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Dr. Ralf Jochem und Burkhard Schäling entzaubern in ihrem Ratgeber auf unterhaltsame Weise Ammenmärchen rund um die Gesundheit. Im Teil 1 klärt das Buch die Frage, was Gesundheit überhaupt ist. Allein die veraltete Vorstellung von Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit hindert viele Menschen daran, das in ihnen schlummernde Potenzial zu maximaler Gesundheit zu nutzen. Teil 2 entlarvt einige der größten Krankmacher, vor allem bei der Ernährung. Der 3. Teil beschreibt die Hauptsäulen maximaler Gesundheit: positives Denken, gesunde Ernährung und maßvolle Bewegung. Im 4. Teil geht es um aktuelle Ernährungstrends und Superfoods. Die 60 Fotos und Illustrationen lockern den humorvollen Text zusätzlich auf. Dabei wiederholt das Buch nicht die radikalen, oft unzumutbaren Forderungen der »Gesundheits-Gurus«. Vielmehr möchte es den Leser ermuntern, an den richtigen Stellschrauben zu drehen, um mit minimalem Aufwand zu maximaler Gesundheit zu gelangen. Mitunter verbessern schon kleine Veränderungen die Lebensqualität dramatisch. So kann jeder mehr Rückenwind im Alltag gewinnen. Das Credo der Herausgeber: Es gibt einen leichteren Weg zum gesunden Leben. Und jeder kann ihn gehen.
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Seitenzahl: 199
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Maximale GesundheitVom Traum zur WirklichkeitBurkhard Schäling und Dr. med. Ralf Jochem (Hrsg.)
Ich habe angefangen, ein bisschen vergnügt zu sein, da man mir sagte, das sei gut für die Gesundheit.Voltaire
Burkhard Schäling und Dr. med. Ralf Jochem (Hrsg.)
Mehr über Vitessima im Web:www.vitessima.de
1. Auflage, 2018
© 2018 by LigaLife GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Alle Rechte vorbehalten.
https://www.ligalife.de
Herausgeber: Burkhard Schäling und Dr. med. Ralf Jochem
Berner Straße 76
D-60437 Frankfurt
Konzept und Text: Ralf Isau
Titelbild: Burkhard Schäling
Schriftarten: Optima Nova, PT Sans, Allura
Gesamtherstellung: Phantagon Agentur für Textentwicklung und Sprachkultur, Asperg
Verlag: BoD — Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7481-9543-6
Zum Inhalt
Dieses Buch räumt mit etlichen Irrtümern auf, die unserer maximalen Gesundheit im Weg stehen. Im Teil 1 klärt es die Frage, was Gesundheit überhaupt ist. Allein die veraltete Vorstellung von Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit hindert viele Menschen, das in ihnen schlummernde Potenzial zu maximaler Gesundheit zu nutzen. Teil 2 entlarvt einige der größten Krankmacher, vor allem bei der Ernährung. Der 3. Teil beschreibt die Hauptsäulen maximaler Gesundheit: positives Denken, gesunde Ernährung und maßvolle Bewegung. Im 4. Teil geht es um aktuelle Ernährungstrends und Superfoods.
60 Fotos und Illustrationen lockern den humorvollen Text zusätzlich auf. Dabei wiederholt das Buch nicht die radikalen, oft unzumutbaren Forderungen der »Gesundheits-Gurus«. Vielmehr möchte es den Leser ermuntern, an den richtigen Stellschrauben zu drehen, um mit minimalem Aufwand zu maximaler Gesundheit zu gelangen. Mitunter verbessern schon kleine Veränderungen die Lebensqualität dramatisch. So kann jeder mehr Rückenwind im Alltag gewinnen. Das Credo der Herausgeber: Es gibt einen leichteren Weg zum gesunden Leben. Und jeder kann ihn gehen.
Unverhofft kommt oft
Sind Leistungssportler gesünder?
Machen Grenzwerte krank?
Wem nützt der Normwertetrick?
Wir haben alle einen Traum
Fitnesswellen – Schmerz, Scherz, Kommerz?
Was bedeutet es, gesund zu sein?
Samuel Koch: mit Schulmedizin nicht zu erklären
Ist die Gesundheit eine Naturkonstante?
Kindermund tut Wahrheit kund.
Himmel und Erde
West und Ost
Perspektivwechsel durch die WHO
Selbstheilung – das neue Konzept
Gesund trotz Krebs?
Eigenverantwortung – Schlüssel zum Glück
Maximale Gesundheit – unerreichbar?
Gesundheit – vom Wissen zum Handeln
Gesundheit 4.0: Revolution von unten
Trendwende am Gesundheitsmarkt
Warum Clowns manchmal die besseren Ärzte sind
Das Zeitalter der Selbstoptimierer
Erbanlagen – Schicksal oder Herausforderung?
Fit in die Kiste
Das Minimumgesetz
Flips, Chips und Schokolade – Genuss- oder Suchtstoffe?
Die Lebensmitteltechnik – Fluch oder Segen?
Fertigprodukte – Sündenfall im Speiseplan?
Die Light-Lüge
Vitamin-Schwindel
Wie viel Natur steckt in natürlichem Aroma?
Gentechnik – ein unwägbares Risiko?
Das Lebensmittellabor als Fälscherwerkstatt
Wie lassen sich schlechte Gewohnheiten ändern?
Zwischenfazit: Wir essen alle zu viel Chemie
Auf die Verpackung kommt es an.
Bewegungsmangel – was sind die Folgen?
Bitte Umdenken – aber ohne Extreme
Wer positiv denkt, lebt länger
Bewegen
Wechselwirkung mit Schlaf
Essen & Ernährung
Kalorien reduzieren – was bringt das?
Energie ist nicht alles
Der Mensch ist ein Wasserwesen
Mineralwasser, Kaffee oder Tee?
Typische Mangelerscheinungen
Steinzeitdiät für den modernen Menschen?
15 Prozent Sünde sind immer erlaubt
Psychotricks im Supermarkt
Ernährungsmythen
Obst, Fruchtsaft, Honig: natürlich besser?
Trockenfrüchte: die kleinen Zuckerbomben
Spinat: Kennen Sie die Popeye-Lüge?
Spätes Essen macht dick, oder?
Äpfel: Einer am Tag hält dich gesund
Haben Obst und Gemüse heute weniger Nährwert?
Sind »regionale« Lebensmittel besser?
Schlafen
Wechselwirkung mit Ernährung
Eine Gegenbewegung kommt in Schwung
Vegetarier und Veganer
Wissen alter Kulturen, neu entdeckt
Verschollen, aber nicht verloren
Anders, aber nicht primitiv
Beispiel Maca: wirksamer, als erlaubt
NaturKraft: Wurzel einer neuen Bewegung?
Powergeheimnisse Südamerikas und Asiens
Açaí: Vitaminbeere aus Brasilien
Chia: Kraftquelle der Azteken-Krieger
Maca: die Vital-Knolle aus Peru
Quinoa: die Zukunft der Ernährung?
Spirulina: grüne Sportnahrung der Azteken
Ayurveda: das »Wissen vom Leben«
Ginkgo: Gedächtniswunder aus Fernost
Ginseng: Geheimnis der Lebenskraft
Goji-Beere: Vitamine aus dem Himalaya
Fitness ohne Folter
»Der Weg zur Ganzheitsfitness«
Puls kontrollieren
Entspannung
Lockern
Push-aways und Push-ups
Sit-backs
Ausdauer»zappeln«
Ausdauer- und Sprint-Intervall-Training
Abkühlen
Trainingsplan im Überblick
Herausgeber und Autor
Stichwortverzeichnis
Bildnachweis
Quellenverzeichnis
Maximale Gesundheit! Haben wir nicht alle diesen Traum? Minimale Gesundheit kennen wir: das Fehlen von Krankheit. Ein Zustand, mit dem sich die Medizin heute im Wesentlichen zufriedengibt. Wir essen alle zu viel Chemie und zu wenig Natur. Und wenn wir krank werden, hoffen wir, dass es chemische Medikamente und synthetische Vitamine wieder richten. Doch einseitige Sichtweisen haben noch nie funktioniert. Die Natur bietet uns erstaunliche Produkte, die unsere Balance wiederherstellen und unsere Gesundheit optimal entwickeln. Das ist auch das Wissen früherer Hochkulturen: Pflanzen, bei denen die reichhaltigsten Nährstoffe synergetisch zusammenwirken und damit dem Körper bestmögliche Gesundheit geben. So schwören zum Beispiel die Chinesen auf Ginseng, die Pharaonen im alten Ägypten auf Moringa und die Inkas seit Jahrtausenden auf Maca – eine der nährstoffreichsten Pflanzen der Welt. Deshalb hat die UNO Maca, zusammen mit Reis, Mais und Getreide, in die erste Reihe der wertvollsten Nahrungsmittel aufgenommen. Die NASA führt Maca in ihrem Weltraum-Ernährungsprogramm. Und für Hochleistungssportler und Profi-Bergsteiger zählt es zu den absoluten Geheimtipps. Warum nutzen dieses Wissen so wenige Menschen? Wieso greifen wir, obwohl wir es besser wissen, oft zum leckeren Ungesunden? Die bedrückende Erkenntnis: Technische Entwicklungen in der Lebensmittel-Industrie dienen vor allem der Profit-Maximierung: Hersteller trimmen minderwertige Rohstoffe mit viel Chemie auf gesundes Aussehen und guten Geschmack. Wir sind überzeugt, dieser Trend muss sich drehen: Technologischer Fortschritt muss genutzt werden, damit Gesundes besser schmeckt als das Ungesunde. Damit es sich schnell und einfach zubereiten lässt. Und damit es uns allen zugutekommt.
Mit diesem Buch möchten wir eine Bewegung unterstützen, die längst begonnen hat. Es soll Ihnen, lieber Leser, Mut zur Veränderung geben. Wir wollen niemand davon abhalten, ein wirksames Fitnessprogramm aufzugeben oder auch nur zu beschränken. Ausdrücklich zollen wir all jenen Respekt, die sich ausgewogen und gesund ernähren. Unser Buch möchte vielmehr diejenigen von Ihnen ansprechen, die auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf haben. Wir wollen Ihnen die Angst vor dem ersten Schritt nehmen. Dafür brauchen Sie keine Siebenmeilenstiefel. Schon ein kleines Bisschen mehr kann Sie der maximalen Gesundheit ein großes Stück näher bringen. Bei Vitessima dreht sich alles um dieses Thema. Mein Partner und ich haben das Unternehmen gegründet, um so viele Menschen wie nur möglich auf dem Weg zur maximalen Gesundheit zu begleiten. Einen Schlüssel hierzu sehen wir in dem Wissen alter Kulturen um die Kräfte der Natur. Dieses neu zu erschließen und durch einfach handhabbare Produkte in den Alltag des 21. Jahrhunderts zu integrieren, ist unser Ziel. Und natürlich muss es lecker sein. Chemie war gestern. Die Zukunft gehört dem gesunden Genuss. Wenn Sie uns auf diesem Weg begleiten, mit Produktideen oder Anregungen voranbringen oder einfach nur ermutigen möchten, dann nur zu! Folgen Sie uns in Ihren sozialen Netzwerken, besuchen Sie regelmäßig das Vitessima-Blog auf unserer Website oder abonnieren Sie unseren Newsletter.
Carla Carotta ist eine fiktive Figur. Sie besteht aus Eigenschaften, Erfahrungen und Erlebnissen, die wir an vielen Stellen in unserem Leben aufgelesen haben. Trotzdem ist jede Ähnlichkeit dieser Kunstfigur mit lebenden oder toten Personen rein zufällig. Dies betrifft den Namen unserer Gesundheitsbotschafterin, ihrer Angehörigen, Freunde und Bekannten. Alle anderen in diesem Buch genannten Personen und ihre Geschichten sind real. Lediglich in der zeitlichen Einordnung von Carlas Leben mit dem der echten Personen haben wir uns hier und da künstlerische Freiheiten erlaubt. Die in diesem Besuch beschriebenen Behandlungen und Methoden sind keine Empfehlungen. Jeder sollte zunächst sein eigenes Krankheitsbild und seine persönliche Situation gründlich abklären, ehe er sich für eine Therapie entscheidet. Wir möchten uns bei all jenen bedanken, die mit ihrer wissenschaftlichen und journalistischen Arbeit zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben. Aus Respekt gegenüber diesen Menschen haben wir Schreibfehler in Zitaten aus ihren Veröffentlichungen stillschweigend korrigiert.
Ihr Burkhard Schäling im Sommer 2018
Carla Carotta: »Ich möchte niemanden überreden, seinem inneren Schweinehund Gewalt anzutun. Solche ›Bekehrungen‹ sind meist von kurzer Dauer. Mein Buch soll den Blick für die maximale Gesundheit schärfen. Sie muss kein Wunschtraum bleiben. Jeder kann sich auf den Weg machen und sich Schritt für Schritt besser fühlen.«
Wenn der Kuss gesundheitsschädlich wäre, wie Gesundheitsapostel immer wieder behaupten, wäre ich schon längst tot.
Brigitte Bardot
Die Diagnose versetzte mir einen Schock. »Ich bin schwanger! Elfte Woche. Was bedeutet das für mein Kind?«, fragte ich die Ärztin.
Sie versuchte mich zu beruhigen. »Sie haben Antikörper im Blut. Die schützen auch den Fötus.«
»Und wenn das Pfeiffersche Drüsenfieber mich wieder so heftig trifft wie vor zehn Jahren?«
Das Risiko eines so schweren Verlaufs, sei äußerst gering, antwortete meine Hausärztin. »Normalerweise haben Sie und das Kind nichts zu befürchten, abgesehen vom Fieber und den anderen Symptomen der Mononukleose.«
»Und wenn es nicht normal verläuft?«
»Na ja«, druckste sie. »Da gibt es einen anderen Herpeserreger. Das CMS-Virus. Es verursacht die gleichen Symptome wie das Ebstein-Barr-Virus. Aber …« Sie zupfte sich nervös an der Nase.
»Aber?«, hakte ich nach.
Sie wollte mich auf das Ergebnis des Antikörpertests vertrösten, aber ich bestand auf eine Antwort. »Eine Erstinfektion mit dem Cytomegalovirus kann Fehlgeburten oder Frühgeburten verursachen«, erklärte die Ärztin.
Nach der Blutabnahme verließ ich benommen die Praxis. So fühlt sich also Déjà-vu an, dachte ich. Das Pfeiffersche Drüsenfieber hatte mein Leben schon einmal aus dem Tritt gebracht. Ich war siebenundzwanzig und kämpfte mich gerade durchs zweite Jahr der Weiterbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Wegen einer stark geschwollenen Milz musste ich ins Krankenhaus. Nach der Entlassung hatte ich fast ein halbes Jahr lang gegen die Krankheit gekämpft. Nichts brachte ich auf die Reihe, war ständig müde, antriebslos und depressiv. Wie sollte ich da die Prüfung bestehen? Ohne Abschluss konnte ich den schon sicher geglaubten neuen Job vergessen.
Aber ich wäre nicht Carla Carotta, wenn ich mich davon hätte unterkriegen lassen. Zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich gründlich über Gesundheit nach. Bis dahin war sie für mich selbstverständlich gewesen. Einfach nicht krank sein – das bedeutete für mich Gesundheit. Basta!
Jetzt lag ich tagelang auf dem Sofa, eingewickelt in meine Kuscheldecke, und las Bücher und Zeitschriften über gesunde Ernährung und gesundes Leben. Oder ich surfte mit dem Laptop im Internet. Ich wollte die Geheimnisse der Gesundheit ergründen, um die Krankheit zu besiegen. Am liebsten für immer.
Ich war keine Sportskanone. Bin ich bis heute nicht. Ulkigerweise half mir ausgerechnet ein berühmter Sportler auf die Sprünge. Die unglaubliche Geschichte des Skiprofis Hermann Maier öffnete mir die Augen.
Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.
Bertolt Brecht
Sie nannten ihn Herminator. Im internationalen Skizirkus war Hermann Maier 268 Weltcup-Rennen lang der Überflieger. Jedes dritte Mal stand er auf Siegertreppchen. Er gewann zweimal olympisches Gold, dreimal WM-Gold und viermal den Gesamtweltcup. Aber es waren nicht diese Siege, die meinen Blick für das Thema Gesundheit schärften, sondern eher die Abgründe seiner außergewöhnlichen Karriere.
Ich erinnere mich noch, wie es ihn bei der Winterolympiade 1998 zerlegt hatte: Das Fernsehen zeigte seinen spektakulären Sturz in Zeitlupe. Aber dann kehrte er nur drei Tage später auf die Piste zurück – und gewann Gold im Super-G. Das schafft man nur mit maximaler Gesundheit, dachte ich mir. Was dann 2001 passierte, grenzt an ein Wunder.
Hermann Maier erhielt 2004 den Laureus World Sports Award für das »Comeback of the Year«.
Hermann verunglückte schwer mit dem Motorrad: offener Bruch des rechten Unterschenkels, Intensivstation, künstlicher Tiefschlaf, der helle Wahnsinn! »Man sollte sich keine Gedanken über sein Comeback machen, sondern darüber, dass das Bein von Hermann Maier überhaupt wieder gesund wird«, meinte der behandelnde Arzt. Einige sahen ihn schon auf einem Bein bei den Paralympics die Piste runterrasen.
Aber der gelernte Maurer wäre nicht als Heros in den Ski-Olymp aufgestiegen, hätte er sich aufgegeben. Mit eisernem Willen kämpfte er sich an die Weltspitze zurück und holte im Winter 2003/04 seinen vierten Erfolg im Gesamtweltcup.
Mensch Maier, dachte ich, wie hast du das nur hingekriegt? Ich quäle mich wochenlang mit einem angeblich harmlosen Virus, und du gewinnst Weltcups, nachdem es dich vorher schier zerrissen hat. Die Medien beschworen heroisch den »großen Willen« des Athleten. Aber war nicht etwas anderes mindestens genauso wichtig für das vielleicht größte Comeback in der Sportgeschichte?
Die Gesellschaft teilt sich in zwei Klassen: die, die haben, und die, die haben möchten.
Sprichwort
Bei Spitzensportlern wie Hermann Maier geht es nicht darum, was die Krankenkasse bezahlt. Bei ihnen geht es darum, was die Medizin zu leisten vermag. Die Sportmediziner reizen alle Möglichkeiten aus, damit ihre Schützlinge Topleistungen erbringen.
Manchmal kann ich zäh wie ein Terrier sein: Wenn ich mich in ein Thema verbissen habe, lasse ich so schnell nicht wieder los. Ich wollte wissen, warum nicht jeder so gesund sein kann wie die Spitzensportler.
Als Jugendliche war ich nicht sonderlich strebsam gewesen. Mehr als eine Ausbildung zur Industriekauffrau gaben meine Noten nicht her. Der Knoten war erst später geplatzt, weil mir die Arbeit im Büro Spaß machte und ich im Job weiterkommen wollte. Allerdings ist mir schon früh klargeworden: Nicht nur Handwerker, auch Kopfwerker wie ich brauchen eine starke Konstitution, um dem täglichen Stress standzuhalten. Zum Glück war ich fast nie krank. Die Betonung liegt auf »fast«.
Selten genug, dass ich mich mal richtig mies fühle und zum Arzt gehe. Der zapft mir dann Blut ab, schickt es ins Labor und vergleicht die Ergebnisse später mit einer Tabelle. Standardprozedur. Im Laborbericht gibt es irgendwelche magischen Zahlen, die dem Arzt verraten, ob ich krank oder gesund bin.
Liegt das Ergebnis im grünen Bereich der Grenzwerte, verschlechtert sich die Laune des Doktors. Ärzte lieben einfache organische Ursachen. Sie wollen keine Zeit verplempern mit Fragen wie: »Gibt es etwas, das Ihnen Sorgen oder Stress bereitet?« Oder: »Haben Sie Liebeskummer?« Sobald die Laborwerte aber im roten Bereich liegen, darf der Arzt aufatmen. Dann darf er dich mit dem Segen der Krankenkasse für arbeitsunfähig erklären.
Wie kommen diese »magischen Zahlen«, die Grenzwerte, zustande?, fragte ich mich, während ich mich tiefer in die Decke kuschelte. Misst mich mein Arzt an einem Herminator oder einem anderen Spitzensportler? Nein, tut er nicht, fand ich schnell heraus. Der Psychologe Prof. Dr. Toni Faltermaier schreibt in seinem Buch Gesundheitspsychologie:
»Es ist oft künstlich oder willkürlich, die Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit zu bestimmen. [… Aus] dieser Einteilung [folgt], dass sich das professionelle Gesundheitssystem ausschließlich auf kranke Menschen konzentriert und die nicht Kranken weitgehend ignoriert.«
Schon klar, dachte ich. Nicht Topgesundheit, sondern Krankheit hält den Medizinbetrieb und die Pharmawirtschaft am Leben. Das staatlich regulierte Gesundheitssystem gibt sich kostenbewusst und begnügt sich mit dem Fehlen von Krankheit. Wie zieht es aber die rote Linie zwischen Krankheit und Gesundheit? Wäre doch schön, wenn sich die Krankenkassen am Durchschnitt der Leistungssportler anlehnten.
Die Grenzwerte liegen weit unterhalb eines möglichen Maximums. Sie orientierensich am Durchschnitt der kranken Bevölkerung. So gesehen mögen Grenzwerte zwar nicht krank machen, aber sie versperren Millionen Menschen den Weg zu maximaler Gesundheit.
Aber das ist erst die halbe Wahrheit, wie ich neulich in dem Sachbuch Schlechte Medizin: Ein Wutbuch las. Der Arzt Gunter Frank beschreibt darin, wie kreativ die Pharmaindustrie Grenzwerte in Profit ummünzt.
»Der Wettbewerb zwingt zur Erschließung neuer Märkte. Das Ziel muss die Umwandlung aller Gesunden in Kranke sein …«
Dr. med. Gunter Frank
Offiziell darf die pharmazeutische Industrie den Krankenkassen und Ärzten nicht vorschreiben, wo die rote Line zwischen Krankheit und Gesundheit zu verlaufen hat. Könnte sie die Grenz- oder Normwerte selbst festlegen, wäre das ja wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Also beschäftigt die Pharmaindustrie Lobbyisten. Die besuchen dann Politiker und Universitäten, damit die was ändern.
Mithilfe der Normwerte lassen sich (angeblich) Kranke so einfach vermehren wie Bakterien in einer Petrischale. In besagtem »Wutbuch« erinnert sich Doktor Frank an seine Assistentenzeit im Krankenhaus. Maß er Anfang der 1990er-Jahre bei Patienten den Blutdruck, galt für ihn die rote Linie von 160/100 mmHg: Wer darüber lag, bekam blutdrucksenkende Medikamente.
Inzwischen gilt der alte Grenzwert bereits als »mäßiger Bluthochdruck«. Behandlungsbedürftig sind Patienten heute schon ab einem »milden Bluthochdruck« von 140/90 mmHg. Laut Frank rechtfertigen diese Herabsetzung des Normwertes »keine seriösen, fachlich wie handwerklich korrekt durchgeführten Studien«. Wem nützt das?
Der Pharmaindustrie. Sie bekommt durch die Anpassung nach unten Millionen neuer Kunden. Wer gestern noch gesund war, braucht nun auf einmal Diagnostik, Behandlung und Medikamente.
Manchmal müssen die Lobbyisten nicht einmal am Normwert drehen. Beim Cholesterinspiegel genügte es, ihn konstant zu halten. Früher lautete die Faustformel: je mehr schlechtes Cholesterin im Blut, desto größer das Risiko für einen Herzinfarkt. In der medizinischen Forschung verliert der Cholesterinspiegel heute zunehmend an Bedeutung. Von Lobbyisten erfahren Sie das natürlich nicht. Wäre ja auch dumm, eine Kuh zu schlachten, die man noch melken kann.
So entpuppt sich der Normwertetrick für die Pharmaindustrie als probates Mittel, um den Profit zu steigern. Öffentlich gibt das natürlich keiner zu. Man kassiert lieber im Stillen.
Ich will mich hier nicht im Pharmaindustrie-Bashing ergehen. Die industriellen Pillendreher haben uns so manches Leid erspart. Doch der Normwertetrick lehrt mich eines ganz klar:
Verlass dich nicht auf die Grenzwerte der Ärzte, wenn du maximal gesund sein willst.
So wie mein entzündeter Hals, schwere Müdigkeit und Gliederschmerzen Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers sind, ist der Normwertetrick ein typisches Merkmal unserer Zweiklassenmedizin. Als Durchschnittspatientin bekomme ich die von Normwerten regulierte Durchschnittsmedizin. Ein Spitzensportler indes erhält Spitzenmedizin, sozusagen das All-inclusive-Paket der modernen Wissenschaft.
Nach dieser ernüchternden Erkenntnis war ich frustriert. Doch ich suhlte mich nicht lang in der Trübsal. Das Temperament meiner italienischen Vorfahren weckte den Zorn in mir. Ich wollte nicht grenzwertig, sondern maximal gesund sein. Aber was kann ich tun, fragte ich mich, um mir die bittere Pille des Gesundheitssystems zu ersparen? Die Antwort lag auf der Hand: Ich musste meine Gesundheit selbst in die Hand nehmen. Dabei stellte sich mir gleich eine neue Frage:
Ist so etwas wie maximale Gesundheit überhaupt möglich?
Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.
Arthur Schopenhauer
Maximale Gesundheit ist wohl der Traum jedes Menschen – sobald er sich krank fühlt. »Gesundheit schätzt man erst, wenn man sie verloren hat«, sagt ein Sprichwort. Als ich noch blutjung und fit war, habe ich wenig über Gesundheit nachgedacht. Heute kenne ich viele, die das Leben schon früh wachgerüttelt hat: durch Allergien, einen Schlaganfall, Stoffwechselerkrankungen, Unfälle, Infekte … Wer das erlebt, wünscht sich durchaus uneingeschränkte Leistungskraft.
Ich will nicht melodramatisch klingen, aber die »Kusskrankheit« zwang mich zu einer Kriegserklärung. Mein Feind war das Epstein-Barr-Virus. Der Arzt hatte gesagt, ich bekäme das EBV nie wieder los. Aber ich konnte es in die Knie zwingen. Es sollte mich nie mehr so beuteln wie in den Monaten kurz vor der Abschlussprüfung.
Wer seine Gesundheit stärkt, verschafft dem Körper Reserven. Genug Luft nach oben, um zukünftige Krisen zu überstehen. Um mehr Power im Job zu haben. Mehr Energie für die Termine am Abend und für die Freizeit. Stärkere Abwehrkräfte. Und mehr Kraft, um im Falle einer Krankheit rasch über den Berg zu kommen.
Maximale Gesundheit ist ein Höchstmaß an körperlicher und geistiger Energie, die nicht so schnell versiegt.Minimale Gesundheit dagegen ist ein Lotteriespiel: Ab und zu zieht man einen Gewinn und hat einen guten Tag. Ich wollte mehr Glückslose in meine Trommel füllen, damit sie mir nicht vorschnell ausgehen und ich im Alter nur noch Nieten ziehe.
Da ich weder Spitzensportlerin bin, noch über unbeschränkten Zugriff auf die Spitzenmedizin verfüge, brauchte ich für mein neues Lebensziel zunächst eine Strategie. Am besten eine, die mir mit minimalem Aufwand zu maximaler Gesundheit verhilft. Alle mir aus meiner Kindheit bekannten Wege zu besserer Fitness und Gesundheit waren mit körperlichen Qualen und asketischer Ernährung verbunden. Geht es nicht auch weniger drastisch? Gibt es vielleicht doch eine wirksame Min-Max-Strategie?
Bevor mich das EBV-Virus zum ersten Mal kaperte, hielt ich Fitness für ein Modewort, das uns die verstaubten Gesundheitsideale der alten Römer schmackhaft machen sollte. Mens sana in corpore sano, pflegte mein Vater sie zu zitieren – frei übersetzt: »In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.«
Als wir 1978 von Mailand nach München zogen, war die erste Fitnesswelle aus den USA gerade durch. Wer bis dahin nicht joggte, wartete bis zur zweiten Welle in den Achtzigern. Da zappelte Jane Fonda im hautengen Aerobic-Trikot über die TV-Bildschirme und verdiente damit Millionen. Auf den Pfad des Schmerzes führte seine Anhänger »Mister Universum« Arnold Schwarzenegger. Er zeigte jungen Männern, wie sie ihre Körper durch Bodybuilding in muskelstrotzende Comicfiguren umbauen konnten. Als Teenie empfand ich das eine wie das andere eher als Scherz: ganz unterhaltsam, aber nichts für mich.
Jane Fonda: Aerobic-Queen der 1980er-Jahre (Foto: Georges Biard)
Inzwischen hat sich die sogenannte Healthness zum Megatrend entwickelt. Gesundheit ist ein Statussymbol. Alltagsprodukte vom Joghurt bis zur funktionellen Sportkleidung nähren mehr den Wunsch nach Gesundheit, als ihn zu erfüllen.
Zugegeben, auch mit zweiundvierzig kann ich mich der Anziehungskraft des von Promis propagierten Health Looks – dem rundum gesunden Aussehen – nicht ganz entziehen. Welche Frau möchte nicht begehrenswert sein? Mein Singledasein soll auch mal ein Ende haben. Aber dafür will und kann ich nicht täglich zum Workout ins Fitnessstudio rennen. Den meisten geht es da wohl wie mir: Job, Hobbys, Familie und der innere Schweinehund stemmen sich dagegen. Wie sonst lässt es sich erklären, dass 47 Prozent der Deutschen zwar Sportbekleidung kaufen, aber nur 19 Prozent in dem schicken Outfit tatsächlich Sport treiben?
Schon als mich das Pfeiffersche Drüsenfieber durch die Mangel drehte, waren sportliche Exzesse für mich keine Option. Bewegungsmangel allerdings auch nicht, wie ich im Laufe des Studiums etlicher Gesundheitsbücher und -artikel begriff. Gab es denn für meine Healthness, die Suche nach Kraft und Lebensenergie, denn keinen goldenen Mittelweg? Ich brauchte eine Min-Max-Strategie: minimaler Einsatz, maximale Gesundheit. Aber gab es das? Um diese Frage zu ergründen, musste ich zunächst die Antwort auf eine andere, viel grundlegendere Frage finden.
An diesem Morgen hatte ich keine Niete aus der Lostrommel gezogen. Ich war noch krank geschrieben, aber ich fühlte mich prächtig. Bevor der Wecker klingelte, sprang ich gut gelaunt aus dem Bett. Jeden Tag so zu erleben – das stelle ich mir unter maximaler Gesundheit vor, dachte ich. Die große Wende war das wohl noch nicht. Das EBV-Virus, dieses sadistische kleine Monster, hatte mir immer mal wieder solche Atempausen zugestanden – um mich dann nachher umso gemeiner zu quälen. Aber diesmal würde ich das Zwischenhoch nutzen, um das Rätsel der Gesundheit zu lösen.
Ich kenne Leute, die mit triefender Nase zum Arzt rennen und sich krankschreiben lassen. Und dann gibt es da noch die anderen. Mir fiel ein querschnittsgelähmter Nachbar ein, der mal von sich sagte: »Ich bin vielleicht behindert, aber nicht krank.« Mein Cousin Marco – er ist von Geburt an