Mein Leben mit multisystemischen und chronischen Erkrankungen positiv leben - Jennifer Karin Schausten - E-Book

Mein Leben mit multisystemischen und chronischen Erkrankungen positiv leben E-Book

Jennifer Karin Schausten

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Beschreibung

Dieses Buch von Jennifer Karin Schausten soll chronisch kranken Menschen helfen, sich selbst zu helfen, zurück zu einer positiven Lebenseinstellung zu finden und ihr Leben trotz Beschwerden und Beeinträchtigungen zu genießen. Der Inhalt beruht auf den Erfahrungen, die die Autorin mit ihren eigenen unheilbaren chronischen Erkrankungen gemacht hat. Als junge Mutter und berufstätige Powerfrau in der Blüte ihrer Jahre war Jennifer Karin Schausten vor die Wahl gestellt zu verzweifeln und aufzugeben oder Mut zu fassen und einen Ausweg zu suchen. Sie entschied sich dazu, alles zu tun, um ihr Leben auch mit allen Beschwerden und Beeinträchtigungen wieder schätzen und genießen zu können. Ihren Weg hat sie dokumentiert und ihre Lösungsansätze für ihre LeidensgenossInnen aufgezeichnet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 331

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-883-7

ISBN e-book: 978-3-99146-884-4

Lektorat: Mag. Eva-Maria Peidelstein

Umschlagfoto: Martinmark | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Widmung

Das Buch ist für jeden, der mittels Selbstreflexion,Akzeptanz und Annahme und anderen mentalenStrategien ein erfülltes Leben mit chronischenErkrankungen leben möchte.

Einleitung

Mein Name ist Jenny. Ich bin 40 Jahre alt, Mutter von 6-jährigen Zwillingen, verheiratet und ich bin chronisch krank. Ich habe das Mastzellaktivierungssyndrom, kurz MCAS, das Hypermobilitätssyndrom und als Begleiterkrankung auch das Posturale Tachykardie Syndrom, kurz POTS. Die Erkrankungen betreffen den gesamten Körper, verlaufen teilweise systemisch und progressiv und rufen sehr vielfältige, teils diffuse Symptome hervor. Mein Weg zu den Diagnosen war sehr lang und steinig und ich war sehr erleichtert, als das Kind endlich einen Namen hatte.

Ich möchte aber in diesem Buch nicht darüber sprechen, wie ich zu meinen Diagnosen kam oder was meine Symptomatik ist. Das wird nur am Rande erwähnt, wenn es nötig ist, um meine Vorgehensweise zu erläutern. Auch geht es nicht darum, einen Weg zur Beschwerdefreiheit aufzuzeigen, denn davon bin ich selbst noch sehr weit entfernt. Worum es mir hier geht, ist meinen Weg zu mehr Lebensqualität und meinen Umgang mit den Erkrankungen im Alltag zu erzählen; euch meine Strategien näherzubringen; euch an meiner positiven Lebenseinstellung und daran, wie ich diese erreicht habe, teilhaben zu lassen, denn genau diese ist es, die mir ein relativ normales Leben mit den Erkrankungen ermöglicht.

Manche halten mich für zu naiv. Wieder andere behaupten, ich würde Dinge schönreden.

Doch meiner eigenen Erfahrung nach macht das Innere, das Denken und Fühlen so viel aus. Die eigene Einstellung zu allem hat einen enormen Einfluss auf unseren Körper und auch auf das, was wir nach außen hin spiegeln. In meinem Buch geht es um Akzeptanz und Reflexion. Um Optimismus, Glaubenssätze, Veränderung, Ängste. Um Strategien, wie man negative Gedanken drehen und für sich nutzen kann. Um Motivation und innere Stärke, die einem jeden von uns innewohnt.

Es geht um den Weg zu sich selbst, für sich selbst und für ein lebenswertes Leben mit Einschränkungen, Behinderungen und Erkrankungen. Es geht darum, wie man es schaffen kann, ein erfülltes Leben mit chronischen Erkrankungen zu leben, statt gegen sie und ihre Symptomatik anzukämpfen.

Ich möchte euch einfach teilhaben lassen an dem, was ich tue und getan habe, um in Frieden und im Einklang mit meinen Erkrankungen zu leben.

Mit der Diagnose kam Erleichterung, doch gleichzeitig auch Angst, Wut und Verzweiflung

Vorweg, bevor ich meine Diagnosen bekam, hatte ich schon unendlich viele Arztbesuche, Untersuchungen und Tests hinter mir. Daher war es eine Erleichterung, als ich die Worte hörte „Sie leiden am Mastzellaktivierungssyndrom und dem Hypermobilitätssyndrom.“. Zu diesem Zeitpunkt war mir erst mal egal, dass beides weder heilbar noch gut therapierbar ist. Ich wusste endlich, was das Problem ist, und hatte daher auch die irrtümliche Hoffnung, dass sich nun alles sehr schnell bessern würde. Die Erleichterung, so groß sie auch gewesen ist, wich dann schnell einer Mischung aus Angst, Wut und Verzweiflung.

Ich war 38 Jahre alt. Mit zwei kleinen Kindern. Unheilbar krank. Progressiver Krankheitsverlauf. Das war es jetzt. Und mitten in diesem Gefühlschaos habe ich den größten Fehler überhaupt gemacht: Ich habe auf Social Media Plattformen nach Geschichten von Betroffen gesucht und sehr schnell welche gefunden. Allerdings, und da lag das Problem, haben sehr viele Betroffene nicht viel Positives berichtet. Ich las eine Horrorgeschichte nach der anderen. Das hat mich verzweifeln lassen. Wie sollte ich das denn alles akzeptieren? Ich habe Dinge gelesen wie „Ich bin bettlägerig“, „Ich kann gar nichts mehr“, „Ich hab kein lebenswertes Leben mehr“. Mein einziger Gedankenkreislauf zu diesem Zeitpunkt war: „So endest du auch! Wirst eine Last für deine Familie! Wertlos und zu nichts mehr zu gebrauchen!“ – und das war wirklich hart für mich. Denn ich bin jemand, der sprichwörtlich Hummeln im Hintern hat. Power. Jemand, der mitten im Leben stand und der nun eine Horrorvorstellung bezüglich der eigenen Zukunft hatte. Alle Pläne weg. Nichts würde mehr gehen. Das Leben würde einfach an mir vorbeiziehen und ich vor mich hin vegetieren. Das hat mich fast schon in eine handfeste Depression befördert. Ich war richtig tief unten, gefangen in einem Kreislauf aus negativen Gefühlen und vor allem einer unheimlichen Wut auf mich selbst. Wut auf meinen Körper. Wut auf einfach alles. Wut ist kein guter Berater. Ist ein schlechter Begleiter.

Allerdings, und hier setzte auch sogleich meine erste Strategie, mein erster Schritt zur eigentlichen Akzeptanz ein, kann Wut ein guter Motivator sein, wenn man sie in die richtige Richtung lenkt. Mir ist es gelungen, meine Wut nicht mehr gegen mich selbst, meinen Körper zu richten, sondern gegen mein negatives Denken. Alles fing damit an, dass ich mich fragte, was ich einem meiner Freunde, meinem Mann, irgendeinem Menschen sage würde, würde er mir erzählen, er würde sich wertlos und unnütz fühlen und sei wütend auf sich selbst. Meine Antwort darauf war „Ich verstehe dich, aber das ist Blödsinn! Wenn du so über dich selbst denkst, ist es kein Wunder, wie du fühlst und dass du da nicht rauskommst!“ Ich war knallhart, aber ehrlich zu mir selbst, ganz so, wie ich es auch zu einem mir nahestehenden Menschen gewesen wäre, und das tat verdammt weh.

Die Erkenntnis, dass ich es selbst war, die mich in diesen Zustand gebracht hatte, tat wirklich weh und brachte eine Menge Gefühlschaos mit sich. Aber sie hat mir auch die Tür zu meinem Inneren geöffnet. War der erste Schritt zur Selbstreflexion und letztendlich auch zu meinem Optimismus.

Selbstreflexion

Zuerst möchte ich das Thema der Selbstreflexion behandeln. Was das ist, wozu sie wichtig ist und wie sie funktioniert. Denn ich werde auf den folgenden Seiten immer wieder mal von ihr sprechen, da sie einer der wesentlichen Bestandteile meines Umgangs mit meinen Erkrankungen, den Beeinträchtigungen und dem Leben damit ist.

Mehr noch, sie ist auch immer wieder mal nötig, wenn man Dinge im Leben selbst, im Denken und Fühlen ändern möchte. Denn wenn wir auch nicht immer die Umstände ändern können, ist es uns dennoch möglich, an uns selbst zu arbeiten. Es gibt unzählig viele Strategien, wie man zum Beispiel seine Einstellung ändern, sein Selbstwertgefühl, seine innere Widerstandskraft aufbauen und stärken kann. Doch bei fast allem braucht man die Selbstreflexion, wenn man egal welche Strategie auch nachhaltig und vor allem erfolgreich anwenden möchte.

Um etwas zu ändern, müssen wir uns nämlich zuerst alles ganz genau anschauen, uns beobachten, uns selbst und die Umstände hinterfragen. Das geht nicht, ohne sich selbst zu reflektieren. Also sein eigener Spiegel zu sein. Sich mit dem, was man sieht, auseinanderzusetzen. Mit dem, was man fühlt und denkt. Im Grunde lässt sich sagen, dass die Selbstreflexion der Schlüssel zu vielen Techniken ist, die man anwendet, um etwas zu verbessern, zu verändern.

Leicht ist das nicht, denn es bedeutet, sich in allen Facetten zu sehen, wahrzunehmen, anzunehmen und zu akzeptieren. Wenn man sich selbst reflektiert, dann sieht man gute, aber auch schlechte Eigenschaften. Man fühlt alle Emotionen und manche davon sind sehr schmerzhaft. Man öffnet sich, und zwar sich selbst gegenüber. Aber, und das ist immer das Wichtigste, man erlangt auch Erkenntnisse. Die Erkenntnis über sich selbst zum Beispiel. Darüber, was man wirklich fühlt und denkt. Erkenntnis über den eigenen Weg, Vergangenes sowie darüber, wer man wirklich ist, war und sein möchte.

Erkenntnisse können schmerzhaft sein, besonders, wenn sie uns selbst betreffen. Aber der Weg zur Heilung und zur Besserung führt oftmals mitten durch unseren tiefsten Schmerz hindurch.

Was genau ist eigentlich Selbstreflexion?

Selbstreflexion ist die Fähigkeit, unser eigenes Erleben, Fühlen und Denken zu beobachten. Zu beobachten und es dabei bestenfalls auch zu hinterfragen und zu verstehen. Metaphorisch gesprochen, dient hier unser eigener Verstand als Spiegel, über den wir uns selbst, unser ganzes Sein betrachten. Wir können hinterfragen und feststellen, ob wir zufrieden sind, etwas für uns verändern möchten und was wir wieso fühlen. Zugegeben, das klingt etwas philosophisch, ist es aber nicht. Ich betrachte die Selbstreflexion als ein wesentliches Werkzeug, um den für mich richtigen Weg zu finden, Dinge zu ändern und auch, um mein Wohlbefinden zu steigern.

Die Bedeutung der Selbstreflexion

Vielleicht mag der ein oder andere nun denken „Ah, sie meint grübeln!“ – aber nein, dass meine ich nicht. Wenn wir grübeln, treten wir doch meist auf der Stelle. Kreisen um ein und dieselbe Sache, ohne zu irgendeiner hilfreichen Erkenntnis zu kommen. Bei der Selbstreflexion ist genau das Gegenteil der Fall. Wir beobachten, reflektieren, erkennen und verstehen. Das führt uns immer zu irgendeiner Erkenntnis, die uns letztendlich nicht nur zum Reagieren bringt, sondern auch dazu, unser Verhalten situationsabhängig bewusst zu steuern.

Ein Beispiel:

Sagen wir mal, ich hatte einen stressigen Tag, mein Schmerzlevel ist sehr hoch und ich habe eventuell in der Nacht zuvor nicht richtig geschlafen. Ich bin daher gereizt und empfindlich und gerate in einen Streit mit meinem Mann. Reflektiere ich das dann und denke darüber nach, dann erkenne ich schnell, dass die Umstände dafür gesorgt haben, dass ich überreagiert habe. Mit dieser Erkenntnis fällt es mir dann auch wesentlich leichter, mich bei meinem Mann zu entschuldigen und zu erklären, wieso es dazu kam. Das wiederum sorgt auch für mehr Verständnis bei ihm. Langfristig hilft es mir sogar dabei, vorzeitig zu erkennen, ob eine Diskussion mich noch mehr belastet und ich diese lieber vertagen sollte, oder ob ich resistent genug dafür bin, nicht wieder zu überreagieren.

Selbstreflexion hat also nicht den Sinn, sich selbst zu kritisieren im negativen Sinne oder sich selbst niederzumachen im Sinne von: „Schon wieder warst du so gereizt und unfair. Du bist einfach kein guter Mensch!“, sondern einen neutralen Blick auf die Situation, ein Gefühl, ein Ereignis zu richten. Dieser neutrale Blick kann uns eine Hilfe dabei sein, etwas über uns selbst, unser Denken, unser Fühlen und Verhalten zu lernen. Damit ergibt sich dann auch die Grundlage für ein selbstbestimmtes Handeln und nicht zuletzt auch dafür, dass wir mehr im Einklang mit uns selbst sind. Im Positiven wie auch Negativen.

Wer wollen wir denn eigentlich sein?

Diese Frage stellen wir uns alle mal. Allerdings können wir das selten gut oder für uns zufriedenstellend beantworten. Die Selbstreflexion kann uns dabei eine großartige Hilfe sein.

Ich zum Beispiel möchte eine Person sein, die ihre durch ihre Beschwerden hervorgerufenen Launen nicht an anderen auslässt. Mein Verhalten wie im vorherigen Beispiel zu reflektieren, hilft mir dabei zu überlegen, wie ich besser reagieren könnte. Statt also meinen Frust an meinem Mann auszulassen und einen vermeidbaren Streit als Ventil zu nutzen, sage ich ihm einfach, dass ich keine gute Laune habe, gestresst und überfordert bin und dass meine Schmerzen eben sehr stark sind.

Jeder von uns hat nämlich innere Werte, Prioritäten und Vorstellungen, die unser Sein prägen. Wichtig ist, seine Werte auch wirklich zu kennen. Jetzt mag man sagen, ich kenne meine Werte, denn so habe ich auch mal gedacht. In Wirklichkeit habe ich sie aber nicht gekannt. Erst die Auseinandersetzung mit mir selbst hat mir diese aufgezeigt.

Zur Selbstreflexion bezüglich der eignen Werte gehören ein paar Fragen

Was genau ist mir wichtig im Leben?Wofür genau möchte ich stehen?Welche meiner Eigenschaften möchte ich von meinem Umfeld wahrgenommen haben?

Gar nicht so einfach zu beantworten, oder? Bei dem Versuch es zu tun, wendet man aber bereits Selbstreflexion an: indem man sich selbst beobachtet; über seine eigentlichen Werte nachdenkt und damit letztlich auch zur Erkenntnis kommt, wer man sein möchte. Damit schafft man dann die Grundlage, Selbstreflexion auch im Alltag mit Erkrankungen anzuwenden.

Selbstreflexion im Alltag anwenden

Natürlich sind die Fragen zu den eigenen Werten nichts, was man im Alltag anwendet. Aber, und das ist eben auch sehr wichtig, unsere Handlungen verleihen unseren inneren Werten täglich Ausdruck. So bemerken wir, ob wir im Einklang mit uns selbst sind und dementsprechend handeln oder eben nicht.

Vermutlich gelingt es niemandem, sofort und in jeder Situation zu reflektieren, ob man sich grade seinen Werten entsprechend verhält oder man tatsächlich gegen sie handelt. Aber auch wenn man dies erst hinterher tut, hilft es einem in zukünftigen ähnlichen Situationen entsprechend zu handeln. Man kann aber üben, selbstreflektiert zu handeln. Ich selbst habe es damit geschafft, mir jeden Abend etwas Zeit zu nehmen, meinen Tag zu reflektieren. Ich habe dabei aufgeschrieben, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Zusätzlich habe ich mir überlegt, wie ich schwierige und belastende Situationen zukünftig vielleicht besser meistern könnte. Was ich eventuell anders machen könnte oder gar möchte.

Dabei geht es auch nicht darum, dass wir uns stetig optimieren, sondern darum, etwas über uns selbst zu lernen und uns selbst besser zu verstehen.

Selbstreflexion ist individuell und für jeden anders

So wie jeder von uns ganz eigene persönliche innere Werte hat, die uns bestenfalls zu einem zufriedenen Leben verhelfen und uns bei der Entscheidungsfindung unterstützen und sogar leiten, so muss jeder seine eigene Art der Selbstreflexion finden. Sich also auf seine eigenen Werte fokussieren, auf seine Handlungen und das, was man wirklich möchte und auch wie man das erreichen kann. Dabei kann eben alles Mögliche hilfreich sein. Den Druck für sich rausnehmen. Meditieren. Sich selbst und seine Handlungen hinterfragen. Lösungen für Probleme finden. Gute und auch negative Gefühle und Glaubenssätze betrachten und wenn nötig hinterfragen und sie letztendlich auflösen.

Man kann sich selbst fragen, wieso denke ich XY? Wieso glaube ich, dass XY nicht geht oder nicht veränderbar ist? Was könnte ich tun oder versuchen, um diese Gedanken für mich ins Positive zu verändern? Was kann ich mir an einem schlechten Tag Gutes tun, damit ich mich besser fühle?

Denn auch bei der Selbstfürsorge spielt Selbstreflexion eine nicht unbedeutende Rolle. Wir müssen uns selbst kennen, uns selbst verstehen, damit wir entsprechend unserer Werte und Wünsche handeln können. Damit wir wachsen, reifen und uns wenn nötig anpassen und verändern können. Damit wir ein Leben führen, in dem wir im Einklang mit uns selbst sind.

Grade dann, wenn chronische Erkrankungen unser Leben quasi auf den Kopf stellen.

Optimismus und Zuversicht im Leben mit chronischer Erkrankung

Als Nächstes möchte ich mich dem Optimismus zuwenden. Ich selbst werde oft als gnadenloser Optimist bezeichnet, da ich immer versuche, die Dinge positiv zu sehen oder allem zumindest etwas Positives abzugewinnen.

Kurz gesagt, ich habe eine positive Grundeinstellung zu meinem Leben. Zu mir selbst, zu dem, was ich fühle, und vor allem in Bezug auf meine Zukunft. Allerdings kam diese gehörig ins Wanken, als ich meine Diagnosen bekam. Plötzlich war mein Leben völlig anders, als es vorher war, und damit bekam auch das bereits gestaltete Bild meiner Zukunft tiefe Risse. Das geht uns allen so, wenn sehr einschneidende Erlebnisse das Leben auf den Kopf stellen und uns erschüttern. Da können auch sehr positiv eingestellte Menschen ins Straucheln geraten. Das Vertrauen in sich selbst und darauf, dass das Leben „gut ausgehen“ wird, verlieren.

Das muss und sollte aber kein Dauerzustand sein. Wir können uns nämlich durchaus in ein zuversichtliches Denken zurückkämpfen. Wieder zurückgelangen zu einem positiv eingestellten Ich. Wir Menschen brauchen das nämlich. Wir müssen an etwas glauben, auf etwas vertrauen können, auch auf uns selbst, wenn wir Ziele erreichen möchten. Wir brauchen einen Antrieb, wollen motiviert sein und natürlich auch auf etwas hinarbeiten. Aber das geht alles nicht, wenn wir nicht wenigstens ein wenig optimistisch sind. Pessimismus ist natürlich wesentlich einfacher, denn wir Menschen tendieren schon von Natur aus eher dazu, das Schlimmste anzunehmen, als auf das Beste zu hoffen.

Mein Weg zurück zum Optimismus war alles andere als leicht, aber er war machbar und hat mich letztendlich noch optimistischer als vorher werden lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass jeder sich eine positive Grundeinstellung aufbauen kann. Das bedeutet nicht, dass man naiv und realitätsfremd durch sein Leben geht, sondern dass man das Beste erwartet, statt immer das Schlimmste, was passieren kann, von vornherein zu erwarten. Und hier kann man auch bereits loslegen und sich sagen:

„Ich kann lernen, optimistischer zu werden!“

Was genau ist eigentlich Optimismus?

Das Wort Optimismus ist vom lateinischen Optimum abgeleitet. Es bedeutet also „das Beste“. Kurz gesagt, bedeutet eine optimistische Grundhaltung das Beste zu erwarten. Das bedeutet aber keineswegs, dass wir uns die Dinge einfach schönreden und die Realität dabei völlig außer Acht lassen. Es geht darum, dass wir grundsätzlich erst mal erwarten, dass sich alles positiv entwickelt. Auch dann, wenn vielleicht nicht alles so läuft, wie wir uns das wünschen.

Ein Beispiel:

Meine Erkrankungen, das Mastzellaktivierungssyndrom sowie das Hypermobilitätssyndrom haben beide einen progressiven Krankheitsverlauf. Das bedeutet, sie werden stetig voranschreiten, und das lässt sich auch kaum bis gar nicht aufhalten. Das ist die Realität, die ich akzeptieren muss. Allerdings bedeutet das auch wieder nicht, dass eine Verschlechterung unweigerlich heftig kommt. Ich bin mir des Voranschreitens meiner Erkrankungen bewusst, lebe aber eben nicht in der Annahme oder Erwartungshaltung, dass das Schlimmste auch eintreten wird. Ich sage mir selbst, dass keiner vorhersagen kann, wann eine Progression eintritt und wie schlimm diese dann tatsächlich sein wird. Ich lebe in der Annahme, dass es gar nicht so schlimm wird, wie man befürchten könnte, und ich einfach weiter ein relativ gutes Leben führen werde. Blicke also positiv eingestellt in meine Zukunft.

Natürlich, und das ist menschlich, gelingt das nicht immer so problemlos. Es gibt immer wieder Phasen, auch bei mir, die erschütternd sind und Negativität sowie Pessimismus mit sich bringen. Mal sind wir mehr optimistisch und mal mehr pessimistisch. Allerdings kann man selbst einen nicht unwesentlichen Einfluss darauf nehmen.

Optimismus kann man lernen

Niemand von uns ist optimistisch oder pessimistisch auf die Welt gekommen.

Wir neigen aber leider dazu, eher das Schlechte und Schlimme zu erwarten. Das liegt in der Evolution begründet. Vorsicht vor Gefahren. Wir wollen überleben und uns stetig vor eventuellen Gefahren schützen. Wir wollen Katastrophen möglichst vermeiden und haben deswegen auch so oft nur das Schlimmste im Sinn. Dieser Sinn, wenn man so will, wird uns in die Wiege gelegt. Erkrankt man nun, ist die Katastrophe da. Wir mittendrin, schutzlos und ängstlich. Dann setzt natürlich sofort der Überlebensmodus ein, der uns vor allem Möglichen warnt. Bloß kein Risiko eingehen, nichts schlimmer machen. Wir nehmen einfach pauschal an, dass eine progressive Erkrankung uns eine stetige Verschlimmerung bringt und wir sowieso nichts dagegen machen können. Also wieso überhaupt versuchen?

Das verdeutlicht auch ganz gut, wieso es manchmal notwendig ist, eine positive Grundeinstellung zu erlernen. Wir können zwar problemlos dem Pessimismus folgen, aber Optimismus müssen wir uns erarbeiten. Wie mir das gelungen ist, erzähle ich euch gerne. Nehmt es als Anreiz und Inspiration.

Dankbarkeit als Schlüssel nutzen

Wie soll denn das gehen? Das mögen sich einige nun sicherlich fragen. Betrachten wir das Ganze aber mal so: Wenn irgendwas bereits gut ist, kann uns das die Zuversicht schenken, dass sich Dinge auch positiv entwickeln können. Dazu ist es aber nötig, dankbar zu sein.

Ein Beispiel:

Nach einem schönen Spaziergang am See fühle ich mich entspannt und wohl. Die frische Luft tat mir gut und die Bewegung sowieso. Vielleicht habe ich unterwegs noch unerwartet eine liebe Freundin getroffen und Kaffee mit ihr getrunken. Alles in allem einfach einen schönen Nachmittag genossen.

Wenn ich nun dankbar dafür bin, richte ich meinen Fokus weg von möglichen Problemen oder Widrigkeiten, hin zu etwas Gutem. Zu dem Hier und Jetzt. Zu dem, was gut in meinem Leben ist, wofür ich dankbar sein kann. Das bringt auch direkt die Zuversicht mit sich, dass eben doch nicht alles im Leben schlecht ist, auch wenn es manchmal den Anschein hat, es wäre so. Das bedeutet natürlich nicht, dass all unsere Wünsche in Erfüllung gehen oder auch dass wirklich immer nur das Beste eintritt. Es ist auch kein Garant dafür, dass man grundsätzlich glücklich durchs Leben geht. Aber darum geht es eben auch nicht. Hier geht es vielmehr darum, durch Dankbarkeit seinen Blick auf das Positive im eigenen Leben zu lenken. Es wahrzunehmen und auch als Ankerpunkt zu verwenden. Damit man, wenn etwas nicht gelingt, nicht gut ausgehen wird, sich sagen kann, dass man aber immer dies und das im Leben hat, worüber man sich freuen kann. Dadurch kann man auch etwas gelassener damit umgehen, wenn etwas nicht nach Plan läuft oder einem sogar den Boden unter den Füßen wegzieht.

Dankbarkeit im Alltag üben und anwenden

Dankbarkeit kann man im Alltag üben und auch anwenden. Das ist auch gar nicht so schwierig, wie es klingt. Alles, was wir dazu brauchen, ist der Wille dazu und natürlich auch ein gewisses Maß an Ausdauer. Denn auch hier müssen wir wieder in die Selbstreflexion gehen. Unseren Tag, und das jeden Tag aufs Neue, genau betrachten und reflektieren.

„Wofür bin ich heute dankbar?“

muss also die Frage lauten, die wir uns am Ende eines jeden Tages stellen. Das mag etwas lächerlich klingen, denn manchmal tendieren wir dazu zu sagen, dass wir nichts im Leben haben, wofür wir dankbar sein können. Oder fragen uns, wofür wir denn dankbar sein sollen, wenn das Leben „nur“ aus Leid, Schmerzen, Verzweiflung und Ungerechtigkeit besteht. Genau hier müssen wir anfangen umzudenken.

Wir müssen uns, besonders in sehr herausfordernden Zeiten und Lebensphasen wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir eben doch immer etwas haben, wofür wir dankbar sein können und auch sollten. Wir nehmen es nur viel zu oft gar nicht mehr wahr. Nehmen manches auch einfach als viel zu selbstverständlich im Leben. Wie zum Beispiel einen Sonnenaufgang sehen. Das Lachen unserer Kinder. Die fremde Person, die uns einfach anlächelt. All die kleinen alltäglichen Dinge, die wir als gegeben sehen, aber nicht mehr als das wahrnehmen, was sie sind: Gründe dankbar zu sein!

Hier ein paar Beispiele, wie das aussehen kann:

Ich bin dankbar für meine Kinder.Ich bin dankbar für das tolle Gespräch mit meinem Partner/meiner Partnerin.Ich bin dankbar für das schöne Haus, in dem ich lebe.Ich bin dankbar für die Arbeit, die ich habe.Ich bin dankbar für den guten Kaffee am Morgen.Ich bin dankbar für den wunderschönen Sonnenaufgang.Ich bin dankbar für den tollen Nachmittag mit Freunden.Ich bin dankbar für die Liebe in meinem Leben.Ich bin dankbar, dass ich lebe.Ich bin dankbar für alles, wofür ich dankbar sein darf.

Das sind nur Beispiele. Beispiele von Dingen, für die ich jeden Tag dankbar bin. Dinge, die ich mir in schlechten Phasen mehr denn je vor Augen führe, um nicht zu vergessen, wie viel Schönes in meinem Leben wirklich ist. Erlebnisse und Menschen, die mein Herz mit Freude, Glück und Liebe füllen. Die mir jeden Tag zeigen, dass die Welt, in der ich lebe, wunderschön ist. Dass ich geliebt werde und vor allem auch ich selbst Liebe gebe. Dass ich ein warmes Zuhause habe, in dem ich mich geborgen fühlen darf. Einfach, dass neben all meiner Verzweiflung, all den Schatten eben auch Licht ist.

Wichtig ist nicht, wofür wir am Ende dankbar sind, sondern dass wir diese Dankbarkeit auch tatsächlich spüren. Es spielt auch keine Rolle, ob wir für 10 oder 30 Dinge, oder nur eine einzige Sache dankbar sind. Es ist nur wichtig, dass es etwas gibt, und zwar jeden Tag, wofür wir dankbar sein können, dankbar sein dürfen. Denn diese eine Sache ist etwas Gutes, etwas Positives, und darauf lässt sich letztendlich auch der Optimismus aufbauen. Je bewusster wir uns dem Guten durch Dankbarkeit zuwenden, umso leichter fällt es uns, den Blick zuversichtlich in die Zukunft zu richten.

Auch das ist natürlich ein Prozess. Es erfordert Geduld und Ausdauer. Aber es lohnt sich.

Der Weg in ein zufriedenes Leben!

„Nimm es selbst in die Hand – ändere dein Leben oder deine Einstellung!“

Als Nächstes möchte ich über den Weg in ein zufriedenes Leben schreiben. Darüber, wie man zur Zufriedenheit kommt. Das Erste, was ich nach meinen Diagnosen verstehen lernen musste, war, dass mein Leben, mein Alltag und auch mein Denken darüber nicht besser wird, nur weil ich es mit dem Leben von anderen, vorzugsweise mit dem von gesunden Menschen vergleiche. Wenn ich andere bewundere oder, was noch schlimmer ist, ihnen etwas neide. Generell wird das Leben an sich nicht besser, wenn man anderen etwas neidet, unzufrieden vor sich hinlebt und quasi nur noch meckert. Das kostet einfach viel zu viel Energie. Energie, die ich gelernt habe zu bündeln und für mich und mein Wohlbefinden einzusetzen.

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit!“

Dazu müssen wir uns erst mal eines verdeutlichen: Nur wir selbst haben unser Leben in den Händen. Nur wir selbst können etwas ändern. Nur wir selbst sind dazu in der Lage, unser Leben so zu gestalten, wie wir es führen möchten. Nur wir selbst können die Dinge verbessern. Zugegeben, das klingt reichlich naiv in Anbetracht dessen, dass ich eine unheilbare, chronische und progressive Erkrankung habe.

Aber es ändert dennoch nichts an der Tatsache, dass man nicht zufrieden leben kann, wenn man ständig nach rechts, nach hinten, nach links und rundherum schaut, sein Leben mit dem eines anderen vergleicht und dabei nur die Dinge sieht, die negativ sind. Wenn das Missgunst und Frustration sowie Verzweiflung hervorruft, die einen förmlich verschlingen. Das bedeutet natürlich nicht, man soll sich nicht umschauen, ganz im Gegenteil. Aber anstatt sich davon frustrieren zu lassen, kann man es als Inspiration sehen, als kleinen Wegweiser. Eventuell kann man sich sogar von allem etwas mitziehen lassen.

Dazu braucht es in erster Linie einmal die Einsicht, dass wir eigenverantwortlich Dinge ändern müssen. Die Einsicht, dass wir eventuell die eigene Perspektive ändern sollten, denn das ist es, was den Prozess der Veränderung erst in Gang bringt. Ohne Einsicht keine wirkliche und nachhaltige Veränderung.

Dann braucht es Mut. Mut und den Willen, die eigene Komfortzone zu verlassen. Das alles ist schmerzhaft. Ist unangenehm. Zu reflektieren, sich mit den eigenen Gefühlen, dem tiefsten Inneren und den eigenen Defiziten auseinanderzusetzen ist nicht leicht – es lohnt sich aber! Ich schreibe hier auch bewusst nicht von einem glücklicheren Leben, denn Glück liegt meist in den kleinen Dingen. Das empfinde ich zum Beispiel, wenn meine Kinder mich anlachen. Ein Fremder freundlich grüßt. Ich einen schönen Sonnenaufgang sehe. Mit meinem Mann Hand in Hand spazieren gehe. Glück ist ein Gefühl und jeden macht etwas anderes glücklich. Wichtig ist hier: Dem vermeintlichen ganz großen Glück nachzujagen führt zu nichts. Außer vielleicht zu noch mehr Unzufriedenheit. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, wie es ist, wenn man unglücklich ist. Wenn Unzufriedenheit an einem nagt und man sich nur noch auf das Schlechte im Leben fokussiert, ohne das eigentlich Gute zu sehen. Mit einem scheinbar unerreichbaren Ziel vor den Augen. Mit Scheuklappen auf. Man verpasst nämlich so viele Möglichkeiten und verliert den Blick für das Wesentliche.

Befreien, lösen, den Druck rausnehmen

„Wenn du unzufrieden bist, ändere dein Leben oder deine Einstellung!“

Es gab einige Schlüsselmomente, die mir regelrecht die Augen öffneten. Metaphorisch gesprochen hat mich mein eigenes Ich angebrüllt und gesagt: „Nur du hast es in der Hand!“ Die Einsicht darüber, dass ich es selbst war, die mir im Weg stand, war wie ein Schlag in die Magengrube. Aber es machte mir auch klar, ich muss es selbst anpacken. Niemand ist schuld daran und niemand kann etwas dafür, dass mein Leben so aus den Fugen geraten ist, anders ist und dass ich mich dem anpassen, einen neuen Weg einschlagen muss.

Zugegeben, dieser Weg war nicht leicht. Er war voller Hürden, Irrungen und Wirrungen und oft wirklich einfach schmerzhaft. Das gehört aber dazu, denn Wandel tut immer auch weh. Sich von Dingen, Gewohnheiten, Hobbies, vielleicht sogar Beziehungen und Freundschaften zu lösen tut weh. Besonders dann, wenn tiefe Emotionen damit verbunden sind. Aber mit jedem einzelnen Schritt schlich sich gleichzeitig auch so etwas wie Erleichterung ein. Ich öffnete mich und probierte neue Dinge aus. Habe mich immer wieder an ganz neuen Dingen und Aktivitäten versucht. Habe neue Freundschaften geschlossen und Schritt für Schritt wieder zu mir selbst gefunden.

Zu einem neuen und, wie ich heute sage, besseren, zufriedeneren und vor allem aber stärkeren und mutigeren Ich. Zufriedenheit, und das mag seltsam klingen, kann man trainieren. Indem man sich selbst in neuen Dingen versucht. Sich selbst auf die Schulter klopft, auch wenn einem etwas nicht gelingt, man es aber einfach versucht hat. Indem man dankbar für alles ist, was man im Leben hat, ohne zu beklagen, was man nicht hat.

Damit ist es mir letztendlich auch gelungen, meine Scheuklappen abzulegen. Zu erkennen, dass da so viel Schönes, Wunderbares in meinem Leben ist. Im Alltag. In kleinen Momenten. Unabhängig von meinen Erkrankungen. Ich habe erkannt, dass ich so vieles einfach genießen, Glück aufsaugen und davon profitieren kann, auch wenn ich Symptome habe. Das hat mir neuen Antrieb, neue Motivation und einen ganz neuen Blickwinkel gegeben. Natürlich habe ich auch heute noch sehr schlechte Tage, schlechte Phasen, und es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Auch ich rutsche noch in die Spirale aus Negativität. Aber ich erkenne es schneller, werde weniger hineingezogen und komme schneller wieder raus. Einfach weil ich gelernt habe, bewusst zu leben. Bewusst wahrzunehmen, was ich dennoch an guten Momenten habe, und das für mich zu nutzen.

Der Weg raus aus diesem Teufelskreis ist niemals einfach – aber man geht gestärkt daraus hervor. Zufriedener und letztendlich auch etwas glücklicher. Heute muss ich kein Lächeln mehr erzwingen. Ich lächle einfach und bin zufrieden, auch wenn ich mich wirklich schlecht fühle. Denn ich habe es in der Hand. Lebe mein Leben bestmöglich und fokussiere mich auf das Gute. Druck rausnehmen und die kleinen Dinge schätzen!

Das gelingt am besten, wenn wir unsere Erwartungen anpassen. Ich war jemand, der an sich selbst die höchsten Erwartungen hatte. Nach den Sternen griff und seine Lebensziele ziemlich weit nach oben gesteckt hatte. Ich war verbissen und angetrieben von Ehrgeiz. Wollte immer alles schaffen, in absoluter Eigenregie. In einem nun chronisch kranken Körper ging das alles plötzlich nicht mehr. Diesen Umstand konnte und kann ich nicht ändern.

Also musste ich, schrittweise, meine Erwartungen anpassen. Ich sage hier bewusst anpassen und nicht runterschrauben. Denn ich bin ja jetzt nicht weniger wert als vorher oder verdiene es weniger, meine Ziele zu erreichen. Ich bin zwar nicht mehr naiv, greife nicht mehr nach unerreichbaren Sternen, aber ich habe dennoch Träume und Wünsche, die ich mir erfüllen kann. Das ist auch mit Erkrankungen möglich. Ich glaube tatsächlich fest daran, dass ich etwas erreichen kann, wenn ich es nur wirklich möchte. Vielleicht brauche ich länger dafür, muss eher unkonventionelle Wege gehen und meine Erwartungen, besonders an mich selbst, anpassen. Aber mit einem positiven Denken, dem nötigen Engagement und natürlich auch Fleiß ist es möglich.

Dabei geht es nicht darum, irgendwie zu funktionieren, sondern darum, die eigenen Kräfte richtig zu bündeln, an sich selbst zu glauben, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich letztendlich auch wirklich zu bemühen. Jeden einzelnen Tag bewusst zu leben. Ihn den Gegebenheiten anzupassen.

Dazu gehört ganz klar auch, die eigenen Grenzen zu wahren. Schlechte Tage, an denen man kraftlos ist und Erholung braucht, als solche anzunehmen und sich zu sagen, es ist okay. Das gehört dazu. Diese Tage und Phasen darf und muss es geben. Wichtig dabei ist lediglich, dass man den Fokus für das Gute, die vielen kleinen Glücksmomente nicht verliert. Denn die zeigen uns, was wir wirklich im Leben haben. Befeuern den Glauben an uns selbst und unsere eigentliche Stärke und unser Können. Diese kleinen Momente, besonders an den miesen Tagen, halten unseren Kopf über Wasser.

Nur weil es grade extrem schwierig, belastend und herausfordernd ist, bedeutet das nicht, dass das gesamte Leben und Dasein schlecht ist!

Und was am wichtigsten ist:

Wir können und dürfen uns selbst ruhig auch mal auf die Schulter klopfen. Uns selbst loben, wenn wir etwas leisten, egal was es ist. Ob es nun ist, es geschafft zu haben, die Betten machen, ein Buch zu schreiben, einen herausfordernden Arztbesuch geschafft zu haben, egal was auch immer. Wir dürfen stolz auf uns selbst sein und es anerkennen. Unseren eigenen Fokus auf uns selbst legen.

Die eigene Messlatte nicht an anderen orientieren. Bei uns selbst und den eigenen Projekten, gleich welche das sein mögen, bleiben und die eigene Energie in uns selbst investieren. Der Weg, den ich ging, war lang, schmerzhaft und herausfordernd, ganz ohne Frage. Aber der Lohn in Form von völliger Zufriedenheit war es mehr als wert.

Das Leben in den eigenen Händen halten bringt Frieden!

Ich halte mein Leben heute in meinen eigenen Händen. Behandle es, als sei es unbezahlbar, zerbrechlich und mein einziger, wertvoller Besitz. Denn so ist es letztendlich auch. Wir haben nur dieses eine Leben und bemessen an der Unendlichkeit des Universums ist es recht kurz. Oft sogar kürzer, als uns bewusst ist. Deswegen ist es wichtig, sein Leben zu hüten, zu pflegen und auf sich selbst sehr gut achtzugeben, besonders dann, wenn man chronisch krank ist. Ich sage ganz bewusst „Ja“ zu meinem Leben. Übernehme die Verantwortung für mich selbst, mein Wohlbefinden, mein Wohlergehen, für das Leben, das ich lebe. Ich handle bewusst und eigenverantwortlich. Habe mein eigenes Sein im Blick und übernehme dafür auch die Verantwortung.

Oft sind wir uns der Tatsache nämlich nicht bewusst, dass die Eigenverantwortung der einzige Weg für ein selbstbestimmtes, zufriedenes Leben ist. Wir geben gerne die Verantwortung ab. An die Politik und das Gesundheitssystem. An Ärzte und die Gesellschaft selbst. Ich behaupte natürlich nicht, dass sich hier besonders für uns chronisch Kranke nichts ändern müsste. Aber auch wenn es oft nicht so scheint, tragen wir selbst die Verantwortung in so vielen Bereichen unseres Lebens.

Nehmen wir hier mal das Beispiel mit den Ärzten.

Grade jemand wie ich mit komplexen, seltenen, multisystemischen chronischen Erkrankungen muss sich doppelt und dreifach bemühen, Ärzte zu finden. Dazu war und ist es notwendig, zig Praxen zu kontaktieren und teilweise auch lange Anfahrten in Kauf zu nehmen. Ich kann natürlich beklagen, dass mich im näheren Umfeld kein Arzt behandeln kann oder möchte. Ich kann aber auch sagen, okay, dann fahre ich eben so weit wie nötig, nehme alle Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten in Kauf, denn ich möchte ja die Hilfe haben, die ich verdiene. Das liegt ganz alleine in meiner eigenen Verantwortung. In meiner Verantwortung, mich aus vermeintlichen Abhängigkeiten zu lösen und mein Leben für mich selbst ganz selbstbestimmt zu leben.

Das Leben an sich verläuft nie gradlinig. Es besteht aus Entwicklung, Veränderung, Irrungen und Wirrungen. Aus vielschichtigen Gefühlen, Höhen und Tiefen. Leben heißt, Dinge verändern und entwickeln sich, besonders wir selbst. Stillstand macht unzufrieden, unglücklich. Alles, was uns widerfährt, jede Entscheidung, die wir treffen, alles, was wir tun, formt uns, ist prägend und ganz besonders ist alles, auch das Schlechte, eine Möglichkeit zu wachsen. An Hürden und Schwierigkeiten wachsen wir, oft sogar über uns hinaus. Jede dunkle Phase meines Lebens, jeder ausgefochtene Kampf, besonders der mit mir selbst, hat mich wachsen und reifen lassen. Hat mir nach und nach mehr Selbstvertrauen gegeben, den Glauben an mich selbst und meine Fähigkeiten gestärkt. Hat mir mehr Balance gegeben, denn ich war im völligen Ungleichgewicht. Hatte eine Fassade aufrechterhalten.

Eine Mauer, um nicht sehen zu müssen, was direkt vor mir lag: die Probleme mit mir selbst und dem eigentlichen Grund für meine Unzufriedenheit – die mangelnde Eigenverantwortung. Das aber zu erkennen, es anzunehmen und letztendlich auch zu ändern, war der mit Abstand schwierigste, herausforderndste Kampf, den ich je kämpfen musste. Gleichzeitig aber auch der, an dem ich am meisten wachsen durfte. Ich sage hier bewusst durfte. Denn ich sehe es heute als Geschenk an. Es brachte mir jede Menge neuen Mut. Ein neues Selbstwertgefühl. Ein starkes Selbstbewusstsein. Klare Sicht auf mein bisheriges Leben, auf meine eigenen Bedürfnisse und vor allem auf das, was ich wirklich möchte: im Einklang mit mir selbst und meinem Sein leben; mein Leben so gestalten, dass ich es bedingungslos genießen kann; mich selbst ganz wahrnehmen und einfach leben. Das erforderte mich den Gegebenheiten anzupassen, manches komplett umzukrempeln, dem Prozess, der in Wellen lief, zu vertrauen und zu folgen, viele kleine Schritte zu machen und kleine Ziele auf diesem Weg zu erreichen und sie vor allem auch anzuerkennen. Aber mit jedem kleinen Erfolg löste sich mehr und mehr meiner Verzweiflung auf.

Irgendwann war es dann auch gar nicht schwierig oder herausfordernd, sondern ein Befreiungsschlag, welcher mir so viel Gutes gebracht hat. Glück und tiefe Dankbarkeit. Freundschaft und bedingungslose Liebe, nicht zuletzt auch zu mir selbst. Die Fähigkeit, wieder mit offenen Augen und dem Blick für das Schöne durch mein Leben zu spazieren. Der Spiegel für mich selbst und auch andere zu sein.

Man zieht im Leben das geradezu magnetisch an, was man ausstrahlt. Was man denkt und fühlt. Denke ich nur negativ über mich selbst und mein Leben, dann wird mir auch nichts Gutes mehr widerfahren. Richte ich meine Gedanken aber auf das Positive, wird Gutes da sein, sichtbar und spürbar. Ich bin kurz gesagt einfach der Mensch, der ich sein möchte. Fröhlich, glücklich, mutig und stark. Selbstbewusst und einfach lebensbejahend, mit allen Erkrankungen, Beschwerden und Einschränkungen. Ich bin der Mensch, der sein Leben in den eigenen Händen hält und das Beste aus dem macht, was ihm gegeben ist. Ich sehe mich selbst, liebe, achte und respektiere mich selbst. Denn ich bin mir das ganz einfach wert. Sage, ohne überheblich klingen zu wollen, ich bin kostbar und verdiene ein gutes Leben.

Ode ans Kämpfen – kämpf für dich selbst!

Ich behaupte, jeder Kampf lohnt sich, ausnahmslos, sofern man für sich selbst kämpft. Jeder Kampf ist ein Sieg, bei dem es irgendetwas in irgendeiner Form zu gewinnen gibt und der einem nachhaltig Gutes bringt. Auch ich hatte nach meinen Diagnosen irgendwie mein Lachen, meine Lebensfreude verloren. War unsicher, verängstigt und dachte, ich sei gebrochen. Hatte mich quasi selbst verloren. Ich dachte und fühlte gegen die Wand. War wütend und verzweifelt. Lebensplanung dahin. Keine Hoffnung. Kein Glaube. Gefangen im Nichts. Weder im Reinen mit mir selbst noch mit der Welt und dem Leben an sich. Bis ich, wie bereits beschrieben, den Ausweg gewählt habe. Gekämpft habe, am meisten mit mir selbst. Für ein lebenswertes und zufriedenes Leben. Für mich allein. Für mein eigenes Glück. Leicht war das nicht. Es tat und tut auch heute noch manchmal weh. Der Weg war sehr steinig. Gepflastert mit Opfern, die ich erbringen musste. Gepflastert mit Verlust und allem, wovon ich mich lösen musste.

Aber ich bekam etwas dafür. Licht, so strahlend hell, dass es mich fast blendete. Kraft und Selbstvertrauen. Ausdauer, Disziplin und Durchhaltevermögen und daraus resultierend auch jede Menge Stolz. Ich bin heute stolz auf mich selbst, immer dann, wenn ich auf all die Schönheit in meinem Leben blicke und erkenne, was ich da eigentlich für mich selbst erschaffen habe. Ich bin weder geheilt noch beschwerdefrei. Aber das war auch nicht mein Ziel. Mein Traum, mein Wunsch, mein Ziel war es, ein lebenswertes Leben zu führen. Dankbar für alles zu sein, was ich habe, und mich selbst wertzuschätzen.

„Ja, kämpfen lohnt sich immer!“

Liebe dich, achte dich und wisse um deinen Selbstwert!