Melitta Mohn - Anke Stollreiter - E-Book

Melitta Mohn E-Book

Anke Stollreiter

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Beschreibung

Melitta Mohn, die als Kind lispelte und deshalb oft gehänselt wurde, bekam Kraft und Stärke von ihrem vierbeinigen Freund, Peter Hase. Um diese Erfahrung an andere Kinder weiterzugeben, gründet sie eine eigene Schule. Hier lernen Kinder und Tiere Seite an Seite. Zusammen erleben sie viele Abenteuer, die ihnen helfen, ihre Besonderheiten als etwas Positives anzusehen, ihre Stärken zu erkennen und ihr Selbstvertrauen zurückzuerobern.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Anke Stollreiter

Melitta Mohn

"Anders sein, ist fein", sagte das Schwein und stampfte mit dem Bein.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wie alles begann

Auf ins neue Abenteuer

Der erste Schultag

Die Mitglieder des Forscher-Teams

Flieg, Eis, flieg!

Die Mitglieder des Helfer-Teams

Ohne Waffeln nix los

Die Mitglieder des Netzwerk-Teams

Das Netzwerk-Team schmiedet Pläne

Keine leichte Aufgabe für Jan

Ein Hoch auf gedeckten Apfelkuchen

Gute Neuigkeiten

Ein nervenaufreibendes Interview

Melitta Mohn Undercover

Eine Idee wird geboren

Ein Eichhörnchen für alle Fälle

Ende gut, alles gut

Nachwort

Impressum

Für Dich

Auch Du hast mindestens eine

besondere Begabung.

Lass Dir ja nichts anderes einreden!

Wenn sich Deine Stärke noch nicht gezeigt hat,

spür in Dich hinein,

halte Augen und Ohren offen.

Dann wirst Du Deinen Weg finden.

Glaube an Dich!

Wir tun das auch.

Wie alles begann

Schon so lange hatte Melitta Mohn eine eigene Schule gründen wollen. Eine für ganz beson­dere Kinder, mit ganz besonderen Begabungen.

Nun war es endlich soweit!

Sie hüpfte bereits seit Wochen fröhlich durch die Gänge des alten, urigen Gebäudes, das sie von ihrem Groß­vater geerbt hatte. Dabei flogen ihre roten, schulter­langen Locken auf und ab, genau wie ihr regen­bogen­farbener Schal, den sie sowohl im Sommer als auch im Winter um den Hals trug.

Das zartgelbe Landhaus stand inmitten eines kleinen Gartens, in dem es das ganze Jahr hin­durch bunt blühte und herrlich duftete.

Vom halbrunden, weißen Gartentor aus führte ein lan­ger, mit italienischem Wein bewachsener Säulengang bis zur Eingangstür.

Diese war umrahmt von einem hübschen weißen Ziergit­ter, an dem sich üppige, grüne Ranken mit sonnengelben Rosenknospen immer neue Wege suchten.

Über der Tür hing ein großes Schild auf dem stand:

„Liebe ist die Antwort“.

Hier wird den Kindern mehr beigebracht als an nor­malen Schulen, dachte Melitta Mohn.

IHRE Kinder werden erkennen, dass Anderssein nichts Schlechtes ist. Sie werden spüren, was Gemeinschaft bedeutet und wie gut man sich fühlt, wenn man anderen hilft.

„Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück“, sagte ihr Opa immer.

Jedes Mal, wenn Melitta Mohn daran dachte, freute sie sich noch mehr auf ihre neue Auf­gabe.

Das Büro lag auf der Rückseite des Hauses im Erd­geschoss. Wie auch der Rest des Gebäudes war es nur mit Holzmöbeln ausgestattet. Holz erzeugt Wärme. Und ihre Schule sollte ganz viel Wärme ausstrahlen. Jeder Besucher sollte sich rundum geborgen fühlen. Das war Melitta Mohn überaus wichtig.

An ihre eigene Schulzeit dachte sie nicht gern zurück. Weil sie lispelte, hatten sich damals Kinder und Lehrer immer wieder über sie lustig gemacht.

Das düstere, kalte Schulgebäude, den immer nur meckernden Haus­meister und den stren­gen, gefühl­losen Rektor mochte sie auch am liebsten vergessen.

Melitta Mohn nahm das Foto ihres alten Freun­des vom Kaminsims.

„Mein lieber Peter Hase. Bald ist es soweit. Bald werden die ersten Schüler hierher kommen. Ist das nicht wunderbar? Du hast immer an mich geglaubt.

Durch dich habe ich mich nicht un­terkriegen lassen! Durch dich bin ich meinen Träumen und Zielen nun ganz nah!“

Sie erinnerte sich an die Zeiten als sie noch ein Kind war. Wenn sie weinend von der Schule kam – und das passierte leider häufiger - kuschelte sie sich tief in das Fell von ihrem Peter und der einfühlsame Hase leckte ihr die Tränen weg.

Sobald sie sich etwas beruhigt hatte, stupste Peter sie solange mit seiner weichen feuchten Nase an, bis sie endlich anfing zu singen.

Melitta studierte schließlich absichtlich Lieder mit besonders vielen S-Lauten ein. Denn jedes Mal, wenn sie ein Wort mit einem „s“ aussprach, machte ihr Hase einen besonders freudigen Hüpfer.

Sie tanzten und lachten dann in ihrem Zimmer bis sie sich wieder richtig glücklich fühlte. Peter zeigte ihr, dass es gar nicht schlimm war zu lispeln. Er gab ihr Mut und Zuver­sicht. Diese Unterstützung wollte sie nun an andere Kinder weiterge­ben.

Mit einem zufriedenen Lächeln stellte Melitta Mohn das Bild wieder zurück und setzte sich an den großen alten Schreibtisch, dessen Türen und Schubladen mit hüb­schen runden Knöpfen verziert waren.

„Los geht’s!"

Sie zog die mittlere Schublade auf und holte eine dicke Mappe hervor, in der die Unterlagen ihrer möglichen ersten Schüler lagen.

Von den Schulen der Umgebung gab es erfreulicher­weise viele Rückmeldungen.

Ihre Freundin und Nachbarin Alexandra hatte für die Bewerbungen aus dem Tierreich ge­sorgt.

Denn natürlich würde es auch tierische Schüler geben. Schließlich sollten die Kinder, genau wie sie, die Mög­lichkeit haben, von und mit den Tieren zu lernen.

Die warmherzige Alexandra, die alle nur Lexi nannten, hatte eine Pension für verlassene Tiere. Jedes Tier in Not war bei ihr willkommen und fand ein neues, behag­liches Zuhause.

In ihrer elfenbeinfarbenen Villa, die an ein riesiges Märchenschloss erinnerte, gingen die Tiere ein und aus. Der Garten glich einem Zoo, in dem es zwitscherte, bellte, miaute, knurrte, piepste, grunzte, quakte und wieherte.

Die Familie von Lexi hatte schon seit Genera­tionen viel Geld. Doch während die übrigen Familienmitglieder auf ihren Yachten in der Sonne lagen, kümmerte sie sich lieber um das Wohl ihrer tierischen Freunde.

In ihrem Zimmer hatte sie ein Tier-Krankenhaus eingerichtet, in dem sie nicht nur Kaninchen, Vögel und Eichhörnchen gesund pflegte.

Jeder aus der Nachbarschaft wusste, wo man ein Tier in Not hinbringen musste – zu Lexi.

Inzwischen arbeitete sie ehrenamtlich als Ärztin im städtischen Tierpark.

Dort genoss sie besonders den Austausch mit den Pflegern. Sie behandelten die Tiere nicht nur nach dem Lehr­buch, wie sie es schon so oft erlebt hatte.

Die Pfleger des Parks sorgten sich vor allem um das seelische Wohl der Tiere. Ganz besonders Paul. Er hatte eine Gabe, die Gefühle seiner Lieblinge zu verstehen, wie sie vermutlich nur selten vor­kam.

Es war, als könnte er die Wünsche der Tiere von ihren Lippen ablesen…es schien, als könnte er mit ihnen reden!

Nun…Tatsächlich konnte er das auch. Doch kaum jemand wusste davon.

Paul hatte eine Methode entdeckt, mit der es ganz leicht war, die Sprache der Tiere zu übersetzen. So lernte er, die Tiere zu verstehen und brachte ihnen umgekehrt auch bei, die menschliche Sprache zu meistern.

Paul glaubte allerdings, dass viele Menschen die Tiere ausnutzen und schlecht behandeln würden, wenn sie sich richtig mit ihnen unter­halten könnten. Daher wussten nur wenige davon. Nur die Freunde, denen er wirklich ver­traute.

Unter ihnen befanden sich auch Lexi und Melitta Mohn, die ihr Glück kaum fassen konnten als Paul sie einweihte.

Sofort war ihnen klar:

Melittas Traum von einer gemütlichen Schule, in der Menschen und Tiere zu­sammen lernten, durfte nicht länger warten!

Gemeinsam überlegten sie, was sie sich wünschten. So wie Melitta früher wurden Kinder, die anders waren, heute immer noch geärgert und ausgelacht.

Deshalb sollten Schwächen und Fehler zu Begabungen werden. Das war klar.

Doch Melitta wollte noch mehr. Die Menschen schienen oft nur noch sich selbst und ihren eigenen Vorteil im Blick zu haben. Die Welt schien ihr manchmal so kalt und leer. Auch dagegen wollte sie etwas unternehmen.

Sie wollte den Blick der Menschen wieder auf das Wesentliche lenken:

Liebe, Achtung und Respekt.

Die Freundinnen waren sich einig. Es reichte nicht aus, nur die üblichen Fächer zu unterrich­ten. Die Schüler müssten den Menschen und den Tieren in der Umgebung helfen, Nachbarn zusammenführen und ein herz­liches Miteinander fördern.

So entstand die Idee, drei verschiedene Teams zu bil­den. Jedes dieser Teams sollte aus zwei Kindern und zwei tierischen Schülern bestehen.

Ein Team nannten sie Forscher-Team. Die Auf­gabe der Mitglieder war das Finden und Beobachten hilfebedürftiger Menschen und Tiere.

Sie würden erste Informationen sam­meln.

Nach dem Forscher-Team käme das Helfer-Team zum Einsatz. Diese Schüler sollten vorüber­gehend dort einspringen, wo es not­wendig war und weitere Erkundigungen einholen.

Beide Teams würden ihre Nachforschungen an das Netzwerk-Team weitergeben. Es bildete die zentrale Anlaufstelle. Eine der Hauptaufgaben war das Einspei­sen aller gesammelten Infor­mationen in ein modernes Computersystem.

Hierbei hatte Melitta Mohn keine Kosten und Mühen gescheut. Denn auch wenn sie generell mehr auf Men­schen setzte als auf Computer, wusste sie doch, wie hilfreich die Technik war.

Verschiedene Hinweise konn­ten nicht nur ge­speichert, sondern auch ver­glichen werden. So war es leichter, sinnvolle Pläne zu schmie­den und umzusetzen.

Melitta Mohn blätterte eifrig durch die Seiten ihrer Mappe und las alle Angaben sorgfältig durch. Dann setzte sie sich im Schneidersitz auf den großen, bunten Flickenteppich vor ihrem Schreibtisch und bildete drei verschiedene Stapel - einen für jedes Team.

„Mit wem fangen wir an, mein lieber Peter?

Am liebsten würde ich allen zusagen.

Aber ich weiß, damit würde ich mich übernehmen. Keine Sorge.“

Unschlüssig sortierte sie die Papiere immer wieder von einem Stapel auf den anderen, bis sie schließlich mit ihrer Auswahl zufrieden war.

Sie sprang auf die Füße, streckte ihre Arme in die Luft und tanzte im Zimmer umher. Das machte sie immer so, wenn sie sich über etwas besonders freute.

Und in Gedanken tanzte Peter Hase neben ihr.

Die Einladungen für ein persönliches Gespräch ver­schickte Melitta Mohn noch am selben Tag.

Jeder Schü­ler sollte die Möglichkeit bekommen in Ruhe das Ge­lände zu erkunden, Wünsche zu äußern und Fragen zu dieser ungewöhnlichen Schule stellen zu können.

Sie hatte drei Jungen, drei Mädchen, eine Blaumeise, einen kleinen Hund, ein Wildschwein, einen Papagei, einen Raben und ein Eichhörnchen ausge­wählt.

Alle waren begeistert und sagten mit Freude zu, was sicher Melitta Mohns un­trüglichem Gespür für Men­schen und Tiere zu verdanken war.

Sie wusste auch, dass keins der Kinder verraten würde, was sie über die Sprache der Tiere lernten. Denn das sollte natürlich weiterhin geheim bleiben.

Auf ins neue Abenteuer

Es folgte ein langer Sommer, in dem Melitta Mohn ungeduldig auf den Schulbeginn war­tete.

Und endlich war es soweit.

Im Garten hatte sie gegenüber von einigen Holzbänken und Holztischen eine kleine Bühne aufgebaut, die später für Theateraufführungen genutzt werden konnte. Dort würde sie ihre Ansprache halten.

Links davon stand ein reichhaltiges Buffet mit Leckereien für Mensch und Tier. Und natürlich durften die Lichter­ketten nicht fehlen! Melitta Mohn liebte Lichterketten. Allerdings nur, wenn sie ein warmes, goldgelbes Licht ausstrahlten. Bunt durften sie auch gerne sein.

Nach und nach versammelten sich die Schüler auf der Wiese unter den hübsch beleuchteten Bäumen. Einige waren hibbelig vor Aufregung, andere eher ruhig und zurückhaltend. Als jeder seinen Platz gefunden hatte, stieg die neue Schulleiterin auf die kleine Plattform und ergriff das Wort:

„Meine lieben Schülerinnen und Schüler,

ich freue mich, dass ihr alle den Weg hierher gefunden habt. Und damit meine ich nicht den Weg von eurer Haustür bis zur Schule, sondern euren Willen, mit mir gemeinsam einen voll­kommen neuen Weg zu gehen.

Mit jedem von euch habe ich bereits gesprochen. Dennoch wissen wir alle nicht genau, was uns erwartet. Wir sind alle Pioniere einer bislang einzigarti­gen, außergewöhnlichen Idee. Der Idee, dass Mensch und Tier in Harmonie miteinander lernen.

Jeder von euch hat mindestens eine erstaun­liche Fä­higkeit, die andere vermutlich als Schwäche auslegen. Oder aber, er hat mindes­tens eine Eigen­schaft, die ihm zu einer außergewöhnlichen Begabung verholfen hat!

Ich werde euch zeigen, dass gerade eure Besonderhei­ten bedeutend für das Gelingen unseres Projekts sind. Bald werdet ihr sie zu schätzen und richtig einzusetzen wissen.

Wir sind Forscher, Helfer und Netzwerker! Wir werden die Welt zu einem besseren Fleckchen machen. Auch mit kleinen Veränderungen können wir viel erreichen!

Sät man die Liebe an einer Stelle, so wird sie wachsen und sich weiter vermehren. Wir werden im Kleinen Großes bewirken!“

Dieser Satz hatte einen lauten Jubel zur Folge.

Melitta Mohn verstand es wirklich, Freude und Begeisterung zu verbreiten.

Sie lachte und fuhr mit ihrer Rede fort:

„Unsere Räume sind nun fertig. Ich habe versucht, all eure Wünsche zu berücksichtigen.

Wie sieht es aus? Wollt ihr zuerst etwas essen oder eure neuen Räume sehen?“

Ein dunkelhäutiges Mädchen mit zwei gefloch­tenen Zöpfen rief als erste sofort:

„Wir wollen die Räume sehen!“

„Ja. Ich bin auch gespannt, wie jetzt alles aus­sieht“, erklärte ein Junge in einem grünen Poloshirt, während er in ein Taschentuch schniefte.

„Ich auch“, war von allen Seiten zu hören.

Melitta Mohn hatte das insgeheim gehofft und klatsch­te vergnügt in die Hände.

„Prima! Folgt mir! Auf zu unserem Gemein­schafts­raum!“

Sie hüpfte von der Bühne und tänzelte durch den Gar­ten, vorbei an den bunt blühenden, herrlich duftenden Pflanzen hinein in das Schulgebäude. Kinder und Tiere trotteten, hopsten, sprangen und flogen hinter ihr her zur Rückseite des Hauses und dann die Treppe hoch in den ersten Stock.

Kaum waren die übermütigen Schüler oben angelangt, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Ihr Gemeinschaftsraum nahm die halbe Etage ein. Melitta Mohn hatte meh­rere Wände entfernen lassen, damit ein geräumiges Zimmer mit vielen gemütlichen Nischen in den verschiedensten Farben und vielen großen Pflanzen entstehen konnte. Man kam sich vor wie in einem bunten Dschungel.

Die Dachziegel wurden abgenommen und ein riesiges Glas­dach eingebaut, damit das warme Sonnenlicht die Pflanzen, die Kinder und auch die Tiere er­haschen konnte.

„Bei schönem Wetter können wir das Glasdach sogar öffnen“, erklärte Melitta Mohn.

„Dann ist es fast wie auf einer Dachterrasse. Die goldgelben Sonnensegel hier drüben spenden uns bei Bedarf ausreichend Schatten. Wir kön­nen sie verschie­ben, wie wir wollen, seht ihr?“

Sie zog an einem der Segel, um zu zeigen wie es geht.

Nach und nach erkundeten die Schüler auch die restlichen Räume. Melitta Mohn hatte tatsächlich ihre Wünsche genauso erfüllt, wie sie es sich erträumt hatten.

Die Kinder und Tiere flitzten aufgeregt durchs Haus, in den Garten und wieder zurück. Ein warmer Zauber erfüllte die Luft. Eine Weile schaute sich Melitta Mohn noch das kunterbunte Treiben an, bevor sie schließlich feierlich das Buffet eröffnete.

Natürlich unterhielten sich die Kinder während des Festes noch nicht richtig mit den Tieren, denn sie hatten ihre Sprache ja noch nicht ge­lernt.

Doch die tierischen Schüler von Lexi konnten sich bereits bei den Menschen auf ihre Weise verständlich machen. Es wurde geges­sen, getrunken, geschnattert und gelacht.

Alle fühlten sich rundum glücklich.

Der erste Schultag

Am nächsten Tag fanden sich die Pioniere nach und nach im Gemeinschaftsraum ein.

„Einen sonnigen guten Morgen wünsche ich euch!“

Melitta Mohn winkte ihren Schülern freundlich entge­gen.

„Die Sonne scheint aber gar nicht, Frau Mohn“, meldete sich Karo wieder als erste zu Wort. Wegen des Regens musste ich heute meine spezial­imprägnier­ten Stoff­schuhe anziehen.“

Wafels, ein gutmütiges Wildschwein, fing an zu grun­zen.

„Was sagt er denn, Frau Mohn?“, fragte Ben, der mit Karo und Wafels zusammen dem Helfer-Team zugeteilt war.

„Vielen Dank für deine Frage, Ben. Die Tiere zu ver­stehen bedeutet vor allem, genau hinzuse­hen und hinzuhören!

Das kann man eigentlich auch gut, ohne dass man Pauls Methode benutzt.

Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Als Kind besaß ich einen Feldhasen. Wisst ihr, dass Feldhasen fast siebzig Zentimeter groß werden können?

Mit meinem Peter Hase bin ich sogar spazieren gegan­gen wie mit einem Hund. Das waren wunderbare Jahre.“

Einen kurzen Moment lang lächelte sie in sich hinein, dann blickte sie wieder aufmerksam in die Runde.

„Ich nannte ihn nach meinem Lieblingsbuch ‚Peter Hase‘. Kennt ihr das?“

Allgemeines Kopfschütteln.

„Die Filme kenne ich. Die fand ich gut.“, bemerkte Jan heiter.

„Ah. Die kenne ich wieder nicht. Dann können wir uns ja demnächst mal die Filme und das Buch gemeinsam anschauen. Ich bin gespannt.

Mein Peter Hase war jedenfalls mein Freund, mein Vertrauter und mein Lehrer.

Was meinst du denn, was Wafels gesagt haben könnte, Ben?“

Der Junge mit dem verträumten Blick drehte eine seiner dunklen Locken um den Zeigefinger und über­legte.

„Vielleicht fragte er, warum sie bei Regenwetter unbedingt Stoffschuhe anziehen muss. Das habe ich mich jedenfalls gefragt.“

Melitta Mohn warf beschwingt ihre Arme in die Höhe und klatschte in die Hände.

„Prima! Seinen genauen Wortlaut wahrzuneh­men, wirst du im Laufe der Zeit noch lernen.“

Ben sah sie mit seinen großen blauen Augen an.

„Ich habe mal ein Buch über Kinder gelesen, die ein magisches Tier hatten, mit dem sie reden konnten. So eins habe ich mir immer ge­wünscht.“

Sogleich mischte sich die lispelnde Papageien­dame Gwendolin ein, die nicht hinten anstehen wollte.

Schließlich hatte sich bereits jeder an­dere aus dem Helfer-Team zu Wort gemeldet.

„Also wirklich. Ihr braucht doch keine Magie, um mit Tieren zu reden. Wieso tun sich die Menschen so schwer damit, uns zu verstehen?“

Wafels grunzte wieder und hob dabei mehr­mals den Kopf in die Höhe.

„Lasst mich mal!“ rief die hibbelige Karo und gab in Windeseile eine mögliche Übersetzung Preis.

„Er hat gesagt: Du hast gut reden. Du kannst dich ja schließlich direkt mit den Menschen in ihrer Sprache unterhalten.“

Gwendolin fing an zu glucksen.

„Nicht schlecht.

Da hast du natürlich Recht.

Haha. Jetzt hab ich auch gereimt.

Wafels spricht nämlich in Reimen, musst du wissen.

Er sagte eigentlich…

Auch wenn ich die Sprache der Menschen nun versteh,

tut mir das, was ich höre doch meistens weh.

---ENDE DER LESEPROBE---