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Merlin von Dürnstein erzählt SAGENHAFTE Geschichten Sagenhaftes aus der Wachau Der Zauberer Merlin lebt seit ewigen Zeiten auf der Burgruine Dürnstein an der schönen Donau. Dort hat er, vor allen Blicken hinter einer unscheinbaren Luke verborgen, ein Zauberreich errichtet, in dem er junge Kobolde in Zauberkunde unterrichtet. Immer zum Vollmond machen Flauser, Wurzelmax, Kürbu, Algenpeter und Federschalk sich auf die Reise in die Wachau, um fleißig von Merlin zu lernen – und um nach getaner Arbeit bei Mondlicht eine alte Sage von ihm zu hören, zum Beispiel von der Gefangenschaft König Löwenherz’ auf der Burg Dürnstein, von schönen Nixen und einsamen Wassermännern, von Gilgamesch und dem Trojanischen Pferd. Merlins Sagenschatz ist sagenhaft groß und stammt aus aller Welt. Es macht Spaß, seinen Geschichten zu lauschen – und ab und zu natürlich auch den kleinen Kobolden, die selbst bei Mondenschein auf einer Burgruine nicht immer den Mund halten können.
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Seitenzahl: 73
Veröffentlichungsjahr: 2014
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„Die Welt ist voller Geschichten und eine davon möchte ich euch heute erzählen.“
(Merlin von Dürnstein)
PROLOG
RICHARD LÖWENHERZ – DER GEFANGENE VON DUERNSTEIN
RUSALKA
NUR MIT EINEM HAUSTIER TREIBST DU DIE ARMUT AUS DEM HAUS
GILGAMESCH
LORELEY
DER LINDWURM IM WAPPEN VON KLAGENFURT
KRABAT
DIE KLEINE WASUSA UND DIE GROSSE WOLGA
DAS TROJANISCHE PFERD
DER LIEBE AUGUSTIN
DER WASSERMANN
DIE PEST IM BAYERISCHEN WALD
DER WÖRTHER SEE
DAS SCHNEEGLÖCKCHEN
DIE BIENE AUF DER MÜTZ
DER LIEBE AUGUSTIN AUF WEANERISCH
DANKE
Der Zauberer Merlin lebt seit ewigen Zeiten auf der Burgruine Dürnstein. Er ist einer der bedeutendsten Magier unserer Tage. In einer kleinen Luke hat er, unbemerkt von der turbulenten Welt, ein gigantisches Zauberreich erschaffen. Seine Bibliothek ist der größte Schatz, den man sich vorstellen kann. Jeder Zauberer hat so eine Bibliothek.
Merlin, der oft auch „der weise Zauberer aus der Wachau“ genannt wird, unterrichtet in diesem Reich die kleinen Kobolde in Zauberei. Es sind nur eine Hand voll Kobolde, aber sie kommen von nah und fern und sind sehr fleißig. Allerdings hecken sie auch immer wieder so manchen Schabernack aus, wie es sich für Kobolde gehört. Der keckste von allen ist Flauser, ein Auenkobold, der in der nahe gelegenen Donauau am Rande von Wien lebt. Flauser hat grüne Haare mit blauen Strähnen und einen langen grünen Bart. Immer hat er Flausen im Kopf. „Flauser, der Lauser“, so nennt ihn Merlin oft, wenn er Streiche ausheckt. Aus dem Waldviertel kommt der kleine Wurzelmax, ein Waldkobold. Er ist ein mürrischer und verkorkster Geselle, wie es sich für einen echten Waldkobold gehört. Außerdem ist er der älteste der kleinen Kobolde, er hat schon viele Jahresringe auf dem Buckel. Der kleine Kobold Kürbu ist in der Steiermark zu Hause. Kürbu hat gelbe Haare mit orangefarbenen Strähnen und einen orangefarbenen Bart und lebt in einem Kürbisfeld. Seine Leidenschaft ist das Kochen, und wie es sich für einen richtigen Koch ziemt, hat Kürbu ein kleines Bäuchlein. Wenn im Herbst die Kürbisse reif sind, ist er auf dem Feld kaum von einem Kürbis zu unterscheiden. Der blaue Wasserkobold Algenpeter hat Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen. Damit kann er sich blitzschnell im Wasser bewegen. An Land ist er allerdings längst nicht so wendig wie seine kleinen Koboldfreunde. Der fünfte im Bunde lebt im Stift Melk, in der Bibliothek, und ist ein Bücherkobold. Keiner hat so viele Bücher studiert wie er. Federschalk, so heißt der kleine Kobold, trägt eine Brille und hat meistens seine Finger im Spiel, wenn mal wieder ein Buch verschwunden ist. Neben den kleinen Kobolden sitzt auf der hohen Eiche die Eule Emilia. Sie begleitet Merlin schon sehr lange und steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. Ein bunter Haufen ist das, der sich da um den Zauberer schart.
An Vollmondnächten erzählt der Zauberer den kleinen Kobolden auf der Ruine Geschichten und Sagen, die ihm im Laufe seines langen Lebens begegnet sind. Selbst der Mond verweilt des Nächtens über Dürnstein, um sich diese Geschichten anzuhören. Zumal er und der Zauberer alte Freunde sind, die schon viele Abenteuer gemeinsam erlebt haben. Einige dieser Geschichten könnt ihr in diesem Buch nachlesen.
„Wenn ihr den Blick hinauf auf den Gipfel richtet, seht ihr die Ruine von Dürnstein. Vor langer Zeit war das, was heute so verfallen vor uns liegt, eine mächtige Burg. Um diese ranken sich gar viele Geschichten. Die niederösterreichische Sage vom Gefangenen auf Dürnstein möchte ich euch heute erzählen“, sagte Merlin zu den fünf kleinen Kobolden und begann zu erzählen. Gespannt lauschten die munteren Kerlchen seinen Worten und außer der Stimme des Zauberers war kein Laut zu hören.
Es war schon später Nachmittag, als sich in einem kleinen Gasthaus in Erdberg mit lautem Knarren die Wirtshaustür öffnete. Eine dunkle Gestalt, bekleidet mit einem braunen Umhang aus Jute und einer Kapuze, die tief ins Gesicht fiel, ließ die versammelten Gäste für einen Moment erstarren. Doch der Wirt, der an Pilger jeglicher Art gewöhnt war, blieb gelassen und bot dem unbekannten Mann einen freien Tisch an. In diesen Tagen waren gar viele Gestalten unterwegs und machten hier ihre letzte Rast, bevor sie ins Herz der Donaumonarchie, nach Wien, weiterreisten. Erdberg lag damals noch außerhalb der Stadtmauern und wurde erst unter Kaiser Franz Joseph zu einem eigenen Wiener Bezirk. „Ich habe Hunger und brauche für diese Nacht ein Dach über dem Kopf. Nur leider habe ich keinen Kreuzer mehr in meiner Tasche, um dir das alles zu bezahlen“, sagte der Fremde. Dem Wirt gefiel solch Kundschaft zwar nicht besonders, aber er bot ihm dennoch Arbeit in der Küche an. „Wenn du der Wirtin zur Hand gehst und die Hühner am Spieß drehst, damit sie für meine Gäste schön knusprig sind, dann sollst du dafür Essen und ein Dach für heute Nacht erhalten.“ Der Fremde stimmte zu und machte sich sofort an die Arbeit.
Der Wirtin, die das Regiment in der Küche mit eiserner Hand führte, kam der Fremde sehr seltsam vor. Nicht, dass sie sein Akzent gestört hätte, das war sie von Pilgern gewohnt, nein, ungewöhnlich war seine stattliche Haltung. Außergewöhnlich erschienen ihr auch seine gepflegten Umgangsformen. Seltsam, sehr seltsam, dachte sie sich. Aber er machte seine Arbeit und daher kümmerte sie sich nicht weiter drum.
In der Gaststube wurde indessen die Stimmung zu später Stunde sehr ausgelassen. Das Bier, das der Wirt selbst braute, lief in großen Mengen über die Schank und löste die Zungen der Gäste. So kam es, dass sich ein Gerücht über den König von England bis in die Küche verbreitete. Es wurde erzählt, dass König Richard Löwenherz in Österreich auf der Durchreise nach England sei. Verkleidet, denn er habe sich den Ärger von Herzog Leopold V. zugezogen, der ihn nun suchen lässt. Beide Herrscher hatten sich während des letzten Kreuzzuges vor Akkon, der Festung des Sultans von Syrien, zerstritten. Ausgelöst wurde dieser Konflikt durch den Tod von Kaiser Friedrich, der die Führung der Kreuzfahrer innegehabt hatte. Nach seiner Beisetzung wollten beide die Führung der Kreuzfahrer an sich reißen. Sie belagerten damals die größte Festung Akkon in Ägypten. Die Kreuzfahrer hatten sich nämlich zu jener Zeit zur Aufgabe gesetzt, die heiligen Stätten der Christen zurückzuerobern. Nachdem sie gemeinsam die Festung bezwungen hatten, wollte jeder seine Landesfahne hissen, als Zeichen, wem die Festung nun gehöre. Darüber gerieten sie schließlich in Streit und wurden zu Feinden. Herzog Leopold V. verließ daraufhin die Gefolgschaft und kehrte nach Wien zurück. Sein Widersacher führte noch einige Kreuzzüge an, bevor ihn der Ausbruch einer Seuche dazu zwang, das Heilige Land zu verlassen und nach England zurückzukehren. Dafür wählte er den Seeweg, kenterte mit seinem Schiff in einem fürchterlichen Sturm und war so gezwungen, zu Fuß den feindlichen Landweg einzuschlagen, um in seine Heimat zurückzugelangen.
All dies weckte in der Wirtin das Gefühl, bei dem Fremden könne es sich um besagten König aus England handeln. Sie drehte sich langsam um und wollte dem Fremden einen direkten Blick in seine Augen abringen. Denn sie war der Meinung, dass Blicke mehr preisgeben, als Worte es je vermögen. Doch plötzlich wurde ihr Blick von einem blauen Funkeln abgelenkt. Ein Glitzern, wie sie es noch nie gesehen hatte, ließ sie auf die Hand des Pilgers schauen. Der Fremde trug an seiner rechten Hand, mit der er unaufhörlich die Hühnerspieße drehte, einen goldenen Ring mit einem dunkelblauen Edelstein, der im Feuerschein prächtig funkelte. Die Wirtin war wie gelähmt, so ergriffen war sie von dieser Augenweide. Dann fasste sie sich und ging schnurstracks in die Wirtsstube. Und man eilte, um die Ritter von Herzog Leopold V. zu informieren.
Kurz darauf stürmten die Männer des Herzogs die Wirtsstube. Der Fremde, der da in der kleinen Gastwirtschaft in Erdberg am Ofen stand, war in der Tat König Richard Löwenherz aus England. „Ergebt Euch, hoher Herr. Das ist kein Ort für einen König. Ihr seid gefasst.“ Langsam und mit königlicher Würde schlug Löwenherz die Kapuze