Maultaschenmambo - Kevin Butler - E-Book

Maultaschenmambo E-Book

Kevin Butler

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Beschreibung

Frisch, charmant und zum Schreien komisch – ein Krimi mit Wohlfühlcharakter. Das Leben auf der Schwäbischen Alb könnte so idyllisch sein, wäre da nicht diese entsetzliche Langeweile. Das ändert sich, als eine Leiche in der örtlichen Bücherei gefunden wird. Doch die Polizei geht nach Meinung von Dora Fuchs, der krimibegeisterten Bibliothekarin, die Ermittlungen völlig falsch an. Als der Ehemann ihrer einzigen Kundin als Mörder verdächtigt wird, muss Dora eingreifen – und ahnt nicht, dass sie dem Täter dabei gefährlich nahe kommt.

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Geboren als ein Kind der 1980er, wuchs Kevin Leonard Butler in einer kleinen Gemeinde am Fuße der Schwäbischen Alb auf. Nach Jahren als Buchhüter in einer Bibliothek zog es ihn zum Studium aus dem Ländle an den Rhein. Trotz der Ferne zu seiner Heimat schlägt sein Herz immer noch für Spätzle mit Linsen und Hefezopf. Aktuell lebt er mit seinen beiden Katern in Niedersachsen.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

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© 2020 Emons Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagmotiv: istockphoto.com/Bernd Schwabedissen

Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer

Umsetzung: Tobias Doetsch

Lektorat: Christiane Geldmacher, Textsyndikat.de, Bremberg

eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-96041-619-7

Originalausgabe

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Für Oma und Opa,

Prolog

»Lasst uns anstoßen.« Andreas Förstner erhob sein Glas und prostete seinen Gästen zu, die es ihm gleichtaten. Die Gesichter seiner Angestellten, Freunde, Bekannten und Kollegen aus der Stadt blickten ihm entgegen. Sie waren alle gekommen, um seinen Erfolg mitzuerleben. »Wir können stolz auf uns sein. Durch meine Unterstützung konnte die Goldthaler Bank zur Bank des Jahres gewählt werden. Das wollen wir feiern. Seid meine Gäste und habt eine gute Zeit.«

Mit einem selbstzufriedenen Grinsen nickte er der Menge zu. Sein Blick suchte seine Frau, die in der Masse von Menschen unterging, anstatt in der ersten Reihe zu stehen und ihm zu applaudieren.

Der alte Winter war ebenfalls erschienen. Mein Gott, wie er diesen Kauz hasste. Sein einziger Lichtblick war der Anblick von Svenja, die ihm mit ihrem süßen Schmollmund zulächelte. Verdammt, war sie sexy!

»Andreas, wir müssen reden.« Schumacher, schon wieder. Wie ein nerviges Insekt kreiste er den ganzen Tag um ihn.

»Nicht jetzt, du siehst doch, ich habe zu tun.«

Schumacher rang nach Worten. »Ich … ich bin dein Stellvertreter und verlange … ja, ich verlange, gehört zu werden.«

Förstner hob eine Augenbraue. »So mutig heute?«

Schumacher schluckte und setzte zu einer Antwort an, wurde aber unterbrochen.

»Jaja, wir sprechen später.« Förstner scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg und konzentrierte sich auf die Presse, die nur wenige Meter entfernt stand.

Mit einem Handzeichen gab er der Reporterin zu verstehen, dass sie näher kommen sollte. »Ich wäre so weit, wir können beginnen.« Förstner hatte sich neben einem Stehtisch positioniert, auf dem sich sein heiß geliebter Preis für die Bank befand.

»Am besten fotografieren Sie mich von links, das ist meine Schokoladenseite.« Er gab ein kurzes Lachen von sich und setzte ein gewinnendes Lächeln auf. Die Reporterin hatte ihre Kamera gezückt und begann Bilder von Förstner und dem Preis, den er wie ein Baby im Arm hielt, zu knipsen.

»Phantastisch.« Entzückt strahlte die Reporterin ihn an und hielt abrupt mit dem Fotografieren inne.

Förstner folgte ihrem Blick, der zur Eingangstür führte, und traute seinen Augen nicht. Nikolaus, einer seiner Kunden, kam mit einer Bierflasche bewaffnet schwankend durch die Eingangstür. Dieser Nichtsnutz würde seine Veranstaltung sprengen.

»Du bleedr Segl! Wie kosch du überhaupt no schlofa! Na warte, dir zoig i gloi, wo dr Bartl d’ Moschd hold!«

Nikolaus schwenkte aufgebracht seine Bierflasche. Die umstehenden Menschen hatten ihre Gespräche unterbrochen und starrten in Richtung Eingang. Förstner biss die Zähne zusammen und machte eine Faust. Warum stoppte niemand diesen Idioten?

»Heilig’s Blechle, Wilfried!« Quiekend kam seine Frau herbeigerannt und blieb neben ihm stehen. »Wilfried, was tust du da?«

»Dr elendige Mischtkärl had unser Haus eikassiert. Mir send heimadlos. Hörsch, Bärbel? Heimadlos!« Anklagend richtete Nikolaus seinen Finger auf Förstner.

Förstner versuchte sich an einem Lächeln. Das Getuschel ignorierte er. »Das ist weder der richtige Ort noch Zeitpunkt für solche Gespräche, Herr Nikolaus. Sie sollten erst einmal nüchtern werden.«

»Rudsch mir doch dr Buggl nondr, du Grasdaggl, du verreggdr!« Nikolaus nahm einen Schluck aus seiner Flasche.

Förstner kannte diese Reaktion von Nikolaus bereits und hatte weiß Gott andere Sorgen. Was sollten nur die Leute über ihn denken? Er zuckte kurz mit den Schultern, als würde ihn das ganze Thema nichts angehen, schließlich war dieser Idiot selbst schuld. »Wer seine Raten nicht zahlen kann, muss eben dafür bezahlen. Das sind die Spielregeln, ganz einfach. Auf Wiedersehen, Sie sehen ja, wir haben eine geschlossene Gesellschaft.« Er deutete auf die Menschenmenge.

»Lass uns nach Hause gehen.« Liebevoll, als hätte sie ein bockiges Kind im Arm und nicht einen betrunkenen Mann, schob Frau Nikolaus ihren Mann zum Ausgang. Ohne Protest ließ er sich zur Tür bugsieren und wirkte wie ein geprügelter Hund, der den Tränen nahe war.

»I mach di kalt!«, schrie Wilfried Nikolaus. Er schwang die leere Flasche bedrohlich um sich, als wollte er seiner Drohung Taten folgen lassen.

’s Läba isch koi Schloddzr, sonsch wär’s rond ond bäbbig

Woran man erkennt, dass man auf dem Land angekommen ist?

Wenn die Dorfgemeinde und die Nachbarn mehr über das eigene Leben wissen als man selbst.

Und das nach nur zwei ganzen Tagen.

Eine Tatsache, an die ich mich als Großstadtmensch erst einmal gewöhnen musste.

Seufzend griff ich nach einem weiteren Umzugskarton und hob ihn auf den alten Esstisch, um ihn besser auspacken zu können. Liebevoll strich ich über die Krimis, die sorgfältig in Zeitungspapier eingewickelt waren. Meine Lieblinge. Meine Bibeln.

Zufrieden stellte ich sie in das große Bücherregal im Esszimmer und achtete penibel darauf, sie Kante auf Kante, alphabetisch und nach Autoren zu sortieren. Da kam die innere Bibliothekarin in mir durch. Eine Berufskrankheit, gegen die ich nichts tun konnte.

»Ein wunderschöner Anblick, findest du nicht auch, Miss?« Erwartungsvoll schaute ich zu meinen Füßen hinab.

Miss Marple, ein grauweißer Fellknäuel-Mix, unterbrach das vormittägliche Putzen ihrer Pfoten und blickte mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen erwartungsvoll an.

»Das Bücherregal, was hältst du davon, mein Schatz?«, fragte ich sie und war mir sicher, dass ein Außenstehender mich für völlig verrückt erklärt hätte.

Auf den Gedanken musste Miss ebenfalls gekommen sein und begann wieder mit ihrer Fellpflege.

»Banausin«, zischte ich ihr zu und entschied mich doch dafür, meine britischen Krimis auch noch nach Farben zu sortieren.

»Ich sehe, du machst eine kreative Schaffenspause?«

Tom, mein Ehemann, stand grinsend im Rahmen unserer offenen Haustür, hatte die Arme verschränkt und beobachtete mich.

Ich warf das Staubtuch nach ihm und traf seinen Kopf. Lachend nahm er den Lappen herunter, kam zu mir herüber und küsste mich auf die Stirn. Es hatte einige Zeit gebraucht, bis ich mich an seinen neuen Vollbart gewöhnt hatte, mittlerweile liebte ich das raue Kitzeln seiner Barthaare auf meiner Haut.

»Du könntest ruhig mit anpacken.« Ich deutete auf die restlichen Umzugskartons, die chaotisch in der Wohnung verstreut standen.

»Aber das mache ich doch schon«, erklärte er mir sachlich und küsste mich weiterhin. Es war gemein, meine Schwäche auszunutzen, und das wusste er. Aber seine Küsse und sein Lächeln würden nicht ausreichen, um meine Laune zu verbessern.

Schließlich war er der Grund für das Ganze hier.

Tom, Kriminalkommissar und ein Landbursche durch und durch, hatte die Möglichkeit erhalten, auf ein kleineres Revier zu wechseln, und schließlich die Chance ergriffen. Nach unserem Kennenlernen vor sieben Jahren war er mir zuliebe in Stuttgart geblieben, obwohl das Großstadtleben nichts für ihn war. Das anonyme, schnelllebige und hektische Treiben war ihm auf Dauer nicht gut bekommen. Ich hingegen bekam beim Gedanken an mein buntes und lebendiges Stuttgart wieder Heimweh.

Mit Toms Berufswechsel war zufällig die Stelle als Leitung der örtlichen Bücherei ausgeschrieben gewesen. Karma war ein mieser Verräter, so sagte man doch. Also hatte ich mit Toms Chance und Karmas komischem Sinn für Humor Abschied vom Großstadtleben genommen. Und jetzt saß ich hier in Goldthal fest, einem Nachbarort von Göppingen. Einem Kaff am Fuße der Schwäbischen Alb, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten.

»Es ist niederträchtig von dir, mich so besänftigen zu wollen«, grummelte ich und konnte nichts dagegen tun, dass meine Beine beschlossen, zu Wackelpudding zu werden.

»Ich weiß.« Ich konnte das Lächeln auf Toms Lippen spüren. Dieser Schuft!

Mit geschickten Handgriffen begann er die Knöpfe meiner Bluse zu öffnen und entlockte mir, als seine Finger über meine Haut streiften, ein Seufzen. Das musste aufhören. Und zwar sofort.

»Juuuhuuuu, meine Lieben, i han euch äbbas mitbracht …«, sang es plötzlich aus dem Flur.

Ich hatte mir eine Unterbrechung gewünscht, aber das hatte ich nicht damit gemeint. Tom und ich fuhren auseinander, als hätten wir einen elektrischen Schlag erhalten. Während Tom so tat, als würde er den Esstisch neu ausrichten, brachte ich meine Bluse wieder in Ordnung und versuchte verzweifelt, meine »Mist, wir wurden erwischt«-Miene aus dem Gesicht zu bekommen.

Marlies Eisele, Toms Tante mit Vorliebe für nervigen Tratsch und unsere neue Vermieterin, stand mit einem Teller voller Hefezopf im Türrahmen und musterte uns mit großen Augen. Sie war ein weiterer Grund für Toms Wunsch gewesen, auf dem Land zu leben. Tom hatte gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und seiner Schwester fast alle Sommerferien bei Onkel und Tante verbracht. Seit dem Tod von Onkel Friedrich vor zehn Jahren und dem Auszug ihrer eigenen Kinder war Marlies auf dem großen Anwesen ganz allein. Tom hatte es sich in den Kopf gesetzt, sich um seine Lieblingstante zu kümmern, was ihn ehrte.

Ich versuchte ihr mütterlich besorgtes Grinsen zu ignorieren und nicht daran zu denken, dass das für ordentlichen Gesprächsstoff im Ort sorgen könnte. Familie hin oder her, ein guter Tratsch machte vor nichts halt.

»Oh, i hoff, i stör nedd?« Tante Marlies klimperte mit den Wimpern. »I wollt nur g’schwind bei euch vorbeischaua und en Zopf vorbeibringa.« Sie schwang den Teller bedeutungsschwanger vor sich her, als wäre das der einzige Grund, uns zu besuchen. Dass sie damit ihre Neugierde stillen konnte, ließ sie unerwähnt.

»Tante Marlies, wie schön! Wir haben dich gar nicht kommen hören.« Tom setzte ein strahlendes Lächeln auf, nahm ihr den Teller aus der Hand und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

»Die Hausdier war offa …« Sie ließ den Satz und ihren Tadel damit unvollendet.

»Wie leichtsinnig von uns!« Tom grinste, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihn die Situation erheiterte. Ich wusste noch nicht genau, wie, aber ich würde ihn später dafür killen. Wehmütig dachte ich an unsere Dachgeschosswohnung, in der uns so etwas nicht passiert wäre.

Tom hatte Tante Marlies zur Tür gebracht und darauf geachtet, dass sie dieses Mal wirklich zu war.

»Ganz schön redselig, die Gute.« Amüsiert schüttelte er den Kopf und nahm wieder am Esstisch Platz.

Die Gute, wie Tom sie nannte, hatte es mit ihrem »g’schwind« tatsächlich geschafft, uns innerhalb der letzten Stunde die Schicksale und Skandale unserer Nachbarn aufzutischen. Bewundernswert.

»Ich dachte schon, sie würde noch länger bleiben. Dank sei ihren Bingo-Damen Astrid, Gundula und wie sie nicht alle heißen.« Ich stellte das benutzte Kaffeegeschirr im Spülbecken ab und schob mir noch ein paar Krümel vom Zopfteller in den Mund, während ich zum Esstisch zurückkehrte. Der Zopf war verdammt lecker gewesen. Backen konnte sie, das musste ich zugeben. Erschöpft ließ ich mich neben Tom auf einen Stuhl plumpsen. Klatschgeschichten in solch einem Ausmaß war ich nicht gewohnt.

»Also«, begann Tom und strich mit seinem Daumen sanft über meine Lippen, die vom Zopf mit Marmelade noch ganz klebrig waren. »Wo waren wir noch mal stehen geblieben?« Ich kannte dieses hungrige Lächeln. Er war einfach unmöglich.

»Wir haben hier noch einiges zu tun, mein Lieber.« Ich klatschte ihm auf die Schenkel, steuerte auf die Umzugskartons an der Wand zu und fragte mich zum x-ten Mal, seit wann wir so viel Zeug besaßen. »Erst die Arbeit und dann …«

»Jaja«, maulte Tom und schien wirklich beleidigt zu sein.

Männer … ich konnte nur die Augen rollen. »Wie wäre es, wenn du schon mal mit dem Aufbau der Badschränke beginnst?« Erwartungsvoll strahlte ich ihn an.

Gerade als er etwas erwidern wollte – vermutlich, dass er etwas anderes im Sinn hatte –, begann sein Handy zu klingeln.

Er schien zunächst erleichtert zu sein, als er den Anruf entgegennahm, doch dann nahm sein Gesicht mit einem Mal einen ernsten Ausdruck an. »Bin schon unterwegs. Bis gleich.«

Er griff nach seinen Autoschlüsseln und verpasste mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

»Was ist passiert?«

»Das Revier … wir haben eine Vermisstenanzeige erhalten. Förstner, der Leiter der örtlichen Bank, wird vermisst. Höchste Priorität.«

»Schrecklich«, murmelte ich und dachte an die vielen Male zurück, in denen Tom bereits nach vermissten Personen hatte suchen müssen. Wohlhabende Rentner vom Killesberg, Kinder, die während des Schulwegs verschwunden waren, oder junge Frauen, die nach einer Partynacht nicht nach Hause gekommen waren. Früher oder später hatten Tom und seine Kollegen die Vermissten gefunden, doch gelebt hatte keiner mehr von ihnen. Eine Gänsehaut überkam mich.

Mit einem Lächeln auf den Lippen blieb er an der Tür stehen. »Danke, dass du hier die Stellung hältst. Sorry, dass ich dich mit dem ganzen Chaos alleinlasse. Ich melde mich später bei dir.«

Die Haustür fiel ins Schloss.

Mit einem Seufzer wandte ich mich einer neuen Kiste zu. Schluss mit den dunklen Gedanken, ich hatte hier noch genug zu tun. Mein erster Arbeitstag war Montag. Noch Zeit genug, Bücher einzusortieren.

Ich musste daran denken, wie ich vor dem Umzug die Bücher in Kisten verstaut hatte und meine Mutter da gewesen war. Einer ihrer seltenen Besuche, den sie dazu genutzt hatte, sich über meine jüngere Schwester zu beschweren. Meine Schwester hatte es sich in den Kopf gesetzt, ein weiteres Semester zu pausieren und mit dem Rucksack durch Indonesien zu reisen. Für meine Mutter, die preisgekrönte Schauspielerin Malin Seidel, ein Skandal. Eine arbeitslose Tochter, die wie eine Wilde durch die Welt bummelte und auf einer Selbstfindungsreise war, könnte für schlechte Presse sorgen.

Und da die Laune meiner Mutter eh schon im Keller gewesen war, hatte ich die Gelegenheit genutzt und ihr von unserem Umzug aufs Land berichtet. Meine Mutter hatte wie erwartet reagiert. Nach einer dramatischen Pause hatte sie mir eine Predigt darüber gehalten, welchen großen Fehler neben der Wahl meines Berufes ich begehe. Mit dem Umzug aufs Land seien meine Karrierechancen, mein Ansehen und Status für die Katz.

Insgeheim hatte ich ihr zugestimmt, wodurch mir wieder einmal bewusst geworden war, wie ähnlich ich ihr doch war. Was mir ziemliche Bauchschmerzen bescherte. In Stuttgart lebte ich in ihrem Schatten, und das war alles andere als angenehm. Ständig war ein Artikel über sie und unsere Familie in der Presse oder Thema in Talkshows. Reporter lauerten einem auf in der Hoffnung, ein Foto oder ein Interview zu ergattern. Diese Geier waren die reinste Pest.

Ich hatte mich also auf das Projekt Landleben eingelassen, wenn auch nicht ganz freiwillig. Ich wollte ihr und mir beweisen, dass ich ohne ihren Einfluss auskommen konnte.

Ich schob die Bücher, die ich aus dem Karton geholt hatte, ins Regal und schüttelte die Erinnerungen an meine Mutter ab.

Hier war ich also nun, ein Kind der Großstadt mitten auf dem Land, auf dem nichts Großartiges passierte. Und wie schwer konnte die Arbeit in der örtlichen Bücherei schon werden? Ein Kinderspiel, fast wie Urlaub! Ich konnte meinen Hobbys nachgehen, die so lange auf der Strecke geblieben waren. Ich konnte ganz viel Zeit mit Miss und Jessica verbringen. Und lesen. Das war doch was.

»Da waren es am Ende nur noch wir drei«, sagte ich zu Miss, die sich immer noch putzte, und Jessica Fletcher, einer zierlichen weißen Katze, die auf dem Boden lag und Zeitungspapier zerfetzte. Ich klang optimistischer, als ich mich eigentlich fühlte, und betrachtete das umstehende Chaos.

Na, das konnte ja heiter werden.

Schaffa isch hald a G’schäfd

Oh Gott, war das ruhig hier.

Während Tom mit seinem Team auf der Suche nach der verschwundenen Person gewesen war, hatte ich das Wochenende dafür genutzt, meine neue Heimat etwas näher kennenzulernen. Wenn das Wochenende noch länger gewesen wäre, wäre ich sicherlich vor Langeweile gestorben. Ich hatte die Ruhe im Ort unterschätzt. Es würde noch einige Zeit dauern, bis ich hier ankommen würde.

Goldthal war eine schöne Gemeinde, das konnte ich wirklich nicht abstreiten. Das Dorf lag im Tal unterhalb des Hohenstaufens, hatte alte Fachwerkhäuser, Pflastersteine, ein Schloss, Wälder, Felder, Bäche und einen großen Stausee. Ein ländliches Paradies für alle. Für mich hingegen fühlte es sich eher wie das Ende der Welt an. Ich meine, was nutzte die malerische Schönheit Goldthals, wenn um achtzehn Uhr der Bordstein hochging und das ganze Dorf in einen Dornröschenschlaf bis zum nächsten Tag verfiel? Zum Glück lagen Göppingen und Ulm nicht zu weit entfernt, um wenigstens einen Hauch von Lebendigkeit zu verspüren.

Die Langeweile lag nun hinter mir, ab heute wehte ein neuer Wind. Denn heute war mein erster Arbeitstag als Leitung der Bücherei von Goldthal.

Von außen war es ein prächtiges Gebäude. Ein großes altes Fachwerkhaus mit zahlreichen Fenstern und einer großen Eingangstür, vor der Rhododendren munter vor sich hin blühten.

Mein Wagen parkte um die nächste Straßenecke von der Bücherei, und ich traute mich nicht, auszusteigen. Hoffentlich konnte mich keiner sehen, wie ich schon seit einer Ewigkeit in meinem Auto saß und Selbstgespräche führte. Ich hatte mir den Tag wirklich herbeigesehnt, aber im Moment wäre ich am liebsten an jedem anderen Ort gewesen, bloß nicht hier.

Ohne groß darüber nachzudenken, griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer von Tom.

»Dora, ist was passiert?«

»Nein, nein, alles gut. Ich musste einfach kurz deine Stimme hören. Mir geht gerade etwas die Pumpe. Tut mir leid, wenn ich störe.«

»Du störst nicht. Wir brechen gleich auf und wollen die umliegenden Wälder durchforsten, vielleicht finden wir eine Spur.« Seine Worte mochten zugegebenermaßen hoffnungsvoll klingen, aber ich konnte an seiner Stimme erkennen, dass er nicht mehr daran glaubte, diesen Mann lebend zu finden. Ich wollte nicht mit ihm tauschen.

»Ich wünsche euch viel Erfolg für eure Suche. Melde dich, wenn es etwas Neues gibt.«

»Werde ich. Dir ebenfalls viel Erfolg. Du schaffst das, du bist Dora Fuchs, du hast bisher noch alles geschafft, was du dir in den Kopf gesetzt hast.«

»Und wenn ich den Karren gegen die Wand fahre?«

»Wirst du nicht, das weiß ich genau. Ich muss jetzt los, wir sprechen heute Abend. Hab einen tollen Start, ich liebe dich.«

»Ich dich auch.« Aber da hatte er schon aufgelegt.

Keine Ahnung, warum ich auf einmal so nervös war.

In Stuttgart war ich die letzten sechs Jahre Lektorin für Krimis gewesen und hatte es geliebt. Aber das hier war so ganz anders. Zukünftig würde ich die Vorgesetzte für andere sein und – ich musste schlucken – neben Erwachsenenveranstaltungen auch welche für Kinder anbieten müssen. Ein Aufgabengebiet, von dem ich bisher nicht die leiseste Ahnung hatte.

Ich straffte die Schultern. Das würde ich schon hinbekommen … irgendwie.

Ein energisches Klopfen gegen meine Fensterfront sorgte dafür, dass mein Herz zu rasen begann. Himmel noch mal! Ich führte hier gerade ein Gespräch mit meiner inneren Schwester, und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wer störte?

»Sind Sie die Neue?«

Ein Mann geierte ungeniert durch meine Windschutzscheibe herein. Ich griff nach meiner Handtasche und stieg aus dem Auto aus. Der Mann war groß und dürr. Das graue Haar hatte er sich ordentlich zurechtgekämmt, und seine Augen, die sich hinter einer Hornbrille verbargen, hatten die Farbe von verblasstem Blau. Augen, die mich genau musterten. Ich erinnerte mich daran, sein Gesicht schon einmal im Internet gefunden zu haben. Das musste Bernhard Winter sein, mein Vorgänger. Kurz nachdem ich die Zusage für die Stelle erhalten hatte, war ich hier gewesen, um mich vorzustellen. Winter und ich hatten uns damals nur knapp verpasst.

»Die bin ich, Theodora Fuchs. Aber bitte nennen Sie mich doch Dora, das reicht vollkommen.« Ich reichte ihm meine Hand und hätte meine Eltern wieder einmal mit einem Voodoo-Fluch für diesen Namen belegen können. Theodora, Geschenk Gottes. Wie konnte man seinem Kind nur so etwas antun?

Statt meine Hand zu ergreifen, sich vorzustellen oder sonst etwas zu sagen, wühlte Winter in seiner Hosentasche herum.

»Woher wussten Sie, dass ich die Neue bin?«

Mein Gegenüber hielt in der Suche kurz inne und schenkte mir einen Blick, den man nur für begriffsstutzige Kinder übrig hat. »Ein fremdes Nummernschild, eine Frau, die aussieht wie ein verschrecktes Kaninchen und Selbstgespräche führt. Das war nicht sonderlich schwer.« Winter widmete sich wieder seiner Hosentasche. »Das sind dann wohl jetzt Ihre.« Er legte mir etwas kleines Metallisches in die Hand. Einen Schlüsselbund. Ich entdeckte schwarze Ränder unter seinen Fingernägeln, bevor er seine Hand zurückziehen konnte. Innerlich schüttelte es mich bei dem Anblick, ich versuchte jedoch, Contenance zu bewahren.

»Wirklich sehr nett von Ihnen, mir den vorbeizubringen.« Die Schlüssel wogen einen Zentner.

»Die Frau Bürgermeisterin hat mal wieder keine Zeit und hat mich deshalb aus meinem wohlverdienten Ruhestand gezerrt, um Sie zu begrüßen.«

»Ich verstehe. Guten Tag.«

»Guten Tag. Dann ist das nun Ihre Baustelle, viel Spaß damit.« Bernhard Winter steckte die Hände in die Hosentasche und ging pfeifend davon.

Na, wenn das mal keine reizende Persönlichkeit war.

Garten- und Pflanzenbücher, wo ich auch hinsah.

Es hatte zwei ganze Arbeitstage gedauert, bis meine Frustration ihren Höhenpunkt erreicht hatte. Wohl doch kein Kinderspiel.

Neunzig Prozent der potenziellen Kunden blieben aus. Angeblich besaßen fünftausend Einwohner von vierzehntausend einen Büchereiausweis. Viertausendneunhundertvierundneunzig davon hatte ich noch nie gesehen. Nur Familie Nikolaus, also Frau Nikolaus und ihre fünf Kinder, kam täglich vorbei. Warum auch immer. Es war mir wirklich ein Rätsel.

Das Medienangebot bestand hauptsächlich aus Gartenbüchern, Pflanzenidentifizierungsbüchern, Garten- und Zimmerpflanzenvideos. Es gab sogar Musik-CDs, mit denen man seinen Ficus benjamini berieseln lassen konnte, damit er schneller wuchs. Es war mir unbegreiflich, wie Herr Winter so etwas getan haben konnte. Eine Bücherei mit fast nur einem Thema … Also das ging doch nicht! Wenn ich gewusst hätte, was für ein Berg an Arbeit hier auf mich wartete, hätte ich mir dringend eine Alternative überlegt.

Kopfschüttelnd legte ich Lisbeth Schäufeles Ratgeber »Mit Gras, Gänseblümchen & Co. zum perfekten Dinner« auf den Stuhl. Gespannt betrachtete ich den Tisch und meine beiden Kolleginnen Annika Röder und Ulrike Deckert, die sich zu mir setzten.

Die Bücherei würde erst heute Nachmittag öffnen, weshalb ich die Zeit nutzen wollte, um mit beiden ein Arbeitsfrühstück zu veranstalten. Es sollte uns die Zeit geben, uns neben dem laufenden Betrieb besser kennenzulernen und ein paar organisatorische Dinge zu besprechen.

Ich hatte Kaffee aufgebrüht, Sekt und Orangensaft sowie süße Stückle gekauft. Das Arbeitsmeeting konnte beginnen.

»Möchte jemand ein Gläschen?« Ich hielt die Sektflasche hoch.

»Alkohol am Arbeitsplatz?« Ulrike verzog ihre Lippen zu einer missbilligenden Schnute. Sie war um einige Köpfe größer als ich, hatte langes Haar, eine Brille und passte mit ihrer graubeigefarbenen Kleidung in die verstaubte Bücherei.

Vielleicht war das keine ganz so prickelnde Idee gewesen. »Wir müssen ja nicht.« Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern und stellte den Sekt wieder zur Seite. »Kaffee?« Ulrike hob mir ihre Tasse entgegen, auf der eine Grumpy Cat abgebildet war. Wie passend. »Oh, Sie mögen Katzen? Ich habe auch zwei, wie schön …«

»Ich kann die Viecher nicht ausstehen. Die kacken mir ständig in den Garten. Mein Sohn hielt die Tasse für witzig. Und da ich sie nicht zu Hause haben will, habe ich sie hierhergebracht.«

»Verstehe.« Ein harter Brocken, diese Ulrike. Hoffentlich würde ich mit ihr zurechtkommen.

»Ich hätte Tee im Angebot.« Annika stellte eine Thermoskanne vor uns ab. »Glücksbringertee. Ingwer, Zitrone, Alpenminze und Passionsblume. Möchte jemand?« Mit einem strahlenden Lächeln schwenkte sie die Kanne.

Annika war ungefähr in meinem Alter und erinnerte mich mit ihrer Walla-Walla-Hose, dem farbenfrohen Top, den länglichen Ohren und dem roten Tuch, das sie über ihrem kurzen blonden Haar als Stirnreifen trug, an eine Elfe, die Woodstock höchstpersönlich miterlebt hatte.

Ulrike verzog angewidert das Gesicht und schlürfte demonstrativ aus ihrer Tasse. »Du und dein Wald-und-Wiesen-Getränk.«

Annikas Strahlen erlosch. »Tut mir leid, Ulrike.« Sie verkroch sich auf ihrem Stuhl mit einer Miene, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen.

Meine Begeisterung für dieses Gebräu hielt sich ebenfalls in Grenzen, aber ich wollte mich nicht gleich unbeliebt machen. »Das klingt ja … sehr gesund. Ich nehme später vielleicht eine Tasse, vielen Dank fürs Angebot.«

Ein zaghaftes Lächeln war alles, was ich als Antwort erhielt. Später würde ich mal schauen, wie ich Annika wieder aufgemuntert bekam, jetzt musste ich dringend mit meinem Meeting beginnen, bevor Ulrike die Chance dazu erhielt, scharf zu schießen.

»Sodele …«, ich klappte mein kleines Notizbüchlein auf, wo ich mir Stichpunkte aufgeschrieben hatte, um nicht den Faden zu verlieren, »… dann wollen wir mal starten. Ihr bedient euch bitte am Essen und den Getränken. Ich dachte, wir nutzen die Gelegenheit, lernen uns außerhalb des Betriebs etwas kennen und quatschen ein bisschen. Zum Beispiel, ob es von eurer Seite Änderungswünsche gibt. Das Sortiment hat ja noch Spiel nach oben. Oder allgemeines Feedback zur Bücherei.«

»Aha, wusste ich es doch!« Ulrike hatte ein triumphierendes Grinsen aufgesetzt. »Kaum im Dienst und schon will man hier alles verändern. Typisch. Ich will gleich etwas klarstellen: Ich hasse Veränderungen.«

»Ich nicht. Mir ist klar, dass ich erst kurz hier bin und es komisch wirken muss, dass ich gleich mit der Veränderungskeule komme. Ich sehe hier viel Potenzial, leider wurde es bisher nicht ausgeschöpft.«

»Ach ja, zum Beispiel?«

»Wir könnten einige Regale verschieben und neu anordnen. Dadurch gewinnen wir Platz für Sitzecken und könnten eine gemütliche Leseecke mit einem Kaffeeautomaten einrichten. Die Bücherei würde dadurch an Behaglichkeit gewinnen. Am Angebot für die Kinder und Jugendlichen müssen wir dringend etwas tun.«

Dass ich am liebsten den Teppich entsorgen, die Wände streichen und die flackernden alten Neonröhren gegen dekorative Lampen austauschen würde, behielt ich erst mal für mich. Meine To-do-Liste war voll mit Ideen. Schritt für Schritt.

»Ehrlich?« Ein plötzliches Strahlen war in Annikas Gesicht zurückgekehrt. »Die eine oder andere Idee hätte ich tatsächlich. Wir könnten doch einen Tisch mit Neuerwerbungen aufbauen. Einen Blog führen und die anderen sozialen Netzwerke in Anspruch nehmen.«

Ich deutete mit dem Stift auf Annika. »Klasse, nehme ich gleich mal auf.«

»Humbug. Du und dieses Internet, furchtbar.«

Annika zog den Kopf ein, als hätte man ihr mit einer Zeitung eins drübergezogen. »Tut mir leid, Ulrike.«

Ulrike kniff ein Auge zu und sah wie ein grummeliger Sheriff aus. Ihre Tasse passte wirklich zu ihr, ihr Sohn hatte ins Schwarze getroffen. »Solche Veränderungen gab es hier noch nie.«

»Das sind nur neue Ideen, die ich gerne mit euch beiden entwickeln und umsetzen möchte.«

»Neue Besen und so, ich verstehe vollkommen. Annika, lass dir das eine Lehre sein. Sobald die Großstadtdamen auf dem Land einmarschieren, ist hier nichts mehr sicher. Wer braucht schon Traditionen. Pah.« Mit einer Handbewegung erhob sich Ulrike und ließ uns sitzen.

Mein Blick wanderte durch die Bibliothek. Außer meinen Kolleginnen und Frau Nikolaus mit ihren fünf Kindern war die Bücherei leer. Das Fachwerkhaus war zweistöckig. Der obere Teil war eine Galerie, die mit der Kinder- und Jugendecke, Spielen sowie den DVDs und Musik-CDs bestückt war. Im Erdgeschoss befanden sich die Sachbücher, Romane, die Zeitungsecke, die Verbuchungstheke mit meinem Auskunftsplatz und im hinteren Teil unser Büro.

Nach Ulrikes Abgang hatten Annika und ich eine Weile zusammengesessen und mit Ideen rumgesponnen. Wir verstanden uns gut, und ich war mir sicher, in ihr eine Verbündete gefunden zu haben. Mein Magen begann wieder zu knurren, denn durch das Brainstorming mit Annika war ich gar nicht zum Frühstücken gekommen. Und das lag bereits einige Stunden zurück.

»Ich bin mal kurz nebenan.« Ich deutete auf den Haupteingang und war schon halb aus dem Gebäude. Ulrike saß an der Verbuchungstheke, blätterte in einer Zeitschrift und schien mich nicht wahrzunehmen.

»Bis später«, flötete Annika. Sie hatte sich in sicherem Abstand zu ihrer Kollegin darangemacht, einige Regale abzustauben.

Ich bewunderte ihren Einsatz.

»Döhrings Allerlei« war mir in den letzten beiden Tagen bereits aufgefallen, weshalb ich heute meiner Neugierde nachgab. »Döhrings« war eine Mischung aus Tante-Emma-Laden, Café und allgemeinem Treffpunkt für die Klatschtanten von Goldthal.

Das Geschäft, ebenfalls in einem Fachwerkhaus untergebracht, lag direkt gegenüber der Bücherei und war ziemlich schnuckelig. Alte Holzböden, eine große Theke aus Holz und eine riesige Kasse, die noch aus einem vergangenen Jahrhundert stammen musste. Kleine Bistrotische mit weißen Retrostühlen, Regale voller konservierter Lebensmittel, aber auch Obst und Gemüse waren überall verteilt. In der Vitrine neben der Eingangstür fanden sich belegte Brötchen, frisch gebackene Kuchen und Kekse, die einem beim Betreten des Ladens das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.

Ich hatte am Tresen meine Bestellung aufgegeben und mir eine Sitzgelegenheit direkt am Schaufenster geschnappt. Dadurch hatte ich die Bücherei und die fehlende Kundschaft bestens im Blick.

»Nur nicht den Kopf hängen lassen, das wird schon noch.« Mit einem aufmunternden Lächeln stellte der Kellner meine mit Frischkäse bestrichene Brezel und den Cappuccino mit Kokossirup, meinen Lieblingskaffee, vor mir ab. Plus einen Trostkeks.

»Sie haben gut reden«, sagte ich und knabberte an dem Keks.

Er zog sich einen Stuhl zu mir heran. »Ich kenne die Bande schon etwas länger und weiß, wovon ich spreche. Apropos sprechen, mir gehört zwar der Laden, aber wir sind doch Nachbarn. Ich bin Jonas und du die Neue. Dora, richtig?« Jonas musste ein wenig jünger sein als ich. Blondes Haar, blaue Augen, gerade Zähne und ein hinreißendes Lächeln. Ein wirklicher Frauenschwarm, wenn die verstohlenen Blicke nicht gewesen wären, die er dem jungen Mann hinter mir zuwarf …

Ich grinste. »Da ist jemand ja gut informiert.«

Er zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Kopf auf die beiden Damen, die in der hinteren Ecke saßen und sich unterhielten. »Die Buschtrommeln versorgen mich täglich mit dem Neuesten aus Goldthal. Also, was ist los?«

Seufzend legte ich meinen Kopf auf den Bistrotisch.

»So schlimm?«, fragte er mitfühlend nach.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, um Jonas besser ansehen zu können. »Die Kunden fehlen. Außer Familie Nikolaus kommt keiner in die Bibliothek. Wenigstens konnte ich Frau Nikolaus ein neues Buch empfehlen.«

Jonas versuchte sich an einem Lächeln. »Immerhin hast du eine Stammkundin glücklich gemacht, besser wie nichts.«

»Das stimmt schon, jetzt weiß ich leider immer noch nicht, was ich anstellen soll, damit mehr Kundschaft kommt.«

»Die Goldthaler brauchen immer eine Ewigkeit, bis sie sich an jemand Neues gewöhnt haben.« Er wies mit einem Kopfnicken in Richtung Dosenmais, Kondensmilch und Staubwedel, wo die kichernden Klatschtanten saßen. »Ich war nur für vier Jahre in Köln zum Studieren und Arbeiten, aber einige haben mir das bis heute nicht verziehen. Wenn du willst, dass sie zu dir kommen, musst du ihnen was bieten. Ich weiß natürlich nicht, was man in so einer Bücherei alles machen kann. Vielleicht gibt es auch Angebote, die kostenlos sind, die Herrschaften hier lieben Dinge für lau.« Jonas grinste und drehte sich um, als die Türklingel bimmelte.

»Kundschaft, ich muss. Lass dir deinen Kaffee noch schmecken.« Und weg war er.

Also gut, wenn diese verbohrten Dörfler nicht freiwillig zu mir kommen wollten, dann musste ich sie eben mit etwas locken. Und ich hatte auch schon die perfekte Idee.

Wer nedd anfängd, ko au nedd aufhöra!

»Guck-guck, Dora-Schätzle.« Ein kurzes Klopfen und wenige Sekunden später steckte Tante Marlies ihre Lockenpracht zu unserer Wohnungstür herein. Die Bücherei würde erst heute Mittag öffnen, worüber ich nicht traurig war. Ich hatte den Morgen für etwas Haushalt genutzt und saß nun zur Belohnung auf der Couch und lackierte mir die Fingernägel in einem schönen Kirschrot. Ich liebte den Kontrast des Nagellacks zu meiner dunklen Haut.

Im Hintergrund lief das Hörspiel eines skandinavischen Krimis, in dem die toughe und doch etwas schräge Ermittlerin gerade dabei war, die Identität ihrer Wasserleiche herauszubekommen. Früher war ich nie eine Freundin der Skandinavier gewesen, hatte für die Krimis mittlerweile aber meine große Leidenschaft entdeckt. Während Jessica auf dem Boden saß und mit einem Federball spielte, lag Miss neben mir, beobachtete mich und nickte dabei immer mal wieder kurz ein.

»Guten Morgen, Tante Marlies.« Ich schraubte das Nagellackfläschchen zu und drückte bei meinem Krimi auf Pause. »Möchtest du einen Kaffee? In der Küche müsste noch eine Tasse übrig sein.«

»Noi, noi, dank schee. I han scho zwei Tässle trunken. No eine mehr und i bin die nägschde drei Tag wach.« Sie war mittlerweile reingekommen und schüttelte amüsiert den Kopf. Wie immer war sie fein rausgeputzt.

»Du siehst so schick aus, hast du einen wichtigen Termin?«

Tante Marlies hob den großen Weidenkorb in ihren Händen hoch. »Heit isch doch Markttag.«

Okay … sollte mir das etwas sagen? Die ganzen Events von Goldthal waren mir noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Tante Marlies schien meinen verständnislosen Blick genau richtig zu deuten.

»Ach, Schätzle, es isch nedd dei Schuld.« Mit einem Seufzer ließ sie sich neben mir auf der Couch nieder. Ihre großen blauen Augen waren wie zwei riesige Scheinwerfer auf mich gerichtet. »I häd mehr auf dei Einführung in Goldthal achta und bestanden solla. Abr des nemmad mir jetzt in Angriff. Besser spät als nie.« Sie lächelte und tätschelte meine Hand. »Also auf.«

»Wohin?« Ich kam mir schrecklich dumm vor, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung, was sie von mir wollte.

»Na, auf dr Markt nadierlich. Es wird Zeit, dass mir di unders Volk brenga.«

Es klang ein bisschen danach, als käme ich aus der Unterschicht und würde nun in die High Society eingeführt werden. In diesem Fall in die schwäbische. Ich wusste nicht, ob mir das gefiel.

»Glaub mir, des wird sich lohnen.«

»Dann mal los.« Ich erhob mich von meiner bequemen Couch. Ich hatte vermutlich eh keine Chance, dem Markt zu entgehen, warum also großen Widerstand leisten?

Ich hatte das Auto auf der Straße abgestellt und lief mit Tante Marlies über die Pflastersteine zu der Stelle, wo der wöchentliche Markt stattfand.

»Hasch du a Ahnung, warum i drauf bestanden han, dass du heit mit auf dr Markt kommsch?«

Weil sie eine günstige Mitfahrgelegenheit gebraucht hatte? Mich gerne in ihrer Nähe hatte? Ich musste verneinen.

»Ganz oifach.« Tante Marlies blieb abrupt stehen und hob den Zeigefinger hoch. »Du bisch die Neie hier. Älles, was die Goldthaler über di bisher wissed, hend se irgendwo aufgschnappt oder dazugedichtet. Der Markt isch so etwas wie unser Informationsbörse. Hier bekommsch du die Chance, über di zu berichten, Werbung für di und die Bücherei zu macha. Abr mr muass sich seine Word genau überlegen. Kommsch du an die falsche Leit, kann das fatale Folgen han. Hald di oinfach an mi, i werd di hier scho sicher durchbrenga.«

Das klang überhaupt nicht gut und erinnerte mich an die vielen Reporter, die meiner Mutter immer auflauerten. Ich war wirklich kein Fan von so etwas. »Puh, du hast leicht reden«, sagte ich schließlich und straffte die Schultern. Wer hätte ahnen können, dass es auf dem Land nicht anders zuging als in der Großstadt?

Ich zog eine Grimasse. »Und wenn ich nie dazugehören werde?«

»Was genau moinsch du?«

»Na, du weißt schon … wegen meines Aussehens.« Kaum zu glauben, dass ich das Thema ansprach. Ich hatte nicht einmal mit Tom über meinen Verdacht gesprochen, aber Tante Marlies kannte die Goldthaler schließlich etwas besser als mein Mann. Und ein Teil von mir wollte eine ehrliche Antwort hören. Mein Mann hätte meine Frage nur als Hirngespinst abgetan und versucht, mich zu beruhigen.

Tante Marlies sah mich für einen kurzen Moment an und begann zu kichern. Ich wusste nicht, was es so Lustiges gab.

»Du moinsch wega deiner brauna Haut, dem langen krausen Hoor und de helle Auga?«

Ich nickte und hatte einen schweren Kloß im Hals. Zugegeben, wenn man es so ausdrückte, hörte es sich etwas lächerlich an.

»Ach, Mädle.« Tante Marlies strich mir mit ihrer Hand über die Wange. »Mach dir koin Kopf. Damit machsch se alle nur neidisch. Du bisch hald die Neue, die Raigschmeggde. Mehr isch es nedd.«

»Ich musste nachfragen, du verstehst das sicherlich. Am besten reden wir nie wieder davon. Und kein Wort zu Tom.«

»Indianerehrenwort.« Sie machte das Schwurzeichen, und selbst ich musste jetzt schmunzeln. »Also, bereit?«

Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich war nicht bereit.

Tante Marlies lächelte und hakte sich bei mir unter. »Wunderbar.«

Ohne eine weitere Vorwarnung steuerten wir den Wochenmarkt, besser gesagt, die Arena voller neugieriger Klatschweiber an.

Der Marktplatz war rund und befand sich vor den Eingangstüren des alten Rathauses. Unzählige Birken kreisten ihn ein, und einzelne Marktstände verteilten sich darauf. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber hier herrschte ein größeres Gewusel als in einem Bienenstock. Leute, die sich angeregt miteinander unterhielten, und Händler, die laut ihre Waren anpriesen. Und erst der Duft nach frisch gebackenem Brot, Gewürzen und dem Obst. Ich war wirklich beeindruckt und kam mir mit einem Mal schrecklich ungebildet vor. Wo ich aufgewachsen war, hatten wir solche Orte nie aufgesucht. Wie es wohl gewesen wäre, hier seine Kindheit verbringen zu dürfen?

In der Mitte des Platzes gab es einen alten Brunnen, geschmückt mit Wasserspeiern und Blumen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass kein Sommer verging, in dem nicht irgendwelche Kinder hier drinstanden und wilde Wasserschlachten veranstalteten.

»Also, wenn du gut informiert sei willsch …«, begann Tante Marlies und drückte mir den Weidenkorb in die Arme. Wir hatten unsere erste Station, einen Stand mit Kartoffeln, erreicht, die sich Marlies’ erfahrenem Blick unterziehen mussten. Sie kaufte einen kleinen Sack Kartoffeln und ließ ihn in den Korb fallen. »… kommsch hierher. Wenn de willsch, dass die richtige Informationa ihren Weg finda, mussch du nur die richtige Leit treffa. Zum Beispiel Erika bei de Oier.« Tante Marlies hob zum Gruß eine Hand, und wir steuerten einen Stand mit unzähligen Eiern in verschiedenen Größen und Farben an.

»Erika isch Landwirtin, verkauft hier emmr ihr Zoig und isch damit a guade Anlaufstelle. Se isch jetzt nedd unbedingt die Hellschde und bekommt gern Händel, lass de also nedd von ihr ärgera«, flüsterte mir Tante Marlies das fehlende Hintergrundwissen zu, wofür ich ihr dankbar war.

»Grüß Gott, Erika, wie gohd es deine Henna?«

Tante Marlies strahlte Erika an. Sie trug einen Blaumann und hatte sich ein buntes Tuch um die Haare gewickelt.

»Ach, Marlies, i kann dir saga. Mei Brunhilde dud oinfach nimmer des, was se soll. Wenn des so wiedergohd, kommt se zum Meddzgr, und dann isch a Ruh. Was hädsch gern?«

Als Vegetarierin aus ethischen Gründen wurde mir ganz schlecht, vom bevorstehenden Schicksal der armen Brunhilde zu hören.

»Sie können die arme Henne doch nicht einfach so zum Metzger schicken.«

Vielleicht hätte ich lieber meine Klappe halten sollen, weil mich Erika mit einem seltsamen Blick bedachte.

»Darf i dir die Frau vom Tom – du erinnersch dich no an dr Tom? –, Dora, vorstellen? Sie isch neu in Goldthal und jeddz die Leitung der Bücherei.«

»Bücherei? Sieht gar ed danach aus.« Erika gab ein kurzes Lachen von sich. »Die händ doch emmer a Brill und die Hoor so streng zamma.«

Innerlich rollte ich mit den Augen. Immer diese alten Klischees. Ich setzte ein Lächeln auf. »Nicht alle von uns, es gibt einige exotische Vögel unter den Bibliothekaren, die sich ganz normal kleiden.«

»Soso.« Erika hatte sich wieder Tante Marlies zugewandt. »Und warum moint dui, mir saga zu kenna, was ich mit meine Viechr zu macha han?«

»Erika«, mahnte Tante Marlies und setzte einen strengen Blick auf.

»Scho guad.« Erika hob beschwichtigend die Hände.

Für den Fall, dass sie vergessen haben sollte, dass ich anwesend war, wollte ich sie gerne daran erinnern. »Sie ist Vegetarierin und um das Schicksal der armen Brunhilde besorgt.«

Erika winkte ab. »Desch isch doch diese neie Mode. Furchtbar. Wenn jeder so denka dät, was dät aus de Viechr wärda?«

Das lag doch auf der Hand. »Alle würden glücklich und friedlich sterben, und gut ist.« Zufrieden nickte ich den beiden zu. Tante Marlies hatte die Lippen etwas zusammengezogen, und mit einem Mal war ich mir nicht mehr so sicher, das Richtige getan zu haben. Steuerte ich bereits auf Händel mit Erika zu?

»Aha«, kam die trockene Rückmeldung von Erika. »Also, Marlies, was hädsch gern? I han ed dr ganze Dag Zeid.«

»Nadierlich. I dät zehn von de Braune nemma.« Sie warf mir ein kurzes Nicken zu, was so viel heißen sollte wie »Ich kümmere mich darum«. »Woisch, Dora hat a paar guade Ideen für d’ Bücherei khedd. Sie plant en Bücherflohmarkt …«

»Aufm Hof han i gnuag zu schaffa.« Erika verpackte die Eier in einer Schachtel und reichte sie an Tante Marlies weiter, die perplex aussah, einfach so unterbrochen worden zu sein.

»Das verstehe ich vollkommen, Sie sind eine viel beschäftigte Geschäftsfrau, dessen bin ich mir bewusst. Aber vielleicht kennen Sie ein paar Kunden, die Interesse an gut erhaltenen und günstigen Büchern hätten? Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar.«

Sie überlegte kurz, aber ich konnte ein zaghaftes Lächeln erkennen. »Mal gugga. Macht drei fuffzge.«

Das klang doch nach einem Vielleicht. Und vielleicht war nie schlecht. Wir zahlten die Eier und zogen weiter.

»A bissle ieba miaßa mr no«, sagte Tante Marlies. »Aber häd für dr Anfang ärgr laufa kenna.«

Neben weiteren Einkäufen wurde ich von einer Person zur nächsten geschleift, der ich erklären durfte, wer ich war (ja, Bibliothekarin war ein Beruf, den man studieren musste. Nein, der Beruf war noch nicht ausgestorben), was ich tat (ja, Goldthal verfügte tatsächlich über eine Bücherei, die man sogar benutzen konnte) und was ich geplant hatte. Dieses Mal gab ich mir mehr Mühe, mich zu benehmen.

»Wenn de so weitermachsch«, Tante Marlies lächelte mir aufmunternd zu, »brauchsch mi ab Näggschwoch nemme.«

»So schnell geht das nicht, glaub mir.« Und das meinte ich ganz ehrlich.

»Juchu, Marlies!«

Wir drehten uns beide zu der Stimme um, die gerufen hatte und mit flotten Schritten auf uns zugeeilt kam.

»Auweia, Adelheid auf zehn Uhr.« Tante Marlies klang mit einem Mal alarmiert.

»Was ist denn mit Adelheid?«

»Eine von meine äldeschde Fraindinna und des Dorfblatt. – Adelheid, meine Liebe«, begrüßte Tante Marlies ihre Freundin und gab ihr rechts und links ein Küsschen auf die Wange. »Au da? I han dacht, du und Lothar wärd im Allgäu?«

Adelheid und Tante Marlies, die nebeneinander standen, gaben ein wirklich lustiges Bild ab. Tante Marlies: rundlich, mit Engelslocken, einem Lächeln auf den Lippen und schick gekleidet. Daneben Adelheid: gertenschlank, grau mit dunklen Haarsträhnen, wachsamen Augen und einem länglichen Gesicht, das mich an ein Pferd erinnerte.

Adelheid verzog die Mundwinkel. »Natürlich bin ich hier, es ist schließlich Markttag. Außerdem ging es Lothar nicht gut. Diese Männergrippe ist wirklich etwas Schreckliches.« Sie verdrehte die Augen und zupfte sich ihr Halstuch zurecht. »Und du spielst Fremdenführerin?« Sie deutete mit ihrem markanten Kinn auf mich. Hielt sie mich ernsthaft für eine Touristin?

Tante Marlies kicherte, was eher nervös statt amüsiert klang. »Ha noi, desch isch Dora, dia Frau vom Tom. Sie isch seit drleddschd die neie Leitung dr Bücherei.«

»Bücherei?« Adelheid spuckte das Wort förmlich aus. »Hat der alte Kauz die nicht schon längst gegen die Wand gefahren? Bei den letzten Gesprächen, die ich mitbekommen habe, hat es sich so angehört.«

Auf ihrem sonst so emotionslosen Gesicht zeichnete sich ein diabolisches Grinsen ab, das mir eine Gänsehaut bescherte. Ich machte mir in diesem Augenblick wirklich Sorgen um Tante Marlies’ Freundeskreis.

»Zum Glück nicht, sonst wäre ich arbeitslos.« In Gedanken konnte ihr nur zustimmen, es war wirklich ein Wunder, dass die Bücherei noch existierte. »Vielleicht wollen Sie mal bei uns vorbeischauen?«

Pures Entsetzen zeichnete sich auf Adelheids Gesicht ab. »Ich gehe doch in keine Bücherei! Als ob ich für solch einen Firlefanz Zeit hätte.« Sie gab ein wieherndes Lachen von sich. »Aber ich hätte ein paar Ideen, die diesem Laden guttun würden.«

Die war wirklich ein harter Brocken. »Wir haben viele Angebote, da ist sicherlich auch etwas für Sie dabei. Zukünftig stehen ein paar Veranstaltungen an. Für nächste Woche ist ein Flohmarkt geplant.«