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Ann und Peter lernten sich bei Recherchen in Rennes-le-Château kennen. Die beiden Hobby-Forscher waren Fragen zu ihrer eigenen Herkunft auf der Spur, als sie zwischen die Fronten zwischen Kirche und Geheimbünden geraten. Ihr Abenteuer führt sie durch die atemberaubenden englischen Midlands, über Rosslyn Chapel und Stirling Castle zu den regnerischen Lochs*, inmitten der malerischen schottischen Landschaften. Der Autor gibt spekulative Einblicke in die Historie und entfesselt ein spannendes und doch kurzweiliges Erlebnis ohne blutiges Chichi. *schottische Bezeichnung für See
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Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Diese Erzählung ist an alle die gerichtet, welche wie ich spüren, dass jetzt die Zeit gekommen ist, diese Welt und diese Gesellschaft in eine bessere, sozialere, gerechtere und gleichberechtigtere Welt zu transformieren.
Mein besonderer Dank geht dabei an das Autoren Trio Lincoln, Baigent und Leigh, die mich mit Ihren Büchern zu diesem Roman, genauso wie er nun ist, inspiriert haben und deren Ergebnisse in diese Erzählung teilweise eingeflossen sind.
Des Weiteren geht mein Dank an meine Lebensgefährtin und Seelenpartnerin Andrea, die mit viel Geduld und Hartnäckigkeit die Fertigstellung maßgeblich vorangetrieben hat.
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten mit echten Personen und Handlungen sind rein zufällig.
Einleitung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Es war schon später Nachmittag, als sie bei Rosslyn Chapel ankamen.
Sie, das waren Peter und Ann Stenaj-Planter.
Ann war Anfang 40, hatte krause, rotblonde, halblange Haare war schlank, aber nicht dünn und ca. 1,70 m groß. Sie hatte ein hübsches längliches Gesicht aus dem, hinter einer modischen Brille, wach und freundlich, zwei eisblaue Augen blickten.
Peter war Mitte 40, ca. 1,80 groß, seine Figur war sportlich, wenn er auch schon einen leichten Bauchansatz hatte. Das Gesicht war rundlich, die Wangenknochen standen hoch und entspannten dadurch die Rundung etwas. Die Augen waren braun, fast schwarz und verliehen ihm einen mystischen Touch und er hatte braunes an den Seiten leicht grau meliertes kurzes Haar.
Sie hatten sich vorgenommen, unbedingt noch bevor sie ins Hotel fuhren, einen kurzen Blick auf dieses berühmte Gebäude zu werfen. Sie stellten ihr Fahrzeug direkt bei der Kapelle ab und gingen zum Eingang. Als sie feststellten, dass dieser offen war, betraten sie das Gebäude. Drinnen angekommen blieben sie überwältigt stehen. Sie trauten vor Ehrfurcht kaum zu atmen. Obwohl die untergehende Sonne nur noch ein diffuses Licht durch die Fenster schickte, konnten sie die vielen diversen Verzierungen, die überall in der Kirche angebracht waren, erkennen. Diese wirkten in diesem Licht teilweise unheimlich auf sie und waren Ihrer Meinung nach irgendwie gar nicht christlichen Ursprungs.
Es waren da vor allem die vielen Darstellungen des „Grünen Mannes“, dem keltischen Fruchtbarkeitsgott, die dem Betrachter zuallererst ins Auge vielen. Aber auch die Engelsfiguren, die freimaurerische Symboliken und Gesten darstellten, faszinierten sie. Überall in dieser Kapelle konnte man die Anwesenheit der Erbauer, die wohl eng mit den Templern und Freimaurern verbunden gewesen sein mussten, förmlich spüren. Ehrfurchtsvoll und mit einem leichten Frösteln gingen sie etwas weiter an den drei großen und mit prächtigen, spiralförmig umlaufenden Ornamenten versehenen Säulen in die Kirche hinein, bis sie an einer Bodenplatte ankamen, unter der, so hatten sie gelesen, ein Mitglied der Familie begraben war, die dieses Gebäude einst erbaut hatte.
Sie waren so überwältigt von diesen Eindrücken, die all diese Steinmetzarbeiten in Ihnen aufkommen ließen, dass sie nicht bemerkt hatten, das kurz nach ihnen noch ein zweites Fahrzeug angekommen war.
Aus dem Fahrzeug stiegen zwei dunkel gekleidete Gestalten aus. Der eine war knapp 2 m groß und sehr grobschlächtig gebaut. Der andere war bedeutend kleiner, aber dafür filigraner.
Die zwei ungleichen Figuren warfen einen triumphierenden Blick auf das Auto der beiden und machten sich nun ihrerseits auf den Weg in die Kapelle. Bevor sie jedoch die Kapelle betraten, wandte sich der eine, wie sich später herausstellen sollte, Pater John genannt wurde, dem anderen zu und flüsterte.
„Pater Petro, du weißt, worauf es ankommt, den beiden da drin darf nichts passieren. Also lass dich zu nichts hinreißen, was du später bereuen könntest. Verstanden?“
Pater John sagte dies in dem Wissen, dass Pater Petro leicht, da dieser zeitweise sehr impulsiv sein konnte, zu unüberlegten Handlungen neigte.
Der Angesprochene nickte nur und ging in das Gebäude. Pater John selbst folgte Pater Petro auf den Fuß. Im Inneren der Kirche sahen sie sofort, wo sich die anderen beiden Personen Ihres Begehrens befanden und gingen zielstrebig auf diese zu.
Das Pärchen war so in das Betrachten der Verzierungen auf der Bodenplatte und den Wänden vertieft, dass sie die Neuankömmlinge erst bemerkten, als diese schon neben ihnen standen.
Pater Petro hatte unterdessen eine Pistole aus dem Schulterhalfter unter seiner Jacke gezogen und richtete diese auf die beiden. Pater John hingegen begann nun leise, aber bestimmt, das Wort an ihre Opfer zu richten.
„Wir wollen doch kein Aufsehen erregen, Herr und Frau Stenaj-Planter. Bitte folgen Sie uns und zwingen Sie uns nicht, Gewalt anwenden zu müssen. Denn das liegt nicht in unserer Natur und wir würden nur äußerst ungern darauf zurückgreifen. Also vorwärts und die Hände können sie unten lassen.“
Er ging voraus und die beiden angesprochenen waren so perplex, dass sie ihm, ohne ein Wort folgten, während Pater Petro mit der Waffe in der Hand den Schluss des eigentümlichen Zuges bildete. Die Frau hatte unterdes-sen nach der Hand ihres Partners gegriffen und flüsterte ihm ängstlich zu. „Peter, tu doch was!“
Peter hatte nun auch selbst den ersten Schrecken überstanden und blieb gerade als sie wieder im Freien angekommen waren, abrupt stehen.
Pater Petro wäre fast auf die beiden aufgelaufen und zischte ihnen verärgert zu.
„Weiter gehen, los weiter gehen“ und fuchtelte dabei mit seiner Waffe wild vor ihren Gesichtern herum.
Erst jetzt bemerkte Pater John, der schon ein paar Schritte weiter gegangen war, dass die anderen stehen geblieben waren und drehte sich um. Peter und seine Partnerin machten unterdessen keine Anstalten, weiter gehen zu wollen. Stattdessen richtete er nun seinerseits das Wort an Pater John.
„Was wollen sie eigentlich von uns?“ fragte er ihn provokant. Er wollte Zeit schinden damit er nach einem Weg suchen konnte, wie sie aus diesem Dilemma herauskamen. „Ich kenne Sie doch.“
Als seine Frau nickte, wusste er, dass auch diese ihn wiedererkannt hatte.
„Sie verfolgen uns doch schon, seit wir hier auf der Insel sind.“
Pater John antwortet nur knapp. „Das werden Sie noch früh genug erfahren und nun weiter, aber plötzlich!“
Peter und Ann wussten nun, dass es aus dieser Nummer wohl keinen Ausweg zu geben schien und sie auf ein Wunder hoffen mussten. Also gingen sie weiter, denn keiner von beiden wollte etwas riskieren, das den anderen in Lebensgefahr bringen konnte. Im Augenblick zu mindestens würden sie sich ruhig verhalten.
Sie waren schon fasst an den Fahrzeugen angekommen, als plötzlich vier weitere Gestalten vor ihnen auftauchten. Diese kamen auf sie zu und Pater John bedeutete allen stehen zu bleiben. In diesem Moment fing Peters Frau an zu schreien. „Helfen Sie uns! Bitte helfen Sie uns“,
während sie dies tat, ließ sie sich geistesgegenwärtig fallen und zog Peter mit sich.
Danach ging alles ziemlich schnell. Die vier Gestalten begannen auf sie zu zulaufen und die beiden Patres versuchten zu flüchten. Hals über Kopf rannten die schwarzen Männer zu ihrem Fahrzeug.
Einer der vier Neuankömmlinge rief ihnen hinterher. „Halt, stehen bleiben, Scottland Yard, bleiben Sie stehen!“
Dann waren sie schon bei den Flüchtenden angekommen. Nach einem kurzen, aber heftigen Handgemenge, schafften die Padres es aber trotzdem noch ihr Fahrzeug zu erreichen und suchten mit quietschenden Reifen das Weite.
Kurz darauf waren die vier Gestalten bei Peter und Ann, die sich gerade wieder aufgerappelt hatten, angekommen.
„Danke für Ihre Hilfe,“ sagte Peter erleichtert „Sie sind gerade zum rechten Augenblick gekommen. Danke.“
„Gern geschehen!“ bekam er zur Antwort „Aber was war denn los? Was wollten die beiden dunklen Gestalten von Ihnen?“ fragte einer der vier, der wohl ihr Anführer sein musste. Er war mittelgroß, hatte dunkle Haare und sein Gesicht war aristokratisch geschnitten.
„Mein Name ist Sinclair. Duncan Sinclair. Ich bin von Scottland Yard und Sie haben Glück gehabt, das wir zugegen waren. Wären hier nicht in der letzten Zeit einige Touristenautos aufgebrochen worden, wären wir nicht hier gewesen. Sie hatten also mächtiges Glück.“ stellte er sich vor und zeigte dabei seinen Dienstausweis.
„Mein Name ist Peter Stenaj und das ist meine Frau Ann.“ stellte Peter auch sich und seine Frau vor und beantwortete auch gleich die Fragen von Sinclair, die dieser noch gar nicht gestellt hatte.
„Die beiden wollten uns entführen. Doch warum und weshalb wollten sie uns partout nicht sagen.“ gab er ironisch an.
„Fakt jedoch ist, dass sie uns schon verfolgt haben, seit wir vor ein paar Tagen in Dover auf die Insel kamen.“
„Haben Sie die Gesichter der beiden gesehen? Können Sie sie beschreiben?“ fragte Sinclair. Beide nickten.
„Gut!“ sprach Sinclair weiter. „Dann werden wir später bei unserem Zeichner Phantombilder anfertigen und nach den beiden fahnden. Bis wir sie gefasst haben, würden wir Sie beide gerne an einen sicheren Ort bringen, an welchem Sie sich entspannt von dem Schock von heute Abend erholen können. Ist das in Ihrem Interesse?“ führte Sinclair aus. Beide nickten abermals.
„Gut!“ begann Sinclair von neuem. „Lassen Sie Ihren Wagen stehen. Holen Sie nur ihr Gepäck heraus. Meine Leute helfen Ihnen dabei. Wir sollten keine Zeit verlieren.“
Nachdem alles so geschehen war, machten sie sich auf den Weg.
Da saß er nun. In einem landestypischen Cottage am Rand der Highlands. Einer der letzten Winterstürme blies draußen über die Hügel und brachte Regen und Kälte mit sich.
Das Cottage, in welches sie gebracht worden waren, nachdem sie beim Zeichner von Scottland Yard waren, war spärlich eingerichtet. Nur ein paar grob gezimmerte Stühle standen neben einem eben solchen Tisch in dem Raum, der als Küche, Ess- und Wohnbereich diente.
Auf der Kochstelle, die mit Holz befeuert wurde, stand ein Topf mit Stew, das noch nicht ganz gar war und welches sie aus den Lebensmitteln, die man ihnen überlassen hatte, gekocht hatten. Es roch aber dennoch schon vorzüglich. Daneben stand ein Kessel mit Wasser, der leise vor sich hin pfiff.
Vor sich hatte er eine Tasse mit heißem Tee stehen, den er in kleinen Schlucken genüsslich trank. Er sollte ihn von innen wärmen. Das Herdfeuer und der offene Kamin auf der anderen Seite des Raumes vertrieb die Kälte aus den beiden Räumen und dem Schlafboden, der über eine Leiter vom Wohnbereich aus zu erreichen war. Das gelang auch gut.
Die übrige Einrichtung des Gebäudes nahm er nur am Rande wahr. Da standen noch ein altes Buffet und ein Schrank in dem Raum, in dem er saß. In dem anderen Raum, der an den Wohnbereich anschloss und über eine Türe betreten werden konnte, befanden sich ein Sofa mit Tischchen, ein massiver Schrank und ein Sekretär. Alle Möbel mussten in etwa gleiches Alter sein, denn der Stil war so ziemlich derselbe. Am hinteren Ende des zweiten Raumes war nachträglich eine Wand aus Rigips eingezogen worden. Dahinter befand sich ein kleines Badezimmer mit einer kleinen Dusche, einem Waschbecken und einer Toilette sowie einem elektrischen Wasserboiler. Schließlich waren noch ein paar Matratzen und ein kleines Sideboard auf dem Schlafboden.
Das spärliche Licht spendeten ein Paar Kerzen und mehrere kleine Petroleumlampen. Es gab zwar auch einen Generator für Strom im Geräteschuppen, der an das Cottage angrenzte. Doch den sollten sie nur dann benutzen, wenn es unbedingt notwendig war, denn die Vorräte an Benzin waren noch etwas begrenzt.
Deshalb mussten sie sich auch mit kaltem Wasser waschen, da der Boiler im Bad aus eben diesem Grund auch noch nicht funktionierte.
So saß er nun auf seinem Stuhl am Tisch, mit seiner Tasse Tee vor sich, hatte die Ellenbogen aufgestützt, den Kopf in seine Hände gelegt und starrte in den Kamin, indem ein kleines, aber feines Feuerchen loderte und knisterte, und sinnierte darüber nach, wie und was sie, also ihn und seine Frau, hierhergebracht hatte.
In der behaglichen, aber dennoch trügerischen Atmosphäre des Cottage schweiften seine Gedanken langsam ab. Er erinnerte sich zurück an seine Schulzeit daran und dorthin, wo, wie er meinte, alles begann. Er wünschte sich, obwohl er insgeheim wusste, dass es gut so war, er hätte damals einen Bogen um all diese Dinge gemacht.
Er musste 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein, als er mit seiner Schulklasse einen Ausflug in einen Nachbarort unternahm.
Dort in Hochdorf hatte ein paar Monate zuvor eine Bäuerin beim Pflügen eines ihrer Felder ein paar keltische Artefakte gefunden. Sie informierte die Gemeinde über ihren Fund. Diese wiederum verständigte das zuständige Landesamt und es begannen Ausgrabungen auf jenem Acker.
Wie sich dann im Laufe der Grabung herausstellen sollte, verbarg sich in diesem Feld das Hügelgrab eines keltischen Fürsten.
Und eben zu dieser Grabungsstätte führte auch der Ausflug seiner Schulklasse. Er stand fasziniert vor und in diesem Grabungsfeld und schaute den Archäologen bei der Arbeit zu. Damals beschloss er Archäologe zu werden.
Die Jahre danach vergingen. Er wurde zwar nicht Archäologe und auch nicht Anthropologe, aber die Faszination von damals verlor sich nie ganz.
Er fing an, alle Bücher über Archäologie, derer er habhaft werden konnte, zu verschlingen. Zuerst waren es nur Bücher, die seinem Alter gemäß waren. Doch diese langweilten ihn schnell. Darin wurde immer nur über Arbeits- und Herangehensweisen sowie über das Warum und Weshalb eben den Basics gesprochen. Er wollte aber mehr darüber wissen.
So begann er dann sehr schnell in den Bibliotheken der Umgebung nach Büchern zu suchen, die seinen Wissensdurst stillen konnten. Das waren zuerst Bücher über die alten Ägypter, Nord- und Südamerika mit ihren verschiedenen indianischen Kulturen, aber auch Mesopotamien, Babylon, Griechenland und das alte Rom. Auch ein paar wenige über die asiatischen und anderen europäischen Kulturen waren mit dabei. Er verschlang sie alle.
Je mehr er las, merkte er, dass jedes dieser Werke voll war von Mutmaßungen und Theorien, die sich teilweise sogar widersprachen.
Da er aber keiner Fakultät angehörte und somit frei von jeglicher Beeinflussung irgendwelcher Professoren, Fakultätsvorsteher, Fachgurus oder Fachvereinigungen war, konnte er unbefangen auch Literatur von Autoren lesen, die von eben diesen aufs Übelste angefeindet wurden. In seinem Kopf begann sich ein für ihn relativ objektives Gesamtbild abzuzeichnen.
Doch um ein wirkliches Verständnis von all dem, was er nun an wissenschaftlichen Informationen zusammen getragen hatte zu bekommen, fehlte ihm noch ein wichtiger Baustein.
Da sich sehr viel in all den Büchern mit Mutmaßungen über die Religionen und Philosophien der einzelnen Kulturen befasste, fing er an, sich mit diesen, die in der heutigen Zeit noch greifbar waren, auseinanderzusetzen.
Gleichzeitig begannen ihn auch die Grenzwissenschaften wie Parapsychologie zu interessieren. Letztlich landete er dann bei der Psychologie.
Er wurde letztlich Psychotherapeut und wie die Leute meinten, sogar ein sehr guter. Dies zu beurteilen, überließ er jedoch anderen.
Was aber den Fakten entsprach, war, dass einiges von den Dingen, welche er über die Philosophien der alten Kulturen herausgefunden hatte, in seine heutige Arbeit eingeflossen war. Insbesondere das, was er über die Kelten wusste.
Deshalb wurde er oft belächelt und angefeindet. Doch der Erfolg gab ihm recht. Er ging in seiner Arbeit auf. Die Erkenntnisse, die er bei seiner Arbeit und seinen weiteren Studien der keltischen Philosophie und Lebensweise zog, brachten ihm gleichzeitig aber auch ein tieferes Verständnis zu all jenen Dingen, die ihn in seiner Jugend beschäftigt hatten, und Schwierigkeiten!
Die Schwierigkeiten beschränkten sich zu anfangs allerdings nur darauf, dass es, je tiefer er sich in die Materie hineinarbeitete, immer schwieriger wurde Zugang zu den eh schon spärlich gestreuten Schriften, die es über die keltische Kultur noch gab, zu finden.
Zuerst war dies noch recht einfach. Er las die Bibel, die Apokryphen, studierte die Kabbala und den Koran. Auch einige Abhandlungen des tibetischen sowie des Zen Buddhismus waren dabei. Des weiteren Bücher über die chinesischen Philosophien wie Chi Gong oder Feng-Shui und darüber kam er wieder zurück nach Europa und dessen Philosophien.
Irgendwann bekam er ein Buch über Geomantie, das europäische Pendant zu Feng-Shui, in die Hände, welches er mit wachsendem Interesse verschlang. Es erinnerte ihn wieder an die alten Kelten und so kurios es auch klingen mag, auch an die Theorien des Psychologen Jung. Dessen Lehren er schon während seiner Studienzeit interessiert aufnahm. Man konnte ihn gewissermaßen als Jungianer bezeichnen.
Ausgestattet mit dieser Grundlage begann er nun, die alten Kelten neu zu ergründen.
Zu dieser Zeit reiste er oft nach England, Wales, Schottland und Irland. Denn dort war das Keltische noch am lebendigsten. Er besuchte viele Orte, die aus den überlieferten Legenden bekannt waren und jedes Mal, wenn er an solch einen Ort kam, war es ihm, als stände er am Eingang in eine andere Welt.
Er versuchte an diesen Orten mehr über ihre Entstehungsgeschichte herauszufinden, indem er die örtlichen Archive durchforstete und mit ansässigen Historikern diskutierte. Er wollte einfach wissen, was an den Überlieferungen dran war. Deshalb begann er auch die alten Wissenschaften zu praktizieren.
Er wendete die Geomantie (das westliche Feng-Shui) an. Ging mit den Ruten, welches er von einem evangelischen Pastor aus dem Schwarzwald lernte, um Wasseradern, Energieadern, Kraftplätze und Ähnliches zu finden. Wandte aber auch Messmethoden der modernen Physik und Geologie an. Einfach um zu überprüfen, ob die Ergebnisse, welche die alten Methoden brachten, wirklich sein konnten.
Er wurde des Öfteren überrascht, wie genau die Ergebnisse nach diesen alten Methoden waren. Dies faszinierte ihn so sehr, dass er nun verschiedene Orte in Deutschland überprüfte, und die Erkenntnisse waren dieselben. Angestachelt davon suchte er weiter nach altem Wissen und war sehr überrascht, als er herausfand, dass vieles im Katechismus der katholischen und evangelischen Kirche auf das Wissen der druidischen Kelten zurückzuführen war.
Er stieß auf die Kuldeer. Diese waren irische Mönche, die in ihren Klöstern in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends vielen keltischen Druiden, den Gelehrten der keltischen Kultur, Unterschlupf gewährten, als diese von der römischen Kirche verfolgt wurden.
So vermischte sich das alte Wissen mit der neuen Religion aus Rom und konnte so auch fortbestehen.
Diese irischen Mönche, die eigentlich Druiden waren, machten sich nun auf, um in ganz Europa (dem ehemaligen Römischen Reich und Germanien) mit ihrer modifizierten christlichen Lehre zu missionieren.
Sie kamen sogar bis nach Rom. Wo vieles der Lehren der Kuldeer, von der römischen Kirche übernommen und dazu benutzt wurde, den alten Glauben, die alte Philosophie der Kelten aus dem Gedächtnis der Menschen zu tilgen. Was aber nicht vollständig gelang.
Doch er fand noch anderes, viel Älteres und auch Verblüffenderes.
Die alten Griechen selbst hatten vieles von den keltischen Druiden gelernt. Die Orphiker, eine der ältesten Philosophien, wenn nicht sogar die älteste im damals noch nicht vereinten Griechenland, hatten ihre Lehre nach den ersten Kontakten mit den Thrakern, einem keltischen Volksstamm am Schwarzen Meer, entwickelt und dabei vieles von diesen übernommen.
Das verblüffendste jedoch war, dass laut den alten Griechen die Kelten schon damals ihre Anführer für einen bestimmten Zeitraum wählten und alle wichtigen Entscheidungen durch einen Rat treffen ließen.
Dies hieße aber, dass die Wiege der Demokratie im keltischen Volksraum und nicht in Griechenland zu suchen war.
Er fand auch heraus, dass keltische Gelehrte bis nach Ägypten, Babylon, Indien und in den Himalaja, ja vielleicht sogar bis China kamen, um dort Wissen zu finden und zu lehren. Auch hatten sie im ganzen nördlichen Europa universitätsähnliche Schulen.
Er fand heraus, dass beispielsweise die Universität Oxford aus einer solchen hervorgegangen war. Des Weiteren besaßen sie ein hervorragend funktionierendes soziales Netz.
Nach allem, was er über die Jahre nun zusammengetragen hatte, waren die Kelten keineswegs ein, wie die römische Geschichtsschreibung behauptet, barbarisches und unzivilisiertes Volk, sondern vielmehr ein hochzivilisierter Völkerbund mit einer einheitlichen Philosophie und einer durchdachten Gerichtsbarkeit auf der Basis einer sozialen Demokratie. Welche zudem engen Kontakte zu der gesamten damals bekannten Welt pflegten.
Wenn dies stimmen sollte, was er keineswegs bezweifelte, müsste die ganze Geschichte des Abendlandes und darüber hinaus neu geschrieben werden. Und das machte ihm Angst.
Warum und wer steckte hinter all diesen Lügen, auf die er im Laufe der Jahre gestoßen war. Das herauszufinden, schrieb er sich fortan auf seine Fahne. Und damit begann der Ärger erst richtig.
„Peter ... Peter!“ rief eine weibliche Stimme aus dem Nebenzimmer. Als keine Reaktion folgte rief die Stimme abermals, doch diesmal etwas irritiert und lauter.
„Peter, hörst du nicht? Kannst du mal bitte herkommen und mir mit dem Reißverschluss helfen?“
Langsam fand er, durch die ihm wohlvertraute Stimme, wieder in die Realität zurück. Er antwortete mehr genuschelt als verständlich. „Ich komme Schatz, ich komme.“
„Was sagtest du? Ich kann dich nicht verstehen.“ gab sie zurück.
Er antwortete nochmals „Ich komme!“
Diesmal jedoch etwas lauter und deutlicher, damit sie es auch verstehen konnte.
Langsam und umständlich stand er auf. Er dehnte und streckte sich mehrmals und versuchte so die Gedanken abzuschütteln, welche ihn übermannt hatten. Er wusste noch nicht einmal, wie lange er so dagesessen hatte und nahm sich vor, sie danach zu fragen.
Mit diesem Vorsatz durchschritt er die Tür zum Nebenraum. Er sah Ann auf dem Sofa sitzen und mit dem Reißverschluss ihres rechten Stiefels kämpfen. Den Linken hatte sie bereits ausgezogen.
Sie hörte ihn eintreten und blickte auf. Ihre blauen Augen, hinter der Brille, schauten ihn flehend an. Sie hatte leicht, von der Kälte, gerötete Wangen und ihr krauses, rotblondes Haar hing ihr, vom Sturm zerzaust, wirr ins hübsche Gesicht. Sie war noch mal hinausgegangen, um, wie sie es gesagt hatte, frische Luft zu schnappen.
Er schloss aus ihrem Aussehen, dass es draußen mächtig kalt sein musste. Er ging auf sie zu und drückte ihr zärtlich einen Kuss auf ihre halb erfrorenen Lippen und sagte dann mit einem väterlichen Ton. „Das haben wir gleich.“
Er nahm ihren Fuß in die Hand und stellte fest, dass der Anhänger am Zipper abgebrochen war.
Nach einigen Versuchen schaffte er es dennoch den Stiefel zu öffnen und hielt ihn ihr mit einem triumphierenden „Et voilà!“ unter die Nase.
Sie schlang daraufhin ihre Arme um seinen Hals, küsste ihn und meinte mit einem scherzenden Unterton in ihrer Stimme, kichernd. “Danke mein edler Recke. Ohne dich wäre ich verloren gewesen.“
Dabei fiel ihm plötzlich brennend heiß ein, dass er sich eigentlich um das Stew, auf dem Herd, hätte kümmern sollen. Mit einem „Ich Rindvieh!“ drehte er sich abrupt um und rannte in den Wohnraum zum Herd.
„Was ist denn los?“ rief sie ihm, überrascht, hinterher.
„Ich sollte mich doch um das Stew kümmern. War aber dann so sehr in Gedanken versunken, dass ich es total vergessen habe.“ kam es mit hektischer Stimme, aus der Küche. „Wie spät haben wir denn?“
„18.15 Uhr“ antwortete ihm Ann knapp.
„Mist, fast eine Stunde seit ich das letzte Mal in Topf geschaut habe. Hoffentlich ist es noch nicht zu sehr eingekocht!“ nölte er vor sich hin.
Aber im Gegenteil, es war nicht eingekocht, sondern genau richtig und schmeckte, zu seiner Überraschung, vorzüglich.
Er deckte schnell den Tisch und schnitt ein paar Scheiben Brot von dem Laib aus dem Tontopf, der auf dem Buffet stand.
Während dessen hatte sich Ann im Nebenzimmer vollends umgezogen.
Er war gerade fertig, als sie zur Tür hereinkam.
„Glück gehabt, mein Schatz. Das Essen ist fertig. Komm, lass uns speisen. Ich glaube, so ein heißer Eintopf wird uns jetzt guttun!“ säuselte er liebevoll und bot ihr einen Platz an.
„Da könntest du recht haben, mein kleines Träumerchen. Hoffentlich ist das Stew auch noch genießbar.“ Stichelte sie mit ernster Miene.
Sie zwinkerte dabei mit dem rechten Auge und brach gleich darauf in schallendes Gelächter aus.
Als sich Ann wieder etwas beruhigt hatte, setzten sie sich dann beide vergnügt an den rustikalen Tisch. Er schöpfte jedem von ihnen einen ordentlichen Schlag von dem Stew in die Teller und sie machten sich dann leise und genüsslich über den Eintopf her.
Nach einer Weile der Stille begannen sie von Neuem das Gespräch. Diesmal allerdings um einiges ernster.
Ann fragte Peter mit sorgenvoller Stimme „Sag mal mein Schatz. Was war vorher eigentlich los mit dir? Du hast noch nicht mal bemerkt, wie ich zur Tür hereinkam und auf meine Begrüßung hast du auch nicht geantwortet. Es war, als wärst du wo anders gewesen, zu mindestens geistig“
Nach einer kleinen Pause, in der sie ihn sorgenvoll anblickte, fuhr sie fort. „Ich habe mir ernsthaft Sorgen um dich gemacht.“
„Weißt du“ antwortete er ruhig. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich war einfach nur in Gedanken. Es ist ein bisschen viel passiert, in der letzten Zeit“.
Er nahm ihre Hände in die seinen.
„Dass wir uns hier verstecken müssen – unsere neuen „Freunde“– die neuen Erkenntnisse – und nun die Ruhe, da haben mich die Erinnerungen einfach übermannt. Es ist nicht schlimm. Ich denke, ich brauche noch ein paar Tage, um das alles zu verdauen.“
Sie drückte und streichelte seine Hände zärtlich. Dabei schaute sie ihn mit einem sanften und verständnisvollen Blick an und flüsterte leise. „Das brauchen wir beide glaube ich.“