Mein schönes falsches Leben - Hilary Freeman - E-Book

Mein schönes falsches Leben E-Book

Hilary Freeman

4,5

Beschreibung

Was wäre, wenn dein Leben ganz anders verlaufen wäre? Als Ella eines Morgens aufwacht, hat sich auf einmal alles verändert: Ihre Haare sind über Nacht mehrere Zentimeter gewachsen, sie ist plötzlich eine Einser-Schülerin und ihre Eltern haben sich doch nicht getrennt. Was zunächst gar nicht so schlecht klingt, entwickelt sich zu einem wahren Albtraum. Denn ihr Freund weiß nicht mehr, dass sie schon seit Jahren zusammen sind, und ihre beste Freundin erkennt sie nicht wieder! Verzweifelt versucht Ella herauszufinden, was mit ihr geschehen ist. Eins ist klar: Sie will in ihr altes Leben zurück – koste es, was es wolle. Ein ungewöhnlicher und mitreißender Jugendroman über die Suche nach sich selbst und die Konsequenzen, die unsere Entscheidungen nach sich ziehen. Diese perfekte Mischung aus Coming-of-Age und Mystery bietet Nervenkitzel bis zum Schluss und einen überraschenden Twist, der den Atem raubt!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 386

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,5 (18 Bewertungen)
12
3
3
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Widmung

Für meine Nichte und meinen Neffen, Chantelle und Eytan, und all die Menschen, die ihr vielleicht einmal werdet.

Vorspann

Auf der Anzeigetafel steht, dass mein Bus erst in fünf Minuten kommt, also setze ich mich neben eine jungen Frau, die gerade mit dem Handy telefoniert, auf die Plastikbank. Nach einer Minute oder so gesellt sich eine alte Dame dazu, die einen knallroten Strickschal um die Schultern trägt. Sie geht über einen Einkaufswagen gebeugt, den sie halb schiebt, halb als Gehhilfe benutzt, und so langsam, dass es scheint, als bedeute jeder Schritt eine gewaltige Kraftanstrengung für sie. Ich stehe auf, um ihr meinen Platz anzubieten, aber sie weicht vor mir zurück. Dann starrt sie mich an. Ihre Augen sind so blass und wässrig, dass sie beinahe durchscheinend wirken, doch ihr Blick ist hart und kalt, sodass es sich anfühlt, als würde sie mich damit durchbohren. Unwillkürlich erschaudere ich. Weil ich keine Ahnung habe, wie ich darauf reagieren soll, wende ich mich ab und tue so, als würde ich den Busfahrplan studieren.

»Du bist das!«, verkündet sie. »Du!«

Ich lächle nervös und trete etwas näher an sie heran. »Was haben Sie gesagt?«

»Du! Ich kenne dich.« Das klingt alles andere als nett und freundlich. Es klingt wie eine Anschuldigung.

»Wie bitte? Ich fürchte, Sie irren sich …« Ich schaue Hilfe suchend zu der jungen Frau hinüber, aber die ist immer noch in ihr Telefonat vertieft und hat entweder nicht mitbekommen, was hier gerade vorgeht, oder tut so, als wäre nichts.

»Ich kenne dich«, wiederholt die alte Dame.

»Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht haben Sie mich einfach früher schon mal an dieser Bushaltestelle gesehen. Oder Sie verwechseln mich mit jemandem.«

Sie schüttelt den Kopf, beugt sich vor und zieht den Einkaufswagen näher zu sich, als fürchte sie, ich könnte ihn klauen. Ein verkrümmter arthritischer Finger streckt sich mir entgegen und hält wenige Millimeter vor meiner Brust zitternd inne. »Ich kenne dich. Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, was du bist. Du bist gefährlich. Halt dich von mir fern, hörst du? Komm mir bloß nicht zu nahe!«

Entnervt werfe ich der jungen Frau einen weiteren flehenden Blick zu, aber sie weicht mir aus, als fühle sie sich durch mich gestört.

»Komm mir nicht zu nahe … Bleib mir vom Leib. Hast du gehört? Lass mich in Ruhe!«

»Ich will doch gar nicht …«, setze ich an, doch die alte Dame schlurft bereits weiter, weg von mir, all ihre Habseligkeiten vor sich herschiebend. Als sie das andere Ende der Bushaltestelle erreicht, dreht sie sich noch mal um. »Komm mir ja nicht nach! Hörst du? Verschwinde!«

»Ich will Ihnen doch gar nichts tun … Sie verwechseln mich mit jemandem …«

Jetzt sieht die junge Frau mich an und schüttelt den Kopf. Sie schnalzt mit der Zunge. »Freak.«

»Ja, echt gruselig«, erwidere ich und ringe mir ein Lachen ab. Dabei ist mir überhaupt nicht zum Lachen zumute, sondern ich habe Angst. Ich fühle mich bloßgestellt. Wer war diese alte Dame und was glaubt sie, was ich getan habe? Ihre Worte hallen mir in den Ohren: »Ich kenne dich.« Irgendetwas sagt mir, dass sie viel mehr als eine verrückte Alte ist; sie weiß wirklich, wer ich bin – wer ich in Wahrheit bin. Ich spüre, dass sie mich auf eine Weise wahrnehmen kann, wie es sonst niemand vermag. Sie scheint erkannt zu haben, dass etwas mit mir nicht stimmt und dass ich nur so tue, als sei ich wie alle anderen. Vielleicht weiß sie ja auch, was wirklich mit mir passiert ist.

Erwachen

Etwas stimmt nicht.

Ich habe die Augen gerade mal zur Hälfte geöffnet und kann trotzdem schon erkennen, dass ich nicht da bin, wo ich sein sollte. Das Licht, das ins Zimmer sickert, ist zu warm, zu rosa, und als ich mich auf die rechte Seite drehe, stoße ich gegen eine massive Wand. Eine Wand, die dort nicht hingehört.

Verwirrt taste ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe, kann ihn aber nicht finden. Ich kann nicht mal den Nachttisch finden, der im Lauf der Nacht woanders hingewandert zu sein scheint. Weit weg kann er nicht sein, denn ich kann den Radiowecker hören, aus dem gerade eine Stimme, die ich nicht erkenne, verkündet, dass es sieben Uhr am Montagmorgen ist. Sieben Uhr: Um die Zeit muss ich aufstehen, damit ich rechtzeitig zur Schule komme. Wenigstens das ist also wie immer.

Aber alles andere ist verkehrt. Meinen Augen kann ich nicht länger die Schuld geben, denn die sind inzwischen ganz offen und ich habe auch schon den Schlaf herausgerieben und sie mehrmals weit aufgerissen und wieder geschlossen, weit aufgerissen und wieder geschlossen, sodass ich sicher weiß, dass sie richtig funktionieren. Ich fühle mich desorientiert, so, wie wenn man bei einem Freund übernachtet und morgens beim Aufwachen für einen Moment vergessen hat, wo man sich befindet. Nur vergeht dieses Gefühl normalerweise nach ein paar Sekunden, während das Gefühl, das ich jetzt habe, diese Beklemmung, wächst und wächst. Alles, was ich sehe, wird immer fremder und seltsamer.

Ich stemme mich hoch, setze mich auf die Bettkante und versuche, meine Umgebung aufzunehmen. Das Zimmer hat die gleiche Form wie meins: Es ist genauso groß und die Tür und das Fenster befinden sich an derselben Stelle. Doch die Details stimmen nicht, die Möbel und Farben, die Dekoration und die Einrichtung.

Ich bin mir sicher, dass ich nicht bei jemand anderem übernachtet habe. Denn ich kann mich noch erinnern, wie ich gestern bei mir zu Hause, in meinem Zimmer, in meinem eigenen Bett schlafen gegangen bin. Ich erinnere mich, wie ich unter meine Decke geschlüpft bin und meine Nachttischlampe ausgeschaltet habe. Es war Mitternacht. Ich erinnere mich auch daran, dass ich noch drei Mal auf meinem Handy nachgesehen habe, ob ich irgendwelche Nachrichten erhalten hatte. Hatte ich nicht. Dann habe ich mein Handy unters Kissen geschoben, so wie jeden Abend. Und jetzt kann ich es dort nicht mehr finden. Es ist weg.

Mein Bett steht an der falschen Stelle, direkt an der Wand, obwohl es eigentlich mitten im Zimmer stehen müsste, mit Blick aufs Fenster. Die Decke, die ich gerade beiseitegeschoben habe, ist nicht meine Decke. Der Bettvorleger, auf den ich gerade meine Füße gestellt habe, ist nicht mein Bettvorleger. Genauso wenig sind es meine rosa Wände und meine Vorhänge. Mir gehört weder dieser Stuhl noch dieser Schreibtisch oder dieser fuchsiafarbene Frotteebademantel, und diese grauenhaften Pantoffeln, die aussehen wie riesige haarige Katzenpfoten, würde ich nicht mal tot anziehen.

Langsam bekomme ich Angst, um nicht zu sagen: Panik. Ich verstehe nicht, warum ich einen Pyjama trage, wo ich doch sonst immer im T-Shirt schlafe. Es ist mir ein Rätsel, wie mein Haar – über Nacht – anscheinend lang genug geworden ist, dass ich es zu einem Pferdeschwanz binden kann, und doch spüre ich eindeutig das Gummiband, als ich mit den Fingern über meinen Nacken streiche. Die langen, dichten Strähnen, die es zusammenhält, wirken fremd, aber als ich daran ziehe, tut es weh.

Alles ist verzerrt, nicht ganz real, wie in diesem Gemälde mit den schmelzenden Uhren, das ich mal in einem Buch gesehen habe. Das hier ist mein Zimmer und gleichzeitig auch nicht. Das hier ist mein Körper und doch wieder nicht. Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich fühle mich, als wäre ich nicht ich selbst. Ich weiß, ich sollte das Licht einschalten und die Vorhänge aufziehen, doch ich habe zu große Angst. Denn ich will nicht riskieren, beim Vorbeigehen in den Spiegel zu blicken, weil es ja sein könnte, dass mir dann jemand anderes entgegenblickt.

Manche Leute träumen so lebhaft, dass sie das Gefühl haben, sie seien wach. Das muss es sein: Ich schlafe bestimmt noch und schlafwandle bloß, während die Geräusche des Radios bis in meine Träume dringen. Das hier ist nur ein Albtraum. Nicht real. Es geht vorbei.

Vielleicht sollte ich mich einfach wieder ins Bett legen, die Augen schließen und versuchen, mich zu entspannen. Und in ein paar Minuten wache ich dann auf und alles ist wieder normal.

Wiedererwachen

»Ella …«

Das ist mein Name. Die Stimme meiner Mutter. Ich wache auf.

»Ella!«

Schwer zu sagen, wie lange ich geschlafen habe, aber es scheint funktioniert zu haben: Allem Anschein nach bin ich zurück in der wirklichen Welt. Sobald ich die Augen öffne, wird alles wie immer sein. Meine Mutter steht vor meiner Zimmertür und ihr nörgelnder Tonfall klingt genau wie sonst auch. Gott, ich habe mich noch nie so gefreut, ihn zu hören, wie in diesem Moment.

Jetzt hämmert sie gegen meine Tür. »Steh auf! Du kommst viel zu spät. Ella!«

Ich stöhne. Ich fühle mich wie benebelt, meine Arme und Beine sind vom Schlaf noch ganz schwer und lassen sich kaum bewegen. Das Radio ist nicht mehr zu hören, was bedeutet, dass ich entweder die gesamte Stunde verschlafen habe, die mein Wecker es laufen lässt, oder dass es gar nicht erst angegangen ist. Vielleicht habe ich das ja auch geträumt. In den Nachrichten kommt doch sowieso jeden Tag das Gleiche: Kriege, Bomben und schimpfende Politiker. Und die Musik ist auch immer dieselbe. Wäre also nicht so schwierig, mir eine komplette Sendung einzubilden.

»Okay, okay, gib mir fünf Minuten.« Ich gähne und recke mich, strecke meine Zehen und anschließend meine Arme, erst nach oben und dann zur Seite. Ich mag das Gefühl, das Knacken der Gelenke, wenn sie sich dehnen und in ihre natürliche Position zurückspringen. Ein gutes Gefühl.

Und dann stößt mein rechter Arm gegen etwas Hartes. Eine Wand. Die Wand, die dort nicht hingehört.

Unwillkürlich reiße ich die Augen auf, auch wenn es mir davor graut hinzusehen. Das passiert gerade nicht wirklich, rede ich mir ein. Das ist unmöglich. Es kann einfach nicht wahr sein. Doch meine Augen, meine Hände, all meine Sinne versichern mir das Gegenteil: Ich befinde mich immer noch in dem Zimmer, das nicht ganz so ist, wie es sein sollte, und das demnach auch nicht mein Zimmer sein kann.

Mein Rücken krümmt sich und mein Magen verkrampft. Bittere Galle kommt mir hoch. Instinktiv rolle ich mich auf die linke Seite und würge. Ich übergebe mich auf den Bettvorleger. Jetzt ist das schreckliche rosa Teil ruiniert. Seit ich das letzte Mal etwas gegessen habe – zumindest, soweit ich mich erinnern kann –, müssen gut und gerne zwölf Stunden vergangen sein, sodass das meiste, was ich ausspucke, bloß Flüssigkeit ist. Aber es stinkt. Eine ganze Weile liege ich reglos da und sehe zu, wie es trocknet, wie die Teppichfasern zu festen Büscheln zusammenklumpen und matt werden. Schließlich, weil mir nichts anderes einfällt, rufe ich um Hilfe.

»Mum! Mummm!«

Ich bin siebzehn und größer als meine Mutter. Wir haben auch kein besonders inniges Verhältnis, aber in diesem Moment fühle ich mich so hilflos wie ein kleines Kind. Sie wird mir eine Antwort geben können, eine Erklärung. Sie wird alles wieder in Ordnung bringen, denn dafür sind Mütter nun mal da. Doch sosehr ich auch versuche, mir das einzureden, es fällt mir schwer, das wirklich zu glauben. Was für einen logischen Grund sollte es schon dafür geben? Sind böse Elfen in mein Zimmer eingebrochen, während ich geschlafen habe, und haben alles umgeräumt und neu dekoriert? Haben genau diese Elfen mir vorher einen Zaubertrank ins Essen gemischt, der mein Haar über Nacht um mehrere Zentimeter hat wachsen lassen, mir dann das T-Shirt aus- und einen Pyjama angezogen, mein Handy versteckt und mir zu guter Letzt einen schlechten Stil verpasst? Das klingt so bescheuert, dass ich glatt darüber lachen würde, wenn ich nicht so verängstigt wäre. Und wenn mir diese Erklärung nicht so viel lieber wäre als die, die deutlich wahrscheinlicher klingt: dass ich schlicht und einfach dabei bin, den Verstand zu verlieren.

»Muuuum!« Ich glaube nicht, dass sie mich hören kann. Wahrscheinlich ist sie nach unten gegangen, um Frühstück zu machen, oder sie steht gerade unter der Dusche und das Rauschen des Wassers übertönt meine Rufe. »MUUUUUM!«

Ich fühle mich seltsam, mir ist kotzübel und ich habe viel zu große Angst, um aufzustehen und selbst nach ihr zu suchen. Was, wenn sich der Rest des Hauses ebenfalls verändert hat? Vielleicht gibt es draußen vor meiner Zimmertür kein unteres Stockwerk, keine Dusche, kein Garnichts? Vielleicht gibt es auch kein Haus, nur mein Zimmer, das durchs Weltall schwebt, und die körperlose Stimme meiner Mutter ist nichts als ein Echo aus einer anderen Zeit. Vielleicht bin ich letzte Nacht gestorben und das hier ist so eine Art Leben nach dem Tod, eine Strafe für all die schlimmen Dinge, die ich getan und gesagt habe. Was habe ich getan? Was habe ich gesagt? »MUUUUUM! HILFE!«

Ich höre Schritte. Wunderschöne, vertraute Schritte, der Beweis für einen festen Boden draußen vor meinem Zimmer. Sie hat mich gehört, sie kommt und wird mich retten.

Sie stürmt herein, ohne anzuklopfen, und schaltet das Licht ein, bevor ich sie darum bitten kann, es auszulassen. Zu hell. Zu rosa. Instinktiv schließe ich die Augen.

»Ella, was ist los?«, höre ich sie fragen. »Warum bist du noch nicht auf? Was ist passiert? Bist du krank?«

Ich nicke und lege mir eine Hand vors Gesicht. Die Augen immer noch fest zugekniffen, vergrabe ich meinen Kopf unter der Bettdecke und deute nach links. »Ich … ich musste mich übergeben. Tut mir leid.«

»Ach herrje, Liebes! Und du hast es nicht mal bis zum Klo geschafft?«

Ich nicke erneut. Wie soll ich ihr auch erklären, dass ich zu große Angst hatte, das Zimmer zu verlassen, weil ich nicht wusste, ob es draußen überhaupt ein Klo gibt?

»Dir ist aber nicht schon wieder schlecht, oder? Ich kann dir einen Eimer bringen, wenn du willst.«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, nein, ich glaube nicht.«

Dann höre ich, wie sie den Bettvorleger wegzieht und zusammenrollt. Ich spüre, wie das Bett leicht federt, als sie sich neben mich setzt. Sie nimmt meine Hand. Ich fange an zu weinen, so erleichtert bin ich, dass ich nicht allein bin.

»Ist ja gut«, sagt sie. Sie muss denken, dass ich weine, weil es mir nicht gut geht. Wie ein Baby. Ich lasse sie in dem Glauben. Alles ist einfacher, als zu versuchen, ihr den wahren Grund zu erklären. »Ist ja gut, Liebes.« Ihre vertraute Stimme beruhigt mich. Sie zieht mich an sich und streichelt mir den Rücken. Selbst durch die dicke Decke hindurch fühlt sie sich wie meine Mum an, warm und weich, mit dem kleinen Speckröllchen, das über ihren Hosenbund hervorquillt. »Keine Sorge, das ist nicht schlimm. Den Teppich stecken wir einfach in die Waschmaschine, dann ist er wieder so gut wie neu.«

Ich habe mich inzwischen so weit beruhigt, dass ich trotz der Tränen lachen muss. Wie es aussieht, werde ich dieses abscheuliche Teil nicht mehr los, ganz egal, was ich auch anstelle. Doch dann kommen mir erneut die Tränen, als mir auffällt, dass Mum nichts an dem Bettvorleger seltsam oder merkwürdig findet – von der Kotze mal abgesehen. Sie glaubt, dass es meiner ist. Sie schien auch kein bisschen überrascht darüber, wie sich mein Zimmer verändert hat. Oder gar, wie ich mich verändert habe. Sie streicht mir über das auf wundersame Weise gewachsene Haar, als hätte sie das schon tausend Mal gemacht. Wieder steigt Panik in mir hoch und mein Herz beginnt zu rasen.

»Wenn du dich besser fühlst, solltest du mal unter der Decke hervorkommen und versuchen, dich aufzusetzen.«

»Okay«, antworte ich, auch wenn dies das Letzte ist, was ich gerade tun will. Übergeben muss ich mich wohl nicht mehr, aber besser fühle ich mich trotzdem nicht. Ich atme ein paarmal tief durch.

»Wir sollten sichergehen, dass dir nicht schwindlig ist. Kopfschmerzen hast du keine, oder?«

»Nein. Ich fühle mich bloß irgendwie … komisch.«

»Ist wahrscheinlich nur eine Magen-Darm-Grippe. Na, komm.« Sie steht auf, stellt sich neben mein Bett und schlingt die Arme um meinen Rücken. »Setz dich langsam auf und öffne die Augen.«

Ich folge ihren Anweisungen und krieche unter der Decke hervor, doch die Augen halte ich weiter fest geschlossen, bis ich ans Kopfteil gelehnt sitze. Dann schlage ich sie ganz langsam auf, erst das linke, dann das rechte. Ich drehe mich zu ihr um, in der Erwartung, dass sie mich anlächelt und ich mich allein dadurch ein bisschen besser fühlen werde. Stattdessen überkommt mich bei ihrem Anblick ein erneuter Brechreiz.

Mums haselnussbraunes Haar ist fast vollständig weiß geworden.

»Oh mein Gott, Mum!« Die Worte sind heraus, bevor ich sie zurückhalten kann. »Was zum Teufel ist mit deinen Haaren passiert?«

Sie macht einen Satz zurück und fährt sich über den Kopf, als wolle sie sich vergewissern, dass ihre Haare noch da sind. Nachdem das geklärt ist, tastet sie sie vorsichtig ab. »Was meinst du?«

»Die Farbe … Ich verstehe nicht …«

Sie lacht nervös. »Ja … und?«

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die nackte Panik in meinem Gesicht kann ihr nicht entgangen sein; ich bin außerstande, sie zu verbergen. Jetzt wirkt sie ebenfalls verängstigt. »Ich weiß nicht … Ich meine, sie sind, äh, ein bisschen anders. Ich denke …«

Aber ich denke gar nichts, zumindest nichts, was ich laut aussprechen kann. Ich denke, ich habe Angst. Ich denke, dass dies vielleicht nicht meine echte Mutter ist. Sie klingt wie meine Mutter und sieht – bis auf die Haare – auch aus wie meine Mutter, aber sie kann es nicht sein. Und das liegt nicht daran, dass sie irgendwie älter wirkt oder so. Ihr Gesicht ist noch das gleiche. Sie muss eine nicht ganz perfekte Kopie sein, hier auf diesem fremden Planeten, auf dem ich mich anscheinend befinde.

»Du weißt doch, dass sie schon lange immer grauer geworden sind«, erklärt sie und sieht mich an, als wäre ich hier das Alien. »Schließlich warst du es, die meinte, die natürliche Farbe würde mir viel besser stehen.«

Ich kann mich nicht erinnern, das jemals gesagt zu haben. Nein. Ich weiß, dass ich es nie gesagt habe. Sie lügt. Ihr Haar war gestern noch braun. Ich bin mir so gut wie sicher, dass ich ihr letzte Woche erst geholfen habe, die Reste der Tönung auszuspülen, weil der Ansatz mal wieder rausgewachsen war.

»Ach ja? Oh. Dann muss ich das wohl, äh, vergessen …«, setze ich an, bevor ich unvermittelt anfange zu kichern. Ich gebe mir alle Mühe, es zu unterdrücken, aber bald kriege ich mich vor Lachen gar nicht mehr ein. Mein ganzer Körper bebt und ich japse nach Luft.

»Was ist so lustig, Ella?«, erkundigt sich Mum ungeduldig. Sie sieht aus, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie sauer sein oder sich doch eher Sorgen machen sollte.

Ich versuche, die Kicheranfälle in den Griff zu bekommen, indem ich mich räuspere. Mühsam bringe ich hervor: »Ach, nichts.« Nichts ist lustig. Das alles ist so dermaßen unlustig, dass es wirklich zum Schießen ist. Wahrscheinlich sollte ich so tun, als sei das mit den Haaren ein schlechter Witz gewesen, oder mir irgendeine Ausrede einfallen lassen, aber dafür fehlt mir die Energie.

Unbehagliches Schweigen. Jetzt wäre es mir lieber, wenn sie wieder gehen würde, meine nicht ganz richtige Mutter, doch ich weiß nicht, wie ich ihr das sagen soll. Ich brauche etwas Zeit für mich, um rauszufinden, was hier eigentlich vor sich geht. Ich würde dieses Zimmer gerne gründlich durchsuchen, um vielleicht mein Handy wiederzufinden oder irgendetwas anderes, was mir bekannt vorkommt. Außerdem habe ich immer noch nicht in den Spiegel geguckt. Ich muss wissen, dass ich, abgesehen von den langen Haaren, nach wie vor aussehe wie ich selbst.

»Ich glaube, ich sollte mir mal die Zähne putzen und duschen gehen«, sage ich schließlich.

»Ja, natürlich. Solange dir nicht schwindlig ist.«

Warum will sie ständig wissen, ob mir schwindlig ist? »Nein, ist es nicht. Mir geht’s gut. Ich hab bloß einen total fiesen Geschmack im Mund und brauche dringend eine Dusche.«

»Na schön«, meint sie. Richtig überzeugt wirkt sie nicht. »Ich komm nachher wieder vorbei und schau nach dir. Jetzt ruf ich erst mal in der Schule an und geb Bescheid, dass du heute nicht kommst. Melde dich, wenn du mich brauchst.«

»Okay.«

Den Bettvorleger im Gepäck, lässt sie mich allein. Ich warte noch eine Minute ab, bis ich sicher bin, dass sie nicht wiederkommt, und klettere dann vorsichtig aus dem Bett. Die grauenhaften Katzenpantoffeln lasse ich links liegen und tappe barfuß zur Tür, um sicherzustellen, dass sie ganz zu ist. Dabei fällt mir auf, dass ein Schlüssel im Schloss steckt, was seltsam ist, weil ich genau weiß, dass Mum mir den Schlüssel weggenommen hat, als ich ungefähr zwölf war. Wir haben uns sogar deswegen gestritten: Ich warf ihr vor, sie würde mir nicht vertrauen, und sie behauptete, es sei zu meiner eigenen Sicherheit. Sie habe gelesen, dass ein junges Mädchen bei einem Brand ums Leben gekommen sei, weil es die Tür zu seinem Zimmer abgeschlossen hatte. Wie immer zog ich am Ende den Kürzeren.

Ich wappne mich, bevor ich zum Schminktisch rübergehe, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Wer weiß, wessen Gesicht mir dort entgegenblicken wird? Also sehe ich erst einmal an mir herab und betrachte die Teile meines Körpers, für die ich keinen Spiegel benötige: die Figur, die sich unter dem Pyjama abzeichnet, meine Hände und meine Füße. So weit scheint alles normal zu sein. Das sehe ich mir nachher unter der Dusche genauer an. Aber es ist auf jeden Fall schon mal beruhigend zu wissen, dass ich nicht plötzlich total dick oder klapperdürr bin, dass meine Brüste die gewohnte Größe haben und dass mir wenigstens kein zusätzlicher Daumen gewachsen ist oder irgendwo ein Zeh fehlt. Ich habe immer noch absurd große Füße. Meine Zehennägel könnten mal wieder eine Feile gebrauchen und auf den Fingernägeln entdecke ich verblichene Spuren eines rosa Nagellacks, den ich eigentlich nicht benutze, aber sonst ist alles, wie es sein sollte. Dieser Körper sieht aus und fühlt sich an, als würde er zu mir gehören, und er reagiert auch auf mein Kommando: Er geht und bewegt sich, wie ich es will.

Und jetzt das Gesicht … Ich hole tief Luft und werfe einen zaghaften Blick ins Spiegelglas. Zwei müde wirkende graue Augen sehen mir entgegen, vor Angst weit aufgerissen. Darunter befinden sich eine Nase, die ein kleines bisschen zu lang ist, volle Wangen und ein Mund mit einer geschwungenen Oberlippe. Gesichtszüge, die ich nur allzu gut kenne – meine Gesichtszüge. Alles ist da, wo es hingehört, und ist auch seit gestern kein bisschen gealtert. Erleichtert atme ich auf. Es ist vielleicht nicht das hübscheste Gesicht, aber es ist mein Gesicht. Beunruhigend ist nur, dass die Details nicht stimmen. Meine Augenbrauen sind viel zu buschig und man könnte meinen, sie seien noch nie zuvor gezupft worden. Die straßenköterblonden Haare sind viel zu hell und ungefähr fünfzehn Zentimeter zu lang und der Pony ist auch weg. Auf meiner Stirn, gleich über meiner rechten Augenbraue, fällt mir außerdem eine dünne rote Narbe auf. Sie scheint noch recht frisch zu sein, wie ein Schnitt, der gerade verheilt. Keine Ahnung, wo ich die herhabe. Andererseits: Nichts von dem, was ich heute gesehen habe, ergibt irgendeinen Sinn. Das Einzige, was sich nicht im Geringsten verändert hat, ist der Klang der Stimme in meinem Kopf. Je verwirrter ich bin, desto lauter und panischer wird sie. Langsam bekomme ich Kopfschmerzen davon.

Nun, da das Licht an ist, kann ich mit Gewissheit sagen, dass dieses Zimmer ein fast vollkommen fremder Ort ist. Es gehört wohl einem Mädchen, das jünger ist als ich, einem Mädchen, mit dem ich eher nicht würde befreundet sein wollen und das es offenbar nicht nur liebt, alles rosa anzumalen, sondern auch noch überall Poster von süßen Kuschelkätzchen und Schilder mit Aufschriften wie »Keep Calm and Carry on Dreaming« aufhängt. Als wären die umgestellten Möbel nicht schon verwirrend genug, ist eins der Regale offenbar wie von Zauberhand durch den Raum geschwebt und hat sich an der Wand über dem Bett niedergelassen. Darauf befindet sich ein Radiowecker – der sogar ziemlich genauso aussieht wie der, den mir meine Eltern zum elften Geburtstag geschenkt haben –, aber er ist auf einen Mainstream-Sender eingestellt, den ich niemals hören würde. Seltsamerweise lehnt daran mein alter Plüschhund Patch, den ich irgendwann im Schrank versteckt habe, weil ich es nicht übers Herz brachte, ihn wegzuwerfen. Daneben liegt ein Stapel Bücher, von denen ich keins jemals gelesen – oder auch nur davon gehört – habe. Auf diesem Stapel entdecke ich ein Handy. Mein altes ist es nicht, denn das wäre kürzer und breiter und hätte eine Hülle aus glänzendem schwarzem Plastik. Dieses Handy hat zwar auch eine Hülle, aber sie ist zerkratzt und cremeweiß mit roten Herzchen drauf. Für den Bruchteil einer Sekunde schießt mir durch den Kopf, dass es vielleicht falsch wäre, es zu nehmen und einen Blick drauf zu werfen. Könnte ja sein, dass ich jemandes Privatsphäre verletze. Dann wird mir klar, wie bescheuert dieser Gedanke ist. Wenn dieses Handy nicht mir gehört, von wem sollte es sonst sein und wie wäre es überhaupt hierhergekommen? Und selbst wenn es doch nicht meins sein sollte, es ist gerade das Einzige, was mir dabei helfen kann herauszufinden, was mit mir geschieht.

Ärgerlicherweise ist es ausgeschaltet und braucht eine halbe Ewigkeit, bis es endlich angeht. Als das Display schließlich aufleuchtet, begrüßt es mich mit einem unerfreulichen Befehl: Passwort eingeben.

Na super. Wie zur Hölle lautet das Passwort? Weil mir nichts Besseres einfällt, versuche ich es mit meinem eigenen. Funktioniert natürlich nicht. Also tippe ich nacheinander sämtliche Zahlenkombinationen ein, die mir durch den Kopf gehen: meine »Glückszahl«, die letzten vier Ziffern der Telefonnummer meiner besten Freundin Deeta, ja, sogar mein eigenes Geburtsdatum. Keine davon ist richtig. Mir blinken unaufhörlich diese vier leeren Kästchen entgegen. Entnervt versuche ich es zu guter Letzt mit 1234, weil ich mal irgendwo gelesen habe, dass das der am häufigsten verwendete PIN-Code ist, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass ich, falls das hier wirklich mein Handy sein sollte, so blöd wäre, ausgerechnet dieses Sicherheitskennwort zu benutzen. Zu meiner großen Überraschung, gepaart mit einem Hauch Verachtung, klappt es tatsächlich. Ich bin drin. Mein erster Gedanke ist, irgendwem eine SMS zu schreiben und zu fragen, ob er oder sie weiß, was hier vor sich geht. Aber was sollte ich da schreiben?

Hi, hier ist Ella. Seit ich heute Morgen aufgewacht bin, ist alles total seltsam. Mein Zimmer ist plötzlich rosa, meine Mum hat weiße Haare und ich sehe auch nicht mehr ganz so aus wie sonst. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das hier mein Handy ist. Hilfe!!!

Die würden mich sofort einweisen lassen.

Das Handy ist von einer anderen Marke als meins, daher dauert es eine Weile, bis ich rausgefunden habe, wie man das Menü bedient und was die einzelnen Symbole bedeuten. Schließlich finde ich das Adressbuch und scrolle es durch, beginnend mit den Favoriten. Ein Teil von mir hofft wider besseres Wissen weiterhin, dass keine der eingespeicherten Nummern von mir ist, was mir bestätigen würde, dass das hier nicht mein Handy ist und dieser Raum damit auch nicht mein Zimmer sein kann und dass es eine logische Erklärung für den ganzen Rest geben muss. Aber sosehr ich mir auch wünsche, dass dies der Fall wäre, fange ich doch langsam an, mich damit abzufinden, dass das Problem mit allergrößter Wahrscheinlichkeit weder das Zimmer noch dessen Inhalt oder meine Mutter ist. Ich bin das Problem. Ich bin es, die hier nicht hingehört, die fehl am Platz und verloren ist.

Das Adressbuch entpuppt sich als wilde Mischung aus Kontakten, die ich kenne, und anderen, die mir völlig fremd sind. Ich sehe Mums Nummer und die meiner Grandma, außerdem ein paar Freunde, die ich noch aus der ersten Klasse kenne, mit denen ich jedoch längst nichts mehr zu tun habe. Aber wer, bitte, sind Rachel und Jen, und warum habe ich ihre Nummern nicht nur auf »meinem« Handy, sondern auch gleich noch in der Favoritenliste? Warum ist Deetas Nummer nirgends gespeichert? Ich überprüfe es gleich mehrmals, aber sie ist und bleibt verschwunden. Wo sie stehen sollte, finde ich bloß Einträge für »Dermatologe« und irgendeinen anderen »Doktor«. Furcht macht sich in mir breit. Auch von Billy fehlt jede Spur. Ich weiß, dass er mir wehgetan hat und dass ich vorhatte, wieder mit ihm Schluss zu machen, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich seine Nummer gestern Abend nicht aus meinem Handy gelöscht habe. Das wüsste ich noch.

Es gibt auch keine Fotos von ihm. Oder von Deeta. Überhaupt gibt es auf diesem Handy nur ganz wenige Fotos, lediglich ein paar leicht verwackelte Aufnahmen von Mädchen, die ich nicht kenne, die Arm in Arm in die Kamera gucken und Schnuten ziehen. Wenn noch andere Bilder vorhanden sind, müssen die woanders gespeichert sein. Liegt hier im Zimmer irgendwo ein Laptop oder ein Tablet? Danach werde ich mich später umsehen müssen.

Vielleicht können ja die Nachrichten auf diesem Handy zur Aufklärung beitragen. Ich will gerade anfangen zu lesen, als ich Mum von unten rufen höre: »Ella! Gehst du jetzt duschen? Fühlst du dich wieder besser?«

»Jaja. Ich wollte gerade los, Mum!«

Ich will nicht, dass sie wieder hochkommt. Die Nachrichten werden warten müssen.

Bevor ich all meinen Mut zusammennehme, um mich vor die Tür zu wagen und den Rest des Hauses zu erkunden, verspüre ich das dringende Bedürfnis, noch irgendetwas zu erledigen, auch wenn ich nicht genau weiß, was eigentlich. Ich hebe das Handy, strecke den Arm so weit aus, wie es geht, und mache ein Selfie. Ich posiere nicht und lächle auch nicht, sondern blicke einfach geradeaus in die Kamera und drücke ab. Klick. Das Mädchen auf dem Foto starrt mich an, als wolle sie mich herausfordern zu leugnen, dass ich das bin. Das kann ich nicht.

Mich, diese andere Version von mir, auf einem Foto zu sehen, macht mein neues Erscheinungsbild irgendwie real, anders als der Blick in den Spiegel. Ich habe nie groß darüber nachgedacht, aber eigentlich sieht man, wenn man in den Spiegel guckt – auch, wenn die Welt nicht total verrückt ist und man genau weiß, dass man wie immer aussieht –, nicht wirklich sich selbst, denn alles, von der leichten Asymmetrie der Züge über die kleinen Makel bis hinauf zum Scheitel, ist buchstäblich spiegelverkehrt. Wenn man dagegen ein Foto betrachtet, sieht man sich so, wie einen die anderen sehen. Und jetzt gerade bin ich ebenfalls eine der anderen. Ich bin mir selbst fremd.

Als ich ICH war

Gestern, als ich noch ich war, hatte ich ein Leben. Es war nicht unbedingt supertoll, aber schlecht war es auch nicht, und zumindest war es meins.

Das war ich: Mein Name war Ella Samson und ich war siebzehn Jahre und drei Monate alt. Sternzeichen Zwilling, falls das irgendwen interessiert. Ich lebte mit meiner Mum in einem kleinen Haus im Norden Londons, dem Haus, in dem ich auch aufgewachsen bin, und meinen Dad sah ich an den Wochenenden. An den meisten Wochenenden jedenfalls. Seit er meine Stiefmutter geheiratet hatte, waren es weniger geworden, denn wenn ich mich mit ihm traf, bedeutete das zwangsläufig, dass sie auch dabei war. Sie mochte mich nicht besonders und ich sie auch nicht, aber das war okay, immerhin war Dad glücklich. Mum war auch glücklicher, zumindest nachdem die Scheidung endlich durch war. Und ich? Schwer zu sagen. Zumindest war jetzt Schluss mit dem eisigen Schweigen beim Abendessen oder den schmerzhaften Streitereien, die bis durch meine Zimmerwand drangen.

An mir gab es eigentlich nichts Außergewöhnliches. Ich war Einzelkind, fühlte mich im Allgemeinen aber nicht besonders einsam. Ich ging in die Oberstufe und meine Schule lag gleich die Straße runter. Ich hoffte, später auf die Uni zu gehen, auch wenn ich nicht ganz so viel lernte, wie es nötig gewesen wäre. Am liebsten wollte ich Architektin werden, aber dafür waren meine Noten zu schlecht. Ich hatte eine beste Freundin namens Deeta und eine ziemlich turbulente Beziehung mit einem Typen namens Billy. Ich hatte noch andere Freunde, eine ganze Gruppe sogar. Wir hingen abends gemeinsam ab, sahen uns Filme an, hörten Musik und hin und wieder kifften wir auch. Normale Sachen halt. Manchmal fand ich das ein bisschen langweilig, selbst wenn ich das niemals offen aussprach.

Mehr gibt es gar nicht zu erzählen. Ich mochte Musik, war künstlerisch einigermaßen begabt und las gerne Graphic Novels. Außerdem verbrachte ich wahrscheinlich viel zu viel Zeit im Internet. Ab und zu beging ich eine Dummheit oder tat etwas, worauf ich nicht besonders stolz war und das ich hinterher gerne ungeschehen gemacht hätte. Aber wer macht das nicht?

Gestern, als ich noch ich war, wachte ich in einem Zimmer mit cremeweißen Wänden und einem beigefarbenen Teppichboden auf. Ich besaß nicht einen rosa Gegenstand und das schon, seit ich dreizehn war. Tatsächlich hielten mich die Leute oft fälschlicherweise für einen Goth oder Emo, weil ich gerne Schwarz trug und mir die Haare in allerdunkelstem Dunkelbraun färbte. Ich hatte sie mir zu einem Bob mit einem dicken, geraden Pony schneiden lassen, wie die berühmte Stummfilmschauspielerin Louise Brooks. In meinem Zimmer hing ein Poster von ihr, weil ich sie wunderschön und geheimnisvoll fand. Deeta hatte ebenfalls ein Faible für alte Stummfilmklassiker. Sie war es, die mich damit bekannt gemacht hatte. Wir hatten uns auf der Party einer Freundin kennengelernt und beim Stummfilmschauen angefreundet. Wir waren die allerbesten Freundinnen, erzählten uns einfach alles und waren uns so nahe, dass wir manchmal nicht mal mehr wussten, wo die Persönlichkeit der einen aufhörte und die der anderen begann.

Gestern, als ich noch ich war, wachte ich ziemlich spät auf, weil ich in der Nacht davor auf einer Party gewesen war. Viel Spaß hatte ich nicht gehabt, weil ich mich mal wieder mit Billy gestritten hatte und er daraufhin mit seinen Kumpels abgezogen war. Das war nichts Ungewöhnliches. In letzter Zeit kam es bloß irgendwie immer öfter vor. Ich weiß noch, dass ich ein bisschen was für die Schule gemacht habe, wobei ich doppelt so lang brauchte wie eigentlich nötig gewesen wäre, weil Deeta mir ständig Nachrichten schickte und es auf YouTube viel zu viele lustige Videos gab, und außerdem interessierte ich mich nicht die Bohne für das Thema, über das ich einen Aufsatz schreiben sollte. Dann aß ich mit Mum zu Mittag, vertrödelte noch etwas Aufsatzzeit und zog schließlich los, um mich mit Deeta auf einen Kaffee zu treffen. Letzten Endes waren wir doch wieder bis abends unterwegs, sodass wir uns auf dem Heimweg noch eine Portion Fritten vom Hähnchengrill holten. Ein ganz normaler, vollkommen durchschnittlicher Tag also. Es gab keinerlei Anzeichen, dass etwas Seltsames geschehen würde.

Und gestern Abend, als ich immer noch ich war, bin ich ganz sicher in einem Zimmer mit cremeweißen Wänden und einem beigefarbenen Teppich schlafen gegangen. Ich weiß, dass ich noch dreimal auf meinem schwarzen Handy nachgesehen habe, ob Billy mir geantwortet hatte. Hatte er nicht. Ich glaube, kurz vor dem Einschlafen dachte ich darüber nach, wie ich ihm am nächsten Tag in der Schule begegnen sollte, bereute, dass ich meinen Aufsatz nicht fertig geschrieben hatte, und wünschte mir, das Wochenende wäre noch nicht vorbei.

Doch das war gestern, als ich noch zu einhundert Prozent ich war. Heute ist alles anders. Und jetzt frage ich mich, ob es den Tag gestern wirklich gegeben hat oder ob Gestern und alle Gestern davor nicht bloß ein Traum gewesen waren. Erinnerungen können trügen, oder? Nur das, was man um sich herum spürt, gilt als wahr: was man sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken kann. Das ist die oberste Regel aller Wissenschaft. Was bedeutet es also, wenn meine Erinnerungen mir wahrhaftiger, greifbarer vorkommen als die Welt, in der ich mich befinde?

Entweder habe ich das Gedächtnis verloren.

Oder meinen Verstand.

Aber wenn ich nicht ich bin, zumindest nicht zu einhundert Prozent, wer bin ich dann?

Beunruhigende Entdeckungen

Ich lasse das Wasser auf mich herabprasseln, bis meine Augen brennen und meine Haut ganz rot und fleckig ist. Es ist ein tröstliches Gefühl, wie der heiße Strahl der Dusche auf meine Haut trifft und an meinen Armen und Beinen hinabströmt. Dadurch fällt es mir leichter, mich mit diesem Körper verbunden zu fühlen. Diesem Körper, an dem ich nun, da ich nackt bin, noch einige weitere Details entdecke, die nicht ganz stimmen. Auf meiner Brust und meiner Schulter gibt es mehrere große bunte Blutergüsse, die darauf hindeuten, dass ich irgendwann im Verlauf der letzten Wochen entweder mit etwas Hartem zusammengeprallt oder von jemandem verprügelt worden bin. Aber an nichts davon kann ich mich erinnern … und das müsste ich doch, oder nicht? Ach ja, und tut mir leid, falls das zu intim ist, aber zu meiner Überraschung musste ich außerdem feststellen, dass ich da unten nicht wie sonst rasiert bin. Billy mochte es nicht, wenn nicht alles absolut haarfrei war, daher tat ich ihm den Gefallen. Es ist seltsam, mich so naturbelassen zu sehen. Es juckt allerdings auch viel weniger.

Unter der Dusche kann ich normalerweise am besten nachdenken und so dringend wie heute musste ich das wohl noch nie. Das Problem ist nur, dass mich das auch nicht weiterbringt, weil ich mich dabei nämlich wieder und wieder im Kreis drehe. Also versuche ich es stattdessen mal mit kontrolliertem Atmen, so wie Deeta es mir beigebracht hat. Sei stark, Ella, feuere ich mich beim Einatmen an. Sei ruhig, murmle ich beim Ausatmen. Erzähl niemandem, wie merkwürdig du dich fühlst, denn damit machst du sie bloß nervös oder gar misstrauisch. Und vor allen Dingen: Vergiss nie, wer du warst.

Das Bad sieht eigentlich genauso aus wie vorher, nur weiß ich nicht, welche Zahnbürste meine ist, deshalb nehme ich vorsichtshalber eine neue aus dem Schränkchen unter dem Waschbecken. Ich sehe zu, wie sich das Mädchen im Spiegel die Zähne putzt. Obwohl ich die Borsten auf meinem Zahnfleisch spüre und die Frische der Minze schmecken kann, kommt es mir vor, als würde ich einer Figur in einem Film zugucken. Vielleicht ist das der Schlüssel, wie ich den heutigen Tag überstehen kann: durch Schauspielern. Ich bin eine gute Schauspielerin – ich hatte sogar mal die Hauptrolle in einer Schulaufführung. Das Problem ist nur, dass ich diesmal den Text nicht kenne.

Aber erst mal zum Kostüm. Langsam gehe ich zurück ins Zimmer, wobei ich wider besseres Wissen immer noch hoffe, dass es sich in den Ort zurückverwandelt haben wird, an den ich mich erinnere. Hat es natürlich nicht. Seufzend öffne ich den Kleiderschrank und durchforste seinen Inhalt. Die Sachen haben meine Größe, aber bei den meisten kann ich mir nicht vorstellen, sie jemals zu tragen – sie sind viel zu bunt und überhaupt nicht mein Stil. Zu guter Letzt finde ich doch noch eine schwarze Jeans, ein ausgeblichenes graues Top, das wohl eher zum Schlafen gedacht ist, und eine schwarze Strickjacke. Ich ziehe die Sachen an und stelle mich vor den Spiegel. Bis auf die Haare sehe ich damit einigermaßen wie ich selbst aus. Make-up könnte helfen. In der Schublade des Frisiertischs entdecke ich einen Kulturbeutel mit einigen wenigen, fast aufgebrauchten Schminkutensilien. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sehr viel mehr Make-up als das besitze … besessen habe. Na ja, immerhin gibt es schwarzen Eyeliner, zumindest einen kleinen Stummel. Damit umrande ich meine Augen, wie ich es immer mache, und vervollständige das Ganze mit einer Lage Mascara. Ist es eigentlich unhygienisch, das Augen-Make-up von jemand anderem zu benutzen, wenn dieser jemand man selber ist? Ich schätze mal, das ist nicht die Art von Frage, auf die Google eine Antwort parat hat. Plötzlich fällt mir ein, dass ich gestern Abend vor dem Schlafengehen keine Lust mehr hatte, mich abzuschminken. Doch als ich aufgewacht bin, war weder in meinem Gesicht noch auf dem Kissen die geringste Spur von Make-up zu sehen.

»Du siehst ganz schön finster aus«, bemerkt Mum, als ich nach unten komme. »Dabei ist heute so ein sonniger Tag.«

Ich zucke mit den Schultern. »Ach ja?«

Sie beugt sich vor, um mich genauer zu betrachten. »Du wirkst unheimlich müde. Aber mir gefällt, wie du deine Augen geschminkt hast. Steht dir echt gut. Hat dir das eine von deinen Freundinnen beigebracht?«

Unbehaglich weiche ich einen Schritt zurück. »So ungefähr.«

Auf Frühstück habe ich heute irgendwie gar keine Lust. Ich trinke eine Tasse Tee und knabbere eine trockene Scheibe Toast, während Mum in der Küche herumscharwenzelt und mich bei jedem Bissen beobachtet. Mehr kriege ich einfach nicht runter. Obwohl ich mir eine halbe Ewigkeit die Zähne geputzt habe, habe ich immer noch einen bitteren Geschmack im Mund.

»Okay«, sage ich, als ich aufgegessen habe. »Dann geh ich jetzt mal zur Schule.«

»Das halte ich wirklich für keine gute Idee, Ella. Mir scheint, du bist noch nicht ganz die Alte. Du bist so still und in dich gekehrt. Vielleicht solltest du die Schule heute mal ausfallen lassen. Außerdem hab ich doch schon angerufen und gesagt, dass du nicht kommst. Wenn du willst, bleib ich solange bei dir.«

Das allein ist Beweis genug, dass hier irgendwas echt Schräges abgeht. Meine richtige Mutter würde niemals vorschlagen, dass ich einen ganzen Tag lang nicht zur Schule gehe, es sei denn, ich hätte hundertzehn Grad Fieber oder so. Will sie mich aus einem bestimmten Grund hierbehalten? Wieder schwappt eine Flut paranoider Gedanken durch mein Hirn. Ist das etwa eine Art Experiment? Tut sie nur so, als wüsste sie nicht, dass mit dem heutigen Tag etwas nicht stimmt? Zurück in die Rolle, Ella. Lass auf gar keinen Fall die Maske fallen.

»Musst du nicht zur Arbeit?«

»Nicht wirklich. Im Moment gibt’s nicht viel zu tun. Das bisschen kann ich auch von zu Hause machen. Ich hab schon angerufen, das geht in Ordnung.«

Das klingt genauso wenig nach Mum. Sie war so bemüht, in ihrem neuen Job einen guten Eindruck zu hinterlassen, um zu beweisen, wie erfolgreich und unabhängig sie ohne Dad sein konnte.

»Wenn ich hierbleibe, hänge ich nur rum und fange irgendwann an, mich zu langweilen. Ehrlich, mir geht es wieder gut.«

»Okay. Aber wenn es dir wieder schlechter geht, ruf mich an. Ich bin zu Hause.«

»Ja, klar«, antworte ich und ringe mir ein Lächeln ab. Ich stehe vom Frühstückstisch auf. »Äh, wo ist meine Tasche?«

»Im Flur, wo du sie immer abstellst.«

Sie folgt mir nach draußen in den Flur. Am Fuß der Treppe liegt ein Rucksack. Der muss es sein. Nach kurzem Zögern packe ich einen der Riemen, hebe ihn hoch und schwinge ihn mir über eine Schulter. Er ist überraschend schwer, aber deutlich handlicher als meine übliche schwarze Ledertasche.

»Okay, also dann geh ich jetzt.«

Ich strebe auf die Haustür zu, halte dann aber noch mal inne. Wohin gehe ich? Ich nehme an, dass ich weiterhin auf dieselbe Schule gehe, aber mir fällt kein Weg ein, Mum danach zu fragen, ohne sie zu beunruhigen. Soweit ich weiß, ist es die einzige Schule hier in der Nähe. Ich werde also einfach hingehen und das Beste hoffen müssen.

»Ella, warte! Du solltest eine Jacke anziehen – falls es später abkühlt. Immerhin ging es dir vorhin nicht so gut und wir haben schon fast Oktober.«

Ratlos lasse ich den Blick über die Ansammlung von Mänteln schweifen, die an der Garderobenleiste neben der Tür hängen. »Geht schon.«

»Kommt nicht infrage, Ella.« Sie nimmt einen grünen Parka vom Haken und hält ihn mir hin. Ich klemme ihn mir unter den Arm. Dann beugt sie sich vor, um mich auf die Wange zu küssen. Unwillkürlich weiche ich zurück.

Deine Rolle, Ella, bleib in deiner Rolle.

»Mir fällt gerade ein, dass ich mein Handy oben vergessen hab. Ich geh’s mal lieber holen«, sage ich, schiebe mich an ihr vorbei und renne, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch. Als ich wieder nach unten komme, steht sie immer noch da. Ich lasse das Handy in das Fach vorne am Rucksack gleiten und marschiere schnurstracks an ihr vorbei. Zum Zeichen meiner Zuneigung gebe ich ihr einen sanften Klaps auf die Schulter. Sie wirkt verletzt.

»Also, dann Tschüs.«

Sie schenkt mir ein mitfühlendes Lächeln. »Pass auf dich auf, Ella.«

»Ja, du auch.«

Draußen auf der Straße überkommt mich erneut das seltsame Gefühl, dass ich mich an einem Filmset befinde. Das hier ist zweifelsfrei meine Straße mit den kleinen Häuschen und Garagen, die immer paarweise auf beiden Seiten der schmalen Fahrbahn aufgereiht stehen. Allerdings scheint über Nacht ein Designer zu Werke gegangen zu sein. Alles wirkt so viel heller und bunter, als ich es in Erinnerung habe, aber das liegt vielleicht auch nur daran, dass es mir so vorkommt, als würde ich das alles hier zum ersten Mal sehen. In meinem Kopf ist meine Straße stets trist und grau. Ich komme mir vor, als würde ich einen Schwarz-Weiß-Film gucken, der plötzlich in buntem Technicolor erstrahlt.

Ich laufe bis zum Ende der Straße und folge dann der kleinen Biegung rechts. Das ist nicht die Richtung, in die ich eigentlich gehen müsste, doch ich bin noch nicht bereit, mich der Schule zu stellen. Ich setze den Rucksack auf der Mauer vor einem der Häuser ab, ziehe den Reißverschluss auf und wühle durch den Inhalt. Zum Vorschein kommen ein Satz Hausschlüssel mit einem rosa Herzchen-Anhänger, ein Portemonnaie, in dem zehn Pfund und ein bisschen Kleingeld stecken, sowie ein Monatsticket und ein Schülerausweis, von denen mir beide Male dasselbe Passfoto meines neuen Ichs entgegengrinst. Mein gefälschter Ausweis dagegen – der, den Billy mir besorgt hat, damit ich mit durch die Clubs ziehen konnte – ist nirgends aufzufinden. Der Rest sind Schulbücher, allerdings keine, die ich kenne oder die zu meinen gewählten Fächern passen würden. Es ist, als wäre ich über Nacht schlauer geworden und hätte meine Klausuren doch nicht verhauen, sodass ich jetzt Leistungskurse in Mathe und Chemie belege. Ein Skizzenblock und ein paar Kohlestifte machen mir Hoffnung, dass ich zumindest noch im Kunstkurs bin, und außerdem entdecke ich einen Roman von Thomas Hardy mit dem Titel Der Bürgermeister von Casterbridge, der darauf hindeutet, dass ich auch noch Englisch habe. Dafür fehlt mein Buch für den Filmwissenschaftskurs. Einen Laptop gibt es auch nicht – nicht mal ein Tablet. Ich verfluche mich, dass ich vergessen habe, zu Hause danach zu suchen.

Ich hole das Handy aus dem vorderen Fach. Der Akku ist fast leer und ich bin nicht sicher, ob er bis zum Ende des Tages durchhalten wird. Das Ladegerät muss irgendwo im Haus sein – das muss ich nachher also auch auftreiben. Noch frustrierender ist jedoch, dass fast keine Nachrichten gespeichert sind, aus irgendeinem Grund sind die älteren alle gelöscht. Vielleicht will irgendwer nicht, dass ich zu viel weiß. Oder das hier ist ein neues Handy, das bloß in einer alten Hülle steckt. Keine Nachricht von Deeta. Keine von Billy. Ein paar belanglose von Mum: Wann kommst du nach Hause?, Kannst du noch einen Liter Milch besorgen?