Mia 11: Mia und der Jette-Jammer - Susanne Fülscher - E-Book

Mia 11: Mia und der Jette-Jammer E-Book

Susanne Fülscher

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Beschreibung

Chaos, Tumult und Herzklopfen: Hier kommt Mia! *** BAND 11: Mia, Alina, Leonie und Jette sind allerbeste Freundinnen. Vor allem Mia und Jette sind unzertrennlich. Als Jette umziehen soll, bricht für die Mädchen eine Welt zusammen. Sie wollen beste Freundinnen bleiben, für immer. Aber das ist nicht einfach, wenn man sich nicht mehr sieht. Daher beschließen Mia, Alina und Leonie, heimlich zu Jette zu fahren ... *** MIA: Mia ist witzig und chaotisch, vorlaut und liebenswert – und sie stolpert von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste. Zum Glück hat sie eine tolle Familie und gute beste Freundinnen! *** Ein neues turbulentes Abenteuer für Mia-Fans über Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt, mit einer sympathisch-chaotischen Heldin – einfühlsam erzählt von Mädchenautorin Susanne Fülscher! ***

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Band 1 Mia legt los!Band 2 Mia und das Mädchen vom anderen SternBand 3 Mia und der Traumprinz für OmiBand 4 Mia und das LiebeskuddelmuddelBand 5 Mia und der GroßstadtdschungelBand 6 Mia und das SchwesterndingsBand 7 Mia fast allein zu HausBand 8 Mia und die mega-giga-irre KlassenfahrtBand 9 Mia und der ZahnspangenprinzBand 10 Mia und der gi-ga-geniale HochzeitsplanBand 11 Mia und der Jette-Jammer

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Copyright © by Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2018In Zusammenarbeit mit der Michael Meller Literary Agency, MünchenUmschlagillustration und Vorsatz: Dagmar HenzeTypografie Umschlag: Gerhard SchröderLayout und Herstellung: Constanze HinzSatz und E-Book-Umsetzung: Arnold & Domnick, Leipzig ISBN 978-3-646-92254-7

Alle Bücher im Internet unter www.carlsen.de

Das war klar.

Ich habe es kommen sehen.

Nicht mal ein Meteoriteneinschlag hätte verhindern können, dass meine beste Freundin Jette dem Selfie-Wahn verfällt. Schon mit ihrem alten Glitzerhandy hat sie sich ständig selbst fotografiert und das Foto anschließend bewundert, als wäre sie Miss Universum. Doch seit sie im Besitz eines mega-giga-irren Angeberhandys ist, ist es richtig schlimm geworden. Ob in der Schule, im Bus oder beim Ballett – überall zückt Jette das kleine Ding in ihrer Lieblingsfarbe Rot, reckt das Kinn in die Höhe, grinst ein besoffenes Ballaballa-Lächeln und drückt auf den Auslöser. Es gab nicht mal einen speziellen Anlass für das teure Geschenk, ihre Mutter hat es ihr einfach nur so geschenkt.

Meine Theorie lautet ja, dass Frau Joost ein schlechtes Gewissen hat. Weil sie rund um die Uhr in ihrer Apotheke arbeitet und Jette so oft alleine lässt. Bestimmt hat sie sich gedacht, dass das neueste und schönste Handy überhaupt ihre Tochter tröstet, auch wenn man es nicht wie ein Hündchen oder Meerschweinchen hätscheln und tätscheln kann.

Selfies sind zwar nicht verboten, aber es nervt trotzdem, der besten Freundin dabei zuzusehen, wie sie von morgens bis abends Fotos von ihren blauen Augen, ihrem besoffenen Ballaballa-Lächeln und ihrem Glanzhaar schießt. Noch blöder finde ich es allerdings, wenn Alina, Leonie und ich, manchmal sogar auch Leonies Hunde Wursti und Broti, mit aufs Foto müssen. Weil das sowieso nie hinhaut. Wursti hält keine Sekunde still und der riesige Fellmantelhund Broti verdeckt beim Posieren meistens unsere Köpfe. Manchmal schleudert Jette auch noch ihren Haarteppich so schwungvoll hin und her, dass es kein Gruppenselfie, sondern nur ein Haarteppich-Selfie wird. Von uns anderen ist dann gerade mal eine knubbelrote Nase, ein Scheitel, ein schielendes Auge oder ein gelber Hundeeckzahn zu sehen. Unterm Strich haben alle Selfies eins gemeinsam: Während Jette garantiert supersweet aus der Wäsche guckt, ähneln wir drei anderen Vogelscheuchen, die gerade zum Vogelscheuchen-Contest angetreten sind. Was alles andere als prickelnd ist. Aber es kommt noch schlimmer.

Jetzt soll auch noch Omi Olga mit aufs Bild. Omi ist vorgestern siebzig geworden und seitdem ununterbrochen am Feiern. Weil das Leben so schnell vorbei sein kann und sie jeden Tag leben will, als wäre er der letzte.

Am ersten Abend war nur unsere Familie, also Mami und Papi, meine drei Geschwister Lukas, Lena und Josefinchen sowie Omis Lebensgefährte Diego, beim Italiener. Es gab Pizza, Pasta und Tartufo-Eis (lecker, lecker!) und wir haben alle so viel gefuttert und gelacht, bis uns die Bäuche wehtaten.

Am zweiten Tag hat Omi für ihre Kicherfreundinnen eine rauschende Kuchenparty mit Einspänner (das ist in Österreich Kaffee mit einer Sahnehaube) und Sektchen im Café Luise geschmissen. Leider ohne ihre Schulfreundin Ingrid, die vor gut einem Monat gestorben ist.

Heute, an Tag drei, fahren wir in einem Motorboot durch die Kanäle der Stadt. Das ist einfach nur megacool! Ich wusste nicht mal, dass es in Hamburg so viele Kanäle gibt, auf denen man schippern kann. Die Bootsfahrt ist ein Geschenk von Diego. Er hat erst seit einem knappen Jahr einen Bootsführerschein, lenkt das Boot aber lässig durch die Wasserstraßen wie ein Cowboy sein Pferd.

„Ein Selfie?“, sagt Omi mit gerunzelter Stirn, als handele es sich dabei um eine menschenfressende Spezies vom Mars. „Och, Kinder, dafür bin ich nun langsam wirklich zu alt!“

Jette lässt enttäuscht das Handy sinken.

„Gegenvorschlag.“ Omi, deren Sommerkleid sich wie ein kreischbuntes Zelt um ihren Körper bauscht, rutscht dichter an Mami und Papi heran. „Wir stellen uns alle hübsch zusammen und Thomas oder Diego macht ein hübsches Gruppenfoto von uns. Das wäre doch hübsch!“

Auch die anderen finden das hübsch und nachdem ein paar hübsche Fotos im Handy sind, muss selbst Jette einsehen, dass es eigentlich viel schöner ist, ein richtiges (sprich altmodisches Foto) zu machen, auf dem a) alle gut zu erkennen sind und b) auch die besten Freundinnen nicht wie beim Vogelscheuchen-Contest aussehen.

„Man mag es kaum glauben!“, tiriliert Omi. „Ich bin vor 70 Jahren in Eimsbüttel zur Welt gekommen.“

„Stimmt“, sagt Papi.

„Seitdem lebe ich hier.“

„Stimmt auch.“ Papi lacht leise.

„Erst mit meinem Heinz, Gott hab ihn selig, und jetzt mit Diego.“

„Ganz richtig“, schaltet sich Diego ein, der heute eine Lederjacke mit einem coolen Fabelwesen-Print auf dem Rücken, Cowboystiefel und einen Nietengürtel trägt.

„Jetzt veräppelt mich nicht, sondern hört mir mal zu. Also: Ich habe einen fabelhaften Sohn in die Welt gesetzt.“ Sie deutet auf Papi, der sich daraufhin verlegen den Vollbart krault. „Der hat wiederum mit seiner bezaubernden Andrea noch viel fabelhaftere Kinder in die Welt gesetzt. Nämlich Lukas, Mia, Lena und Josefine … Hab ich recht?“

„Ja, du hast recht“, bestätigt Papi, „aber ich soll ja still sein.“

„Olga, was willst du uns eigentlich sagen?“, drängelt Mami.

„Dass ich …“ Omi breitet ihre Arme wie eine Opernsängerin aus, die gerade eine Arie schmettert. „Dass ich mich frage, wieso ich erst siebzig werden musste, um Hamburg vom Wasser aus zu erleben.“ Sie quetscht ihren rundlichen Omi-Körper neben Diego hinters Steuer. „Danke, mein Schatz. Du hast mir ein wunderschönes Geschenk gemacht!“

Automatisch muss ich an den kreischbunten Schal denken, den ich Omi geschenkt habe. Hoffentlich findet sie ihn auch ein bisschen schön.

Während Omi und Diego schmusen und sich schmatzende Küsschen geben (peinlich, peinlich), verziehen Jette und ich uns zu Alina und Leonie, die im Heck des Bootes polnische Piroggen mampfen. Omi wäre nicht Omi, hätte sie nicht irgendetwas Leckeres für ihre Gäste eingepackt. Neben den Piroggen wartet noch ein Restepaket Kuchen aus dem Café Luise darauf, aufgefuttert zu werden.

„Hm!“, ächzt Leonie kauend und leckt sich jeden Finger einzeln ab. „Schmecken ein bisschen wie die Maultaschen von meiner Tante.“

„Ihh, da ist ja Sauerkraut drin!“ Jette guckt angewidert, als sie ihre Teigtasche auseinanderpflückt.

Ich weiß gar nicht, was sie hat. Die Piroggen sind wirklich hammerlecker und an Sauerkraut ist auch noch niemand gestorben.

„Wollte deine Omi mal was Neues ausprobieren?“, fragt Leonie kauend. „Sonst gibt‹s doch immer was vom Italiener.“

„Omi lernt Polnisch an der Volkshochschule“, erkläre ich. „Sie will mit Diego eine Kulturreise machen. Nach Warschau, Danzig und Krakau.“

„Echt?“, fragt Jette. „Ist das nicht langweilig?“

Alina schüttelt den Kopf und ihre roten Haare fliegen. „Meine Tante war mal in Krakau. Sie meint, die Stadt ist wunderschön. Es gibt so viele tolle Kirchen und Kathedralen. Und der Marktplatz ist weltberühmt.“

„Liegt Danzig nicht am Meer?“, fragt Leonie.

„Ja, an der Ostsee“, erkläre ich. „Omi freut sich schon total, weil man da angeblich genialen Bernsteinschmuck kaufen kann.“

„Ihh, Bernstein!“, trötet Jette. „Das ist doch voll was für Omis!“

„Ja, eben.“ Ich ticke mit dem Zeigefinger an ihre Stirn. „Omi ist ja auch eine Omi.“

Während Alina und Leonie losglucksen, flutschen Jettes Augenbrauen nach oben. Sie muss über diese brandneue Erkenntnis wohl erst mal nachdenken.

Eine Weile essen wir schweigend, dann lenkt Diego das Boot an einer Reihe Hausboote mit riesigen Glasfronten vorbei.

„Wie cool ist das denn!“, ruft Alina. „Meint ihr, da kann man richtig drin wohnen?“

„Wenn man genug Geld hat, schon“, sage ich.

Alina bekommt einen glimmerigen Gesichtsausdruck, als sie erklärt, sie würde jetzt schon anfangen zu sparen. „Später mal in einem Hausboot am Kanal leben … Etwas Schöneres kann ich mir kaum vorstellen.“

„Oh doch!“, sagt Leonie. „Ich ziehe ans Meer. In ein riesengroßes Haus, in dem auch Wursti und Broti Platz haben.“

„Wir könnten ja alle in einem Haus wohnen“, schlage ich in einem Anfall von Meine-Freundinnen-sind-die-allerbesten vor. „Also, jeder mit seinem Herzallerliebsten, seinen Kindern, seinen Haustieren und …“

„… seinen Hausstaubmilben“, kichert Jette.

„Das muss dann aber ein ziemlich großes Haus sein“, meint Alina. „Da darf jeder nur ein Kind, ein Tier und einen Herzallerliebsten mitbringen.“

„Ich hatte auch nicht vor, mit fünf Schnuckis zu kommen.“ Jetzt gluckst Jette so laut, dass Diego und Omi zu uns rübergucken.

„Auf jeden Fall müsste es in dem Haus ein Extrazimmer geben, das nur uns gehört“, erkläre ich. „Für unsere Quasselsabbelnachmittage.“

„Es würde ja schon ein Wintergarten reichen, der zum Meer rausgeht“, sagt Leonie und knetet aufgeregt ihre kleine Bauchrolle.

„Au ja!“, quietscht Alina. „Und die Fensterläden müssen himmelblau sein!“

Ich schaue aufs glitzernde Wasser und meine Gedanken driften ab. Vor meinem inneren Auge taucht ein weißes Haus mit blauen Fensterläden auf, ich höre Wellen plätschern, Möwen kreischen, dann geht ein Fenster auf und der süße Zahnspangenfranzose Jean-Pierre lugt heraus.

Ach, du dicker Schmetterling! Habe ich eigentlich noch alle Gehirnzellen beisammen? Jean-Pierre ist ein guter Freund von mir, er lebt in Paris und war schon als Austauschschüler bei uns zu Hause, aber das ist noch lange kein Grund, mir ein gemeinsames Leben mit ihm zusammenzufantasieren.

Jettes Zeigefinger bohrt sich in meine Rippen. „Jean-Pierre“, sagt sie.

„Was ist mit dem?“, frage ich und merke, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt. Bestimmt bin ich jetzt feuermelderrot.

„Du hast an ihn gedacht. Hast du doch, oder?“

„Hab ich nicht.“

„Hast du doch, Miss Butterfly.“

Jette nennt mich häufig so, weil ich Schmetterlinge über alles liebe und schon eine große Sammlung habe.

„Okay, von mir aus“, gestehe ich, weil mich mein glühendes Gesicht sowieso verrät.

„Ist ja nicht so schlimm“, meint Alina und knufft mich. „Im Gegenteil. Ich finde das supersüß. Du hast seit ewigen Zeiten ein und denselben Schwarm. Nicht so wie …“ Ihr Blick geht für einen Minimoment zu Jette.

„Ja und?“, gibt diese eine Spur giftig zurück. „Ich finde es eben langweilig, immer nur für ein und denselben Jungen zu schwärmen.“

Das mag ja sein, aber Jette hat in diesem Punkt echt einen mittelschweren Knall. Ein paar Jungs aus unserer Klasse waren schon an der Reihe, mein Nachbar Maiki, mein supersüßer Zahnspangenfranzose und auch mein schöner Bruder Lukas mit den Klimperwimpern. Der letzte in der Riege ihrer Angebeteten ist Leo, der erst vor Kurzem in unsere Klasse gekommen ist. Er ist der Sohn von unserem Mathelehrer, Herrn König, genannt Triefnase.

Mitten in unser Gequassel hinein bimmelt Jettes neues Angeberhandy. Das heißt, es klingelt nicht einfach nur, es quakt wie ein Frosch.

„Meine Mutter“, ächzt sie. „Was will die denn jetzt?“

„Nun geh schon ran“, sage ich, weil ihr quakendes Ding langsam nervt. „Vielleicht ist es wichtig.“

Jette telefoniert eine Weile abseits, dann kommt sie mit schockgefrosteten Gesichtsmuskeln zurück. Oh weh, hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert!

„Was ist denn los?“, will ich wissen.

„Nichts.“

„Und warum ziehst du dann so ein Weltuntergangsgesicht?“

„Ist noch Kuchen da?“, sagt sie statt einer Antwort.

„Noch reichlich“, meint Leonie, die die Oberaufsicht über alles hat, was süß und lecker ist. Sie drückt ihr das Kuchenpaket aus dem Café Luise in die Hand und Jette organisiert sich ein Stück Apfelkuchen.

„Jetzt sag schon, Jette!“ Ich zwicke sie ungeduldig.

„Meine Mutter …“ Sie kaut und schmatzt und gibt ab und zu einen wohligen Seufzer von sich.

„Was ist mit der?“

Jette schluckt angestrengt runter, dann sagt sie: „Sie ist in letzter Zeit … irgendwie komisch.“

„Wie, komisch?“, will Leonie wissen.

„Keine Ahnung. Mal total aufgekratzt, mal ganz stumm. Und wenn man sie etwas fragt, glotzt sie einen an, als wäre man eine außerirdische Lebensform.“

„Aha!“, macht Alina und ihr Zeigefinger schnellt vor. „Vielleicht ist sie frisch verliebt.“

Jettes Eltern haben sich getrennt und leben im selben Haus in unterschiedlichen Wohnungen. So kann Jette nach Herzenslust zwischen ihrem hübschen roten Reich bei ihrer Mutter und ihrem schicken grauen Reich bei ihrem Vater hin und her switchen.

„Ganz bestimmt nicht“, entgegnet Jette eine Spur pampig.

„Woher willst du das so genau wissen?“, frage ich.

Jettes Gesicht versteinert, als sie ihre Brille abnimmt und sie anhaucht.

„Jette“, sagt Alina und rückt ein Stückchen an sie heran. „Leute benehmen sich eben komisch, wenn sie frisch verliebt sind. Das weißt du doch selbst am besten.“

Oh ja, davon kann ich ein Lied singen! Jette ist geradezu das Paradebeispiel für komisches Benehmen im Zuge einer Liebesanwandlung. Es gab Zeiten, da hat sie nur noch in Gedichtsprache dahergeredet und klebrig-süß in sich hineingegrinst.

„Jetzt hört mal auf mit dem Quatsch“, sagt Jette. „Ich will keinen neuen Vater. Außerdem …“ Sie holt tief Luft. „Leute in Mamas Alter verlieben sich doch gar nicht mehr.“

In dem Punkt hat meine beste Freundin unrecht. Aber wenn ich sie jetzt daran erinnere, dass sich Omi Olga erst als Rentnerin in Diego verliebt hat (und zwar so richtig mit Schmackes), rutscht ihre Laune wahrscheinlich bloß noch mehr in den Keller.

„Vielleicht hat sie sich einfach nur ein neues Hobby zugelegt“, überlege ich.

Jette zieht eine wellige Denkerstirn. „Du meinst, sie will plötzlich Felswände hochklettern, Skulpturen aus Bierdeckeln basteln oder Kekse mit Liebesperlen backen?“

„Ja, zum Beispiel.“

Jette tippt sich an die Stirn.

„Oder sie macht einen Bootsführerschein“, sagt Leonie und zieht einen Knutschmund.

Alina schnippt aufgeregt mit den Fingern. „Ich weiß! Sie hat einen Liebesroman geschrieben und endlich einen Verlag gefunden!“

„Ja, ganz sicher“, murmelt Jette. „Wo sie in ihrem Leben gerade mal drei Bücher gelesen hat.“

„Oder du bekommst ein Geschwisterchen“, fährt Alina fort, woraufhin Jette wie von der Tarantel gestochen aufspringt.

„Bist du verrückt? Das wäre ja noch viel schlimmer als ein Liebhaber! Und von wem sollte sie überhaupt schwanger sein?“

„Na, von dem Liebhaber.“

Jette treten Tränen in die Augen. „Ihr seid so fies! Ich weiß gar nicht, warum ich euch das erzählt habe.“

„He, wir wollten nicht gemein sein“, räumt Alina kleinlaut ein. „Wir wollten dir nur helfen.“

Aber zu spät. Schon laufen bei Jette die Tränen. Was wirklich richtig blöd ist. Weil sie so die mega-giga-irrste Bootsfahrt ihres Lebens verpasst. Und alles nur wegen des bescheuerten Anrufs von ihrer Mutter und weil sich unsere ganzen Spinnereien so hochgeschaukelt haben.

„Weißt du, was?“ Ich beuge mich zu ihr rüber und streichele ihre weiche Wange. „Am besten fragst du deine Mutter. Vielleicht will sie ja auch einfach nur zum Friseur und sich die Haare abschneiden lassen. Oder sich ein neues Kleid kaufen. Und du zermarterst dir völlig unnötig das Hirn.“

„Okay“, nuschelt Jette, was wie opeee klingt. Sie zieht die Nase hoch und lehnt ihren Kopf an meine Schulter. „Aber falls ich wirklich einen neuen Vater kriege, Miss Butterfly, darf ich dann zu dir ziehen?“

„Klar“, antworte ich. „Wir müssen nur Lena rausekeln.“ Da wir nicht in einem Palast mit Hunderten von Gemächern leben, teilen meine kleine Schwester und ich uns ein Zimmer.

„Das kriegen wir locker hin“, erwidert Jette und kann schon wieder ein klitzekleines bisschen grinsen.

„Was ist mit mir?“, fragt meine kleine Schwester, die am anderen Ende des Bootes sitzt, aber mit ihren Superohren mal wieder Dinge erlauscht hat, die nicht für sie bestimmt sind.

„Du bist die süßeste kleine Schwester nördlich des Äquators“, rufe ich ihr zu und schmatze kleine Küsschen in die Luft.

„Und du lügst so doll, dass du hoffentlich gleich ins Wasser plumpst!“, entgegnet Lena.

„Jetzt kabbelt euch nicht an meinem Geburtstag“, spricht Omi ein Machtwort.

Gut, dass sie uns daran erinnert. Und weil das so ist, setze ich mich zu ihr und kuschele mich für den Rest der Fahrt an ihren molligen Arm.

In der zweiten Stunde haben wir Französisch. Französisch ist mein absolutes Lieblingsfach und Frau Hübsch meine absolute Lieblingslehrerin. Wenn es nach mir ginge, müssten wir überhaupt keine anderen Fächer in der Schule haben. Den ganzen Tag lang nur Französisch lernen, zwischendurch leckere Croissants oder Baguette mit französischem Käse futtern – das wäre wie im Paradies. Okay, vielleicht würde ich mir auch noch Kunst bei Herrn Meyer, Schmetterlingskunde bei Keine-Ahnung-wem und Deutsch bei unserer Klassenlehrerin Frau Müller-Stegemann gefallen lassen. Seit Frau Müller-Stegemann in der Elternzeit ist, unterrichtet uns Papi in Deutsch, was weniger prickelnd ist. Am liebsten würde ich ihn die ganze Zeit siezen und Herr Hansen zu ihm sagen, aber weil das total albern wäre und ich ihn ja wohl schlecht mit Herr Papi ansprechen kann, beiße ich mir lieber die Zunge ab, bevor ich auch nur einen Mucks von mir gebe. Papi hat bisher nichts gesagt, doch ich befürchte, im Mündlichen stehe ich längst nicht mehr auf Zwei.

Heute nehmen wir das passé composé mit avoir und être durch, nur leider kann ich mich kein bisschen konzentrieren. Was daran liegt, dass Omi heute Vormittag zur Testamentseröffnung ihrer Freundin Ingrid geht und ich gespannt wie ein Flitzebogen bin, was sie wohl geerbt haben mag. Vielleicht ein Haus am Meer? Ein megafettes Bankkonto? Eine wertvolle Münzsammlung? Mir wäre alles recht, Hauptsache, es sind keine alten muffigen Pelzmäntel dabei. Ich finde es nämlich grausam, Tiere zu ermorden, nur um sich danach in ihr Fell zu kuscheln.

„Mia“, wispert Streber-Christi neben mir.

„Was?“, wispere ich zurück.

„Du hörst ja gar nicht zu.“

Ups, erwischt. Schon seit einiger Zeit starre ich aus dem Fenster und lasse die französischen Wörter wie eine schöne Melodie an mir vorbeiziehen.

„Alles okay bei dir?“, zischelt Christi wieder.

Ich nicke. Da Alinas Händchenhaltefreund Kaspar, genannt Mr Rülps, gerade an der Tafel steht und die Verben manger und aller konjugiert, nutze ich den Moment und erzähle im Flüsterton von der Erbschaft.

Christis teichgrüne Augen werden noch eine Spur teichgrüner. Dann schreibt sie ein Wow mit drei Ausrufezeichen in ihr Vokabelheft.

„Erst mal abwarten. Vielleicht erbt sie ja auch nur ein klappriges Fahrrad.“

„Mia? Christi?“ Frau Hübsch fährt so plötzlich herum, als wäre ein Chinaböller in ihr explodiert. „Jetzt seid aber bitte mal still!“

Shitikowski … Sie hat unser Getuschel die ganze Zeit über mitbekommen!

Während Streber-Christi den Blick senkt und etwas in ihr Heft kritzelt, nicke ich eifrig. Meine Lieblingslehrerin hatte noch nie Grund, mich anzumeckern. Ich war in ihrem Unterricht immer total aufmerksam und fleißig, fast schon so streberhaft wie Christi. Dass sie es eben getan hat, ist mir mega-giga-irre peinlich. Die fiese Falte, die zwischen ihren hübschen Augenbrauen aufgetaucht ist! Die hat sie sonst nur, wenn die Blödiane aus unserer Klasse Unsinn machen.

Für den Rest der Stunde sitze ich wie eine Wachsfigur auf meinem Platz und sage keinen Piep. Was Christi tut, weiß ich nicht, weil ich es nicht mal wage, in ihre Richtung zu schielen. Einmal hebe ich zaghaft die Hand, doch Frau Hübsch nimmt mich nicht dran.

Als es klingelt, bin ich so fix und foxi, dass ich fast losheule.

Jette kommt, ihre Brotdose unter die Achsel geklemmt, zu uns rüber und kichert wie blöde. „Ich fasse es nicht! Ausgerechnet die beiden Franz-Streberinnen!“

„Das ist nicht witzig“, sage ich.

„Reg dich ab. Jeder kriegt mal einen Anschiss.“

„Aber nicht ich. Und schon gar nicht in Französisch.“

Ich scanne unauffällig das Lehrerpult, wo Frau Hübsch ihre Sachen zusammenpackt. Gesichtsausdruck: irgendwas zwischen undurchdringlich und neutral. Schwer einzuschätzen, ob sie innerlich kocht oder mit ihren Gedanken bereits bei der nächsten Stunde ist.

Mit einem Satz bin ich bei ihr.

„Frau Hübsch, haben Sie mal einen Moment Zeit?“

„Sicher, Mia.“

Wieder steht diese fiese Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen, als ich mir eine Entschuldigung zurechtstottere. Zum Glück kommt Christi angehuscht und entschuldigt sich ebenfalls.

„Natürlich ist eine Erbschaft eine aufregende Angelegenheit, Mia. Aber ich verstehe nicht, warum ihr euch nicht in der Pause darüber austauschen könnt.“

„Machen wir ja auch“, sage ich mit megaleisem Es tut mir echt leid-Stimmchen. „Es war nur … also, weil meine Omi genau in dem Moment den Termin beim Notar hatte.“

Frau Hübsch nickt. Ein Lächeln umspielt ihren Mund.

„Ich weiß ja, dass ihr sonst immer aufmerksam seid.“

„Danke, Frau Hübsch“, sagen Christi und ich wie zwei brave Klosterschülerinnen, dann machen wir, dass wir in die Pause kommen.

Die Sache mit dem Anschiss war so anstrengend, dass ich mein Tomaten-Käsebrot gegen Christis eingeschweißtes süßes Teilchen eintausche. Christis Mutter gibt ihrer Tochter nie leckere Schulbrote mit. Sie bekommt immer nur pappigen Süßkram in Plastikfolie, aber heute kann es mir gar nicht zuckrig und pappig genug sein.

„Danke, dass du mir geholfen hast“, sage ich zu Christi, die genüsslich quietschend in mein Brot beißt.

„Na, klar. Ich hab schließlich als Erste geflüstert.“ Sie zieht eine Tomatenscheibe hervor und betrachtet sie, als hätte sie so etwas Frisches und Gesundes noch nie in ihrem Leben gesehen.

„Christi, das ist eine Tomate“, klärt Jette sie mit todernster Miene auf. „Tomaten wachsen in den Supermärkten unter Plastikfolien. Manche werden auch in Hamburgern geboren.“

Christi bekommt einen Kicheranfall, wir gackern eine Runde mit ihr, dann verkündet Christi: „Mädels, ich hab gerade was beschlossen.“

„Und was?“, frage ich.

„Dass ich ab jetzt auch lieber richtiges Brot mit leckeren Sachen drauf in die Schule nehmen möchte.“

„Wenn deine Mama morgens so in Eile ist, kann sie die Brote ja abends schmieren“, schlage ich vor.

„Oder ich stehe fünf Minuten eher auf und mache sie mir selbst“, sagt Christi.

Jette und ich finden, dass das eine supertruper Idee ist. Bleibt nur die Frage, wie ich künftig an Notfalltagen an mein ungesundes süßes Teilchen komme?

„Na, ihr Lieben, wie schmeckt euch der Borschtsch?“, höre ich eine tirilierende Stimme, als ich nach der Siebten zu Hause eintrudele.

Ich streife die karierten Turnschuhe von den Füßen, schleudere meine Überlebenstasche in die Ecke, dann stürme ich in die Küche. Meine ganze Familie, einschließlich Omi Olga, hat sich um den Küchentisch versammelt und mampft.

„Erzähl, Omi!“, japse ich wie ein asthmakranker Hund. „Wie war’s?“

„Nun setz dich doch erst mal und probier die Suppe. Die habe ich gestern schon vorgekocht, ganz lecker mit Roter Bete. Da sind nicht nur die Knollen drin, sondern auch die Stängel und die Blätter. Eigentlich ist das streng genommen gar kein Borschtsch, meinte meine Polnischlehrerin, aber …“

„Omi!“, unterbreche ich sie. Ihr Vortrag über polnische Suppe interessiert mich im Moment herzlich wenig. „Wie war’s? Was hast du denn nun geerbt?“

Ein froschmaulbreites Grinsen gleitet über Omi Olgas Gesicht. „Etwas ganz, ganz Schönes!“

„Und was?“ Ich werde immer hibbeliger und kribbeliger. Ein Haus am Meer? Das wäre ja so mega-giga-irre schön!

„Na ja, wie soll ich das jetzt sagen …“ Omi zieht eine Schnute, rollt mit den Augen und schielt ein bisschen.

„Am besten so, wie es ist“, wirft Mami ein und kichert unterdrückt.

Irgendwie benehmen sich alle gerade ziemlich komisch.

„Also gut, mein Schmetterling, ich habe einen alten Tisch geerbt“, dringt Omis Stimme nur schneckenlangsam in mein Bewusstsein.

„Häh?“, mache ich. Die rosaroten Seifenblasen, die seit heute Morgen vor meinem inneren Auge schweben, machen puff und plopp.

Omi Olga grinst noch eine Spur breiter. „Einen Tisch mit vier …“

„Beinen?“, frage ich dazwischen.

„Ja, und mit vier Schubladen. Richtig schön aus Holz.“

Ist das wirklich wahr? Hat Omi tatsächlich nur einen ollen Holztisch mit vier Schubladen geerbt?

Ich gucke in die Runde, aber alle blicken total ernst drein. Kein verstecktes Grinsen, kein verstohlenes Gekicher, nichts.

Papi rührt in der dunkelroten Suppe auf seinem Teller, Mami streicht Josefinchen, die mit ihrem Plastiklöffel ein Schlagzeugsolo auf dem Küchentisch spielt, übers spärliche Haar, Lena popelt in der Nase und Lukas glotzt unter dem Tisch auf sein Handy, was eigentlich bei uns verboten ist. Beim Essen darf niemand auf dem Handy rumspielen oder telefonieren.

„Also gut, Mia. Um ehrlich zu sein, habe ich auch den Inhalt der Schubladen geerbt.“

„Und was ist in den Schubladen so drin?“, frage ich, während ich auf meinen Stuhl plumpse. Vielleicht hat Omis Schulfreundin wenigstens ihr Sparbuch hineingepackt. Oder einen Stapel Goldbarren.

Omi lächelt angestrengt. „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich jede Menge Krimskrams.“

Suppenduft steigt mir in die Nase, als Mami mir eine Kelle Borschtsch auffüllt.

„So was wie Mias Schmetterlingssammlung?“, fragt Lena.

„Spinnst du?“, fauche ich. „Meine Schmetterlinge sind überhaupt kein Krimskrams. Aber deine rosa Plüschtiersammlung und die pinken Plastikblumen auf deinem Nachttisch, das ist Krimskrams.“

Während Lena beleidigt die Arme vor der Brust verschränkt, brummt Lukas in seinen Oberlippenflaum, der seit einiger Zeit ankündigt, dass aus ihm später doch kein Grottenolm, sondern ein echter Mann wird: „Kann man so oder so sehen.“

„Kann man nicht, meine Schmetterlingssammlung ist … überlebenswichtig!“, stoße ich hervor. „Ganz im Gegensatz zu rosa Plüschtieren!“

Omi greift nach meiner Hand und streichelt jeden Finger einzeln. „Jetzt beruhige dich mal wieder, mein Schmetterling. Für Lena sind rosa Plüschtiere überlebenswichtig, für dich Schmetterlinge. Das ist bei jedem Menschen anders. Ingrid hatte eine Vorliebe für Tüdelkram vom Flohmarkt.“

„Und du hast wirklich kein Haus am Meer geerbt?“, frage ich zur Sicherheit nach und probiere die Suppe. Hm, schmeckt richtig gut!

„Ein Haus am Meer? Wie kommst du denn darauf?“

„Du hast doch mal gesagt, dass Ingrid stinkreich ist.“

„Oh ja, das stimmt. Jedenfalls auf dem Bankkonto. Dafür hat sie umso bescheidener gelebt und jeden Cent für ihren Neffen zurückgelegt.“ Sie zieht ein Saure-Gurken-Gesicht. „Ich will ihr Geld ja gar nicht. Ich hab genug zum Leben und um mir mal eine schöne Reise mit Diego zu leisten. Aber dieser Neffe …“ Omi schnaubt wie ein Pferd. „Der ist ein Halunke. Er hat Ingrid nicht einmal besucht! Auch nicht, als sie schon krank war.“

Offen gestanden bin ich enttäuscht. Ich weiß, dass Omi nicht raffgierig ist, aber ich hätte ihr schon ein nettes kleines Sümmchen gegönnt. Weil sie so ein gutes Herz hat und sogar ihr heiß geliebtes Rolling-Stones-Shirt weggeben würde, nur um einem anderen Menschen eine Freude zu machen.

„Hm, ist ja jetzt echt doof“, brummt Lena.

Alles klar. Sie hat insgeheim darauf spekuliert, ein paar Scheinchen abzustauben. Weil sie Computerspiele über alles liebt und weil die nicht gerade billig sind.

„Jetzt ist aber mal gut“, erklärt Mami und nimmt Josefinchen den Löffel aus der Hand. Die musikalischen Fähigkeiten meiner Babyschwester sind wirklich beeindruckend, doch langsam droht uns allen das Trommelfell zu platzen. „Es geht im Leben nicht immer nur um Geld. Olga und Ingrid hatten eine schöne innige Freundschaft, das ist ja wohl viel wichtiger.“

Omi lächelt tapfer, aber an ihrer Runzelstirn sehe ich, dass sie ein bisschen geknickt ist. Es ist einfach ungerecht, dass dieser blöde Neffe, dem seine Tante schnurzpiepegal war, jetzt das ganze Geld verprassen kann.

Wir wechseln das Thema. Papi erzählt, dass die Schulbibliothek im neuen Schuljahr von Grund auf umgestaltet, sprich erweitert wird, und ich esse noch einen zweiten Teller Suppe.

„Vielleicht war Ingrid ja gar nicht so eine tolle Freundin, wie du geglaubt hast“, sage ich, als ich Omi später zur Tür begleite.

„Doch, das war sie, mein Schmetterling.“

„Und warum hast du dann nur diesen doofen Tisch geerbt?“

„Ach, mein Herzchen!“ Omi seufzt. „Ich bin alt und brauche nicht mehr viel. Der Neffe kann das Geld bestimmt in seine Ausbildung oder sein Studium stecken.“

Wenn er nicht schon vorher alles für einen schnittigen Sportwagen ausgegeben hat, denke ich und sage: „Vielleicht hat deine Freundin ja etwas richtig Tolles in den Schubladen aufbewahrt. Münzen aus der Bronzezeit oder so.“

Omi drückt mich an sich. „Weißt du, was, mein Schmetterling? Viel kostbarer als Reichtümer sind die schönen Erinnerungen, die man an die Freundin hat. Und die kann mir niemand wegnehmen.“

Da hat Omi allerdings recht. Ich überlege: Was würde es nützen, später einmal Leonies Haus am Meer, Jettes Villa in keine-Ahnung-wo oder Alinas wertvolle Schmucksammlung zu erben, wenn die Erinnerungen an die drei futsch wären?

Und weil ich plötzlich einen ganz schrecklichen Jette-Sehnsuchts-Anfall kriege, bitte ich sie, mir doch ein paar ihrer schönsten Selfies rüberzuschicken. Einfach nur so. Um ihr süßes Grinsegesicht immer bei mir zu haben.