten, als hätten sie weder Arme noch Beine. Ich zählte sofort rückwärts von zehn bis eins. Ich bin sehr abergläubisch.
»Sei nicht albern!«, sagte Rosika. Sie lachte wieder.
Oben in unserem Zimmer war es recht kühl, da die Sonne zur anderen Seite des Hauses gewandert war. Das Zimmer war dämmrig, erfüllt von jenem sonderbaren gestreiften Licht, das wir alle so gut aus den Tropenfilmen mit Marlene Dietrich kennen. Rosika legte die Kirschen, die sie vor unserer Haustür gekauft hatte, in die Waschschüssel. Sie hatte eine Vorliebe für Hygiene. Dann zog sie sich aus und trug nur noch ihren geblümten Schlafrock, als sie das Moskitonetz zuzog und sich auf dem Bett ausstreckte. Sie hob eine alte Zeitung mit einem meiner Artikel vom Boden auf, holte die Kirschen aus der Schüssel, warf sie auf die Zeitung und begann sie zu essen. Ich zog mich ebenfalls aus und legte mich neben sie.
Es war sehr still unter dem Moskitonetz. Die wenigen Autos, die unter dem Fenster vorbeifuhren, glitten leiser als sonst vorbei. Der Wind bewegte sanft und angenehm die Jalousie. Ich schloss die Augen. Rosika lag reglos auf dem Rücken.
Ich sagte: »Du magst also diesen Hesmert?«
Sie sagte: »Ich rede mit dir, nachdem du geschlafen hast. Nicht vorher. Lass mich die Kirschen aufessen. Nimm dir welche, wenn du willst.«
Ich streckte meine Hand über sie und nahm eine Handvoll aus der Tüte. Ich spuckte die Kerne aus. Sie sagte: »Hast du je erlebt, dass ich mich in einen Deutschen verliebe? Besten Dank, mein erster Mann hat mir gereicht.«
»Aber ihn hast du doch geliebt, oder?«
»Niemals!«, rief sie. »Quäl mich nicht mit deiner Eifersucht.«
Sie schloss die Augen und ließ die Zeitung zu Boden gleiten. »Ich will jetzt schlafen. Mach kein Gesicht wie dein Vater. Versuch lieber auch zu schlafen.«
Ich schloss meine Augen, aber nur halb. Ich beobachtete sie durch meine halb geschlossenen Lider. Sie drehte sich um, streifte ihren Morgenmantel ab und legte sich hin mit dem nackten Rücken zu mir.
»Wie kann ich dich an meinen Vater erinnern? Du hast ihn nie getroffen.«
»Du hast mir ein Foto von ihm gezeigt. Gute Nacht.« Etwas schnüffelte an der Tür. Zu dieser Tageszeit, wenn jedes andere Lebewesen schlief, kroch der halbtote Pudel im Haus herum und steckte überall seine schnüffelnde Schnauze hinein. Ich berührte Rosikas Rücken mit meiner Fingerspitze.
Ich sagte: »Meiner Meinung nach ist es nicht gerade klug von dir, so viel mit Hesmert zu reden. Weißt du denn nicht, dass jeder Deutsche im Ausland Berichte über seine Landsleute abgeben muss? Vielleicht will er herausfinden, wer ich wirklich bin!«
Ich lachte sogar ein bisschen.
Sie sagte: »Ich kann dich nicht hören. Ich habe keine Ohren am Rücken.«
»Dann dreh dich halt um.«
»Bitteschön …«
Ich sah sie nicht länger an. Ich dachte an meinen Vater, der sich kurz nach dem Krieg in der fürnehmsten Dachstube von Schloss Ottenschlag in Oberösterreich erschossen hatte. Er hatte einen Anatomieatlas und einen blauen Stift in die dunkle Stube mitgenommen und einen blauen Kreis um sein Herz gemalt, um sicherzugehen, dass er nicht danebenschoss. Meine erste Frau Trudi war ebenfalls früh verstorben. Ich dachte auch an sie. Vielleicht hatte ich doch zu viel Wein getrunken, denn ich dachte nie an sie, es sei denn, ich hatte ein Gläschen zu viel.
Rosika sagte: »Die sollten den Hund in der Mittagszeit lieber einsperren. Ich kann nicht schlafen, wenn er immerzu herumschnüffelt.«
»Er ist vielleicht auch ein Schnüffler.«
»Ha! Ha!« Rosika lachte laut. »Ha! Ha! Ha! Na schau, jetzt machst du dich über dich selber lustig.«
»Ich bin schließlich Humorist, nicht wahr? Wenn man nur nicht so viel Angst haben müsste …«
»Angst? Vor was denn?«
»Oh«, sagte ich und legte meinen Arm um Rosikas Schulter, ohne mich sonst zu bewegen. »Dies sind gefährliche Zeiten. Weißt du, dass du in der Hauptstadt eines Landes leben kannst, das unter der grausamsten Tyrannei schmachtet, ohne die Schreie derer zu hören, die zusammengeschlagen werden, und ohne die Tränen der Hinterbliebenen zu bemerken?«
»Ich will im Bett nicht über Politik sprechen.«
»Du kannst«, fuhr ich fort und zog meine Hand zurück, »du kannst ein perfektes Eheleben führen, zur selben Stunde aufstehen, zur selben Stunde essen und doch würde kein Blick durch die Mauern deines Herzens dringen.«
»Aber wir stehen nie zur selben Stunde auf.«
»Ich meine das allgemein.«
»Geht es wieder um deine Vergangenheit? Willst du mich dafür bestrafen? Oh, ich bin eine unglückliche Frau! Du solltest dich nicht wundern, wenn ich anderswo Trost suche.«
»Bei Hesmert?«
»Ja. Bei Hesmert. Das wäre zumindest weniger kompliziert als das alles.«
Ich schwieg. Ich wusste, wohin das führen würde. Ich schloss wieder meine Augen. Sie begann ihre Brüste abzutasten. Das machte sie ziemlich oft, weil irgendein Arzt ihr vor Jahren geraten hatte, »vorsichtig zu sein«. Es gab da eine winzige Schwellung. Früher führte ich es auf ihre Kinderlosigkeit zurück. Sie war jetzt fünfundzwanzig und hatte nie ein Kind gehabt, weder von ihrem ersten Freund Arpad, einem Theaterdirektor in Budapest, noch von ihrem ersten Mann, Baron von Münsterberg. Vielleicht hatte sie zuvor viele andere »Freunde« gehabt, von denen sie mir nie erzählt hatte? Ich konnte die entsetzliche Eifersucht in meinem Herzen nicht länger beherrschen. Ihre halb mütterliche Geste ließ mich ebenfalls an Wolf denken. Sie sollte lieber Kinder bekommen und sie mit ihren schönen Brüsten säugen. Vielleicht hätte sie Wolf, meinen Sohn, säugen sollen, aber er war schon zu groß. Sie drehte sich plötzlich auf den Bauch und legte den Kopf auf ihren Arm. Sie sah mich nicht an. Ich sagte: »So wie du daliegst, könnte man dich leicht für einen Hermaphroditen halten, wie den, den wir im Museum gesehen haben.«
»Nun … Ich könnte das Gegenteil beweisen«, sagte sie ziemlich laut, als hätten wir nie die Absicht gehabt, schlafen zu gehen. Sie lächelte im Dunkeln.
»Komm schon«, sagte ich.
»Nein!«, rief sie, und als sie merkte, dass ich es ernst meinte, zog sie das Moskitonetz auf, sprang hoch und lief in die Mitte des Zimmers. »Nein! Du hast wieder einen deiner verrückten Eifersuchtsanfälle und willst deine Wut an mir auslassen. Bleib, wo du bist. Du bist betrunken. Ich schlafe nicht mit Trunkenbolden.«
Ich stand neben ihr. Die Jalousien klapperten. Ich sagte: »Das will ich nicht. Nur ein bisschen spielen.«
»Was?«, fragte sie und näherte sich wieder.
»Wie wäre es mit Statuen?«, fragte ich. Das war ihr liebstes Spiel.
»Na gut!« Sie stellte sich vor dem größten Spiegel im Zimmer in Pose und verharrte leblos wie ein Modell. Ich ergriff ihren rechten Arm, dann ihren linken und sagte: »Zunächst einmal Venus, die aus dem Bad steigt. Stell diesen Fuß etwas weiter nach vorne, nur ein kleines bisschen, und dreh den Kopf nach links.«
»Bin ich hübsch? Gefalle ich dir? Was jetzt?«
»Jetzt zur Abwechslung die verlassene Ariadne. Hierfür musst du dich hinlegen und dein linkes Bein etwas länger strecken.«
»Ich tu was du willst«, sagte sie mit geschlossenen Augen. »Aber ich kann dieses ernste und ungezogene Geturtel nicht leiden.«
»Keine Angst. Ich bin jetzt nur Künstler. Das Dämmerlicht steht dir sehr gut. Wirst du mich mit Hesmert betrügen? Sag schon.«
»Das würde mir nicht im Traum einfallen. Ich liebe dich. Mit dir ist es so kühl und angenehm.«
»Was für ein Kompliment!«, murmelte ich. Ich ärgerte mich schon wieder. Mir war klar, dass jedes Spiel irgendwo, auf die eine oder andere Art enden musste, also ließ ich Rosika von der Polsterbank aufstehen und auf einen niedrigen Lederhocker steigen. Hier verlangte ich von ihr, eine verschlungene Pose einzunehmen, bei der sie jeden Moment das Gleichgewicht verlieren könnte. Sie protestierte kleinlaut, wobei sie mich daran erinnerte, dass es ihres Wissens kein Original zu dieser Nachahmung gab.
»Du kannst nicht alles wissen«, sagte ich. »Du bist die Rachefurie, du musst nur ein wenig mit den Zähnen knirschen, dann ist es erstaunlich ähnlich. Darf sich der Künstler denn nicht etwas Eigenes ausdenken? Hast du keine Phantasie? Kein Verständnis für die Gefühle eines Künstlers? Glaubst du, ich spiele dieses Spiel einzig und allein zu deinem Vergnügen? Wer hat es sich denn schließlich ausgedacht?«
»Du, natürlich du, ganz ohne Frage. Wie lange willst du mich noch so stehen lassen? Ich kann nicht einmal mein Gesicht im Spiegel sehen …«
»Bis du umfällst.« Gleichzeitig gab ich dem Hocker einen leichten, äußerst heimtückischen Stoß, gerade stark genug, damit sie das Gleichgewicht verlor und die Arme senkte. Noch scheinheiliger als sonst trat ich einen Schritt zurück, und sie fiel auf den Teppich.
»Oh! Das tut mir aber leid!«, rief ich und eilte zu ihr, um ihr auf die Füße zu helfen. »Ist es meine Schuld? Wie ungeschickt!«
Sie lag einige Sekunden lang am Boden, während ich über ihr stand. Sie sagte: »Bist du verrückt?«, und sprang auf. Ich setzte mich, nackt wie ich war, auf die Marmorstufe, die zum Balkon führte. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand. Die Kälte meiner marmornen Sitzfläche spürte ich in allen Gliedern.
Rosika setzte sich neben mich. Sie küsste mich auf die linke Wange. »Komm, komm, sei ein braver Junge! Bist du beleidigt? Was habe ich getan?« Jemand klopfte an die Tür. »Das ist Enrietta mit den sciroppi«, sagte ich. Ich sprang auf von dem kalten Marmor, zog hastig meinen Morgenmantel an und öffnete die Tür einen Spalt weit, damit der Pudel nicht auch hereinkommen konnte. Enrietta, das fröhliche Zimmermädchen, rief draußen im Korridor »Guten Morgen!« Das war ihr Lieblingsscherz. Sie war ein sehr molliges und lustiges Wesen.
Auf dem Tablett standen zwei Gläser mit Sirup, eines blutrot und vermutlich Orange für Rosika, das andere milchweiß; dies war orzata für mich. Es war also schon fünf Uhr! Wie die Zeit über süßem Nichtstun verging! Ein Brief lehnte an meinem Glas. Aus der Ferne konnte ich die hübschen österreichischen Briefmarken und den Briefkopf meiner Zeitung erkennen.
In Gedanken versunken reichte ich das Tablett Rosika. Sie sagte: »Siehst du … Sobald jemand kommt, wirst du ganz vernünftig. Im Grunde bist du ja vernünftig, nicht wahr, Moio? Du machst doch nie etwas völlig Verrücktes, Moio?«
»Nein, nein …« Ich antwortete völlig geistesabwesend. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass etwas Schreckliches bevorstand. Ich nahm meinen orzata und öffnete den Brief. Während ich ihn las, schlüpfte Rosika zurück unter das Moskitonetz, zog ihren Morgenmantel an und stellte das blutrote Glas auf ihren Bauch. Wie immer hatte sie einen Strohhalm bekommen. Damit schlürfte sie emsig ihr Getränk. Ich achtete nicht einmal darauf, ob sie mich beobachtete oder nicht.
Der Brief kam von meiner Zeitung, der Wiener Presse, gegründet 1798. Sein Briefkopf war in altertümlicher deutscher Frakturschrift gedruckt, die neuerdings wieder in Mode gekommen war. Wer wagte zu behaupten, die Republik Österreich von Schuschniggs Gnaden sei weniger deutsch als das ursprüngliche deutsche Vaterland? Erst vor einem Monat hatte ein bedeutender Österreicher verkündet: »Wir sind deutscher als die Deutschen«. Die Dinge entwickelten sich jetzt mit großer Geschwindigkeit.
Der Brief lautete wie folgt:
Wien, 5. Juni 1936
Unser Aktenzeichen: MR/LZ (Ch.-Red.)
Lieber Dr. Boldt!
Wir bestätigen den Eingang Ihrer Skizze »Katzen bekriegen sich im Forum« sowie Ihres Essays »Es ist nie zu spät!«, ein Gedicht »Maria« und verschiedene Aphorismen, die wir wie verabredet unter der Überschrift »Sprössling der Unterwelt« veröffentlichen werden. Diese Texte befinden sich bereits in Druck und werden in den nächsten Wochen so gedruckt, wie Sie sie verfasst haben – bis auf kleine, rein editorische Änderungen.
Zudem freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr garantiertes Gehalt für die zweite Hälfte des Juni über 500 öS. Ihnen als internationale Postanweisung in Lire überwiesen wurde. (Genehm. Devisenstelle Nr. 3548294 von 1936)
Wir möchten jedoch diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, um Sie abermals darauf hinzuweisen, dass wir täglich mehr Leserbriefe erhalten, die sich über Ihre Arbeit beschweren. Wir persönlich haben stets darauf hingewiesen, dass Sie, lieber Dr. Boldt, nachdem Sie monate- oder sogar jahrelang der beliebteste unserer literarischen Kolumnisten gewesen sind, letzthin nicht jene Tugenden der Umgänglichkeit und gesellschaftlichen Einsicht gezeigt haben, welche in diesen schwierigen Zeiten von einem der klügsten und vielseitigsten Humoristen in Mitteleuropa um so dringlicher verlangt werden. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Sie in Ihren letzten Artikeln in übertriebener humanistischer Gefühlsduselei beinahe selbst übertroffen haben, indem Sie Mitgefühl für »tollwütige Hunde, Katzen und Sozialisten« zeigten, wie Sie sie in einem Zug zu nennen belieben und dabei alle drei beleidigen – wie sonst, frage ich, könnte man jenen »Linksruck meines Herzens« wegerklären? Ich hoffe, wir müssen Sie nicht immer wieder daran erinnern, dass wir deutsch sind – und deutsch zu sein bedeutet, hart zu sein. Wir haben seit langem aufgehört, »Österreicher mit weichen Knien« zu sein, und sind stolz darauf, wie Sie ebenso gut wissen wie wir. Deshalb stehen wir kampfbereit – zur Verteidigung! – Schulter an Schulter mit unseren alten Verbündeten aus dem ruhmreichen Weltkrieg, aber auch Schulter an Schulter mit unseren neuen Verbündeten von jenseits des Brenners, Schulter an Schulter mit dem mächtigen Mussolini.
Lieber Dr. Boldt, wir sind dabei viel mehr zu verlieren als 135 gekündigte Abonnements (laut Rechnungsprüfer), und Ihre seltsamen Artikel sind hierfür zumindest teilweise verantwortlich. Wir sind auch dabei, unseren Ruf als deutscheste Zeitung Österreichs zu verlieren sowie den guten Willen unserer Regierung, was unter den gegebenen Umständen gleichbedeutend ist mit dem guten Willen anderer befreundeter Regierungen. Abschließend möchten wir Sie hiermit darüber in Kenntnis setzen, dass, ganz unabhängig von obigen Anmerkungen, unsere bestehende Vereinbarung auf keinen Fall über Anfang August 1936 hinaus erneuert oder verlängert werden kann, aus dem einfachen Grund, weil unsere wirtschaftliche Lage strengste Sparmaßnahmen erforderlich macht. Nach dem 1. August dieses Jahres müssen Ihre Manuskripte wie alle anderen unverlangten Einsendungen behandelt werden.
Wir möchten Ihnen versichern, dass für diese Maßnahme allein unsere wirtschaftliche Lage verantwortlich ist und sie nichts mit der Qualität Ihrer Arbeit zu tun hat. Wir sind immer für Redefreiheit eingetreten – freilich innerhalb rechtlicher Grenzen.
Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen
Für immer Österreich!
Wiener Presse, Chefredakteur
Neufelder
Hawlatschek
m.p.
m.p.
»Gib mir bitte Bleistift und Papier«, sagte ich zu Rosika, faltete den Brief und steckte ihn unter mein Kissen. Rosika stellte rasch ihre Orangeade beiseite und brachte mir das Verlangte. Sie musterte mich überaus demütig. Sie stellte keine Fragen.
»Auch meine Brieftasche, bitte.«
Ich zählte mein Bargeld und blätterte mein Scheckheft durch. Ich rechnete alles durch. Ich füllte eine Seite mit Zahlen, dann legte ich mich wieder auf das Bett.
Da war es – genau das, was ich erwartet hatte! Deswegen hatte ich solche Angst gehabt. Grundgütiger, noch einmal von vorne beginnen! Was hatte ich in diesen zwanzig Jahren nicht alles getan? Autos verkauft, und davor, Grundgütiger, ich war sogar Leutnant in der guten alten österreichischen Armee gewesen. Ich hatte Philosophie studiert. Dann kam meine Zeit als Revolutionär in Deutschland, als meine Genossen mich »Kilian« nannten und ich überall nur allzu bekannt war. Meine erste Ehe. Der Bankrott meines Vaters – doch daran war mein Großvater schuld gewesen. Und meine Mutter, süße Adelina. Ich hatte ihr diesen Monat noch nicht ihre 100 Schilling geschickt. Sie ging immer wieder bankrott. Und sich als Mutter mit sechsundfünfzig beim Reiten den Arm zu brechen, nur weil der Liebhaber ein Reiter ist, jung und fröhlich. Liebe! Deshalb hatte ich mich zwei Jahre lang zum Narren gemacht! Von meinem Buch über die »Grundlage der Zerstörung« waren weniger als zwanzig Seiten geschrieben. Es würde nie fertig werden; und selbst wenn, wer würde es jetzt noch veröffentlichen?