Mercy, die Straßenritze – Buch 12 – Die Perverse und die Hure - Sabine u. Thomas Benda - E-Book

Mercy, die Straßenritze – Buch 12 – Die Perverse und die Hure E-Book

Sabine u. Thomas Benda

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Beschreibung

Meine lieben begrenzt Denkenden! Na ... endlich! Ich liebe Kooperationsgeschichten – und zwischen Himmel und Hölle, das ist mal was ganz, ganz Besonderes! Warum das bühnenreife Theater? Na, wegen dieser ehemaligen roten Bordsteinschwalbe … äh … Schlampe – ihr wisst schon! Wanda, die so nett ist wie eine Zange, die einem die Fingernägel herausreißt. Natürlich darf man das teuflische Biest nicht unterschätzen, denn Wanda ist so hartnäckig und scheußlich wie frische Hundescheiße in der tiefen Profilsohle eines Totengräber-Stiefels! Euer Samuel, der Erste Gärtner Gottes

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Seitenzahl: 169

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Mercy, die Straßenritze – Buch 12 – Die Perverse und die Hure

Ein 25-teiliges Serien-Genre-Crossover – ein himmlisch-höllisches Epos – eine unvergessliche Geschichte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Aus vergangenen Tagen

2. Rucksack

3. Alte Brücke

4. Tagebuch

5. Kleckserei

6. Raubkatzen jeder Art gelten für FISH als heilige Tiere

7. Tratsch in der Küche

8. Die 63

9. Frühstücksraum

10. Zur Weintraube

11. Wie all die anderen Menschen auch

12. Man wird sehen, was dann geschieht

13. Blubberwassergespräche

14. Mit nichts zu vergleichen

15. Der Traum aller Männer weltweit

16. Ziemlich viel Input

17. Sie ... ist ... so ... cool!

18. Die Sache mit dem Mischregler

19. Nur drei Herzschläge weiter

20. Wie man sich in Wut bringt

21. Schwarze Post

22. Dunkler Verrat

23. Fünf

24. Krasse Sache

25. Heels

26. Maschendrahtzaun

27. Die Erlaubnis

28. DING-DONG

29. Für ein Jahr, auf den Tag genau

30. Wie sie alle lachen und strahlen

31. Das eigene Fleisch

32. Die Toten und die Lebenden

Über die Autoren:

Impressum neobooks

1. Aus vergangenen Tagen

Deutsches Kaiserreich, Großherzogtum Baden, im August 1899

»Wie sollen wir ihm sein Leben nehmen?«, fragte die Frau, die im sanften Kerzenschein der Stube hockte.

»Etwas, das kein Aufsehen erregt«, antwortete der Mann. Seine Stimme war ein Flüstern. Immer wieder hatte er das Gefühl, dass man ihn belauschen könnte.

Die Holzscheite aus Birkenholz knackten im offenen Kaminfeuer. Der Mord war eine riskante Sache. Und wie sollte man vorgehen?

»Es muss nach einem Unglück aussehen«, legte der Mann nach einigen Augenblicken des Sinnierens fest. »Wenn wir die Pickelhauben erst mal im Hause haben, darf nichts auf einen Mord hindeuten, Weib.«

»Du hast recht, Mann. Die Polizei darf keinen Verdacht schöpfen. Ein Unfall käme uns gelegen.« Nach einem erschöpften Atmen fügte sie an: »Und nur der Herr wird uns am Ende unserer Zeit dafür richten, nicht die kaiserliche Justiz.«

Wieder trat eine bedrückende Stille in der Stube ein. Die Kerze auf dem Tisch flackerte, verlieh den Meuchlern ein gespenstisches Aussehen.

»Was ist mit der Kerze, Mann?«, fragte die Frau gehetzt. Er konnte ihre Angst in den großen Augen erkennen.

»Ein Windhauch - oder auch nicht!«, antwortete der Mann und hatte Rätselhaftes in seiner Aussage. Doch die Frau verstand sogleich und bekreuzigte sich. Er tat es ihr nach. Das Flackern des Kerzenlichts verschwand. Kurzzeitig erfasste die beiden eine wohltuende Erleichterung.

»Es muss mitten in der Nacht geschehen, wenn das Gesinde schläft und keinen Argwohn in sich trägt.«

»So soll es sein!«, hauchte die Frau. »Doch wie, mein lieber Mann? Wie sollen wir es anrichten? Wie sollen wir die Gräueltat begehen?«

»Wir könnten ihn ersticken«, überlegte der Mann. »Mit seinem Kissen ersticken!«

»Denkst du nicht, dass uns ein Arzt dabei auf die Schliche kommen kann?«

Der Einwand seiner Frau fiel bei ihm auf einen fruchtbaren Acker, und er verwarf die Mordtat mit der Hilfe eines Kissens. Die Gerichtsmedizin hatte selbst in Baden Fortschritte gemacht.

»Wir könnten ihn von der Treppe stoßen - was hältst du davon, Mann?«

»Der Einfall ist nicht schlecht - doch mitten in der Nacht? Man würde Fragen stellen, was er um diese Nachtstunde auf dem Flur zu suchen hatte, oder?«

Erneut atmete die Frau erschöpft durch. »Dann muss es eben am helllichten Tage geschehen. Ein Unfall ohne Wenn und Aber!«

Der Mann sah nachdenklich aus, als er die richtigen Worte suchte. »Er ist oft mit dem Laufrad auf der Galerie unterwegs. Hat Freude daran, dort seine Runden zu drehen.«

Die Frau nickte hektisch. »Ein kleiner Schubs würde genügen, und er bricht sich seinen Hals.«

Dem Mann wurde schlecht im Magen bei dem Gedanken, doch es machte sich auch eine Art Glücksgefühl in ihm breit. »So kann es geschehen!«, sagte er nur.

»Und wenn er überlebt und auf der Treppe nur verletzt wird?«, fragte die Frau und hatte eine unglaubliche Furcht davor.

Ihr Gemahl blickte ihr entschlossen ins Antlitz. »Da werde ich schnell bei ihm sein und sein Genick brechen. Es muss nach einem Unglück aussehen.«

Alsdann war es besprochen: die heimtückische Ermordung ihres dreijährigen Sohnes.

2. Rucksack

Südamerika, in naher Zukunft, nach der Corona-Pandemie

Das schwül-warme Klima machte ihr nichts aus, denn das Tropische war ihr Zuhause.

Raue Schuppen, aggressiv und extrem giftig – sie war ein gefährliches Ärgernis im sattgrünen Dschungelgebiet Perus. Sie hatte gejagt und gefressen. Der kleine Säuger war eine leichte Beute für sie gewesen. Nun ruhte sie im Schatten eines Busches und verdaute. Sie war eine Lanzenotter, eine Giftschlange, der man den wissenschaftlichen Namen Bothrops asper gegeben hatte. Eine Stimme hatte ihr zugeflüstert, hier zu warten. Denn sie würde heute noch ein Chaos ohnegleichen anrichten, bei dem viele unschuldige Menschen einen entsetzlichen Flammentod sterben würden.

Amaru Quispe, ein Natur-Fotograf, konnte nicht genug bekommen von der üppigen Vegetation des Regenwaldes. Vor einem halben Tag waren er und seine Freundin Kayara, eine bekannte Ornithologin, in Puerto Maldonado mit einem Kanu gestartet, um die Gegend zu erkunden. Einen ortskundigen Führer hatte sich das frisch verliebte Pärchen gespart. Es war nicht Amarus erste Dschungelreise. Zudem war er mit den hiesigen Dialekten, den Einheimischen ... und den besonderen Umständen hier vertraut.

Besondere Umstände?

Ja, in den Urwaldgebieten, fernab jeglicher Zivilisation und ohne Mobilfunkanschluss, gab es nur besondere Umstände. Und diese musste man mögen oder hassen. Glücklicherweise waren er und die braunhaarige Kayara gleichsam leidenschaftliche Natur- und Dschungelliebhaber. Doch während die 35-Jährige seltene Vogelarten studieren wollte, fotografierte ihr Freund beeindruckende Panoramabilder von Fauna und Flora. Der Verlag, für den er arbeitete, hielt sich trotz der Corona-Pandemie wirtschaftlich über Wasser, zahlte für die Abzüge nicht schlecht und hatte bei der Spesenabrechnung ebenfalls die Spendierhosen an.

»Lass uns da drüben anlegen«, sagte Amaru und zeigte an eine flache Uferstelle des tiefbraunen Flusses. »Von dort kann ich ein perfektes Bild machen.«

»Ist gut«, antwortete Kayara, die einen Strohhut zum Schutz gegen die Sonne trug. »Ich kann sowieso eine Pause vertragen. Mein Magen knurrt heftig, und die Arme tun mir weh.«

»Du bist an das Paddeln nicht gewöhnt, Städterin!«, meinte er amüsiert und deutete auf seine muskulösen Oberarme. »Bald siehst du aus wie ich!«

»Scherzbold«, lachte sie ihn an. »Große Muckis, kleiner Piepmatz – wie wir Vogelkundlerinnen gerne sagen.«

»Freches Ding!«, entgegnete er humorvoll und spritzte sie mit ein wenig Flusswasser voll, das er mit dem Paddel aufnahm. Sie kreischte schrill und spielte die Empörte.

Dann legten sie an, und er vertäute das Kanu an einem starken Ast am Ufer.

»Pass auf, wo du dich hinsetzt, Liebes!«, warnte er sie wie immer, wenn sie sich im Regenwald bewegten. »Der Große Gründer hat hier so einiges wachsen und gedeihen lassen, was für den menschlichen Organismus ungesund ist.«

»Du immer mit deinem Großen Gründer«, lästerte sie ein wenig. »Kannst du nicht von Gott sprechen wie die anderen vernünftigen Menschen auch?«

»Für mich als FISH heißt Gott eben der Große Gründer. So steht es in der Schrift.«

Amaru war vor drei Monaten zu FISH konvertiert. Seitdem war diese Neuausrichtung immer wieder ein ironisch bissiges Gesprächsthema in der Beziehung. Kayara konnte mit dem ganzen religiösen Unsinn, wie sie gerne sagte, wenig bis nichts anfangen.

»Du glaubst doch nur an diese Estelle, weil sie blond ist und einen ansprechenden Vorbau hat, oder?«, biss sie nach und kramte in ihrem Rucksack nach den frisch belegten Pausenbroten und den Trinkflaschen.

Amaru zwinkerte seiner Freundin zu. »Kann doch nicht verkehrt sein, wenn eine Religionsführerin nicht wie eine verhutzelte Kräuterhexe aussieht, oder?«

»Estelle Brukner sieht hin und wieder aus wie ein Model für exotische Frauenkleidung. Ich finde, dass eine Prophetin schlichter auftreten sollte.«

Amaru schoss mit seiner Kamera ein Bild vom Flusspanorama. Es klickte, dann entgegnete er: »In unserer reiz- und medienüberfluteten Gesellschaft geht das Schlichte gänzlich unter. Ich vermute, dass Estelle ordentlich bezahlte Marketingberater zur Seite stehen hat. Die jungen Leute spricht sie auf jeden Fall an.«

»Manch männliche Mittdreißiger scheinbar ebenfalls«, meckerte Kayara humorvoll.

»Mich machen Estelles weibliche Reize weniger an, als du denkst.« Er starrte ganz offensichtlich auf den BH-losen Busen seiner Freundin, der sich unter dem gelben Shirt abzeichnete. »Außerdem werde ich bestens bedient!«

»Sexist!«, sagte sie prompt und zog eine nicht ernst gemeinte Schnute.

»Was?«, konterte er lockerlippig. »Du hast doch vorhin von meinen Muckis und meinem Piepmatz gesprochen, nicht wahr? Du bist ein mehr oder minder versteckter weiblicher Chauvi!«

Kayara zog ihr Shirt hoch und wackelte mit ihrer vollen Weiblichkeit. »Und?«, fragte sie nach wenigen Augenblicken. »Ist dein Blut schon vom Hirn in den Schwellkörper gerauscht?« Schließlich bedeckte sie ihre Brüste wieder. »Dagegen kann Estelle nicht anstinken, oder?«

»Freches Ding!«, sagte er und lachte über seine Lieblingsbezeichnung für seine kecke Freundin. »Warte nur, bis wir heute Abend im Hotel sind. Du wirst um Gnade wimmern!«

»Oha, Piepmatz braucht Action!«, trällerte sie ungeniert und biss in ein Wurstbrot.

Den braunen Lederrucksack hatte Kayara dummerweise neben einem Busch offen stehen lassen.

Dummerweise.

3. Alte Brücke

Deutschland, Heidelberg, in naher Zukunft, nach der Corona-Pandemie

Der helle Vollmond strahlte vom wolkenlosen Nachthimmel und zauberte sein Spiegelbild in den ruhig fließenden Fluss.

Die Heiliggeistkirche zeigte 03:00 Uhr in der Früh an. In zwei Stunden würde die Sonne aufgehen und das Dunkel vertreiben. Wenige Autos fuhren die Straße am Neckar entlang. Ruhe lag über der Altstadt Heidelbergs. Es war eine friedliche Sommernacht und nichts deutete daraufhin, dass in Kürze etwas passieren sollte, das die Zukunft der Welt verändern würde, wenn die Pläne von Gut und Böse es zuließen.

Estelle Brukner stand nackt am offenen Fenster ihres Hotelzimmers und blickte auf die Dächer der romantischen Universitätsstadt. Sie schwitzte, konnte nicht schlafen und hatte leichtes Kopfweh.

Eindeutig zu viel Bier und Schnaps, dachte sie und ärgerte sich über sich selbst.

Warum musste Heidelberger Bier auch so süffig sein? Die Geburtstagsfeier, eigentlich eine Überraschungsfeier für Lydia Wisemeyer, hatte am späten Vormittag feuchtfröhlich begonnen und war erst vor einer knappen Stunde feuchtfröhlich beendet worden. Alle Gäste, außer die beiden Sicherheitsleute Tara Wilcox und Samothaa, hatten ordentlich gebechert, wie man hier im Deutschen gerne sagte. Gegen Mitternacht hatte Lydia zusammen mit Benno Brunner, den hier alle nur »Brünnle« nennen, im Duett deutsche Volkslieder gesungen. Das war sehr amüsant gewesen und hatte viel zur guten Stimmung der Feier beigetragen.

Wenn ich nur nicht so viel getrunken hätte, dachte Estelle ärgerlich und rieb sich die rechte Schläfe. Dann streichelte sie ihren Bauch. Da drin wächst mein Kind, durchzuckte es sie, und die Prophetin der Letzten Tage lächelte sanft. »Und dir macht das Bier nichts aus, mein kleiner Wüstenfloh«, flüsterte Estelle liebevoll und bemerkte, dass ihr das Sprechen schwerfiel. »Onkel Samuel hat mir einen feinen Engelskuss gegeben, um dich zu schützen.«

Samuel, der Gärtner Gottes, hatte es im Vorfeld kommen sehen, dass Estelle Brukner kräftig mitfeiern würde. Warum auch nicht? Damit sie sich wegen der Schwangerschaft nicht zurückhalten musste, hatte er Estelle einen Kuss gegeben und damit den heranwachsenden Organismus des Kindes vor dem Alkoholeinfluss geschützt.

Estelle rülpste eine Bierfahne und fand, dass Engel wirklich praktische Helfer sein konnten.

Das Dröhnen und das Pochen in ihrem Kopf wurden stärker, und sie entschied sich für eine rasche Dusche im komfortablen Bad des Hotelzimmers.

Als das warme Wasser auf ihren 29-jährigen Prophetinnen-Leib samt den vollen Brüsten niederprasselte, ging es ihr besser. Sie föhnte sich und fand, als sie sich im ovalen Spiegel begutachtete, dass sie schon besser ausgesehen hatte. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Die Zeiger zeigten auf 03:15 Uhr, und Estelle überlegte, ihren Liebsten, Prinz Hidsaa von Hidsania anzurufen. Sie ließ den Gedanken rasch wieder fallen, da es in dem fernen Wüstenland ebenfalls mitten in der Nacht war.

Schlaf finden konnte sie noch immer nicht. Sie wälzte sich durch das Bettzeug – und eine ausgiebige Masturbation, bei der sie sich verschiedene Penisse zwischen Frauenbrüsten vorstellte, brachte auch nicht die ersehnte Müdigkeit.

Geil, dachte sie bitter. Eine tolle Feier, alle pennen, nur ich nicht! Na großartig! Hoffentlich spricht mich beim Frühstück keiner auf meine üblen Augenringe an!

Frühstück mit Mercy und den anderen war gegen 10:00 Uhr am Morgen angesagt. Die Zeit wurde langsam knapp. Nach einer weiteren erfolglosen Runde Selbstbefriedigung begann sie, diese fordernde weibliche Stimme zu hören: Estelle Brukner, bist du noch wach?

Sie stutzte kurz. Scheiße, yes!, dachte Estelle zornig. Ich bin ganz sicher noch wach!

Erschrocken weitete die blondhaarige Frau ihre Augen und setzte sich im Bett aufrecht hin.

Wer spricht da mit mir?

Ihr Herzschlag erhöhte sich. Es war keiner im Raum. Tara, ihre Sicherheitschefin, hatte das Nachbarzimmer, und es gab keine Verbindungstür.

Doch die Stimme war ganz eindeutig in ihrem Ohr gewesen - oder war es nur eine Einbildung bedingt durch den übermäßigen Alkoholgenuss?

Ich bin keine Einbildung, sagte die Stimme. Höre ich mich etwa wie eine bescheuerte Einbildung an?

Estelle schüttelte ihr blondes Haupt und presste dabei die Augen zu.

Das sind nur die Biere und die Schnäpse, wollte sich die Prophetin beruhigen und legte sich wieder auf ihr weiches Kissen.

Spinn nicht rum, meinte die Stimme. Es ist nicht das Bier, Estelle!

»Wer bist du?«, fragte Estelle in den Raum.

Triff mich auf der Alten Brücke, die über den Neckar führt! Dort wirst du alles erfahren!

»Was, jetzt? Was soll das?«, murmelte Estelle, war plötzlich schlaftrunken. Scheinbar zeigte die zweite Masturbation doch noch ein Ergebnis.

Penn jetzt nicht ein! Setz dich in Bewegung! Ich habe nicht viel Zeit, denn ich bin wegen dir in Lebensgefahr!

Estelle rappelte sich hoch, versuchte, sich zu konzentrieren. Es könnte eine Falle der Dunklen sein, oder, überlegte sie, trug plötzlich viel Argwohn in sich.

Verdammt, es ist keine Falle der Dunklen, sagte die Stimme energisch.

»Warum sollte ich dir trauen?«, flüsterte Estelle.

Weil ich zu diesen Dunklen gehöre! Und wie dämlich müsste ich sein, es dir zu erzählen und dich dann in eine Falle zu locken? Und jetzt komm auf die Brücke, Estelle! Schnell!

Die Prophetin stand auf und zog sich ein weißes Sommerkleid über. Es war eine schwül-warme Sommernacht, selbst wenn es am Neckar zog, würde sie keine Jacke benötigen.

Kurz überlegte sie, ihre Sicherheitschefin Tara Wilcox zu wecken, die im Nebenzimmer schlief.

Lass Sandrina Rossi schlafen, befahl die Stimme. Du wirst keinen Schutz brauchen! Das schwöre ich dir beim Leben deines ungeborenen Kindes!

Nun war die Neugier vollends geweckt.

Wer auch immer mich ruft, kennt das Geheimnis von Tara Wilcox und weiß, dass ich schwanger bin!

Estelle schlüpfte in flache Sommerschuhe und verließ schnellen Schrittes das Hotelzimmer. Beim überraschten Nachtportier erkundigte sie sich nach dem kürzesten Weg zur Alten Brücke. Die Brücke war nur einen Katzensprung entfernt, und das war wieder eine Redewendung aus Deutschland.

Die Prophetin war sehr gespannt darauf, die Person hinter dieser eindringlichen Stimme kennenzulernen.

Wenige Fußminuten später schritt Estelle Brukner durch das mittelalterliche Brückentor, das von zwei Doppeltürmen flankiert wurde. Dann war sie auf dem Kopfsteinpflaster der Brücke und blieb stehen. Ungefähr 30 Schritte vor ihr konnte sie eine Gestalt in einer schwarzen Kutte erkennen. Doch die war nicht alleine. Daneben war noch etwas anderes, das Estelle nicht deuten konnte. Sie atmete tief durch. Schließlich lief sie mutig auf die Gestalt zu.

Ich werde heute nicht sterben, dachte sie immer wieder, um sich zu beruhigen. Nicht heute, das spüre ich!

4. Tagebuch

Deutsches Kaiserreich, Großherzogtum Baden, im August 1899

Auszüge aus dem Tagebuch von Lina Wagner:

»... Heinrich und ich haben die Sache beschlossen. Gott möge uns diesen schändlichen Plan vergeben, wenn es ihm möglich ist. Wir wissen keinen anderen Ausweg mehr. Horst, unser Sohn, muss in Bälde sterben. Wir hoffen, dass dadurch der Fluch, der unseren Landbesitz heimgesucht hat, ebenfalls von uns geht. Keiner von uns hätte im Traum daran gedacht, wie Glück zu Unglück werden kann. Er sieht so unschuldig aus, so rein und edel ...«

»... wenn ich doch damals niemals diesen unseligen Besuch ins Haus gelassen hätte! Diesen wundersamen Mann, der sich schlicht und geheimnisvoll der Gaukler genannt hat! Ja, wir haben ihn herbeigerufen! Und ja, seine Kräutertränke waren es, die mir nach fünf kinderlosen und verzweifelten Jahren endlich einen Sohn schenkten, doch ... zu welchem Preis? Oh Herr, steh uns bei! Wir haben uns von Anfang an versündigt und deinen Namen bespuckt. Was von Natur aus keine Kinder gebären kann, sollte eben keine Kinder gebären! Der Herr wird sich schon seine Gedanken darüber gemacht haben. Doch mein Gemahl Heinrich und ich haben uns vom Hochmut verführen lassen, haben das Unnatürliche in unser Haus gelassen, um das Natürliche und Gottgegebene zu hintergehen! Und wie glücklich wir zuerst waren, als Horst seinen ersten Lebensschrei tat, als ich ihn in die Welt hinauspresste! Wir konnten nicht ahnen, welch Unwesen in mir herangewachsen war ...«

»... kurz nach dem ersten Geburtstag unseres Sohnes hatte die dunkle Zeit schlagartig begonnen. Zuerst waren die Hühner von gestern auf heute auf unerklärliche Weise elendig verreckt! Manche von ihnen erstickten vor den furchtsamen Augen unserer Stallmägde. Dann wurde der Geist des Hahns verwirrt und er bestieg die toten Hühner, wollte sie wie im Wahn begatten. Heinrich schlug ihm mit der Axt den Gockelkopf ab, doch der blutige und flatternde Federnrumpf stürzte sich immer und immer wieder voll tumber Wollust auf die Kadaver der Hennen. Josef, der Stallbursche, zertrümmerte den Leib des geköpften Gockels mit einem schweren Spaten. Sechs harte Schläge hat er dafür benötigt, dann war das Zucken des Hahns vorüber ...«

»... im darauffolgenden Monat, es war zur Erntezeit, befiel die goldgelben Ähren auf dem Felde nahe dem Gehöft ein wahrlich madiger Fluch! Glitschige, fleischfarbene Würmer oder Maden, die nie ein menschliches Auge zuvor gesehen hatte, waren mit einem unheimlichen kurzen roten Regenguss herabgefallen. »Der Himmel blutet aus!«, hatten einige Feldarbeiter geschrien und sich bekreuzigt. Mit dem Blutschauer waren die Maden ins Erdreich gelangt und zerstörten die feinen Wurzeln der Ähren. Durch den wirtschaftlichen Verlust waren wir gezwungen, die ersten treuen Gutsleute zu entlassen. Einer von ihnen, der von den anderen nur Gevatter Rauschebart genannt worden war, hat sich daraufhin am Querbalken der Scheune mit einem festen Strang das Leben genommen. Statt Urin hat den Unterleib des Erhängten eine schwarze dampfende Brühe verlassen, die nach Erbrochenem gestunken hat. Das Gesicht des Mannes war durch ein grässliches Lachen verzerrt. Ja, es lachte! Bei Gott, ja, ich habe es selbst gesehen! Mit diesen meinen Augen habe ich es gesehen! In jener Nacht, als wir Gevatter Rauschebart vom Balken schnitten, dachte ich zum allerersten Mal über die seltsamen Zusammenhänge nach. Und ... zwei düstere Jahre nach diesen ersten unheiligen und gottlosen Ereignissen, sitze ich hier und habe den Tod meines eigenen kleinen Sohnes geplant. Und ich bete so sehr, dass er meine angstvollen Gedanken nicht lesen oder hören kann! Ja, er ist eine Brut des Dunklen! O Herr, warum hast du nicht verhindert, dass ich mir habe von diesem Gaukler helfen lassen? Voller Zorn und Bitternis spreche ich zu dir! Wir sind alle des Teufels ... ich habe einen Dämon aus der Hölle geboren! Und keiner der Menschen da draußen ahnt, was hier unter ihnen lebt! Ich hoffe, es ist nicht zu spät, um das Böse mit dem Bösen zu bekämpfen! Doch ... wenn wir es nicht tun, ihn richten und sein Leben beenden, wer wird dann den Mut hierzu haben? Wer dann?«

5. Kleckserei

Südamerika, in naher Zukunft, nach der Corona-Pandemie

Doggystyle mit Sicht auf den breiten Fluss, umrahmt von tropischen Pflanzen und Vogelgezwitscher.

Sie stöhnte laut und löste ihn aus. Entschlossen zog er seine zuckende Männlichkeit aus ihrer feuchten Ritze und setzte milchig-weiße Kleckse auf ihren zarthäutigen Hintern.

Dann wälzten sie sich schnaufend nebeneinander ins hohe Gras des Ufers und hofften, dass ihnen die biestigen Ameisen nicht die Stimmung verdarben.

Beim letzten Mal hatten sie in Amarus haarigen Hodensack gebissen. Das war sicherlich keine Freude für ihn gewesen – für mich schon, erinnerte sich seine Freundin Kayara.

Ficken am helllichten Tage im Regenwald - für Amaru Quispe und Kayara war dies ein orgiastisches Vergnügen der sexuellen Premiumklasse. Natürlich musste man ein absoluter Naturliebhaber sein, um das auch nur ansatzweise verstehen zu können.

Er sah nach einer kurzen Verschnaufpause nach dem Rucksack. Das lederne Ding stand offen im Schatten eines Busches.

»Schnauf dich aus«, sagte er frech und zog mit seinem Zeigefinger eine Samenspur über ihr bloßes Gesäß. »Ich hole Papiertaschentücher zum Abwischen.«

»Immer die gleiche Show!«, antwortete sie mit einem dreist wirkenden Blick. »Du hast den Spaß - und ich die Sauerei!«

»Ach? Bist du nicht auf deine Kosten gekommen?«

»Doch. Beim Anblick des genialen Flusspanoramas kann man doch gar nicht anders.«