Mayer, Pferdeflüsterer-Mädchen 6: Schlaflose Ferien - Gina Mayer - E-Book

Mayer, Pferdeflüsterer-Mädchen 6: Schlaflose Ferien E-Book

Gina Mayer

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Beschreibung

Auf den Klippen am Meer steht ein alter Hof – die Ocean Ranch. Hier lernt Ruby die Sprache der Pferde. Die Besitzer der Ocean Ranch sind im Urlaub und weil die Vertretung plötzlich zu einem Notfall gerufen wird, müssen Ruby und ihre Freunde nun ganz alleine Ranch und Pferde hüten. Eine echte Herausforderung, denn Einbrecher machen die Gegend unsicher und ein neues, verwahrlostes Pferd braucht dringend Hilfe! Ob sie es auch ohne die Erwachsenen schaffen werden, das völlig entkräftete Tier zu retten? Die neue Pferdeflüsterer-Reihe von Bestseller-Autorin Gina Mayer für Kinder ab 8 Jahren Entdecke alle Abenteuer der Reihe: Band 1: Rubys Entscheidung Band 2: Ein großer Traum Band 3: Das verbotene Turnier Band 4: Das kleine Wunder

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2023Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag© 2023 Ravensburger VerlagText © Gina MayerVermittelt durch die Literaturagentur Arteaga, BerlinIllustrationen © Florentine PrechtelCoverzeichnungen: Florentine PrechtelUmschlaggestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg, unter Verwendung von Bildern folgender Fotografen bei Shutterstock:© Marie Charouzova (Pferd),© Andrey Arkusha (Mädchen),© LiliGraphie 2022 (Baum),© Gilmanshin (Dreckspritzer),© ValekStudio (Textur Lichter),© Paladin 12 (Textur 2),© MNStudio (Landschaft)Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN 978-3-473-51174-7ravensburger.com

„Ihr müsst daran denken, dass Max viel Wasser braucht“, sagte Patrice. „Wenn er nicht genug trinkt …“

„… bekommt er Koliken“, ergänzte Ruby den Satz. „Das weiß jeder hier auf der Ocean Ranch.“

„Entspann dich, Patrice.“ Amir legte dem Ranchbesitzer grinsend eine Hand auf den Oberarm. „Wir schaffen das schon. Du musst dir überhaupt keine Sorgen machen.“

„Die Worte kannst du dir sparen.“ Patrices Freundin Kelly war unbemerkt an die Absperrung des Offenstalls getreten, in dem Patrice, Ruby und Amir standen. Sie trug zerlöcherte Jeans und ein buntes Blumenhemd, ihre blonden Haare hatte sie zu zwei lockeren Zöpfen geflochten. „Patrice ist überzeugt davon, dass die Ocean Ranch ohne ihn nicht überleben wird.“

„Das ist doch Quatsch.“ Patrice schüttelte den Kopf, halb ärgerlich, halb schuldbewusst. „Aber drei Wochen sind eben eine lange Zeit.“

„Wann hast du das letzte Mal so lange Urlaub gemacht?“, fragte ihn Ruby.

Amir und sie hatten Patrice dabei geholfen, die Pferde in den Stall zu bringen, die nachts nicht draußen auf der Weide blieben. Und nun versorgten sie die beiden Therapiepferde Max und Marlon mit Heu und Wasser.

Patrice kratzte sich in seinem dunklen Vollbart. Seine Haare hatte er wie immer zu einem Knoten hochgebunden.

„Urlaub“, wiederholte er skeptisch. „Schön wär’s. Aber erst mal müssen wir unsere Familien überstehen. Die wollen uns alle sehen.“ Er rollte mit den Augen.

Man hörte ihm an, dass er nicht aus England kam, sondern aus Quebec, das im französischsprachigen Teil Kanadas lag. Kelly stammte ebenfalls aus Kanada, aber aus der Nähe von Toronto.

Das Paar hatte die alte Farm in Cornwall vor einigen Jahren gekauft und in einen Pferdehof verwandelt, den sie Ocean Ranch getauft hatten. Der Name passte perfekt, die Ranch lag nämlich auf den Klippen am Meer, ein Fußweg führte hinunter zum Strand.

Kelly war Reittherapeutin und hatte sich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. Und Patrice war ebenfalls Therapeut – allerdings kümmerte er sich um traumatisierte und verstörte Pferde. Er kaufte Tiere auf, die von ihren Vorbesitzern misshandelt worden waren oder eingeschläfert werden sollten, oder arbeitete mit Pferden, die von ihren ratlosen Besitzern zu ihm gebracht wurden.

Patrice überzeugte seine Patienten mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen davon, wieder Vertrauen zu den Menschen zu gewinnen. Einige der Tiere, die er gekauft hatte, behielt er, andere verkaufte er danach weiter – wobei er sorgsam darauf achtete, dass die Pferde in gute Hände kamen.

Pferdeflüsterer nannten ihn die Leute in der Kleinstadt Bickerick, zu der die Ocean Ranch gehörte.

Ruby, die ursprünglich aus Deutschland kam, half nun schon seit über einem Jahr auf der Ocean Ranch mit. In dieser Zeit hatte sie viel mehr über die Pferdesprache und den Umgang mit Pferden gelernt als all die Jahre davor auf ihrem Reiterhof in Berlin.

„Komm schon, Patrice.“ Kelly hatte die Absperrung zur Pferdebox geöffnet und war eingetreten, jetzt schmiegte sie sich an ihren Freund. Max stupste prompt mit dem Kopf gegen ihren Oberarm, er wollte gestreichelt werden. „Die Familienzeit überstehen wir schon. Und dann geht es nach Snowfields zu Isabelle.“

Patrices dunkle mandelförmige Augen leuchteten auf, als er den Namen seiner kleinen Schwester hörte. Isabelle Dufresne ging auf die Snowfields Academy, ein renommiertes Reitinternat im Nordwesten Kanadas. Patrice und Kelly wollten mit ihr eine Pferdewanderung durch die Wildnis machen.

In der Zwischenzeit sollte sich Miyu Tanaka, die als Reitlehrerin auf der Ranch arbeitete, um den Hof und die Pferde kümmern. Ruby und ihre Freunde hatten natürlich versprochen, sie tatkräftig zu unterstützen. Praktischerweise hatten sie in den nächsten zwei Wochen keine Schule, am Montag begannen nämlich die Herbstferien.

Es war alles genau geregelt, die Ocean Ranch war in besten Händen. Das war Patrice eigentlich auch klar, dennoch war er total nervös. Ruby wusste von Kelly, dass er seit Tagen nicht mehr richtig schlief.

„Ich schlage vor, du gehst jetzt mal deine Koffer packen“, sagte Kelly, während sie den Pferdeflüsterer resolut zur Pforte des Verschlags schob. „Ruby und Amir machen das hier schon.“

Patrice warf Ruby einen skeptischen Blick zu. Sie lächelte ihn aufmunternd an.

Er hinkte leicht, als er in Richtung Wohnhaus davonging. Seit er das rechte Bein bei einem Unfall verloren hatte, trug er eine Prothese.

„Ich mache drei Kreuze, wenn wir endlich im Flugzeug sitzen“, seufzte Kelly.

„Boah, Patrice hat wirklich jede Kleinigkeit aufgeschrieben.“ Simon kratzte sich hinter den abstehenden Ohren, während er auf die lange Liste starrte, die Patrice verfasst hatte.

Bevor Miyu die beiden Ranchbesitzer am frühen Morgen zum Flughafen nach London gefahren hatte, hatte er die Liste an die Tür des alten Steinhauses gepinnt.

Zu jedem einzelnen Pferd und auch zu den anderen Tieren auf dem Hof hatte er Anmerkungen gemacht. Rico durfte nur mit den Stuten auf die Weide, Arabella vertrug kein frisches Gras, Chocolate und Sir Prince verstanden sich nicht gut und mussten unbedingt getrennt voneinander untergebracht werden und Max sollte viel trinken.

„Die Liste hätte er sich echt sparen können.“ Ruby schüttelte den Kopf, sodass ihre dunklen Haare nur so durch die Luft flogen. „Das wissen wir doch alles längst.“

„Er macht sich halt Sorgen.“ Grace Delaney war ebenfalls zu ihnen getreten. Sie hielt ihren sandfarbenen Lusitano-Wallach am Halfter und war wie immer perfekt gestylt – in silbrig glänzenden Reithosen und einer leuchtend pinken Jacke. Sie hatte riesige dunkle Augen, die im Kontrast zu ihren langen hellblonden Haaren standen.

„Aber grundlos!“ Simon rümpfte die sommersprossige Nase.

„Willst du ausreiten?“, fragte Ruby Grace. „Wenn du noch fünf Minuten wartest, können wir zusammen los.“

Noch vor ein paar Wochen hätte sie sich lieber die Zunge abgebissen, als diesen Satz von sich zu geben. Ruby und Grace waren sich immer aus dem Weg gegangen. Aber das hatte sich geändert, nachdem sie gemeinsam ein gefährliches Abenteuer überstanden hatten.

Eine halbe Stunde später trabten sie zu viert über den Strand. Ruby, Grace, Simon und Amir – das Kleeblatt, wie sie neuerdings von den anderen genannt wurden. Ruby ritt wie immer auf Fantasy, deren silberfarbenes Fell in der warmen Oktobersonne leuchtete. Der Sand, der von den Pferdehufen in die Luft gewirbelt wurde, glitzerte wie Goldstaub.

Arthur, Patrices und Kellys großer Schäferhund, war ebenfalls mit von der Partie. Gerade stürmte er mit lautem Gebell hinter einer Möwe her, die tief über den Sand flog. Immer wenn Arthur den Vogel fast erreicht hatte, beschleunigte die Möwe ihr Tempo und entwischte ihm so im letzten Moment.

„Patrice und Kelly sind jetzt schon in der Luft“, sagte Grace mit einem Blick auf ihre rosa Armbanduhr.

„Kanada.“ Amir schaute verträumt in den strahlend blauen Herbsthimmel. „Da würde ich auch mal gerne hin.“

„Ich auch“, sagte Ruby. „Aber so schön wie hier ist es dort bestimmt nicht.“

„So schön wie hier ist es nirgends“, sagte Amir.

Nachdem sie ihre Pferde abgesattelt und trocken gerieben hatten, gingen Ruby und Amir zum Ausmisten in den Stall. Simon fütterte die Hühner und den Pfau Luzifer, und Grace ging mit dem winzigen Falabella-Wallach Bruno spazieren, den Patrice zum Blindenpony ausbildete. Normalerweise kümmerte sich seine Besitzerin Emily um Bruno, aber die war über die Herbstferien mit ihren Eltern nach Costa Rica geflogen.

Als Ruby und Amir aus dem Stall traten, stießen sie fast mit Miyu Tanaka zusammen. Miyu war früher eine erfolgreiche Turnierreiterin gewesen, sie hatte sogar schon eine Silbermedaille und vier Bronzemedaillen bei Olympia gewonnen. Heute nahm sie nur noch gelegentlich an internationalen Wettkämpfen teil. Dafür hatte sie sich als Trainerin einen Namen gemacht. Ihre Warteliste war endlos lang.

Ruby fand es nach wie vor erstaunlich, dass Miyu und Patrice sich so gut verstanden. Patrice war früher ebenfalls Turniere geritten, bevor er bei einem Unfall sein Bein verloren hatte. Inzwischen sah er den professionellen Reitsport sehr kritisch. Aber Miyu vertraute er, weil er wusste, dass sie Pferde genauso liebte wie er selbst.

„Alles klar bei euch?“ Miyu musterte Ruby und Amir aus ihren braunen, leicht schräg stehenden Augen. Ihre schwarzen Haare glänzten, als hätte sie sie lackiert. „Kommt ihr zurecht?“

„Fängst du jetzt auch noch an?“, fragte Ruby leicht genervt zurück. „Stall ausmisten kriegen wir grade noch hin, danke der Nachfrage.“

„Sorry.“ Miyu verdrehte die Augen über sich selbst. „Aber Patrice hat mich in den letzten Tagen ganz kirre gemacht mit seinen Anweisungen.“

„Nicht nur dich.“ Ruby stöhnte leise. „Der Stall ist jedenfalls fertig und …“ Sie unterbrach sich, weil Miyus Handy zu klingeln begann. Mit einem entschuldigenden Lächeln zog die Trainerin es aus der Jeanstasche.

„Hallo?“ Von einer Sekunde auf die andere veränderte sich ihre Miene. Ihre dunklen Brauen zogen sich zusammen, sie lauschte mit finsterem Gesicht.

Dann drehte sie sich ein Stück zur Seite und dämpfte die Stimme zu einem Raunen, dabei hätten Ruby und Amir sie ohnehin nicht verstanden. Miyu sprach nämlich Japanisch.

„Koregawatashidesu“, sagte sie – oder etwas Ähnliches.

Amir zog Ruby am Ärmel ein paar Meter von Miyu weg. „Da stimmt was nicht“, raunte er ihr zu. „Guck mal, wie blass sie ist.“

Tatsächlich, aus Miyus Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Sie sah aus, als wäre sie einem Gespenst begegnet.

Die Trainerin beendete das Gespräch nach wenigen Minuten. Ruby sah, dass ihre Finger zitterten, als sie das Handy zurück in die Tasche schob.

„Alles klar?“, fragte Amir. Eine ziemlich bescheuerte Frage.

Miyu schüttelte den Kopf. „Mein Vater …“, begann sie mit heiserer Stimme und brach dann ab.

„Ist er tot?“, platzte Ruby heraus.

„Nein“, sagte Miyu. „Aber es geht ihm sehr schlecht. Ich muss sofort zu ihm.“

„Nach Japan?“, fragte Amir.

Miyu lächelte mühsam. „Meine Eltern wohnen seit Jahren in England. Wir haben leider schon lange keinen Kontakt mehr. Wenn meine Schwester mich nicht angerufen hätte, hätte ich wahrscheinlich nie erfahren …“ Sie verstummte erneut. „Ich muss dahin.“

„Auf jeden Fall.“ Amir nickte entschlossen. „Mach dir um die Ranch keine Sorgen, wir kümmern uns um alles. Amanda und die anderen kommen heute auch noch her, wir machen einen Plan, wer was übernimmt.“

„Oh Gott, die Ranch.“ Miyu kämmte sich mit den Fingern durch die glänzenden Haare. Offensichtlich fiel ihr erst jetzt wieder ein, dass sie ja versprochen hatte, sich um die Ocean Ranch zu kümmern. Sie runzelte die Stirn. „Ich frag Aylin, ob sie für mich einspringen kann“, murmelte sie dann, mehr zu sich selbst als zu Amir und Ruby.

„Wer ist denn Aylin?“, fragte Ruby.

„Eine ehemalige Schülerin von mir. Sie ist ausgebildete Pferdewirtin und lebt in Plymouth. Ich ruf sie gleich mal an, ob sie herkommen kann.“

„Das ist doch nicht nötig“, beteuerte Amir. „Wir kriegen das auch so hin, wirklich, Miyu.“

Aber Miyu hatte ihr Handy schon wieder herausgezogen und suchte in ihren Kontakten nach einer Nummer. „Ihr könnt tagsüber mithelfen, aber irgendjemand muss auch nachts hier sein. Und ich glaube nicht, dass eure Eltern damit einverstanden wären …“ Sie unterbrach sich, weil sie die Nummer gefunden hatte. Sie wählte sie und presste beim Warten die Lippen aufeinander.

„Hi, Aylin! Hier ist Miyu.“ Diesmal sprach die Trainerin Englisch. Ruby und Amir hörten zu, wie sie Aylin die Situation erklärte.

„Sie kommt am frühen Abend hierher“, sagte Miyu, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. „Puh, ein Glück, dass sie gerade Zeit hat.“ Ihre braunen Augen richteten sich wieder auf die beiden Freunde. „Ich muss aber schon vorher los. Meine Eltern leben in Nottingham, ich hab Angst, dass …“ Sie biss sich auf die Lippen und Ruby merkte, dass sie plötzlich mit den Tränen kämpfte.

„Wir erklären Aylin alles.“ Ruby legte eine Hand auf Miyus Unterarm. „Mach dir deswegen keine Sorgen.“

Miyu nickte kurz, dann drehte sie sich abrupt um und ging mit großen Schritten zum Tor, wo ihr Fahrrad stand.

Was genau bedeutete früher Abend