Migration|Integration|Exklusion - Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs -  - E-Book

Migration|Integration|Exklusion - Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs E-Book

0,0

Beschreibung

Ein weit verbreitetes gesellschaftliches und politisches Narrativ schreibt dem Fußball integrative Wirkungen zu. Zugleich können sich in der alltäglichen Praxis des Fußball-Spielens auch Ausgrenzungseffekte ergeben, so dass viele Beobachter beispielsweise "Ausländervereine" eher als Beleg einer nicht gelungenen Migration|Integration|Exklusion - Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs wahrnehmen. Der Band beleuchtet das Thema unter interdisziplinären, international vergleichenden Gesichtspunkten und bietet damit nicht nur eine zeitgeschichtliche Perspektivierung, sondern auch einen Beitrag zur Versachlichung eines immer wieder - und bis heute - unter alarmistischen Vorzeichen dikutierten Themas.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 495

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dietmar Hüser / Ansbert Baumann

Migration | Integration | Exklusion - Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren

Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

 

 

© 2020 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen www.narr.de • [email protected]

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

ISBN 978-3-8233-8294-2 (Print)

ISBN 978-3-8233-0151-6 (ePub)

Inhalt

Einleitung: Migration-Spielt-FußballFußball, Migration und GeschichtswissenschaftSammelband, Kapitel und BeiträgeLiteraturverzeichnisFußball & Migration zeithistorisch I – Deutsch-französische Blicke„Integration. Gelingt spielend.“?Ausgangsüberlegungen und VergleichsprämissenDominante Diskurse und komplexe RealitätenMigrantenclubs und „Umwegsintegration“Bilanz und PerspektivenQuellen- und LiteraturverzeichnisIntegration und Exklusion, Eigensinn und PragmatismusIntegration durch „Kicken“: Saargemünd im März 1903Die bürgerlichen Fußballvereine als Forschungsgegenstand in transnationaler PerspektiveIm Westen viel Neues: Die Indienstnahme des Fußballsports für außersportliche Zwecke seit 1900ZusammenfassungQuellen- und LiteraturverzeichnisSport, Fußball und Migration im KohlerevierEinleitungPolnische Migration ins RuhrgebietPolnisches Vereinswesen im Revier – die ersten TurnvereineSportvereine als Vehikel von NationalisierungNo sports – die Randstellung der ArbeiterklasseNach dem „Großen Krieg“ – Der Weg der polnischen Minderheit zur AssimilationPolnische Migranten im RuhrgebietsfußballDer „Polacken- und Proletenklub“ Schalke 04Nachkrieg: Die dritte GenerationDie Zeit der ProfisDie polnische Zuwanderung ins Ruhrgebiet als IdealtypusPolen in Nord-Pas-de-Calais: Fußball und Migration im französischen KohlerevierEthnische Grenzen im SportIntegration im FußballZusammenfassung und Überlegungen zum historischen VergleichAusblick: Algerier, Marokkaner und Türken – die neue MigrationLiteraturverzeichnisWenn das lockende Angebot aus dem Ausland auf dem Tisch liegtEinführende BeobachtungenDer Fußball-Star als Idol eines expandierenden MassenspektakelsDer Pionnier ist selten gleich Prophet im eigenen LandeTreuer Ritter oder scheuer MichelVom Sporthelden der Nation zum AsylbewerberDer exotische Stadion-Gott als Dandy und WeltenbummlerFazitQuellen- und LiteraturverzeichnisDie malische Legende des französischen FußballsSalif Keïta in der westlichen PresseMali und die UdSSR in den 1960er und 1970er JahrenSowjetische Fußballdiplomatie in Afrika und in MaliSalif Keïta in der sowjetischen PresseZusammenfassungQuellen- und LiteraturverzeichnisFußball & Migration zeithistorisch II – Europäische BlickeZwischen Ausgrenzung, Gastarbeiterpokal und IntegrationÜberblick – Fußball und Migration in Nordrhein-WestfalenGastarbeiterpokal des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS)Negative Berichterstattung, Platzprobleme und anhaltende RessentimentsZwischen Ausgrenzung und Integration – Ausblick und Zwischenfazit zur Situation der Gastarbeiter in NRW in den langen 1960er JahrenQuellen- und LiteraturverzeichnisAuswärtsspiel?Motive für die Gründung eigener Vereine und VerbandsstrukturenIntegrationsbemühungen des DFB„Entdeckung“ durch die Politik der EntsendestaatenIntegrationspotential des „Gastarbeiterfußballs“Quellen- und Literaturverzeichnis„Italienische“ Fußballvereine in Luxemburg zwischen Mythos und RealitätJeunesse Esch, „club ouvrier“ und „club d’Italiens“?Von der „Stella rossa“ zur „Alliance“, dem Verein der Spieler, „deren Namen fast alle auf i endeten“Quellen- und Literaturverzeichnis„Mit der Jugoliga hatte ich genug zu tun“Verortung der Vereine und ihrer MitgliederVereinsgründungen im Zeichen der brüderlichen Einigkeit – Kontrollen von Seiten des Jugoslawischen StaatesIm Fadenkreuz der VereinsbehördeDer MeisterschaftsbetriebFußballkontakte, internationale Gastspiele und FreundschaftsturniereFörderung durch den Betriebssport und die ArbeitersportspieleNachwirkungen bis in die Gegenwart – die zweite Generation der JugoligaQuellen- und LiteraturverzeichnisFußball & Migration soziologisch – Deutsche und französische Blicke„In Vielfalt vereint“EinleitungFrankreich und Deutschland angesichts der Herausforderungen durch die Diversität im FußballIntegration durch den Fußball: der französische SchmelztiegelDie Diversität der ‚Multikulti‘-MannschaftenFußballer der Vielfalt: die neue Inszenierung der HerkunftDie Diversität im Fußball: Verbreitung einer Denkfigur und eines WeltbildesFazitLiteraturverzeichnisSportvereine und soziale Integration in DeutschlandEinleitungVielfalt und VielschichtigkeitSubsidiäre staatliche FörderungIntegration in und durch Sport(vereine)Argumente kleinerer ZahlenSchlussLiteraturverzeichnisDer Umgang mit VielfaltEinleitungDie „kompensatorische Diskriminierung“: ein DefinitionsversuchDie FFF oder die Verräumlichung von DiversitätDer DFB oder die Identifizierung außenstehender GruppenFazit: VergleichselementeLiteraturverzeichnisSeine Seite wählenDas umstandsbedingte Ändern der nationalen und ethnischen IdentifikationDie Moralunternehmerinnen der IntegrationDie verinnerlichte Zurückhaltungspflicht der Spielerinnen mit MigrationshintergrundFazitLiteraturverzeichnisAutorenverzeichnis

Einleitung: Migration-Spielt-Fußball

Aktuelle Dimensionen und Perspektiven einer integrativen zeithistorischen Migrations- und Fußballforschung

Dietmar Hüser

Fast 30 Jahre sind vergangen, seit der Soziologe Stéphane Beaud und der Historiker Gérard Noiriel kritisch festhielten, angesichts der überaus geringen Anzahl an empirischen Studien über den Breitensport sei es besser, „unsere Unwissenheit über die integrativen Effekte des Fußballs auf die Migrantengruppen zuzugeben“1. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Weiterhin lässt sich ein allenfalls kursorisches Behandeln des Themas in der westeuropäischen und internationalen Historiographie feststellen, gerade auch in Deutschland und Frankreich. Weder für das eine noch für das andere Land, geschweige denn unter transnationalen Vorzeichen, kann von einem systematischen und differenzierten zeithistorischen Aufarbeiten des Verhältnisses von Arbeitsmigration und Amateursport in den langen 1960er Jahren die Rede sein. Stattdessen sind breite Lücken auszumachen, die „noch immensen Raum für zukünftige Forschung“ bieten,2 etwa was die damals gegründeten Migranten-Sportvereine und „clubs ethniques“ angeht oder auch die Ligen, in denen diese sich zeitweise in beiden Ländern organisiert hatten, um einen geregelten Spielbetrieb gewährleisten zu können. Zwar liegen mittlerweile einige fallstudienartige Beiträge zu Einzelaspekten vor, die weitaus meisten Publikationen beziehen sich allerdings weit mehr auf den Profi- als auf den Amateursport, sind eher aktualitätsorientiert als historisch dimensioniert, zudem nur ganz selten in eine deutsch-französische oder gar in eine vergleichende europäische Perspektive gerückt.3

Die folgenden einleitenden Passagen wollen in einem ersten Schritt eine kleine historiographische Zeitreise durch die letzten drei bis vier Jahrzehnte unternehmen. Ziel wird sein, die zentralen geschichtswissenschaftlichen Tendenzen im Umgang mit dem Thema Fußball bzw. Migration aufzuzeigen und vor allem den Nexus zwischen beiden Bereichen näher zu beleuchten: Wieviel Fußball steckt in der jüngeren zeithistorischen Migrationsforschung, wieviel Migration in der Geschichtsschreibung über Sport und Fußball der langen 1960er Jahre in Frankreich und Westdeutschland? Anschließend soll es in einem zweiten Schritt darum gehen, den Aufbau des vorliegenden Sammelbandes sowie der darin vereinten Artikel knapp zu präsentieren.

Fußball, Migration und Geschichtswissenschaft

Zur Geschichte des Fußballs

Die Relevanz des Sports als „a system of meaning through which we know the world“1 wird niemand mehr ernsthaft bestreiten. Die Mobilisierungskraft des modernen Sports, der sich – mit gewissen Ungleichzeitigkeiten von Land zu Land – seit den Anfängen des massenkulturellen Zeitalters um 1850 auszubilden begann und seitdem mehrere quantitative und qualitative Schübe hin zu einem planetären Phänomen und Bedeutungsfeld erfuhr, war stets gewaltig.2 Eine enorme soziale Nachfrage entstand nach sportlichem Spektakel durch Andere wie auch nach eigenem sportlichen Betätigen in allen erdenklichen Formen, vielfach geknüpft an persönliche Vorlieben, Lebensstile und Identitätsentwürfe. Und schon immer meinte und meint Sport mehr als neutrale, unschuldige, harmlose Gesten, Bewegungen und Techniken, schon immer diente und dient Sport als besonders expressive Projektionsfläche für menschliche Phantasien, Sehnsüchte und Bedürfnisse.3 Maßgebliche Trends des politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Alltags und Wandels seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Sport – als eine Art „individueller wie gesellschaftlicher Index der Geschichte“4 – zugleich beeinflusst und reflektiert. Im Zusammenspiel verschiedener Akteure – Sportler und Anhänger, Politiker und Funktionäre, Unternehmer und Medienmacher etc. – beschreibt Sport ein Terrain individueller wie kollektiver Weltsichten, die im öffentlichen Raum um Deutungshoheit ringen.5

Steht die Frage nach der Relevanz des modernen Sports kaum mehr zur Debatte, so stellt sich doch nach wie vor die Frage nach der Legitimität von Sportthemen für die Geschichtswissenschaft, zumindest in Deutschland und Frankreich. Über Jahre und Jahrzehnte war hier wie dort zu konstatieren, dass professionelle Historikerinnen und Historiker allem Populär- bzw. Massenkulturellen – und damit auch dem Sport, besonders dem Fußball – mit schroffer Ablehnung begegneten:6 als gehöre es „zum guten Ton des europäischen Bildungsbürgers, […] sich pejorativ […] über populäre Sportarten zu äußern“7. Von einigen wenigen sozialgeschichtlich inspirierten Beiträgen aus den späten 1970er Jahren abgesehen,8 blieb Fußballhistorie ein primär journalistisches Unterfangen.9 Anders als in Großbritannien, dem „Mutterland des modernen Fußballsports“ wie „der modernen Fußballsportgeschichtsschreibung“,10 wo das Genre schon früh „akademische Würde“ erlangte, begannen sich die Dinge im deutsch- und französischsprachigen Raum erst seit den späten 1980er Jahren zu ändern:11 sowohl was das Würdigen von Studien in der Zeitgeschichtsforschung anging, als auch im Verhältnis der Sportwissenschaften bzw. sciences et techniques des activités physiques et sportives zu den „Mutterdisziplinen“.

Die Gründe waren vielfältig. Mehr noch als zuvor eroberte damals Sport – und an vorderster Front wieder Fußball – in Spitze und Breite den Planeten. Professionalisierung und Verwissenschaftlichung, Kommerzialisierung und Medialisierung, Verdichtung und Globalisierung der Wettkämpfe traten in eine neue „Wachstumsphase“, deren Ende sich bis heute kaum absehen lässt. Zugleich vollzog sich ein weiterer markanter Schritt in die „gesamtgesellschaftliche Versportlichung“. Auch das akademische Feld wandelte sich. Das Beerben der Pioniere12 und das Einrücken einer jüngeren Generation mit geringeren Berührungsängsten auf universitäre Posten mochte eine Rolle spielen. Kaum weniger wichtig waren wissenschaftliche Paradigmenwechsel. Der „Boom des Kulturellen“ brachte eine modern(isiert)e Kulturgeschichte hervor, die Massensport und Populärkultur ernster nahm, vorbehaltsfreier erforschte und die Erkenntnispotenziale solcher Themen betonte. Neue analytische Instrumentarien halfen den Sport praxeologisch zu fassen und als ein Kulturphänomen zu verorten, das je nach Konstellation verschiedene Sinnangebote barg.13 Dass „Fußlümmelei“14 und akademische Würde kein Widerspruch waren, offenbarte spätestens der Aachener Historikertag im Jahr 2000, als es eine Sektion zur Geschichte des Fußballs erstmals in das Programm schaffte.15 In deren Zusammenfassung für den Berichtsband zum Historikertag hieß es ebenso verhalten wie vielsagend:

„Ein enormer Popularitätsgewinn hat den deutschen Fußballsport in den letzten Jahrzehnten zu einem Kulturphänomen allerersten Ranges aufsteigen lassen. Die geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit der Faszinationskraft des ‚runden Leders‘ steckt allerdings erst in den Kinderschuhen, weswegen die Sektion in erster Linie erkenntnisträchtige Fragestellungen aufzeigen und erst in zweiter Linie mit gesicherten Ergebnissen aufwarten konnte.“16

Tatsächlich hat sich der fachdisziplinäre Umgang in den Folgejahren weiter normalisiert. Auch deutsche und französische Forscherinnen und Forscher schickten sich mehr und mehr an, den fußballerischen Weg vom „‚Proletensport‘ zum ‚Kulturgut‘“17, zum „objet de culture“18 kritisch zu begleiten. Und dennoch – bei allen Fortschritten – bleibt die Diskrepanz unübersehbar zwischen der Erkenntnis, Fußball sei ein mächtiges Gesellschaftsphänomen und legitimes Untersuchungsobjekt, und dem vergleichsweise spärlichen historiographischen Output.19 Manche Aspekte mögen inzwischen empirisch gut abgedeckt sein, beispielsweise der Spitzenfußball im Kontext geschichtsmächtiger internationaler Großereignisse und nationaler Sporterfolge wie das bundesrepublikanische Nachkriegs-„Wunder von Bern“ 1954 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz20 oder der WM-Gewinn durch die Équipe tricolore 1998 im eigenen Land.21 Mehrere Handbücher zum deutschen wie zum französischen Fußball im 20. Jahrhundert mit unterschiedlichem thematischen und zeitlichen Fokus liegen inzwischen aus der Feder – einiger weniger – professioneller Historikerinnen und Historiker vor,22 ebenso deutsch- wie französischsprachige Überblickswerke zur Geschichte des internationalen Fußballgeschehens seit seinen Anfängen im viktorianischen England oder zur Geschichte des Weltfußballverbandes seit 1904 sowie den durch die FIFA seit 1930 organisierten Fußballweltmeisterschaften.23

Zugleich aber sind in Deutschland wie in Frankreich empirische geschichtswissenschaftliche Studien und Qualifikationsschriften, die in Fachkreisen auf eine breitere Resonanz stoßen, weiterhin begrenzt.24 Von Ansatz und Material her tatsächlich transnational dimensionierte deutsch-französische Untersuchungen, die über eine Zusammenschau von Einzelbeiträgen über das eine oder das andere Land hinausgehen,25 kommen überaus selten vor:26 Es scheint, als habe das grenzüberschreitende Engagement einiger Vorreiter der 1990er Jahre keine dauerhaften wissenschaftlichen Früchte getragen.27 Darüber hinaus sind in vielen Bereichen noch immer zahlreiche gewichtige Desiderate zu verzeichnen.28 Zu etlichen Phasen der fußballerischen Entwicklung liegen keine oder kaum Analysen vor, spezifisch regionale Ausprägungen sind – mit Ausnahme des Ruhrgebiets29 und vereinzelter Beiträge in Form von Clubgeschichten – häufig unterbelichtet; ebenso – den zuletzt greifbaren Fortschritten zum Trotz30 – der Frauenfußball in beiden Ländern, erst recht der gesamte Amateursektor sowie die sozialen und kulturellen Praktiken des Fußballspielens und des Fußballkonsumierens.31 Besonders eklatant mangelt es an quellengesättigten medien- und kommunikations-, an stadt- und regional-, an gesellschafts-, kultur- und emotionsgeschichtlich perspektivierten Studien sowie an offenen, integrativen und interdisziplinären Forschungsdesigns. Dies gilt auch für den Bereich „Amateurfußball und Arbeitsmigration“, auf dessen weiterhin mäßigen Forschungsstand noch zurückzukommen sein wird.

Zur Geschichte der Migration

Was die Geschichte der Migration angeht, gibt es – ähnlich wie im Bereich des Sports – sowohl in Frankreich als auch in Westdeutschland seit den 1980er Jahren deutlich zunehmende Interessenschwerpunkte und Forschungsaktivitäten zu verzeichnen, die sich in zahlreichen Einzelstudien, Sammelbänden, Themenheften wissenschaftlicher Zeitschriften oder auch Ausstellungskatalogen niederschlugen. Hier wie dort sparten die frühen Synthesen damals nicht mit Hinweisen, den aktuellen Beiträgen zu Einwanderung, Ausländerbeschäftigung und „Gastarbeiterfrage“ fehle noch „die historische Perspektive in der Regel ganz“32, doch nun endlich würde „l'histoire de l'immigration comme un problème digne de la recherche“33 angesehen. Daraus haben sich seit den 1990er Jahren europaweit und kontinuierlich breite Forschungsströme mit neuen Ansätzen und Paradigmen entwickelt, die mit lange verbreiteten begrifflichen Ungenauigkeiten und etlichen überkommenen Fehleinschätzungen aufgeräumt haben,34 um dann wiederum als Grundlage substantieller Überblickswerke und jüngerer Handbücher zu dienen.35 Mittlerweile gilt es als ausgemacht, dass zeithistorische Migrationsforschung sich als eine feste Größe im geschichtswissenschaftlichen Themenkanon etabliert hat.36

Deutlich mehr als beim Erforschen des modernen Sports ging der Aufschwung der Migrationsgeschichte in der Bundesrepublik und Frankreich einher mit beträchtlicher Neugier für das, was sich auf der jeweils anderen Seite der deutschen bzw. französischen Grenze abspielte. Bereits in den frühen 1990er Jahren gab es einen regen wissenschaftlichen Austausch und erste Monographien,37 manchen Beobachtern*innen galten damals Immigrations- und Integrationsfragen als „un sujet privilégié de comparaison entre l'Allemagne et la France“38. Komparatistische Anknüpfungspunkte boten zumeist die offensichtlichen Unterschiede in den nationalen Migrationsgeschichten des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die divergierenden Selbstverständnisse, die sich daraus ergaben: Frankreichs lange Tradition als Einwanderungsland, das die Bundesrepublik – aller gesellschaftlichen Realität zum Trotz – zumindest regierungsamtlich bis in die 1980er Jahre hinein nicht sein wollte.39 Dagegen meinte Immigration im französischen Fall spätestens seit dem Durchsetzen der Dritten Republik in den 1880er Jahren stets ein eminent politisches Projekt, konkret das zivilisatorisch-assimilatorisch angehauchte Integrationskonzept einer republikanischen Nation, das Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten über kurz oder lang zu „guten“ Franzosen und überzeugten Republikanern machen sollte.

Deutsch-französische Vergleichsmomente blieben in der aktualitätsorientierten wie zeithistorischen Migrationsforschung der Folgezeit stets präsent,40 weiterhin häufig verbunden mit der Frage nach wechselseitigen Lehren, die sich möglicherweise aus den respektiven Erfahrungen ziehen lassen.41 Ein solcher Fokus hilft erklären, weshalb Studien in beiden Ländern oftmals besonders auf Einwanderungstraditionen und Integrationsmodelle abheben, auf Staatsbürgerschaftsrecht und politische, gesetzliche wie administrative Regelungen im Umgang mit Migranten*innengruppen, auf die Rolle intermediärer Instanzen wie Wohlfahrtsverbände und Kirchen, auf soziales und / oder ethnisches Ausgrenzen und Diskriminieren durch „mehrheitsgesellschaftliche“ Akteure, zuletzt vermehrt auf Flucht- und Migrationsbewegungen im globalen Maßstab. Die „fracture coloniale“, der Nexus zwischen kolonialhistorischer Vergangenheit und dem Umgang mit Migranten*innen aus Kolonialkontexten, macht einen weiteren Themenbereich aus, dem zumindest in Frankreich schon lange hohes Gewicht zukommt.42 Dies gilt auch für migrationsgeprägte populärkulturelle Ausdrucksformen, die seit Jahrzehnten dank landesweit erfolgreicher und weit über den Kreis der Einwanderer*innengruppen hinaus rezipierter Produktionen und Praktiken für Aufsehen gesorgt haben: etwa in der nationalen Musik- oder Literaturszene, im modernen Tanz-, im Film- oder Theaterbetrieb.43

Dagegen sind andere denkbare Arbeitsfelder besonders für den deutschen Fall bislang kaum erforscht. Dazu zählen beispielsweise die Beschäftigungsbedingungen von Migranten*innen und deren Akkomodationsstrategien am Arbeitsplatz, mehr noch die konkreten Lebensumstände und Alltagspraktiken, die genutzten Kontaktforen und Kommunikationsformen. Noch weniger wissen wir über das Freizeitverhalten eingewanderter Männer, Frauen und Kinder aus süd- und südosteuropäischen Herkunftsräumen, das sich selbst in dickleibigen monographischen Abhandlungen oder einschlägigen Aufsatzsammlungen allenfalls ganz am Rande behandelt findet. Nach wie vor gilt dies tendenziell auch für fußballerisches Betätigen der Zuwanderer in den europäischen Aufnahmeländern der langen 1960er Jahre, erst recht für die möglichen Folgen dieser sportlichen Aktivitäten selbst wie auch damit verbundener Beheimatungs- und Integrationsprozesse.

Zur Geschichte von Fußball und Migration

Ein Zusammendenken der Bereiche Fußball und Migration fördert weitere historiographische Ähnlichkeiten wie auch etliche Abweichungen zwischen Deutschland und Frankreich zutage. Grundsätzlich unterstreicht ein Blick in Handbücher beider wie auch anderer Länder, dass Migrations- und Fußballgeschichte eher selten wechselseitig aufeinander bezogen sind und das wissenschaftliche Erkenntnispotenzial, das einem engeren Koppeln der Themenfelder innewohnt, vielfach übersehen wird.44 Selbst migrationshistorische Synthesen jüngeren Datums, die doch Einsichten in diachrone und synchrone Zusammenhänge generieren sollen, lassen kaum einmal Raum für freizeitliche, sportliche und fußballerische Aktivitäten von Eingewanderten in den Aufnahmeräumen. Dies gilt für länderübergreifende Überblickswerke – auch für Aufsatzsammlungen – im europäischen wie weltweiten Maßstab,45 aber auch für Darstellungen der letzten Jahre, die sich mit Immigration und Integration vornehmlich aus einer nationalen, deutschen oder französischen Perspektive beschäftigen.46 Das über 460 Seiten umfassende „Lexikon der Einwanderung in Frankreich“ kennt keinen Eintrag „Sport“ oder „Fußball“.47 Ganz ähnlich stellt sich die Situation in quellengesättigten migrationshistorischen Qualifikationsarbeiten dar, die das Freizeitverhalten von Arbeitsmigranten verglichen mit den Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz oder mit der Wohnsituation bestenfalls marginal und konkrete sportliche Aktivitäten überhaupt nicht betrachten.48 Wiederum ergibt sich ein vergleichbarer Befund bei entsprechenden französischen Untersuchungen; Ausnahmen bestätigen die Regel.49

Was die sporthistorische Seite der Medaille anbelangt, so lässt sich kein einheitliches Bild zeichnen. Einerseits sind überblicksartige Handbücher und Sammelbände in Deutschland wie in Frankreich zumeist wenig migrationsorientiert.50 Ähnliches gilt es für breiter angelegte populärwissenschaftliche Bücher zur Sport- und Fußballgeschichte zu vermelden.51 Ebenfalls in dieselbe Richtung weisen einschlägige Veröffentlichungen der nationalen Fußballverbände anlässlich anstehender Jubiläen: Aktive aus Migrationskontexten spielen darin weder im Spitzensport noch im Breitensport eine Rolle.52 Und selbst der lesenswerten FIFA-Festschrift, publiziert zum 100-jährigen Bestehen der Organisation und verfasst von vier ausgewiesenen Fachhistorikern, für die der Weltfußballverband erstmals die sonst verschlossenen Tore seiner Archive geöffnet hatte, fehlt ein eigenes Kapitel zum Thema Fußball und Migration: Es wird lediglich gestreift in den Passagen zu internationalen Spielertransfers und fußballerischer Entwicklungspolitik der FIFA;53 auf einen systematischen Zugriff, um Verbindungen und Kausalitäten aufzuzeigen, wird freilich verzichtet. Andererseits liegen durchaus Synthesen vor, die einen solchen Zugriff für wichtig genug halten, um daraus innerhalb einer fußballhistorischen Gesamtdarstellung einen roten Faden neben anderen zu spinnen.54 Allemal befindet sich aktuell mehr Migration in der zeithistorischen Sportforschung als Sport in der Migrationsforschung. Dies allerdings – wie ein abschließender Blick auf Publikationen offenbart, die von vornherein die Dialektik von Fußball und Migration fokussieren – mit gewissen deutsch-französischen Asymmetrien und Ungleichzeitigkeiten.

Zwar wird seit Jahren auch in der deutschen Zeitgeschichte dazu geforscht,55 deutlich länger allerdings werden in Frankreich die Wechselwirkungen von Sport und Migration breiter thematisiert,56 angeregt nicht zuletzt durch die zeitlich wesentlich früher einsetzende und quantitativ deutlich höhere Präsenz von Fußballspielern mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen des dortigen Spielbetriebs wie auch im früher etablierten Profibereich.57 Der Hype um den WM-Sieg 1998 und seine – auch in Deutschland58 – dominante Interpretation als Erfolg einer „France au pluriel“ taten ein Übriges, um die Dynamik zu verstärken.59 „Frankreich im Plural“: Das meinte die kreativ-konstruktive Zusammenarbeit von Nationalspielern, deren Namen und Geburtsorte sich fast ausnahmslos wie Familienbücher regionaler oder ethnischer Minderheiten aus Migrationskontexten lasen. Selbst die krachenden fußballerischen Bruchlandungen bei der Folge-WM 2002 in Südkorea und Japan bzw. der WM 2010 in Südafrika, die in manchen öffentlichen Debatten die multikulturellen Heroen der Vorjahre zu „Verrätern an der nationalen Sache“60 degradierte, vermochte es nicht, den Trend zeithistorischer Debatten über Profisport als „reflet des vagues migratoires“61 wieder zu bremsen. Auch für den Amateurfußball lässt sich neuerdings auf einige fallstudienartige, häufig regionalhistorisch dimensionierte Beiträge in Sammelbänden zurückgreifen, die zumeist die Selbstsicht italienischer, spanischer, portugiesischer, algerischer, marokkanischer oder anderer nationaler Migrantengruppen in der französischen Aufnahmegesellschaft und Breitensportwelt widerspiegeln;62 vielfach beruhen solche Artikel auf voluminösen, häufig geschichts- oder sportwissenschaftlichen Dissertationen, die teils veröffentlicht,63 teils wegen fehlender Publikationspflicht in Frankreich nur schwer zugänglich sind.64

Zudem schlägt sich dort der Nexus von Fußball und Migration dank seiner zentralstaatlich-musealen Verankerung durch die Cité nationale de l'histoire de l'immigration, seit 2012 Musée de l'histoire de l'immigration, in entsprechenden Ausstellungen wie „Allez la France! – Football et immigration“ nieder.65 Auf deutscher Seite dagegen fanden bislang migrationsbezogene Aspekte selbst bei publikumsträchtigen Museumsevents zur Geschichte des Fußballsports oder der Fußballweltmeisterschaften kaum einmal Berücksichtigung.66 Ausnahmen bildeten die Landesausstellung in Stuttgart vom Sommer 2010, in der zumindest ein Exponat die fußballerischen Aktivitäten der „Gastarbeiter“ dokumentiert hat, sowie zuletzt die Ausstellung zur Geschichte von Fußball und Migration im Ruhrgebiet am Standort der Bochumer Zeche Hannover des LWL-Industriemuseums. Dort ließ sich 2015 auch der 1966 von der Landesregierung gestiftete „NRW-Pokal für Gastarbeitermannschaften“ bewundern, den 1970 die Spieler des griechischen FC Fortuna Dortmund im Schwelgernstadion im Duisburger Stadtteil Marxloh errungen hatten.67 Unterschiede zeigen sich nicht allein in Katalogen zur Fußball-, sondern auch zur Migrationsgeschichte: Während in Begleitbänden zu „Gastarbeitern“ Fußballmaterien selbst in den Passagen ausgespart bleiben, in denen es um Lebensalltag und Freizeitverhalten geht,68 gehören Rubriken zu Sport und Migration – ebenso wie zu diversen populären Künsten aus Migrationskontexten – auf französischer Seite schon länger zum Standardrepertoire entsprechender Publikationen.69

Zeithistorisches Zwischenfazit

Bilanzierend lässt sich nicht nur für die internationale, sondern auch für die deutsch-französische Forschungslandschaft zu Sport bzw. Fußball und Migration festhalten, dass zum einen seit etlichen Jahren „promising signs of a rise of interest in the topic“ aufscheinen und dass zum anderen – in der Summe – „historians have contributed relatively little to the considerable scholarship that now exists on the migration of footballers“.70 Tatsächlich nimmt sich der historiographische Output verglichen mit Publikationen aktualitätsorientierter Disziplinen eher bescheiden aus. Beispielsweise setzen sich nunmehr diverse Beiträge mit den jüngeren Entwicklungen im Bereich ethnischer Sport- und Fußballvereine auseinander, und dies in Deutschland wie in Frankreich.71 Insgesamt sind in den vergangenen Jahren unter nationalen Vorzeichen zahlreiche sozialwissenschaftliche Untersuchungen und Sammelbände zu Fußball und Migration erschienen, ebenso Beiträge unter europäischen und deutsch-französischen Prämissen, die zuletzt verstärkt nach den Konsequenzen grenzüberschreitender fußballerischer Wanderungsprozesse für die Europäische Integration und eine „Europäisierung Europas“ gefragt haben.72

Was die positiven Trends vermehrten zeithistorischen Interesses für Fußball und Migration angeht, so sind zumindest drei Spezifika hervorzuheben, die den deutsch-französischen Fokus auf fußballspielende Arbeitsmigranten der langen 1960er Jahre im vorliegenden Sammelband als ganz besonderes Desiderat erscheinen lassen. Erstens meint Fußball und Migration in der Zeitgeschichte fast durchgängig Profifußball und Migration. In beiden Ländern – wie auch europäisch dimensioniert73 – geht es um Spitzensport und Spieler- bzw. Trainertransfers über nationale oder kontinentale Grenzen hinweg,74 wobei professionellen Fußballmigranten aus den früheren Kolonialgebieten spezielle Aufmerksamkeit gewidmet wird.75 Der gesamte Bereich des Breitensports und damit das Gros der Eingewanderten, die zu Tausenden freizeitlich Fußball oder andere Sportarten in unterschiedlichsten Konstellationen praktizierten, bleiben in der Regel außen vor.76

Zweitens behandeln die meisten historischen Analysen zu Fußball und Migration andere Phasen als die langen 1960er Jahre und andere Gruppen als die süd- und südosteuropäischen Migranten, die damals in nördlicher gelegenen Regionen Europas die Arbeitsmärkte unterfütterten. Einen offensichtlichen Schwerpunkt der Forschung bildet schon länger die erste Nachweltkriegszeit: nicht zuletzt, um zu verdeutlichen, dass es sich bei fußballerischer Migration weder um ein rezentes Phänomen und einen linearen Prozess handelt, dass die frühen kontinentaleuropäischen Vereine im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts überaus kosmopolitisch angehaucht waren und dass die Nationalisierungstrends vor und nach 1918 fortwährenden Transferpraktiken dem mehr und mehr boomenden Fußballgeschäft keinen Abbruch taten.77 Im deutschen Fall konzentrieren sich die Untersuchungen vor 1945 zudem auf bestimmte Zuwanderer in bestimmten Räumen, allen voran auf die masurenstämmigen Fußballer im Ruhrgebiet und beim FC Schalke 04,78 die vornehmlich in den drei Jahrzehnten nach 1880 aus dem südlichen Ostpreußen ins Revier gekommen waren, um in der florierenden Eisen- und Stahlindustrie sowie im Bergbau zu arbeiten.79 Deren „emotionale Seßhaftwerdung in der neuen Heimat“80 lässt sich freilich kaum allein über die Schalker Erfolge seit Mitte der 1920er Jahre erklären.

Drittens vollzieht sich Sport- und Fußball- wie auch Migrationsgeschichtsschreibung weiterhin primär unter nationalen Auspizien. Zwar sind beachtliche Fortschritte transnational dimensionierter Ansätze offensichtlich, die breite Mehrheit der Studien, die Fußball und Migration zusammendenken, bewegt sich freilich nicht in solchen „Mesoräumen“81. Eher schon thematisiert werden die Verhältnisse in den Aufnahmegesellschaften, die sich angesichts spezifischer Traditionen und Selbstbilder, Rahmungen und Praktiken unterschiedlich ausprägen können und eher in körperlich und sinnlich erfahrbaren „Makro-“ bzw. „Mikroräumen“ alltäglicher Lebenszusammenhänge zu greifen und analysieren sind.82

Kurzum: Trotz des mehr als offensichtlichen Erkenntnispotenzials bilden Abhandlungen über migrantischen Sport und Fußball der langen 1960er Jahre bislang keinen Schwerpunkt der zeithistorischen Forschung, erst recht nicht unter deutsch-französischen oder europäischen Vergleichsgesichtspunkten.83 Gerade in dieser Perspektive sollen und wollen deshalb die folgenden Beiträge die hohe Relevanz einschlägiger Untersuchungen darlegen, zentrale Leitfragen formulieren und die wenigen bisherigen Erkenntnisse knapp umreißen, um damit erste Pflöcke einzuschlagen in ein transnationales Themenfeld mit Zukunft.

Sammelband, Kapitel und Beiträge

Auf den noch immer gültigen Tatbestand kaum existierender zeithistorischer Forschungen über fußballerische Aktivitäten von süd- und südosteuropäischen Arbeitsmigranten der langen 1960er Jahre in transnationaler deutsch-französischer Perspektive geht ein laufendes Saarbrücker DFG-Postdoc-Projekt zurück;1 ebenso die internationale wie interdisziplinäre Tagung „Migration│Integration│Exklusion – Spannungsfelder einer deutsch-französischen Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren“, die vom 4. bis zum 6. Juli 2018 im Graduate Centre der Universität des Saarlandes stattgefunden und als Grundlage der vorliegenden Aufsatzsammlung gedient hat.2

Ziel war es, die aktuellen öffentlichen und fußballinternen Debatten zu Fußball und Migration zu historisieren, um auf der Folie gesellschafts- und kulturgeschichtlicher Rahmungen strukturelle Integrationspotentiale und Exklusionsrisiken fußballerischer Praktiken im Amateur- wie Profi-Bereich für die langen 1960er Jahre herauszuarbeiten. Die schriftlichen Fassungen der damaligen Vorträge – ergänzt um einen zusätzlichen einschlägigen Artikel – haben Eingang in die vorliegende Aufsatzsammlung gefunden und sind auf drei Kapitel verteilt. Die ersten beiden Kapitel konzentrieren sich weitgehend auf die langen 1960er Jahre und beleuchten den Kernzeitraum des Bandes zunächst unter deutsch-französischen Vergleichsprämissen, dann eher als Einzelländeranalysen zu Westdeutschland, Luxemburg und Österreich; das dritte Kapitel greift Fußball und Migration aktualitätsorientierter, vornehmlich aus sozialwissenschaftlicher Sicht auf und legt den räumlichen Fokus wieder primär auf den deutschen bzw. französischen Fall.

Fußball & Migration zeithistorisch I – Deutsch-französische Blicke

Im ersten zeitgeschichtlich dimensionierten Kapitel „Deutsch-französische Blicke“ unterstreicht Dietmar Hüser (Saarbrücken) noch einmal den Mangel an transnationalen empirischen Studien zur Rolle freizeitkultureller und fußballerischer Betätigung für die Integration von Arbeitsmigranten im Frankreich und Westdeutschland der langen 1960er Jahre. Aus den jeweils nationalen fußball- und migrationshistorischen Forschungsansätzen, die überhaupt zur Thematik vorliegen, filtert der Artikel erste Erkenntnisse heraus und rückt diese in eine vergleichsgeschichtliche Perspektive. Dabei zeigen sich bereits deutlich mehr deutsch-französische Ähnlichkeiten in den Chancen und Schranken, die migrantisches Fußballspielen und Vereinsleben vor Ort für mögliche Integrationsprozesse mit sich brachte, als dies Divergenzen in respektiven Einwanderungstraditionen, Gelegenheitsstrukturen und politisch-kulturellen Kontexten suggerieren. Anders als Politik- und Verbandskreise gern verlauten lassen war Integration durch Sport in beiden Ländern ein komplexer, ein vielfach indirekter – und weniger durch die Praktiken als solche angeregter – Prozess, den ein meist vorübergehendes Spielen in „Migrantenclubs“ weniger behindert als befördert hat und dessen Verlauf stark von den mehrheitsgesellschaftlichen Kontexten abhingen.

Mit der Gründungsgeschichte bürgerlicher Fußballvereine und dem Inszenierungspotential des Ballsports im saarländisch-lothringischen Grenzgebiet vor und nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt sich Bernd Reichelt (Ulm) in seinem Beitrag. Schon damals hat sich Reichelt zufolge der Fußball auf die Gesamtgesellschaft ausgewirkt und – statt integrativ zu wirken – bestehende Spaltungen tendenziell verfestigt: Einerseits hat der Wechsel des territorialen Status und der nationalstaatlichen Zugehörigkeit in den Grenzregionen auch die etablierten fußballerischen Strukturen radikal in Frage gestellt, andererseits blieb die transnationale Kontaktpflege ganz eng an die politischen Konjunkturen zwischen Paris und Berlin geknüpft. Gezeigt wird, wie das Auf und Ab im Spielverkehr von saarländischen und französischen Teams in den 1920er und frühen 1930er Jahren auch eine Chiffre für die deutsch-französischen Beziehungen auf diplomatischer Ebene bildete.

Ebenfalls auf der regionalen Ebene, anhand eines Vergleichs zwischen dem Ruhrgebiet und dem nordfranzösischen Kohlerevier untersucht Diethelm Blecking (Freiburg) in seinem Artikel transnationale Zusammenhänge von Fußball und Migration. Er zeigt auf, dass sich in beiden Ländern die gleiche – wenn auch zeitversetzte – Entwicklung vollzogen hat, zu deren Beginn Fußball erst als Vehikel ethnischer Abgrenzung diente und Integration in die Mehrheitsgesellschaft eher hemmte als förderte. Hier wie dort waren dann für die späteren Integrationsprozesse der „Migrantenkinder“ nicht Faktoren wie nationale Herkunft oder religiöse Zugehörigkeit bestimmend gewesen, sondern die spezifischen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen, die vielfach eine weitgehende Assimilierung generiert haben: bis hin zu Namensänderungen wie etwa bei Raymond Kopa(szewski), der von 1957 bis 1959 mit Real Madrid dreimal den Europapokal der Landesmeister gewann und 1958 den ballon d'or als bester Fußballer Europas erhielt.

Mit der Presseberichterstattung über internationale Fußballtransfers in den 1950er und 1960er Jahren befasst sich der Beitrag von Jean-Christophe Meyer (Strasbourg): eine Zeit, als einerseits das Spiel in den Medien mehr und mehr Aufmerksamkeit erfuhr, andererseits die Sportstars die Medien als geeignetes Mittel zur persönlichen Selbstvermarktung entdeckten. Bei den quantitativ deutlich zunehmenden Reportagen über internationale Transfers fällt Meyer zufolge besonders auf, dass bei aller Faszination für die Weltläufigkeit der Spitzenfußballer die negativen Assoziationen dominierten: Während Journalisten dauerhafte Vereinstreue trotz internationaler Angebote – wie bei HSV-Mittelstürmer und Nationalmannschaftskapitän Uwe Seeler – mit hochgradiger Anerkennung und Popularität belohnten, sahen sich Spieler, die aus Karriere- oder Verdienstgründen zu Auslandsclubs wechselten, häufig dem Vorwurf ausgesetzt, „sportliche Legionäre“ zu sein.

Die transnationale Geschichte des malischen Spielers Salif Keïta analysiert Alexander Friedman (Saarbrücken) in seinem Aufsatz. Salif Keïta war Afrikas Fußballer des Jahres im Jahre 1970 und absolvierte in den späten 1960er und 1970er Jahren eine überaus erfolgreiche Karriere in verschiedenen europäischen Ländern und Ligen: in Frankreich, in Spanien oder auch in Portugal. Einen besonderen Fokus legt Alexander Friedman im Fall Keïta auf die Wechselwirkungen von Sport und Politik sowie auf die Wahrnehmung und Instrumentalisierung des Starstürmers in der Sowjetunion, nachdem sich das Verhältnis zum Bruderstaat Mali, der seit seiner Unabhängigkeit einen streng sozialistischen Kurs verfolgte, durch einen Militärputsch im November 1968 beträchtlich verkompliziert hatte.

Fußball & Migration zeithistorisch II – Europäische Blicke

Im zweiten zeithistorisch ausgerichteten Kapitel „Europäische Blicke“ betrachtet zunächst Ole Merkel (Bochum) den nordrhein-westfälischen „Gastarbeiterpokal“ zwischen 1966 und 1972, den Arbeits- und Sozialminister Konrad Grundmann mit der Absicht gestiftet hatte, ausländischen Arbeitnehmern die Anpassung an bundesdeutsche Lebensverhältnisse zu erleichtern. In Presseberichten zum Pokalwettbewerb, dessen Organisation dem Westdeutschen Fußballverband oblag, hat freilich – wie sich zeigen lässt – ein eher abwertend-negativer Unterton dominiert, der kaum mit den realen Vorkommnissen übereinstimmte. Ole Merkel zufolge hat es am guten Willen der NRW-Politik jener Jahre nicht gemangelt: Oftmals aber scheiterte dessen praktische Umsetzung innerhalb der Fußballverbände oder an kommunalen Entscheidungsträgern, die andere Prioritäten setzten und Anfragen ausländischer Mannschaften, vor Ort einen Platz für Training und Spiele zu bekommen, immer wieder dilatorisch behandelt oder abgewiesen haben.

Mit dem bundesdeutschen Gastarbeiterfußball der langen 1960er Jahre beschäftigt sich Ansbert Baumann (Saarbrücken) und verweist auf dessen beachtliche Eigenständigkeit. Es wird deutlich, dass die Gründungsinitiativen der ersten Vereine stets von den Arbeitsmigranten selbst ausgegangen sind und sich speziell im baden-württembergischen Raum ein hoher Organisationsgrad entwickelt hat: Allein dort entstanden zwischen 1961 und 1971 ein griechischer, ein türkischer, ein italienischer, ein spanischer, ein portugiesischer und ein jugoslawischer Fußballverband mit jeweils regelmäßigem Spielbetrieb. Laut Baumann hat der DFB die autonomen Entwicklungen provisorisch akzeptiert und sich erst später – als Mitte der 1960er Jahre die Vorstellung einer baldigen Rückkehr in die Heimat für einen Teil der Zugewanderten kaum mehr der Realität entsprach – zu einem verbandspolitischen Nachdenken über mögliche Integrationsmaßnahmen aufgerafft. Etliche solcher Bemühungen trafen allerdings auf Widerstände der „Großen Politik“ in den um Einfluss ringenden Entsendestaaten. Bilanzierend lässt sich Ansbert Baumann zufolge festhalten, dass der Fußball zunächst eher segregierend gewirkt, längerfristig aber eine integrative Eigendynamik entwickelt hat: Faktoren wie das Schiedsrichterwesen, die Jugendarbeit und die mit dem Spielbetrieb einhergehende Erlebnisdimensionen haben zu einem wachsenden emotionalen Beheimaten im regionalen und sozialen Umfeld der „Gastarbeiter“-Spieler beigetragen.

Die Gründungsmythen und tatsächlichen Exklusions- und Inklusionsmechanismen „italienischer“ Fußballvereine in Luxemburg betrachten Jean Ketter und Denis Scuto (Luxemburg) in ihrem Aufsatz. Anhand der Beispiele von Jeunesse Esch und Alliance Dudelange dekonstruieren sie den vermeintlich italienischen Einfluss bei der Gründung luxemburgischer Fußballvereine als Mythos: Zwar sind in den Arbeitervereinen schon in der Frühphase italienischstämmige Spieler vertreten gewesen, eine federführende Rolle spielten diese aber erst in den 1960er und 1970er Jahren. In einer Langzeitperspektive lässt sich konstatieren, dass Migranten*innen aus Italien in Luxemburg heute häufig als Inbegriff gelungener Integration gelten, während die in den 1970er Jahren einsetzende portugiesische Zuwanderung eher als problembehaftet wahrgenommen wird, was sich auch in der Reputation der jeweiligen Fußballvereine widerspiegelt oder am langen Zögern des luxemburgischen Fußballverbandes, portugiesische Vereine in den regulären Spielbetrieb zu integrieren.

Schließlich stellt Andreas Praher (Salzburg) mit der Salzburger „Jugoliga“ den exemplarischen Fall eines mono-ethnischen Spielbetriebs in Österreich vor: Hintergrund war der Abschluss des Anwerbeabkommens mit Jugoslawien 1966. Das Bundesland Salzburg entwickelte sich zu einem beliebten Zuzugsraum für Migranten*innen aus Jugoslawien, die 1973 etwa ein Fünftel der dortigen Arbeitskräfte ausmachten. Jugoslawische Clubs wie Arena Grödig haben sich seit 1970 gegründet und sich Andreas Praher zufolge bei der Namensgebung an Teams in der Heimat angelehnt oder an die dortige Herkunftsregion: Entsprechend eng blieben die grenzüberschreitenden Fußballkontakte. Ersichtlich wird besonders die starke Präsenz und der Einfluss des jugoslawischen Staates, der auf fortwährende Heimatbindung setzte, den Spielbetrieb mitfinanzierte, zugleich kontrollierte, ob die Vereine im Sinne des Titoismus ethnisch durchmischt waren oder ob an nationalen Feiertagen auch sportliche Wettkämpfe stattfanden: Ein wichtiger Grund, der erklärt, warum die „Jugoligen“ nie in den österreichischen Fußballverband eingegliedert worden und heute aus dem kollektiven Gedächtnis nahezu verschwunden sind.

Fußball & Migration soziologisch – Deutsche und französische Blicke

Im dritten, weniger zeithistorisch als sozialwissenschaftlich orientierten Kapitel bietet zunächst William Gasparini (Strasbourg) Einblicke in die möglichen integrativen und exklusiven Effekte des Profifußballs. Beispielhaft wird die Équipe Tricolore angeführt, die gemessen an den anderen Nationalmannschaften die höchste Dichte an Spielern mit Migrationshintergrund aufweist; als eine Art effet de réel nach Roland Barthes wird deshalb Gasparini zufolge die französische Gesellschaft – auch dank der hohen Präsenz des Fußballs in den französischen Medien – noch stärker als Migrationsgesellschaft wahrgenommen. Dabei wird deutlich, dass sich je nach Blickwinkel der (Profi-)Fußball verschieden interpretieren lässt: als Sport der Arbeiterklasse, als Ergebnis der kolonialen Vergangenheit, als Beleg für gesellschaftliches Versagen oder für eine gelungene Integration. Laut Gasparini bedient damit der Fußball eine – im Bourdieuschen Sinne – mentale Disposition, die unbewusste Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata bedingt: Nationalmannschaften können vor diesem Hintergrund sowohl zum Symbol gelungener Integration stilisiert wie auch als Zielscheibe rassistischer Anfeindungen missbraucht werden.

Sebastian Braun (Berlin) beschäftigt sich in seinem Beitrag aus sportsoziologischer Warte mit der Relevanz deutscher Sportvereine für Integrationsprozesse von Menschen mit Migrationshintergrund. Nach einführenden Bemerkungen zu den vielen staatlich geförderten und verbandspolitisch umgesetzten Programmen der letzten Jahrzehnte folgen Ausführungen zur Rolle der Vereine. Dabei unterscheidet Braun zwei grundlegende Ebenen: erstens die Binnenintegration innerhalb von Vereinsstrukturen („Integration in den Sport“) und zweitens außenintegrative Effekte der Sportclubs („Integration durch den Sport“). Während Aspekte der Binnenintegration mit Blick auf das Vereinsleben und das damit verknüpfte soziale Miteinander relativ leicht zu greifen seien, lasse sich die externe Wirkung – sprich: das „übersportliche“ Zusammenwachsen von Menschen verschiedener Herkunft durch gezielt öffentlich geförderten Sport als „Gesellschaftskitt“ – weitaus schwieriger messen. Stets zu berücksichtigen seien dabei Faktoren wie soziale Ungleichheit oder auch subtile Schließungsmechanismen formal offener Vereine. Über „Spill-over-Effekte“, die sich an die Idee von „Integration durch den Sport“ knüpfen und entsprechende Integrationsleistungen auf andere Handlungskontexte wie Schule oder Beruf übertragen sollen, kann deshalb, so Sebastian Braun, bisher nur wenig empirisch Belastbares gesagt werden.

Den Fragen, welche Formen von Integrationsverständnis und Integrationspolitik in Deutschland und in Frankreich vorherrschen und wie ähnlich bzw. wie unterschiedlich die nationalen Fußballverbände – die Fédération Française de Football (FFF) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) – mit Diversität im Spitzen- wie im Amateurfußball umgehen, widmet sich der Beitrag von Pierre Weiss (Luxemburg). Herausgearbeitet wird ein Schema, das sich über mehrere Vergleichsachsen definiert und das für den französischen Fall eine primär räumliche Dimension im Umgang mit Fußballspielenden aus Migrationskontexten hervorhebt, für den deutschen Fall eher eine soziale Dimension, die unmittelbare Maßnahmen im Sinne „kompensatorischer Diskriminierung“ umfasst. Der Artikel setzt sich mit den Vor- und Nachteilen beider Ansätze auseinander, betont aber zugleich, dass letztlich nur dominante Trends zu erfassen sind, die kaum die tatsächliche Komplexität der Gegebenheiten widerspiegeln. Eine Gemeinsamkeit im Vorgehen der Fußballverbände sieht Pierre Weiss in der Grundsatzentscheidung, einen nachdrücklichen Kampf gegen Diskriminierungen zu führen, anstatt eine Politik der Repräsentation ethnischer Gruppen zu betreiben.

Vor dem Hintergrund dominanter Gender-Ansätze im Erforschen des Frauenfußballs macht Camille Martin (Lyon) im abschließenden Aufsatz darauf aufmerksam, dass solche Analysen vielfach von gesellschaftlich und ethnisch homogenen Gruppen ausgehen, ohne die Differenzkategorien soziale Klasse und kulturelle Herkunft mit einzubeziehen. Dabei hat es wegen der relativ geringen Anzahl an Frauenfußballteams eine hohe Wahrscheinlichkeit, sozial wie ethnisch recht gemischte Gruppen vorzufinden, die sich gemeinsam für ein sportliches Ziel einsetzen. Auf der Basis eigener Einsichten, gewonnen aus der Praxis teilnehmender Beobachtung in einem Verein aus dem Großraum Paris, kann Camille Martin komplexe, ambivalente und stark situationsabhängige Verhaltens- und Kommunikationsmuster der Fußballerinen untereinander anschaulich dokumentieren: Je nachdem, ob sich diese sich im Gesamtteam oder in Untergruppen bewegen, können die Diskurse sowohl der „weißen“ als auch der „migrantischen“ Spielerinnen stark variieren: zwischen xenophob angehauchten und anti-rassistischen Konnotationen auf der einen Seite, zwischen national-französischen und herkunftsbezogenen Identifikationen auf der anderen Seite.

Kontexte und Danksagungen

Wie bereits erwähnt gehen die folgenden Artikel bis auf den Beitrag von Camille Martin auf die Saarbrücker Tagung „Migration│Integration│Exklusion – Spannungsfelder einer deutsch-französischen Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Fußballs in den langen 1960er Jahren“ im Juli 2018 zurück. In der Hoffnung, dass das Ergebnis allseits zufrieden stimmt, sei zunächst den Autorinnen und Autoren ganz herzlich gedankt, die vor eineinhalb Jahren den Weg an die Saar gefunden, im Rahmen der Veranstaltung einen Vortrag gehalten und später eine ausgearbeitete schriftliche Version zu Publikationszwecken abgeliefert haben. Weiterer Dank gebührt etlichen anderen Personen, die – wie Franz-Josef Brüggemeier (Freiburg) – zum wissenschaftlichen Gelingen der Tagung durch substanzielle Debattenbeiträge oder Kommentare im Laufe der drei Tage unentbehrlich gewesen sind. Ohne die fachdisziplinäre Expertise und wohlwollende Kritik aus geschichts-, kultur-, medien-, sozial- und sportwissenschaftlichen Blickwinkeln, ohne die Offenheit und Diskussionsfreude wäre das Umsetzen eines primären Tagungszieles kaum gelungen: nämlich das Ausloten von Stichhaltigkeit, Mehrwert und Erkenntnispotenzialen einer migrationshistorisch fokussierten und transnational deutsch-französisch-europäisch angelegten Fußballgeschichte der langen 1960er Jahre, die – wie eingangs gezeigt – weiterhin in den Kinderschuhen steckt.

Veranstaltet hat die Saarbrücker Zusammenkunft der Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte an der Universität des Saarlandes. Die organisatorische Detailarbeit im Vorfeld wie während der Tagung oblag meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, federführend Melanie Bardian, Ansbert Baumann, Philipp Didion, Saskia Lennartz, Sarah May, Jasmin Nicklas und Martina Saar. Für den stets tatkräftigen, umsichtigen und gut gelaunten Einsatz sei allen Beteiligten an der Organisation ebenso gedankt wie der Universität des Saarlandes für das Überlassen des Graduate Centre auf dem Campus. Neuerlich haben die Räumlichkeiten nicht nur ein konzentriertes Arbeiten ermöglicht, sondern dank des stilvollen Ambientes auch zur überaus angenehmen und anregenden Atmosphäre während der gesamten Veranstaltung beigetragen.

Weiterer Dank gilt all denen, die den vorliegenden Sammelband administrativ, technisch und formal mit auf den Weg gebracht haben. Für die redaktionellen Mühen zeichnete neben den beiden Herausgebern federführend und stets professionell Philipp Didion verantwortlich. Was die Endredaktion sowie das Vereinheitlichen und Korrigieren der Texte – wie auch manche redaktionelle Grundsatzentscheidung – anbelangt, war das ganze Lehrstuhlteam Europäische Zeitgeschichte im Einsatz, ganz zum Schluss allen voran Philipp Didion und Sarah May. Als Sponsoren standen uns das Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes sowie ganz besonders die Deutsche Forschungsgemeinschaft zur Seite. Ohne den finanziellen „Beistand“ durch die DFG hätte weder die Tagung stattfinden noch der Sammelband in dieser Form publiziert werden können. Auch dafür ein herzliches Dankeschön.

Literaturverzeichnis

Alkenmeyer, Thomas, Sport und Alltagskultur in der Nachkriegszeit, in: Deutscher Sportbund (Hg.), Die Gründerjahre des Deutschen Sportbundes. Wege aus der Not zur Einheit, Bd. 2, Schorndorf (Hofmann-Verlag) 1991, S. 157–165.

Amar, Marianne / Poinsot, Marie / Wihtol de Wenden, Catherine (Hg.), A chacun ses étrangers? France – Allemagne de 1871 à aujourd'hui, Paris (Actes Sud / CNHI) 2009.

Archambault, Fabien / Beaud, Stéphane / Gasparini, William (Hg.), Le football des nations. Des terrains de jeu aux communautés imaginées, Paris (Editions de la Sorbonne) 2016.

Asfur, Anke / Osses, Dietmar (Hg.), Neapel – Bochum – Rimini. Arbeiten in Deutschland. Urlaub in Italien, Essen (Klartext) 2003.

Bade, Klaus J., Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München (Beck) 22002.

Bade, Klaus J., Vom Auswanderungsland zum Einwanderungsland? Deutschland 1880–1980, Berlin (Colloquium Verlag) 1983.

Barreaud, Marc, Dictionnaire des footballeurs étrangers dans le championnat de France professionnel 1932–1997, Paris (L'Harmattan) 1997.

Beaud, Stéphane, Traîtres à la nation? Un autre regard sur la grève des Bleus en Afrique du Sud, Paris (La Découverte) 2011.

Beaud, Stéphane / Noiriel, Gérard, L'immigration dans le football, in: Vingtième Siècle. Revue d'Histoire 26 (1990), S. 83–96.

Becker, Frank / Schäfer, Ralf (Hg.), Die Spiele gehen weiter. Profile und Perspektiven der Sportgeschichte, Frankfurt am Main / New York (Campus) 2014.

Beier-de Haan, Rosmarie / Werquet, Jan (Hg.), Fremde? Bilder von den „Anderen“ in Deutschland und Frankreich seit 1871, Dresden (Sandstein) 2009.

Berlinghoff, Marcel, Das Ende der „Gastarbeit“. Europäische Anwerbestopps 1970–1974, Paderborn (Schöningh) 2013.

Bernett, Hajo, Neue Aspekte der Zeitgeschichte des Sports, in: Sportwissenschaft 25 (1995), S. 119–136.

Blanc-Chaléard, Marie-Claude, Histoire de l'immigration, Paris (La Découverte) 2001.

Blanchard, Pascal / Dubucs, Hadrien / Gastaut, Yvan, Atlas des immigrations en France. Histoire, mémoire, héritage, Paris (Autrement) 2016.

Blanchard, Pascal / Bancel, Nicolas / Thomas, Dominic (Hg.), Vers la guerre des identités? De la fracture coloniale à la révolution ultranationale, Paris (La Découverte) 2016.

Blecking, Diethelm, Die Nummer 10 mit Migrationshintergrund. Fußball und Zuwanderung im Ruhrgebiet, in: APuZ 1–3 (2019), S. 24–29.

Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz / Traba, Robert (Hg.), Vom Konflikt zur Konkurrenz. Deutsch-polnisch-ukrainische Fußballgeschichte, Göttingen (Werkstatt) 2014.

Blecking, Diethelm / Dembowski, Gerd (Hg.), Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland, Frankfurt am Main (Brandel & Apsel) 2010.

Blecking, Diethelm, Sport, Zuwanderung und Minderheiten in Deutschland. Zur Geschichte eines Vorurteils, in: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 7/2 (2007), S. 31–44.

Boli, Claude / Clastres, Patrick / Lassus, Marianne (Hg.), Le sport en France à l'épreuve du racisme du XIXe siècle à nos jours, Paris (Nouveau Monde Editions) 2015.

Boli, Claude / Gastaut, Yvan / Grognet, Fabrice (Hg.), Allez la France! Football et immigration, Paris (Gallimard) 2010.

Bretin-Maffiuletti, Karen, Histoire du mouvement sportif ouvrier en Bourgogne. Un autre regard sur les organisations sportives travaillistes (fin des années 1930–fin des années 1970), Diss. Université de Dijon 2004.

Bromberger, Christian, Passions pour „la bagatelle la plus sérieuse du monde“: le football, in: ders. (Hg.), Passions ordinaires. Football, jardinage, généalogie, concours de dictée…, Paris (Hachette) 22002, S. 271–307.

Broschkowski, Michael / Schneider, Thomas, „Fußlümmelei“ – Als Fußball noch ein Spiel war, Berlin (Transit) 2005.

Bröskamp, Bernd, Migration, Integration, Interkulturelle Kompetenz, Fremdheit und Diversität: Zur Etablierung eines aktuellen Feldes der Sportforschung. Eine Sammelbesprechung, in: Sport & Gesellschaft 8 (2011), S. 85–94.

Brüggemeier, Franz-Josef, Weltmeister im Schatten Hitlers. Deutschland und die Fußball-Weltmeisterschaft 1954, Essen (Klartext) 2014.

Brüggemeier, Franz-Josef / Borsdorf, Ulrich / Steiner, Jörg (Hg.), Der Ball ist rund. Katalog zur Fußballausstellung im Gasometer Oberhausen, Essen (Klartext) 2000.

Brüggemeier, Franz-Josef, Zurück auf dem Platz. Deutschland und die Fußball-Weltmeisterschaft 1954, München (DVA) 2004.

Chovaux, Olivier, 50 ans de football dans le Pas-de-Calais. Le temps de l'enracinement (fin XIXe–1940), Arras (Artois Presses Université) 2001.

Clastres, Patrick / Dietschy, Paul, Sport, Société et culture en France – Du XIXe siècle à nos jours, Paris (Hachette) 2006.

Correia, Mickaël, Une histoire populaire du football, Paris (La Découverte) 2018.

Dauncey, Hugh / Hare, Geoff (Hg.), France and the 1998 world cup. The national impact of a world sporting event, London / New York (Routledge) 1999.

Delaplace, Jean-Michel et al. (Hg.), Sport und Sportunterricht in Frankreich und Deutschland in zeitgeschichtlicher Perspektive, Aachen (Meyer & Meyer) 1994.

Delaunay, Pierre / Ryswick, Jacques de / Cornu, Jean / Vermand, Dominique, 100 ans de football en France, Paris (Editions Atlas) 1998.

Deutscher Fußball-Bund (Hg.), 100 Jahre DFB. Die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes, Berlin (Sportverlag) 1999.

Didion, Philipp, „Gute Deutsche in Paris“ – Fußball-Länderspiele zwischen Frankreich und der Bundesrepublik in den 1950er Jahren und die Wiederaufnahme der bilateralen Sportbeziehungen, Staatsarbeit, Universität des Saarlandes 2019.

Dinçkal, Noyan, Sportlandschaften. Sport, Raum und (Massen-)Kultur in Deutschland 1880–1930, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2013.

Dietschy, Paul, Histoire du football, Paris (Perrin) 2010.

Dietschy, Paul / Holt, Richard, Sports history in France and Britain. National agendas and european perspectives, in: Journal of Sport History 37/1 (2010), S. 83–98.

Dietschy, Paul / Gastaut, Yvan / Mourlane, Stéphane, Histoire politique des coupes du monde de football, Paris (Vuibert) 2006.

Eder, Michael, Equipes multiculturelles, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.07.1998.

Eisenberg, Christiane / Lanfranchi, Pierre / Mason, Tony / Wahl, Alfred, FIFA 1904–2004. 100 Jahre Weltfußball, Göttingen (Werkstatt) 2004.

Eisenberg, Christiane, „English Sports“ und deutsche Bürger. Eine Gesellschaftsgeschichte 1800–1939, Paderborn (Schöningh) 1999.

Eisenberg, Christiane (Hg.), Fußball, soccer, calcio. Ein englischer Sport auf seinem Weg um die Welt, München (dtv) 1997.

El Yazami, Driss / Gastaut, Yvan / Yahi, Naïma (Hg.), Générations. Un siècle d'histoire culturelle des Maghrébins en France, Paris (Gallimard) 2009.

Eryilmaz, Aytaç (Hg.), Geteilte Heimat. 50 Jahre Migration aus der Türkei. Paylaşilan yurt, Essen (Klartext) 2011.

Eryilmaz, Aytaç / Jamin, Mathilde (Hg.), Fremde Heimat. Eine Geschichte der Einwanderung aus der Türkei, Essen (Klartext) 1998.

Fauri, Francesca (Hg.), The history of migration in Europe. Prospectives from economics, politics and sociology, London / New York (Routledge) 2015.

Fisher, Michael H., Migration – A world history, Oxford (University Press) 2014.

Fontaine, Marion, Le Racing Club de Lens et les „Gueules Noires“. Essai d'histoire sociale, Paris (Indes savantes) 2010.

Frenkiel, Stanislas, Migratory Networks Used by Algerian Professional Footballers in France. From Colonial Times to the Postcolonial Era 1932–1991, in: International Journal of the History of Sport 32 (2015), S. 1–13.

Frenkiel, Stanislas / Bancel, Nicolas, The Migration of Professional Algerian Footballers to the French Championship 1956–82 – The ‚desire for France‘ and the prevailing national contexts, in: International Journal of the History of Sport 25 (2008), S. 1031–1050.

Gasparini, William (Hg.), L'Europe selon le football. Dossier der Zeitschrift Pôle Sud. Revue de science politique de l'Europe méridionale 47 (2017), S. 7–115.

Gasparini, William, L'Europe du football. Socio-histoire d'une construction européenne, Strasbourg (Presses universitaires) 2017.

Gasparini, William (Hg.), France et Allemagne. Le sport à l’épreuve des identités. Dossier der Zeitschrift Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande 44/4 (2012), S. 411–534.

Gastaut, Yvan, Le métissage par le foot. L'intégration, mais jusqu'où?, Paris (Autrement) 2008.

Gastaut, Yvan / Mourlane, Stéphane, Introduction, in: dies. (Hg.), Le football dans nos sociétés. Une culture populaire 1914–1998, Paris (Autrement) 2006, S. 5–13.

Gastaut, Yvan, Le football français à l'épreuve de la diversité culturelle, in: ders. / Stéphane Mourlane (Hg.), Le football dans nos sociétés. Une culture populaire 1914–1998, Paris (Autrement) 2006, S. 218–236.

Gastaut, Yvan, L'immigration et l'opinion en France sous la Ve République, Paris (Seuil) 2000.

Gaucher, Julie, De la „femme de sport“ à la sportive. Une Anthologie, Le Crest (Edition du Volcan) 2019.

Gebauer, Gunter, Vom „Proletensport“ zum „Kulturgut“, in: APuZ 27–28 (2013), S. 8–14.

Gehrmann, Siegfried, Der F.C. Schalke 04 und seine frühe Geschichte. Der Fußballclub als Identifikationsmedium im Ruhrrevier, in: Wolfram Pyta (Hg.), Der lange Weg zur Bundesliga. Zum Siegeszug des Fußballs in Deutschland, Münster (Lit) 2004, S. 151–170.

Gehrmann, Siegfried, Fußballsport und Gesellschaft in historischer Perspektive. Ein Bericht zur Forschungslage in Großbritannien, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 7/2 (1993), S. 7–43.

Gehrmann, Siegfried, Fußball – Vereine – Politik. Zur Sportgeschichte des Reviers 1900–1940, Essen (Reimar Hobbing Verlag) 1988.

Gervereau, Laurent / Milza, Pierre / Temime, Émile (Hg.), Toute la France – Histoire de l'immigration en France au XXème siècle. Catalogue de l'exposition, Paris (Somogy) 1998.

Göbel, Benedict, Integrationspolitik in Frankreich – Welche Lehren für Deutschland?, in: Analysen und Argumente 216 (2016), S. 1–13.

Gregorius, Saskia (Hg.), „Gefühle, wo man schwer beschreiben kann“. Katalog zur Großen Landesaustellung, Stuttgart (Haus der Geschichte) 2010.

Güldenpfennig, Sven, Fußball – literarisch. Neue Publikationen zur Zeitgeschichte des Fußballsports, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 8/2 (1994), S. 64–80.

Hahn, Sylvia, Historische Migrationsforschung, Frankfurt am Main / New York (Campus) 2012.

Halm, Dirk, Turkish immigrants in German amateur football, in: Alan Tomlinson / Christopher Young (Hg.), German Football. History, Culture, Society, London / New York (Routledge) 2006, S. 73–92.

Hare, Geoff, Football in France. A cultural history, Oxford / New York (Berg) 2003.

Havemann, Nils, Samstags um halb 4. Die Geschichte der Fußballbundesliga, München (Siedler) 2013.

Havemann, Nils, Fußball unterm Hakenkreuz. Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz, Frankfurt am Main / New York (Campus) 2005.

Herbert, Ulrich, Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880 bis 1980. Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Bonn (Dietz) 1986.

Herzog, Markwart (Hg.), Frauenfußball in Deutschland. Anfänge – Verbote – Widerstände – Durchbruch, Stuttgart (Kohlhammer) 2013.

Hill, Jeffrey, Sport and politics, in: Journal of Contemporary History 38 (2003), S. 335–361.

Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hg), Am Ball der Zeit – Deutschland und die Fußball-Weltmeisterschaften seit 1954, Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum Speyer, Ostfildern-Ruit (Hatje Kantz) 2004.

Hofmann, Anette R. / Krüger, Michael (Hg.), Rund um den Frauenfußball. Pädagogische und sozialwissenschaftliche Perspektiven, Münster (Waxmann) 2014.

Hopf, Wilhelm (Hg.), Fußball – Soziologie und Sozialgeschichte einer populären Sportart, Bensheim (Päd.-Extra-Buchverlag) 1979.

Horeni, Michael, Mit dem neuen Staatsbürgerrecht kann sich der Trend zu multikulturellen Nationalmannschaften verstärken – Das Musterbeispiel Frankreich macht auch dem DFB Beine, in: Die Zeit, 21.10.1998.

Horeni, Michael, Der totale Fußball, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.1998.

Hubscher, Roland / Durry, Jean / Jeu, Bernard (Hg.), L'histoire en mouvements. Le sport dans la société française, Paris (Colin) 1992.

Hubscher, Roland, Introduction, in: ders. / Jean Durry / Bernard Jeu (Hg.), L'histoire en mouvements. Le sport dans la société française (XIXe–XXe siècle), Paris (Colin) 1992, S. 7–12.

Huhn, Daniel / Kunstreich, Hannes / Metzger, Stefan, Gründungsmotive türkisch geprägter Fußballvereine, in: Uwe Hunger et al. (Hg.), Migrations- und Integrationspolitik im europäischen Vergleich, Münster (Lit) 2014, S. 279–297.

Hunn, Karin, „Nächstes Jahr kehren wir zurück …“. Die Geschichte der türkischen „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik, Göttingen (Wallstein) 2005.

Hüser, Dietmar / Meyer, Jean-Christophe / Weiss, Pierre (Hg.), Fußball und Diversität in Frankreich und Deutschland. Dossier der Zeitschrift Lendemains. Études comparées sur la France – Vergleichende Frankreichforschung 161 (2016), S. 5–73.

Hüser, Dietmar / Baumann, Ansbert, Fußfassen durch Fußball in der Fremde? Arbeitsmigration und Amateurfußball im Frankreich und Westdeutschland der langen 1960er Jahre, in: Lendemains. Études comparées sur la France – Vergleichende Frankreichforschung 161 (2016) (= Fußball und Diversität in Frankreich und Deutschland), S. 7–18.

Hüser, Dietmar (Hg.), „Frankreichs Empire schlägt zurück“ – Gesellschaftswandel, Kolonialdebatten und Migrationskultur zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Kassel (University Press) 2010.

Hüser, Dietmar, Moderner Sport und Geschichte als Wissenschaft – Zur politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verflechtung eines massenkulturellen Phänomens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Neue Politische Literatur 51 (2006), S. 223–263.

Hüser, Dietmar, RAPublikanische Synthese – Eine französische Zeitgeschichte populärer Musik und politischer Kultur. Köln / Wien (Böhlau) 2004.

Janz, Oliver / Sala, Roberto (Hg.), Das Bild der italienischen Migranten, Frankfurt am Main / New York (Campus) 2011.

Kalifa, Dominique, La culture de masse en France 1860–1930, Paris (La Découverte) 2001.

Kerner, Max (Hg.), Eine Welt – Eine Geschichte? 43. Deutscher Historikertag in Aachen, 26. bis 29. September 2000: Berichtsband, München (Oldenbourg) 2001.

Klinker, Sonja, Maghrebiner in Frankreich, Türken in Deutschland. Eine vergleichende Untersuchung zu Identität und Integration muslimischer Einwanderergruppen in europäische Mehrheitsgesellschaften, Frankfurt am Main (Lang) 2010.

Kolb, Arnd, Autos – Arbeit – Ausländer. Die Geschichte der Arbeitsmigration des Audi-Werks Neckarsulm, Bielefeld (Delius Klasing) 2011.

Koser, Khalid, Internationale Migration, Stuttgart (Reclam) 2011.

Krasnoff, Lindsay Sarah, The making of Les Bleus. Sport in France 1958–2010, Lanham (Lexington Book) 2013.

Kühnst, Peter, Sport – Eine Kulturgeschichte im Spiegel der Kunst, Dresden (Verlag der Kunst) 1996.

Laacher, Smaïn, Dictionnaire de l'immigration en France, Paris (Larousse) 2012.

Lanfranchi, Pierre / Taylor, Matthew, Mobility, migration and history. Football and early transnational networks, in: Richard Elliot / John Harris (Hg.), Football and migration. Perspectives, places, players, London / New York (Routledge) 2015, S. 3–20.

Lanfranchi, Pierre / Wahl, Alfred, The Immigrant as Hero. Kopa, Mekloufi and French football, in: The International Journal of the History of Sport 12 (1995), S. 114–127.

Läpple, Dieter, Gesellschaftszentriertes Raumkonzept. Zur Überwindung von physikalisch-mathematischen Raumauffassungen in der Gesellschaftsanalyse, in: Martin Wentz (Hg.), Stadt-Räume, Frankfurt am Main / New York (Campus) 1991, S. 35–46.

Leggewie, Claus / Wihtol de Wenden, Catherine, Introduction, in: dies. / Bernard Falga (Hg.), Au miroir de l'autre. De l'immigration à l'intégration en France et en Allemagne, Paris (Les Editions du CERF) 1994, S. 11–18.

Leicht, Robert, A la française! Jetzt brauchen wir ein neues deutsches Staatsbürgerrecht – nach französischem Vorbild, in: Die Zeit, 16.07.1998.

Lenz, Britta, Vereint im Verein? Städtische Freizeitkultur und die Integration von polnischen und masurischen Zuwanderern im Ruhrgebiet zwischen 1900 und 1939, in: Archiv für Sozialgeschichte 46 (2006), S. 183–203.

Lequin, Yves (Hg.), La mosaïque France. Histoire des étrangers et de l'immigration en France, Paris (Larousse) 1988.

Lewis, Robert W., The stadium century. Sport, spectatorship and mass society in modern France, Manchester (Manchester UP) 2017.

Lindner, Rolf / Breuer, Heinrich Th., „Sind doch nicht alles Beckenbauers“. Zur Sozialgeschichte des Fußballs im Ruhrgebiet, Frankfurt am Main (Syndicat) 1978.

Linne, Carina Sophia, Freigespielt. Frauenfußball im geteilten Deutschland, Berlin (be.bra) 2011.

Liotard, Philippe, Sport, mémoire coloniale et enjeux identitaires, in: Pascal Blanchard et al. (Hg.), La fracture coloniale. La société française au prisme de l'héritage colonial, Paris (La Découverte) 2005, S. 227–236.

Löffler, Roland (Hg.), Nationale Identität und Integration. Herausforderungen an Politik und Medien in Frankreich und Deutschland, Freiburg (Herder) 2011.

Lüthi, Barbara, Migration and Migration History, Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 06.07.2018, S. 1–37, http://docupedia.de/zg/Luethi_migration_v2_en_2018 (letzter Zugriff am 30.08.2019).

Maase, Kaspar, Grenzenloses Vergnügen. Der Aufstieg der Massenkultur 1850–1970, Frankfurt am Main (Fischer) 1997.

Manfrass, Klaus, Türken in der Bundesrepublik – Nordafrikaner in Frankreich. Ausländerproblematik im deutsch-französischen Vergleich, Bonn (Bouvier) 1991.

Manning, Patrick, Migration in world history, London / New York (Routledge) 22013.

Meyer, Jean-Christophe, L'offre télévisée de football et sa réception par la presse en France et en RFA (1950–1966). L'édification du „Grand stade“, vecteur d'identité nationale et européenne, Diss. Université de Strasbourg 2012.

Mittag, Jürgen / Nieland, Jörg-Uwe (Hg.), Das Spiel mit dem Fußball. Interessen, Projektionen und Vereinnahmungen, Essen (Klartext) 2007.

Morandi, Elia, Italiener in Hamburg. Migration, Arbeit und Alltagsleben vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Frankfurt am Main (Lang) 2004.

Noiriel, Gérard, Le creuset français. Histoire de l'immigration. XIXe et XXe siècle, Paris (Seuil) 1988.

Oltmer, Jochen, Migration im 19. und 20. Jahrhundert, München (Oldenbourg) 22013.

Oltmer, Jochen, Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, München (Beck) 22012.

Oltmer, Jochen et al. (Hg.), Das „Gastarbeiter“-System, München (Oldenbourg) 2012.

Osses, Dietmar (Hg.), Von Kuzorra bis Özil. Die Geschichte von Fußball und Migration im Ruhrgebiet, Essen (Klartext) 2015.

Pfeil, Ulrich (Hg.), Football & identité en France et en Allemagne, Villeneuve d'Ascq (Septentrion) 2010.

Pociello, Christian, Préface – De nouvelles mises en perspectives historiques, in: Nicolas Bancel / Jean-Marc Gayman, Du guerrier à l'athlète. Eléments d'histoire des pratiques corporelles, Paris (PUF) 2002, S. 9–11.

Poinsot, Marie / Weber, Serge (Hg.), Migrations et mutations de la société française. L’état des savoirs, Paris (La Découverte) 2014.

Poli, Raffaele, Les politiques migratoires dans le football européen, in: Revue européenne d'histoire sociale 18/19 (2006), S. 46–61.

Pyta, Wolfram (Hg.), Geschichte des Fußballs in Deutschland und Europa seit 1954, Stuttgart (Kohlhammer) 2013.

Pyta, Wolfram, Geschichtswissenschaft und Sport – Fragestellungen und Perspektiven, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 61 (2010), S. 388–401.

Pyta, Wolfram, Nicht mehr im Abseits – Fußball als Gegenstand bundesdeutscher Geschichtswissenschaft, in: Jürgen Court et al. (Hg.), Fußballsport und Wissenschaftsgeschichte (Studien zur Geschichte des Sports 2), Berlin / Münster (Lit) 2007, S. 65–77.

Pyta, Wolfram, German football. A cultural history, in: Alan Tomlinson / Christopher Young (Hg.), German Football. History, Culture, Society, London / New York (Routledge) 2006, S. 1–22.

Pyta, Wolfram (Hg.), Der lange Weg zur Bundesliga. Zum Siegeszug des Fußballs in Deutschland, Münster (Lit) 2004.

Raithel, Thomas, Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Sport – Geschichte – Mythos, München (LZPB) 2004.

Reichelt, Bernd, Fußball im deutsch-französischen Grenzraum Saarland / Moselle 1900–1952. Eine transnationale Geschichte politischer Inszenierung und sportlicher Emanzipation, Stuttgart (Steiner) 2014.

Richard, Jean-Luc, Migration, intégration. Regard sur la recherche française contemporaine, in: Marie Poinsot / Serge Weber (Hg.), Migrations et mutations de la société française. L'état des savoirs, Paris (La Découverte) 2014, S. 38–46.

Schirmer, Dietmar, Nationalism and citizenship during the passage from the postwar to the post-postwar, in: Cornelia Wilhelm (Hg.), Migration, memeory and diversity. Germany from 1945 to the present, New York / Oxford (Berghahn) 2017, S. 233–255.

Schulze-Marmeling, Dietrich, Ein Spiel der Migranten. Kleine Geschichten über Fußball in Europa, in: Diethelm Blecking / Gerd Dembowski (Hg.), Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland, Frankfurt am Main (Brandel & Apsel) 2010, S. 199–211.

Sorez, Julien, Le football dans Paris et ses banlieues de la fin du XIXe siècle à 1940. Un sport devenu spectacle, Rennes (Presses universitaires) 2013.

Sorez, Julien, Du terrain à la buvette. Diffusion du football et contrôle social en région parisienne durant l'entre-deux-guerres, in: Le Mouvement Social 238 (2012), S. 65–80.

Spitzer, Giselher, Aktuelle Konzepte zur Zeitgeschichte des Sports unter Berücksichtigung der Diskussion in der Geschichtswissenschaft, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 8/3 (1994), S. 56–75.

Stahl, Silvester, Selbstorganisation von Migranten im deutschen Vereinssport. Eine soziologische Annäherung, Potsdam (Universitätsverlag) 2011.

Stora, Benjamin, Les mémoires dangereuses. De l'Algérie coloniale à la France d'au-jourd'hui, Paris (Albin Michel) 2016.

Taylor, Matthew, Les migrations des footballeurs, in: Revue européenne d'histoire sociale 18/19 (2006), S. 24–45.

Temime, Émile, France, terre d'immigration, Paris (Gallimard) 1999.

Tétart, Philippe, Histoire du sport en France, 2 Bde., Paris (Vuibert) 2007.

Wahl, Alfred, Histoire de la Coupe du monde du football. Une mondialisiation réussie, Brüssel u.a. (Lang) 2013.

Wahl, Alfred, Les dirigeants du monde sportif français et allemand au XXe siècle. Un aperçu, in: Rainer Hudemann et al. (Hg.), Eliten in Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert. Strukturen und Beziehungen, Bd. 2, München (Oldenbourg) 1996, S. 143–154.

Wahl, Alfred / Lanfranchi, Pierre, Les footballeurs professionnels des années trente à nos jours, Paris (Hachette) 1995.

Wahl, Alfred, Fußball und Nation in Frankreich und Deutschland, in: Etienne François / Hannes Siegrist / Jakob Vogel (Hg.), Nation und Emotion – Deutschland und Frankreich im Vergleich: 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen (Vandenhoeck) 1995, S. 342–352.

Wahl, Alfred, La balle au pied. Histoire du football, Paris (Gallimard) 1990.

Wahl, Alfred, Les archives du football. Sport et société en France 1880–1980, Paris (Gallimard / Julliard) 1989.

Wahl, Alfred, Raymond Kopa. Une vedette du football, un mythe, in: Sport / Histoire 2 (1988), S. 83–96.

Weil, Patrick, La France et ses étrangers. L'aventure d'une politique de l'immigration de 1938 à nos jours, Paris (Gallimard) 2005.

Weiss, Pierre, La fabrication du regroupement sportif „communautaire“. Enquête sociologique sur les clubs de football „turcs“ en France et en Allemagne, Diss. Université de Strasbourg 2012.

Wiegand, Wilfried, Stolzes Frankreich, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.1998.

Wihtol de Wenden, Catherine, L'immigration. Découvrir l'histoire, les évolutions et les tendances des phénomènes migratoires, Paris (Eyrolles) 2017.

Yonnet, Paul, Huit leçons sur le sport, Paris (Gallimard) 2004.

Zimmermann, Moshe, Die Religion des 20. Jahrhunderts: Der Sport, in: Christof Dipper et al. (Hg.), Europäische Sozialgeschichte. Festschrift für Wolfgang Schieder, Berlin (Duncker & Humblot) 2000, S. 331–350.

Zorn, Roland, Himmlisch, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.1998.

Fußball & Migration zeithistorisch I – Deutsch-französische Blicke

„Integration. Gelingt spielend.“?

Sportpolitische Diskurse, fußballerische Praktiken und Formen indirekter Integration von Arbeitsmigranten im französisch-westdeutschen Vergleich

Dietmar Hüser

Ob Integration tatsächlich spielend gelingt, wie dies der plakative Titel einer gewiss wohlmeinenden Kampagne der Deutschen Fußball Liga aus dem Jahre 2011 nahelegt,1