Matteo - Ein Fußballmärchen - marija malena - E-Book

Matteo - Ein Fußballmärchen E-Book

marija malena

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Beschreibung

Matteo ist ein Junge mit einem großen Traum: Er ist Stürmer und hätte gerne einen Stammplatz in seiner Fußballmannschaft. Doch seine spielerischen Qualitäten überzeugen den Trainer nicht, und so sitzt Matteo meistens auf der Reservebank. Eines Tages, als er nach der Schule, traurig und frustriert, auf seine Mutter wartet, macht er eine außergewöhnliche Begegnung mit einer dunkelhaarigen, jungen Frau, die sein Leben verändert. Sie gibt ihm eine einfache Anleitung, die ihn, wenn er sie über einen längeren Zeitraum befolgt, an sein Ziel bringt und sich demnach auch sein Traum verwirklicht, nämlich der Star seiner Mannschaft zu sein. Anfangs skeptisch, aber doch neugierig, lässt sich Matteo darauf ein, und begibt sich auf eine ereignisreiche und interessante Reise in Richtung Zielgerade. Auf dieser Reise passieren viele unerwartete Dinge, Umwege die Matteo gehen muss, Enttäuschungen und Prüfungen die es zu überwinden gilt. Aber all das gehört, laut der dunkelhaarigen jungen Frau, dazu. Und wenn man dran bleibt, sich nicht entmutigen lässt und es sich wirklich wünscht, steht man am Ende als Sieger da.

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Seitenzahl: 237

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Marija Malena

Dieses Buch widme ich meinen Patenkindern,

Ricco  und  Linda - Marija

und meinen Nichten,

Kapitel 1

Es war ein Morgen wie jeder andere. Matteo war noch viel zu müde, um aufzustehen. Da hörte er seine Mutter beim Frühstückmachen aus der Küche rufen: „Matteo! Ma-tteo!“

„Och, nur noch fünf Minuten“, dachte er und wollte sich gerade noch einmal umdrehen, als seine Mutter entschlossen ins Zimmer trat und drohte, ihm die Decke wegzuziehen. Das wirkte. Matteo rollte sich verschlafen aus dem Bett, was seine Mutter schmunzelnd kommentierte: „ Komm du Langschläfer, bitte beeil dich ein bisschen. Du kommst sonst noch zu spät zur Schule.“

Matteo  tappte ins Bad, wo er sich das Gesicht wusch. Dabei tippte er vorsichtig mit Mittel-und Zeigefinger ins Wasser und dann an seine Augen. Danach  spülte er seinen Mund mit Zahnpasta aus. Fertig!

„3 Minuten lang sollte man seine Zähne putzen“, predigte seine Mutter immer. Schnell  befeuchtete Matteo noch die Zahnbürste,  als Beweismittel, falls seine Mutter mal wieder zur Kontrolle kam .

Danach trabte  er zum Anziehen zurück in sein Zimmer. „Ich habe dir frische Unterwäsche und Socken aufs Bett gelegt,“ hörte er seine Mutter rufen.  Er schaute sich um, sah aber keine bereitgelegte Wäsche.  „Wooo denn? Da ist nichts!“ rief er zurück. „Auf dem Be-ett, sagte ich doch!“ rief  seine  Mutter nochmal. „Da ist aber nichts!, “ motzte er. Da  hörte er  schon die Schritte seiner Mutter.  Sie kam herein, und als sie ihn sah, meinte sie leicht genervt: „Schau doch mal unter deinem Hintern!!!“  Matteo hob seinen Popo ein Stück vom Bett hoch und schaute drunter. Und  tatsächlich: da lag der Stapel. „Was mache ich bloß mit dir?  Jeden Morgen ist es ein Kampf, dich in die Schule zu bringen. Ich denke, wir müssen den Computer aus deinem Zimmer nehmen. Du sitzt abends immer viel zu lange davor. Das geht so nicht weiter. Du bist jetzt in der fünften Klasse, da musst du anfangen, die Schule ein wenig ernster zu nehmen.“

„Warum kann denn die Schule nicht um 9 Uhr anfangen? Da könnten wir alle ausschlafen und wären morgens viel  fitter!  Und wir könnten abends noch Playstation spielen.“  Seine Mutter verdrehte die Augen und verschränkte die Arme: „So so….. später zur Schule, damit du abends länger spielen kannst! Das hättest du wohl gerne…..ich habe die Uhrzeiten nicht festgelegt. Ich möchte aber, dass du pünktlich bist! Und nun ab in die Küche…..dein Müsli wartet!!“  „Darf ich mich vorher noch anziehen?“ fragte Matteo patzig. „Wenn du länger als 3 Minuten brauchst, gehst du ohne Hose aus dem Haus, aber nicht ohne Frühstück!!“  versetzte seine Mutter.

Matteo konnte es nicht leiden, wenn seine Mutter in solch einem Befehlston mit ihm sprach. Er merkte  aber, dass sie heute nicht zum Scherzen aufgelegt war, und blieb still.

 In der Küche angekommen, sah er als erstes, dass in der Schale nicht sein geliebtes Schokomüsli, sondern  Früchtemüsli war. „Iii, das Müsli esse ich nicht, ich will mein Schokomüsli!“, ärgerte sich Matteo. „Das Schokomüsli ist leider aus, aber ich gehe heute  einkaufen und morgen früh hast du es wieder“,  beruhigte ihn seine Mutter. „Nein, ich will aber das blöde Früchtemüsli nicht essen! Ich möchte mein Schokomüsli!!!“

„Matteo, es ist keins mehr da. Probier doch wenigstens mal das Früchtemüsli. Du kannst doch nicht über etwas urteilen, das du noch nie probiert hast. Vielleicht schmeckt es dir ja so gut, dass du ab heute nur noch Früchtemüsli essen möchtest.“  „Niemals werde ich dieses scheußliche Zeug probieren. Ich esse nur, was ich schön finde!!!“

Matteos Mutter hatte nicht die Zeit und nicht die Nerven, ihn vom guten Geschmack des Früchtemüslis zu überzeugen, also schmierte sie ihm kurzerhand zwei Brote.

Matteo ließ sich Zeit beim Essen. Er trödelte mit Absicht, weil er keine Lust hatte, gleich in  der ersten Stunde bei Herr Lodemann Flöte zu spielen. Er hatte nicht geübt, denn Flötespielen machte  ihm einfach keinen Spaß. Es führte jedoch kein Weg daran vorbei.

Sein zweites Brot musste er im Auto essen, da seine Mutter, was die Pünktlichkeit anging, keinen Spaß verstand.

Nur noch einen Monat bis zu den Sommerferien, dachte  Matteo. Er war froh darüber, denn dann würde  endlich sein lang ersehnter Traum wahr. Er würde ins Fußballcamp gehen. Das wurde vom örtlichen Jugendzentrum organisiert und  war ein Trainingscamp für alle Jungen und Mädchen, deren Traum es war, einmal ein großer Fußballstar zu werden. Matteo wollte dort  so gut werden, dass er endlich einen festen Platz in seiner Fußballmannschaft bekam. Er träumte nämlich von einer Karriere als Stürmer. Er würde dann alle wichtigen Tore schießen und die Massen würden ihm zujubeln. Er müsste keinen langweiligen Beruf erlernen, sondern könnte um die Welt reisen, hätte ständig die neuesten Fußballschuhe und auf seinem Rücken würde sein Name und seine Glückszahl „NEUN“  stehen. Er wäre ein Held!

Doch dann musste er an seinen Trainer denken. Der sagte immer:  „Matteo, du musst schneller werden! Ein Stürmer muss schnell sein. Wie willst du jemals ein Tor schießen, wenn du nie als erster an den Ball gelangst?? “

Er wollte ja auch schneller werden, sagte er sich trotzig. Irgendwie muss man doch schneller werden können. Musste er nun jeden Tag auf den Sportplatz und üben?? Alle Jungs aus meiner Mannschaft sind  alle viel schneller als ich, dachte Matteo. Er wurde immer trauriger….

Heute Nachmittag war wieder Fußballtraining. Eigentlich freute er sich schon auf das Spiel. Zum Schluss wurden nämlich immer zwei Mannschaften gebildet, die gegeneinander spielten. Davor machten sie  allerlei Übungen, die sie dann im Spiel sofort umsetzen sollten. Vielleicht war er ja im Training besonders gut und der Trainer würde sein Talent als Stürmer endlich erkennen und  ihn am Wochenende im Spiel gegen den MTV Stuttgart im Sturm spielen lassen. Er ganz vorne, ganz allein, die Spitze, genau wie Mario Gomez…Wie er so vor sich hin träumte, hörte er seine Mutter sagen: „Matteo, du hast dein Brot nicht aufgegessen! Wir sind gleich an der Schule. Hat es dir nicht geschmeckt oder hattest du keinen Hunger?“, fragte sie leicht genervt. „Doch, doch“, beeilte er sich zu sagen, „ich hebe mir´s für später auf.“ „Liegt es an deiner Musikstunde? Ich weiß, dass du darauf nie große Lust hast, aber da musst du eben durch, mein Schatz. So ist es im Leben. Es gibt Dinge, die uns Spaß machen und Dinge, die wir trotzdem tun müssen. Finde dich einfach damit ab, dass kein Weg daran vorbeiführt, dann ist es halb so schlimm! Aber je mehr du dich innerlich dagegen sträubst, desto schlimmer ist es. Und nun los…du kommst sonst noch zu spät!“

Matteo wusste nicht wie das gehen soll…er mochte Flötespielen nun mal nicht und deshalb bummelte er eben. Das war doch logisch.

Als er zum Musikzimmer kam, stand die Tür offen und der Raum war leer. Wo waren denn alle?? Hatte er irgendwas vergessen? Er wartete einige Minuten vor der Türe, bis ein anderer Lehrer vorbeikam und ihn fragte, weshalb er denn alleine auf dem Flur stand. Matteo erklärte ihm, dass hier eigentlich der Musikunterricht bei H. Lodemann stattfinden sollte. Der Lehrer meinte, dass   H. Lodemann mit dem Schulchor in den Schwarzwald gefahren sei, zum Proben für das Schulfest, das vor den Ferien auch noch anstand.

Das hatte Matteo tatsächlich völlig vergessen. Er strahlte plötzlich über beide Ohren. Dann überlegte er kurz, was er denn jetzt eine Stunde lang alleine machen sollte? Er ging  auf den Schulhof. Selbst dort war kein einziger Klassenkamerad. Anscheinend war er der Einzige, der vergessen hatte, dass die Stunde heute ausfiel. Er ärgerte  sich über sich selbst. Wie gerne wäre er länger in seinem warmen Bett liegen geblieben!

O.K., jetzt war er schon hier auf dem Schulhof. Er  entschied sich, zum Parkplatz vor der Schule zu gehen und sich dort auf eine Bank zu setzen. Dabei dachte er  wieder an das  Fußballtraining nachher.

„Ich muss einfach schneller werden! Ich will endlich im Sturm spielen “, seufzte er und ließ den Kopf hängen ….

Plötzlich, aus dem Nichts heraus, hörte er eine freundliche Frauenstimme neben sich, die sagte:

 „Und was hindert dich daran?“ Matteo erschreckte sich kurz und sah zu der Frau auf. Sie lächelte  ihn an. Er spürte, wie er rot wurde . Sie war  unheimlich hübsch. Sie gefiel ihm, obwohl sie viel älter war als er. Matteo sagte nichts, er schaute sie nur an.

Sie lächelte immer noch.

„Du spielst also Fußball?“, fragte sie. Matteo nickte. „Und du möchtest gerne im Sturm spielen?“, fuhr sie fort. Matteo nickte wieder.

„Wo liegt das Problem?“, fragte sie.

„Ich bin nicht schnell genug, sagt mein Trainer“, antwortete Matteo.

 „Du bist also nicht schnell genug…..Hmmmm…“ Die hübsche, junge Frau mit den langen dunklen Haaren  überlegte. Dann sagte sie: „Weißt du, man kann alles trainieren. Aber ich kenne einen Weg, wie du es schaffen kannst, dabei zu sein. Wenn du es wirklich willst, vertrau mir. Dann sage ich dir einen sicheren Weg.“

 Matteo spitzte seine Ohren. Die junge Frau schwieg. Matteo wurde ungeduldig. Wann würde sie ihm diesen sicheren Weg denn nun endlich verraten? Dann schaute sie Matteo in die Augen. Schon wieder überkam ihn dieses Gefühl  von Verlegenheit. Er spürte wie sein Gesicht wieder heiß wurde. Sie lächelte ihn wieder an. Wann würde sie es endlich sagen?

 Sie fragte ihn: „Wie heißt du, kleiner Mann?“

 „Oh Mann“, dachte sich Matteo, „ich will einfach nur den Weg wissen.“ Dann sagte er:„Matteo!“ Sie lächelte ihn wieder an. Langsam gewöhnte er sich daran und sein Kopf wurde nicht mehr heiß und rot.

 „Matteo“, sagte sie, „verrate mir eins - was ist dein allergrößter Wunsch?“

Aber das sagte ich ihr doch schon, dachte Matteo. Warum fragt sie mich das jetzt noch mal?

 „Weißt du es denn?“

„Natürlich weiß ich es“, sagte Matteo, fast ein wenig patzig.

„Dann verrate es mir doch bitte!“, erwiderte die junge Frau.

„Ich möchte einen festen Platz in der Mannschaft  haben. Ich möchte jedes Wochenende spielen und nicht mehr auf der Bank sitzen.“

„Na, das hört sich doch schon ganz anders an, als das, was du vorhin gesagt hast“, meinte die junge Frau. Matteo verstand nicht, was er vorhin anderes gesagt hatte. Sie erinnerte ihn ein wenig  an seine Mutter. Auch die sagte oftmals Dinge, die für ihn keinen Sinn machten. Was aber war nun der sichere Weg? Matteo schaute die junge Frau fragend an. Sie fuhr fort:

„Pass auf: Jeden Abend, wenn du ins Bett gehst, stellst du dir vor, wie dein Trainer dich aufruft und dir sagt, dass du fürs Team aufgestellt bist. Stelle es dir bildlich vor, wie er sagt: Matteo, du spielst heute!  Es ist wichtig, dass du diese Bilder jeden Abend ganz klar vor Augen hast. “ „Aber wie kann ich mir das  vorstellen, wenn es nie zuvor passiert  ist?“, fragte Matteo ein wenig enttäuscht über die Worte der jungen Frau.

„Ja, das stimmt, Matteo. Aber du musst an dich und das Erreichen dieses Ziels glauben. Du musst daran glauben, dass genau diese Situation, die du dir vorstellst, auch bald Wirklichkeit wird. Ich weiß, dass es schwierig ist, an etwas zu glauben, dass für dich unerreichbar zu sein scheint  und du nicht weißt, wie du da hin kommen sollst. Aber das ist egal. Du findest den Weg, wenn du anfängst, dir ständig vorzustellen, wie dein Trainer dich ins Team holt. Du kennst deinen Trainer und du weißt, welche Worte er sagen würde. Stell dir diese Worte  immer und immer wieder vor. Und dann kommt noch etwas sehr Wichtiges!“ Matteo hörte sich das ein wenig misstrauisch an, fragte dann aber: „Was ist noch wichtig?“

 „Du musst dich jedes Mal, wenn du dir vorstellst, wie dein Trainer dich auswählt, so freuen, als wäre es gerade eben wirklich passiert. Du MUSST genau die Freude spüren, als hätte er es dir gerade eben wirklich gesagt. Kannst du es dir jetzt und hier vorstellen? Komm, versuch es. Stell dir vor, wie dein Trainer dir sagt: Matteo, du bist von Anfang an dabei.“ Matteo zögerte kurz. Dann fing er an, es sich vorzustellen. Er schaute fast verträumt in die Ferne und sah sich mit der Mannschaft in der Umkleide vor dem Spiel. Der Trainer rief einige Namen auf. Dann sagte er:  „Matteo, wir zählen auf dich. Fang an dich warm zu machen. Du bist von Anfang an dabei, Junge.“ Und plötzlich sah die junge Frau ein breites Grinsen auf Matteos Gesicht.

 „Na, wie fühlt es sich an, ausgewählt zu werden?“, fragte sie Matteo.

„Er grinste immer noch, als er sich zu ihr drehte.

„Guuuuuuut!“ sagte er, fast ein wenig verschämt über die Freude, die er empfand. Aber im selben Augenblick meinte er: „Aber das funktioniert doch niemals??!! Wenn das so einfach wäre, dann würden doch bald alle in der Mannschaft spielen. Das glaube ich dir nicht!“

„Genau so einfach ist es Matteo. Aber gerade deshalb, weil es so einfach ist, wie es ist, ist es  sehr schwierig für die meisten Menschen.“ 

„Was soll denn daran schwierig sein, sich etwas vorzustellen?“ fragte Matteo.

 Die junge Frau versuchte es Matteo zu erklären: „Die meisten Menschen glauben nicht, dass sie ihre Träume, auch wenn sie noch so unerreichbar erscheinen, verwirklichen können. Sie wollen nicht glauben, dass es so einfach möglich ist und sie kommen sich ganz albern vor, wenn sie sich vorstellen, wie sie ihr Ziel erreicht haben, und sich dabei so freuen, wie du es gerade getan hast. Oftmals fehlt ihnen die Fantasie. Oder es ist ihnen nicht wirklich ernst mit dem Traum. Du musst jeden Abend  an deinen Traum denken. Du musst die Bilder sehen und die Freude fühlen! Und du musst es WIRKLICH wollen. Dann erfüllt sich dein Traum. Aber du musst das eine ganze zeitlang tun. Nichts passiert über Nacht.Vergiss das nicht!!

So recht konnte Matteo der schönen, jungen Frau nicht glauben, auch wenn es sich sehr verführerisch anhörte, so einfach an seine Ziele zu kommen. Er schaute  sie an. Dann lächelte er.

„Wie heißt du denn“, fragte er sie. In diesem Augenblick klingelten die Schulglocken.

„Ich denke, du musst jetzt reingehen“, sagte die junge Frau. Sie standen beide auf und sie sagte noch: „Vergiss nicht, denk jeden Abend vor dem Schlafengehen daran!“  Dann lief sie  zu einem kleinen roten Auto.

„Und wie heißt du?“, rief ihr Matteo hinterher.

„Das sag ich dir das nächste Mal, wenn wir uns wieder  treffen“, rief die junge Frau zurück und stieg in ihr Auto. Matteo schaute ihr eine Weile nach, bis ihm einfiel, dass er doch zur zweiten Stunde musste.

Mathe bei Herrn Peters. Auch darauf hatte er keine Lust, aber wenigstens war Herr Peters ein lockerer, lustiger Typ.

Matteo saß im Unterricht und konnte sich überhaupt nicht  konzentrieren. Er dachte ständig an das Gespräch mit dieser Frau. Hat sie vielleicht nur einen  Scherz gemacht? Das Ziel sehen, Freude dabei empfinden, es wirklich wollen. Das soll alles sein, um in der Mannschaft spielen zu dürfen?? Merkwürdig. Ob er sie wirklich wiedersehen wird, diese Frau mit dem roten Auto?

„Matteo“, hörte er eine Stimme sagen, „komm doch mal nach vorne und versuche mal, diese Rechnung zu lösen“, sagte Herr Peters. „Ich?“, fragte Matteo verdutzt und  mit den Gedanken noch bei der jungen Frau und seinem Traum, “ Ich will doch in die Mannschaft!“

Die Schulklasse brach in Gelächter aus.

Kapitel 2

Um halb zwei  wartete Matteos Mutter schon vor der Schule. Er freute sich jetzt schon riesig auf das Training am Nachmittag.

 „Hallo mein Schatz, wie war es in der Schule?“, fragte seine Mutter, als er ins Auto stieg.

„Wie immer“, antwortete Matteo.

„Was heißt wie immer? Wie immer gut, oder wie immer nicht so gut?“

„Ach Mama, das fragst du jeden Tag.“, sagte Matteo

„Ja natürlich. Mich interessiert doch, wie es meinem Kind in der Schule ging. Früher hast du mir viel mehr erzählt, von Mitschülern, Lehrern und ihren Sprüchen und so. Jetzt muss ich dir alles aus der Nase ziehen. Passiert denn nichts Interessantes? Also, als ich in der Schule war, hatte ich unglaublich viel Spaß.“

„Da war die Frau…..“,fing Matteo an.

„Was für eine Frau?“, fragte die Mutter neugierig.

Und in diesem Augenblick entschied  Matteo, ihr doch lieber nichts von der jungen , hübschen Frau zu erzählen.

„Welche Frau?“ fragte die Mutter nochmal.

„Ach, nur so eine Frau halt“…Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Schnell überlegte er: „Die Putzfrau“, fügte er dann hinzu.

„Was war denn mit der Putzfrau?“ , hakte seine Mutter nach.

„Na, die Putzfrau war da, als ich in die Schule kam.“

„Wie? Sie putzt während des Unterrichts?“

Dann fiel Matteo ein, dass ja die erste Stunde gar nicht statt fand. „Sie putzte das Musikzimmer, weil die Musikstunde bei H. Lodemann ausgefallen ist.“

Seine Mutter fing an zu lachen: „Ach, und du hattest also vergessen, dass sie ausfällt! Na das war ja nicht so schlimm für dich. Weißt du, alles was passiert, passiert nicht ohne Grund.“ Und dann lachte sie wieder.

So lustig fand Matteo das  nicht, dass er so früh hatte raus müssen für nichts. Er hätte noch eine ganze Stunde länger schlafen können. Doch dann hätte er ja  die junge Frau nicht getroffen.  Genau! Vielleicht war das frühe Aufstehen wirklich  nicht umsonst gewesen, überlegte er.

Kapitel 3

Zuhause angekommen, schmiss Matteo seinen Schulranzen in eine Ecke im Flur und lief zu seiner Playstation. Doch seine Mutter kam ihm in die Quere. „Nein, mein Freundchen, das fangen wir erst gar nicht an. Los, geh und wasch dir deine Hände. Dein Essen wartet in der Küche.“

„Ach Mama, darf ich nicht kurz das neue Soccer Spiel spielen?? Ich muss doch üben. Am Wochenende kommen doch meine Freunde zum Turnier. Willst du denn, dass dein Sohn schlecht abschneidet und das auch noch bei einem Heimspiel?“ Matteo schaute seine Mutter mitleidig an.

„Nein, ich will nicht, dass deine Mannschaft verliert, aber ich will auch nicht  umsonst kochen, und dass du deine Hausaufgaben nicht machst und zu spät zum Fußballtraining kommst. Wenn das alles erledigt ist, und noch Zeit ist, kannst du Soccer spielen.“ Sie streckte ihm die Hand zum Einschlagen hin.

Matteo wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Also schlug er ein, wusch sich schnell  die Hände und setzte sich an den Tisch. Juhuuuu, es gab Spaghetti Bolognese, mit ganz viel Parmesan Käse. Das liebte Matteo.  Auf den Salat dazu hätte er verzichten können, aber seine Mutter drängte wie immer darauf und wie  jedes Mal erzählte sie ihm, wie viele Vitamine so ein frischer, bunter Salat hätte. Also aß Matteo ihn widerwillig.

Als es Zeit für Hausaufgaben war, fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Er sah das Bild vor  sich, wie er vom Trainer ins Team geholt wird. Ein breites Lächeln stand ihm dabei im Gesicht. Er schlief am Schreibtisch ein. Noch im Schlaf träumte er davon, wie sein Trainer ihn ruft und er auf den Platz rennt.

Er wachte auf, weil seine Mutter ihm irgendwas zurief. Er hatte es  nicht verstanden, aber ihm war klar, dass er sich fürs Fußballtraining fertig  machen sollte. Er schaute in seine Sporttasche: Alles frisch gewaschen und fürs heutige Training vorbereitet. So  war seine Mutter. Alles musste perfekt sein. In dem  Moment kam sie ins Zimmer, schaute ihn prüfend an und fragte: „Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“

 Matteo nickte übertrieben schnell.

„Maatteeeeo, du schwindelst mich an, das merke ich!“, rügte seine Mutter.

„Nein, ich habe mir einige Sachen durchgelesen, die wichtig sind für morgen.“, wollte Matteo ihr weismachen.

„Ach so, und warum hast du dann so einen seltsamen Abdruck auf dem Gesicht? So als hättest du z.B. bis eben ein Nickerchen auf deinem Schreibtisch gemacht?“

Matteo fühlte sich schon wieder ertappt. Er murmelte nur noch etwas von: „Das war doch nur kurz zum Schluss, als ich schon fertig war mit dem Durchlesen.“

Seine Mutter lachte schon wieder. Er konnte es nicht leiden, dass sie ihm immer so überlegen war. Als sie seine Tasche nehmen wollte, war er schneller und murrte: „Das kann ich selber!!“

Seine Mutter musste nur darüber grinsen. Einen Kommentar sparte sie sich, da sie merkte, dass ihr Sohn gereizt war.

Kapitel 4

Das Training war sehr anstrengend. Matteo hasste die Sprints, aber die standen leider fast immer auf dem Plan. Es kostete ihn  sehr viel Energie, weil er doch  einer der Langsameren war.

Anschließend nahm sich jeder einen Ball und musste sich erst selbst mit ihm beschäftigen. Im Aufwärmtempo spielten sich  die Jungs dann den Ball zu, dribbelten ihn, schossen ihn vorwärts und sprinteten ihm nach. Die Übungen wurden durch die Zurufe des Trainers unterbrochen. Er kommentierte z.B. „in die Hocke gehen“, „Rolle vor - oder rückwärts“, Kopfballsprünge, Liegestütz und Sprünge mit Drehungen.

Danach stand Techniktraining an. Der Trainer dachte sich für seine Kids immer wieder was Neues aus. Es wurde nie langweilig.

Es gab 5 Stationen. An jeder Station musste man paarweise etwas anderes machen.

Station 1: Einwurf üben.

Station 2: Beide Partner stehen nebeneinander. Ein Partner schießt den Ball nach vorne. Beide sprinten hinterher. Heute war Dennis Matteos Partner. Dennis war in der Mannschaft, weil seine Eltern unbedingt wollten, dass er Fußball spielt. Dabei war Dennis ein Typ, den diese Sportart überhaupt nicht interessierte. Er war zum Glück viel langsamer als Matteo, und so machte Matteo bei den Technikübungen neben ihm eine gute Figur.

Station 3: Die Jungs mussten sich den Ball möglichst oft gegenseitig zuköpfen.

Station 4: Hier musste einer im Slalom dribbeln und der andere verfolgte ihn.

Station 5: Zugeworfene Bälle  mit der Brust stoppen.

Station 6: Den Ball abwechselnd hochwerfen, köpfen, hinterherlaufen und den Ball dann stoppen.

In der nächsten Trainingsphase spielten sie 6 gegen 1:

Sechs Spieler standen auf einer Kreislinie und spielten sich den Ball zu. Der Einzelspieler versuchte, den Ball zu berühren. Gelang dies, erfolgte der Platztausch mit dem Spieler, der den letzten Pass gespielt hatte. Die Jungs liebten diese Übung.

Nach dem Technik-Training durften die Jungs endlich zwei Mannschaften bilden. Sie sollten das  Geübte in der Praxis umsetzen. Die zwei stärksten Spieler der Mannschaft, Tom und Max, stellten sich auf  den Platz. Jeder durfte nacheinander jemanden in sein Team wählen.

Matteo hasste dieses Auswahlverfahren. Immer gehörte er zu denjenigen, die zum Schluss gewählt wurden. Er wäre so gerne mal der, der wählen durfte.  Tom und Max waren beide Stürmer. Wie er sie beneidete.

Das Spiel machte allen Jungs sehr viel Spaß. Jeder gab alles, denn der Trainer schaute ganz genau hin, wer im Training bei der Sache war und wer das Geübte umsetzten konnte. Matteo hoffte auf eine Chance, ein Tor zu schießen. Doch irgendwie wollte ihm niemand den Ball so zuspielen, dass er das Runde ins Eckige kriegen konnte. Matteo rannte viel, bot sich an, doch keiner bemerkte ihn.

Bemerkte ihn keiner oder wollten sie ihm den Ball nicht zuspielen, weil sie dachten, dass er nichts drauf hatte? Diese Gedanken fingen während des Spiels an, ihn  zu plagen.

Nach der Halbzeit  war er schon nicht mehr ganz so engagiert bei der Sache. Er rannte weniger und versuchte auch gar nicht mehr in die Nähe des Tores zu kommen.

Er glaubte schon selber nicht mehr daran, dass er ein Tor schießen könnte. Er war ja auch nicht besonders schnell  und ein großer Techniker war er  auch nicht… am liebsten wäre er jetzt einfach vom Platz gegangen und hätte sich vor seine Playstation gesetzt, denn dort war er richtig gut.

„Lauf, Matteo!…..Was machst du denn da??“ Plötzlich hörte er die Stimme seines Trainers, „Fußball ist ein Bewegungssport. Los, beweg dich, lauf auf deine Position!!! hop hop hop……“.

Matteo rannte wie von der Tarantel gestochen auf seine Position. Er versuchte sich wieder selbst zu motivieren, doch irgendwie fand er nicht mehr ins Spiel zurück.

Er war richtig froh, als der Schlusspfiff ertönte. Seine Mannschaft verlor 1:2.

Matteo lief mit gesenktem Kopf in die Kabine, ohne  mit jemandem zu reden. Die Jungs aus seiner Mannschaft diskutierten lautstark über das Spiel und gaben sich gegenseitig die Schuld an der Niederlage.

Matteo beteiligte sich nicht daran, sondern duschte, zog sich hastig um und lief raus zum Parkplatz, wo seine Mutter schon auf ihn wartete. Er hoffte, dass sie ihn nicht gleich wieder mit  Fragen löchern würde. Er war überhaupt nicht in der Stimmung, ihr vom Training zu erzählen. Im Gegenteil, er wollte sich am liebsten irgendwo verkriechen und einfach nur weinen.

Aber weinen gehört sich ja für einen Jungen in seinem Alter nicht, sagte sein Vater.

Er öffnete die Tür an der Beifahrerseite des Wagens seiner Mutter und setzte sich wortlos rein. Seine Mutter merkte ihm sofort an, dass er nicht in der Laune war, ihr vom Training zu berichten. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Sohn nach dem Fußballtraining schlecht gelaunt war. Ihr tat das jedes Mal weh, ihn so zu sehen.

Sie sagte nur: „Hallo Schatz,“ und legte seine Lieblings CD ein. Sie wusste,  dass das seine Stimmung aufhellen würde. Ein wenig zumindest.

Matteo dachte während der Fahrt aber nur an das Spiel.

Ich bin einfach nicht gut genug, dachte er. Niemals wird mir das Publikum zujubeln, niemals werde ich Fans haben, die mich nach einem Autogramm fragen und niemals wird mein Trainer mich aufrufen und von Anfang an spielen lassen.

Matteo fühlte sich ganz mies. Er bekam einen Kloß im Hals. Irgendwann konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten und sie kullerten seine Wangen hinunter. Er versuchte, es vor seiner Mutter zu verbergen. Anfangs gelang es ihm auch, aber als er schniefen musste, wusste sie sofort, was Sache war.

„Matteo, möchtest du mit mir darüber reden?“, fragte ihn seine Mutter. Matteo schüttelte einfach nur den Kopf  und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „ Ach Matteo, rede doch mit  mir. Du weißt doch, dass ich sonst die ganze Nacht nicht schlafen kann und mir den Kopf darüber zerbreche, was wohl mit dir los ist.“ Sie wartete. „Und du weißt doch: zwei Köpfe sind immer schlauer als einer!“

Matteo konnte und wollte einfach nicht mit ihr über sein Spiel reden. Und darüber, dass keiner ihm zuspielen wollte und er immer als letztes ins Team gerufen wurde.

„Ach, lass mich doch einfach,“ brüllte er seine Mutter an, obwohl sie nichts dafür konnte.

 „Bei  diesem Problem kannst du mir nicht helfen. Da können nicht mal 10 Köpfe helfen!“ Dann war  wieder Stille im Auto.

Matteos Mutter fragte erst mal nichts mehr. Ein leckeres Abendessen, dachte sie, war immer hilfreich in solchen Situationen. Und vielleicht würde er dann mit seinem Vater offen über sein Problem reden.

Matteos Vater war auch ein großer Fußballfan. Er selber hatte schon immer in einer Hobby- Fußballmannschaft gespielt, war Gründer eines örtlichen  Fußballvereins, und er war bis heute noch als Schiedsrichter an Wochenenden im Einsatz. Zuhause wurde, seit Matteo denken konnte,   jedes Bundesligaspiel und  fast alle Spiele der unteren Ligen verfolgt. Die internationalen Turniere schauten selbst seine Mutter und auch seine Schwester mit an.

Aus diesem Grund wollte  Matteo seinen Vater stolz machen. Er wollte unbedingt, dass sein Vater ihm auf die Schulter klopfte und stolz sagte: „Das ist mein Sohn Matteo. Matteo ist ein Star in seiner Mannschaft!“ Aber wie sollte er das bloß hinbekommen?  Das schien ihm so unerreichbar.

 Hm, unerreichbar…da fiel ihm wieder diese junge Frau mit den langen dunklen Haaren ein. Was hatte sie gesagt? Die meisten Menschen glauben nicht, dass sie ihre Ziele erreichen können, oder so ähnlich. Ja, es stimmte, er glaubte nicht an sich. Fußball war sein Leben, und wenn das so weiterging, durfte er vielleicht bald  nur noch  auf der Reservebank sitzen. Eine schreckliche Vorstellung. Das darf ich Papa nicht antun.

Zuhause angekommen ging Matteo gleich in sein Zimmer. Er zog seine Schuhe aus und hörte schon seinen Vater rufen:

„Matteo, geh, wasch dir die Hände und komm zu Tisch. Wir warten auf dich!“

Auch das noch, dachte Matteo. Jetzt würde ihn sein Vater auch noch fragen, wie es im Training war und ob er ein Tor geschossen habe und womöglich auch, ob er am Samstag  beim Spiel aufgestellt werden wird. Ihm war der Appetit vergangen.

Doch es half nichts. Er wusch sich die Hände im Badezimmer, ging dann in die Küche und setzte sich zu seinem Vater an den Tisch, wo das Abendessen  schon bereitstand.

„Wie geht es dir, mein Junge?“ fragte ihn sein Vater. „Geht so, antwortete Matteo. „Deine Mutter meinte, du warst im Auto sehr traurig. Möchtest du mir verraten,  was los ist?“ Oooh, Matteo konnte es nicht leiden, wenn seine Mutter, kaum zu Hause, alles gleich  seinem Vater erzählen musste. Was sollte er denn jetzt sagen? Er wollte doch seinen Vater stolz machen und ihm nicht sagen müssen, dass er einer der Langsamsten war und höchstwahrscheinlich nicht aufgestellt wird beim Heimspiel am Wochenende.

„Nein, ich habe keine Lust zu erzählen“, kam ihm ganz unerwartet über die Lippen.