Medienfunktionen in Thomas Manns 'Der Zauberberg' und Franz Kafkas 'Der Proceß' - Alexander Monagas - E-Book

Medienfunktionen in Thomas Manns 'Der Zauberberg' und Franz Kafkas 'Der Proceß' E-Book

Alexander Monagas

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Mannheim (Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und qualitative Medienanalyse ), Veranstaltung: Thomas Manns "Zauberberg" - Eine medienanalytische Lektüre, Sprache: Deutsch, Abstract: Medien sind allgegenwärtig. Niemand wundert sich heute noch darüber. Wir haben uns im Zeitalter der modernen Technik und des Fortschritts an rasante Entwicklungen ge-wöhnt und gehen tagtäglich routiniert mit solchen „Wundern“ um. Denn alles, woran man sich bereits gewöhnt hat, erscheint nicht mehr außergewöhnlich. Als Konsequenz des Medienzeitalters hat sich die Sicht der Dinge verändert: „Wunder werden üblich.“ Was bei Hans Castorp im Roman Der Zauberberg von Thomas Mann noch Staunen auslöst, hat Josef K. aus Franz Kafkas Roman Der Proceß bereits verinnerlicht. In bei-den Romanen spielen Medien bei der Sinnproduktion eine wesentliche Rolle. Was auf den ersten Blick als Unterschied erscheint, zeigt bei genauerer Betrachtung vergleichba-re Funktionen der Medien in Bezug auf Handlung und Beeinflussung der Protagonisten. Doch welche Funktion haben die Medien in den beiden Werken? Die Definition von Medien ist dabei eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Denn was im Allgemeinen unter Medien verstanden wird, ist lediglich ein Teil dessen, was sie sind und was sie leisten. Wer den Begriff Medien im Wörterbuch nachschlägt, findet dort häufig Einträge, die auf die medienlogischen Grundphänomene Speichern, Über-tragen und Bearbeiten im technischen Sinne reduziert sind. Im Allgemeinen wird gesagt, dass Medien in erster Linie ein Kommunikationsmittel sind; ein Mittel oder Vermittelndes. Neue Medien verdrängen sich gegenseitig und zi-tieren sich selbst und alte Medien. Dennoch bleibt es schwer zu definieren, welches Verhältnis Kommunikation und Medien im Einzelfall zueinander haben. Und gerade diese Medienkommunikation tritt im Zauberberg und im Proceß als recht komplexe Funktionen auf. Die Medien haben hier verschiedene Eigenarten und Eigenschaften, die sich kaum auf einen klassischen Nenner bringen lassen. Vielmehr gelingt es durch diese Medienformen, eine Vielzahl an Besonderheiten von Kommunikation, im Medium selbst zu vereinen. So kann Castorp dank der Medien seine durchaus erotisch-pathologische Beziehung zum Tod mit Hilfe der Medien auf dem Zauberberg vertiefen. Der Tod wird durch Medien lebendiger. Und auch Josef K. sucht mit Hilfe von Medien den Kontakt mit dem „Abwesenden“, dem Allgegenwärtigen. Ein medienanalytischer Blick auf die Funktionen der Medien ermöglicht hier eine interessante Perspektive für eine medienanalytische Interpretation beider Romane.

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Veröffentlichungsjahr: 2006

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Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. „DER ZAUBERBERG“ UND DIE MEDIEN.
2.1 „DIE DEUTSCHE SEELE UP TO DATE“
2.2 MEDIEN ALS KÖRPEREXTENSIONEN: „ES WAR EIN GRAMMOPHON.“
2.3 MEDIEN ALS INTERAKTIONSKOORDINATOREN
2.5 MEDIEN ALS ABSENZÜBERBRÜCKER - OPERATIONES SPIRITUALES
3. „DER PROCEß“ UND DIE MEDIEN
3.1 WERTLOSE KONVERSATION UND SINNVOLLE INFORMATION DER KOMMUNIKATION
3.2 VERMITTLER DER ERMITTLUNG - „ICH KNIE SCHON, MEIN ADVOKAT“
3.3 ORALITÄT UND SCHRIFTLICHKEIT.
3.4 DIE OMNIPRÄSENZ DES ABSENTEN - DAS GERICHT ALS MEDIALE ALLEGORIE.
5. FAZIT: MULTIMEDIAKOMMUNIKATION ALS SELBSTFINDUNGSHILFE
6. BIBLIOGRAPHIE.

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Medienfunktionen in Thomas Manns „Der Zauberberg“ und

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1. Einleitung

Medien sind allgegenwärtig. Niemand wundert sich heute noch darüber. Wir haben uns im Zeitalter der modernen Technik und des Fortschritts an rasante Entwicklungen gewöhnt und gehen tagtäglich routiniert mit solchen „Wundern“ um. Denn alles, woran man sich bereits gewöhnt hat, erscheint nicht mehr außergewöhnlich. Als Konsequenz des Medienzeitalters hat sich die Sicht der Dinge verändert: „Wunder werden üblich.“1Was bei Hans Castorp im RomanDer Zauberbergvon Thomas Mann noch Staunen auslöst, hat Josef K. aus Franz Kafkas RomanDer Proceßbereits verinnerlicht. In beiden Romanen spielen Medien bei derSinnproduktioneine wesentliche Rolle. Was auf den ersten Blick als Unterschied erscheint, zeigt bei genauerer Betrachtung vergleichbare Funktionen der Medien in Bezug auf Handlung und Beeinflussung der Protagonisten. Doch welche Funktion haben die Medien in den beiden Werken?

Die Definition vonMedienist dabei eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Denn was im Allgemeinen unter Medien verstanden wird, ist lediglich ein Teil dessen, was sie sind und was sie leisten. Wer den BegriffMedienim Wörterbuch nachschlägt, findet dort häufig Einträge, die auf die medienlogischen GrundphänomeneSpeichern, ÜbertragenundBearbeitenim technischen Sinne reduziert sind.2

Im Allgemeinen wird gesagt, dassMedienin erster Linie einKommunikationsmittelsind; ein Mittel oder Vermittelndes. Neue Medien verdrängen sich gegenseitig und zitieren sich selbst und alte Medien.3Dennoch bleibt es schwer zu definieren, welches VerhältnisKommunikationundMedienim Einzelfall zueinander haben. Und gerade diese Medienkommunikation tritt imZauberbergund imProceßals recht komplexe Funktionen auf. Die Medien haben hier verschiedene Eigenarten und Eigenschaften, die sich kaum auf einen klassischen Nenner bringen lassen. Vielmehr gelingt es durch diese Medienformen, eine Vielzahl an Besonderheiten von Kommunikation, imMediumselbst zu vereinen. So kann Castorp dank der Medien seine durchaus erotisch-

1Hörisch,Jochen: Eine Geschichte der Medien. Von der Oblate zum Internet. Frankfurt a.M. 2004. S. 68

2Vgl. ebd. S. 70f

3Vgl. ebd. S. 75f

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pathologische Beziehung zum Tod mit Hilfe der Medien auf dem Zauberberg vertiefen.

Der Tod wird durch Medien lebendiger. Und auch Josef K. sucht mit Hilfe vonMedienden Kontakt mit dem „Abwesenden“, dem Allgegenwärtigen. Ein medienanalytischer Blick auf die Funktionen der Medien ermöglicht hier eine interessante Perspektive für eine medienanalytische Interpretation beider Romane.

2. „Der Zauberberg“ und dieMedien

Der Roman von Thomas MannDer Zauberbergspielt weit oben in den davoser Bergen in einem Sanatorium. Obwohl dies ein sehr abgelegener Ort ist, geschehen dort mit Hilfe vonMedienwundersame Dinge aus aller Welt. Medien sind auf dem Zauberberg von auffallend starker Präsenz. Liest man den Roman gezielt nach medialen Erscheinungen, so fällt schnell dabei auf, dass eine ganze Menge technischer Medien eine bedeutende Rolle spielen. Ebenso deutlich wird aber auch, dass dies nicht alle Medien auf dem Zauberberg sind. Doch was sind „Medien“ eigentlich?

Zahlreiche Medientheorien wurden im Laufe der Zeit entwickelt, widerrufen, abgeändert, verworfen und erneuert, um das Phänomen derMedienzu beschreiben. Medien befinden sich allesamt in einem ständigen Fortbildungsprozess. Sie verändern sich meist gleichzeitig mit dem Fortschritt der Technik und den gesellschaftlich-sozialpolitischen Schwankungen der Zeit. DieMedienbesitzen eigentlich nur eine gemeinsame Konstante: Veränderung. Eine ultimativ umfassende Definition, die alle diese Veränderungen eingehend berücksichtigen würde, kann eben durch deren Beschaffenheit nicht abschließend gegeben werden.

2.1 „Die deutsche Seele up to date“

Die modernen Medientheorien gehen davon aus, dass die individuelle Auseinandersetzung mit der historischen Welt durch den Informations- und Bilderfluss technischer Apparaturen ersetzt wird. Dadurch wirdErfahrungdurchErlebnisundOrientierungdurchInformationabgelöst. Eine Theorie, die treffend viele Situationen auf dem Zauberberg umschreibt. So findet sich bei der Einführung des Grammophons folgende Textstelle: