Memoiren: Geschichte meines Lebens. Band 2 - Giacomo Casanova - E-Book

Memoiren: Geschichte meines Lebens. Band 2 E-Book

Giacomo Casanova

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Beschreibung

Die "Memoiren" erzählen die Geschichte des Giacomo Casanova, von ihm selbst verfasst. Wer in diesem autobiografischen Roman eine Menge wolllüstiger Begebenheiten erwartet, wird nicht enttäuscht. Das Buch erzählt unverblümt von den erotischen Eroberungen des kompromisslosen Hedonisten. Nicht umsonst gilt Casanova als größter Verführer aller Zeiten. Sein Ruf eilte ihm voraus und öffnete ihm die Türen und Schöße sämtlicher Damen der feinen Gesellschaft. Selbst Katharina die Große soll seinem Charme erlegen sein. Aber die Geschichte von Casanovas Leben ist noch viel mehr als das. Er war nicht nur angeblicher Liebhaber der russischen Zarin und unzähliger anderer. Er besuchte alle wichtigen europäischen Höfe und Metropolen und begegnete vielen bedeutenden Menschen seiner Zeit. Casanova lernte Päpste kennen, sprach mit Friedrich II. in Sanssouci, traf auf Rousseau und lieferte sich Wortgefechte mit Voltaire. Er verkehrte mit Da Ponte, Crébillon, von Haller, Winckelmann und Mengs. Und selbst mit Mozart soll er Kontakt gehabt haben, als dieser an seinem “Don Giovanni” arbeitete. In Polen duellierte er sich mit einem Adligen in Konkurrenz um eine Dame. Er war Flüchtling der Bleikammern Venedigs und Geheimagent der Inquisition. Giacomo Casanova war eine sprichwörtliche Legende. Seine unzähligen Abenteuergeschichten nehmen uns mit auf eine unvergleichliche Reise in die Zeit. Die Memoiren Casanovas zählen zur Weltliteratur und wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Das insgesamt etwa 5000 Seiten starke Werk ist trotz seines gewaltigen Umfangs kurzweilig und unterhaltsam, aber vor allem auch kulturhistorisch interessant: Landschaften, Städte und Personen des gesamteuropäischen 18. Jahrhunderts breiten sich vor unseren Augen aus. Und natürlich immer wieder: die Schenkel der Frauen, zwischen denen Casanova Glück und Erfüllung sucht. Begleiten wir den großen Abenteurer und Verführer auf seinen Reisen, und werfen wir einen Blick durch die Schlüssellöcher in die Salons und Boudoirs der feinen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Nirgends sonst finden sich Spannung, Frivolität, Sinnlichkeit und philosophische Überlegungen in solch verdichteter Lebensbeschreibung. "Das ganze 18. Jahrhundert tummelt sich in seinen Memoiren und lacht, und räsoniert, und hurt, in keinem anderen Buch ist es so lebendig, so deutlich, so zum Riechen, Fühlen, Schmecken nah." (Hermann Kesten) Dieses ist der zweite Band von insgesamt sechs Bänden. Sein Umfang beträgt ca. 880 Druckseiten.

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Seitenzahl: 1124

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GIACOMO CASANOVA

MEMOIREN

Geschichte meines Lebens

 

 

 

 

Band 2

 

 

Übersetzt von

Heinrich Conrad

Die MEMOIREN wurden zuerst veröffentlicht im Jahr 1822 in deutscher Sprache von F. A. Brockhaus, Leipzig.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2021

 

V 1.0

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Dieses Buch ist Teil der ApeBook Classics: Klassische Meisterwerke der Literatur als Paperback und eBook. Weitere Informationen am Ende des Buches und unter: www.apebook.de

ISBN 978-3-96130-405-9

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

 

 

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Die Einzelbände der MEMOIREN von Giacomo Casanova

 

 

 

 

 

BAND I | BAND II | BAND III | BAND IV | BAND V | BAND VI

 

 

 

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Mit Feuer und Schwert. Band 1: Der Aufstand

 

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Inhaltsverzeichnis

MEMOIREN: Geschichte meines Lebens. Band 2

Impressum

BAND 2: Inhalt

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Anhang

Eine kleine Bitte

Casanova Memoiren: Überblick der einzelnen Bände

Buchtipps für dich

Kostenlose eBooks

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L i n k s

Zu guter Letzt

Inhalt

 

Erstes Kapitel

Ich finde Giulietta wieder und bei ihr den angeblichen Grafen Celi, der inzwischen Graf Alfani geworden ist. – Ich beschließe, nach Neapel zu reisen. – Ein Erlebnis, das mich auf einen anderen Weg bringt.

Zweites Kapitel

Ich kaufe einen schönen Wagen und reise mit dem alten Hauptmann und der jungen Französin nach Parma. – Ich sehe Genoveffa wieder und schenke ihr ein Paar schöne goldene Armbänder. – Ich bin ratlos wegen meinesVerhältnisses zu meiner Reisegefährtin. – Selbstgespräch. – Unterhaltung mit dem Hauptmann.– Zwiesprache mit der Französin.

Drittes Kapitel

Ich reise als glücklicher Mann von Bologna ab. – Der Hauptmann trennt sich von uns in Reggio, wo ich mit Henrietten die Nacht verbringe. – Unsere Ankunft in Parma. – Henriette legt wieder weibliche Kleider an. – Unser gegenseitiges Glück. – Ich finde Verwandte von mir, gebe mich aber nicht zu erkennen.

Viertes Kapitel

Ich nehme trotz Henriettens Widerstreben eine Loge in der Oper.– Herr Dubois kommt zu uns zum Essen; Eulenspiegelstreich,den ihm meine Freundin spielt. – Betrachtungen Henriettens über das Glück. – Wir gehen zu Dubois; wunderbares Talent, das meine Freundin dort entfaltet. – Herr Dutillot.– Prachtvolles Hoffest im herzoglichen Park. Verhängnisvolle Begegnung. – Ich habe eine Zusammenkunft mit dem Günstling des Infanten, Herrn Antoine.

Fünftes Kapitel

Henriette empfängt Herrn d'Antoine. – Ich verliere diese liebenswürdige Frau, die ich bis Genf begleite. – Ich kehre über den St. Bernhard nach Parma zurück. – Brief Henriettens. – Meine Verzweiflung. – Dela Haye schließt sich mir an. – Ärgerliches Abenteuer mit einer Schauspielerin und dessen Folgen. – Ich werde fromm. – Bavois. – Mystifikation eines renommistischen Offiziers.

Sechstes Kapitel

Ich erhalte gute Nachrichten aus Venedig, kehre dorthin zurück und nehme de la Haye und Bavois mit mir. – Wir werden von meinen drei Freunden ausgezeichnet aufgenommen; ihre Überraschung, als sie mich als ein Muster von Frömmigkeit sehen. – Bavois bringt mich zu meinem früheren Lebenswandel zurück. – De la Haye als echter Heuchler.– Abenteuer mit dem Mädchen Marchetti. – Ich gewinne in der Lotterie. – Ich finde Baletti wieder. – De la Haye verläßt den Palazzo Bragadino. – Ich reise nach Paris ab.

Siebentes Kapitel

Komisches Erlebnis auf der Durchreise in Ferrara. – Meine Ankunft in Paris.

Achtes Kapitel

Meine Lehrzeit in Paris. – Portraits. –Eigentümlichkeiten. – Allerlei.

Neuntes Kapitel

Meine Tapereien in der französischen Sprache; meine Erfolge: meine zahlreichen Bekanntschaften. – Ludwig der Fünfzehnte. – Ankunft meines Bruders in Paris.

Zehntes Kapitel

Mein Handel mit der Pariser Justiz. – Fräulein Vesian.

Elftes Kapitel

Die schöne O'Morphi. — Der Schwindelmaler. — Ich mache bei der Herzogin von Chartres kabbalistische Berechnungen. — Ich verlasse Paris. — Mein Aufenthalt in Dresden.

Zwölftes Kapitel

Mein Aufenthalt in Wien. – Josef der Zweite. – Abreise nach Venedig.

Dreizehntes Kapitel

Ich gebe das von Wien mitgenommene Porträt heraus. – Ich gehe nach Padua; Abenteuer auf der Rückreise; Folgen dieses Abenteuers. – Ich finde Teresa Imer wieder. – Ich mache die Bekannschaft von Fräulein C.C.

Vierzehntes Kapitel

Fortgang meiner Liebschaft mit der schönen C. C.

Fünfzehntes Kapitel

Forstsetzung meiner Liebschaft mit C. C. – Herr von Bragadino hält für mich um die Hand des jungen Mädchens an. – Ihr Vater sagt nein und schickt sie in ein Kloster. – De la Haye. – Ich verliere im Spiel.– Teilhaberschaft mit Croce, die mich wieder zu Geld bringt.– Verschiedene Erlebnisse.

Sechzehntes Kapitel

Ich komme wieder zu Gelde. – Mein Abenteuer in Dolo.– Analyse eines langen Briefes von meiner Freundin. –Übler Streich, den P. C. mir in Vicenza spielt. –Tragikomischer Aufritt im Gasthof.

Siebzehntes Kapitel

Croce wird aus Venedig ausgewiesen. – Sgombro. – Sein niederträchtiges Verbrechen und sein Tod. – Meiner geliebten C. C. stößt ein Unglück zu. – Ich erhalte einen anonymen Brief von einer Nonne und antworte darauf. – Liebeshandel.

Achtzehntes Kapitel

Die Gräfin Coronini. – Liebesverdruß. –Versöhnung. – Erste Zusammenkunft. –Philosophische Abschweifung.

Neunzehntes Kapitel

Fortsetzung des vorigen Kapitels. – Erstes Beisammensein mit M. M. – Brief von C. C. – Meine zweite Zusammenkunft mit der Nonne in meinem prachtvollen Kasino in Venedig. – Ich bin glücklich.

Zwanzigstes Kapitel

Fortsetzung des vorigen Kapitels. – Besuch im Sprechzimmer des Klosters und Unterhaltung mit M. M. – Ein Brief von ihr und meine Antwort darauf. – Neue Zusammenkunft im Kasino von Murano unter den Augen ihres Liebhabers.

Einundzwanzigstes Kapitel

Ich schenke M. M. mein Bild. – Ihr Gegengeschenk. – Ich gehe mit ihr in die Oper. – Sie spielt und bringt mich wieder zu Gelde. – Philosophische Unterhaltung mit ihr. – Brief von C. C.; sie weiß alles. – Ball im Kloster; meine Heldentaten als Pierrot. – Anstelle von M. M.kommt C. C. ins Kasino. – Dumme Nacht, die ich mit ihr verbringe.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Ich bin in großer Gefahr, in den Lagunen zu ertrinken. – Briefe von E. E. und R. R. –Versöhnungsbeisammensein im Kasino von Murano. – Ich erfahre den Namen von R. R.s Freund und erkläre mich einverstanden, ihn und unsere gemeinsame Geliebte zum Abendessen in mein Kasino einzuladen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Ich soupiere selbdritt mit dem französischen Gesandten, Herrn von Bernis – Ein Vorschlag von M. M., den ich annehme. – Folgen davon. – C. C. wird mir untreu, ich kann mich jedoch nicht darüber beklagen.

Vierundzwanzigstes Kapitel

Herr von Bernis reist ab und überträgt mir alle Rechte auf sein Kasino. – Er gibt mir weise Ratschläge,die ich sehr schlecht befolge. – Ich bin in Gefahr, mit M. M.zu ertrinken. – Der englische Gesandte Murray. – Wir haben kein Kasino mehr; unsere Zusammenkünfte hören daher auf. – M. M. wird schwer krank. – Zorzi und Condulmer.– Tonina.

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Fortsetzung des vorigen. – M. M. wird wieder gesund.– Ich kehre nach Venedig zurück. – Tonina tröstet mich. – Abschwächung meiner Liebe zu M. M.– Doktor Righelini. – Eigentümliches Gespräch mit ihm. – Folgen dieser auf M. M. bezüglichen Unterhaltung. – Herrn Murrah wird sein Irrtum benommen, und er wird gerächt.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Das Abenteuer mit der falschen Nonne nimmt einen scherzhaften Ausgang. – M. M. erfährt, daß ich eine Geliebte habe. – Sie wird an dem elenden Capucefalo gerächt.– Ich ruiniere mich im Spiel; auf M. M.s Veranlassung verkaufe ich nach und nach alle ihre Diamanten; aber das Glück bleibt hartnäckig mir feindlich gesinnt. – Ich trete Tonina an Murray ab, der sie auf Lebenszeit versorgt. – An ihre Stelle tritt ihre Schwester Barberina.

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Die schöne Kranke wird von mir geheilt. – Komplott gegen mich. – Die junge Gräfin Bonafede. – Die Erberia. – Haussuchung. – Gespräch mit Herrn Bragadino. – Ich werde auf Befehl der Staatsinquisitoren verhaftet.

Achtundzwanzigstes Kapitel

Unter den Bleidächern. – Erdbeben.

Neunundzwanzigstes Kapitel

Verschiedene Zwischenfälle. – Haftgenossen. –Vorbereitungen zur Flucht. – Überführung in einen anderen Kerker.

Dreißigstes Kapitel

Die unterirdischen Gefängnisse, genannt: I pozzi –Lorenzos Rache. – Ich trete in Briefwechsel mit einem anderen Gefangenen, dem Pater Balbi; sein Charakter. – Ich verabrede mit ihm meine Flucht. – Listiges Verfahren, um ihn meinen Spieß bekommen zu lassen. – Es gelingt. – Man gibt mir einen niederträchtigen Menschen zur Gesellschaft; sein Porträt.

Einunddreißigstes Kapitel

Soradacis Verrat. – Ich mache ihn dumm. – Pater Balbi vollendet glücklich seine Arbeit. – Ich verlasse mein Gefängnis. – Unangebrachte Bedenken des Grafen Asquino. – Aufbruch zur Flucht.

Zweiunddreißigstes Kapitel

Ich verlasse meinen Kerker. – Lebensgefahr auf dem Dach.– Ich verlasse den Dogenpalast, schiffe mich ein und gelange aufs Festland. – Pater Balbi bringt mich in große Gefahr. – Ich muß eine List anwenden, um mich für den Augenblick von ihm zu trennen.

Anhang

Casanovas Flucht und die Kritiker

Erstes Kapitel

Ich finde Giulietta wieder und bei ihr den angeblichen Grafen Celi, der inzwischen Graf Alfani geworden ist. – Ich beschließe nach Neapel zu reisen. – Ein Erlebnis, das mich auf einen anderen Weg bringt.

Als ich nach einem kurzen Spaziergang in meinen Gasthof in Cesena zurückkam, gab der Wirt mir den Theaterzettel, worauf vier Vorstellungen der Metastasioschen Dido im Spadatheater angekündigt wurden. Da ich sah, daß weder unter den Künstlern noch unter den Künstlerinnen Bekannte von mir waren, entschloß ich mich, mir die Abendvorstellung anzusehen und erst am anderen Morgen mit der Post abzureisen. Mich stachelte immer noch ein kleines bißchen Furcht vor der Inquisition, und es war mir, wie wenn sie mir schon dicht auf den Hacken säße.

Bevor ich den Zuschauerraum betrat, ging ich in das Ankleidezimmer der Schauspielerinnen, und die erste kam mir recht appetitlich vor. Sie war Bologneserin und hieß Narici. Ich begrüßte sie und fragte sie nach einigen Komplimenten, ob sie frei sei.

»Ich bin«, antwortete sie, »nur der Direktion gegenüber verpflichtet.«

»Haben Sie einen Liebhaber?«

»Nein.«

»Ich erbiete mich als solchen, wenn Sie Lust haben.«

Sie lächelte spöttisch und sagte: »Ach, nehmen Sie mir doch vier Karten zu den vier Vorstellungen ab.«

Ich zog zwei Zechinen aus meiner Börse, die ich absichtlich so hielt, daß sie sehen mußte, wie gut sie gespickt war; dann nahm ich die vier Karten, gab sie ihrer Zofe, die hübscher war als sie, und ging ohne weiter ein Wort zu sagen. Sie rief mich zurück; ich tat aber, als hörte ich sie nicht, und nahm mir einen Parkettplatz. Da ich alles höchst mittelmäßig fand, stand ich nach dem ersten Ballet auf, um fortzugehen. Als ich dabei zufällig einen Blick auf die große Loge warf, sah ich zu meinem großen Erstaunen den Venetianer Manzoni mit der berühmten Giulietta, deren famosen Ball mit der Ohrfeige der Leser wohl noch in Erinnerung haben wird.

Da ich sah, daß man mich nicht bemerkte, fragte ich meinen Nachbar, wer wohl die schöne Dame mit den vielen Diamanten sei. Er antwortete mir: »Das ist Signora Querini aus Venedig; der Eigentümer des Theaters, General Graf Spada, den Sie an ihrer Seite sehen, hat sie aus seiner Heimat Faenza hierher gebracht.«

Es freute mich sehr, daß Herr Querini sie endlich geheiratet hatte, aber ich dachte nicht daran, mich ihr zu nähern – aus Gründen, die der Leser ebenso wenig vergessen haben wird wie die Vorfälle, als ich sie auf ihr Verlangen als Abbaten verkleiden mußte. Ich wollte also gehen; aber im selben Augenblick gewahrte sie mich und winkte mich heran. Ich kam; da ich aber nicht bekannt sein wollte, sagte ich ihr leise, ich nenne mich Farussi. Manzoni sagte mir, ich spräche mit Ihrer Excellenz Signora Querini. »Ich weiß es«, sagte ich zu ihm, »aus einem Brief, den ich aus Venedig erhielt, und ich wünsche der gnädigen Frau von Herzen Glück dazu.«

Giulietta verstand mich, machte mich auf der Stelle zum Baron und stellte mich dem Grafen Spada vor. Sofort lud der Herr mich sehr liebenswürdig ein, in seine Loge zu kommen. Nachdem er mich gefragt hatte, wober ich käme, wohin ich ginge und so weiter, bat er mich, ihm die Ehre zu erweisen und bei ihm zu Nacht zu speisen.

Vor zehn Jahren war er Giuliettas Freund in Wien gewesen, als Maria Theresia in Anbetracht des bösen Einflusses ihrer Reize sie ausweisen zu müssen glaubte. Sie hatte in Venedig die Bekanntschaft mit ihm erneuert und hatte ihn veranlaßt, sie zu einer Vergnügungspartie mit sich nach Bologna mitzunehmen; und ihr alter Anbeter, Herr Manzoni, der mir dies alles erzählte, begleitete sie, um Herrn Querini über ihre gute Aufführung berichten zu können. Er war allerdings kein sehr gut gewählter Tugendwächter. In Venedig wollte sie überall die Meinung verbreiten, daß Herr Querini sie im Geheimen geheiratet habe; aber in einer Entfernung von fünfzig Meilen hielt sie diese Formalität nicht für angebracht, und der General hatte sie bereits dem ganzen Adel von Cesena als Signora Querini Papozze vorgestellt. Ubrigens hätte Herr Querini unrecht gehabt, wenn er auf den General eifersüchtig gewesen wäre, denn dieser war ein so alter Bekannter, daß es nicht darauf ankommen konnte, wenn er der Schönen den Hof machte. Übrigens gilt es bei gewissen Frauen als ausgemacht, daß ein Mann, der als neuester Liebhaber sich auf einen alten Bekannten eifersüchtig zeigt, nur ein Dummkopf sein kann und als solcher zu behandeln ist. Giulietta hatte mich schnell gerufen, weil sie ohne Zweifel meine Indiskretion fürchtete; als sie aber sah, daß ich ebenfalls die ihrige zu fürchten hatte, da beruhigte sie sich; ich war so vernünftig, sie von Anfang an mit allen ihrem Stande schuldigen Rücksichten zu behandeln.

Beim General fand ich zahlreiche Gesellschaft und ziemlich hübsche Frauen. Da ich Giulietta nicht sah, fragte ich Herrn Manzoni nach ihr, und er sagte mir, sie sitze am Pharaotische und verliere ihr Geld. Ich ging in den Spielsaal und sah sie zur Linken des Bankhalters sitzen, welcher bei meinem Anblick erbleichte. Er war der angebliche Graf Celi. Er bot mir ein Buch1 an, ich wies es höflich zurück, nahm aber Giuliettas Anerbieten an, Halbpart mit ihr zu spielen. Sie hatte etwa fünfzig Zechinen vor sich liegen; ich gab ihr ebenso viel und setzte mich neben sie. Nach Schluß der Taille fragte sie mich, ob ich den Bankhalter kenne, und ich bemerkte, daß er es gehört hatte. Ich sagte Nein. Die Dame, die zu meiner Linken saß, sagte mir, es sei der Graf Alfani. Eine halbe Stunde später hatte Frau Querini ein Sept et le va von achtzig Zechinen auf einer Karte stehen2, und der Abzug war entscheidend; ich stand auf und heftete meine Blicke auf die Hände des Bankhalters. Trotzdem schlug er die Volte und die Signora verlor.

Im selben Augenblick kam der General und holte Sie zu Tisch; sie ließ den Rest ihres Goldes liegen und stand auf; nach dem Dessert kehrte sie an den Spieltisch zurück und verlor alles.

Ich belebte das Mahl durch eine Menge kleiner Geschichten und feiner Scherze und gewann mir dadurch die Freundschaft der ganzen Gesellschaft, ganz besonders die des Generals. Als er von mir gehört hatte, ich ginge nur um einer verliebten Laune willen nach Neapel, beschwor er mich, einen Monat bei ihm zu verbringen und ihm zuliebe meine Laune zu opfern. Sein Bitten war jedoch vergeblich; denn da mein Herz leer war, so drängte es mich, Lucrezia und Teresa wiederzusehen, von deren Reizen ich nach fünf Jahren nur noch eine verworrene Erinnerung hatte. Doch erklärte ich mich bereit, die vier Tage in Cesena zu bleiben, die er noch dort verbringen wollte.

Als ich mich am anderen Morgen anzog, sah ich den Feigling Alfani-Celi erscheinen. Ich empfing ihn mit einem spöttischen Lächeln, indem ich ihm sagte, ich hätte ihn erwartet.

Da mein Friseur anwesend war, antwortete er nichts; sobald wir aber allein waren, fragte er mich: »Welche Gründe können Sie haben, mich zu erwarten?«

»Meine Gründe sind Wahrscheinlichkeiten, die Sie im einzelnen hören werden, sobald Sie mir hundert Zechinen aufgezählt haben, was Sie sofort tun werden.«

»Hier sind fünfzig, die ich Ihnen überbringen wollte; mehr können Sie nicht verlangen.«

»Ich nehme fie als Abzahlung an; aber ich warne Sie im Guten, sich heute abend nicht beim Grafen einzufinden, denn Sie werden dort nicht empfangen werden; und das wird man mir zu verdanken haben.«

»Ich hoffe, Sie werden es sich überlegen, ehe Sie eine solch schlechte Handlung begehen.«

»Ich habe es mir bereits genügend überlegt. Aber schnell, machen Sie, daß Sie fortkommen!«

Es klopfte an meiner Tür, und der angebliche Alfani verschwand, ohne daß ich nötig hatte, ihm meine Aufforderung zu wiederholen. Der neue Besucher war der neue Kastrat, der mich im Auftrag der Narici zum Essen einladen sollte. Ich fand die Einladung spaßhaft und nahm sie lachend an. Dieser Kastrat und Komiker hieß Niccola Peretti und behauptete, der Enkel eines natürlichen Sohnes von Sixtus dem Fünften zu fein, was sehr leicht möglich sein kann. Fünfzehn Jahre später werde ich von ihm sprechen. Beim Eintreten sah ich den Grafen Alfani, der mich ganz gewiß nicht erwartete; mir kam die Idee, er müsse mich für seinen bösen Geist halten. Er begrüßte mich mit großer Höflichkeit und bat mich, zwei Worte unter vier Augen mit mir sprechen zu dürfen.

»Ich gebe Ihnen noch fünfzig Zechinen«, sagte er zu mir; »aber als Ehrenmann können Sie diese nur annehmen, um sie Frau Querini wiederzugeben: wie aber wollen Sie sie ihr auszahlen, ohne ihr zu sagen, daß Sie mich zu dieser Rückerstattung genötigt haben? Sie werden fühlen, welche Folgen dies haben könnte.«

»Ich werde sie ihr übergeben, wenn Sie nicht mehr hier sind; unterdessen werde ich verschwiegen sein; aber hüten Sie sich, in meiner Gegenwart das Glück zu verbessern, denn ich würde Ihnen einen bösen Streich spielen.«

»Verdoppeln Sie meine Bank, und Sie bekommen Halbpart.«

»Ihr Vorschlag ist eine Beleidigung.«

Ich erhielt die fünfzig Zechinen und versprach ihm, das Geheimnis zu bewahren.

Bei der Schauspielerin war zahlreiche Gesellschaft, besonders junge Leute, die nach dem Essen sämtlich ihr Geld verloren. Ich spielte nicht, und dadurch fühlte die Schöne sich enttäuscht; denn sie hatte mich nur eingeladen, weil sie dachte, ich müßte auch einer von derselben Sorte sein, wie die anderen. Als einfacher Zuschauer hatte ich die Gelegenheit, zu beobachten, wie sehr Mohammed recht hatte, daß er alle Glücksspiele verbot.

Am Abend nach der Oper legte der Graf eine Bank auf; ich spielte und verlor zweihundert Zechinen; doch konnte ich mich deswegen nur an die Launen des Glücks halten; Frau Querini gewann. Am nächsten Abend sprengte ich vor dem Abendessen beinahe seine Bank; gleich nach dem Essen ging ich zu Bett, da ich mich müde fühlte und mit meinem Gewinn zufrieden war.

Am nächsten Morgen in der Frühe ging ich zum General und erfuhr, daß sein Adjutant dem angeblichen Alfani die Karten ins Gesicht geworfen hatte und daß sie sich mittags treffen sollten. Ich suchte den Offizier auf seinem Zimmer auf und bot mich ihm als Sekundanten an, indem ich ihm versicherte, es würde kein Blut vergossen werden. Er dankte mir und sagte mir bei Tisch, ich hätte richtig geraten, denn der Graf Alfani wäre nach Rom abgereist. »Nun,« sagte ich zur Gesellschaft, »so werde ich Ihnen heute abend eine Bank legen.« Nach dem Essen nahm ich Frau Querini auf die Seite, erzählte ihr die Geschichte und reichte ihr die fünfzig Zechinen, die ich für sie aufbewahrt hatte.

»Sie wollen«, antwortete sie mir, »mit Hilfe dieses Märchens mir fünfzig Zechinen zum Geschenk machen, aber ich will sie nicht – ich habe kein Geld nötig.«

»Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich den Spitzbuben gezwungen habe, sie mir wiederzugeben und zugleich mit ihnen die anderen Zechinen, die er von mir hatte.«

»Das kann wohl sein, aber ich will Ihnen nicht glauben; merken Sie sich übrigens, daß ich nicht dumm genug zu sein glaube, um mich betrügen, geschweige denn bestehlen zu lassen.«

Die Philosophie verbietet, zu bereuen, daß man eine gute Handlung vollbracht hat; aber es kann erlaubt sein, sich darüber zu ärgern, wenn durch böswillige Auslegung versucht wird, einem einen Vorwurf daraus zu machen.

Am Abend nach der letzten Vorstellung legte ich, meinem Versprechen gemäß, beim General eine Bank auf; ich verlor einige Zechinen, aber man erwies mir viel Liebes. Dies ist ein viel süßeres Gefühl, als wenn man gewinnt, vorausgesetzt, daß der Spieler sich nicht in der Notwendigkeit befindet, auf sein Geld sehen zu müssen.

Graf Spada, der eine Zuneigung zu mir gefaßt hatte, bat mich, mit ihm nach Brisighetta zu gehen, aber ich widerstand, denn ich wollte durchaus nach Neapel reisen.

Am andern Morgen wurde ich durch einen furchtbaren Spektakel aufgeweckt, den man fast unmittelbar vor meiner Zimmertür vollführte. Ich sprang aus dem Bett und öffnete meine Tür, um zu sehen, was los wäre. Ich sah eine Bande von Sbirren und einen anständig aussehenden Mann, der auf lateinisch aus vollem Halse auf dies Gezüchte, eine wahre Pest Italiens, schimpfte, sowie auf den dabeistehenden Wirt, der die Schändlichkeit begangen hätte, ihnen die Tür zu öffnen.

Ich fragte den Wirt, worum es sich handle, und der Kerl antwortete mir: »Dieser Herr, der dem Anschein nach nur Latein spricht, liegt mit einem Mädchen im Bett, und die Häscher des Bischofs sind gekommen, um festzustellen, ob sie seine Frau ist; die Sache ist ganz einfach; ist es seine Frau, so braucht er es den Leuten nur durch irgend ein Zeugnis zu beweisen, und alles ist in Ordnung; ist sie es aber nicht, so muß er freilich sich gefallen lassen, mit dem Mädchen ins Gefängnis zu gehen; dazu wird es jedoch nicht kommen, denn ich verpflichte mich, mittels zwei oder drei Zechinen die Sache gütlich beizulegen. Ich werde mit ihrem Anführer sprechen, und alle die Leute hier werden sofort gehen. Wenn Sie Latein sprechen, so gehen Sie hinein und bringen Sie ihn zur Vernunft.«

»Wer hat die Zimmertür gesprengt?«

»Man hat sie nicht gesprengt, sondern ich habe sie geöffnet; das ist meine Pflicht.«

»Solche Pflicht mag ein Straßenräuber haben, aber nicht ein ehrenwerter Wirt.« Entrüstet über eine derartige Niedertracht glaubte ich mich in die Sache einmischen zu müssen. Die Nachtmütze auf dem Kopf, trat ich ein und erzählte dem Herrn alle einzelnen Umstände dieser Schererei. Er antwortete mir lachend: erstens könnte man überhaupt nicht wissen, ob die Person, die neben ihm im Bett liege, eine Frau wäre, denn man hätte sie nur als Offizier gekleidet gesehen; zweitens wäre er der Meinung, daß kein Mensch ihn zwingen könnte, Rechenschaft darüber abzulegen, ob sie seine Frau oder seine Geliebte wäre, angenommen, daß die im Bette liegende Person überhaupt ein Weib wäre. »Übrigens«, fuhr er fort, »bin ich entschlossen, nicht einen einzigen Taler auszugeben, um diese Geschichte zu erledigen; ich werde das Bett nicht eher verlassen, als bis meine Tür wieder verschlossen ist. Sobald ich angezogen bin, werde ich Ihnen eine hübsche Entwicklung der Komödie zeigen: ich werde die ganze Spitzbubenbande mit Säbelhieben hinausjagen.«

Ich blickte mich um und sah in der einen Ecke des Zimmers einen Säbel und eine ungarische Tracht, die wie eine Uniform aussah. Ich fragte ihn, ob er Offizier sei.

»Ich habe«, antwortete er, »meinen Namen und Stand in das Fremdenbuch des Wirtes eingeschrieben.« Erstaunt über die Frechheit des Wirts, befragte ich diesen, und er gab zu, daß es die Wahrheit wäre; aber nichtsdestoweniger behielte doch das geistliche Gericht das Recht, darüber zu wachen, daß kein Ärgernis stattfände.

»Der Schimpf, den Sie dem Offizier angetan haben, wird Ihnen teuer zu stehen kommen, Herr Wirt!«

Zur Antwort lachte er mir ins Gesicht. Ärgerlich, daß solch ein gemeiner Kerl mich zu verhöhnen wagte, wurde ich Feuer und Flamme für die Sache und fragte den Offizier, ob er das Vertrauen zu mir hätte, mir für ein paar Augenblicke seinen Paß zu geben.

»Ich besitze zwei und kann Ihnen sehr wohl den einen anvertrauen.« Mit diesen Worten zog er den Paß aus seiner Brieftasche und übergab ihn mir; er war vom Kardinal Albani unterschrieben. Der Offizier war Hauptmann in einem ungarischen Regiment der Kaiserin und Königin. Er kam von Rom nach Parma, um Herrn Dutillot, dem ersten Minister des Infanten, Herzog von Parma, Depeschen vom Kardinal Alessandro Albani zu überbringen. In diesem Augenblick kam mit lautem Fluchen ein Kerl ins Zimmer und bat mich, dem Herrn zu sagen, er möchte sich mit den Leuten auseinandersetzen, denn er wollte abreisen und könnte nicht länger warten. »Wer sind Sie?« – Er antwortete mir, er wäre der Fuhrmann, mit dem der Hauptmann abreisen sollte.

Ich sah nun, daß es sich um eine abgekartete Geschichte handelte, und bat den Offizier, die Angelegenheit mir zu überlassen, ich würde sie in Ehren zu Ende führen.

»Machen Sie alles, wie Sie wollen,« antwortete er mir. Ich wandte mich nun zum Fuhrmann und sagte zu ihm:

»Bringen Sie den Koffer des Herrn Hauptmann herauf; Sie werden bezahlt werden.«

Sobald der Koffer im Zimmer war, zog ich acht Zechinen aus meiner Börse und gab sie ihm, nachdem ich eine Quittung auf den Namen des Hauptmanns erhalten hatte, der nur deutsch, ungarisch und lateinisch sprach.

Der Fuhrmann ging, und mit ihm verschwanden, sehr verblüfft, die Sbirren, mit Ausnahme von zweien, die im Saal blieben.

»Herr Hauptmann,« sagte ich zum Ungarn, »wollen Sie, bitte, bis zu meiner Rückkehr in Ihrem Bett bleiben, ich gehe zum Bischof, um diesem die Sache vorzutragen und ihm klar zu machen, daß er Ihnen eine Genugtuung schuldet. Übrigens ist General Spada in Cesena und ...«

Er ließ mich nicht ausreden.

»Ich kenne ihn!« rief er, »und hätte ich gewußt, daß er hier ist, so hätte ich dem Schuft von Wirt, der dem Gesindel meine Tür geöffnet hat, eine Kugel durch den Kopf gejagt!«

Ich zog mich in aller Hast an und begab mich unfrisiert und im Überrock zum Bischof, wo ich großen Lärm schlug und die Dienerschaft beinahe mit Gewalt zwang, mich in sein Zimmer zu führen. Der Lakai an der Tür sagte mir, Seine Gnaden lägen noch im Bett.

»Einerlei! Ich habe keine Zeit zum Warten.« Ich schob ihn zur Seite und trat ein. Ich erzählte dem Prälaten die ganze Geschichte, indem ich den Wirrwarr im Zimmer des fremden Herrn in den lebhaftesten Farben schilderte, auf die Unbilligkeit eines derartigen Vorgehens hinwies und gegen die Polizeischikanen wetterte, die sich einfach über Menschen- und Völkerrechte hinwegsetzten.

Der Bischof antwortete mir nicht, aber er befahl, mich in seine Kanzlei zu führen.

Ich fand den Kanzler und wiederholte ihm, was ich bereits dem Bischof gesagt hatte, aber in wenig maßvollen Worten, die mehr aufreizend als besänftigend wirken mußten und durchaus nicht dazu angetan waren, die Freilassung des Offiziers herbeizuführen. Ich verstieg mich bis zu Drohungen und sagte, wenn ich der Offizier wäre, so würde ich eine eklatante Genugtuung fordern. Der Priester lachte mir ins Gesicht. Das war gerade was ich wollte. Er fragte mich, ob ich vielleicht nicht ganz richtig im Kopfe sei, und sagte mir, ich solle mich an den Anführer der Sbirren wenden.

»An ganz andere, Herr Abbate! an ganz andere, als einen Anführer der Sbirren!«

Hocherfreut, die Angelegenheit verschlimmert zu haben, ging ich fort und begab mich geraden Weges zu General Spada. Man sagte mir, er sei vor acht Uhr nicht sichtbar, und ich kehrte nach dem Gasthof zurück.

Aus dem Feuer, das mich beseelte, aus dem Eifer, womit ich mich der Angelegenheit angenommen hatte, hätte man schließen können – und ich könnte meine Leser bei diesem Glauben lassen – daß meine Entrüstung nur von dem Abscheu herrührte, womit ich sah, wie eine zügellose, unsittliche und schikanöse Polizei sich eine schändliche Verfolgung gegen einen Fremden erlaubte. Aber warum sollte ich einen wohlwollenden Leser hintergehen? Ich schulde ihm die Wahrheit, die ich ihm versprochen habe. Ich will also sagen, daß ich allerdings wirklich Entrüstung verspürte; was mich aber zu so heißem Eifer anspornte, war ein mehr persönlicher Grund; ich stellte mir das unter der Bettdecke verborgene Mädchen als entzückend vor; ich brannte vor Ungeduld, ihr Gesicht zu sehen, das ohne Zweifel die Scham ihr verboten hatte, mir zu zeigen. Sie hatte mich gehört, und mein Selbstbewußtsein erlaubte mir nicht, daran zu zweifeln, daß sie von mir eine bessere Meinung gefaßt hätte als von ihrem Hauptmann.

Da die Zimmertür offen geblieben war, trat ich ein und erstattete dem Hauptmann Bericht über alles, was ich getan hatte. Ich versicherte ihm, es werde im Laufe des Tages in seinem Belieben stehen, auf Kosten des Bischofs abzureisen, denn der General würde ihm auf jeden Fall volle Genugtuung verschaffen. Er dankte mir herzlich, gab mir meine acht Dukaten wieder und sagte, er würde erst am nächsten Tage abreisen.

»Was für ein Landsmann«, fragte ich ihn, »ist Ihr Reisekamerad?«

»Er ist Franzose und spricht nur seine Sprache.«

»Sie sprechen also französisch?«

»Kein Wort.«

»Das ist scherzhaft; Sie spielen also Pantomime?«

»Absolut.«

»Da tun Sie mir leid; denn das ist eine schwere Sprache.«

»Soweit es sich um die feineren Abstufungen der Gedanken handelt, allerdings; aber in materieller Hinsicht verstehen wir uns ausgezeichnet.«

»Kann ich Sie bitten, mit Ihnen frühstücken zu dürfen?«

»Fragen Sie ihn, ob ihm das Vergnügen machen wird.«

»Liebenswürdiger Begleiter des Herrn Hauptmanns,« sagte ich zu ihr, »wollen Sie mich als dritten zu Ihrem Frühstück zulassen?«

Sofort sah ich unter der Decke einen entzückenden, frischen, lachenden Kopf mit aufgelösten Haaren hervorkommen, der trotz seiner Männernachtmütze einem Geschlecht angehörte, ohne welches der Mann das unglücklichste Tier auf der Erde sein würde.

Entzückt über diese anmutige Erscheinung, sagte ich ihr, ich hätte das Glück gehabt, mich für sie zu interessieren, bevor ich sie noch gesehen hätte; jetzt aber, da ich das Vergnügen hätte, sie zu sehen, könnte mein Eifer, ihr nützlich zu sein, sich nur verdoppeln.

Sie antwortete mir mit einer Grazie und Lebhaftigkeit des Geistes, wie sie nur ihrer liebenswürdigen Nation eigen sind, und gab mir mein Kompliment mit einer Freiheit des Ausdrucks zurück, von der ich ganz entzückt war. Da meine Bitte genehmigt war, ging ich hinaus, um das Frühstück zu bestellen und sie allein zu lassen, damit sie sich in ihrem Bett aufrecht setzen könnten; denn sie waren entschlossen, das Bett nicht eher zu verlassen, als bis ihre Türe wieder verschlossen wäre. Der Kellner kam. Ich trat wieder ein und sah meine hübsche Französin im blauen Überrock und nachlässig als Mann frisiert, aber selbst in diesem Anzug entzückend. Ich konnte es kaum erwarten, sie aufgestanden zu sehen. Während des Frühstücks unterbrach sie mit keinem Wort den Offizier, der fortwährend auf mich einsprach und dem ich gar nicht oder nur halb zuhorchte, denn ich war förmlich wie behext.

Sofort nach dem Frühstück ging ich zum General und erzählte ihm die Geschichte mit einigen Übertreibungen, die darauf berechnet waren, seine militärische Eitelkeit zu stacheln. Ich sagte ihm: wenn er nicht Ordnung schaffte, wäre der Offizier entschlossen, einen reitenden Boten an seinen Beschützer, den Kardinal, zu schicken. Aber meine Beredsamkeit war überflüssig, denn der General wünschte, daß die Priester um die Himmelsangelegenheiten sich bekümmerten und die Nase nicht in die Angelegenheiten dieser Welt steckten.

»Ich werde«, sagte er, »dies Possenspiel zum guten Ende führen, indem ich daraus eine Sache von höchster Wichtigkeit mache.«

»Gehen Sie in den Gasthof,« sagte er zu seinem Adjutanten, »und laden Sie den Offizier und seinen Kameraden zum Mittagessen ein. Hierauf begeben Sie sich zum Bischof und teilen ihm mit, der Offizier, dem ein blutiger Schimpf widerfahren wäre, würde nicht eher abreisen, als bis er eine glänzende Genugtuung und die Summe Geldes empfangen werde, die er selbst als Entschädigung bestimmen würde. Sagen Sie ihm, daß ich, der General, dies mitteilen ließe, und daß im übrigen alle Ausgaben, die der Offizier hier machen würde, auf Rechnung des Bischofs gingen.«

Welcher Genuß für mich, bei diesem Befehl zugegen zu sein! Denn voller Eitelkeit betrachtete ich mich als Urheber desselben. Ich ging mit dem Adjutanten fort und stellte ihn dem Hauptmann vor. Dieser empfing ihn mit der Freude eines Soldaten, der einen Kameraden sieht. Der Adjutant lud ihn und seinen Freund ein und sagte ihm, er möchte aufschreiben, welche Genugtuung und Entschädigung er verlangte. Die Sbirren waren verschwunden, sowie sie den Adjutanten des Generals gesehen hatten. Ich gab dem Hauptmann Papier, Feder und Tinte, und er schrieb seine Forderung in einem für einen Ungarn recht guten Latein nieder. Der brave Mann wollte durchaus nur dreißig Zechinen verlangen, obwohl ich in ihn drang, er solle hundert fordern. Auch in bezug auf die Genugtuung war er viel zu bescheiden; denn er verlangte nur, daß der Wirt und die Sbirren ihn in Gegenwart des Adjutanten auf den Knien um Verzeihung bitten sollten. Er drohte dem Bischof, er würde einen reitenden Boten nach Rom an den Kardinal Alessandro schicken, wenn ihm sein Verlangen nicht binnen zwei Stunden erfüllt würde, und er würde auf seine Kosten in Cesena bleiben und täglich zehn Zechinen berechnen.

Der Offizier ging. Einen Augenblick darauf trat der Wirt ehrfurchtsvoll ein und sagte dem Hauptmann, er sei frei; als aber dieser ihm durch mich sagen ließ, er sei ihm zwanzig Stockhiebe schuldig, machte er schnell, daß er hinauskam.

Ich ließ die beiden allein, um mich anzukleiden, da ich mit ihnen zum General gehen wollte, der uns zum Essen eingeladen hatte. Eine Stunde später sah ich sie in sehr gut sitzenden Uniformen. Die Französin trug eine Phantasieuniform, aber eine sehr elegante; ich gab sofort meinen Plan der Reise nach Neapel auf und beschloß mit ihnen nach Parma zu gehen. Die Schönheit der hübschen Französin hatte mich bereits ganz gefangen genommen. Der Hauptmann streifte bereits die sechzig, und ich fand natürlich, daß ein solches Paar sehr schlecht zu einander passe. Ich setzte mir in den Kopf, mein Vorhaben müsse sich auf freundschaftliche Weise erreichen lassen.

Der Adjutant kam mit einem Priester von der bischöflichen Kanzlei zurück, und dieser sagte dem Hauptmann, die von ihm geforderte Genugtuung und Entschädigung würde ihm zu teil werden; doch müßte er sich mit fünfzehn Zechinen begnügen. »Dreißig oder nichts!« antwortete der Ungar trocken. Er erhielt sie, und alles war erledigt. Da dieser schöne Sieg meinen Bemühungen zu verdanken war, trug er mir die Freundschaft des Hauptmanns und seiner schönen Begleiterin ein.

Um sofort zu bemerken, daß der Reisekamerad des Hauptmanns kein Mann war, brauchte man nur die Hüften zu sehen. Sie war ein zu schönes Weib, um für einen Mann gelten zu können. Gewiß haben die Frauen sehr unrecht, wenn sie durch Verkleidung eine Ähnlichkeit mit uns Männern erreichen wollen; denn sie gestehen dadurch, daß ihnen einer der schönsten Vorzüge ihres Geschlechtes fehlt.

Kurz vor Essenszeit begaben wir uns zum General, der sich beeilte, die beiden Offiziere allen anwesenden Damen vorzustellen. Keine von ihnen ließ sich täuschen; da jedoch alle bereits die Geschichte kannten, so waren sie entzückt, mit dem Helden der Komödie zusammen zu speisen, und alle behandelten den jungen Offizier, wie wenn er ein Mann gewesen wäre, die Herren dagegen bezeigten ihm Huldigungen, die seinem wirklichen Geschlecht besser entsprachen.

Nur Signora Querini schmollte; denn da die schöne Französin die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenkte, so litt die Eitelkeit der Venetianerin unter der Vernachlässigung. Sie richtete das Wort nur an sie, um mit ihrem Französisch großzutun, das sie in der Tat ziemlich gut sprach. Der arme Hauptmann sagte beinahe kein Wort, denn kein Mensch hatte Lust, Latein zu sprechen, und der General hatte ihm nicht viel auf Deutsch zu sagen.

Ein alter Abbate, der mit bei Tische war, suchte den Bischof zu rechtfertigen, indem er versicherte, der Wirt und die Sbirren hätten nur auf Befehl des heiligen Offiziums so gehandelt. »Aus diesem Grunde«, sagte er, »befinden sich in den Gasthöfen keine Türriegel, damit die Fremden sich nicht einschließen können. Die Inquisition will durchaus nicht erlauben, daß jemand mit einer anderen Frau schläft, als mit seiner eigenen.«

Zwanzig Jahre später fand ich in Spanien alle Türen mit einem Riegel von außen versehen, so daß die Reisenden sich im Gasthof wie in einem Gefängnis befanden und allen Plackereien nächtlicher Haussuchungen ausgesetzt waren. Diese Krankheit ist in Spanien so tief eingewurzelt, daß sie eines Tages die ganze Monarchie zu verschlingen droht, und es wäre gar nicht zu verwundern, wenn eines Tages der Großinquisitor den König schöre und sich auf dessen Thron setzte.

Die dreizehn Karten, die der Spieler benützt, um darauf seine Einsätze zu machen.

Sie hatte also auf die Karte dreimal gewonnen und den ursprünglichen Satz von zehn Zechinen nebst den Gewinnen stehen lassen.

Zweites Kapitel

Ich kaufe einen schönen Wagen und reise mit dem alten Hauptmann und der jungen Französin nach Parma. – Ich sehe Genoveffa wieder und schenke ihr ein Paar schöne goldene Armbänder. – Ich bin ratlos wegen meines Verhältnisses zu meiner Reisegefährtin. – Selbstgespräch. – Unterhaltung mit dem Hauptmann. – Zwiesprache mit der Französin.

Die Unterhaltung war belebt, und der junge weibliche Offizier beschäftigte alle Anwesenden, selbst Signora Querini, obgleich sie sich nicht viele Mühe gab, ihren geheimen Verdruß zu verbergen.

»Ich finde es eigentümlich,« sagte sie zu ihm, »daß Sie miteinander leben können, ohne jemals ein Wort zusammen zu sprechen!«

»Warum eigentümlich, gnädige Frau? Wir verstehen uns ausgezeichnet; denn bei dem, was wir miteinander abzumachen haben, ist das Wort sehr wenig notwendig.«

Bei dieser sehr anmutig und lebhaft gegebenen Erwiderung brach die ganze Gesellschaft in Lachen aus, ausgenommen allerdings Signora Giulietta Querini, die dummerweise die Zimperliche spielte und die Antwort zu deutlich fand.

»Ich kenne«, sagte sie zum jungen Offizier, »nichts, was man ohne Hilfe des Wortes oder der Feder abmachen könnte.«

»Sie werden entschuldigen, gnädige Frau, es gibt dergleichen; das Spiel zum Beispiel.«

»Ja, spielen Sie denn miteinander?«

»Wir tun gar nichts anderes: wir spielen Pharao, und ich halte die Bank.«

Die Feinheit dieser ausweichenden Antwort wurde allgemein gewürdigt; das Gelächter begann von neuem, und Giulietta lachte wie alle anderen.

»Aber,« sagte der General, »gewinnt denn die Bank viel?«

»Ach, der Gewinn ist so unbedeutend, daß es nicht der Mühe verlohnt, davon zu sprechen.«

Natürlich dachte niemand daran, dem biederen Hauptmann diese Bemerkung zu übersetzen. Die ganze Unterhaltung bewegte sich von nun an in diesem pikanten Ton, und als die Gesellschaft auseinanderging, waren alle entzückt von der Anmut und dem Witz des reizenden Offiziers.

Gegen Abend begab ich mich unmittelbar vor der Abreise zum General, um mich von ihm zu verabschieden; ich wünschte ihm gute Reise.

»Leben Sie wohl,« antwortete er mir, »ich wünsche Ihnen ebenfalls gute Reise und viel Vergnügen in Neapel.«

»Dorthin reise ich jetzt nicht; ich habe meine Pläne geändert und gehe nach Parma, wo ich den Infanten zu sehen wünsche. Zugleich gedenke ich den beiden Offizieren als Dolmetscher zu dienen, da sie sich nicht untereinander und im Verkehr mit den Leuten verständlich machen können.«

»Ich verstehe; und wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich es ebenso machen.«

Ich verabschiedete mich auch von Frau Querini, die mich bat, ihr von Bologna aus zu schreiben. Ich versprach es ihr, mit der Absicht, es nicht zu tun.

Die junge Französin hatte mich interessiert, als sie unter der Bettdecke versteckt lag; sie hatte mir gefallen, sobald sie mich ihr Gesicht sehen ließ, und noch viel mehr, als ich sie angekleidet gesehen hatte. Sie hatte mich vollends für sich gewonnen, als sie bei Tisch eine Art von Geist entfaltete, den ich sehr liebe, den man in Italien selten findet, der aber in Frankreich ziemlich allgemein dem schönen Geschlecht eigen ist. Ihre Eroberung schien mir nicht schwierig, und ich dachte daher aus die Mittel und Wege dazu. Ohne eitel zu sein, durfte ich glauben, daß ich besser zu ihr paßte, als ihr alter Ungar, der ja für sein Alter ein reizender Herr war, aber immerhin die Sechzig streifte, während mir meine dreiundzwanzig Jahre aus allen Zügen leuchteten. Mir schien, ich brauchte von Seiten des Offiziers kein Hindernis zu besorgen, denn er gehörte allem Anscheine nach zu den Menschen, die die Liebe als reine Phantasiesache ansehen, sich daher leicht in die Umstände finden und sich gerne den Verhältnissen anpassen, wie eben der Zufall sie bietet. Das Glück konnte mir keine günstigere Gelegenheit zur Erreichung meines Zieles bieten, als daß es mich zum Reisegenossen dieses schlecht zusammenpassenden Paares machte. Ich hielt es für unmöglich, zurückgewiesen zu werden, denn mein Anerbieten, sie zu begleiten, mußte ihnen sehr angenehm sein, da sie für sich allein nicht imstande waren, sich einen einzigen Gedanken mitzuteilen.

Des Erfolges gewiß, beschloß ich, das Abenteuer zu wagen, und fragte, sobald wir uns im Gasthof sahen, den Offizier, ob er nach Parma mit der Post oder mit anderer Fahrgelegenheit zu reisen gedächte.

»Da ich keinen eigenen Wagen habe, fahre ich lieber mit der Post.«

»Ich besitze einen sehr bequemen Reisewagen und biete Ihnen die beiden Rücksitze an, wenn meine Gesellschaft Ihnen angenehm ist.«

»Das ist ja geradezu ein Glück! Tun Sie mir die Liebe und machen Sie Henrietten den Vorschlag!«

»Wollen Sie, gnädige Frau, mich die Ehre haben lassen, Sie nach Parma zu begleiten?«

»Ich würde entzückt sein, denn dann könnten wir doch wenigstens sprechen. Aber, mein Herr, nehmen Sie sich in acht, Ihre Aufgabe wird nicht leicht sein; denn Sie werden oft genötigt sein, es mit uns beiden aufzunehmen.«

»Das werde ich mit großem Vergnügen tun; es tut mir nur leid, daß die Reise so kurz ist. Wir können beim Nachtessen darüber sprechen, unterdessen gestatten Sie, daß ich Sie verlasse, um einige Geschäfte zu erledigen.«

Diese Geschäfte betrafen einen Wagen, den ich bis dahin nur in der Einbildung besaß. Ich begab mich ins adlige Kaffeehaus; wie wenn der Zufall selbst sich in meinen Dienst gestellt hätte, teilte man mir mit, es stehe ein Wagen zum Verkauf, aber niemand wolle ihn haben, weil er zu teuer sei. Man verlange zweihundert Zechinen dafür, und er hatte nur zwei Sitze mit einem Strapontin. Es war gerade das, was ich suchte. Ich ließ mich nach der Remise führen und sah dort einen prachtvollen englischen Wagen, der zweihundert Guineen gekostet haben mußte. Der Graf, dem der Wagen gehörte, war beim Abendessen; ich ließ ihn bitten, er möchte auf keinen Fall den Wagen vor dem nächsten Morgen verkaufen, und kehrte sehr befriedigt in meinen Gasthof zurück. Beim Essen sprach ich mit dem Hauptmann nur so viel, wie nötig war, um mit ihm abzumachen, daß wir am nächsten Tage nach dem Mittagessen abreisen wollten; die ganze übrige Unterhaltung war nur ein Zwiegespräch zwischen Henrietten und mir. Ein reizendes Zwiegespräch: Es lehrte mich einen anmutigen Witz kennen, der mir bis dahin unbekannt gewesen war, denn ich hatte niemals Gelegenheit gehabt, mich mit einer Französin zu unterhalten. Ich fand die junge Frau mit jedem Augenblick entzückender, und da ich trotzdem in ihr doch immer nur eine Abenteuerin erblicken konnte, so war ich ganz erstaunt, edle und zarte Gefühle an ihr zu entdecken, die nur die Frucht einer guten Erziehung sein konnten. Ich verwarf jedoch diesen Gedanken sofort, als er in mir aufstieg; denn er paßte nicht zu den Absichten, die ich auf sie hatte. So oft ich das Gespräch auf den Offizier zu bringen versuchte, wich sie meinen Andeutungen mit einem feinen Takt aus, der mich in Erstaunen setzte und trotzdem mir sehr gefiel, weil sie es so anmutig machte. Immerhin wich sie nicht aus, als ich folgende Frage stellte: »Sagen Sie mir wenigstens, gnädige Frau, ob der Hauptmann Ihr Gemahl oder Ihr Vater ist?« – »Keins von beiden!« antwortete sie mir lächelnd. – Hiermit gab ich mich zufrieden, denn im Grunde brauchte ich ja nicht mehr zu wissen. Der brave alte Herr war eingeschlafen; als er aufwachte, wünschte ich ihnen gute Nacht und ging zu Bett, das Herz voller Liebe und den Kopf voller Pläne. Ich sah, daß alles die denkbar günstigste Wendung nahm, und ich war überzeugt, daß ich Erfolg haben würde; denn ich war dreiundzwanzig Jahre alt, besaß Gold, die glänzendste Gesundheit und viel Mut. Das Abenteuer erschien mir um so köstlicher, da ich in drei oder vier Tagen die Entscheidung sehen mußte.

Am nächsten Morgen ging ich in aller Frühe zum Besitzer des Wagens, dem Grafen Dandini; unterwegs kam ich am Laden eines Goldschmieds vorbei und kaufte ein paar Armbänder aus venetianischer Goldkette, jedes fünf Ellen lang und von seltener Feinheit. Sie sollten zu einem Geschenk dienen, das ich für Genoveffa bestimmte.

Graf Dandini erkannte mich sofort, als er mich sah. Er hatte mich in Parma bei seinem Vater gesehen, der damals während meiner Studienzeit Pandekten vortrug. Ich kaufte von ihm den Wagen unter der Bedingung, daß er ihn mir um ein Uhr nachmittags durch seinen Sattler in gutem Zustande schicken sollte.

Nachdem ich diesen Handel abgeschlossen hatte, begab ich mich zu Franzia; Genoveffa war außer sich vor Freude, als ich ihr die Armbänder gab: in ganz Cesena gab es kein Mädchen, das schönere hatte.

Mittels dieses Geschenkes brachte ich mein Gewissen zur Ruhe; denn ich bezahlte damit vierfach die Ausgaben, die ich vielleicht durch meinen zehn-, zwölftägigen Aufenthalt ihrem Vater verursacht. Indessen waren diese Armbänder nicht das wichtigste Geschenk, das ich ihrer Familie machte. Ich ließ den Vater schwören, daß er auf mich warten und sich nicht mit angeblichen Magiern einlassen wolle, um den Schatz zu heben, selbst wenn zehn Jahre vergehen sollten, ohne daß er mich sähe, oder von mir hörte. »Denn«, sagte ich ihm, »nach der Vereinbarung, die ich mit den Erdgeistern, die den Schatz bewachen, getroffen habe, wird bei dem ersten von anderen, als von mir unternommenen Versuch die Kiste mit dem Schatz in die doppelte Tiefe versinken: das heißt in eine Tiefe von fünfunddreißig Klaftern, und dann würde ich selber, um sie wieder an die Oberfläche zu befördern, zehnmal so viel Arbeit haben als jetzt. Jch kann Ihnen nicht genau den Zeitpunkt angeben, zu dem ich wiederkehren werde, denn er hängt von mehreren Kombinationen ab, über die ich nicht Herr bin. Aber erinnern Sie sich unserer festen Abmachung, daß Ihr Schatz nur von mir gehoben werden darf!« Ich begleitete diese Ratschläge mit Verwünschungen, die ihn mit dem Untergang seiner ganzen Familie bedrohten, wenn er seinen Eid nicht hielte. Ans diese Art machte ich alles wieder gut: anstatt den wackeren Mann zu betrügen, wurde ich sein Wohltäter, indem ich ihn gegen Schwindler schützte, die es weniger auf seine Tochter, als auf seine Taler würden abgesehen haben. Ich habe ihn niemals wiedergesehen, und er muß längst gestorben sein; aber nach dem Eindruck, den ich auf seinen Geist gemacht zu haben glaube, müssen seine Nachkommen noch jetzt auf mich warten; denn der Name Farussi muß in diesem Hause unsterblich geblieben sein.

Genoveffa begleitete mich bis an das Stadttor; dort küßte ich sie herzlich und fühlte dabei, daß das Gewitter nur einen vorübergehenden Einfluß auf mich geübt hatte, aber ich war vernünftig, und ich wünsche mir noch jetzt Glück dazu. Beim Abschied glaubte ich ihr sagen zu müssen: wenn ich binnen drei Monaten nicht zurückkäme, wäre ihre Jungfernschaft zu meinem Zauberwerk nicht mehr notwendig, und ich riete ihr, sich zu verheiraten, sobald sie Gelegenheit dazu hätte. Sie vergoß etliche Tränen, versprach mir aber, meine Ratschläge zu befolgen.

Der Leser wird, wie ich hoffe, finden, daß ich meine Zaubergeschichte auf eine vornehme Art zu Ende brachte. Ich wünsche mir selber Glück dazu, wenn ich auch nicht wage, mich meines Verhaltens allzusehr zu rühmen; denn ich denke, wenn ich nicht zufällig Besitzer einer reich gespickten Börse gewesen wäre, so wäre ich recht wohl imstande gewesen, den armen Franzia lachenden Mundes zugrunde zu richten. Ich will nicht die Frage aufwerfen, ob nicht jeder andere kluge und lebenslustige junge Mann an meiner Stelle ebenso gehandelt haben würde; aber ich bitte meine Leser, diese Frage sich selber vorzulegen. Daß ich Capitani die Schwertscheide des heiligen Petrus ein wenig teuerer verkaufte, als sie eigentlich wert war, das tut mir – ich muß es gestehen – bis zur Stunde noch nicht leid; denn erstens glaubte Capitani, mich hineinzulegen, indem er die Scheide als Pfand annahm, zweitens hat sein Vater, der Herr Pfalzgraf, bis an sein Lebensende diese Scheide für kostbarer gehalten als den schönsten Diamanten der ganzen Welt. In diesem Glauben ist er gestorben, und so ist er als reicher Mann gestorben; ich aber werde arm sterben. Möge der Leser entscheiden, wer von uns beiden das bessere Geschäft gemacht hat. – Doch nun zurück zu meinen künftigen Reisegefährten!

In den Gasthof zurückgekehrt, betrieb ich mit einer Eile, die meinen Wünschen entsprach, alle Vorbereitungen zu unserer Abreise.

Henriette brauchte nur den Mund zu öffnen, so entdeckte ich eine neue Vollkommenheit an ihr; denn ihr Geist bezauberte mich noch weit mehr als ihre Schönheit. Mir schien, als sähe der alte Hauptmann mit Vergnügen, daß ich mich mit ihr beschäftigte, und alles deutete darauf hin, daß Henrietten die ihr von mir erwiesenen Aufmerksamkeiten angenehm waren; mit einem Wort, mir schien es klar und deutlich zu sein, daß sie durchaus nichts dagegen haben würde, ihren alten Liebhaber mit mir zu vertauschen. Mit dieser Hoffnung durfte ich mir um so eher schmeicheln, da ich in physischer Beziehung alle Eigenschaften besaß, die einen Musterliebhaber zieren können, und da ich den Eindruck eines sehr reichen Mannes machte, obgleich ich keinen Bedienten hatte. Ich sagte ihr, ich gäbe das doppelte aus, um das Vergnügen zu haben, keinen solchen Menschen mit mir herumschleppen zu müssen; indem ich mich selber bediente, hätte ich stets die Genugtuung, stets nach meinem Gefallen bedient zu werden, und hätte dabei den Vorteil, keinen Spion und keinen Privilegierten auf dem Halse zu haben. Henriette zeigte volles Verständnis für diese Gründe, und dies machte mich noch verliebter als zuvor.

Der brave ungarische Kapitän bestand darauf, mir den Betrag des Postgeldes bis Parma vorauszuzahlen. Nach dem Mittagessen reisten wir ab, doch gab es zuvor einen Wettstreit der Höflichkeit um die Plätze: er verlangte, daß ich neben Henrietten einen Rücksitz einnehmen sollte. Der Leser wird jedoch begreifen, wieviel angenehmer mir der Platz ihr gegenüber sein mußte; und da ich meine Rechnung dabei fand, bestand ich um so eifriger darauf, daß der Klappsitz mir zuteil würde. So hatte ich den doppelten Vorteil, einen Sieg der Höflichkeit davonzutragen und das reizende von mir angebetete Wesen beständig vor Augen zu haben.

Mein Glück wäre zu groß gewesen, hätte ich gar keine Unannehmlichkeiten zu erdulden gehabt; aber wo gäbe es Rosen ohne Dornen? Wenn die reizende Französin einen jener Scherze machte, die aus dem Munde ihrer Landsmänninnen so natürlich klingen, und wenn ich dann über den Witz lachen mußte, da tat das trübselige Gesicht des armen Ungarn mir leid, und um ihn an meinem Vergnügen teilnehmen zu lassen, versuchte ich, ihm die hübschen Bemerkungen der geistvollen Henriette ins lateinische zu übersetzen. Meine gute Absicht gelang mir jedoch nicht, ich sah vielmehr sein Gesicht immer länger werden, wie wenn das von mir Erzählte ihm geschmacklos vorkäme. Dies zwang mich, mir selber einzugestehen, daß ich nicht so gut lateinisch spräche wie sie französisch; und das war richtig. Wenn man fremde Sprachen lernt, ist das letzte, was man begreift, ihr Geist; und dieser Geist ist immer am wesentlichsten bei scherzhaften Bemerkungen. Ich habe beim Lesen von Terenz, Martial und Plautus erst zu lachen begonnen, als ich dreißig Jahre alt war.

Da etwas an dem Wagen entzwei gegangen war, machten wir in Forli halt, um ihn ausbessern zu lassen.

Nachdem wir sehr heiter zu Abend gespeist hatten, ging ich in ein besonderes Zimmer, um mich zu Bett zu legen. Ich war ganz erfüllt von dem Bilde des reizenden Weibes, das mich immer mehr fesselte.

Henriette war mir während der ganzen Fahrt so sonderbar vorgekommen, daß ich es nicht wagte, in einem zweiten Bett zu schlafen, das in ihrem Zimmer stand. Ich fürchtete, das Mädchen könnte auf den Einfall kommen, seinen alten Freund zu verlassen und sich zu mir zu legen, und ich wußte nicht, wie der brave Hauptmann den Scherz würde aufgenommen haben. Ich wollte allerdings das reizende Geschöpf in meinen Besitz bringen, aber ich wollte auch, daß alles in freundschaftlicher Weise abgemacht würde, denn ich empfand eine gewisse Achtung vor dem Offizier.

Das junge Mädchen besaß nur den Männeranzug, den es auf dem Leibe trug, außerdem nicht den geringsten Toilettengegenstand, den eine Frau nötig hat, nicht einmal ein Hemd! Sie trug die Hemden des Hauptmanns. Eine solche Lage war so neu für mich, daß sie mir rätselhaft vorkam.

Wir kamen nach Bologna. Von dem guten Essen, das wir am Abend zu uns nahmen, und von dem Feuer, das immer heißer in meinem Herzen brannte, in eine angeregte Stimmung versetzt, fragte ich sie, durch welches sonderbare Abenteuer sie die Freundin des prächtigen alten Herrn geworden sei, der mehr danach angetan scheine, ihr Vater, als ihr Liebhaber zu sein. »Wenn Sie das zu wissen wünschen«, antwortete sie mir lachend, »so lassen Sie sich die ganze Geschichte von ihm selbst erzählen; aber sagen Sie ihm, er solle nichts auslassen.« Natürlich folgte ich ihrer Aufforderung; und nachdem sich der gute Hauptmann durch Zeichensprache vergewissert hatte, daß seine Erzählung der liebenswürdigen Französin nicht mißfallen würde, begann er folgendermaßen:

»Ein mir befreundeter Offizier wurde nach Rom geschickt, um einen Auftrag auszurichten; ich nahm einen sechsmonatlichen Urlaub und begleitete ihn.

Mit großem Vergnügen ergriff ich die Gelegenheit, eine Stadt zu sehen, deren Name durch die großen Erinnerungen, die er erweckt, einen machtvollen Klang bewahrt hat. Ich zweifelte nicht, daß dort von der guten Gesellschaft ganz allgemein Latein gesprochen würde und daß diese Sprache dort zum mindesten ebenso verbreitet wäre, wie in Ungarn. Hierin habe ich mich sehr unangenehm getäuscht, denn kein Mensch spricht Latein, nicht einmal die Geistlichen, die nur darauf Wert legen, daß sie es schreiben können, was in der Tat mehrere mit großer Reinheit zu tun verstehen. Ich befand mich also in Rom in großer Verlegenheit, und mit Ausnahme meiner Augen fanden meine Sinne dort nur sehr geringe Beschäftigung.

Seit einem Monat langweilte ich mich in der alten Stadt, die einstmals die Königin der Welt war, da gab Kardinal Albani meinem Freunde Depeschen für Neapel. Vor seiner Abreise empfahl er mich Seiner Eminenz so eindringlich, daß der Kardinal mir versprach, ich solle binnen wenigen Tagen Briefschaften zur Beförderung an den Infanten Herzog von Parma, Piacenza und Guastalla erhalten; zugleich sagte er mir, meine Reise würde mir bezahlt werden. Da ich den Hafen zu sehen wünschte, der im Altertum Centum Cellae und jetzt Civita vecchia heißt, machte ich mir die freie Zeit, die mir noch blieb, zunutze und begab mich mit einem Führer, der Latein sprach, dorthin.

Als ich am Hafen spazieren ging, sah ich aus einer Tartane einen alten Offizier aussteigen und in seiner Begleitung dieses junge Mädchen in derselben Kleidung, in der Sie sie hier vor sich sehen. Sie machte großen Eindruck auf mich; aber ich würde nicht mehr an sie gedacht haben, wäre nicht der Offizier in demselben Gasthof abgestiegen, wo auch ich eingekehrt war, und hätte er nicht eine Wohnung erhalten, in die ich unwillkürlich hineinsehen mußte, sobald ich einen Blick aus meinem Fenster warf. Am Abend sah ich sie an demselben Tisch einander gegenübersitzen und zu Nacht essen, wobei der Offizier nicht ein einziges Mal ein Wort an sie richtete. Nach dem Essen stand das Mädchen auf und ging hinaus, ohne daß ihr Begleiter seine Augen von einem Brief erhob, den er, wie es mir vorkam, mit großer Aufmerksamkeit las. Eine Viertelstunde darauf schloß der Offizier die Fenster, das Licht wurde ausgelöscht, und ohne Zweifel gingen die Herrschaften zu Bett. Als ich am anderen Morgen nach meiner Gewohnheit in aller Frühe aufgestanden war, sah ich den Offizier ausgehen, und das Mädchen blieb allein im Zimmer.

Ich sagte meinem Cicerone, den ich zu gleicher Zeit als Bedienten benutzte, er möchte dem als Offizier gekleideten Mädchen sagen, wenn sie mit mir eine Stunde zusammen sein wollte, würde ich ihr zehn Zechinen geben. Er richtete den Auftrag aus und überbrachte mir den Bescheid, sie habe ihm in französischer Sprache geantwortet, sie würde gleich nach dem Frühstück nach Rom abreisen, und dort würde ich leicht Mittel und Wege finden, mit ihr zu sprechen. »Ganz gewiß werde ich«, fuhr mein Führer fort, »vom Vetturino erfahren, wo sie absteigt, und ich werde nicht vergessen, mich danach zu erkundigen.«

Wirklich reiste sie mit dem Offizier ab; ich selber kehrte am gleichen Morgen nach Rom zurück.

Am zweiten Tage nach meiner Rückkunft übergab der Kardinal mir meine an den herzoglichen Minister Dutillot adressierten Depeschen mit einem Paß und dem nötigen Reisegeld, indem er mir sehr liebenswürdig sagte, ich brauchte mich nicht zu beeilen.

Ich dachte schon gar nicht mehr an die schöne Abenteuerin, da sagte mir zwei Tage vor meiner Abreise mein Cicerone, er habe ihre Wohnung entdeckt, und sie sei immer noch in der Gesellschaft desselben Offiziers. Ich sagte ihm, er möchte versuchen, sie zu sehen, und ihr sagen, daß ich am zweitnächsten Tage abreisen müßte. Sie ließ mir antworten: wenn ich ihr die Stunde meiner Abreise mitteilen wolle, würde sie dicht vor der Stadt auf mich warten und zu mir in den Wagen steigen, um mit mir weiterzufahren. Ich fand diese Anordnung sehr sinnreich und ließ ihr im Laufe des Tages mitteilen, wann ich abreisen und wo ich sie vor der Porta del popolo erwarten würde.

Sie war pünktlich zur Stelle, und wir haben uns seitdem nicht mehr verlassen. Sobald sie im Wagen neben mir saß, gab sie mir zu verstehen, daß sie mit mir zu speisen wünschte. Sie können sich denken, wie mühsam wir uns verständigten; aber wir errieten gegenseitig unsere Gedanken mit Hilfe von Gebärden, und ich nahm ihren Vorschlag mit Vergnügen an.

Wir speisten sehr heiter miteinander, wobei wir manchmal sprachen, ohne uns zu verstehen; nach dem Dessert aber verstanden wir uns ausgezeichnet. Ich glaubte, damit sei die Sache zu Ende; aber stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich ihr die zehn Zechinen geben wollte und sie diese entschieden zurückwies und mir vollkommen verständlich bedeutete, sie wollte lieber mit mir nach Parma gehen, wo sie etwas zu erledigen hätte, und nach Rom wollte sie nicht zurückkehren.